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Die Beats aus Liverpool und London schwappen in das beschauliche Deutschland der sechziger Jahre. Die Jugendlichen sind bis ins Mark getroffen. Nichts ist mehr wie vorher. Vor diesem revolutionären Hintergrund der alles verändernden Beatlesära der Sixties, gründet Max mit Gleichgesinnten eine Beatband. In einer zeitbezogenen Sprache erzählt.
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Seitenzahl: 408
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Es ist ein Montag im November 1965, morgens um sieben Uhr. Der böige Wind treibt den Nieselregen unter den Regenschirm in sein Gesicht. Max ist auf dem Weg zur Bushaltestelle. Er muß sich beeilen.
Max ist fünfzehn, ein schlaksiger, blonder Bursche von Einmetersechsundsiebzig, der sich zunehmend für die andere Hälfte der Menschheit interessiert. Was dazu führt, da er sich alle paar Tage in ein anderes Mädchen verliebt, sobald sie ihn, mehr oder weniger absichtlich, etwas länger ansieht.
Er entwickelt dann häufig romantische Vorstellungen, wie er sich ihr nähern könnte, ohne sein 'Gesicht' zu verlieren. Mal wie Robin Hood, mal wie 'Tarzan', der seine Jane vor den Krallen wilder Bestien rettet, und dann wirft die 'Schöne' sich in seine Arme und küsst ihn.
Leider sieht die Realität ganz anders aus. Er traut sich nicht seine 'Angebetete' anzusprechen, und so bleibt es vorerst bei seinen Tagträumen.
Nach dem Stimmbruch hat sich für Max einiges verändert. Seine Stimme ist dunkler geworden. Was zur Folge hat, er braucht nicht mehr im Schulchor mitsingen, worüber er allerding nicht sonderlich traurig ist, da jetzt die siebente Stunde für ihn frei ist, und er früher nach Hause kann. Dabei hat ihm mal ein Mädchen aus einer höheren Klasse, die im Schulbus mitfährt, ein tolles Kompliment gemacht. "Max, Du hast eine schöne, männliche Stimme bekommen!" Dabei lächelte sie ihn verschmitzt an. Da wurde ihm irgendwie heiß und kalt, und rot wurde er auch noch. Auf jeden Fall hört er fortan auf den Klang seiner Stimme und findet sie sehr 'männlich'.
Max ist Quartaner in der Realschule. Die Schule bereitet ihm keine sonderlichen Probleme. Durchschnittlich gesehen hat er gute Noten. Besonders in Fächern wie Zeichnen, Bio, Geschichte und Deutsch. In anderen Fächern ist er nur mittelmäßig. So richtig klar ist ihm sowieso nicht wofür er die Schule benötigt. Teilweise macht ihm der Unterricht Spaß, teilweise langweilt er sich. Er hat sich angewöhnt im Unterricht einigermaßen konzentriert mitzuarbeiten. So bekommt er gute Noten und braucht zu Hause nicht mehr viel zu tun.
Max hat neue, andere Interessen entwickelt. Er ist seit Monaten an Musik interessiert, genauer gesagt an Beatmusik. Rock und Blues. Das geht ihm unter die Haut und reißt ihn mit.
Jetzt gibt es die Beatles!
Gerade ist die neue Single der Beatles: "We Can Work It Out/ Day Tripper", erschienen und kommt schon morgens im Radio. Von den Beatles und ihrer Musik geht eine unglaubliche Faszination aus. Das ist seine Musik, die gehört ihm und seinen Altersgenossen.
Alleine wie die Beatles schon aussehen und auftreten, zum Beispiel in der "BRAVO", ist ungewöhnlich.
Viele seiner Klassenkameraden haben sich schon eine Beatlesfrisur zugelegt und Beatlesstiefel sind das absolut Größte.
Max hat erhebliche Probleme mit seinem Haar. Seine Haare sind etwas zu fein und sehen unmöglich aus, wenn er sie nach vorne kämmt. Deshalb ist seine Frisur noch nicht so perfekt, wie sie sein sollte. Außerdem hat er auch noch keine Stiefel. Er hat seine Eltern noch nicht von der Notwendigkeit überzeugen können, das Stiefel wichtig sind.
Dafür hat er jetzt eine Elektrogitarre.
Er ist mit seine Mutter in den nächstgrößeren Ort gefahren, wo ein Laden mit Musikinstrumenten ist. Da hatte er sich sofort in eine weiße Elektrogitarre, mit drei Tonabnehmern und einem Vibrator, verliebt. Normalerweise gibt seine Mutter nicht viel Geld für so "extravagante Sachen" aus. Das macht sie allerdings für sich selber auch nicht, soweit er das beurteilen kann. Max hat zu Hause ein altes "Graetz" Radio als Verstärker auserkoren. Ein Nachbar, der offensichtlich Sachverstand in Elektrik hat, bringt es fertig seine Gitarre an das Radio anzuschließen.
Das beschäftigt ihn auch an diesem Morgen, als er unterwegs zum Bus ist. Der steht schon an der Haltestelle und alle Schüler sind schon drin. Schnell steigt er nach hinten durch und bekommt noch einen Platz neben einem Bekannten.
Max sitzt immer gerne auf dem mittleren Platz in der letzten Reihe des Busses. Da kann er sich gut mit den anderen unterhalten, die in der vorletzten Reihe, rechts und links vom Gang sitzen. Auch hat er so einen guten Überblick, welche Mädels im Bus sind.
Er sitzt neben Dieter, der seine Tasche auf den Knien liegen hat und noch Schularbeiten macht.
"Hallo Dieter! Hast du gestern keine Lust gehabt, oder warum pinnst du jetzt erst?"
"Ach Max! Sag mal, ist das wahr, daß du eine echte Elektrogitarre hast?"
"Na klar! Wenn ich erst richtig spielen kann, mache ich eine Band auf!"
Das ist das erste Mal, das Max diesen Gedanken laut ausgesprochen hat.
"Kennst du keinen, der auch eine Klampfe hat?"
"Nee, aber ich lerne seit einem Jahr Trompete."
"Wozu lernst du denn Trompete? Damit kannst du doch in einer Band gar nichts anfangen?"
Dieter schaut etwas irritiert drein.
"Du, ich muss mal eben meine Aufgaben fertigmachen!" sagt er sauer.
Max wird auch schon abgelenkt von einem 'schweinischen Witz', der gerade von Peter, hinter vorgehaltener Hand, erzählt wird.
Jetzt grölen alle in der Reihe vor ihm los, und auch Max stimmt mit ein.
Witze erzählen ist unheimlich beliebt. Besonders so richtig 'dreckige Witze'. Max kann auch gut Witze erzählen, dabei lacht er sich, schon während des Erzählens halb kaputt. So, das er meistens den Schluss kaum noch erzählen kann.
Wenn Mädels dabei sind, wird die Angelegenheit meistens erst richtig pikant. Die zeigen immer so merkwürdige Reaktionen. Entweder wollen sie den Witz nicht verstehen, oder sie verstehen in wirklich nicht. Aber so ganz sicher ist sich Max da nie.
Mädels sind einfach ganz anders. Sie haben einfach keinen Humor. Zu mindestens was diese Dinge angeht.
Sie sind jetzt an der Haltestelle in Burscheid angekommen.
Alle Schüler verlassen drängelnd den Bus, um den Weg zur Realschule anzutreten. Der Weg führt über einen schmalen Fußgängerweg oberhalb der Eisenbahnlinie.
Die Schülerkarawane zieht sich wie an einer Perlenkette aufgereiht über den Höhenzug ins Tal.
