Die Coolen 13 und Das geheime Buch der Magie - Wolfgang Ring - E-Book

Die Coolen 13 und Das geheime Buch der Magie E-Book

Wolfgang Ring

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Beschreibung

Die Coolen13!, das sind Yannick, Kilian und Olli. Beste Freunde, jeder ist 13 Jahre alt, gehen in die selbe Klasse und wohnen in der selben Straße. Da sich der Name der Clique >Die Coolen13!< auf das Alter der drei Freunde bezieht, hat sich Olli, der kreative Kopf der Coolen13!, viel Mühe bei dem Entwurf eines Emblemes gegeben. Als Yannick schließlich Oma Herrmann besuchen wollte, sah er mit Schrecken, dass Möbelpacker dabei waren, die Wohnung auszuräumen. Einer der Möbelpacker erzählt Yannick schließlich, dass sie tot in ihrer Wohnung aufgefunden wurde. Oma Herrmann ist eigentlich gar nicht die Oma von Yannick, sondern eher eine liebe Nachbarin, die Yannick hin und wieder einmal in ihrem Alltag unterstützt hatte. So ist eine wunderbare Freundschaft zwischen alt und jung entstanden. Gerade noch rechtzeitig kann Yannick ein seltsames altes Buch vor der Entsorgung durch den Sperrmüll bewahren und nimmt dieses mit nach Hause. Allein schon der Einband aus Leder ist mehr als merkwürdig. Darauf befindet sich ein seltsames und nicht zu definierendes mystisches Zeichen. Die Angelegenheit wird noch merkwürdiger, als er schließlich das Buch aufschlägt und sich ihm nur leere Seiten präsentieren. Nicht ein einziger Buchstabe steht darin geschrieben und Yannick ärgert sich, das Buch überhaupt mitgenommen zu haben. Doch dann beginnt das Buch ein Eigenleben zu entwickeln und überträgt eine merkwürdige Kraft auf Yannick. Als er erneut das Buch betrachtet und das Buch aufschlägt, glaubt Yannick seinen Augen nicht zu trauen. Die Seiten des Buches sind nicht mehr leer, sondern voller Zeichnungen, Ornamente, Texte und Yannick ist in der Lage diese zu lesen. Es sind Zaubersprüche und gemeinsam begeben sich die drei Freunde zu einem heruntergekommenen Rastplatz am Waldrand, um diese Zaubersprüche auszuprobieren. Durch einen unglücklichen Zufall und falsche Aussprache eines Zauberspruches steht plötzlich ein Goblin vor Yannick, Kilian und Olli, der fortan in der Nachbarschaft sein Unwesen treibt und schließlich auch noch die Küche von Frau Schimmelpfennig verwüstet. Da die gebeutelte Nachbarin von einem Einbruch ausgeht, wird schließlich die Polizei zurate gezogen, die nach der Beweisaufnahme und genommenen Fingerabdrücken wieder zur ihrer Station zurückfährt. Jetzt liegt es an Yannick, Kilian und Olli den Goblin, namens Lorcan zu finden und ihn wieder dorthin zu schicken, von wo er gekommen war.

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Inhaltsverzeichnis

Drei Freunde

In der Schule

Oma Herrmann

Was für ein seltsames altes Buch

Am Nachmittag bei Yannick

Mantel, Hut und rote Augen

Annette

Testgelände Waldrand

Mein Name ist Lorcan

Frau Schimmelpfennigs Küche

Vierblättriger Glücksklee

Samstag

Der magische Kreis

Cleo & Leines

Fluchtmöglichkeiten

Paramides, der Kobold

Der richtige Weg

Endlich wieder zuhause

Ein Kobold zieht ein

»Hier bei uns in Friedrichsfeld passiert aber auch rein gar nichts! Es ist einfach nur langweilig!«, murmelte Yannick wieder einmal vor sich hin, als er aus seinem Fenster nach draußen blickte. Er wohnte mit zwei seiner besten Freunde im Oderweg. Da war zum einen Kilian, der lebte mit seiner Familie im Haus von nebenan und dann war da noch Olli. Eigentlich Oliver, aber jeder sagte einfach nur Olli zu ihm. Er lebte mit seiner Familie vier Häuser weiter. Gemeinsam verbrachten die drei Freunde oft den Nachmittag zusammen und da jeder begeistert von Videospielen war, trafen sie sich meistens bei Yannick. Bei seinen Eltern saß das Geld schon ein wenig locker und daher hatte er auch die neuste Spielekonsole und eine große Anzahl von Spielen. Aber irgendwie reichte das alles den Jungs nicht. Sie wollten echte Abenteuer erleben. Eine Abwechslung von dem hier so langweiligen Alltag. Ihre Nachbarin, die manchmal etwas mehr als seltsame Frau Schimmelpfennig, hielt hin und wieder die gesamte Nachbarschaft in Aufruhr, wenn sie einmal mehr der Meinung war, dass kriminelle Ganoven auf der Lauer liegen und die Absicht hatten, in die umliegenden Häuser einzusteigen. Dies war dann aber schon die einzige Abwechslung hier im Oderweg. Daher beschlossen Yannick, Kilian und Olli sich auf den Weg zu machen und die Gegend hier zu erkunden. Nicht weit entfernt von hier gab es einen grünen Tümpel, der der Legende nach, dass wassergrüne Grab der Riesin Trendula sein sollte. Das Wasser war übersät mit ekelhaften glitschigen und dazu noch schmierigen Algen. Daher kam auch die grüne Farbe des Tümpels. Yannick bemerkte schon öfters, dass sich Trendula als Name für eine angebliche Riesin doch ziemlich bescheuert anhörte. Dieser seltsam abstrakte Name passte eher zu einer riesigen Spinne, als einer Riesin. Aber das Ganze war nur eine Legende. Nichts weiter! Daher verlor auch dieser abstoßende grüne Tümpel seinen Reiz und die drei Freunde machten sich abermals auf, die Gegend zu erkunden. In der Hoffnung, dass sich ihnen vielleicht das eine oder andere Abenteuer in den Weg stellt. Aber wie bereits Yannick, Kilian und Olli vorweg schon geahnt hatten, war das natürlich nicht der Fall. Die Landschaft war schön anzusehen und strahlte auch an einigen Stellen, einen gewissen Reiz aus, das war es dann aber auch schon. Und hin und wieder traf man auch den einen oder anderen Spaziergänger. Darunter waren auch schon einmal Ornithologen, Biologen, Botaniker oder andere Personen, die ihr ganz spezielles Fachgebiet hatten. Aber diese Leute interessierten Yannick, Kilian und Olli nicht sonderlich, da sie diese Fachrichtungen doch schon mehr als langweilig fanden. Und dann gab es da noch die alte Burgruine. Die Reste eines jahrhundertealten Bauwerkes übte auf die drei Freunde eine doch relativ große Faszination aus. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass dort ein Schatz die lange Zeit, vergraben im Boden des Waldes, überdauert hatte. Man musste nur noch die genaue Position finden und den Schatz ausgraben. Nur wie wollte man das eigentlich bewerkstelligen? Über diese Frage hatte sich Yannick, Kilian und Olli schon oft den Kopf zerbrochen, aber zu einer brauchbaren Lösung waren die Drei nie gekommen. Und wer hatte dort in der Burg, die fast zerfallen war, eigentlich gelebt. Das war auch eine der Fragen, die die drei Freunde mehr als brennend interessierte. Und nach all der langen Zeit bestand ja auch die Möglichkeit, dass sich vielleicht der Geist eines verstorbenen Bewohners der ehemaligen Burg, die Gegend hier im Wald immer noch unsicher machte. Allerdings war das mehr ein Wunschdenken der drei Freunde, denn einen herum spukenden Geist hatte hier noch niemand gesehen. Daher blieb Yannick, Kilian und Olli eigentlich nur noch die Hoffnung abzuwarten, dass hier doch noch etwas geschehen würde. Vielleicht setzte hier Mal ein UFO zur Landung an und die Insassen statteten einigen Bewohnern von Friedrichsfeld Mal einen nächtlichen Besuch ab. Oder in den umliegenden Feldern tauchten irgendwelche mysteriöse Zeichen auf. Vielleicht wurde aber auch einmal ein Ungeheuer mit leuchtenden Augen gesichtet. Aber schließlich zogen die Jungs auch wieder einmal die Notbremse, denn man sollte solch unheimlichen Dinge nicht unbedingt heraufbeschwören, auch wenn einem vor Langeweile schon einmal die Decke auf den Kopf fällt. Denn es gab so ein Sprichwort, dass Yannick, Kilian und Olli immer im Hinterkopf behielten. Und das kurze Sprichwort lautete: Die Geister, die ich rief, werde ich nicht mehr los!

Und daher beschlossen sie, der Zeit ihren Lauf zu lassen und wer weiß, vielleicht kündigte sich ja doch das eine oder andere Abenteuer an. Es brauchte ja nicht unbedingt gleich ein Überfall, eine mittlere Katastrophe, eine UFO-Landung oder ein Zeichen im Feld zu sein. Ein kleines unbedeutendes Abenteuer tat es schließlich auch. Nur nicht gleich so übertreiben und in die Vollen gehen. Und eine Verletzung wollte ja auch keiner davon tragen. Daher beschlossen Yannick, Kilian und Olli weiter auf den Moment zu warten, an dem sich hier etwas ereignete, so dass sie die Langeweile endlich einmal in die Wüste schicken konnten.

