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Die beliebtesten Fabeln von Aesop ist eine Sammlung klassischer Kurzgeschichten, die moralische Lehren und Lebensweisheiten vermitteln. Aesop, ein antiker griechischer Sklave und Geschichtenerzähler, präsentiert diese Fabeln in einem klaren und einfachen Stil, der sowohl Kinder als auch Erwachsene anspricht. Seine Geschichten sind zeitlos und behandeln Themen wie Ehrlichkeit, Gerechtigkeit und Weisheit, die auch heute noch relevant sind. Diese Fabeln haben einen festen Platz in der Weltliteratur und sind ein wesentlicher Beitrag zur moralischen Bildung der Leser. Aesop verwendet Tiere als Protagonisten, um seine Botschaften auf eine verständliche und ansprechende Weise zu vermitteln. Die Fähigkeit des Autors, komplexe moralische Ideen durch einfache Geschichten zu vermitteln, macht dieses Buch zu einem unverzichtbaren Werk in der Literaturgeschichte. Die beliebtesten Fabeln von Aesop empfehlen sich jedem Leser, der nach zeitlosen Weisheiten sucht und moralische Geschichten schätzt. Dieses Buch ist eine Schatzkiste mit Lektionen für Jung und Alt, die durch die einfache Eleganz von Aesops Erzählungen bereichert werden.
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Seitenzahl: 110
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anthol. plan. 332 (Agathias)
... Der Gärtner sprach zu Xanthos: »Bitte, Herr, ich habe eine Belehrung von dir nötig.« »Sprich!«, sagte der Philosoph. Und der Gärtner sprach: »Meister, wie kommt es, daß mein Gemüse, das gut gehackt und gewässert wird, so langsam gedeiht, das aber, was wild wächst und nicht betreut wird, so schnell?« Xanthos hörte dies tiefphilosophische Problem an, fand aber durchaus keine Lösung. Daher sagte er: »Das bewirkt die göttliche Vorsehung.« Als das Äsop mitanhörte, mußte er lachen. Da fragte ihn Xanthos: »Lachst oder verlachst du?« »Ich verlache«, sagte jener, »aber nicht dich, sondern deinen Lehrer. Denn die Weisen sind gerade dazu da, um das Walten der göttlichen Vorsehung zu erklären. Versprich mir die Freiheit, und ich werde das Problem lösen.« Da sagte Xanthos zu dem Gärtner: »Du Witzbold, es schickt sich nicht für mich, der in so vielen Hörsälen disputiert hat, nun hier in den Gärten Rätsel zu lösen. Aber mir folgt hier ein gut bewanderter Sklave. Lege diesem das Problem vor, und er wird es lösen.« Da sagte der Gärtner: »Was? Dieser Mistfink soll die Wissenschaft beherrschen? Wehe mir über mein Pech!« Und zu Äsop sagte er: »Nun wohl, zeig' an, ob du die Sache verstehst!«
Äsop sagte: »Du willst also folgendes wissen: Warum gedeihen die wilden Pflanzen rascher und besser als die, die du in die Erde pflanzst und sorgsam betreust? Nun höre, das ist genau wie bei einer Frau, die eine zweite Ehe eingeht und bereits Kinder aus erster Ehe hat. Wenn nun auch der Mann Kinder aus erster Ehe hat, so zeigt sich die Frau als Mutter gegenüber den Kindern, die sie mitbringt, und als Stiefmutter gegenüber den Kindern, die sie vorfindet. Diejenigen, die sie selbst geboren hat, zieht sie liebevoll groß. Die aber, die fremden Wehen entstammen, haßt sie. Deshalb ist sie mißgünstig gegen sie, beschneidet ihnen die Nahrung und teilt den eigenen mehr zu. Denn die eigenen liebt sie als Gaben der Natur, die des Mannes aber haßt sie, weil sie der Menschensatzung entstammen. Ebenso ist die Natur die Mutter der Pflanzen, die von selbst wachsen, aber die Stiefmutter derer, die von dir gesetzt werden. Deshalb hegt und pflegt sie die eigenen besser als die von dir betreuten. Denn diese sind Stiefkinder für sie.«
Als der Gärtner das gehört hatte, sagte er: »Glaube mir, du hast mich von einem schweren Kummer befreit. Nimm dies Gemüse als Geschenk. Und wenn du wieder etwas brauchst, komm in diesen Garten, als ob er dein eigener wäre.«
Als der Fabulist Äsop einst gerade Muße hatte, ging er auf einen Werftplatz. Sofort machten sich die Schiffbauer an ihn, verspotteten ihn und forderten ihn auf, ihnen mit gleicher Münze heimzuzahlen. Da sprach Äsop: »Erst war nur das Chaos und die Gewässer. Zeus wollte aber auch das trockene Element zu seinem Rechte kommen lassen und forderte die Erde auf, zu dreien Malen das Wasser in sich einzuschlürfen. Die Erde tat so, und beim erstenmal erschienen die Berge, beim zweitenmal auch die Ebenen. Wenn sie aber zum drittenmal ansetzt und das Wasser gänzlich einschlürft, so wird eure Kunst unnütz sein.«
... den Toren aber will ich ein Märchen mitteilen, das einmal meine Tochter ihrem Bruder erzählte.