Vor ihm geht heute ein junger Bursche aus einer anderen Klasse, den er nur vom Sehen kennt. Der Typ sieht aus wie George Harrison. Er hat lockige , dunkle Haare und braune Augen. Seine Frisur ist eine echte Beatlesfrisur. Seine Jeans ist fast weiß, echt verwaschen, so wie sie sein sollen. Dazu hat er eine großkarierte, rotschwarze Jacke aus Flanell an. Das sieht großartig aus und verleiht seinem Träger etwas besonders selbstbewusstes. Der ganze Typ geht sehr gelassen dahin.
Max wird unwillkürlich von dem Jungen angezogen. Er will Ihn kennenlernen. Max hat mit seinem eigenen Äußeren so seine Probleme, weil er manchmal nicht so richtig weiß, ob die Sachen im gut stehen oder ob er vielleicht irgendwie lächerlich aussieht. So eine Jeans hätte er auch gerne gehabt. Aber leider findet er, bei seinen Einkäufen mit seiner Mutter, nie die passende Hose, weil er noch so dünn ist. Mit ein paar schnellen Schritten ist Max neben dem Jungen aufgeschlossen und fragt ihn:
"Hallo! wie hast du deine Jeans so weiß gekriegt?"
Der "George Harrison Typ" schaut Max interessiert an und sagt:
"Ich hab sie mit Backsteinen gescheuert. Meine Mutter hat sie dann mehrmals gekocht! Sieht gut aus, ne?"
"Ja, ganz toll. Und deine Jacke sieht aus wie eine kanadische Holzfällerjacke. Wo hast du die den her?"
Der Typ schaut Max selbstbewußt an.
"Die gibt es nirgends! Die ist noch von meinem Vater."
Max fällt hierzu nichts anderes ein, als zu sagen:
"Das ist ja toll!"
Der Junge lächelt. Dann fragt er unvermittelt:
"Sag mal, stimmt das, das du eine Elektrogitarre hast?"
Max ist überrascht. Es scheint sich ja wie ein Lauffeuer herumgesprochen zu haben. Allerdings hat er es ja auch jedem in seiner Klasse erzählt. "Ja, ich bin am üben. Ich will eine Band aufmachen."
Der Junge mit der perfekten Beatlesfrisur grinst Max an.
"Ich auch! Ich spiele schon ein Jahr Gitarre. Ich heiß Volker.
Hast du nicht mal Lust bei mir vorbeizukommen und deine Gitarre mitzubringen?"
"Na klar! Wann denn?"
"Heute, nach der Schule. Ich wohne gegenüber der Tankstelle bei uns im Dorf. Das ist das einzige Haus auf der Seite."
"Okay, ich komme so gegen drei Uhr nachmittags bei dir vorbei."
Max ist von dieser Entwicklung der Unterhaltung freudig überrascht und geht mit seinem "neuen Freund," in Gedanken versunken, zur Schule.
Während des Unterrichtes fliegt ihm das Gespräch vom Morgen immer wieder durch den Kopf. Von Mitschülern erfährt er, daß Volker eine Sportskanone in Leichtathletik ist. Der schnellste Sprinter über 100 Meter an der ganzen Schule.
"Vielleicht rührt daher auch sein starkes Selbstbewußtsein. Er ist zwar nur ein Jahr älter als ich, aber wesentlich weiter in vielen Dingen" muss Max sich eingestehen.
Irgendwie findet er die neue Situation sehr aufregend. Er beeilt sich, das er nach der Schule nach Hause kommt und isst schnell zu Mittag. Dabei erklärt er seiner Mutter kurz, das er sich mit dem Volker treffen wolle, und er seine E-Gitarre mitnehmen würde.
Seine Mutter ist erst etwas skeptisch, gibt dann aber ihr Okay.
Max erreicht das Haus von Bast, kurz nach 15 Uhr. Es ist ein schönes Haus mit einem großen Grundstück.
Volker öffnet Max die Türe und lächelt ihn auf seine etwas unverbindliche Art an.
"Komm rein, Max! Wie ich sehe, hast du deine Klampfe mitgebracht."
"Ja, klar, Du wirst staunen."
Die beiden gehen ins Wohnzimmer. Es ist sonst keiner im Hause. Das ist Max ganz recht, denn direkt mit einer ganzen Familie konfrontiert zu werden ist eigentlich auch nicht so sein Fall. Das Wohnzimmer ist groß und sehr hell.
Er findet es sehr beeindruckend.
Überall liegen Schallplatten herum und eine einfache Resonanzgitarre (Wanderklampfe) lehnte an einem Sessel. Volker drängt Max, leicht ungeduldig, die Gitarre auszupacken, um sie in Augenschein nehmen zu können.
"Mann, das ist ja ein tolles Teil. Kannst du schon etwas spielen?"
Ohne die Antwort abzuwarten nimmt er Max die Gitarre aus der Hand und begutachtet sie.
"Der Hals ist viel schlanker als bei einer Konzertgitarre und die Saitenlage ist viel flacher auf dem Griffbrett. So kann man viel schneller die Griffe durchziehen."
kommentiert er seine Begutachtung.
Dabei hängt er sich die Gitarre um und zieht einige Riffs durch Da die E-Gitarre aber keinen Resonanzkörper hat, ist der Klang noch nicht sehr beeindruckend.
"Max, ich spiel die Riffs mal auf meiner alten Gitarre."
Er spielt die gleichen Riffs nochmal, und ein unglaublicher Klang steht im Raum. Max kann nur staunen.
Dann legt er noch die neue Single von den Beatles auf "Day Tripper/We Can Work It Out", dann noch "Help/I'm Down und Act Naturally/Yesterday". Volker spielt auf seiner Gitarre die Begleitung und beide sind in einer anderen Welt.
Sie vereinbaren ein neues Treffen und verabschieden sich. Max geht nach Hause. Er muss seine neuen Eindrücke erstmal verarbeiten.
Max ist von der Idee mit der Band besessen. Die Schule rückt in den Hintergrund, und seine Gedanken kreisen um die zu gründende Gruppe. Er weiß zwar noch nicht wie man das machen soll, aber er ist optimistisch und freut sich auf das nächste Treffen.
Seine Eltern sind seit Jahren damit beschäftigt, das Haus an-und umzubauen und haben sehr wenig Zeit für Max.
Für das nächsten Treffen hat er seine Mutter überredet, ihn ins Dorf zu fahren, weil er das Radio mitnehmen will. Sie kommen bei Bast an und werden von der ganzen Familie empfangen.
Frau Bast, eine dralle, freundliche Frau, begrüßt sie und bittet sie herein. Drinnen ist Volker mit seiner kleinen fünfjahrigen Schwester. Volker nennt sie liebevoll 'Pucki'.
Aus einem angrenzenden Zimmer kommt der Bruder von Volker. Er ist drei Jahre älter und macht schon einen sehr erwachsenen Eindruck auf Max. Er gibt Max die Hand und sagt:
"Ich bin der Walter! Freut mich, dich kennenzulernen, Max!"
Irgendwie ist die ganze Familie sehr freundlich und aufgeschlossen, und so geht diese erste Begegnung sehr locker ab. Maxs Mutter unterhält sich derweil mit Frau Bast über das Haus und ihr neues Auto. Maxs Eltern haben sich ein VW-Kabriolett gekauft, und seine Mutter ist sehr stolz auf ihr neues Auto. Frau Bast hat einen 17m Ford-Kombi. ( Die Badewanne) Wie sich rausstellt, fährt Walter die meiste Zeit mit dem Auto.
Frau Bast ist Witwe. Ihr Mann ist vor Jahren überraschend gestorben. So bringt Frau Bast ihre Familie, mit Hilfe des ältesten Sohnes, über die Runden.