Drei Freunde

Yannick kam aus der Schule und war auf dem Weg nach Hause. Er hatte den Oderweg fast erreicht, wo das Haus seiner Eltern stand und er oben unter dem Dach ein tolles großes Zimmer ganz für sich allein hatte. Geschwister hatte er keine, was Yannick bedauerte. Er hätte gern einen großen Bruder oder eine große Schwester gehabt. Was man mit denen hätte alles so anstellen können. Aber an der Tatsache, dass er ein Einzelkind war, gab es leider nichts zu rütteln. Schließlich hatte er den Oderweg erreicht und stand vor der Haustür seines Elternhauses. Es war die Nummer sieben, in der er und seine Eltern wohnten. Ruhig gelegen und ohne den nervigen Lärm von den Autos, die dauernd vorbei fuhren. Yannick hatte schließlich das Haus mit der Nummer sieben erreicht und nach ein paar Schritten stand er vor der Haustür. Auf der rechten Seite neben der Haustür befand sich ein goldener Klingelknopf und darunter ein kleines, etwas verschnörkeltes Schild, was zudem auch noch ein bisschen kitschig aussah, mit dem Namen – Hoffmann. Er drückte den Knopf der Klingel und einen Moment später war im Haus ein Ging Gong zu hören. Und dann noch einen Moment später kam jemand zur Tür und öffnete diese. Es war die Mutter von Yannick und mit einem herzlichen Lächeln und den Worten, »Na, Yannick! Wie war es denn heute in der Schule?«, wurde er von ihr begrüßt.

»Naja. Wie soll es denn schon gewesen sein? So wie jeden Tag halt.«

»Dann komm erst Mal herein und geh in Küche. Das Essen wartet schon auf dich.«

Yannick betrat das Haus und ging an seiner Mutter vorbei, direkt durch den Flur zur Küche. Dabei legte er seinen Schulrucksack einfach irgendwo hin. Auf diesen Schulrucksack war er besonders stolz, da er einfach nur super aussah und Yannick immer darauf achtete, dass ihn niemand anrührte, oder er dreckig wurde. Es war ein schwarzer Schulrucksack mit einem neongrünen Aufdruck und von seinen Schulkameraden wurde er darum auch ein wenig beneidet. Bei der Kleidung sah es natürlich nicht anders aus. Heute konnte man nicht mehr mit irgendwelchen Klamotten zur Schule gehen. Nein! Es musste schon etwas Besonderes sein und wenn möglich, dann sowieso nur Markenklamotten. Die machten wenigstens was her und man war nicht irgendjemand. Man hob sich von den Anderen ein wenig ab. Und da der Vater von Yannick gut verdiente, war das mit den Markenklamotten auch kein großes Problem. Eine Jacke, die gut aussah, ein T-Shirt mit einem coolen Aufdruck und dazu natürlich eine Hose die tadellos saß und keine Falten schlug. Und die Schuhe mussten zum Schluss noch der Hammer sein. Ein paar irre Sneaker mit LEDs in der Sohle. Die entweder in der Farbe rot oder weiß blinkten. Und seine blonden Haare, die mussten regelmäßig vom Friseur geschnitten werden. Yannick achtete schon darauf, dass seine Frisur tadellos war und die Haare nicht ab standen, oder sonst irgendwie durcheinander lagen. Na, jedenfalls fand Yannick, er sah gut aus und versuchte hin und wieder, die Aufmerksamkeit der Mädels auf sich zu ziehen. Und dies gelang ihm auch ganz gut. Aber eine Freundin hatte er trotzdem noch nicht gefunden. Er fragte sich manchmal selbst, ob er nicht vielleicht doch ein wenig zu dick auftrug und damit vielleicht auf die Mädels verschreckte. Aber das störte Yannick nicht weiter. In der Küche nahm er am Tisch Platz und ein herrlicher Duft von Essen lag in der Luft. Einen Augenblick später betrat auch die Mutter von Yannick die Küche und begab sich zum Herd. Sie trug ein weißes T-Shirt und eine Jeans, sowie ihre Hausschuhe und hatte schulterlange blonde leicht gewellte Haare.

»Ich habe heute Kartoffeln, Blumenkohl in einer Rahmsoße und Spiegeleier zubereitet.«

»Super! Ich habe vielleicht einen Hunger.«

»Dann gib' mir Mal deinen Teller, Yannick.«

Er nahm den Teller, der vor ihm stand und reichte diesen seiner Mutter, die ihm sogleich etwas von dem Essen anrichtete.

»Wann kommt denn Vater heute nach hause?«

»Er hat heute viel zu tun und er hat mir noch gesagt, dass es heute etwas später werden kann.«

»Na, hoffentlich wird es nicht allzu spät!«

»Bestimmt nicht, Yannick.«

»Wenn ich gegessen habe, gehe ich nach oben und mache meine Hausaufgaben.«

»Jetzt wird erst einmal was gegessen.«

Yannicks Mutter reichte ihm den Teller mit seinem Essen und richtete sich kurz darauf selber von dem Essen an. Sie stellte den Teller auf den Tisch und nahm gegenüber von Yannick Platz. Gemeinsam ließen sich Mutter und Sohn ihr Essen munden. Es dauerte so etwa eine viertel Stunde, dann hatte Yannick und seine Mutter aufgegessen und sie freute es, dass es ihm gut geschmeckt hatte. Er stand auf und verstaute den Teller in der Spülmaschine.

»Ich geh' jetzt nach oben und mache meine Hausaufgaben.«

»Ist gut Yannick. Ich werde noch etwas essen und dann die Küche aufräumen und ein wenig saubermachen.«

Yannick nahm seinen Schulrucksack, den er vor der Küche abgelegt hatte und ging nach oben in sein Zimmer. Dort schaute er zuerst kurz aus dem Fenster und legte dann seinen Schulrucksack einfach irgendwo hin. Er zog den Reißverschluss zurück und nahm einige Bücher und Hefte heraus. »Und jetzt noch die blöden Hausaufgaben. Dazu habe ich gar keine Lust.«

Mit diesen Worten begab er sich zu seinem Schreibtisch, legte den kleinen Stapel Bücher und Hefte darauf ab, zog den Stuhl ein wenig zurück und nahm Platz. Yannick nahm einfach das erste Heft und schlug es auf. Nur widerwillig begann er dann seine Hausaufgaben zu machen.

»Ich würde heute viel lieber mit Kilian und Olli abhängen, oder etwas mit ihnen unternehmen.«, sagte Yannick ein wenig genervt und lustlos vor sich hin.

Aber es half alles nichts! Um die lästigen Hausaufgaben, die ihm seine Lehrer aufgedrückt hatten, kam er nun Mal nicht drum herum. Die Zeit verging und nach gut eineinhalb Stunden, waren die Hausaufgaben für die Schule schließlich gemacht. Erleichtert schlug er die Hefte und Bücher zu, die sich inzwischen auf dem Schreibtisch verteilt hatten. Yannick legte alles wieder zu einem kleinen Stapel aufeinander und packte alles wieder in seinen Schulrucksack. Mit einem nicht zu überhörenden Ratschen zog er den Reißverschluss zurück.

»Endlich fertig, mit diesen nervigen Hausaufgaben!«

Yannick blickte einen Augenblick einfach an die nächste Wand, atmete dabei zweimal tief ein und wieder aus, ging dann zum Fenster und schaute verträumt hinaus.

»Hier bei uns im Oderweg ist aber auch nichts los. Kein Unfall, kein Einbruch, oder sonst etwas aufregendes!«

Er hatte seine Arme auf die Fensterbank über einander gelegt und schaute gelangweilt Mal nach links oder rechts. Nichts! Aber auch rein gar nichts, was als außergewöhnlich oder aufregend einstufen könnte. Es ist einfach nur langweilig hier.

Seine beiden besten Freunde, Kilian und Olli, wohnten ebenfalls hier im Oderweg und wenn die Drei nicht zusammen die Gegend unsicher machten, dann waren sie der gleichen Meinung wie Yannick. Es war einfach nur langweilig hier. Nichts Aufregendes passierte! Jeden Tag die gleiche Leier. Von Morgens bis Abends. Kilian wohnte gleich nebenan. Ein Haus weiter in der Nummer neun. Und Olli, der eigentlich Oliver hieß, wohnte im Haus mit der Nummer fünfzehn.

Kilian, der mit Nachnamen Seidel hieß, war eher verlässlich, wenn er etwas machte und zielstrebig. Das passte auch zu seinem Sternzeichen, dem Steinbock. Zudem hatte er dunkle Haare, die zu einem Mittelscheitel gekämmt waren. Und sein Stil, sich zu kleiden, kam den von Yannick sehr nahe. Außerdem hatte Kilian noch einen Bruder, der ein Jahr älter war. Bei Olli, eigentlich Oliver Bergmann, den aber alle nur Olli nannten, sah die familiäre Sache doch schon ein bisschen anders aus. Er war vom Sternzeichen her, Krebs. Nachdenklich, hilfsbereit und phantasievoll. Wie ein Krebs halt so von seinem Wesen her ist. Aber es kommt ja noch besser! Olli hat noch einen jüngeren Bruder und zwei ältere Schwestern, die voll nervten und immer damit beschäftigt waren, sich von ihrem Aussehen und ihrer Kleidung her, zu übertreffen. Yannick und Kilian hatten die beiden Schwestern von Olli schon des Öfteren getroffen und jeder war eigentlich doch ziemlich froh, wenn sie wieder in ihren Zimmern verschwanden, oder irgendwo anders hingingen. Hauptsache weit weg! Dann war von dem andauernden Gerede und Gezeter, ihres Aussehen und was sie gerade so anhatten, nichts mehr zu hören. Also echte Nervensägen!

