Dichtweite - Gudrun Zydek - E-Book

Dichtweite E-Book

Gudrun Zydek

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Beschreibung

Inneres und äußeres Leben finden zusammen in einer einzigartigen Sammlung von Gedichten und Gedanken. Mit ihrer unverwechselbaren Handschrift führt die Autorin die Leser auf eine Reise durch die Tiefen der Seele und die Weiten des Menschseins. Diese ungewöhnlichen Texte laden ein zum Innehalten, Nachdenken und Neuentdecken. Ein Buch, das die Grenzen des Fassbaren und Wunderbaren verschwimmen lässt und neue Perspektiven eröffnet.

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Alles im Leben erzählt uns von uns selbst.

Inhalt

Vorwort

I. Von Dichtung und Leben

Ein Mensch verfasste ein Gedicht

Dichtung und Leben

Dichters Muse

Rhythmus

Überflüssig

Kreislauf

Wiedergeburt

Neu?

Menschliches Leben

Ernst des Lebens

Warum?

Lebenslauf in der Symbolik der Zahlen

Ironie

Poesie

Mein Leben

Ich bin

Die Rose

Macht der kleinen Schritte

Tote Hose

AUTOmatisch

Sonett?

Imagination oder Bildnis einer Dame

Ist es dir eigentlich bewusst?

Weißt du, was das heißt?

Die Cäcilienmesse oder Die Chorprobe

Siegerländer und Wittgensteiner

Verstehen

Mensch und Natur

II. Von Entscheidungen und Beziehungen

Angebot für einen Engel

Nur Gedanken?

Tor zur Fülle

Recht(s)streit

Wir-Sein

Der Liebe voll

Profilierungen

Vatertag

Der Untreue

Die zweite Frau

Mitgefühl

Vergib

Kompliment

Schicksal?

Es duftete süß der Jasmin

Des Schicksals Bälle

Der Weg zu dir

Jung und plötzlich

Nur Kalkül?!

Nachsicht

Mann oder Hund?

Appell an dich oder das Gehirntraining

Schiedsrichter

Wicklermännchens Klage oder der Duft der Frauen

Kleiderkauf oder die Qual der Wahl

Abfuhr

III. Von Fragen, Antworten und Erkenntnis

Mutter Erde

Am Himmelstor

Erkenntnis

Inspiration

Magie

Realist?

Bewusstsein

Menschen sind wie Diamanten

Verlorene Zeit?

Bedeutung

Was weißt du?

Denke

Was du erkennst

Ein Mensch von Einfluss

Wie siehst du dich?

Mangel und Fülle

Wenn Wind nicht weht

Tagtraum

Was bist du?

Was bleibt?

Bleib wie du bist

Warum?? Warum??

Warum, was und wie?

Mit liebevollen Augen

Geiz und Sparsamkeit

Trotzdem tot

Mangelndes Vertrauen

Geist-Reich

Finde DICH!

Begehrlichkeiten

Einsicht

Geld

Das kleine Feine

Ruhe sanft?

Willst du ein Haus dir bauen

IV. Von Freundschaft und Liebe

Freundin

Liebe

Einmal Herrgott sein

Der Mutter

Liebe Worte

Die Liebe liebt

Anerkennung und Liebe?

Ein Wort nur? Ein Lächeln? Ein Blick?

Rosa Rosen

Synapsen - Schnittstellen der Liebe

Du verlangst nach Liebe?

Sonett an die Liebe

Die Liebe

Liebe wird nicht, Liebe ist!

Duft der rosa Rosen

Tagetes gelb und Tausendschön

Roter Mohn

Katzenjammer

Rosen auf mein Grab

Ewige Liebe

Unsterbliche Liebe

Von Herz zu Herz

Wer sagt es denn?