Maxs Mutter verabschiedet sich. Er setzt sich mit den beiden Jungens zusammen ins Wohnzimmer. Sie legen erst einmal die Beatles auf und hören "Help!". Die LP ist im August 1965 von der "HörZu" herausgebracht worden.
Nachdem sie beide Seiten der LP gehört haben, sagt Volker:
"Wir müssen uns jetzt mal über die Zusammensetzung der Band Gedanken machen! Max, der Walter will mitmachen und wir brauchen noch einen Bassmann!"
"Ich kenne jemanden an der Schule, der als Rhythmusmann in Frage käme. Man müßte aber erstmal mit den Eltern von ihm sprechen, da der streng gehalten wird."
"Ich habe mir überlegt Drummer zu werden."wirft Walter ein.
"Ich werde mir ein Schlagzeug auf Raten kaufen!"
Für Max kommt das gar nicht so überraschend. Er hat beobachtet, daß Walter, während die Beatles-LP lief, mit den Händen auf der Sessellehne mitgetrommelt hat.
Offensichtlich macht ihm das ungeheuer Spaß.
"Ja, das ist ja prima!
"Ich habe mir überlegt, daß du die Bassgitarre spielen solltest. Ich die Leadgitarre, du Bass, Walter Drums und Baddy die Rhythmusgitarre. Was hälst du davon Max?" fragt Volker.
Max ist einigermaßen erstaunt. Wie stellt er sich das denn vor? Er hat doch eine Rhythmusgitarre und keinen Bass "ich glaube nicht, daß ich meine Gitarre wieder verkaufen kann, und wenn, bestimmt nur mit großem Verlust."
"Nein! Ich kaufe deine Gitarre, und du kannst Dir von dem Geld einen Bass kaufen! Was hältst du davon?" meint Volker zu Max.
"Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber das muß ich erst mit meinen Eltern besprechen."
Für Max nimmt die ganze Geschichte plötzlich rasante Formen an.
Max ist mit Walter als Schlagzeuger einverstanden. Der ist ein lustiger Typ und sehr sympathisch.
Sie verabreden ein neues Date und Max geht nach Hause. Es ist schon spät geworden, und er muss noch mit seinen Eltern über diese neue Situation reden. So richtig wohl ist ihm dabei nicht, aber es geht ja wohl nicht anders.
Max ist zwar erst fünfzehn Jahre, aber er kann sich neuen Gegebenheiten schnell anpassen und überlegt sich, welchen Bass er sich kaufen soll. Da kommt eigentlich nur einer in Frage, nämlich der Beatle-Bass. Das ist eine Bassgitarre, die aussieht wie eine große Geige mit einem sehr langen Hals. Der Bass ist ein Resonanzbass und deshalb sehr leicht.
Außerdem spielt Paul McCartney damit. Max hat den Bass, schon bei seinem ersten Besuch mit seiner Mutter in dem Musikaliengeschäft, gesehen. Nachdem er seine Eltern mit der neuen Situation vertraut gemacht hat, sagt sein Vater:
"Versucht doch mal, die Gitarre gegen den Bass einzutauschen.
Vielleicht ist der Bass ja billiger als die Gitarre."
Max überredet seine Mutter auch noch, und sie sagt zu, mit ihm, in der nächsten Woche,in die Stadt zu fahren und den Versuch zu starten. Seine Eltern nehmen die ganze Angelegenheit humoriger auf als er erwartet hat und dann werden nicht mehr viel Worte darüber verloren.
In dem Musikladen stellt sich heraus, das der Beatles-Bass von Hoefner etwas preiswerter als seine Gitarre ist.
Außerdem erklärt sich der Händler bereit den Tausch vorzunehmen. Allerdings erst, nach dem Maxs Mutter noch einen kleinen Gitarrenverstärker zusätzlich kauft.
Max ist überwältigt von seinen Eltern und ihrem Verständnis für seine Wünsche. Obwohl er vage weiß, daß seine Eltern nicht gerade viel Geld über haben und alles in den Hausumbau stecken. Allerdings hat er auch ein gutes Zeugnis gehabt, und seine Eltern wollen ihrem Sprössling, in seiner persönlichen Entwicklung, keine Steine in den Weg legen. Das rechnet er seinen Eltern hoch an, und er liebt sie dafür um so mehr.
Max trifft Volker in der Schule und teilte ihm die Neuigkeit mit. Der ist ziemlich erstaunt. Aber er hat sich auch schon überlegt, besser eine Gitarre mit einem Resonanzkörper zu kaufen, damit er beim Üben nicht unbedingt auf einen Verstärker angewiesen ist.
Zum nächsten Treffen bei Volker wird Max von seiner Mutter im Auto hingebracht. Mit seinem neuen Verstärker und "Beatles-Bass" auf der Rücksitzbank, fährt er stolz zu Bast.
Zu den schon bekannten Gesichtern, hat sich ein neues Gesicht gesellt.
"Hey, Max, ich bin Baddy! Volker hat dir bestimmt schon gesagt, das ich der neue Rhythmusmann bin."
"Ach so! Also du bist Baddy!"
"Baddy" ist der Spitzname für den großen Burschen. Baddy der eigentlich Manfred heißt ist ein blonder Typ, cirka 1,90m groß und hat eine Figur wie Tarzan in seinen besten Zeiten. Daher wohl auch der Spitzname "Baddy". (Von Boddy abgeleitet) Baddy ist von zurückhaltender Art. Aber er hat Humor. Er erzählt Max kurz den neuesten Witz, der gerade in seiner Klasse aktuell ist. Beide schütten sich aus vor Lachen und verstehen sich auf Anhieb prächtig. Sie gehen alle ins Wohnzimmer und Max packt seinen neuen Bass und den neuen Verstärker aus. Alle finden, die Bassgitarre würde gut zu Max passen. Der Bass hat die Form einer Geige, sowohl für Linkshänder als auch für Rechtshänder geeignet. Man braucht nur die Saiten umgekehrt aufzuziehen. Deshalb spielt auch Paul McCartney als Linkshänder auf diesem Bass. Alle sind begeistert von der Bassgitarre. Sie ist wirklich schön gearbeitet. Der Resonanzkörper ist rotbraun gebeizt und mit Klarlack versiegelt. Außerdem ist um die Kanten ein schmales, weißes Kederband eingearbeitet.
"Wir brauchen noch mindestens ein Mikrofon und ein Stativ.
Außerdem hat der Walter sein Schlagzeug noch nicht bestellt. Ich hab mir eine E-Gitarre gekauft, von dem Geld, daß ich in den letzten Sommerferien in der Schreinerei verdient habe." sagt Volker.
Er holt jetzt seine neue Gitarre aus einem Nebenzimmer und zeigt sie stolz den anderen Jungens. Das ist auch eine tolle Gitarre! Sie hat einen kleinen, flachen, rotbraun gebeizten Resonanzkörper, zwei aufgesetzte, verchromte Tonabnehmer (Humbucker) und sieht aus wie eine "Gibson". Außerdem hat sie eine flache Saitenlage und einen schlanken Hals.
Volker steckt das Gitarrenklinkenkabel in den Verstärker von Max, das ist ein kleiner Kofferverstärker von Hohner mit einer Leistung von 20 Watt und drei Eingängen für Gitarre und Mikrofon, und spielt ein paar Riffs.
Max sagt: "Mann, wir sind ja schon fast komplett ausgestattet, als Beatband!" Alle sind begeistert und es ist klar, obwohl bis dahin nie ein Wort darüber gesprochen wurde, das Volker die Leadgitarre und auch den Bandleader der Gruppe verkörpern wird.