Er hatte dunkle Haare, fast so wie Kilian und er trug diese zu einem Seitenscheitel, was ihm eigentlich auch ganz gut stand. Von der Kleidung her, nahm es Olli nicht so genau. Da konnten es schon einmal eine ältere Jacke und ein ebensolches T-Shirt sein. Die Jeans fiel hin und wieder Mal ein bisschen weiter aus und schlug hier und da ein paar Falten. Und mit den Schuhen, da konnte Olli mit Yannick und Kilian nicht mithalten. Seine Eltern hatten nicht so viel Geld, dafür aber vier Kids. Daher taten es auch schon einmal Turnschuhe oder Sneaker, die nicht mehr ganz so aktuell waren. Diese Tatsache störte Olli aber nicht sonderlich, Hauptsache zuhause war Ruhe, seine beiden Schwestern waren mit sich selbst beschäftigt und es gab keinen Streit. Aber was alle Drei gemeinsam hatten, also Yannick, Kilian und Olli, war einfach nur die Tatsache, dass jeder von ihnen dreizehn Jahre alt war, sie gemeinsam in eine Klasse gingen und ihr großes Vorbild waren die Freunde aus dem Film – Die Goonies – von Steven Spielberg. Den Streifen hatten sie sich schon paar Mal zusammen angesehen und jeder sehnte sich auch einmal danach, auf große Schatzsuche zu gehen. Nur die Sache mit dem Piratenschiff, die war hier in der Gegend schlecht zu realisieren.

Aber Olli hatte auch eine sehr phantasievolle Seite. Schon lange suchte er nach einem Namen für die Clique. Seit Tagen grübelte er darüber nach. Sogar in der Schule. Aber es wollte ihm einfach nichts einfallen. Daher wollte er vorgestern doch entmutigt über sein Versagen, einen passenden Namen zu finden, schon etwas früher ins Bett gehen. Doch gerade als sich Olli seine Decke über den Kopf ziehen wollte, hatte er plötzlich diesen genialen Einfall, wie er fand. Er warf die Decke seines Bettes mit Schwung zurück und holte sich schnell einen Schreibblock und einen Stift. Was für einer es war, Bleistift oder Kugelschreiber, war ihm egal. Hauptsache, er konnte seine Idee zu Papier bringen. Olli begann zu zeichnen. Was er besonders gut konnte, war, Graffitis zu Papier bringen. So wie man diese oft an Wänden oder Häuser bewundern konnte. Zunächst brachte er den Schriftzug auf das Papier und der konnte sich mehr als sehen lassen.

»Das sieht ja super aus!«, lobte sich Olli selbst.

Schließlich zeichnete er weiter. So lange bis er fertig war. Und Olli war stolz auf sich selbst, so einen tollen Einfall gehabt zu haben. Daher beschloss er, gleich morgen den fertigen Entwurf Yannick und Kilian zu zeigen. Als Graffiti in großen geschwungenen Buchstaben lass er schließlich den Namen für die Clique vor.

»Die Coolen 13!«

Olli hielt die Zeichnung mit beiden Händen etwas weiter weg und schaute sich den Entwurf noch einmal an. Er fand, an dieser Idee gab es nichts auszusetzen und er war auch schon gespannt, was die anderen Morgen dazu sagen würden.

»Das Ausrufezeichen ist super geworden!«, sagte er ein wenig stolz.

Eigentlich wollte Olli das Ausrufezeichen gerade hinter die Dreizehn setzen. Doch schließlich zeichnete er es schräg stehend in einem fünfundvierzig Grad Winkel am Ende des erdachten Namens. So als würde es jeden Augenblick einfach umfallen.

»Die Coolen 13!, mit einem schrägen Ausrufezeichen, das gleich aus dem Bild herausfällt.«, sagte Olli mit einem Lächeln im Gesicht.

Er schaute sich noch ein paar Minuten seinen Entwurf an, dann legte er ihn beiseite, legte sich in sein Bett und zog die Bettdecke zu sich heran und schlief ein.

In der Schule

Als Olli am nächsten Morgen vor dem Gebäude der Schule stand und auf den Schulhof blickte, hielt er sogleich Ausschau nach Yannick und Kilian. Meistens gingen die drei Freunde gemeinsam zur Schule, aber heute Morgen hatte Olli ein bisschen verschlafen und sich deshalb verspätet. Allerdings, so sehr er sich auf bemühte, Yannick und Kilian zu finden, blieb sein Vorhaben beiden heute Morgen den Entwurf des Namens für ihre Clique zu zeigen, erfolglos. Olli rieb sich noch einmal kurz die Augen mit seinen Händen, ging über den Schulhof, wurde dabei von einem anderen Mitschüler angerempelt, der sich kurz dafür entschuldigte und betrat schließlich das Schulgebäude. Er beschloss, vor dem Klassenraum auf Yannick und Kilian zu warten. Und tatsächlich nach einigen Minuten des Wartens, erblickte Olli seine besten Freunde Yannick und Kilian. Beide kamen sogleich auf ihn zu und wünschten ihm einen guten Morgen.

»Man Olli! Wo warst du denn heute Morgen?«, wollte Yannick von ihm wissen.

»Tut mir echt leid, Yannick! Hab' heute Morgen verpennt!«, antwortete Olli ein wenig verlegen.

»Ich bin dann mit Kilian schon Mal zur Schule gegangen, weil wir gedacht haben, du bist schon dort.«

»Nein! War ich nicht. Ich habe heute Morgen einfach nur verschlafen und mich deshalb verspätet.«

»Und hatte dein Verschlafen, denn auch einen bestimmten Grund?«

»Ja! Das hatte er.«

»Na, da bin ich aber Mal gespannt.«

»Wir haben doch immer nach einem Namen für unsere Clique gesucht. Wir Drei zusammen.«

»Stimmt! Und?«

»Naja, gestern Abend ist mir etwas eingefallen, was ich sogleich auf dem Papier umgesetzt habe.«

Yannick und Kilian schauten sich erstaunt an und waren gespannt auf das, was Olli gestern Abend noch zu Papier gebracht hatte. Einen Namen für die Clique. Wie der wohl lauten konnte. Beide waren im Augenblick mehr als neugierig. Olli legte seinen Schulrucksack ab, dieser war eher schlicht gehalten und hatte nicht so ein neongrüner Aufdruck, wie der von Yannick. Mit einem Ratschen zog er den Reißverschluss zurück und holte ein gefaltetes Papier hervor.

»Hier seht euch Mal meinen Entwurf an. Den habe ich gestern Abend noch gezeichnet.«, erklärte Olli und sah seine Freunde Yannick und Kilian dabei erwartungsvoll an.

»Na, da bin ich aber Mal gespannt, Olli!«, sagte Yannick.

Als Yannick das Papier aufschlug, staunte er nicht schlecht. Kilian war ebenfalls begeistert, denn das konnte man an seinem Gesichtsausdruck sehen.

»Das ist ja spitze! Und das ist dir gestern Abend einfach mal so eingefallen?«, sagte Kilian mit einem mehr als erstaunten Blick auf die Zeichnung.

»Ich wusste ja schon lange, dass du kreativ bist! Aber hiermit hast du dich selber übertroffen.«, lobte Yannick.

»Mir hat der Entwurf auch sofort gefallen. Er ist mir wirklich gut gelungen.«, antwortete Olli mit einem leichten Stolz in seiner Stimme.

»Und die Dreizehn bezieht sich bestimmt auf unser Alter, oder liege ich mit meiner Vermutung daneben?«, fragte Kilian.

»Das stimmt! Ich habe mir gedacht, da wir jeder dreizehn Jahre alt sind, passt das ganz gut.«, erklärte Olli kurz.

»Die Coolen 13!«, sagte Yannick und schaute dabei begeistert auf die Zeichnung.

Die Begeisterung über den mitgebrachten Entwurf von Olli, wurde jedoch von der von vielen verhassten Schulglocke unterbrochen. Dieses total veraltete Ding Dong ging hier so vielen auf den Geist. Die Pause wurde beendet oder wie jetzt gerade, der Unterricht beginnt. Viele von den Schülern kamen morgens meistens sowieso schlecht aus ihrem Bett. Obwohl die Eltern immer wieder ermahnten, dass man früh ins Bett gehen sollte, hielten sich die Meisten gar nicht erst daran. Man tat halt so, als würde man sich hinlegen. Die Realität sah unter vielen Bettdecken jedoch anders aus. Entweder tauschte man sich noch eine ganze Weile über WhatsApp oder über andere Möglichkeiten der Kommunikation des Handys aus. Oder man schaute sich noch einige Pornovideos an und was sich dann dort unter den Bettdecken abspielte, bleibt an dieser Stelle der Phantasie überlassen.

»Der Unterricht beginnt!«, sagte Kilian.

»Lasst uns ins Klassenzimmer zu den Anderen gehen.«, erwiderte Olli darauf.

»Ich habe heute überhaupt keine Lust auf diesen Unterricht.«

»Meinst du ich!«

»Trotzdem, es hilft alles nichts.«

»Da müssen wir heute durch! Ob es uns gefällt oder nicht.«

»Ich weiß gar nicht, was als erstes auf dem Stundenplan steht.«, bemerkte Yannick.

»In der ersten Stunde haben wir Englisch.«, sagte Kilian.

»Wie ätzend! Und dann auch noch bei der alten Schröder.«

»Was hast du denn gegen Die?«

»Kann ich dir nicht sagen. Hat mir nichts getan und ich kann die Alte trotzdem irgendwie nicht ab!«

»Los kommt! Der Unterricht wartet.«, sagte Olli.

