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Kim, Franzi und Marie sind "Die drei !!!". Mutig und clever ermitteln die drei Freundinnen und sind jedem Fall gewachsen. Heimlich sucht Franzis Schwester eine Wahrsagerin auf. Möchte sie etwa Kontakt mit dem Jenseits aufnehmen? Für "Die drei !!!" beginnt eine gruselige Spurensuche...
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Seitenzahl: 119
Ann-Katrin Heger
Spuk der Vergangenheit
Kosmos
Umschlagillustration Ina Biber, München
Basierend auf der Umschlaggestaltung von Friedhelm Steinen-Broo, eSTUDIO CALAMAR
Grundlayout: Doppelpunkt, Stuttgart
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© 2015, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart
Alle Rechte vorbehalten
ISBN 978-3-440-15018-4
eBook-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
»Kommt rein. Wie schön, dass ihr da seid!« Franzi stand in der Tür des Pferdeschuppens und begrüßte Herrn Grevenbroich und Tessa, die Finn, Maries kleinen Bruder, auf dem Arm hatte. Sie strahlte übers ganze Gesicht und strich sich eine widerspenstige rote Haarsträhne hinters Ohr.
»Da«, quiekte Finn und patschte Franzi mit der Hand ein Stück Himbeer-Reiswaffel auf die Wange. Lächelnd kratzte sie sich die schmierige Pampe von der Backe und tat so, als würde sie sie aufessen.
Finn jauchzte vor Freude laut auf und streckte die Arme nach oben.
»Oh, was bist du niedlich«, sagte Franzi. »100% niedlich!«
Kim und Marie traten zu Franzi. Spätestens jetzt konnten alle sehen, dass sich Die drei !!! für ihre 100%-Party in ihrem Hauptquartier ein ganz besonderes Outfit ausgedacht hatten. Marie hatte für alle drei ein kurzes schwarzes Kleid aus T-Shirt-Stoff besorgt. Mit Glitterfarbe hatte sie auf jedes Kleid ein Ausrufezeichen in den entsprechenden Farben aufgemalt. Gut – Franzi hatte sich beim ersten Anprobieren nicht ganz wohlgefühlt. So einen kurzen Rock fand sie nicht besonders praktisch. Aber als sie neben ihren beiden Freundinnen vor Maries großem Spiegel gestanden hatte, hatte sie zugeben müssen, dass sie alle drei einfach toll aussahen!
»Ist es nicht unglaublich, dass alle kommen konnten? Sogar Kommissar Peters ist da«, flüsterte Marie. »Sagt mal, kennt ihr den Typen neben ihm? Der ist ja zum Anbeißen süß!«
»Marie, du bist wirklich unmöglich«, sagte Franzi und knuffte Marie lachend in den Oberarm. »Aber um auf deine Frage zu antworten: Ich habe keine Ahnung, wer die – zugegeben – niedliche Begleitung von Kommissar Peters ist. Aber ich bin mir sicher, dass du die Identität des jungen Mannes mit deinen ausgeklügelten Verhörmethoden sehr bald herausgefunden haben wirst.«
»Richtig!« Marie grinste. Dann fiel ihr Blick auf ihren Vater, der mit Tessa und Finn neben der alten Kutsche stand. »Ist das nicht der reine Wahnsinn? Sogar mein Vater hat einen wichtigen Drehtermin verschoben, nur um hier sein zu können …«
»Er will eben die erste Party im Leben seines Sohnes nicht verpassen«, sagte Kim. Sie liebte es, Marie damit aufzuziehen, dass sich im Hause Grevenbroich gerade beinahe alles um ihren kleinen Bruder Finn drehte.