Eine Band zu gründen ist eine Geschichte, die auch mit Investitionen zusammenhängt. Das muß Max nun auch erkennen. Das Problem ist, daß er noch kein Geld verdient, und bis jetzt hat die Geschichte ja schon richtig Geld gekostet. Er erzählt seinen Eltern was los ist und weil in dieser Zeit alles unter dem Eindruck, 'der Jungens aus Liverpool', steht, bekommt er die Einwilligung auch noch ein Mikrofon zu kaufen.
Als kleines Trostpflaster hat er zu seinen Eltern gesagt, er habe damit seine Weihnachtgeschenke für die nächsten Jahre im Voraus erhalten.
Überhaupt sind seine Eltern toll und lassen ihm viel Freiräume, damit er seine eigenen Erfahrungen machen kann. Seine Mutter ist eine sehr intelligente Frau, die ihren Sohn zwar immer unmerklich beobachtet, aber ihn an der 'langen Leine' läßt. Nur dann und wann sagt sie einige Worte zu bestimmten Situationen, die ihn im Unterbewußtsein prägen, die er aber als Heranwachsender eher belächelt.
Er vermisst ein wenig, das 'verhätschelt' werden, was er bei den anderen Jungens des öfteren sieht. Erst als Erwachsener wird er die Vorteile einer solchen freien Erziehungsmethode, die ihm ermöglicht seine Persönlichkeitsstruktur frei zu entwickeln ohne das aufgestülpte Korsett der Familienstruktur ständig berücksichtigen zu müssen, verstehen.
1965 gibt es schon einige Bands in Deutschland die von sich reden machen. Die bekanntesten sind "The Rattles" und "The Lords". Aber die Ausrichtung der meisten Amateurgruppen geht zu den Beatles und anderen ausländischen Gruppen hin. Der 'Prophet' im eigenen Lande gilt nicht viel. Zudem sind sie im Ausland wenig bekannt und haben keine großen Hits.
Die Rattles haben noch am ehesten das Image einer echten Rockband, zumal sie auch in Hamburg im StarClub gespielt haben, wie auch die Beatles. Aber das ist wohl auch Geschmacksache.
Max ist in der beschaulichen Ruhe des Bergischen Landes aufgewachsen. Er interessiert sich noch nicht für Politik und soziale Strukturen. Vielmehr ist er noch sehr verspielt und verträumt. Unbewusst ist er auf der Suche nach seiner Persönlichkeit, die ihm mehr Selbstbewusstsein verleihen soll. Nur so richtig klar ist ihm noch nicht, wie diese 'Persönlichkeit' auszusehen hat. Er vergleicht sich insgeheim mit seinen Schulfreunden und anderen Jungen seines Alters und ist immer voll Bewunderung für andere Jungen, die tolle sportliche Leistungen vollbringen oder sich durch andere Dinge hervortun können. Im Sportunterricht ist er nur immer mittelmäßig, weil er immer Angst hat sich zu verletzen. Vielleicht liegt es auch daran, das seine Mutter ihn immer ermahnt, vorsichtig zu sein.
Sein größtes Problem ist, er kann nicht schwimmen. Alle Jungens in seinem Alter können schwimmen, nur er nicht. Seine Eltern können auch nicht Schwimmen und haben auch keine Zeit mit ihm ins Schwimmbad zu gehen; um ihm das Schwimmen beibringen zu lassen. In der Schule drückt er sich davor, wenn es ins Schwimmbad geht. Er erfindet immer neue Ausreden, um nicht dabei sein zu müssen. Er findet auch nicht den Mut, sich, vor seinen Kameraden und den Mädchen, als Nichtschwimmer darzustellen, oder sich seinem Lehrer anzuvertrauen. Das wäre für ihn eine riesige Blamage. Aus diesem Grund nimmt er in den Sommermonaten auch nicht an dem ausgelassenem Treiben der Jugendlichen in den Schwimmbädern teil.
Einmal, überwältigt von einem Mutanfall, fährt er in ein Freibad. Da würde er wohl nicht so auffallen, denkt er, und geht dann auch ins Nichtschwimmerbecken. Aber da steht er nur frierend im Wasser herum, wie eine Sektflasche.
Anschließend sitzt er mit klappernden Zähnen auf einer Bank in der Sonne und wird, von viel kleineren Jungens, mitleidig belächelt.
Das stellt für ihn schon ein riesiges Problem dar, und sein Selbstwertgefühl ist auf dem absoluten Nullpunkt angekommen. Andererseits stellt er sich vor, wie toll es wäre, mit einem 'Köpper' ins Wasser zu springen und elegant durch das Wasser zu gleiten. Er empfindet es als Makel, Nichtschwimmer zu sein.
Dies Problem soll er noch bis zu seinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr mit sich herumschleppen. Da lernt er endlich Schwimmen und niemand wäre auf die Idee gekommen, das er erst seit kurzem schwimmen kann, da er ein sehr guter Schwimmer wird.
Als er das erste Mal durch tiefes Wasser schwimmt, steigt er anschließend als "neuer Mensch" aus dem Wasser.
Diese neue Fähigkeit hat ihn endlich seine Angst besiegen lassen, und er fühlt sich gleichwertig mit anderen Männern. In der Folge stellt er fest, das ihm auch andere Sportarten keine besonderen Schwierigkeiten bereiten. Er hat ein angeborenes Bewegungstalent und keine besonderen Ängste mehr.
Aber dies weiß er mit fünfzehn noch nicht. Deshalb versucht er mit Witz und Aufmerksamkeit seine Freunde und die Lehrer zu beeindrucken, was ihm auch gelingt.
Max ist kein lauter Typ, eher etwas zurückhaltend und höflich älteren Menschen gegenüber. Andererseits kann er sich über irgendwelche Albernheiten halb schieflachen und auch gut Witze erzählen. Was ihm große Beliebtheit bei seinen Kameraden einbringt.
Sieht man von seinem Problem mit dem Schwimmen ab, so lebt Max unbeschwert in den Tag hinein. Er ist so mit sich selbst und seinem näheren Umfeld beschäftigt. Er nimmt kaum wahr was in der 'Erwachsenenwelt' so passiert.
1965 ist Bundestagswahl und Kanzler Ludwig Erhard hat eine Koalitionsregierung mit der FDP gebildet. Vizekanzler Erich Mende FDP und Außenminister Schröder CDU. Die Koalitionsregierung verfügt zusammen über 245 Sitze und die SPD über 202 Sitze im Bundestag.
Die Regierungserklärung von Ludwig Erhard führt zu viel Unmut bei den Gewerkschaften und Arbeitern, weil er zu mehr Sparsamkeit und Mehrarbeit aufruft.
Angesichts seiner Körperfülle hat die Formulierung
"Wir müssen den Gürtel enger schnallen" schon etwas provokantes und andererseits auch etwas belustigendes an sich.
1965 läßt die DDR ihre Rentner zu Besuch in die BRD ausreisen, wahrscheinlich in der Hoffnung einige Renten weniger zahlen zu müssen. Ca. 1,8 Millionen Rentnerbesuche werden in diesem Jahr gezählt. Außerdem sollen zum Jahreswechsel, Passierscheine für Besuche Westberliner nach Ostberlin, von der DDR genehmigt werden. Ca. 980000 Besuche werden genehmigt.
Die DDR betreibt den "organisierten Menschenhandel" in Perfektion. Etwa 2600 sogenannte politische Häftlinge werden gegen Westwaren (Kaffee und andere Luxusgüter) an die BRD verkauft. Die Funktionäre wollen wohl, wenn auch heimlich, an den "Errungenschaften der kapitalistischen Wohlstandsgesellschaft" teilnehmen.
Die Mauer in Berlin ist schon Bestandteil des täglichen Lebens für die Berliner geworden.
Der Schießbefehl ist ebenso unmenschlich wie dumm. Die DDR hat sich zum größten Gefängnis des 20.Jahrhunderts entwickelt.