Mit diesen auffordernden Worten von Olli, begaben sich er, Yannick und Kilian in den Klassenraum und setzten sich auf ihren Platz. Es dauerte noch einige Augenblicke, bis jeder in der Klasse auf seinem Platz saß und schließlich Frau Schröder mit einem ihrer Bücher und einigem anderen Schreibkram, den Klassenraum betrat und die gesamte Klasse kurz begrüßte. Sie legte alles, was sie bei sich hatte, auf das Lehrerpult und begann dann mit dem Englisch Unterricht. Man, war das eine endlose dreiviertel Stunde. Der Englisch Unterricht schien heute Morgen irgendwie überhaupt kein Ende zu nehmen. Doch die Erlösung kam, als schließlich die Schulglocke wieder mit ihrem veralteten Ding Dong ertönte. Obwohl Yannick dieses Ding Dong mehr als unerträglich fand, war er jetzt froh, die Schulglocke zu hören. Sie setzte dieser Englischstunde endlich ein Ende. Vorher gab die Lehrerin Frau Schröder noch die Hausaufgaben mit auf dem Weg und verabschiedete sich für heute, bis zur nächsten Unterrichtsstunde.

»Endlich ist diese Form von Folter vorbei!«, bemerkte Yannick, der neben Olli saß.

»So schlimm war es nun auch wieder nicht, Yannick.«

»Ich bin jedenfalls froh, dass diese Stunde endlich vorüber ist.«

»Wir haben aber noch fünf weitere Stunden vor uns, bevor wir nach hause gehen können.«

Allerdings begann mit einer kleinen Unterbrechung, dann die zweite Stunde. Yannick war heute gar nicht so gut drauf und ihn plagte ein eher ungutes Gefühl. Er konnte es aber nicht so richtig einordnen und fragte sich im Unterricht immer wieder, was heute eigentlich los sei. Yannick hatte das Gefühl, als sei etwas passiert. Seine Gedanken kreisten um alles Mögliche und es fiel ihm schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Er versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, und tat so, als würde er dem zu vermittelnden Stoff des Lehrers folge leisten. Auch Olli fiel es immer wieder auf, dass heute mit Yannick irgendetwas nicht stimmte. Er schien nervös zu sein und es fiel ihm sichtlich schwer, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Schließlich erklang das verhasste Ding Dong der Schulglocke und die Stunde war endlich vorbei. Yannick schien sichtlich erleichtert. Er stand auf und verließ als einer der Ersten, den Klassenraum. Olli blickte zu Kilian hinüber, die ihm sogleich folgten. Draußen auf dem Schulhof mussten beide erst einen Augenblick lang suchen, bevor sie Yannick fanden und zu ihm gingen.

»Hey man! Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Olli sogleich bei Yannick.

»Was ist denn mit los?«, fragte Kilian.

»Ich weiß auch nicht, was los ist. Irgendwie habe ich das Gefühl, es ist etwas passiert.«, antwortete Yannick und sah dabei Olli und Kilian ratlos an.

»Was soll denn bloß passiert sein?«, wollte Olli wissen.

»Das ist ja das Seltsame an der Sache. Es ist wie eine Vorahnung.«, sagte Yannick.

»Eine Vorahnung?«

»Ja! Es ist zwar nur so ein Gefühl. Aber es scheint etwas passiert zu sein und ich weiß nicht was.«

»Vielleicht beschäftigt dich auch nur etwas.«

»Ich wüsste aber nicht was.«

Während um Yannick, Olli und Kilian die anderen Schüler umher gingen und sich manchmal auch lautstark unterhielten, wurde Yannick für einen Augenblick sehr schweigsam. Yannick war immer noch sichtlich angespannt und ein wenig nervös, aber im Laufe der folgenden Minuten klang diese Unruhe immer mehr ab. Olli und Kilian bemerkten, dass ihr bester Freund innerlich ruhiger wurde und schließlich auch einen entspannten Eindruck machte.

»Hast du denn gestern Abend noch etwas gelesen, was dich innerlich aufgewühlt hat?«, fragte Kilian.

»Nein! Wenn ich es euch doch sage.«, antwortete Yannick immer noch ein wenig genervt.

»Oder vielleicht auch einfach nur schlecht geschlafen.«, bemerkte Olli.

»Da kann ich dich beruhigen, Olli. Ich habe sehr gut geschlafen. Tief und fest!«, antwortete Yannick mit überzeugter Stimme.

»Ich mein ja nur.«

»War auch nicht so gemeint, Olli.«

»Das weiß ich. Nur du bist heute Morgen echt schlecht drauf!«

»Danke, Olli. Da wäre ich allein nicht drauf gekommen.«

»Ich denke, es hat wirklich keinen Sinn, dir weiterhin gut zu zureden.«

»Nein! Das hat es wirklich nicht!«

Schließlich war wieder die erbarmungslose Schulglocke zu hören. Die Pause war zu ende. Und ausgerechnet jetzt, wo sich Yannick, Kilian und Olli so angeregt unterhielten. Zum einen haben sich die drei Freunde über den bevorstehenden Unterricht unterhalten und zum anderen darüber, was man heute Nachmittag, nach den überaus geliebten Hausaufgaben so unternehmen könnte. Yannick hatte sich für heute Nachmittag vorgenommen, vorher noch einmal bei Oma Herrmann vorbei zu schauen. Oma Herrmann war achtundsiebzig Jahre alt, trug eine doch recht vornehme Brille und hatte fast schlohweiße Haare. Eigentlich hieß sie ja Luise Herrmann, mit vollständigen Namen. Aber jeder sagte nur Oma Herrmann und dies tat Yannick auch. Auch für ihr Alter war sie immer korrekt gekleidet. Oma Herrmann war eine sehr liebenswerte alte Dame, die man sofort in sein Herz schließen konnte. Durch Zufall hatte sie Yannick einmal vor längeren in der Nachbarschaft kennengelernt und ihn gefragt, ob er ihr Mal ein wenig behilflich sein könnte. Yannick sagte ohne lang zu Überlegen zu und aus einmal Helfen wurde schließlich mehrmals Helfen sowie eine sehr angenehme Freundschaft zwischen der jüngeren und der älteren Generation. Aber noch war er in der Schule und der Unterricht war noch lange nicht vorbei.

»Los, kommt Leute! Die nächste Stunde wartet auf uns.«, sagte Olli.

»Wir können uns ja noch einmal in der nächsten Pause über heute Nachmittag unterhalten.«, schlug Kilian vor.

»Eine gute Idee. Dann lasst uns wieder reingehen.«, sagte Yannick.

»Was ist denn nächste Stunde angesagt?«, fragte Kilian.

»Jetzt kommen zwei Stunden Deutsch auf uns zu.«, antwortete Olli.

»Oh, man! Auch noch zwei Stunden Deutsch. Ich glaube, jetzt bin ich derjenige, der Probleme hat, die nächsten Stunden durchzuhalten.«

»Na, so schlimm wird es schon nicht werden!«

»Das wird bestimmt wieder total langweilig. Verben, Hauptwörter, Adjektive und dieses ganze Zeug. Macht mich total wahnsinnig! Echt Ätzend!«

»Vorhin habe ich gelitten. Jetzt bist du dran!«, bemerkte Yannick und begab sich als erster wieder in das Schulgebäude.

Kilian und Olli folgten Yannick einen Augenblick später und setzten sich im Klassenzimmer wieder auf ihre Plätze. Der Lehrer trat kurz darauf herein, legte seine Unterlagen und zwei Bücher auf das Lehrerpult und begann mit dem Unterricht. Yannick und Olli machte Deutsch nicht so viel aus. Darin waren beide eigentlich ganz gut. Nur Kilian tat sich mit der deutschen Sprache ein wenig schwer. Deutsch lag ihm nicht so richtig. Solange es um Verben, Hauptwörter und so einfache Dinge ging. Damit hatte er kein sonderlich großes Problem. Aber wenn es ans Eingemachte ging, da sah die Sache schon ganz anders aus. Adjektive, Pronomen und so ein Zeugs. Damit hatte Kilian echte Probleme. Und dann gab es noch so ein abenteuerliches Teil. Das nannte sich Plusquamperfekt und definiert die Vorzeitigkeit. Das war wirklich eine Wissenschaft für sich, mit der sich Kilian doch schon recht schwertat. Während der Lehrer seinen Unterrichtsstoff an die Klasse vermittelte und verschiedene Sätze und Wörter an die Tafel schrieb, begann sich Kilian doch ein wenig zu langweilen. Dieses zog eine doch schon recht unangenehme Sache nach sich. Der Deutschunterricht begann sich in die Länge zu ziehen und von Minute zu Minute sehnte sich Kilian danach, endlich die verhasste Schulglocke zu hören, die diese Stunde dann beendete. Schließlich nach endlos langen Minuten erklang endlich das total nervige Ding Dong. Der Deutschunterricht war vorbei. Gott sei Dank! Dachte Kilian so vor sich hin. Jetzt gab es noch einmal eine Pause, die aber etwas kürzer ausfiel, als die Erste. Yannick und Olli waren bereits aufgestanden und sahen nach Kilian, der sich gerade von seinem Platz erhob.

»Lasst uns bloß schnell raus gehen!«, erklärte Kilian.

»Wieso hast du es denn so eilig?«, wollte Olli wissen.