Der Mond bat einst seine Mutter: »Webe mir doch ein passendes Kleid!« Sie antwortete: »Wie soll ich das anfangen? Bald bist du kugelrund, bald halbrund und bald sichelförmig!«
Auch Folgendes sagt Äsop: Prometheus rührte den Lehm, aus dem er den Menschen schuf, nicht mit Wasser an, sondern mit Tränen.
Daher darf man auch nicht versuchen, Freude und Trauer auszutreiben; das wäre auch unmöglich. Denn die Gottheit mischte sie nicht dem Menschen bei, um ihm Schimpf und Schande anzutun, sondern sie verwebte sie mit ihm und baute sie in ihn ein, um dem Menschengeschlecht Dauer und Rettung zu verleihen.
Auf Zeus' Befehl schuf Prometheus Menschen und Tiere. Als aber Zeus sah, daß der Tiere weit mehr waren als der Menschen, befahl er ihm, aus den Tieren einige zu Menschen umzuformen. Prometheus tat das, und so kommt es, daß mancher eine menschliche Gestalt hat, aber eine tierische Seele.
Zeus hatte den Stier geschaffen, Prometheus den Menschen und Athene das Haus, und nun verlangten sie von Momos sein Urteil. Der aber war neidisch auf die Schöpfungen der andern und sagte: »Ihr habt es alle versehen. Zeus hätte dem Stier die Augen an die Hörner setzen sollen, damit er auch sieht, wohin er stößt. Prometheus hätte das Innere des Menschen nach außen kehren sollen, damit die Schurken nicht die anderen betrügen könnten. Schließlich hätte Athene das Haus auf Räder stellen sollen, damit einer rasch umziehen könnte, wenn er einen schlechten Nachbar hat.« Da ergrimmte Zeus über den hämischen Spötter und warf ihn aus dem Olymp.
Prometheus zählte zu den alten Urgöttern. Der schuf aus Erde als den Herrn der Tierwelt den Menschen. Diesem aber, heißt es, hing er zwei Ranzen über, die vollauf gefüllt sind mit allen Fehlern, die dem Menschen anhaften. Vorn hängt der Ranzen, der der lieben Mitwelt Gebrechen anzeigt. Aber größer hängt hinten der Sack der eigenen Fehler. Daher kommt es, daß wir bei andern jeden Mißstand scharf sehen und für die eignen Fehler völlig blind scheinen.
Dem Hermes gab einst Vater Zeus den Auftrag, auf Schiefertafeln ihm der ganzen Menschheit gesamte Sünden sorgsam aufzuzeichnen. Dann hieß die Tafeln er in eine Holztruhe ihn werfen, die bei seinem Götterthron stand, damit er über jeden das Gericht spreche. Doch weil dabei die Tafeln in der Holztruhe bunt durcheinander fielen, kommt zum Urteil die früher, jene später in des Zeus' Hände. So darf darüber man sich auch nicht aufhalten, wenn oft ein Frevler spät erst sein Gericht findet.
Zeus schloß die Güter alle in ein Faß ein, tat einen Deckel drauf und gab's dem Urmenschen. Doch diesen plagte unbeherrscht die Neugier, was wohl da drin sei, und den Deckel abhebend ließ er zum Göttersaal die Güter aufsteigen, die dort nun schweben und der Erde fernbleiben. Allein die Hoffnung, rasch den Deckel zuwerfend, gelang es ihm zu fangen. Daher blieb die allein noch bei uns und verspricht uns immer ein andres von den Gütern, die davonflogen.