Wer aus dem Gefängnis flüchten will, wird einfach an der Mauer erschossen. Die Menschen sind letztlich zur Zwangsarbeit für den "sozialistischen Arbeiter und Bauernstaat" verurteilt.
Im Laufe des Jahres stürzt der insgesamt sechsundzwanzigste Starfighter der Bundeswehr ab. Die Diskussionen über unzureichende Ausbildung der Piloten reißen nicht ab.
In Frankreich ist Charles de Gaulle mit 55% Mehrheit für sieben Jahre zum Staatspräsidenten gewählt worden. Er kündigt eine starke, unabhängige französische Politik, als Gegenpol zu den Supermächten USA und UDSSR, an.
Die Ära Breschnew beginnt in der UDSSR.
In England ist Winston Churchill gestorben.
Die Labour Party regiert unter Wilson als Premierminister und Königin Elizabeth II. besucht die Bundesrepublik.
In den USA wird Lyndon B. Johnson der 36.Präsident.
Beginn der Luftangriffe der USA auf Nordvietnam, als Vergeltung für Angriffe auf Kriegsschiffe der USA. Der schrecklich verheerende Vietnamkrieg beginnt.
Überall auf der Welt finden Demonstrationen gegen die Bombardierung von Vietnam statt.
Vor diesem Hintergrund bewegt sich Max, abgeschirmt durch das kleinbürgerliche Leben seiner ländlichen Umgebung, wie 'Max im Wunderland'.
Seine jugendliche Vorstellungskraft lässt ihn sich als Star einer Beatband vorstellen. Der damit zu erwartende Zuwachs an Persönlichkeit lässt ihn erwartungsvoll in die Zukunft schauen.
Seit einiger Zeit tragen die meisten Mädels den Minirock oder Minikleider. Der von Yves Saint Laurent, Courrèges, Féraud und anderen 1963 kreierten OP-Art, welche hauptsächlich mit schwarzweißen, geometrischem Muster versehen ist und auch Ausdruck im Modeschmuck findet, ist der "Minirock" wiederum ein Paukenschlag der Mode.
So wie alles Gute, kommt auch der Minirock aus England.
Eine gewisse Mary Quant hat den "miniskirt" zum Modehit gemacht. Ihre erste Amerikatournee war ein riesiger Erfolg. Sie ließ ihre Mannequins, zu Pop-Musik tanzend, ihre Mode vorführen.
Die junge Generation in England hat die alten Normen der konservativen Gesellschaft, zu mindestens was ihr Outfit angeht, über Bord geworfen und hat ein völlig neues Lebensgefühl entwickelt.
Überhaupt hat sich London zum Eldorado für junge Leute entwickelt.
In der Carnaby Street gibt es jede Menge von Boutiquen, die alles verkaufen was "poppig" und "shocking" ist. Irrer Modeschmuck, knielange Lackstiefel in poppigen Farben, Jeans mit farbigen Applikationen. T-Shirts mit allen erdenklichen knalligen Motiven, aber auch alte Kriegsorden und Militärbekleidungen. Dazu läuft in allen Geschäften Beatmusik. Man spricht auch von "Swinging
London" In dieser Zeit gründen sich viele neue Bands die später Weltberühmt werden.
Alles ist in Bewegung geraten! Auch in Deutschland.
Max ist auf dem Weg von der Schule nach Hause. Der Bus ist ziemlich voll mit Schülern. Es herrscht die übliche Atmosphäre von geschafftem Pensum und der Vorfreude auf die Freizeit des Nachmittags.
Er interessiert sich zunehmend für die jungen Damen aus den Klassen über ihm. Die sind meistens ein-zwei Jahre älter, tragen alle den Minirock und sehen unglaublich aufregend aus. Leider haben sie bisher kaum Interesse für seine bewundernden Blicke gezeigt. Bis auf eine 'Schöne'.
Max hatte ihr die Türe in der Schule aufgehalten und sie hatte sich mit einem süffisanten Lächeln bei ihm bedankt.
Außerdem sagte sie zu ihm:
"Du bist ja ein richtiger Kavalier."
Max sagte darauf nichts, sondern wurde etwas rot. Irgendwie war er von ihrer Ausstrahlung irritiert. Sie ist genauso groß wie er, aber eine voll entwickelte Frau mit aufregenden Formen, die durch den Minirock und den enganliegenden Pullover betont wird. Was für Ihn unschwer erkennbar ist, da sie den langen Mantel offen trägt.
Sie sitzt jetzt auch im Bus und unterhält sich mit einer Freundin aus ihrer Klasse, offensichtlich über Schnitte aus einer Modezeitschrift.
Er kann seinen Blick nicht von ihr wenden. Sie ist ihm früher noch nicht aufgefallen. Wahrscheinlich ist sie gerade neu zugezogen im Ort, sonst hätte er sie bestimmt schon mal gesehen. Sie hat blondes, Kinnlang geschnittenes Haar, das auf dem Kopf mit einer Spange zusammengehalten wird und seitlich und hinten glattgeföhnt herabfällt. Der Kamelhaarpullover umschmeichelt ihren großen Busen. Ihre schön geformten Beine stecken in kurzen, flachen Lacklederstiefeletten, so wie Courrège sie entworfen hat. Dazu trägt sie dicke, weiße Wollstrümpfe mit einem vertikal verlaufenden Strickmuster.
Max findet sie ganz toll und irgendwie ungeheuer aufregend.
Jetzt sitzt sie zwei Sitzreihen vor ihm. Er überlegt krampfhaft was er ihr erzählen soll. Dabei kommt er zu dem Schluß, daß er sie auch fragen könnte wie alt sie eigentlich wäre und ob sie einen Freund hätte, mit dem sie 'ginge'.
Er ist gespannt wo sie aussteigen wird.
Als der Bus im Ort ankommt, ist sie immer noch im Bus, also wird sie vom Ort aus zu Fuß gehen. Alle steigen aus und gehen in alle Himmelsrichtungen auseinander.
Der Tag ist trocken und es geht ein kühler Wind.
Bisweilen kommt die Sonne durch.
Das Mädel schlägt seine Richtung ein und Max wird sehr nervös bei dem Gedanken, wie er sich ihr anschließen soll. Er holt sie mit ein paar schnellen Schritten ein und spricht sie beherzt an:
"Hallo! Gehst du auch in Richtung Richtershof?"
Sie schaut ihn an und sagt mit einem Lächeln:
"Ach, da ist ja mein kleiner Kavalier! Möchtest du mich nach Hause bringen?"
Max wird es schon wieder ganz heiß und wahrscheinlich wird er auch rot. Es kommt ihm zu mindestens so vor.
"Ja, gerne! Wir haben den gleichen Weg. Ich heiße Max und du?"
"Ich heiße Andrea."
Dabei lächelt sie die ganze Zeit auf eine unergründlich, 'wissende Art'. Max hat das Gefühl, das sie über Dinge Bescheid weiß, wovon er noch nicht einmal träumen kann.
"Sag mal Andrea, du fährst aber noch nicht lange mit dem Bus mit? Bist du neu hier im Ort?"
"Ja! Wir sind erst seit einem Monat hier wohnhaft. Ich muss mich erst an die neue Umgebung gewöhnen. Wir haben in Hamburg gewohnt."
Max geht eine Weile still neben dem Mädel her. Als die Sonne durch die Wolkenschicht bricht wird es sofort wärmer. Sie gehen recht langsam die Hauptstraße runter und Max findet die Situation sehr aufregend. Endlich fasst er sich ein Herz und fragt sie:
"Andrea! Sag mal, hast du schon einen Freund, mit dem du gehst?