So war sie

Liebe trägt diese Welt

Trage keine Maske

Das liebende Herz

Schau mich an

Danksagung

Kirschbaum

Alte Liebe

Begleite mich

V. Von Gott, Engeln und Glauben

Der Anfang

Schöpfung

Der Wille Gottes

Sprich zu mir

Der Name des Einen

E R

Wie finde ich zu Gott?

Der freie Wille

Gott

Gottes Segen

Du bist nicht allein

Freiheit

Achte dein Leben

Erst Vertrauen schenken

Das Lächeln Gottes

Anruf

Bitte Gott

Wunscherfüllung

Mit jedem Makel

Nimm ALLES

Was ist ein Gebet?

Kraft des Glaubens

Gib nicht auf!

Er wartet

CARTE BLANCHE

Einheit

Schutzengel

Der Ruf des Engels

Was Engel so tun

Der kleine Engel

Das Heilige Lied

Sonne meiner Welt

Allein?

Eine Sonne sein

Ich wünsche mir Kirche

VI. Vom Inneren und Äußeren

Himmlische Regentropfen

Wie, was und wer bist du?

Sei wie ein Baum

Ideale Maßnahme

Sag, wann ist man alt?

Stimme der Liebe

Äußeres und Inneres

Samen des Geistes

Ausgeraubt

Die Skepsis

Tränen?!

Mir war heut So

Das Schweigen

Stille

Tor der Stille

Laute Stille

Reizvoll

Licht

Zum Geburtstag

Inszeniertes Weihnachten

VII. Von Jahreszeiten und Emotionen

Sein wie sie

Lauf der Dinge

Vorfrühling

Lebensblühn

Klartext …

Dann ist Sommer!

HE R B S T

„Heiße Hilde“

Wandern, wandern

Herbst und Tod

Mahnmal

Herzschlag

Angst vor dem Leben

Gevatter Tod

VIII. Von Raum und Zeit und Veränderung

Verändere die Welt

Ein Tag wird kommen

Raum und Zeit

Anker der Zeit

Alles dauert, solange es dauert

Tag und Nacht

Zeitlos

Wächter des Raumes

Chronik

Augenblicklich

Einzige Gewissheit

Abschied

Parteipolitik

Alkohol

Vaters Geburtstag

77. Geburtstag

IX. Wunder, Wahrheit und Wahrnehmung

Kein Wunder, dass es Wunder gibt

Schau hinter diese Welt

Es gibt keine Wunder?

Leben

Nostalgie

Baum der Erkenntnis

Schritt ins Dunkle

Bereit?

Verborgenes Auge

Buch der Weisheit

Positiv denken

Alles relativ?!

Wie die Sonnenuhr

Spuren

Augenblicke, Tage, Orte

Tugend

Die andere Welt

Ach, Stolz!

Phantasie

N e i d

Schönheit

Hoffnung

Die Hoffnung

Demut

Musik ist Leben

Weihnacht

Weihnachtslicht

X. Von Weisen und Narren und vom Glück

Weisheit und Wissen

Weise

Weisheit

Das Wissen

Freude

Wein und Weisheit

Zwei Menschen, ein Sturm

Mein Nest

Streben nach Glück

Das große Glück

Wenn ich nicht will

Liebe ist Glück

Narr?

Chaos

XI. Geschichten

Die Box

Verirrt

Das Weihnachtszimmer (Der Schlag

)

Vorwort

Auf Seite → im Kapitel „Von Gott, Engeln und Glauben“ geht es unter der Überschrift „Du bist nicht allein“ um ein persönliches „Reading“ für mich, das ich inspiriert aufgeschrieben habe. Was aber ist denn nun Inspiriertes Schreiben genau? Vereinfacht könnte man sagen, man schreibt, bevor man denkt bzw. ohne zu denken.

Inspiriertes Schreiben findet „zweigleisig“ statt, das heißt, ich schreibe auf, was ich von innen heraus erfahre, während gleichzeitig mein Verstand beobachtet und lesend begutachtet und kommentiert, ohne doch eingreifen zu dürfen, wenn ihm etwas als zu abenteuerlich oder gar falsch vorkommt.

