Die Argonauten - Apollonius von Rhodos - E-Book

Die Argonauten E-Book

Apollonius von Rhodos

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Beschreibung

Das Hauptwerk des Autors sind diese Argonautika, eine epische Version der Argonautensage in 4 Büchern. Auf die Argonautensage scheint bereits von Homer Bezug genommen worden und damit älter als etwa die Odyssee zu sein, sie stammt vermutlich aus dem 14. Jahrhundert v. Chr.. Darin fährt eine Mannschaft aus griechischen Helden, angeführt von Jason, mit dem Schiff Argo in das Land Kolchis, vermutlich im heutigen Georgien gelegen, um nach dem Goldenen Vlies zu suchen. (aus wikipedia.de)

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Die Argonauten

Apollonios Rhodios

Inhalt:

Apollonius Rhodios – Kurzbiografie

Die Argonauten

Erster Gesang

Zweiter Gesang

Dritter Gesang

Vierter Gesang

Die Argonauten, Apollonius von Rhodos

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

Loschberg 9

86450 Altenmünster

ISBN: 9783849603816

Frontcover: © Vladislav Gansovsky - Fotolia.com

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

Apollonius Rhodios – Kurzbiografie

Griech. Epiker und Grammatiker aus Alexandria, geb. um 290 v. Chr., Schüler des Kallimachos, mit dem er sich verfeindete, als er ein umfängliches Epos, die »Argonautica« (in vier Büchern), im Sinne Homers zu dichten unternahm. A. ging nach Rhodos, wo er als Lehrer der Grammatik große Anerkennung und das Bürgerrecht gewann; hier gab er der Dichtung die uns erhaltene Form. Sein Epos zeugt von mehr Verstand, Fleiß und Gelehrsamkeit als Dichtergeist, ward aber bei den Römern viel gelesen und auch von Varro Atacinus und Valerius Flaccus nachgeahmt. Von der Beachtung der alten Gelehrten zeugt eine wertvolle Scholiensammlung. Wichtigste Ausgabe von Merkel (nebst den Scholien von Keil, Leipz. 1854). Übersetzung von Osiander (Stuttg. 1838).

Die Argonauten

Erster Gesang

 Anbeginnend mit dir, o Phoibos, will ich besingen

 Ruhmreiche Männer der Vorzeit, die durch die Mündung des Pontos

 Und kyanische Felsen, dem Herrscher Pelias folgsam,

 Nach dem goldenen Vlies die Ruder der Argo gerichtet.

 Drang zu Pelias doch die Kunde, ein finstres Verhängnis

 Drohe ihm einst: er würde dem Plan eines Mannes erliegen,

 Der nur an einem Fuße beschuht im Volke erschiene.

 Und nicht lange danach durchschritt nach solcher Verheißung

 Jason zu Fuß die Strömung des regengeschwellten Anauros;

 Einen der Schuhe entzog er dem Schlamme, den anderen aber

 Ließ er dort stecken, ihn trieb zurück das Wasser des Flußbetts.

 Jason eilte sogleich zu Pelias' Hause, am Festschmaus

 Teilzunehmen, den jener dem Vater Poseidon und andern

 Göttern dort brachte, doch nicht die pelasgische Hera beachtend.

 Gleich als der König ihn sah, gedacht' er des Spruches und hieß ihn

 Eine beschwerliche Seefahrt zu wagen, damit ihm im Meere

 Oder durch fremder Männer Gewalt die Heimkehr verdürbe.

 Sänger der Vorzeit erzählen: Athenes Gebot gehorsam,

 Habe Argos das Schiff mit Fleiß und Mühe gefertigt.

 Ich nun will erst die Sippen und Namen der Helden vermelden

 Und ihre Fahrt auf dem wogenden Meer und was sie dort alles

 Auf der Irrfahrt getan. Ihr Musen, beseelt nun den Sänger.

 Erstlich laßt uns des Orpheus gedenken: Kalliope selber

 Hatte, wie man verkündet, ihn einst dem Thraker Oiagros

 Auf dem Lager der Liebe bei Pimplas Warte geboren.

 Aber es wird erzählt, er habe singend der Berge

 Unbezwingliche Felsen und strömende Flüsse bezaubert.

 Ländliche Eichen auch, als Denkmal seines Gesanges,

 Grünen noch dort bei Zone an Thrakiens Küste, in Reihen

 Dicht aneinander gestellt, die dieser Sänger vorzeiten

 Von Pieriens Höhn mit der Leier heruntergezaubert.

 Diesen Orpheus erwählte der Aisonide als starken

 Beistand im kommenden Kampf, gehorsam dem Rate des Cheiron,

 Ihn, der ein Herrscher war im pierischen Land der Bistonen.

 Auch Asterion eilte herbei, den einstens Kometes

 An der wirbelnden Flut des Apidanos-Stromes erzeugte

 Und der Peiresia dicht am hylleischen Berge bewohnte,

 Wo der mächtige Strom Apidanos und der erlauchte

 Fluß Enipeus, von fern gekommen, gemeinsam enteilten.

 Dann aus Larisa kam zu ihnen auch Polyphemos,

 Elatos' Sohn, der einst im Volk der starken Lapithen,

 Damals als die Lapithen sich gegen Kentauren gewappnet,

 Dort als ihr jüngster gekämpft, jetzt wurden die Kniee schon schwerer

 Ihm, doch blieb ihm noch immer sein Sinn so tapfer wie früher.