Sie hat, wie die meisten Mädels, ihren Mantel offen Sie schaut Max etwas erstaunt an und sagt:
"Nein, aber in Hamburg da hatte ich einen Freund. Wieso fragst du mich das eigentlich? Sag mal Max! Wie alt bist du eigentlich?"
Sie schaut Max dabei interessiert an.
"Ich werde bald sechzehn".
Sie lächelt schon wieder und fragte:
"Hast du denn schon eine Freundin?"
Max ist diese Frage etwas peinlich.
"Nein, nicht direkt! Die Mädchen in meiner Klasse sind alle so albern."
Sie schweigen wieder eine Weile während sie weitergehen. Als sie in Höhe der kleinen Kirche angelangt sind sagt sie lächelnd:
"Von hier aus hat man ja einen schönen Ausblick über die Landschaft. Sag mal Max, sollen wir uns nicht etwas auf die Bank da drüben setzen?" Max ist ziemlich erstaunt über ihr Vorhaben und ihm wird heiß und kalt bei dem Gedanken, mit ihr alleine auf der Bank zu sitzen. Aber er will sich auch keine Blöße geben und geht mit auf die kleine Anhöhe, von wo man weit ins Tal schauen kann.
Ein Windstoß öffnet ihren Mantel weit und sie versucht ihn mit einer Hand zu bändigen. Jetzt stellt sie ihre Schultasche auf die Bank und setzt sich. Max setzt sich ebenfalls dicht neben sie. Ihr Mantel ist jetzt weit geöffnet und Max kann ihre Schönheit betrachten.
Die Sonne kommt auch gerade wieder heraus und erwärmte die Situation zusätzlich.
Max kommt sich vor, als säße er vor einer "riesigen Erdbeertorte mit Schlagsahne." Wobei er sich nicht im klaren darüber ist, ob er sie probieren darf oder nicht.
Angesichts der aufregenden Situation und der kleinen Kirche hinter ihnen, fällt ihm auch seine erste Beichte wieder ein, wo ihn der Pastor gefragt hatte, ob er unschamhafte Dinge getan hätte. Da er nicht genau wusste was der Pastor damit meinte, und er auch nicht lügen wollte, vor allem vor einem Mann mit wahrscheinlich gutem Draht nach oben, denn es hätte ja sein können, dass er auf sein Interesse den Mädels in den Ausschnitt zu gucken angespielt hatte; sagte er, das wäre wohl einzweimal vorgekommen.
"Sag mal Max, hast du schon mal ein Mädchen geküsst?" Dabei kommt sie ihm etwas näher und lächelt ihn aufmunternd an.
Oh, Mann! Das ist für Max eine völlig neue Situation. Einerseits ist er dem Objekt seine Wünsche sehr nahe, andererseits weiß er nicht, ob er nicht irgendwas falsch machen würde, wenn er sie einfach küssen würde. Er beeilt sich zu sagen: "Doch! Aber noch nicht so oft."
Dabei versagt im seine Stimme fast den Dienst vor Aufregung. Er nimmt Andrea in den Arm und küsst sie auf den Mund. Der Kuss wird zum Ereignis für ihn. Andrea hat wohl schon etwas mehr Erfahrung als er auf diesem Gebiet, und sie zeigt ihm wie man richtig küsst. Das ist unglaublich aufregend und er hat schon eine Erektion, weil er mit der linken Hand ihren Körper abtastet und ihre Beine streichelt, dann wieder ihre Brüste, was ihr offensichtlich sehr gefällt. Seine Hand rutscht zwischen ihre Beine, und er entdeckt das nackte Stück ihrer Oberschenkel zwischen dem Strumpfende und dem Höschen.
Sie haben beide ihr Umfeld vergessen, und sie lässt sich von Max streicheln und küssen, bis sie plötzlich sagt:
"Du, Max! Ich muss jetzt aber nach Hause. Wir sind schon ziemlich lange hier".
"Ja, du hast recht. Ich bin auch schon spät dran", Sie machen sich auf den Weg. Gerade als sie die Hauptstraße erreichen, begegnet ihnen eine ältere Frau, die Max offensichtlich kennt, und sie fragt:
"Na Max! Kommst du gerade aus der Schule?"
Dabei schaut sie mit einem vielsagenden Blick von Max zu Andrea und geht weiter. Max ist das irgendwie peinlich. Wahrscheinlich hat die Frau sich so einiges gedacht, als sie die beiden jungen Leute betrachtete. Schnell gehen Andrea und Max, ab der nächsten Gabelung, in getrennten Richtungen nach Hause.
"Ich muss ja schon ein toller Bursche sein, wenn so große Mädels wie Andrea sich von mir küssen lassen", denkt er.
Max hat in den nächsten Tagen mit Volker einen Termin für einen Übungsnachmittag vereinbart. Als er mit seinem Beatles-Bass unter dem Arm bei Bast eintrifft ist der Rest der Gruppe schon versammelt. Walter hat sein neues Schlagzeug bekommen und Baddy hat eine Elektrogitarre von seinen Eltern bekommen. Die Gitarre sieht fast aus wie eine 'Fender'. Baddy ist sichtlich stolz auf seine Framus-Gitarre. Er strahlt über das ganze Gesicht und streichelt sie liebevoll.
"He Max! Schau dir diese Saitenlage an!"
Er greift einige Akkorde auf der Gitarre.
"Ja, das ist ein tolles Gerät."
Walter öffnet mit einem undefinierbaren Lächeln die Schiebetüre zum Nachbarraum. Da steht nun das neue Schlagzeug von Walter. Es ist ein perlmuttweißes 'Sonor'.
Auf dem Fußboden verteilt liegen noch die Spielsachen von Pucki herum, der fünfjährigen Schwester von Walter und Volker.
Volker sagt:
"Ich habe mir gedacht wir sollten heut ein Stück einstudieren!
Und zwar "The house of the rising sun" von Erik Burdon.
Was haltet ihr davon?"
"Okay! Dann sollten wir mal die Anlage aufbauen", sagt Walter und holt ein Mikrofon und ein Stativ aus dem Hausflur herein.
"Wo habt ihr das denn her?"
Max staunte nicht schlecht beim Anblick des professionellen Echolette-Mikrofons, das Walter neben das Mikrofon von Max stellt.
"Wir haben das Mikrofon für ein paar Tage geliehen, Max."
Wir sollten den Gesang und die Leadgitarre über deinen Verstärker laufen lassen und den Bass und die Rhythmusgitarre über die beiden alten Radios verstärken", sagt Volker und steckt die Verbindungskabel in den Verstärker.
"Gesang und Leadgitarre haben etwa den gleichen Frequenzgang.
Wenn wir den Bass mit anschließen springt uns die Membrane aus dem Gehäuse! Verstehst du, Max?"
"Ach so! Das wusste ich auch noch nicht!"
Als alle Musikinstrumente angeschlossen sind, sagt Volker:
"Ich spiele jetzt mal das Thema vor, und dann zeig ich dir die Bassläufe, Max."
Er spielt das Thema professionell und zeigt Max, wie er auf dem Bass die Töne ansteuern soll. Sie spielen zweimal gemeinsam das Thema durch und dann sollen alle zusammen loslegen. Das klappt beim ersten Mal nicht gleich, weil Walter nicht den richtigen Einsatz auf dem Schlagzeug spielt.
"Nee, so geht das nicht. Wenn wir nicht von Anfang an perfekt einsetzen, stimmt das ganze Lied nicht. Also Walter, du gibst Drei vor und dann setzen wir ein", sagt Volker.
Alle sind sehr konzentriert und es klappt dann auch sofort.
Mitten im Lied bricht Volker ab und zeigt Baddy wie er den Rhythmus besser anschlagen kann.