Mehr als einmal erklärte sich mein inspiriertes Schreiben selbst, wie zum Beispiel in dieser Vision:

„Ich sitze in einem Kreis mit meinen Nachbarinnen. Groß und deutlich sehe ich vor meinen Augen meine Schrift in der Luft. Ich lese sie. Gleichzeitig liest eine weibliche Stimme aus meinem Innern sie mir vor, und das, was ich auf diese Weise lese und auf diese Weise höre, schreibe ich zur selben Zeit mit meiner Hand nieder.“

Was ich inspiriert schrieb, brauchte inhaltlich und stilistisch nie eine Überarbeitung. Ich schrieb es hin, und es war gut so. Wortwörtlich. Mein erstes Buch „Komm, ich zeige dir den Weg! Unser Weg durch das Leben in inspirierten Schriften“ und auch mein zweites Buch „Himmlische Regentropfen“ sind auf diese Weise entstanden.

Bevor ich mich allerdings an den Tisch setzte, um zu schreiben, sprach ich immer ein Gebet und meditierte anschließend, um mich auf die göttliche Inspiration einzustimmen. In dem Buch „Dichtweite“ sind sehr viele Gedichte inspiriert entstanden, jedoch nicht alle. Einige hab ich ganz bewusst verfasst; allerdings sind auch hier - wie bei jedem kreativen Prozess - die Grenzen fließend.

Vielleicht erkennen meine Leser selbst, welches Gedicht wie entstanden ist?

Wer mehr über Inspiriertes Schreiben und meinen geheimnisvollen persönlichen Weg dort hin wissen möchte, findet eine umfassende „Chronik meines Weges“ in meinem Buch „Komm, ich zeige dir den Weg! Unser Weg durch das Leben in inspirierten Schriften“. Ich beschreibe z. B. ausführlich die „visionäre Schrift“, die ich anfing zu sehen, lange bevor ich überhaupt zu schreiben begann.

Auch heute noch ist diese Schrift bei mir, eigentlich immer, sobald ich nur die Augen schließe. Sie ist ganz einfach da, wie um mich an meine Arbeit zu erinnern und zu ermahnen.

In einem Traum wurde mir gesagt, dass ich einfach nur darüber inspiriert schreiben solle, wenn ich etwas Bestimmtes wissen möchte. Die folgenden Zeilen sind ein Auszug aus einer Antwort meiner inspirierten Schrift:

„Bitte Gott um Zuflucht für deine Gedanken, damit er sie reinige und läutere und führe in die richtige Richtung. Er wird deine Gedanken lenken auf das Wesentliche, auf das Wahre, und du wirst es erkennen und an die Menschen weitergeben. Deute, was du siehst, indem du schreibst über alle Dinge, die dir auffallen, die dich zum Nachdenken bewegen. Denn es liegt ein Sinn darin in allem, was dir begegnet. Gehe diesem Sinn, dieser Bedeutung auf den Grund, und du wirst stellvertretend für dich und dein eigenes Leben das Leben aller Menschen begreifen können und verstehen. Und dieses Verständnis gib durch deine Schriften an andere Menschen weiter.“

Gudrun Zydek

I. Von Dichtung und Leben

Ein Mensch verfasste ein Gedicht

Ein Mensch verfasste ein Gedicht,

damit zufrieden war er nicht.

Er strebte sehr nach Perfektion,

erteilte andern gern Lektion.

So knobelte er hin und her,

was noch dran zu verbessern wär.

Von abends spät bis in die Früh

verbiss er sich in seine Müh.

Und ohne sich etwa zu schonen,

verfasste er so zig Versionen.

Er rang mit dem Papier und sich

und war erfolgreich unterm Strich.

Zwar fühlte er sich leicht benommen,

doch hat den Gipfel er erklommen.