 Und auch Iphiklos kam aus Phylake, ohne zu zögern,

 Oheim des Aisoniden. Die Schwester Alkimeda war ja

 Aison vermählt, sie stammte aus Phylake. Diese Versippung

 Und die Verschwägerung hieß ihn, sich auch der Schar zu gesellen.

 Auch Admetos, der Herrscher des schafgesegneten Pherai,

 Blieb nicht unter den Warten der chalkidonischen Berge.

 Nicht in Alope auch verharrten die beuteerfreuten

 Söhne des Hermes, Echion und Euritos, listenbewandert.

 Auch der dritte der Brüder, Aithalides, zog mit den andern

 Wanderern; hatte ihn doch dereinst am Strome Amphryssos

 Eupolemeia aus Phthia, des Myrmidon Tochter, geboren,

 Aber die andern die Tochter des Menetos Antianeira.

 Auch Koronos erschien und verließ das gesegnete Gyrton,

 Kaineus' Sohn, ein Held, doch tapferer nicht als sein Vater.

 Denn es kündet der Sänger: als Kaineus noch lebte, erlag er

 Den Kentauren, als er allein und fern von den andern

 Heldenhaft sie vertrieb, doch sie in erneuertem Angriff

 Konnten ihn nicht zurück verdrängen oder verwunden.

 Ungebrochen, unbeugsam verschwand er unter die Erde,

 Niedergeworfen vom Druck geschleuderter, lastender Fichten.

 Mopsos auch kam vom Titaros-Fluß, dem vor allen andern

 Letos Sohn gelehrt, den Flug der Vögel zu deuten.

 Und auch Ktimenos' Sohn Eurydamas. Nahe dem Weiher

 Xynias wohnte in Ktimene er, in der Doloper Lande.

 Aktor auch aus Opùs entsandte Menoitios, seinen

 Sohn, damit er die Fahrt mit den herrlichsten Helden bestünde.

 Auch Eurytion folgte und Erybotes, der starke,

 Teleons Sohn, von Iros, dem Aktoriden, der andre.

 Wahrlich, Teleon zeugte den rühmlichen Mann Erybotes,

 Doch den Eurytion Iros. Als dritter nahte Oïleus,

 Ragend in männlicher Kraft und wohlerfahren, die Feinde

 Rücklings zu bestürmen, sobald er die Reihen geworfen.

 Aus Euboia dazu kam Kanthos; ihn hatte Kanethos,

 Abas' Sohn, gesandt nach seinem Wunsche, doch sollte

 Nach Kerinthos nie er wiederkehren: das Schicksal

 Hatte ihm bestimmt und Mopsos, dem kundigen Seher,

 Wandelnd in der Irre bei Libyens Grenzen zu fallen.

 Liegt doch niemals fern, daß Menschen ein Unheil ergreife;

 So hat man auch jene in Libyens Landen begraben,

 Ganz so entlegen von Kolchis, wie sich vom Sinken der Sonne

 Weit dazwischen die Lande bis Sonnenaufgang erstrecken.

 Nach ihm gesellten dazu sich Klytios, Iphitos, Herrscher

 In Oichalias Reich, des wilden Eurytos Söhne,

 Eurytos, dem Apollon den Bogen verliehen; die Gabe

 Brachte nicht Dank, weil jener gewagt, mit dem Geber zu streiten.

 Aiakos' Söhne auch zogen herbei, doch weder zu gleicher

 Zeit noch vom nämlichen Ort, denn sie mieden Aigina und ließen

 Fern sich nieder, nachdem sie Phokos, den Bruder, getötet,

 Achtlos; Telamon hauste seitdem auf Athidischem Eiland;

 Peleus bewohnte die Stätte von Phthia nach seiner Entweichung.

 Aus Kekropien stieß zu ihnen der wackere Butes,

 Teleons Sohn, des starken. Den lanzengewandten Phaleros

 Sandte sein Vater Alkon dahin; doch weitere Söhne

 Hatte er nicht zum Schutz und zur nährenden Pflege des Alters.

 Dennoch sandte der Greis den spätgeborenen, einz'gen

 Sohn, auf daß er sich Ruhm unter tapferen Helden erwürbe.

 Theseus jedoch, der größte von allen im Haus des Erechtheus,

 Lag in Tainaros' Dunkel in unterirdischen Fesseln

 Nach der gemeinsamen Fahrt mit Peirithoos. Hätten doch beide

 Allen die Mühe erleichtert und eher zum Ziele gefördert.

 Tiphys, Hagnios' Sohn, kam her von der Thespier Landen

 Aus dem Siphaischen Gau, gar kundig, des Meeres erregte

 Wogen vorher zu erkennen, auch kundig, die Wirbel des Windes

 Und die Seefahrt nach Sonne und Sternen zuvor zu bezeichnen.

 Selber entsandte ihn die Tritonische Göttin Athene

 Zu den versammelten Helden, die seiner Ankunft sich freuten.

 Schuf sie das schnelle Schiff doch selber; der Sohn des   Arestor,

 Argos, zimmerte es mit ihr und ihrer Belehrung;

 Darum ward es ja auch von allen Schiffen das beste,

 Die sich rudergetrieben in Meergewässern erprobten.

 Phlias auch eilte zu ihnen von Araithyrea; er wohnte

 Gütergesegnet dort durch Dionysos, seinen Erzeuger,

 Und es stand sein Herd an den Quellen des Stromes Asopos.

 Talaos und Areïos kamen, die Söhne des Bias,

 Beide von Argos, dazu der starke Leodokos; Pero,

 Neleus' Tochter, gebar sie, um die bei Iphiklos' Ställen

 Einst des Aiolos Enkel Melampus Bittres erduldet.