Volker ist unglaublich gut! Max kann sich nur wundern, über so viel Sachverstand. Max ist sehr froh darüber, diese Jungens gefunden zu haben. Sie probieren immer wieder den Einsatz, bis Volker einigermaßen zufrieden ist. Dann spielen sie das ganze Stück durch.
Inzwischen hat sich Frau Bast im Wohnzimmer eingefunden und hört interessiert zu. Als das Lied verklungen ist, meint Volker:
"So, jetzt kommt der Gesangsteil dazu! Ich sing jetzt dazu. Also aufgepasst! „Walter gib Drei vor!"
Jetzt spielt die Band zum ersten Mal einen ganzen Song herunter.
Danach sind alle überwältigt von dem Klangeindruck, den sie gerade erzeugt haben.
Frau Bast sagt: "Das klingt ja, wie auf der Schallplatte!"
Für Max ist das ein gigantisches Erlebnis!
Ein geradezu historischer Moment in seinem bisherigen Leben.
Er ist einfach überwältigt von der gemeinsam erzeugten Musik.
"Wir müssen ungefähr vierzig Stücke im Repertoire haben, dann können wir einen ganzen Abend füllen. Außerdem sollten wir mindestens dreimal in der Woche zusammen üben, damit wir bald öffentlich auftreten können. Das hat heute besser geklappt, als ich erwartet habe!" meint Volker auf seine sachliche Art, während er seine Gitarre abkoppelt.
Inzwischen ist es schon ziemlich spät geworden und Baddy und Max verabschieden sich. Max ist in Hochstimmung und erzählt seinen Eltern , von dem für ihn so wichtigem Ereignis, am Abend.
Seine Eltern freuen sich offensichtlich mit ihm über den gelungenen Auftakt.
Wahrscheinlich auch über die Tatsache, das die geleistete Investition einen didaktischen Effekt bewerkstelligen wird An diesem Abend schläft Max spät ein. Er träumt von einem öffentlichen Auftritt mit der Band und von begeisterten Fans.
Das nächste Treffen ist für Samstag vereinbart. Alle sind um 15 Uhr bei Bast eingetroffen und bauen die Anlage auf. Das Wohnzimmer ist zum Übungsraum geworden und überall liegen Schallplatten und Spielsachen herum, da das angrenzende Spielzimmer von Pucki mit einbezogen worden ist.
Die kleine Schwester findet das offensichtlich auch interessant und versucht sich am Schlagzeug, indem sie mit den Sticks auf den Tom-Toms trommelt, bis Walter sich an die Drums setzt und ihr zeigt wie man, mit der Fußmaschine und den Sticks, einen Rhythmus erzeugt.
Volker hat eine Songliste aufgestellt, die eingeübt werden soll. Es sind viele Titel von den Beatles, aber auch von anderen Stars aus der Musikscene. Zum Beispiel:
Bye, Bye Johnny -Sticks and Stones - La La La - Hey Sally - von den RATTLES - Poor Boy - Shakin' All Over von den LORDS, oder auch Sweet Little Sixteen von Chuck Berry. Von den Beatles: My Bonny -The Saints -Twist And Shout - Ain't She's Sweet - Skinny Minny- Please Mister Postman - Long Tall Sally - A HardDay'sNight - Slow Down - I Feel Fine - Ticket To Ride - Kansas City - Help - I'm Down - und noch We Can Work It Out - Day Tripper, die gerade herausgekommen war. Das ist eine stolze List von Songs, die eingeübt werden soll.
Die Jungens fangen mit den, nach ihrer Meinung, einfachsten Stücken an. Dabei stellt sich schnell heraus, daß der Gesang am schwierigsten zu bewältigen ist. Bei manchen Stücken muss zweistimmig gesungen werden.
Da gibt es Probleme, obwohl alle sehr musikalisch veranlagt sind. Volker achtet sehr darauf, daß sich keine schiefen Töne einschleichen. Er schafft es, die Instrumente und den Gesang so zu arrangieren, daß die Stücke wie aus einem 'Guss' klingen. Das ist für alle Beteiligten immer wieder erstaunlich und der Sound wird immer perfekter.
Sie spielen die Stücke immer wieder durch, damit sie jedes Stück 'ansatzlos' bringen können, wenn Volker den Titel ansagt.
In den nächsten Wochen üben sie regelmäßig zwei bis dreimal in der Woche und bald haben sie etwa zwanzig Stücke in ihrem Repertoire.
Inzwischen kommen öfter Besucher zu ihren Übungsnachmittagen hinzu, die sehr begeistert sind und überall herumerzählen, daß es eine Band im Ort gibt, die bald ihren ersten öffentlichen Auftritt haben wird. So werden die Bandmitglieder schon überall im Ort bekannt, noch ehe sie überhaupt ein Konzert gegeben haben.
Das gefällt Max gut. Wenn er manchmal auf ein Kölsch in eine der Ortskneipen geht, wird er häufig von älteren Burschen darauf angesprochen, wann denn nun der erste Beatabend im Ort stattfinden würde.
Zu dieser Zeit gibt es überall Veranstaltungen in den umliegenden Städten. Es gibt jede Menge von Bandgründungen, die aber mehr oder weniger im Sande verlaufen, weil es nicht damit getan ist nur Instrumente zu kaufen, um dann einen Sound auf die Beine zu stellen.
Man braucht dafür einen Bandleader, wie den Volker, der das Zusammenspiel arrangieren kann und auf jede Kleinigkeit achtet. Solche Leute sind sehr rar. Daher gibt es in der näheren Umgebung wenige Gruppen, die professionell auftreten können.
Bei ihrem letzten Übungsnachmittag sagt Walter zu den anderen Jungens:
"Am Samstag spielen die 'RED STONES' beim Bäumer in der Kneipe. Der hat einen großen Tanzsaal und mir hat einer gesagt, das der vor zwei Wochen die 'RED STONES' schon mal da hat spielen lassen. Diese Woche ist es da bestimmt sehr voll. Wir sollten da mal kurz reinschauen, um zu sehen wie die Jungens so spielen. Was meint ihr dazu?"
Max und Baddy finden die Idee gut, Volker meint dazu:
"Wir sind zwar noch nicht so weit, aber schaden kann es ja nicht, mal die Konkurrenz zu hören. Wir können ja nach dem Üben am Samstag mal rüberfahren, wenn die Mutter das Auto nicht braucht. Bringt auch etwas Geld mit. Wir müssen bestimmt Eintritt bezahlen und auch was trinken."
"Es darf aber nicht so spät werden! Ich muß um elf zu Hause sein, sonst krieg ich Ärger mit meinem Vater", sagt Baddy.
Er hat strenge Eltern. Sie achten sehr darauf, daß die Schule nicht unter den Freizeit-aktivitäten ihres Sohnes leidet.
Walter sagt: "Wenn wir öffentlich auftreten, dann können wir auch nicht schon um elf zu Hause sein. Wir müssen mal mit deinem Vater darüber reden. Vielleicht sollte unsere Mutter mal mit deinen Eltern reden, was meinst du, Baddy?"
"Ja, vielleicht bringt das was."
Max macht sich auch Gedanken darüber, ob er genügend Taschengeld bis Samstag auftreiben würde. Sein Taschengeld ist nicht sehr hoch. Er benötigt eigentlich auch nicht viel Geld, da seine Eltern alles für ihn kaufen, und er nicht viel ausgibt für irgendwelche Naschereien. Daher ist Geld für ihn bisher kein besonderer Faktor gewesen, dem er seine Aufmerksamkeit gewidmet hätte. Das scheint sich aber jetzt alles zu ändern. Er hat noch cirka acht Mark und wäre wahrscheinlich bis zum Wochenende damit ausgekommen. Er muss mal sehen, wie er noch ein paar Mark von seinem Vater ergattern kann.