»Weil ich das Gefühl habe, mein Kopf platzt gleich.«

»Oje! Hier hat aber jemand in den letzten zwei Stunden des Unterrichtes gelitten.«

»Hör auf, dich über mich lustig zu machen!«

»Mach ich doch gar nicht.«

»Deutsch ist halt nicht meine starke Seite.«

Yannick, Kilian und Olli unterhielten sich über den zurückliegenden Unterricht und darüber, dass heute irgendwie die Zeit überhaupt nicht vorüber ging. Und zwei weitere Stunden lagen noch vor ihnen.

»Jetzt haben wir noch Mathe und zum guten Schluss noch Geographie.«, sagte Kilian.

»Na, ich bin gespannt wo wir heute auf unserem Globus landen.«, sagte Olli als Antwort auf Kilians Hinweis, dass Geographie die letzte Stunde am heutigen Tage sei.

»Das ist mir eigentlich so was von egal! Ich bin froh, wenn dieser Schultag endlich vorbei ist.«, erklärte Yannick.

»Noch volle zwei Stunden. Der Deutschunterricht war schon anstrengend genug.«, sagte Kilian mit angestrengter Stimme und atmete dabei einmal tief durch.

»Aber wisst ihr denn eigentlich schon, was wir heute Nachmittag machen?«, wollte Olli wissen.

»Nach den Hausaufgaben werde ich Mal kurz bei Oma Herrmann vorbei schauen. Hatte ich vorhin ja schon gesagt.«, antwortete Yannick.

»Also ich habe ehrlich gesagt noch nichts konkretes vor und habe mir auch noch keine Gedanken darüber gemacht.«, sagte Kilian.

»Wenn ich von Oma Herrmann zurück komme, dann können wir uns doch bei Olli oder Kilian treffen.«, schlug Yannick vor.

»Dann treffen wir uns bei Kilian. Meine beiden Schwestern sind heute den ganzen Tag zuhause.«, sagte Olli und hoffte mit dieser Antwort, seinen Schwestern heute zu entkommen.

»Einverstanden! Dann treffen wir uns nach den Hausaufgaben bei mir. Kommt einfach vorbei, wenn ihr fertig seid.«, erklärte Kilian kurz.

Auf dem Schulhof war viel los. Es wurde geredet und über alles Mögliche diskutiert. Über den Unterricht, über Prüfungen die noch ausstanden und bei den Mädels ging es fast immer nur um das Eine. Darüber, welche Klamotten cool und in sind und zum Anderen ging es um die Jungs. Welcher sah besonders gut aus, mit dem man gesehen werden konnte und von den anderen Mädels beneidet wurde. Dann gab es noch eine besondere Fraktion hier auf dem Schulhof. Nämlich jene Schüler, die nichts anderes zu tun hatten, als über diejenigen ab zu Lästern, die nicht zu so gut gekleidet waren, oder nicht so gut aussahen. Oder sie fielen irgendwie anders auf, so dass diese Mitschüler dann das Opfer von Mobbing wurden. Dazu waren das Handy und soziale Netzwerke, wie Facebook oder ähnliche Plattformen, dass perfekte Mittel zum Zweck. Jedenfalls verlief der Rest dieser Pause ohne nennenswerte Zwischenfälle und schließlich ertönte wieder die verhasste Schulglocke mit ihrem total nervigen und veralteten Ding Dong. Viele Schüler, die diese Schule besuchten, hatten bereits vorgeschlagen dieser unmöglichen Schulglocke, Mal ein komplettes Update zu verpassen. Was so viel heißen soll wie, die Schulglocke mit ihrem Ding Dong fliegt raus und wird durch eine komplett Neue ersetzt. Allerdings ergab sich hier ein kleines Problem. Das Geld war an allen Ecken und Enden mehr als knapp und es standen auch Sanierungspläne ins Haus. Diese betrafen unter anderem die Schultoiletten. Und diese konnten wirklich Mal ein komplettes Update vertragen. Die Wände vollgeschmiert mit irgendwelchen angeblichen aktuellen Handynummern. Dann Grüße von Schülern, die schon gar nicht mehr an dieser Schule waren und schließlich noch irgendwelche mehr als hirnlose Bemerkungen oder obszöne Worte sowie schnell dahin gemalte Zeichnungen. An dem Zustand konnte auch die allerbeste Putzfrau nichts mehr ändern. Hier half auch kein intensives Schrubben und Putzen. Es gab hier nur noch eine radikale Lösung! Raus mit dem ganzen alten ekelhaften Kram und alles durch neue sanitäre Anlagen ersetzen. Aber jetzt stand erst einmal Mathe auf dem Stundenplan. Yannick, Kilian und Olli hatten das Klassenzimmer betreten und nahmen an ihrem Tischen platz. Dann dauerte es noch einen Moment, bis der Lehrer in das Klassenzimmer kam, wie die anderen Lehrer davor, ihre Unterlagen auf dem Lehrerpult ablegte und der Unterricht begann. Der Mathe Unterricht war heute eigentlich ganz interessant und so verging die Zeit, bis zum Ende der Stunde recht zügig. Auch der Geographie Unterricht, der in der letzten Stunde an die Reihe kam, war ebenfalls ganz interessant und die Lehrerin vermittelte den Unterrichtsstoff doch auf eine ganz lockere Art und Weise. Alles in allem konnte man ihr interessiert und mit einer gewissen Begeisterung zuhören. Als der Unterricht noch einmal so richtig interessant wurde, ertönte wieder das Ding Dong der Schulglocke und läutete damit das Ende dieses Schultages ein. Die gesamte Klasse begann einen Augenblick später, Hefte, Bücher und diverse Notizblätter einzupacken. Jeder schob noch seinen Stuhl vor den Tisch, die Lehrerin packte ebenfalls ihre Sachen und Unterlagen zusammen und sie wartete, bis der letzte Schüler den Klassenraum verlassen hatte. Dann ging sie auch auf den Flur und schloss hinter sich die Tür des Klassenraumes. Yannick, Kilian und Olli machten sich zusammen auf den Weg nach Hause in den Oderweg. Unterwegs unterhielten sie sich noch über die sechs Stunden in der Schule und darüber, wie langweilig doch manchmal der Unterricht sein kann. Ganz besonders dann, wenn einem die Lehrer doch irgendwie gewaltig auf den Sender gingen. So drückte es Olli jedenfalls gern einmal aus.

»Nach den Hausaufgaben komme ich dann gleich zu dir, Kilian.«, sagte Olli.

»Mal sehen, was wir dann so unternehmen können.«, antwortete Kilian.

»Ich jedenfalls werde mich heute Abend gleich daran machen, noch zwei Bilder – Der Coolen 13! - zu zeichnen.«

»Ich bin schon sehr gespannt darauf. Mal schauen, wo ich es dann zuhause aufhänge.«

»Ich werde nach den Hausaufgaben Mal kurz bei Oma Herrmann vorbeischauen.«, bemerkte Yannick kurz.

»Das hast du uns vorhin schon erzählt.«, sagte Kilian daraufhin.

»Richte ihr doch einfach einmal herzliche Grüße von uns aus.«, schlug Olli vor.

»Das werde ich gerne machen. Da freut sich Oma Herrmann ganz bestimmt.«, antwortete Yannick.

»Geht es ihr denn gesundheitlich soweit gut?«

»Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, war sie guter Dinge.«

»Na, das ist doch die Hauptsache. Hoffentlich bleibt es auch in Zukunft so.«

»Ich denke schon.«

»Das kann sich manchmal aber schnell ändern!«

»Mal den Teufel nicht an die Wand! Hoffentlich nicht!«

»Wir sind gleich zuhause. Da vor ist schon der Oderweg.«, sagte Kilian.

»Mittagessen, wir kommen!«, antwortete Olli auf Kilians Hinweis, dass der Oderweg gleich da vor sei.

Yannick, Kilian und Olli ließen sich bei den letzten Metern zum Oderweg ein wenig Zeit. Sie besprachen noch kurz, was man heute Nachmittag gemeinsam so unternehmen könnte. Olli schlug vor, Mal wieder den angrenzenden Wald unsicher zu machen, während Kilian doch lieber zusammen mit seinen Freunden ein neues Videospiel ausprobieren wollte. Yannick hielt sich dabei eher zurück und wollte erst seinen Besuch bei Oma Herrmann machen. Er war schon sehr gespannt darauf, wie es ihr wohl in den letzten Tagen so ergangen war. Schließlich hatten die drei Freunde den Oderweg erreicht und zu ihrem zuhause waren es nur noch einige Meter, wo das Mittagessen bereits auf sie wartete.

Oma Herrmann

Nachdem Yannick zu Mittag gegessen hatte, ging er hoch in sein Zimmer, und machte sich daran seine Hausaufgaben zu erledigen. Von Deutsch, über Mathe bis hin zu Geographie, es war von jedem Unterrichtsfach etwas dabei. Es vergingen bestimmt eineinhalb Stunden, dann hatte es Yannick geschafft. Die Hausaufgaben waren erledigt und er packte seine ganzen Schulsachen, die auf dem Schreibtisch ausgebreitet hatte, wieder in seinen Schulrucksack mit dem neongrünen Aufdruck.

»Endlich fertig! Ich hatte das Gefühl, dass ich an den Hausaufgaben bis heute Abend sitze.«, sagte Yannick in Gedanken so vor sich hin.

Er ging hinüber zum Fenster und lehnte sich mit beiden Armen auf die Fensterbank. Dann blickte er ein wenig gedankenverloren zum Fenster hinaus. Manchmal sah er einfach nur hoch hinauf zum Himmel, oder er schaute den Vögeln im Garten zu, wie sie hin und her sprangen und dann davon flogen. Hin und wieder ging auch Mal jemand auf dem Bürgersteig am Haus vorbei. Es war fast jedes Mal einer der Nachbarn, aber es kam auch vor, dass es jemand war, der hier zu Besuch war. Aber dann war es doch so langsam an der Zeit, sich auf den Weg zu Oma Herrmann zu machen. Allzu spät wollte Yannick nicht los und so lange bleiben auch nicht. Schließlich wollte er sich dann gleich mit Kilian und Olli treffen.