 Nicht auch wollte die Kraft des starken Herakles-Helden

 Sich, wie wir hören, den Bitten des Aisoniden entziehen.

 Nein, sobald er die Kunde der Heldenversammlung vernommen,

 Als von Arkadien jüngst zur Lyrkoischen Argos den Weg er

 Wechselte, wo er lebendig den Eber getragen, der Lampes

 Schluchten am riesigen Sumpf des Erymanthos beweidet,

 Da entledigte er gleich vorn auf dem Markte Mykenais

 Sich des umfesselten Tieres, herab von den mächtigen Schultern.

 Dann aus freiem Entschluß und ohne Eurystheus zu fragen

 Stürmte er fort, und Hylas, der edle Gefährte, ging mit ihm,

 Jugenderblüht, ein Träger der Pfeile und Hüter des Bogens.

 Nauplios nahte sodann vom Stamm des götterentsprossnen

 Danaos, wahrlich entstammt dem Naubolos-Sohn   Klytoneos.

 Naubolos stammte von Lernos, und dieser, wissen wir, zeugte

 Proitos, des Nauplios Sohn. Doch Amymone vor Zeiten,

 Danaos' Tochter, gebar, Poseidon in Liebe verbunden,

 Nauplios, der besonders vor allen kundig der Seefahrt.

 Idmon gesellte sich ihm als letzter aus Argos' Bewohnern,

 Ob ihm auch Vogelflug sein Schicksal enthüllte, und dennoch

 Ging er, damit ihm nicht sein Ruhm im Volke entschwände.

 Nicht aber stammte er wirklich vom Blut des Abas, es zeugte

 Ihn, der zum rühmlichen Stamme des Aiolos zählte, der Leto

 Sohn, und es lehrte dieser ihn selber: die Stimme der Götter,

 Deutung des Vogelflugs und Schau der feurigen Zeichen.

 Auch Polydeukes, den starken, und Kastor, den Bändiger schneller

 Rosse entsandte fort zum Kampf die Aitolerin Leda

 Her aus Sparta; sie hatte die zwei geliebten mit Schmerzen

 In des Tyndareos Haus geboren und ließ sie vertrauend

 Ziehen, denn würdig der Liebe des Zeus war ihre Gesinnung.

 Aphareus' Söhne, die übergewaltigen, Idas und Lynkeus,

 Nahten sich aus Arene und rühmten sich riesiger Stärke

 Alle beide. Doch Lynkeus besaß vor allen die schärfsten

 Augen, wenn die Sage uns wahr berichtet, daß jener

 Leicht sogar tief unter die Erde zu spähen vermochte.

 Auch Periklymenos machte sich auf, dem Zuge zu folgen,

 Neleus' ältester Sohn, soviel dem göttlichen Manne

 Söhne in Pylos erwuchsen; ihm hatte Poseidon verliehen

 Unermeßliche Stärke, und wie er es irgend im Kampfe

 Wünschen mochte, so ward er verwandelt im Schlachtengetümmel.

 Und aus Arkadien kamen Amphidamas, Kepheus, die beide

 Das Apheidantische Gut und auch Tegea bewohnten,

 Aleos' Söhne. Als dritter auf ihrem Marsche gesellte

 Sich Ankaios, gesandt von seinem Vater Lykurgos;

 Er war der älteste Bruder der zwei und wollte zu Hause

 Bleiben, um Aleos dort, den alternden Vater, zu pflegen;

 Darum gebot er dem Sohn, den beiden Brüdern zu folgen.

 Der war gehüllt in das Fell des mainalischen Bären und schwenkte

 Riesige Doppelaxt in der Rechten, es hatte der Ahnherr

 Aleos ihm die Waffe in dunkler Grotte verborgen,

 Ob er vielleicht noch so ihn an dem Zuge verhindre.

 Kam da auch Augeias; ein Sohn des Helios sei er,

 Sagte man, und er beherrschte als König die Männer von Elis,

 Reichtumgesegnet; er sehnte sich sehr, die kolchischen Lande

 Und den Gebieter der Kolcher, Aietes selber, zu sehen.

 Und Hyperasios' Söhne Asterios und auch Amphion

 Nahten sich aus Pellene, das in Achaia vor Zeiten

 Pelles, ihr Ahn, gegründet am aigialeïschen Ufer.

 Dann auch eilte zu ihnen Euphemos aus Tainaros' Feste,

 Den als den schnellsten Läufer Europa, die Tochter des   starken

 Tityos, einst dem Gotte Poseidon in Liebe geboren.

 Jener konnte auch über die Wellen des bläulichen Meeres

 Schreiten und feuchtete nicht die eilenden Füße, er netzte

 Nur die Sohlen, dahingetragen auf flüssigem Pfade.

 Weiter kamen hinzu zwei andere Söhne Poseidons.

 Wahrlich, der eine zog von der glänzenden Feste Miletos

 Fort, Erginos, der andre, der übergewalt'ge Ankaios,

 Kam vom parthenischen Sitz der Hera am Imbrasos. Beide

 Rühmten sich, kundig zu sein der Seefahrt und tapferer Kämpfe.

 Zu ihnen eilte sodann Meleagros, der starke, des Oineus

 Sohn; aus Kalydon kam er, und auch Laokoon nahte,

 Er, der Bruder des Oineus, doch beide nicht von der gleichen

 Mutter. Ihn hatte ein Lohnweib geboren, und Oineus entsandte

 Ihn als Leiter des Sohnes, dieweil er schon reifer an Jahren.