Jetzt stellte das Gedicht sich dar,

wie es von ihm die Absicht war.

Er hatte wieder, welch ein Hohn!,

die allererste Ver.si.on.

Dichtung und Leben

Jedwede Dichtung, das ist klar,

einmal in einem Kopfe war.

Sie war Empfinden, war Erleben,

das jemand weiter uns gegeben.

Das, was wir hassen, was wir lieben,

hat immer jemand aufgeschrieben,

damit uns nichts verlorengeht

und wir so wissen, wie es steht.

Es geht um Alltag, rosa Träume,

um Lieb und Leid, um große Bäume.

Es geht um Tugend und um Laster,

um Schmerz und Tränen und viel Zaster,

Geburt und Tod und Hoffnungsschimmer,

auf welches Glück der Welt auch immer.

Doch geht‘s auch dann und wann zuweil

um das genaue Gegenteil.

Was einst ein Mensch sich ausgedacht,

hat schriftlich seinen Weg gemacht

in unser Herz, unsre Gedanken,

wo lesend sie hineinversanken.

Was uns ein andrer so gegeben,

wird uns Empfinden und Erleben.

Man kann nun schmunzeln, weinen, lachen

und seinen Spaß daraus sich machen.

Kann Mitleid haben mit den Helden

und auch Betroffenheit vermelden.

Dabei bemerkt man keine Spur,

dass es das eigne Leben nur,

denn das, worum es immer geht,

auch in dem eignen Leben steht.

Manchmal verstehn wir’s aber nicht

und brauchen eines andern Sicht,

die’s Leben aufzeigt mit Facetten

und nicht, wie wir es gerne hätten.

Ein Mensch alleine weiß nie alles.

So brauchen wir im Fall des Falles

in unsrer eigenen Begrenzung

den Geist des andern als Ergänzung.

Dichters Muse

Möge die Muse den Dichter stets küssen,

damit wir sie nicht missen müssen,

die Reime, heiter, ausgefeilt,

bei denen wir so gern verweilt.

Würde die Muse den Kuss ihm verwehren,

dann müssten wir sein Werk entbehren,

und das wär einfach jammerschade

und, wie ich finde, schrecklich fade!

Rhythmus

Der Rhythmus ist des Pendels Schwung,

die Spur der Zeit, Erinnerung.

Der Erde Rhythmus sind Gezeiten,

die Ebbe und auch Flut begleiten.

Aus Rhythmus schenkt sich alles Leben,

durch ihn ist er ihm mitgegeben.

Im Rhythmus teilt sich jede Zelle,

im Rhythmus lebt und atmet sie.

Er ist als Tag und Nacht zur Stelle,

bei Lobgesang und Elegie.

An jedem Tag, an jedem Orte

verständigt sich der Mensch durch Worte.

Sind rhythmisch und voll Schönheit sie,

erwachsen sie zu Poesie.

So rauscht der Töne reicher Klang

im Rhythmus voller Überschwang.

Und Harmonie im Farbenspiel

ist Rhythmus, der auf Leinwand fiel.

Er ist des Lebens Puls und Herz,

er wechselt Freude ab mit Schmerz.

Wenn rhythmisch du durchs Leben gehst,

du dich in einem Tanze drehst

voll Schönheit, Gleichmaß, Harmonie,

was wär das Leben ohne sie?

Was im Banalen sich verliert,

wird durch den Rhythmus potenziert,

weil das, wodurch das Leben währt,

im Rhythmus erst sich selbst erfährt.

Er spielt des Lebens Sinfonie

voll Anmut und voll Harmonie.

Überflüssig

Oft quillt den Menschen

aus dem Kopf,

was überflüssig

wie ein Kropf.

Und nun sagst du,

das glaubst du nicht?

Dann schau doch mal

auf dies Gedicht!

Kreislauf

Kreislauf des Lebens,

ewiges Rad,

Symbol der Unendlichkeit.

