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Ganz schön gruselig! Die drei !!! suchen Gespenster, begegnen sogenannten Irrlichtern und treffen auf einen mysteriösen Vampir. Was hat es mit dem geheimnisvollen Blutmond auf sich? Wer schickt ihnen geheime Botschaften? Fünf Kurzkrimis in einem Band mit vielen coolen Illustrationen. Halloween, Geister und Vampire – in dieser Schmuckausgabe ermitteln Kim, Marie und Franzi in besonders kniffligen Fällen. Wie immer stürzen sie sich mutig und clever in neue Abenteuer. Auf die Detektivinnen warten viele Aufgaben und ungewöhnliche Herausforderungen. Die Geschichten sind unabhängig voneinander und in unterschiedlicher Reihenfolge lesbar.
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Seitenzahl: 188
Veröffentlichungsjahr: 2024
Die drei !!!Geisterstunde
Das Krimi-Gruselbuch mit den drei !!!
Erzählt von Anne Scheller, Jule Ambach, Kari Erlhoff und Kirsten Vogel
KOSMOS
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Umschlagsabbildung: © Andrea Jansen
© 2024, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG
Pfizerstraße 5–7, 70184 Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-50887-9
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
Cover
Titel
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Hauptteil
Botschaft der To(r)ten
Mittsommerspuk
Irrlichter im Finstermoor
Der doppelte Vampir
Blutmond
Endlich Frühling, und dann auch noch Samstag!«, jubelte Franziska Winkler, genannt Franzi. Sie breitete die Arme aus, hielt das Gesicht in die Sonne und drehte sich einmal um sich selbst. »Ist das nicht ein herrlicher Tag heute?«
Ihre Freundinnen Marie Grevenbroich und Kim Jülich nickten. Die drei Mädchen hatten sich gerade getroffen und ihre Fahrräder abgeschlossen. Vor ihnen ragte eine hohe, alte Mauer auf, von Efeu überwuchert und mit Moos bewachsen. Dahinter reckten uralte Bäume ihre Zweige in den blauen Himmel. Ein kleiner Vogel zwitscherte ihnen von der Mauerkrone aus zu.
»Na, Kleiner, singst du uns ein Lied?«, fragte Marie. Sie sang ebenfalls gern, außerdem liebte sie tanzen und schauspielern. Prompt begann sie, mit dem kleinen Vogel mitzusummen.
Kim lachte. »Jetzt ist keine Zeit für einen Auftritt. Wir haben zu tun!« Sie nahm ihr Tagebuch aus dem Rucksack. Franzi holte ihr Handy hervor. Dann gingen die beiden auf das verschnörkelte Tor in der Mauer zu.
Marie folgte ihnen. »Alter Friedhof«, las sie von einem Schild ab. Da strahlte die Sonne vom Himmel und es war zum ersten Mal in diesem Frühjahr warm – und sie gingen ausgerechnet auf einen Friedhof! Marie schüttelte sich.
Franzi schien Maries Gedanken gelesen zu haben und hakte sich bei ihr ein. »Du wirst sehen, der alte Friedhof ist ein wunderschöner Ort, ein Stück Natur mitten in der Stadt«, sagte sie. »Für mein Bio-Projekt möchte ich die Tiere und Pflanzen, die hier leben, fotografieren und vorstellen. Seht nur, Anemonen und Narzissen!« Franzi kniete sich hin und fotografierte einen Teppich aus weißen und gelben Blüten. Direkt dahinter erhob sich eine verwitterte Statue mit Engelsflügeln. Links und rechts gingen Wege ab, die zu alten Gruften, schiefen Grabsteinen und verwilderten Gräbern führten. Das Ganze wurde von uralten Bäumen überragt, die ihre kahlen Äste wie Arme zum Himmel streckten. Ein Windhauch zog über die Mädchen hinweg und Marie fröstelte.
© Andrea Jansen/Kosmos
»Der Friedhof hat eine ganz besondere Stimmung«, fand Kim und sah sich um. »Das Rascheln des Windes in den Zweigen … sind das vielleicht die Stimmen der Verstorbenen? Oh, das muss ich aufschreiben!« Sie setzte sich auf die nächste Bank und begann, wie besessen in ihr Tagebuch zu kritzeln. Kim schrieb wahnsinnig gerne Geschichten.