 Noch als Jüngling gesellte zum kühnen Haufen der Helden

 Sich Meleagros. Es hätte kein andrer sich trefflicher, mein ich,

 Außer Herakles ihnen gesellt, sofern er ein Jahr noch

 Wäre bei den Aitolern erstarkend zu Hause geblieben.

 Auch ein Bruder der Mutter, gar wohl erfahren im Speerkampf,

 Wohl bewandert, den Feind im Nahkampf kühn zu bestreiten,

 Iphklos, Thestios' Sohn, zog mit ihm selbigen Weges.

 Auih Palaimonios kam aus Olenos, Erbe des Lernos,

 Nuc Lernide genannt, doch war er vom Stamm des Hephairstos;

 War darum schwach an den Füßen, doch Wuchs und männliche Haltung

 Konnte ihm niemand schelten, und darum unter die Menge

 All jener Helden gezählt, den Ruhm des Jason zu mehren.

 Aus dem Land der Phokeer kam Iphitos, Ornytos' Enkel,

 Naubolos' Sohn; zuvor schon war er ein Gastfreund des Jason,

 Als der Pytho besuchte, nach Göttersprüchen zu forschen

 Wegen der Seefahrt, und jener ihn aufnahm in seinem Palaste.

 Zethos und Kalais auch, die Söhne des Boreas, kamen,

 Die ihm einst Oreithyia, Erechtheus' Tochter, geboren

 Auf dem Wintergefilde der äußersten, stürmischen Thrake.

 Boreas raubte sie einst dorthin aus Kekropiens Fluren,

 Als sie sich tanzend getummelt entlang des Ilissos' Gestade,

 Fernhin trug er sie fort, wo Sarpedonias Felsen

 Rühmend man zeigt, und neben Erginos' strömenden Wellen,

 Eingehüllt in wolkiges Dunkel, bezwang er die Jungfrau.

 Beide schwebten empor, an jedem Fuße von dunklen

 Schwingen getragen – fürwahr, ein wunderlich-seltsamer Anblick,

 Wie sie, von goldenen Schuppen umglänzt, und rings um die Schultern

 Hoch vom Scheitel der Häupter und Nacken hierhin und dorthin

 Wallte dunkles Gelock im Hauch der wehenden Winde.

 Nicht auch wollte der Sohn des gewaltigen Pelias selber,

 Nicht Akastos noch länger im Hause des herrschenden Vaters

 Weilen, dazu auch Argos, der Diener der Göttin Athene;

 Beide rüsteten sich, zu den Reihen der Krieger zu stoßen.

 Soviel waren um Jason beratende Helfer versammelt;

 Minyer wurden die Helden von ringsum wohnenden Nachbarn

 Allegesamt genannt, weil sich die meisten und besten

 Rühmten, daß sie entstammten dem Blute von Minyas' Töchtern,

 Wie ja den Jason selber Alkimede, Klymenes' Tochter,

 Aus des Minyas' Stamm als seine Mutter geboren.

 Als von den Dienern nun alles bereitet und richtig gefertigt,

 Was da nötig zur Rüstung des Innern von tüchtigen Schiffen,

 Wenn es erforderlich wird für Männer, das Meer zu befahren,

 Schritten sie durch die Stadt zum Schiff am Strand der Magneten.

 Pagasai nennt man die Bucht; und ringsum strömte in Haufen

 Vielerlei Volk zusammen. Die Helden erglänzten darunter

 Gleich wie Sterne durch Wolken, und manchem, der sie gewahrte,

 Hell im Schmuck der Waffen sich nähernd, entfuhren die Worte:

 »Vater Zeus, was mag doch Pelias planen? Wohin denn

 Wirft er solch tapfere Schar von Helden aus Hellas' Gefilden?

 Gleich an Einem Tage vermöchten sie doch des Aietes

 Haus zu verbrennen, sofern er das Vlies nicht willig herausgibt.

 Unvermeidlich ist aber die Fahrt, die Mühe unsäglich.«

 Also sprachen sie da und dort in der Stadt. Doch die Frauen

 Streckten vielfach die Hände empor zu den Göttern im Äther,

 Flehend, sie möchten doch schließlich die Heimkehr fröhlich gestalten.

 Eine klagte da wohl der andern mit strömenden Tränen:

 »Ärmste Alkimede, dir kam spät und dennoch das Unheil,

 Und du solltest nicht enden auf schimmernden Höhen des Lebens.

 Aison ist auch bedroht von schlimmem Schicksal; ihm wäre

 Besser, er läge zuvor gehüllt in Leichengewänder

 Unter der Erde; was weiß er von solch unseligem Wagnis?

 Hätte den Phrixos doch, als Helle umkam, die Jungfrau,

 Mit dem Widder zugleich die dunkle Woge verschlungen!

 Menschliche Stimme sogar entfuhr dem Untier, damit wohl

 Dich, Alkimede, einst viel Gram und Jammer belaste.«

 Also sprach wohl mancher im Volk bei der Scheidenden Aufbruch.

 Jetzt umrannten sie Knechte und viele dienenden Weiber,

 Und es umarmte die Mutter den Sohn, und jede der   Frauen

 Litt gar bitter; es klagte mit ihnen beständig der Vater,

 Schwer von Alter bedrückt, umhüllt von Decken des Lagers.