»So! Dann werde ich mich Mal auf den Weg machen. Bin gespannt, wie es Oma Herrmann so geht.«, sagte Yannick, schnappte sich seine Jacke, ging nach unten und verließ dann das Haus.

Sie wohnte gar nicht so weit vom Oderweg Nummer sieben entfernt. Yannicks Elternhaus. Oma Herrmann wohnte im Buchenweg mit der Hausnummer sechzehn. Wie lange sie dort wohnte, das wusste Yannick nicht. Oma Herrmann hatte ihm das nie erzählt. Sie sagte immer nur, dass sie schon lange hier wohnte. Das Haus im Buchenweg gehörte ihr nicht. Sie wohnte dort nur zu Miete und fühlte sich dort sichtlich wohl. Würde sich Oma Herrmann dort nicht heimisch fühlen, dann wäre sie bestimmt schon vor langer Zeit weggezogen. Nur vier Straßen weiter lag der Buchenweg. Also gleich hier um die Ecke. Da war die manchmal schon ziemlich nervige Schule doch viel weiter entfernt. Was für ein Glück, hatte Yannick schon so oft vor sich hin gedacht. Hier im Oderweg, da konnte man schließlich tun und lassen, was man wollte. Meistens jedenfalls und es beschwerte sich nur selten jemand. Noch einige Meter und Yannick hatte den Buchenweg erreicht. Schließlich ging er auf dem Bürgersteig den Buchenweg entlang und konnte auch schon aus der Ferne das Haus sehen, in dem Oma Herrmann wohnte. Aber irgendetwas stimmte hier nicht. Vor dem Haus türmten sich Möbel und andere Gebrauchsgegenstände. Plötzlich bekam Yannick ein ungutes Gefühl und er lief etwas schneller zum Haus mit der Nummer sechzehn. Als er das Haus schließlich erreicht hatte, erkannte Yannick, dass es die Möbel und viele andere Sachen waren, die Oma Herrmann gehörten. Was war hier passiert, schoss es Yannick plötzlich durch den Kopf. Er schaute sich den großen Berg über einander gestapelter Möbel an. Dazwischen lagen die vielen Bücher, die Oma Herrmann immer als ihren geheimen Schatz erwähnte. Allerdings konnte sich Yannick nie so richtig erklären, was es mit den Bücher so auf sich hatte. Und warum sollten diese zum Teil doch verschlissenen Bücher ein geheimer Schatz sein. Er ging noch ein Stück weiter und konnte sehen, dass die Haustür weit offen stand und er hörte Stimmen, die aus dem Haus kamen. Plötzlich kam ein Mann mit einem Sessel in den Händen heraus. Unsanft ließ er ihn einfach gleich neben den ganzen anderen heraus getragenen Sachen fallen. Erstaunt sah er den Mann an und der Mann, es war wohl ein Möbelpacker, schaute Yannick ein wenig erstaunt an. Dann machte er ein paar Schritte auf Yannick zu und sprach ihn an. Er hatte eine Halbglatze, dunkle Haare und ein fülliges Gesicht mit einem doch sympathischen Ausdruck darin. Der Mann trug ein weißes T-Shirt, eine dunkelblaue Latzhose und schwarze Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen. Die kannte Yannick aus dem Fernsehen.

»Na, Junge! Bist du an dem Berg Sperrmüll interessiert?«, sagte der Möbelpacker.

»Nein! Eher nicht. Ich wollte zu Oma Herrmann.«, antwortete Yannick.

»Zu Oma Herrmann?«

»Ja!«

»Du meinst die Frau Luise Herrmann?«

»Ja! Genau die.«

»Bist du denn mit ihr verwandt?«

»Nein!«

»Wenn nicht verwandt, woher kennst du sie dann. Wohnst du hier in der Gegend?«

»Ich wohne im Oderweg.«

»Und woher kennst du Frau Herrmann?«

»Wir sind mit einander befreundet.«

»Befreundet?«

»Ja! Ich habe ihr hin und wieder Mal im Alltag etwas geholfen.«

»Das finde ich gut vor dir, dass du ihr geholfen hast.«

»Es hat sich damals so ergeben und daraus ist eine Freundschaft zwischen alt und jung entstanden.«

Der Möbelpacker hielt einen Augenblick inne, bevor er weiter redete.

»Du wunderst dich sicher, warum wir die Möbel aus der Wohnung nach draußen bringen.«

»Ja! In der Tat. Das tue ich. Dies hier gehört alles Oma Herrmann. Es ist doch alles in Ordnung? Oder ist etwas passiert?«

»Sag Mal, wie heißt du eigentlich?«

»Mein Name ist Yannick.«

»Dann stelle ich mich auch erst einmal vor. Ich heiße Michael.«

»Schön sie kennen zu lernen.«

»Ich freue mich auch, dich kennen zu lernen.«

»Sie haben mir aber noch nicht meine Frage beantwortet.«

»Dann hast du es wahrscheinlich noch gar nicht gehört.«

»Gehört? Was denn?«

»Das deine Oma Herrmann verstorben ist.«

Yannick konnte es nicht glauben, was er gerade von Michael, dem Möbelpacker zu hören bekam. Oma Herrmann ist gestorben. Am liebsten würde Yannick jetzt einfach drauf losheulen, aber irgendwie konnte er es nicht.

Er versuchte, einen gefassten Eindruck zu machen, und hörte zu, was Michael noch zu sagen hatte.

»Der Vermieter von Oma Herrmann hat sie leblos aufgefunden.«

»Das kann ich nicht glauben!«

»Tja, so ist das Leben, Yannick.«

»Und sie war immer so nett.«

»Ich würde mich ja gerne weiter mit dir unterhalten, Yannick, aber wir müssen die Wohnung von deiner Oma Herrmann heute noch räumen.«

Mit diesen abschließenden Worten ging Michael, der Möbelpacker, wieder zurück in das Haus und machte sich weiter daran, die Wohnung von Oma Herrmann auszuräumen. Yannick stand auf dem Bürgersteig vor dem Haus und war am Boden zerstört. Er schaute einfach nur auf den Stapel der Möbel und andere Gebrauchsgegenstände, die Oma Herrmann gehörten.

Traurigkeit kam in Yannick hoch und einige Tränen kullerten über sein Gesicht, die Wangen hinunter und zerplatzten auf dem Bürgersteig. Im Augenblick konnte er keinen klaren Gedanken fassen und blickte immer wieder auf den großen Stapel, der als Sperrmüll wahrscheinlich entsorgt werden sollte. Stühle, einen Tisch, das Sofa, die Bücher, Decken, Bilder und Fotos, alles lag zu einem großen Berg aufgetürmt vor der Einfahrt des Hauses.

Yannick konnte es einfach nicht glauben, dass Oma Herrmann verstorben war. Leblos in der Wohnung von ihrem Vermieter aufgefunden. Einfach unglaublich, schoss es ihm durch den Kopf. Das kann doch alles gar nicht wahr sein. Yannick konnte all das einfach nicht glauben und dann erinnerte er sich an den heutigen Schultag.

Immer wieder war er so unruhig und unkonzentriert.

Irgendeine Vorahnung plagte ihn schon den ganzen Tag, aber Yannick konnte es sich einfach nicht erklären, was es, damit auf sich hatte. Wieder schaute er ungläubig auf den großen Berg, der Habseligkeiten von Oma Herrmann und dann konnte sich Yannick auch die Vorahnung erklären. Es war der Tod von seiner guten Freundin und Bekannten, der Oma Herrmann. Das plagte ihn schon den ganzen Vormittag über. Jetzt ergab auch alles einen Sinn. Aus dem Haus waren weiterhin Stimmen der Möbelpacker zu hören, die sich unterhielten, und hin und wieder war auch mal ein Rumpeln oder Krachen zu hören. Wahrscheinlich gingen die nicht gerade sanft beim Ausräumen der Wohnung vor und sie zerlegten die Möbel, oder was sie sonst gerade so in ihren Händen hielten, auf eher grobe Art und Weise.

Yannick beschloss noch einen Augenblick, hierzubleiben und dabei fiel sein Blick auf die Bücher, die Oma Herrmann so ans Herz gewachsen waren. Es war ihr heimlicher Schatz. Zum Teil lagen die Bücher doch alle ziemlich durcheinander herum und dazwischen fiel ihm ein ganz besonderes Buch auf, das sich von allen anderen unterschied. Es schien schon sehr alt zu sein. Ein Ledereinband, der schon leicht verschlissen erschien, aber dennoch einen guten Eindruck machte, als wäre sehr pfleglich damit umgegangen worden. Vorsichtig zog er dieses alte und große Buch zwischen den anderen hervor, hielt es schließlich in seinen Händen und sah es sich genau an.

»Das ist aber ein seltsames Buch.«, sagte Yannick in Gedanken vor sich hin.

Er dachte einen Augenblick nach und sah sich kurz die Rückseite des Buches an. Darauf waren ein paar kleine Kratzer zu sehen, mehr aber auch nicht.

»Von diesen Buch, hat sie aber nie etwas gesagt. Das ist aber komisch.«

Während Yannick das alte Buch mit dem Ledereinband in seinen Händen hielt und sich weiter den großen Berg Sperrmüll anschaute, verließ Michael der Möbelpacker wieder mit einem kleinen Regal das Haus. Mit einem Poltern ließ er das Regal einfach fallen und ging noch einmal kurz hinüber zu Yannick.