Während Kim schrieb und Franzi fotografierte, wanderte Marie die Wege entlang. Sie las die Namen und Jahreszahlen auf den Grabsteinen. Manche Menschen hatten sehr altmodische Namen, aber sie fand auch eine Marie, die erstaunliche 99 Jahre alt geworden war. Der alte Friedhof war wirklich ein besonderer Ort mit einer ganz eigenen, verwunschenen Stimmung.
Marie kehrte zu ihren Freundinnen zurück. Kim schrieb immer noch und Franzi fotografierte ein Rotkehlchen, das auf einem Steingefäß hockte.
»Was ist denn das?«, fragte Marie.
»Ein Rotkehlchen«, erwiderte Franzi.
Marie kicherte und der kleine Vogel flog davon. »Das weiß ich. Ich meinte das Ding, auf dem es saß. Sieht aus wie ein Fußballpokal mit Sahnehaube.«
Nun war es an Franzi loszukichern. »Mmmh, wo du gerade von Sahne sprichst … Sollen wir zu mir fahren? Meine Mutter gibt heute einen Tortenkurs. Da gibt es immer jede Menge Reste.«
Marie und auch Kim waren begeistert. Franzis Mutter konnte einfach fabelhaft backen! Sie liefen zum Ausgang und machten sich auf den Weg.
Franzis Mutter betrieb auf dem Hof der Winklers ein gemütliches Café und einen Tortenlieferservice. Außerdem gab sie Kurse, in denen sie begeisterten Bäckerinnen und Bäckern ihre süßen Tricks beibrachte. Als die drei Freundinnen auf den Hof kamen, war der heutige Kurs im Gewächshaus-Café gerade zu Ende.
»Dürfen wir reinkommen?«, fragte Franzi vorsichtig.
»Kim, Franzi, Marie, hallo!« Frau Winkler winkte. Ihre Schürze war fleckig und in ihrem Gesicht klebte etwas Mehl. Sie sah müde aus, lächelte aber. »Seht euch nur die fantastischen Kreationen meiner Teilnehmer an!«
Während die Tortenbäcker aufräumten, bestaunten die Freundinnen Torten in den verrücktesten Formen: eine Vulkaninsel, einen Schulranzen, einen Grabstein, ein Clownsgesicht und noch viel mehr.
»Das sind ja echte Kunstwerke!«, meinte Marie. »Der Grabstein sieht aus wie direkt vom alten Friedhof.«
»Das … ist meine Torte«, sagte eine Frau, die in wallende, leuchtend bunte Gewänder gekleidet war. Sie sprach leise und ein wenig, als würde sie singen. Außerdem machte sie dauernd bedeutungsvolle Pausen. »Sieht sie nicht … tödlichgut aus?«
»Oh, äh, klar«, murmelte Marie und drehte sich schnell zu ihren Freundinnen. Die unterhielten sich mit einem netten älteren Herrn, der eine ganz natürlich aussehende Insel erschaffen hatte.
»Die Lava im Vulkankrater ist ein Püree aus Blutorangen«, erklärte er gerade.
»Blut … der Saft Lebens …«, singsangte die bunte Frau.
Kim und Franzi sahen sie verwirrt an. Marie presste sich die Hand auf den Mund, um nicht laut loszulachen. Die Frau schniefte beleidigt und ging davon, um mit Frau Winkler zu sprechen.
»Ihr dürft Elisa Domingo nicht zu ernst nehmen, sie ist immer so«, erklärte der ältere Herr lächelnd. Er trug einen schlichten grauen Anzug und dazu eine Krawatte mit gelben Enten drauf. Marie mochte ihn sofort. »Ich heiße übrigens Oskar Mund und ihr müsst die drei !!! sein. Frau Winkler hat von euren Ermittlungserfolgen erzählt. Ich bin beeindruckt!«
Kim, Franzi und Marie freuten sich über das Lob. Ja, sie waren Detektivinnen und lösten immer wieder knifflige Kriminalfälle. Ihre Eltern waren davon leider oft nicht so begeistert, sondern machten sich Sorgen.