 Jason tröstete sie in ihrem Kummer und suchte

 Sie zu ermutigen, und er hieß die Diener, die Waffen

 Herzuholen; sie brachten sie schweigend mit traurig gesenkten

 Blicken. Die Mutter umschlang zuerst den Sohn mit den Armen,

 Und sie hielt ihn fest mit unaufhörlichen Tränen,

 Wie ein Mädchen allein die greise Amme voll Liebe

 Klagend umfängt – ihr fehlt nun alle andere Pflege;

 Stiefmütterlich geplagt, verhärmt sie ihr trauriges Leben,

 Jüngst erst wurde sie wieder mit schmähenden Worten gestoßen;

 Jammer preßt der Gequälten das Herz im Busen zusammen,

 Nicht vermag sie, sich all des erlittenen Grams zu entlasten:

 Also weinte unendlich Alkimede, während der Sohn sie

 An sich preßte, und rief dies Wort in ihrer Betrübnis:

 »Hätt' ich an jenem Tag, als mir des Pelias arges

 Herrschergebot erscholl, mir Ärmsten, hätte ich gleich doch

 Meine Seele verhaucht und so mich des Kummers entledigt.

 O dann hättest du mich bestattet mit eigenen, lieben

 Händen, mein Kind, mir blieb von dir ja nur dieser eine

 Wunsch; sonst hattest du immer mir alle Pflege vergolten.

 Ich, die doch unter den Frauen Achaias früher voll Ehren

 Dastand, muß nun im öden Palaste wie eine Dienstmagd

 Bleiben, verzehrt von Gram um dich, durch den ich vor Zeiten

 Glanz und Ehre genoß, um dessentwillen alleine

 Erstlich und zuletzt den Gürtel ich löste, denn mehrfach

 Mutter zu sein hat mir Eileithyia verweigert.

 Wehe mir, welch Geschick. Im Traum selbst konnt ich nicht ahnen,

 Daß mir des Phrixos Flucht zu so viel Unheil gereiche.«

 Also stöhnte sie jammernd. Die Weiber ihres Gefolges

 Standen umher voll Klagen. Doch Jason wandte zur Mutter

 Sich mit sanften Worten und sprach mit tröstender Stimme:

 »Schleudere nicht, o Mutter, den Pfeil so düsterer Ahnung

 Mir in die Brust, du wirst vor keinem Übel mit Tränen

 Mich beschützen, du häufst ja doch nur Kummer auf Kummer.

 Leiden verhängen die Götter ja ungeahnte den Menschen,

 Dennoch versuche gefaßt, was dir das Schicksal beschieden,

 Auch in Betrübnis zu tragen. Vertraue dem Zuspruch Athenes

 Und der Verkündung der Götter; denn Günstiges hat uns Apollon

 Sicher verheißen; vertraue auch ferner der Hilfe der Helden.

 Du aber walte ruhig mit deinem Gesinde im Hause,

 Daß du dem Schiffe nicht als Unglücksvogel erscheinest.

 Dorthin möge mich dann der Diener Gefolge geleiten.«

 Sprachs, erhob sich und schritt aus dem Hause von dannen zur

 Seefahrt.

 Gleich wie Apollon schreitet aus seinem duftenden Tempel

 Auf dem geheiligten Delos, zu Klaros oder zu Pytho

 Oder in Lykiens Weiten und an den Gewässern des Xanthos:

 So schritt Jason daher durch die Scharen. Ermunternder Zuruf

 Schallte ringsum. Da nahte sich Iphias ihm, die bejahrte;

 Artemis' Priesterin war sie, der städtebeschirmenden Gottheit,

 Küßte ihm die Rechte, doch konnte, so sehr sie es wollte,

 Sie nicht zu ihm reden, so rasch enteilte der Haufe,

 Sondern die Hochbetagte wich vor den Jüngeren seitlich,

 Blieb zurück, und er entwand sich und schritt in die Ferne.

 Als er die prächtigen Straßen der Stadt nun hinter sich hatte

 Und an Pagasais Ufer gelangte, da harrten schon seiner

 Alle Gefährten, die bei dem argoischen Schiffe geblieben.

 Dort auf dem Vorsprung hielt er und die Versammelten drüben.

 Da gewahrten sie, wie Akastos und Argos von ferne

 Schritten herab aus der Stadt; verwundert sahen sie jene

 Gegen des Pelias Willen dem Schiffe eilig sich nähern.

 Bis zu den Füßen hing herab von den Schultern ein Stierfell

 Schwarzbehaart dem Argos, dem Sohne Arestors, ein schönes

 Doppelgewand dem andern, von Pelopeia dem Bruder

 Dargereicht. Doch Jason enthielt sich aller besondern

 Fragen. Die andern berief er nun zu gemeinsamer Sitzung.

 Dort auf den Segelballen und auf dem niedergebeugten

 Mastbaum lagerten sie sich alle hintereinander,

 Und zu ihnen sprach der Sohn des Aison verständig:

 »Nun – was alles dem Schiff so an Geräten notwendig

 – Alles ist wohl geordnet – das liegt nun fertig zur Reise.

 Darum brauchen wir nicht noch länger die Fahrt in die Ferne

 Aufzuschieben, sobald nur günstige Winde uns wehen.

 Dennoch, Freunde – es winkt ja nach Hellas gemeinsame Rückkehr,

 Und gemeinsam suchen wir zu Aietes die Pfade –

 Darum ohne Rücksicht sollt ihr den besten von allen

 Unter uns wählen, damit er alles besorge und leite,

 Ob bei den Fremden wir feindlich, ob wir uns friedlich benehmen.«

 Sprachs. Auf Herakles schauten die jungen Leute, der Kühne

 Saß inmitten von ihnen. Mit Einer Stimme begehrten

 Alle, er solle befehlen. Doch er blieb sitzen am Platze,

 Streckte die rechte Hand empor und ließ sich vernehmen:

 »Diese Ehre da soll mir keiner geben. Ich würde

 Nimmer gehorchen. Auch wehr ich, daß sich ein andrer erhebe.