Den Samstagnachmittag verbringen die Jungens mit Üben. Es geht wirklich gut voran mit den Songs. Aber irgendwie sind alle etwas aufgeregt und können den Abend kaum erwarten.
Walter bekommt den Wagen von seiner Mutter. Sie fahren so gegen neunzehn Uhr zu der Veranstaltung.
Als sie auf dem Parkplatz der Gaststätte ankommen sind schon sehr viele Leute da, die sich vor dem Eingang der Kneipe aufhalten und noch auf weitere Freunde und Bekannte zu warten scheinen. Max kennt keinen der jungen Leute und ist sehr gespannt, wie die Anlage der RED STONES aussehen wird.
Gleichwohl hat die gesamte Atmosphäre etwas ungewöhnlich aufregendes für ihn. Das sind alles Leute, die hier Musik hören wollen und wahrscheinlich Fans von der Gruppe sind, oder zu mindestens aus dem Bekanntenkreis der Band sein mussten. Als er sich vorstellt, das ein solcher Auflauf auch bei ihrem ersten Auftritt zu erwarten wäre, rieselt ihm ein Schauer den Rücken herunter.
Sie schieben sich durch die Menge bis zu dem Kassierer am Eingang. Walter sagt zu dem Typ:
"Sag mal! Kann ich mal eben rein zu der Band? Ich muss den Bandleader mal eben sprechen! Ich komme sofort wieder raus. Meine Freunde warten hier solange, Okay?"
Der Kassierer macht zwar ein mürrisches Gesicht, lässt Walter aber durch und bedeutet den anderen Jungens, das sie mal Platz machen sollen, für die zahlenden Gäste. Der Kassierer genießt offensichtlich seine Machtposition.
Max hat den Eindruck, das der Bursche zum engeren Kreis der Band gehört und etwas von dem 'Ruhm' auch auf ihn abstrahlt und seine Person irgendwie aufwertet.
Es kommen immer mehr Leute.
Die Mädels haben sich gestylt. Viele Burschen sind schon mit dem Auto gekommen und bringen stolz ihre Freundinnen mit.
Die Mädels genießen diesen Auftritt und würdigen kaum jemanden eines Blickes.
Walter kommt wieder raus und hat einen der RED STONES mitgebracht.
Der Bursche hat eine Beatlesfrisur und einen roten Nikki an, dazu trägt er eine schwarze Hose und Stiefel. Er sagt zu dem Kassierer:
"Lass die Jungens mal durch, die bleibe nicht lange."
Damit geht er wieder rein und Max und seine Freunde folgen ihm in den Saal.
"Ihr könnt ruhig solange zuhören wie ihr wollt!
Vielleicht habt ihr ja auch Lust, mal eine Einlage zu geben. Vielleicht in einer Pause. Wir haben nämlich noch nicht genug Stücke zusammen. Überlegt euch das mal!" sagt er und geht zur Bühne.
Die Bühne besteht aus einem kniehohen Podest, auf dem die Band ihre Instrumente und Verstärker aufgebaut hat. So kann jeder im Saal sie sehen, und die Jungens können ihre Show abziehen.
"Mann, Volker! Die haben ja riesige Verstärker. Guck dir das mal an", sagt Max.
"Ja, auch die Gesangsanlage ist wahnsinnig gut",
"Sollen wir tatsächlich mal eine Einlage geben? Was meint ihr?"
Baddy sagt gar nichts mehr und Max ist auch sehr still geworden.
"Wir hören uns erst Mal an, wie die überhaupt spielen, dann können wir immer noch überlegen, ob wir eine Einlage geben oder nicht", sagt Volker und grinst dabei in die Runde. Max ist der Gedanke gekommen, das sie sich hier vielleicht unglaublich blamieren könnten, wenn sie auf die Bühne gehen würden. Die Band sieht so professionell aus. Wer weiß wie gut die schon sind.
Außerdem hat er auch ein bisschen Lampenfieber, bei diesem Gedanken.
Der Saal ist inzwischen rappelvoll und die Band schickt sich an, mit ihrem ersten Stück zu beginnen.
Es sind fünf Mann, Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren und ein Sänger. Sie haben alle rote Nikkis an, daher wahrscheinlich auch der Name. Sie legen gewaltig los mit einem Stück von den STONES.
Max ist über die Lautstärke und den Klangeindruck überrascht.
Das ist schon sehr eindrucksvoll. Aber sie spielen noch nicht sehr sauber. Er kann hier und da heraushören, das der Bassman einige Läufe versägt, was Max zu mehr Vertrauen in seine eigenen Fähigkeiten auf diesem Gebiet verhielft. Wenn man selber intensiv auf einem Gebiet arbeitet, kann man die Leistung anderer besser beurteilen.
Das hat Max schon gelernt.
Die meisten Leute tanzen zu der Musik und die Stimmung ist sehr gut. Obwohl der Sound der Band noch nicht so richtig perfekt ist. Vielleicht merken das auch die meisten Zuhörer nicht so genau.
Volker macht seine Bemerkungen über das Zusammenspiel der Band:
"Wenn die uns mal spielen lassen, dann schicken die Fans sie anschließend nach Hause."
Max hat, während des Zuhörens, die Tanzenden beobachtet. Ein Mädel ist im besonders aufgefallen.
Sie hat einen gelben Hosenanzug an und tanzt ausgelassen mit einem Burschen, der wahrscheinlich nicht zu ihr gehört. Der junge Mann versucht ein Gespräch mit ihr in Gang zu bringen, ist aber nicht sehr erfolgreich damit. Sie hat lange, schwarze Haare, die hinten zu einem Zopf zusammengeflochten sind. Außerdem hat sie schöne, große, dunkelbraune Augen und eine schlanke Figur. Ihre weiblichen Rundungen werden durch ihre Kleidung besonders betont. Max hat ihr zugelächelt, und sie hat das zur Kenntnis genommen, ohne einen ablehnenden Eindruck auf ihn zu machen.
Jetzt wird Max von einer Äußerung Volkers abgelenkt und schenkt seine Aufmerksamkeit seinen Freunden.
"Mann, Volker! Meinst du wirklich wir sollten da raufgehen und spielen, wenn die uns lassen?" Meint Buddy, dabei wird er sehr nervös.
"Hört mal! Die spielen noch nicht so besonders gut.
Außerdem könnten wir erstmals auf einer richtigen Verstärkeranlage unseren Sound probieren."
Walter und Baddy sehen sich an, Max schaut zur Band und ihm ist auf einmal gar nicht mehr so gut. Ein flaues Gefühl hat er in der Magengegend bekommen.
Die Band macht jetzt eine Pause und einer der Jungens kommt zu ihnen herunter.
"Na, wie hat euch unserer Sound gefallen, Walter?"
"Ihr haut ja mächtig in die Tasten", sagt Walter und lacht den Burschen an.
"Wenn ihr wollt, könntet ihr nach der nächsten Serie mal eine Einlage geben. Ich kündige euch auch an!
Vorstellen müsst ihr euch dann selber! Was meint ihr?"
Volker nimmt das 'Heft' nun in die Hand und sagt dem Sänger:
"In Ordnung! Nach der nächsten Serie kannst du uns ankündigen", dabei schaut er in die Runde seiner Freunde und die Sache ist beschlossen.
Mann, ist das Aufregend! Max ist nach außenhin gelassen, aber innerlich pocht ihm sein Herz bis zum Hals bei dem Gedanken durch die Menschenmenge auf die Bühne zu gehen.
Das ist das sogenannte 'Lampenfieber'. Er schaut sich im Saal nach dem Mädel um, welches er vorhin beobachtet hatte, aber er kann sie nirgendwo entdecken.