Herr Mund, Frau Domingo und die drei !!! halfen Frau Winkler beim Aufräumen. Sie stellten den Geschirrspüler in der Backstube an und trugen die Kuchenreste in die Küche der Winklers. Dann verabschiedeten sich die beiden Backschüler. Die Mädchen und Frau Winkler setzten sich um den alten Bauerntisch und ließen sich die süßen Reste schmecken.
Als Franzi eine Tortenplatte beiseiteschob, fiel ihr ein knallroter Briefumschlag in die Hände. »Hier ist ein Brief an dich, Mama«, sagte sie.
Frau Winkler trank einen Schluck Kaffee. »Oh, der ist von Elisa. Sie war schon öfter hier und ist total begeistert von meinen Torten. Vermutlich will sie mir nur für den Kurs danken.« Franzis Mutter gähnte herzhaft. »Lies mir den Brief vor, ja?«
Franzi öffnete den Umschlag. Darin steckte eine schwarze Karte, beschrieben mit knallroter Tinte. Kim und Marie rückten dicht neben Franzi, um mitzulesen, während sie vorlas:
»Liebe Elke! Danke für einen wunderbaren Tag. Deine Rezepte sind wirklich zum Sterben gut! Bis bald in dieser Welt oder der nächsten, deine Elisa.«
Marie kicherte. Kim deutete auf den Rand der Karte und sagte: »Da steht noch etwas: PS: Melde dich bei mir, Elke. Es ist dringend! Ich habe etwas gesehen!« Franzi sah ihre Mutter verwundert an. »Was meint sie damit?«
Frau Winkler schmunzelte. »Ihr habt sicher schon gemerkt, dass Elisa Domingo etwas spezielle Vorstellungen hat«, sagte sie. »Sie glaubt, sie kann mit Toten sprechen und Botschaften aus dem Jenseits bekommen. Angeblich hat ein vor 200 Jahren verstorbener Tortenbäcker vom Wiener Kaiserhof ihr geraten, ihre heutige Torte mit Vanillearoma zu verfeinern. Na, das hätte ich ihr auch sagen können!«
Kim, Franzi und Marie prusteten los.
Frau Winkler war erschöpft und wollte sich hinlegen. Die drei !!! gingen zum alten Pferdeschuppen, wo ihr Treffpunkt war: das gemütliche Hauptquartier mit Bollerofen, einem alten Computer, gestreiften Teppichen und Gardinen und als Highlight eine urige Pferdekutsche.
Marie zückte sofort ihr Handy und tippte etwas ein.
»Was machst du?«, fragte Kim.
»Ich suche im Internet nach den Stichworten: Botschaften aus dem Jenseits«, erwiderte Marie. »Ich weiß nämlich nicht genau, was ich davon halten soll.« Sie wischte über den Bildschirm. »Ah, hier: Viele Menschen glauben, dass Verstorbene nach dem Tod weiterleben, zum Beispiel im Himmel oder im Paradies. Diesen Ort nennt man auch das Jenseits. Einige wenige sind sogar der Ansicht, dass die Toten von dort Nachrichten in die Welt der Lebenden schicken können.«
»Ja, und wie? Per Chat oder was?«, fragte Kim.
Marie grinste. »Nein, so nicht. Meist sprechen die Toten wohl mit besonderen Menschen, die man Medium nennt. Das Medium gibt die Botschaften weiter.«
»Aber das ist nicht wissenschaftlich bewiesen, richtig?«, wollte Franzi wissen.
»Natürlich nicht!«, rief Kim. »Das ist alles nur Quatsch!«
Marie sagte nichts. Eigentlich wollte sie auch nicht daran glauben, aber sie war nicht ganz so sicher wie Kim. »Es wäre auf jeden Fall praktisch bei unseren Ermittlungen«, sagte sie. »Vom Himmel aus kann man doch alles sehen, was auf der Erde passiert. Da müssten uns die Verstorbenen doch nur sagen, wer der Täter oder die Täterin ist, und schon ist der Fall gelöst.«
Franzi grinste. »Beim nächsten Fall nehmen wir Frau Domingo als viertes Ausrufezeichen in den Detektiv-Club auf.«
»Och nö!«, sagte Marie sofort, und Kim schüttelte den Kopf.