 Der zusammen uns rief, der sei auch der Führer der Heerschar.«

 Hochgemut sprach so der Held. Sie billigten alle

 Herakles' Befehl, da stand der aresgeliebte

 Jason freudig auf und sprach zu den Harrenden also:

 »Wenn ihr das rühmliche Amt dann mir zu vertrauen gesonnen,

 Sei nicht, wie zuvor, die Fahrt noch länger verzögert.

 Laßt uns nun Apollon mit Opfern versöhnen und laßt uns

 Rüsten sofort ein Mahl. So lange die Knechte enteilen,

 Die mir die Ställe besorgen und die nach sichtender Auswahl

 Von der Herde Rinder hierher geleiten, so lange

 Laßt uns ziehen das Schiff ins Meer und alle Geräte

 Laden an Bord und die Plätze der Ruderbänke verlosen.

 Laßt uns am Ufer sodann dem Schiffbehüter Apollon

 Einen Altar errichten, denn sein Orakel verhieß mir,

 Mich zu leiten und mir die Pfade des Meeres zu weisen,

 Wenn ich ihm opferte, eh ich zum Kampf für den König davonzog.«

 Sprachs und machte als erster sich an die Arbeit. Die andern

 Folgten gehorsam. Sie häuften die Kleider dicht aufeinander

 Auf die flachen Felsen, wo nicht die Wellen des Meeres

 Überschäumten, doch früher bespülte sie stürmische Salzflut.

 Aber vor allem banden sie auf des Argos Ermahnung

 Richtig fest das Schiff mit tüchtig geflochtenen Seilen,

 Beiderseits angestrafft, damit, an Pflöcken befestigt,

 Gut die Balken hielten im Ansturm des wilden Gewässers.

 Und sie gruben auch gleich, so breit der Schiffsraum umfaßte,

 Vor dem Schiff eine Rinne dem Meere entgegen, so weit   wohl

 Von den Händen geschoben das Fahrzeug glitte im Laufe.

 Weiter vertieften den Boden sie vorwärts unter dem Schiffskiel;

 In die Furche schoben sie nun geglättete Walzen.

 Rückten dann geneigt das Schiff auf die vorderste Walze,

 Daß es über die Hölzer sich gleitend vorwärts bewege,

 Drehten auf beiden Seiten dann hoch nach oben die Ruder,

 Und an die Pflöcke befestigten sie die ragenden Griffe.

 Beiderseits wechselseitig dahinter faßten sie Posten,

 Brust und Arme zugleich fest angestemmt. Tiphys begab sich

 Gleich an Bord, die Mannschaft im Takte beim Antrieb zu leiten;

 Laut erscholl sein Ruf. Als sie mit gemeinsamen Kräften

 Pressend trieben zugleich im Schwung das Fahrzeug von unten

 Vorwärts aus seiner Stellung, und angestemmt mit den Füßen

 Trieben sie ruckweis es vor. Da glitt die Pelische Argo

 Rasch dahin, und beiderseits scholl der Treibenden Zuruf.

 Und von der Last des Kieles gerieben dröhnten die Walzen.

 Dichter Qualm quoll auf um sie von der schweren Belastung,

 Und so glitt das Schiff in das Meer. Doch hielten die Männer

 Es mit Tauen zurück, als es sich vorwärts bewegte,

 Legten um die Pflöcke die Ruder zurecht, und den Mastbaum

 Luden sie auf, und die tüchtigen Segel und schließlich den Vorrat.

 Als sie sich so um alles bemüht verständigen Sinnes,

 Teilten sie erst durchs Los auf den Ruderbänken die Plätze.

 Immer zwei Mann für eine bestimmt. Doch den in der Mitte

 Sonderten sie für Herakles aus und von anderen Helden

 Auch dem Ankaios; er war behaust in der Feste Tegea.

 Ihnen allein überließen sie so die Bank in der Mitte

 Ohne zu losen und baten mit allgebilligtem Zuruf

 Tiphys, die Steuerlenkung des tüchtigen Schiffs zu besorgen.

 Dann aber wälzten sie Steine herbei ans Ufer des Meeres,

 Schichteten den Altar dort für den Schützen Apollon,

 »Schirmer der Ufer und Seefahrt« genannt. Dann häuften sie schleunig

 Scheite obenauf von dürrem Ölbaumgeäste.

 Währenddem führten die Hirten des Aisoniden zwei Rinder

 Von den Herden herbei. Jedoch die jüngern Genossen

 Schleppten sie nah dem Altar, auch brachten sie Wasser zum Opfer

 Und geschrotete Gerste herbei. Dann betete Jason

 Laut und rief dabei die heimische Gottheit Apollon:

 »Höre mich, Herr, der in Pagasai haust und der Feste des Aison,

 Die nach meinem Erzeuger benannt, du, der mir verheißen,

 Als ich zu Pytho erbat, der Seefahrt Weg und Vollendung

 Mir zu verkünden: Du rietest mir selbst, den Kampf zu bestehen.

 Selber nun leite das Schiff mit unversehrten Gefährten

 Dorthin und wieder zurück nach Hellas. Wir werden dir später

 Soviele wiederkehren, von soviel Stieren ein glanzvoll

 Opfer bringen auf deinem Altar, und andre nach Pytho,

 Andre unendliche Güter will ich nach Ortygia senden.