Als Zeus den Menschen schuf, gab er ihm nur kurze Lebenszeit. Der aber brauchte seinen Verstand, und als der Winter herannahte, baute er sich ein stattliches Gehöfte. Wie es nun einmal sehr kalt wurde und Zeus den Regen vom Himmel herabgoß, konnte das Pferd es im Freien nicht mehr aushalten. So kam es denn im Galopp zu des Menschen Behausung heran und bat um Aufnahme. Der sagte: »Ich will dich aufnehmen, aber unter der Bedingung, daß du mir einen Teil deiner Lebensjahre abtrittst.« Das Pferd war es zufrieden und erhielt Stallung und Futter. Kurz darauf kam das Rind und noch später der Hund, und mit beiden schloß der Mensch den gleichen Vertrag. So kommt's, daß der Mensch, solange er in den Jahren steht, die ihm Zeus selbst verliehen hat, unverdorben und gut ist. In den Jahren aber, die er vom Roß hat, ist er hochmütig und üppig; in denen, die er vom Rind hat, ist er ein gewaltiger Schaffer und in denen, die ihm der Hund abtrat, mürrisch und bissig.
Schulbildung fehlt dir und Weltweisheit und du hast den Äsop nicht gebüffelt. Der erzählt, wie bekannt, eine Lerche sei der erste der Vögel gewesen, eh' die Erde noch war. Einer Krankheit sei dann der Vater der Lerche erlegen. Der lag fünf Tage nun aufgebahrt – noch nicht war Erde vorhanden. Dann habe die Lerche in äußerster Not ihn im eigenen Kopfe begraben.
Die Fledermaus, der Tauchervogel und der Dornstrauch waren ursprünglich Menschen und gründeten zusammen eine Handelsgesellschaft. Der erste nahm Geld auf gegen hohe Zinsen, der zweite steuerte eine Menge Kupfer bei und der letzte einen ansehnlichen Posten Kleider. Damit rüsteten sie ein Schiff aus und fuhren los. Aber als sie auf der hohen See waren, erhob sich ein gewaltiger Sturm, und das Schiff kenterte. Sie verloren all ihr Hab und Gut und retteten sich nur mit Mühe an den Strand. Die Götter aber hatten Mitleid mit ihrer Verzweiflung und verwandelten den ersten in eine Fledermaus, den zweiten in einen Tauchervogel und den letzten in einen Dornstrauch. Seit der Zeit taucht am Strande der Tauchervogel unablässig in die Tiefe in der Hoffnung, endlich einmal sein Kupfer wiederzufinden. Die Fledermaus hat Angst vor ihren Gläubigern; deshalb ist sie tags unsichtbar und geht nur in der Dunkelheit nach Nahrung aus. Der Dornstrauch aber hält alle Vorübergehenden an den Kleidern fest, um zu sehen, ob er nicht sein Eigentum wiedererkennt.
Der Kuckuck fragte einst, so berichtet Äsop, die kleinen Vögel: »Warum flieht ihr vor mir?« Die antworteten: »O, wir wissen wohl: wenn du groß geworden bist, bist du ein Habicht.«
Stolz stieg der Adler, so erzählt Äsop, in die Lüfte; aber auf seiner Schulter ließ sich der Zaunkönig in die Höhe tragen. Dann schoß er plötzlich hervor und triumphierte: »Ich fliege doch besser als du und verdiene es, König der Vögel zu heißen.«
Das ist verkehrt gedacht (fügt Plutarch hinzu). Man darf nicht großen Männern ihren Ruhm entreißen wollen, sondern muß danach streben, daß sie uns aus freundschaftlichem Wohlwollen Ruhm und Ehre zuerteilen. Denn, wie Platon sagt, wer nicht richtig gedient hat, kann auch nicht richtig herrschen.
Nunmehr sag' ich ein Gleichnis den Fürsten – sie deuten es selbst wohl. So zur Nachtigall sprach, der tönereichen, der Habicht, die er hoch zu den Wolken entführt in den gierigen Klauen. Jämmerlich klagte die Arme, zerfleischt von gebogenen Krallen, aber in herrischem Tone entgegnet der Starke ihr also: »Törin, was jammerst du doch? Ein Stärkerer ist's, der dich fortträgt. Du wirst gehen, wohin ich dich führe – so schön du auch singest. Lüstet es mich, so wirst du mein Mahl, sonst magst du entrinnen.« Also sagte der hurtige Vogel mit mächtigen Schwingen.
Von Libyens Fabeln ist dies die berühmteste: Den Adler traf der schlank gespitzte Todespfeil. Verwundert sah er des Geschosses Federung und sprach: »So fing mich keiner andern Federn Kraft, nein, meiner eignen.«