Bald schon war es Zeit für Kim und Marie, nach Hause zu fahren. Auf dem Hof verabschiedete Franzi die beiden und holte dann ihr Pony Tinka von der Koppel. Am Stall stolperte sie über einen herumliegenden Hufkratzer und fiel beinahe hin. Seltsam, wo kam der denn her? Wollte ihr ein Verstorbener damit irgendetwas sagen? »Ja, dass ich öfter mal aufräumen sollte!«, sagte Franzi laut und brachte Tinka in ihre Box.
Zurück im Haus warf Franzi ihre Schuhe schwungvoll auf den Stapel im Flur. Bei den Winklers ging es immer etwas chaotisch zu. Sofort lief Franzi in die Küche, in der es köstlich nach Pfannkuchen duftete. Herr Winkler, ein Tierarzt, stand am Herd. Franzis große Schwester Chrissie deckte den Tisch. Auch ihr Bruder Stefan saß mit seiner Freundin Britt auf der Eckbank. Er hielt Baby Leni im Arm und kitzelte es, woraufhin die Kleine glucksend lachte.
»Hallo, Franzi!« Ihr Vater winkte mit dem Pfannenwender. »Das Essen ist fast fertig. Holst du deine Mutter? Ich glaube, sie liegt auf dem Sofa.«Franzi ging ins dunkle Wohnzimmer. »Mama?«»Mmmmh«, machte Frau Winkler.
Im schwachen Licht, das aus dem Flur hereinschien, konnte Franzi sehen, wie sich ihre Mutter aufrichtete. Franzi flüsterte: »Oh, hast du geschlafen? Tut mir leid.«»Kein Problem, ich war sowieso wach.« Frau Winkler stöhnte und hielt sich den Bauch. »Mir ist leider ziemlich übel. Ich habe wohl zu viel rohen Teig genascht.«
»Arme Mama!« Franzi setzte sich zu ihr auf das Sofa. »Soll ich dir einen Fencheltee kochen?«
»Lass nur, Schatz. Ich glaube, ich kann gerade nichts bei mir behalten.« Stöhnend verschwand Frau Winkler im Badezimmer. Franzi stand ebenfalls auf und lief Richtung Küche. Genau in dem Moment, als sie an der Badezimmertür vorbeikam, kreischte ihre Mutter auf.
»Franzi, lass den Quatsch! Mach das Licht wieder an!«, rief sie von drinnen.
»Hä? Ich hab nichts gemacht!«, rief Franzi zurück.
»Ich sitze hier im Stockdunkeln! Jemand hat das Licht ausgeknipst!«
Franzi blickte zum Lichtschalter, der außen im Flur war. Sie hatte ihn wirklich nicht berührt, aber jetzt drückte sie zweimal darauf.
Frau Winkler seufzte. »Das Licht ist wieder an. Tut mir leid, Franzi.«
»War bestimmt nur ein Wackelkontakt oder die Birne ist kaputt«, sagte Franzi.
Von drinnen hörte sie leise die Stimme ihrer Mutter: »Oder es spukt.«
Einige Tage später trafen sich die drei !!! wieder einmal in ihrem Hauptquartier. Franzi zeigte den Freundinnen die Fotos für ihr Biologie-Projekt, die sie auf dem alten Friedhof geschossen hatte. Sie hatte die Bilder zugeschnitten, mit weißen Rahmen versehen und mit Namen beschriftet.
»Du kriegst bestimmt eine super Note!«, sagte Marie begeistert.
Kim las den Freundinnen die Gruselgeschichte vor, die sie auf dem Friedhof geschrieben hatte.
»Superspannend!«, sagte Marie zum Schluss. »Nur ich habe auf dem Friedhof nichts Kreatives gemacht. Ich habe einfach nur die besondere Stimmung aufgesogen.«
»Das ist genauso toll«, fand Franzi. Draußen brummte es und Franzi sah aus dem Fenster. »Ein fremdes Auto fährt auf den Hof. Komisch, das Café hat doch montags geschlossen! Kommt, wir sehen mal nach.«
Kim, Franzi und Marie liefen nach draußen. Das Auto rollte an ihnen vorbei und sofort erkannten sie die Fahrerin. Franzi verzog das Gesicht. »Es ist Elisa Domingo. Was die wohl will? Ich sag mal besser Mama Bescheid.« Sie rannte ins Haus und kam kurz darauf mit ihrer Mutter zurück, die sofort von Elisa Domingo umarmt wurde.