 Nun wohlan empfange von uns, o Schütze, das Opfer,

 Das wir für dieses Schiff als erstes für günstige Seefahrt

 Dargebracht. Und laß mich, Herr, bei günstiger Schickung

 Lösen die Taue, beraten von dir. Es wehe der Wind uns

 Gnädig, bei heiterem Wetter uns über das Meer zu befördern.«

 Riefs und streute so betend die Gerste, aber zum Opfer

 Gürteten Herakles sich und der überstarke Ankaios.

 Jener zerschmetterte mit der Keule mitten des Stieres

 Stirnhaupt, da stürzte er auch sogleich im Staube zusammen,

 Und Ankaios zerhieb den breiten Nacken des andern,

 Trennte mit ehernem Beil die gewaltigen Sehnen des Tieres,

 Und da krachte es gleich auf die Hörner kopfüber zu Boden.

 Schnell dann wurden die Rinder, von ihnen geschlachtet, enthäutet.

 Und sie zerlegten mit Hieben das Fleisch und zerschnitten geweihte

 Lenden, und alles ward dicht mit Fett umwickelt und dann erst

 Auf den Scheiten verbrannt. Nun goß der Aisonide

 Ungemischte Spende, da freute sich Idmon, wie ringsum

 Leuchtende Glut er gewahrte und wie vom Altare ein dichter,

 Heilverheißender Rauch in rötlichen Wirbeln emporstieg;

 Gleich verkündete er des Letosohnes Gesinnung:

 »Euch ist bestimmt durch Götterbeschluß und das Schicksal, nach Hause

 Heimzuführen das Vlies. Jedoch unendliche Kämpfe

 Müßt ihr dazwischen bestehn sowohl bei Hinfahrt wie Rückfahrt.

 Mir allein beschied ein Dämon, in dunklem Verhängnis

 Irgendwo fern zu fallen im Tode auf Asiens Festland.

 So obwohl ich zuvor durch üble Flüge der Vögel

 Dieses weiß, verlasse ich doch die Heimat, das Seeschiff

 Zu besteigen, daß Ruhm daheim durch die Fahrt mir verbleibe.«

 Also sprach er. Und froh der Heimkehr vernahmen die Leute,

 Was die Götter gekündet, doch Idmons Schicksal beklagend.

 Als nun die Sonne bereits die Mittagshöhe durchwandelt

 Und die Gefilde schon rings von den Schatten der Warten umschleiert

 Und sich Helios neigte hinab zum Dunkel des Westens,

 Da bedeckten sie dicht den Sand mit Blättern, und alle

 Lagerten dort in Reihen am grauen Gestade des Meeres.

 Und nun wurde ihnen in Menge Speise geboten

 Und auch die Süße des Weines, den aus den Krügen die Schenken

 Emsig schöpften; nun tauschten sie alle Rede und Antwort

 Miteinander, wie oft sie beim Mahl und Weine die Jugend

 Heiter ergötzten, auf daß verderblicher Übermut weiche.

 Einzig der Aisonide erschien befangen und traurig,

 Dunkel brütend erwog er alles noch einmal im Herzen.

 Da begann voll Argwohn nun Idas ihn tönend zu tadeln:

 »Aisonide, was wälzest du für Bedenken im Herzen?

 Künde uns deine Gedanken. Hat dich am Ende ein Fürchten

 Niedergebeugt, wie sonst es feige Männer bewältigt?

 Bei dem gewaltigen Speer, der mir vor den anderen allen

 Ruhm in den Schlachten erringt – Zeus selber könnte mir nicht so

 Helfen wie dieser mein Speer – es wird kein Leiden und Unheil

 Bitter uns treffen, uns wird kein Kampf mißlingen, denn Idas

 Ist ja mit euch, und sollte ein Gott sich gegen uns stemmen:

 Solch ein Helfer ist dir gesellt in dem Helden Arenes.«

 Riefs, und den vollen Becher mit beiden Händen erhebend,

 Schlürfte er ungemischt die süße Labe. Ihm troffen

 Lippen und bräunliche Wangen vom Wein. Da murrten sie alle

 Gleichermaßen, und Idmon begann mit offener Rede:

 »Törichter, längst ist dir die eigne Gesinnung verderblich.

 Wahrlich, vom lauteren Wein schwillt gärend zu eigenem Unheil

 Dir das Herz in der Brust. Was reizt dich, Götter zu höhnen?

 Gibt es doch andere Worte genug, mit denen ein Krieger

 Seine Gefährten ermutigt. Doch frevelhaft sprachst du wahrhaftig.

 Solche Worte, erzählt die Sage, sprudelten einstmals

 Gegen die Götter die Söhne Aloeus', mit denen an Kräften

 Du dich nicht messen könntest, doch beide, so stark sie auch waren,

 Wurden mit fliegenden Pfeilen vom Sohne der Leto bewältigt.«

 Sprachs. Doch Aphareus' Sohn erhob ein wildes Gelächter,

 Spöttisch sah er auf jenen und rief die kränkenden Worte:

 »Hei! so künde mir doch mit deinen orakelnden Sprüchen,

 Ob die Götter auch mir solch elend Ende bestimmten,

 Wie sie dein Vater einst Aloeus' Söhnen bereitet.

