Die Doofbewohner -  - E-Book

Die Doofbewohner E-Book

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Beschreibung

Thorach, das Dorf, in dem nur noch wenige Menschen leben, ist isoliert, ohne Busverbindung und Postzustellung. Unsere Geschichte fängt dort an, als eines Tages etwas vom Himmel fällt, das die Welt von Thorach verändern wird.

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Mein Dank geht an:

Diana Köstens

Melanie Reinelt

Sabine Allers

Ich wollte hier mal eine Sache zu Ende........

Inhaltsverzeichnis

Als die Kuh vom Himmel fiel

Kurz vor knapp

Wenn der Postmann einmal klingelt

Baum fällt

Monolog am Gartenzaun

Besuch

Liebe auf fünf Beinen

Offline

Konrad

Dorfmusikanten

Azzuro

Athen

Motorschaden

Zukunft

Als die Kuh vom Himmel fiel

Es war ein gewöhnlicher Vormittag in Thorach, als Dr. Elias Klein und sein Hund Herkules auf dem Rückweg von ihrem täglichen Spaziergang der Kuh begegneten. Sie stand in der Nähe der Bushaltestelle mitten auf der Dorfstraße und glotzte sie an. Der Tierarzt blieb verdutzt stehen. Auch Herkules zögerte kurz und begann dann, die Kuh aus sicherem Abstand anzubellen. Das Rind ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und machte keinerlei Anstalten, sich zu bewegen. Dr. Klein versuchte, seinen Dobermann zu beruhigen. „Aus, Herkules, jetzt lass doch mal gut sein!“

Doch Herkules kam erst richtig in Fahrt und pirschte sich immer aufgeregter und näher an die Kuh heran. Sein Spieltrieb brachte den dreibeinigen Hund fast aus dem Gleichgewicht. Die Kuh blieb davon völlig unbeeindruckt und zuckte mit keiner Wimper. Seltsam, dachte Elias. Herkules‘ Gebell rief Emma Hartmann auf den Plan.

„Was ist denn hier los?“ fragte sie, während sie sich die erdverschmutzten Hände an ihrer geblümten Kittelschürze abwischte. Sie war gerade ihrer Lieblingsbeschäftigung, der Gartenarbeit, nachgegangen.

Offensichtlich hatte sie vergessen, das Gartentor hinter sich zu schließen, denn ihre braune Henne Helga war ihr dicht auf den Fersen. Als Herkules das Huhn entdeckte, hörte er auf zu kläffen und sprintete, des Doktors „Aus!“- und „Hierher!“-Rufe weiterhin ignorierend, auf seine gefiederte große Liebe zu. Zur Begrüßung zog er Helga seine Zunge vorsichtig über Schnabel und Gesicht. Die Henne ließ ihn gewähren und revanchierte sich, indem sie ihren Kopf an eines seiner drei Beine schmiegte und leise gackerte.

„Na, Herr Doktor, hast du eine neue Patientin?“, fragte Emma mit Blick auf die Kuh.

„Keine Ahnung, die stand plötzlich einfach so da.“

„Hier gibt es doch schon ewig keine Kühe mehr, oder hat sich Gevert etwa wieder welche zugelegt?

“Elias schüttelte den Kopf. „Nicht, dass ich wüsste. Jedenfalls hat sie keine Ohrmarke.“

„Na, dann ist sie wohl einfach vom Himmel gefallen.“

„So ein Unsinn. Bring du mal lieber endlich deinen Gallus gallus domesticus zur Raison.“

„Moment mal, dein Herkules hat doch ursprünglich mit dieser Liebelei angefangen. Freu dich doch, dass Helga seine Zuneigung erwidert.“

„Das ist von der Natur nicht so vorgesehen. Außerdem macht die Glucke ihn wuschig und er pariert nicht mehr. Schaff dir doch wieder einen Hahn an und lass dein Gartentor nicht ständig offen, dann ist Ruhe im Karton!“

„Dreibeinige Hunde hat die Natur auch nicht vorgesehen. Es ist, wie es ist, Doc.“

Helga und Herkules hatten sich mittlerweile ein schattiges Plätzchen gesucht und lagen innig umschlungen auf den Treppen vor dem Gemeindehaus. Plötzlich kam Leben in die Kuh. Sie bewegte langsam ihren Kopf und blickte die Dorfstraße hinunter.