»Elke, meine liebe Elke!« Die bunte Frau sprach wieder leise, singend und mit vielen Pausen. »Elke, ich … ich musste dich einfach sehen. Es ist … eine Frage von Sein oder Nichtsein.«
»Tag, Elisa.« Frau Winkler lächelte, aber Franzi sah, dass sie ein wenig genervt war. »Ach, und Nita ist auch dabei. Willkommen!«Erst jetzt bemerkten die drei !!!, dass ein Mädchen, etwas jünger als sie selbst, auf dem Rücksitz saß. Langsam stieg es aus. Im Vergleich zu ihrer Mutter mit ihren bunten, wallenden Gewändern sah Nita in Jeans und T-Shirt total normal aus.
»Ja, das ist meine Kleine«, säuselte Frau Domingo. Sie drehte sich zu Kim, Franzi und Marie und ihre langen Ohrringe dingelten. »Wollt ihr spielen gehen, Mädchen? Wir Frauen haben etwas … Lebenswichtiges zu klären.«
Kim, Franzi und Marie nahmen Nita mit in ihr Hauptquartier.
»Cool hier!«, sagte Nita, die schüchtern war und nicht viel redete. »Ist das da eine Pferdekutsche?«
Franzi nickte. »Die steht schon ewig auf dem Hof.«
»Franzi hat auch ein echtes Pferd«, sagte Kim.
Nitas Augen leuchteten. »Wirklich?«
Franzi nickte. »Eine Stute, sie heißt Tinka. Willst du sie sehen?«
Nita wollte unbedingt. Sie war begeistert von Tinka und streichelte das braune Pony ausgiebig. Dann zeigten die drei !!! ihr auch noch das Huhn Polly und Sherlie, den Hund der Familie. Nita liebte Tiere und fand sie alle toll. Nach einer Weile gingen die vier Mädchen zurück ins Haus.
Frau Winkler und Nitas Mutter saßen am Küchentisch. Beide hatten einen dampfenden Becher Tee vor sich. Auch eine Platte mit Keksen stand bereit, aber Elisa Domingo war viel zu sehr mit Reden beschäftigt, um zu essen, und Franzis Mutter knabberte nur an ihrem Keks. Die vier Mädchen setzten sich und zogen den Plätzchenteller näher zu sich heran.
»Und dann … zogen Wolken auf, liebe Elke, dunkle Wolken«, säuselte Elisa Domingo bedeutungsvoll. »Sie umgeben deine Aura. Es hat irgendetwas mit … deinem Café zu tun. Liebe Elke, du schwebst in … Gefahr!«
Franzis Mutter schlürfte von ihrem Tee. »Und was für eine Gefahr soll das sein?«, fragte sie ganz praktisch.
Frau Domingo stöhnte und bedeckte ihre Augen mit den Händen, als könnte sie die Wahrheit nicht ertragen. »Frage mich nicht! Aber deine Zukunft, Elke … sie sieht düster aus. Das findet auch die liebe ... Leonore.«
Franzis Mutter stellte mit einem Plonk ihre Teetasse ab. »Welche Leonore?«, fragte sie.
»Deine liebe Großmama! Sie spürt es, so wie ich … der Schatten … er kommt näher!«
Frau Winkler schüttelte den Kopf. »Ach, Elisa!«, sagt sie. »Heute scheint so schön die Sonne. Da will ich mich nicht vor irgendwelchen Schatten fürchten!« Sie wechselte das Thema und kurz darauf verabschiedeten sich Nita und ihre Mutter.