 Überlege jedoch, wie du meinen Händen entrinnest,

 Wenn du ein windig Orakel verkündest und ich dich ertappe.«

 Also schalt er voll Zorn. Der Streit wär' weiter gediehen,

 Hätten die Freunde nicht warnend die Zänker gehindert. Es hielt sie

 Selber der Aisonide zurück. Da hob mit der Linken

 Orpheus die Leier empor, um einen Gesang zu erproben:

 Sang wie einst die Erde, das Meer und droben der Himmel

 Sich zu Einer Gestalt mit einander vereinigt, und wieder

 Nach verderblichem Streit ein jedes sich friedlich gesondert;

 Und wie immer nun fest den Platz im Äther bewahrten

 Sterne droben und Mond und auch die Pfade der Sonne.

 Wie die Gebirge und wie die brausenden Ströme entstanden

 Mit dem Geschlechte der Nymphen und aller wandelnden Tiere,

 Sang wie Eurynome einst am Anfang, Okeanos' Tochter,

 Mit Ophion das Haupt des beschneiten Olympos besaßen,

 Und wie dieser bewältigt der Herrschaft des Kronos gewichen,

 Jene der Rheia und beide versenkt in Okeanos' Fluten.

 Sang, wie die beiden beherrschten die seligen Göttertitanen,

 Während Zeus, noch ein Knabe und noch unmündigen Sinnes,

 In der diktaiischen Grotte gewohnt. Noch hatten ihn nicht da

 Erdgeborne Kyklopen bewehrt mit dem rollenden Donner

 Und mit dem leuchtenden Blitz, die Zeus zum Ruhme gedeihen.

 Sangs, und ließ so die Leier mit himmlischem Liede verstummen.

 Wie er geendet, lauschten sie unersättlich noch immer

 Alle erhobenen Hauptes mit wachen Ohren, bezaubert

 Von dem Gesange. Es ließ sie das Lied in hellem Entzücken.

 Nicht viel später mischten sie dann die Spende Kronions,

 Wie sichs gebührte, und gossen sie stehend über entflammte

 Zungen, und gedachten des Schlafs bei dämmerndem Dunkel.

 Als dann mit leuchtenden Augen die hellerstrahlende Eos

 Pelions Höhen beschaute, und, von dem Winde getrieben,

 Weit die Brandung des Meeres die freundlichen Ufer bespülte,

 War auch Tiphys schon wach. Er weckte sofort die Gefährten,

 Hieß sie das Schiff besteigen und gut die Ruder bereiten.

 Laut aufrauschte der Hafen von Pagasai, tönte doch selber

 Argo, Pelions Schiff, und spornte sie treibend zur Seefahrt.

 War doch ein göttliches Holz ihr eingefügt, Pallas ja paßte

 Mitten es in den Keil, es war aus dodonischer Eiche.

 Und die Gefährten bestiegen die Bänke gereiht nacheinander,

 Wie sie vorher erlost und die richtigen Plätze verteilten.

 Wohlgeordnet setzten sie sich an ihre Geräte.

 Mitten saßen Ankaios und Herakles' mächtige Stärke;

 Neben sich bettete er die Keule. Es senkte der Kiel sich

 Tief von dem Tritt seiner Füße, dann zogen sie einwärts die Seile,

 Gossen die Spende des Weines hinab in die Fluten, doch Jason

 Wandte tränenden Auges den Blick vom Lande der Väter.

 Gleich wie Jünglinge kreisend dem Phoibos den Reigen in Pytho

 Oder in Delos schwingen und auch an Ismenos' Gewässern

 Und um den Altar zum Klange der Leier gemeinsam

 Laut mit flüchtigem Fuß den Boden stampfen im Takte:

 Also nach der Leier des Orpheus schlugen die Leute

 Mit den Rudern das Brausen des Meeres, es wogte gewaltig.

 Beiderseits hob sich schäumend empor die bläuliche Salzflut;

 Fürchterlich rauschte sie auf beim Schlage der kräftigen Männer.

 Hell von der Sonne glänzten wie Flammen im laufenden Schiffe

 Alle Geräte, und weiß war weit das Wasser des Weges

 Wie ein Pfad, der hell durchzieht das grüne Gefilde.

 Alle Götter schauten an diesem Tage vom Himmel

 Auf das Schiff und die Stärke halbgöttlicher Männer, die herrlich

 Fuhren über das Meer. Die Nymphen des Pelion blickten

 Staunend von den Spitzen des hohen Gebirges hernieder

 Auf der itonischen Pallas Gewerk und die tapferen Helden

 Selber, die mit den Händen die Ruder schwingend gebrauchten.

 Ja, von dem höchsten Gipfel hinab zum Meere begab sich

 Cheiron, Phillyras' Sohn; in die graue Brandung der Wogen

 Tauchte er seine Füße und wies mit der mächtigen Rechten

 Mancherlei Rat und wünschte den Schiffern gesegnete Heimkehr.

 Ihm zur Seite hielt auf ihren Armen die Gattin

 Peleus' Sohn Achilleus und wies ihn grüßend dem Vater.

 Als sie nun endlich des Hafens gerundete Ufer verlassen,

 Wie es verständig und klug der erfahrene Tiphys geboten,

 Hagnios' Sohn, der kunstgemäß in den Händen das glatte

 Steuerruder lenkte, um sicher das Fahrzeug zu leiten,

 Da erhoben sie gleich den mächtigen Mastbaum inmitten,

 Banden mit Seilen ihn fest, nach beiden Seiten sie spannend,

 Und dann hißten sie Segel, zur Mastbaumspindel gezogen.

 Brausend warf sich der Wind hinein. Mit geglätteten Nägeln

 Hefteten sie gesondert das Tauwerk auf dem Verdecke.

 Längs dem Tisaiischen Kap, dem langen, fuhren sie ruhig.

 Ihnen zur Leier besang der Sohn des Oiagros in weichen