Emma und Elias folgten ihrem Blick und sahen Anna und Jonas näherkommen. Die beiden wohnten ein paar Häuser weiter die Straße runter.

„Grüßt euch! Gemeindeversammlung, oder was?“ rief Anna schon von weitem.

„Die Verstädterung schreitet voran.“ „Das sagen ja genau die Richtigen. Wer ist denn aus der Stadt hergezogen?“, erwiderte Elias trocken.

Anna ignorierte seine Bemerkung. „Und was macht die Kuh hier? Ist das unser neues Dorfmaskottchen?“ Sie trat an die Kuh heran und streichelte ihr über den Kopf. „Wie kommst du denn hierher, du Hübsche? Bist du ausgebüxt? War der Bulle doof zu dir?“ „Hast du mit deinen Bienen auch so bescheuert gesprochen? Ist ja kein Wunder, dass die alle abgehauen sind.“

„Nun lass doch mal gut sein, Doc“, sprang Jonas seiner Anna zur Seite. „Du weißt genau, dass unsere Bienen an der Varroamilbe eingegangen sind.“

Emma schaltete sich ein: „Ignoriert den alten Muffelkopf einfach, dem ist eine Kuh über die Leber gelaufen. Wir sollten lieber zusehen, dass wir das Rind von der Straße kriegen, bevor der Bus hier gleich vorbeirauscht.“

In diesem Moment schellte eine Fahrradklingel durchs Dorf. Erst leise aus der Ferne, dann immer lauter werdend.

Mathilda flitzte auf ihrem grünen Hollandrad herbei und stieg erst kurz vor der kleinen Gruppe in die Eisen. Anna brachte sich mit einem Satz zur Seite in Sicherheit.

Knapp einen Meter vor der Kuh kam das Mädchen zum Stehen, stieg vom Fahrrad und ließ es auf den Boden fallen. Dann ging sie direkt auf das Tier zu und begann, es zu streicheln.

„Wie cool ist das denn?! Eine Kuh bei uns im Dorf.“

„Hallo Mathilda, Schule schon aus?“

Mathilda ignorierte Emmas Frage und wandte sich an die Kuh: „Wo kommst du denn her?“ Sie schaute ihr lange tief in die Augen. „Du siehst aus wie meine Tante Wilma, die hat auch so lange Wimpern wie du.“

„Die Kuh ist dem Doc und Herkules direkt vom Himmel vor die Füße gefallen. Keine Ahnung, wo die herkommt, sie hat weder ein Brandzeichen noch eine Ohrmarke“, fasste Emma die Situation zusammen. „Auf jeden Fall muss Wilma von der Straße runter, der Bus kommt jede Minute.“

Anna und Jonas versuchten, die Kuh durch Klatschen und Rufen in Bewegung zu bringen: „Hopp hopp, na los! Komm, Wilma, komm, beweg dich!“

Als nichts passierte, schob Mathilda zusätzlich von der Seite, aber Wilma bleib wie versteinert. Anna wurde zusehends nervöser: „Du dumme Kuh, du kannst hier nicht stehen bleiben, sonst macht der Bus Gulasch aus dir!“

„Typisch Stadtmenschen, ihr habt wohl noch nie Rinder getrieben? Die Viecher sind stur, ihr müsst einen Knüppel nehmen und ihr einen anständigen Schlag auf den Hintern verpassen, dann bewegt die sich auch,“ sagte Elias verächtlich.

Mathilda schaute ihn entsetzt an. „Sie wollen Wilma doch nicht etwa schlagen?“

Elias zuckte mit den Schultern. „Na, dann versucht’s halt weiter mit Klatschen und Singen.“

Emma hatte mittlerweile ein Büschel Gras vom Straßenrand gepflückt und hielt es der Kuh vors Maul. Wilma machte zwar einen langen Hals und schnupperte interessiert an dem Grünzeug, dachte aber weiterhin nicht daran, einen Huf vor den anderen zu setzen.

Elias schüttelte verständnislos den Kopf und blickte sich suchend nach einem geeigneten Knüppel um. In diesem Moment spitzte Herkules die Ohren und fing an zu knurren.

Huhn Helga hob den Kopf und begann aufgebracht zu gackern, dann vernahmen auch die anwesenden menschlichen Zweibeiner den herannahenden Bus.

Kurz vor knapp

Wilma schien den näherkommenden Bus auch zu hören, denn sie hob den Kopf und navigierte ihre Ohren in Richtung des lauter werdenden Motorgeräuschs.