»Du meine Güte!«, sagte Kim grinsend, als die Domingos das Haus verlassen hatten. »Die Frau denkt sich vielleicht ein Zeug aus! Wenn ich so eine Fantasie hätte, wäre mein nächster Krimi ein Kinderspiel.«
Franzi kicherte. Marie bedeckte ihre Augen mit den Händen, so wie Elisa Domingo es getan hatte, und säuselte übertrieben: »Ich sehe … Dunkelheit. Kein Wunder, meine Augen sind ja auch … geschlossen!«
Kim und Franzi brachen in schallendes Gelächter aus und auch Frau Winkler stimmte mit ein. Dann wurde sie ernst. »Ach, Mädchen, lachen tut so gut! Elisa hat mir schon einen kleinen Schrecken eingejagt. Ihr Gerede von dunklen Wolken und Gefahr, ich weiß nicht, so etwas kann jeder. Aber woher kannte sie den Namen meiner Großmutter?«
Franzi riss die Augen auf. »Meinte sie mit Leonore etwa Uroma Lore? Von der hängt doch dieses Foto im Wohnzimmer, an der Wand mit den hundert anderen uralten Großonkeln und Urururtanten. Ich glaube, da ist sie ungefähr so alt wie ich und hat lange geflochtene Zöpfe. Ich dachte immer, ihr richtiger Name wäre Hanne-lore.«
Frau Winkler trug die Teetassen zur Spüle. »Stimmt, Lore ist wirklich meistens die Abkürzung für Hannelore. Aber meine Großmutter, deine Uroma, hieß Leonore. Der Name ist ziemlich selten. Ich möchte bloß wissen, woher Elisa ihn kannte.«
»Von den Toten?«, fragte Marie. Sie wollte eigentlich einen Witz machen, aber es gelang ihr nicht ganz, ihre Stimme klang etwas zu ernst. Irgendwie gab ihr diese Elisa Domingo ein ungutes Gefühl.
Einen Moment lang schwiegen alle. Dann sagte Kim laut: »Nee, echt nicht! So etwas kann nur ausgedacht sein.«
Franzi sah ihre Mutter an. »Hat Elisa Domingo denn wenigstens verraten, was sie Gefährliches gesehen hat?«
»Nicht so richtig«, erwiderte Frau Winkler, während sie Teetassen und Kanne in die Spülmaschine räumte. »Ihr habt ja gehört, es soll irgendetwas mit meinem Café und dem Tortenservice zu tun haben. Angeblich geht etwas Schlimmes vor sich.«
»Aber was?«, fragte Kim. »Mir sind die Verstorbenen viel zu ungenau. Was nützt eine Warnung, wenn man nicht weiß, worauf man aufpassen soll? Das würde eine liebe Uroma doch nicht tun.«
»Stimmt allerdings«, meinte Franzi und Marie nickte. Der Gedanke klang wirklich vernünftig.
Frau Winkler nahm die übrigen Kekse und legte sie in eine Dose. »Elisa war ein bisschen schwer zu verstehen, aber … sie ist überzeugt, dass sie mir etwas Wichtiges von Uroma Lore ausrichten soll: nämlich, dass in meiner Cappuccino-Mandel-Torte etwas grob gemahlener Kaffee fehlt. So bekäme sie mehr Aroma und Biss. Die Torte ist mein Bestseller, ich verkaufe sie am häufigsten.«
Franzi zuckte mit den Schultern. »Wenn du mich fragst, ist das ein super Tipp für noch mehr Erfolg und keine dunkle Wolke, die deine Zukunft verdüstert.«
Da mussten alle lachen. Frau Winkler schob die Keksdose in einen Küchenschrank und klappte ihn geräuschvoll zu. »Mir reicht’s, ich geh backen«, sagte sie.
Nach der Schule Treffen im Hauptquartier! Dringend!
Diese Nachricht schrieb Franzi am nächsten Morgen früh um halb sieben an ihre Freundinnen. Da die Mädchen nicht dieselben Klassen besuchten, konnten sie erst mittags in Ruhe besprechen, was passiert war. Gespannt radelten Kim und Marie gleich nach dem Unterricht zum Hof der Winklers.
Franzi, die schon früher Schluss gehabt hatte, tigerte aufgeregt im Pferdeschuppen hin und her. »Da seid ihr ja endlich!«, rief sie anstelle einer Begrüßung.
Marie drückte ihre Freundin. »Was ist los?«, fragte sie ernst.