»Na, Yannick. Hast du den alten Schinken zwischen den ganzen anderen Büchern gefunden?«, fragte Michael.

»Ja! Ich habe es erst übersehen, dann aber zwischen den ganzen anderen Büchern entdeckt.«, antwortete Yannick darauf.

»Scheint schon etwas älter zu sein.«

»Keine Ahnung! Oma Herrmann hat das Buch nie erwähnt.«

»Dem Ledereinband nach zu urteilen, hat es schon einige Jahre hinter sich gebracht.«

»Das stimmt!«

»Ich mach' dir Mal einen Vorschlag.«

»Und der wäre?«

»Warum nimmst du das alte Buch nicht mit nach hause zu dir. Dann hast du ein Andenken an deine Oma Herrmann.«

»Wenn ich darf?«

»Wer sollte denn etwas dagegen haben? Der ganze Berg hier landet sowieso im Sperrmüll!«

»Vielen Dank!«

»Keine Ursache.«

»Hoffentlich sagt niemand etwas!«

»Wer soll denn schon etwas dagegen haben?«

»Man kann nie wissen!«

»Das stimmt. Aber wenn jemand etwas sagt, dann kannst du ruhig sagen, ich habe dir das Buch gegeben.«

»Wenn du sagst, Michael, dann werde ich das Buch mit nach hause nehmen.«

»Tu das! Dann hast du ein schönes Andenken.«

»Na, dann werde ich Mal wieder nach hause gehen und meinen Eltern sagen, dass Oma Herrmann gestorben ist.«

»So, ich muss wieder an meine Arbeit, Yannick. War schön dich Mal kennengelernt zu haben.«

»Ich dich auch, Michael und danke noch Mal für das Buch.«

»Dann mach es Mal gut und pass auf dich auf!«

»Du auf dich auch, Michael!«

Yannick hielt das Buch fest unter seinem Arm und schaute ein letztes Mal auf den großen Berg der Sachen, die Oma Herrmann gehörten. Irgendwie konnte es Yannick nicht glauben, seine gute alte Freundin und Bekannte, Oma Herrmann nie wieder zu sehen. Dann machte er kehrt und ging auf dem Bürgersteig wieder zurück nach Hause in den Oderweg. Während er mit dem Buch unter seinem Arm sich auf den Weg machte, fragte er sich, ob seine Eltern wussten, dass Oma Herrmann gestorben war. Aber dann hätten sie es ihm bestimmt gesagt. Yannicks Eltern wussten, dass er ihr hin und wieder einmal zur Hand ging.

Ihr bei Dingen half, wo es ihr schwerfiel, diese allein zu bewältigen. Nach ein paar Minuten hatte Yannick den Oderweg erreicht und stand schließlich vor der Tür des Hauses, in dem er und seine Eltern wohnten. Er klingelte und einen kurzen Augenblick später öffnete seine Mutter die Haustür. Ihr Blick fiel sogleich auf das große Buch mit dem alten Ledereinband, das Yannick unter seinem Arm hielt.

»Hallo Yannick! Schon zurück von Oma Herrmann?«, fragte seine Mutter und bemerkte den ernsten Gesichtsausdruck ihres Sohnes.

»Ich muss dir etwas sagen!«, antwortete Yannick mit einer gewissen Traurigkeit in seiner Stimme.

»Ist etwas passiert? Aber komm erst einmal herein und dann erzählst du mir alles.«

»Ja! Es ist etwas passiert!«

Yannick betrat das Haus und ging an seiner Mutter vorbei, direkt in die Küche. Seine Mutter machte die Haustür hinter sich zu und begab sich sogleich zu Yannick in die Küche, wo er das Buch bereits auf den Tisch gelegt hatte.

Sie machte sich Sorgen, denn diesen ernsten Ausdruck im Gesicht ihres Sohnes, war ihr fremd. So etwas kannte Yannicks Mutter von ihm nicht. Es musste etwas passiert sein, was Yannick wirklich getroffen hatte, und sie hoffte nur, dass es nicht Schlimmes war.

»Yannick! Ist etwas passiert? Geht es dir gut?«, fragte seine Mutter besorgt.

»Mir geht’s gut! Aber stell dir vor...«, antwortete Yannick, bevor ihm seine Mutter ins Wort fiel.

»Hattest du, oder einer deiner Freunde einen Unfall?«

»Nein! Bei mir und meinen Freunden ist alles in Ordnung.«

»Aber irgendetwas ist passiert!«

»Ja!«

»Was es auch ist, du musst mir das jetzt sagen!«

»Oma Herrmann ist gestorben.«

Yannick brachte diese Nachricht mit schwerer Stimme hervor und seine Mutter, die vor ihm stand, setzte sich erst einmal auf einen Stuhl in der Küche am Tisch. Auf der einen Seite war Yannicks Mutter sehr erleichtert, dass es ihrem Sohn gut ging und das nichts passiert war. Auf der anderen Seite tat es ihr unendlich leid, dass Oma Herrmann gestorben war.

»Oma Herrmann ist gestorben!«, sagte Yannicks Mutter fassungslos.

»Ja!«, antwortete Yannick.

»Was ist denn passiert?«

»Der Vermieter hat sie leblos in ihrer Wohnung gefunden.«

»Oh, Yannick! Das tut mir so leid. Ich weiß doch wie sehr du sie gemocht hast.«

»Ich wollte sie heute doch besuchen. Als ich vor dem Haus stand, waren ein paar Möbelpacker dabei, die Wohnung von Oma Herrmann auszuräumen.«

»Ich habe gar nichts gehört oder gelesen, dass sie gestorben ist.«

»Als ich sie besuchen wollte, hat mir das Michael erzählt.«

»Wer ist denn Michael?«

»Das war einer der Möbelpacker. Er hat mir auch dieses alte Buch aus dem großen Berg Sperrmüll überlassen.«

Yannicks Mutter schaute sich kurz das Buch an. Es schien schon sehr alt zu sein. Jedenfalls dem Ledereinband nach zu urteilen. Aber das alte Buch von Oma Herrmann interessierte sie im Augenblick relativ wenig. Sie war mehr um ihren Sohn Yannick besorgt. Er saß ihr gegenüber auf dem Stuhl am Küchentisch, hatte eine Hand auf das alte Buch mit dem Ledereinband gelegt und schaute mehr darauf, als zu seiner Mutter.

»Alles in Ordnung, Yannick?«, fragte Yannicks Mutter besorgt.

»Ja, ja! Es ist schon alles in Ordnung. Ich hatte in der Schule Kilian und Olli erzählt, dass ich heute Oma Herrmann besuchen wollte. Von den Beiden sollte ich ihr dann herzliche Grüße ausrichten. Was Kilian und Olli wohl sagen werden, wenn sie erfahren, dass Oma Herrmann gestorben ist.«, sagte Yannick und blickte seine Mutter dabei an.

»Ich denke, Kilian und Olli werden genauso reagieren wie du.«

»Eigentlich wollte ich danach dann zu Kilian. Olli wollte auch kommen.«

»Und! Willst du dich denn noch mit den Beiden treffen?«

»Ehrlich gesagt, ist mir die Lust auf ein Treffen heute Nachmittag mit Kilian und Olli vergangen.«

»Du solltest dennoch zu ihnen gehen.«

»Aber wenn ich doch keine Lust mehr dazu habe.«

»Wenn du Kilian und Olli erzählst, dass Oma Herrmann gestorben ist, fühlst du dich vielleicht besser.«

»Meinst du?«

»Manchmal hilft es schon, sich mit Freunden über Probleme unterhalten. Danach fühlt man sich oft besser.

Man ist die Probleme los und trägt sie nicht mehr sich herum.«

»Gut! Wenn du meinst, dann werde ich zu Kilian und Olli gehen.«

»Und was willst du mit dem alten Buch machen?«

»Ich bring's erst einmal nach oben und schaue später dann Mal rein.«

»Das halte ich für eine gute Idee.«

Yannick blickte seine Mutter kurz an, nahm dann das alte Buch mit dem Ledereinband und ging nach oben in sein Zimmer. Er legte das Buch auf seinen Schreibtisch und nahm sich vor, es heute Abend durch zu blättern. Yannick war schon sehr gespannt, was darin stand, schließlich war das Buch auch nicht gerade dünn und es brachte auch einiges an Gewicht auf die Waage. Jetzt war es aber auch wirklich an der Zeit, sich auf den Weg zu machen, denn Kilian und Olli warteten bestimmt schon. Als Yannick sein Zimmer verließ, gingen ihm so etliche Gedanken durch den Kopf. Zum einen fragte er sich, was Oma Herrmann wohl hatte. War es eine Krankheit, oder war es ein plötzlicher Herztod. Gab es noch andere Angehörige und was hinterließ sie wohl noch alles. Oma Herrmann hinterließ bestimmt noch andere Sachen, die nicht auf dem Sperrmüll landeten. Was Yannick aber doch mehr als wütend machte, war die Tatsache, wie respektlos die Möbelpacker mit den Sachen von Oma Herrmann umgegangen sind. Aber wie würden wohl Kilian und Olli auf die Nachricht vom Tod von Oma Herrmann reagieren.