Nichts ist vergebens,

wert jede Tat,

zählt für die Ewigkeit.

Aus ihr sind wir geboren,

zu ihr wir wieder gehn.

Was uns schien schon verloren,

dereinst wir wieder sehn.

In unsrer Hand liegt unser Leben,

dem unser Wille weist den Weg.

Gott kann uns nur die Richtung geben,

und seine Gnade hält den Steg.

Sie ist unendlich wie das Leben,

verzehrt sich nicht und hört nie auf.

In Liebe will sie Hoffnung geben,

sie dreht des Rades ewgen Lauf.

Wiedergeburt

Angenommen von den Deinen,

spürst du nichts mehr von dem Weinen,

wenn schwingend durch des Tages Mühen

dunkle Wolken heimwärts ziehen.

Hin zum Licht, zum schönsten Scheine,

wer geht nicht mit sich ins Reine,

schreitet er durch diese Schwelle,

die dem Tode ist zur Stelle.

Alles neu kann nun beginnen,

ewig fließt des Lebens Kraft.

Gehen wir von hier von hinnen,

ist ein Teil davon geschafft.

Merklich ruhiger wird das Herz,

spürt nicht mehr den stumpfen Schmerz.

Ist getröstet ganz und gar

von der Liebe immerdar.

Gott, die Liebe, hält es fest,

nicht mehr los Er dich jetzt lässt.

Ruhig fließt der Bach im Licht,

ihm entgegen geht die Sicht.

Alles neu kann nun beginnen,

was sich eben erst erdacht

eine Seele ohne Sinnen

mit der Ahnung einer Nacht.

Grundlos lebt ein jeder nicht,

hat doch alles sein Gewicht,

ob Lieb, ob Freud,

ob Tod, ob Leid.

Alles spürt den ewgen Hauch

so wie deine Seele auch.

Alles willst du besser machen,

steigst erneut du aus dem Nachen,

wenn du hast den Strom durchquert,

der die Wiederkehr verwehrt.

Erst wenn alles ist vollbracht,

ob du’s gut, ob schlecht gemacht,

schließt sich eng der letzte Reigen.

Wieder herrscht das ewge Schweigen.

Schließt dich ein in Licht, Verstehen,

bis wir uns einst wiedersehen.

Neu?

Du denkst, was du erlebst, ist neu

und du der erste Mensch,

der damit fertig werden muss?

Oh, weit gefehlt,

denn nichts ist neu,

da alles einmal schon gewesen.

Jede Freude, jedes Leid,

jedes Gefühl überhaupt,

jedes Problem, ob groß oder klein,

und auch jede Lösung dafür.

So war immer da jede Ursache

und darum auch jede Folge.

War vor dir da,

wird nach dir sein.

Für jede Frage ist da eine Antwort

und ist so alt wie das Leben.

Nein, nichts ist neu,

nicht einmal du selbst!

Menschliches Leben

Endlich nur ist menschlich Leben,

ist wie ein schwacher, kurzer Hauch,

der dem Bewusstsein Form gegeben,

grad so wie seiner Seele auch.

Es ist Bewegung, Strom, der fließt

und schließlich sich ins Meer ergießt.

So selbst sich endend wird es weit,

doch immer wieder auch bereit,

glückselge Sphären zu verlassen,

um sich erneut in Form zu passen.

Wie Regen erst die Quelle füllt,

dann weiter an zum Strome schwillt

und überfließt ins große Meer,

um aufzugehn in Dampf und Regen.

In diesem Kreislauf sich bewegen

der Mensch und alles Leben um ihn her.

Ernst des Lebens

Auch

in den ernsten

Dingen des Lebens

verbirgt sich ein Lächeln,

denn der Ernst ist das,

worin das Lachen

gründet.

Warum?

Warum lieb ich dich, mein Kind?

Nur, weil wir zusammen sind?