Kim ließ sich aufs Sofa sinken und biss sich auf die Fingernägel.
»Es war das Foto«, verkündete Franzi unheilvoll.
»Wie bitte?« Kim stand auf.
»Das Foto von Uroma Lore, das mit den langen Zöpfen«, erzählte Franzi weiter. »Heute früh hing es umgedreht an der Wand!«
»Uuund?«, fragte Kim gedehnt.
»Nichts und! Ist das nicht unglaublich genug?«
© Andrea Jansen/Kosmos
Kim atmete tief aus. »Mensch, Franzi, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagt! Ich dachte mindestens, dass Tinka lahmt oder du nicht mehr bei den drei !!! mitmachen willst.«
Nun war es an Franzi, groß zu gucken. »Nicht mehr bei den drei !!! … Bist du verrückt, Kim?«
Kim grinste schief. »Sorry, zu viel Fantasie.«
»Ich habe auch befürchtet, dass etwas richtig Schlimmes passiert ist«, gab Marie zu. »Und dabei hat bloß jemand nach dem Abstauben das Bild falsch wieder aufgehängt.«
Franzi kicherte. »Marie, warst du schon mal bei uns im Haus? Sieht es da so aus, als würde ständig jemand unsere Fotos abstauben?«
»Auf jeden Fall sieht es bei euch immer total gemütlich aus«, meinte Marie lächelnd.
Franzi lächelte zurück und begann genauer zu erzählen. Als ihre Mutter an diesem Morgen aufgestanden und mit ihrer ersten Tasse Tee ins Wohnzimmer gegangen war, hatte sie es entdeckt: Das Bild von Uroma Lore war umgedreht. Franzi zeigte den Freundinnen gleich ein Handyfoto, das sie davon geschossen hatte. Frau Winkler hatte die Sache erst für einen Scherz gehalten. Doch ihr Mann und Franzis Geschwister hatten ernst versichert, nichts damit zu tun zu haben. Da war Frau Winkler natürlich die Warnung eingefallen, die Elisa Domingo angeblich von Uroma Lore erhalten hatte. Sie hatte Frau Domingo angerufen und die hatte eine weitere Nachricht aus dem Jenseits angekündigt.
»Heute Abend will sie zu Besuch kommen und direkt mit den Verstorbenen sprechen«, beendete Franzi ihre Erklärung.
»Wirklich?« Marie schüttelte sich.
»Das ist immer noch nicht alles«, meinte Franzi. »Beim Tortenservice wurde heute eine große Bestellung storniert. Es sollte eine kunstvolle Hochzeitstorte werden, mit mehreren Ebenen und viel Deko. So etwas kostet mehrere hundert Euro, das ist für Mama ein großer Verlust.«
»Total blöd für deine Mama!«, fand Marie. »Aber noch blöder für das Hochzeitspaar, oder? Bestimmt haben sie sich gestritten und die Hochzeit abgesagt. Weißt du, wer es war?«
Franzi holte ihr Handy heraus. Sie öffnete das Fotoalbum und wischte darin herum. »Ich habe heimlich Mamas Auftragszettel fotografiert. Die Kundin heißt Karo M. Sund. Keine Ahnung, wer das ist, wohl keine Stammkundin. Sie hat auch keinen Grund für die Absage angegeben. So langsam ist Mama nervös, sie spricht immer wieder von den Botschaften aus dem Jenseits.«
»Wieso?«, fragte Kim. »Was hat die Hochzeitstorte damit zu tun?«
Franzi verzog das Gesicht. »Die Sorte des Kuchens wäre Cappuccino-Mandel gewesen. Genau die Torte, der laut Uroma Lore Aroma und Biss fehlt.«
Einen Moment schwiegen die drei Mädchen verblüfft.
»Ich glaube trotzdem nicht an Botschaften aus dem Jenseits!«, sagte Kim laut. »Und du auch nicht, oder, Franzi?«
»Stimmt genau, aber woher weißt du das?«Kim zeigte auf Franzis Handy. »Die Fotos vom Uroma Lores Bild und von dem Auftragszettel. Es wirkt, als hättest du Spuren und Hinweise gesichert. Du willst herausfinden, was dahintersteckt.«