Vielleicht eher überrascht, oder auch bestürzt. Yannick hatte seinen besten Freunden schon oft von ihr erzählt, von daher wussten Kilian und Olli auch, dass er mit ihr befreundet war. Er verließ das Haus und machte sich auf den Weg zu Kilian. Dort wollten sie sich treffen. Ein Haus weiter wohnte Kilian. In der Nummer neun im Oderweg, gleich neben Yannick. Neben der Haustür befand sich die Klingel. Er drückte auf den Knopf und es erklang eine kurze Melodie. Das war Mal eine Klingel ganz nach seinem Geschmack. So eine würde gut in die Schule passen. Nicht so ein langweiliges und ausgeleiertes Ding Dong. Sondern eine Melodie. Etwas Neues und Frisches, wo man sich wirklich freuen konnte, die Klingel zu hören, die die manchmal doch eher langweiligen Unterrichtsstunden beendete und die Pause einläutete. Das wäre doch wirklich Mal was, aber man soll ja bekanntlich die Hoffnung nie aufgeben. Ein Zitat von Oma Herrmann.

Schließlich kam jemand zur Haustür und öffnete diese. Es war die Mutter von Kilian, die Yannick mit einem herzlichen Hallo begrüßte und ihn gleich nach oben schickte. Denn dort warteten schon Kilian und Olli auf ihn. Yannick ging die Treppe nach oben und klopfte kurz an die Tür von Kilians Zimmer.

»Komm rein Yannick! Wir haben schon auf dich gewartet.«, sagte Kilian durch die geschlossene Tür.

Yannick drückte die Klinke der Tür nach unten, öffnete sie und betrat den Raum. Dann drehte er sich kurz einmal herum und schloss die Tür wieder. Kilian hatte ein cooles Zimmer mit einem großen Fenster und Postern an den Wänden. Einen ebenfalls großen Schreibtisch, auf dem sich allerlei Utensilien zum Erledigen der Hausaufgaben befanden. Aber es befand sich auch ein kleiner Flachbildfernseher im Zimmer und dazu die passende Spielekonsole, sowie einige spannende Spiele durften natürlich nicht fehlen. Dann noch das Bett von Kilian mit einer Star Wars Bettwäsche und ein Schrank, für die seine Klamotten und anderen Kram. Alles in allem ein wirklich cooles Zimmer und Yannick würde nur zu gern mit Kilian tauschen.

»Wieso seid ihr denn nicht am Zocken?«, fragte Yannick ganz erstaunt.

Das machten nämlich Kilian und Olli immer, wenn sich Yannick einmal verspätete und wieder, als Letzter eintrudelte.

»Wir haben heute Mal gedacht, wir warten auf dich. Dann können wir immer noch an der Konsole spielen.«, antwortete Kilian darauf.

»Aber wieso bist denn eigentlich so spät gekommen?«, wollte Olli schließlich wissen.

»Stellt euch vor, was passiert ist.«, antwortete Yannick mit einer gewissen Dramatik in seiner Stimme.

»Na, hoffentlich nichts schlimmes!«, sagte Kilian.

»Wie man es nimmt!«

»Und was ist jetzt eigentlich passiert?«

»Ich habe euch doch schon öfters von Oma Herrmann erzählt.«

»Mehr als Einmal.«

»Die ist gestorben.«

»Was!«

»Als ich sie vorhin kurz besuchen wollte, waren Möbelpacker dabei, ihre Wohnung auszuräumen.«

»Das tut mir wirklich leid, Yannick!«

»Ich habe mich dann noch kurz mit einem der Möbelpacker unterhalten und der hat mir dann erzählt, ihr Vermieter hat sie leblos in der Wohnung aufgefunden.«

»Das sind ja mehr als tragische Nachrichten, die du mitbringst.«

»Eigentlich wollte ich heute erst gar nicht zu euch kommen, aber meine Mutter hat mich dann doch überredet.«

Kilian, Yannick und Olli sitzen auf dem Boden des Raumes, sind dabei sich angeregt über alles Mögliche zu unterhalten und da darf natürlich die gute alte Schule und ihre Lehrer nicht fehlen. Über die lässt sich nämlich am besten herziehen, vor allem dann, wenn die Lehrer weit weg und gar nicht erst dabei sind. Der oder die Lehrer haben schon so ihre Ecken und Kanten, über die man sich lustig machen kann. Zu dick, zu dünn, zu groß oder zu klein. Dann gibt es Lehrer, die sehen gut aus und andere wiederum kann man, so waren Yannicks Worte, als Vogelscheuche aufs nächste Land stellen. Doch am besten sind diejenigen, die schlechte Zähne haben, oder wo die Aussprache doch sehr zu wünschen übrig lässt. Es gibt nämlich eine Lehrerin, die lispelt und dieses Manko kommt bei jedem der Schüler gut an. Schließlich haben die drei Freunde genug über die gesamte Lehrerschaft hergezogen und Yannick wechselte schließlich das Thema.

Denn er hatte Kilian und Olli noch gar nicht von dem großen alten Buch mit dem Ledereinband erzählt, das bei ihm zuhause auf dem Schreibtisch lag. Natürlich wollten Beide sofort wissen, wie alt das Buch denn nun genau sei und was darin stand.

»Gute Frage!«, sagte Yannick.

Worauf Olli dann fragte, »Und wann willst du einen Blick in das Buch werfen?«

»Vielleicht heute Abend noch, wenn nichts dazwischen kommt.«

»Was soll denn noch dazwischen kommen?«

»Naja, manchmal kommt meinen Eltern die Idee, ich sollte vielleicht doch nach Mal das eine oder andere Schulfach etwas vertiefen.«

»Lernen am Abend. Man wie ätzend!«

»Das kannst du laut sagen, Olli.«

»Also ich werde mich nachher noch vor meine Konsole setzen und das Adventure fortsetzen, das ich neulich Mal angefangen haben.«, bemerkte Kilian so zwischendurch.

»Da hätte ich jetzt auch Bock drauf.«, sagte Yannick.

»Dann ist es entschieden, wir Zocken noch ein bisschen!

Der Nachmittag ist noch lang.«, sagte Olli begeistert und schaute schon einmal mit großen Augen in Richtung des Regals, in dem die Videospiele nebeneinander aufgereiht standen.

»Und was soll es für ein Spiel sein?«, wollte Kilian wissen.

»Ist mir eigentlich egal! Ich überlasse euch die Entscheidung.«, antwortete Olli auf Kilians Frage.

»Also wir haben Action, Adventure, Strategie, Autorennen, Fußball...«, zählte Kilian auf.

»Auf ein Adventure hätte ich jetzt Lust. Aber nicht so ein langweiliges!«, sagte Yannick.

»Dann nimm ein Adventure!«, antwortete Olli kurz entschlossen.

»Oder wie wäre es mit einen coolen Autorennen, oder Fußball.«, schlug Yannick vor.

»Nein! Nimm ein Adventure.«, antwortet Olli darauf.

Kilian suchte ein sehr abwechslungsreiches Adventure heraus. Es ging darin um einen Helden als zentrales Figur, der eine Landschaft erkunden und dabei jede Menge Rätsel lösen muss. Yannick, Kilian und Olli verbrachten so den Nachmittag vor der Konsole und konnten schließlich einen Teil des Spieles lösen und für sich zahlreiche Punkte und andere Vorteile sichern, die für den späteren Verlauf des Adventures noch hilfreich waren. Aber irgendwann geht auch jeder Nachmittag zu Ende und es war schließlich an der Zeit sich zu verabschieden. Man verabredete sich für morgen früh, um dann gemeinsam zur Schule zu gehen.

Was für ein seltsames altes Buch

Nachdem Yannick wieder zuhause war und mit seinen Eltern gemeinsam beim Abendessen saß, erzählte er seinem Vater, dass Oma Herrmann gestorben war. Sein Vater bedauerte dies, denn er kannte die nette alte Dame, der sein Sohn hin und wieder einmal etwas zur Hand ging und fand ebenfalls, dass sie sehr nett und freundlich war.

»Das tut mir leid, Yannick.«, sagte sein Vater und schaute ihn dabei an.

»Mir tut es auch leid.«, antwortete Yannick, der gerade dabei war, sein Brot zu essen.

»Was hat denn Oma Herrmann gehabt?«

»Der Möbelpacker hat mir erzählt, dass ihr Vermieter sie leblos in der Wohnung gefunden hat.«

»Möbelpacker?«

»Ja, Michael! Er und seine Leute waren bereits dabei, die Wohnung auszuräumen.«

»Na, da hat es der Vermieter aber sehr eilig.«

»Die haben die ganzen Möbel und andere Sachen von ihr einfach draußen vor dem Haus zu einem großen Berg gestapelt.«

»Tja, so ist das halt, wenn die hinterlassenen Habseligkeiten niemand haben will.«

»Aber einfach alles so vor dem Haus abzuladen, finde ich herzlos.«

»Ob man es herzlos findet oder nicht, danach fragt heute keiner mehr. Es dreht sich meistens alles nur noch um das liebe Geld.«

»Und ich schlage vor, ihr Zwei esst jetzt noch in Ruhe euer Abendbrot auf, damit ich abräumen und die Küche sauber machen kann.«, sagte Yannicks Mutter und schaute dabei ihren Mann und ihren Sohn kurz an.

»Ich wollte ja nach dem Abendessen sowieso nach oben gehen und mir das alte Buch anschauen.«, antwortete Yannick.

»Was denn für ein altes Buch, Yannick?«, wollte sein Vater wissen.

»Ich durfte mir heute von Oma Herrmann ein altes Buch mit Ledereinband mitnehmen. Michael, der Möbelpacker hat es mir erlaubt und gesagt, es ist schon in Ordnung.«, antwortete Yannick.

»Und was steht in diesem alten Buch mit dem Ledereinband?«