Hab ich dich nicht vielleicht gekannt

in andrer Zeit, in anderm Land?

Vom ersten Blick, der dich geschaut,

warst du mir wundersam vertraut.

Mein Herz erkannte deines wieder

und sang die uns vertrauten Lieder,

weil unsre Seele weiß, mein Kind,

wofür das Auge sehend blind.

Bracht so Erinnerung zurück

an längst vergangnes Lebensglück.

Im Traum ich sah, als wär es gestern,

wir waren einst geliebte Schwestern.

Mein ganzes Ich liebt dich so sehr,

wie damals, als wir Kinder.

Und keine Freude liebt dich mehr,

doch keine Trauer dich auch minder.

Lebenslauf in der Symbolik der Zahlen

Ein kleiner Mensch, er kommt zur Welt

hilflos und nackt und ohne Geld.

Er wächst an Körper und an Wissen,

die Welt, sie möcht ihn nicht mehr missen.

Und wie’s so geht, im Handumdrehn,

da ist er auch schon gute zehn.

Mit zehn weiß man schon allerhand,

man hat Erfahrung und Verstand.

Von eins bis zehn steht nur das Ich,

man sieht die Welt bezüglich sich.

Erreicht man zwanzig, welches zwei,

kommt zu dem Ich das Du herbei.

Und um das einmal zu erproben,

kann man sich eben mal verloben.

Wie schön es ist doch so zu zwein,

man möchte gar nicht anders sein.

Mit zwanzig lebt man voller Drang

und ist auch selten einmal krank.

So eilig hat man’s dann und wann,

dass man es nicht erwarten kann.

Man möcht es jetzt, man möchte alles,

nicht nur vielleicht im Fall des Falles.

So ist es auch schon vorgekommen,

dass man dem Leben weggeschwommen.

Doch holt es uns, so muss es sein,

auf jeden Fall schon wieder ein.

Die Dreißig, Drei, will Ausdruck geben,

von dem, was man erkannt im Leben.

Mit dreißig singt man, tanzt und lacht,

tut alles gern, was Freude macht.

Man liebt das Leben und die Liebe

und folgt so manchem schönen Triebe.

Die Drei, sie sieht des Lebens Breite

vor allem von der frohen Seite.

Doch unerbittlich naht die Vier

und zeigt den Ernst des Lebens dir.

Die Vierzig, Vier, heißt Arbeit, Pflicht

und gar nicht selten auch Verzicht.

Dabei schenkt sie Zufriedenheit,

war man zu geben stets bereit.

Voll Disziplin stellt sie die Weichen

für alles, was man will erreichen.

Sie schaut nach vorn, sie spart und lenkt,

weil sie an künftge Zeiten denkt,

und kann es manchmal auch nicht lassen,

mit Politik sich zu befassen.

Die Fünf bedeutet Freiheit pur,

für sie gibt es nicht Ordnung nur.

Sie sieht die vielen neuen Ecken,

die es nun gilt noch zu entdecken.

Man sieht die Welt mit neuer Lust,

mit viel Gefühl und ganz bewusst.

Man möchte sich oft so verhalten,

als könnt man alles neu gestalten.

Doch spätestens bei sechs erfährt

die Fünf, dass sie nicht ewig währt.

Mit sechzig sieht der Mensch nach innen,

er fängt nun an sich zu besinnen.

Wie war mein Leben, war es gut?

Und macht sich gleich schon wieder Mut

War doch nicht schlecht und denkt sich heiter,

ich mach in diesem Sinne weiter.

Er konzentriert in diesem Stile

sich voll und ganz auf die Familie

und steht auch sonst zu jeder Zeit

mit Rat und Tatkraft gern bereit.

Die Siebzig ist ein Meilenstein,

wie könnte es auch anders sein,

denn sieben ist die Zahl des Denkens,

der Wissenschaft und des Versenkens.

Sie setzt des Lebens starre Zwänge