Maries Mutter war gestorben, als sie noch ganz klein war. Danach hatte sie lange Zeit mit ihrem Vater, einem bekannten Schauspieler, alleine gelebt. Vor einiger Zeit hatte er jedoch Tessa kennengelernt. Tessa hatte auch eine Tochter, Lina, die ein wenig jünger als Marie war. Alle zusammen waren sie in eine schöne Villa gezogen. Am Anfang war Marie alles andere als begeistert gewesen: Vor allem das Verhältnis zwischen Marie und Lina war nicht immer einfach gewesen. Aber seit Finn auf der Welt war, waren die Grevenbroichs zu einer »stinknormalen« Familie mit allen Höhen und Tiefen geworden, wie Marie betonte.
»Netter Versuch. Aber du kannst mich nicht ärgern«, antwortete Marie bestimmt. »Heute sind wir die Hauptpersonen. Schließlich gibt es nicht viele Detektivclubs, die von sich behaupten können, eine Aufklärungsquote von 100% zu haben.« Nachdenklich drehte sie den Button, den sie sich ans Kleid geheftet hatte und auf dem – gemäß dem Motto der Party – 100% stand. »Aber eigentlich wundert mich unsere Quote nicht«, meinte sie schließlich. »Ich glaube, wir können einfach alles schaffen, schließlich sind wir 300-prozentige Freundinnen.«
Franzi sah Marie verständnislos an. »Hä?«
Kim kicherte. »Stimmt. 3 mal 100 ist 300 … Wusste gar nicht, dass du ein Mathegenie bist, Marie.«
In diesem Augenblick balancierte Franzis Mutter einen dreistöckigen Kirschkuchen zur Scheunentür herein und stellte ihn auf den geschmückten Tapeziertisch. Der Kuchen war über und über mit brennenden Wunderkerzen gespickt und auf der Spitze prangte eine goldene 100.
»Ein wahr gewordener Traum von einem Kuchen!«, rief Benni und stieß seinen Freund Leonhard in die Seite. »Komm, wir stellen uns gleich an. Dann können wir später vielleicht sogar ein zweites Stück ergattern.« Benni und Leonhard waren alte Skaterfreunde von Franzi. Beide hatten vor einiger Zeit ein Auge auf sie geworfen. Aber zum Glück hatten die beiden Jungen das mittlerweile überwunden und so stand der Freundschaft nichts mehr im Weg. Ab und zu trafen sie sich mit Franzi, um in der Halfpipe die neusten Skateboard-Tricks zu üben. »Benni, du bist ein Gulo gulo. Lass den anderen auch noch was vom Kuchen«, murmelte Franzi amüsiert. Aber übel nehmen konnte sie es ihm nicht. Schließlich war der Kirschkuchen ihrer Mutter der beste weit und breit.
»Boah, was ist denn ein Gulo gulo? Ach so, Klartext ist ja nicht bei den werten Detektivinnen! Es muss ja immer ein Rätsel sein, nicht wahr? Damit der Rest der Welt auch garantiert nicht mitkommt …«, fauchte Chrissie, die mit einem Kuchenteller in der Hand hinter Franzi, Benni und Leonhard stand.
»Welche Läuseherde ist dir denn über die Leber getrampelt?« Franzi legte ihrer großen Schwester die Hand auf die Schulter. »Und übrigens: Gulo gulo ist der lateinische Name für den Vielfraß. Das weiß ich aus meinem Tierlexikon.«
»Wenn deine Freunde sich gerne von dir beleidigen lassen – ihre Sache. Ich hab jedenfalls keine Lust auf deine Sprüche und deine blöde Angeberei in Sachen Tierwissen!« Chrissie schüttelte Franzis Hand ab. »Außerdem ist es komplett meine Sache, warum ich schlecht drauf bin. Halt dich da bloß raus!«
Wütend drehte sie sich um und stürmte davon.
»Hilfe, was ist denn mit der los?« Franzi stellte erschrocken ihren Kuchenteller auf dem Tisch ab. »Meine Schwester ist ja echt nicht die Einfachste … Aber wegen so einer Kleinigkeit geht sie doch sonst nicht so an die Decke!«
Franzi schnappte sich zwei Gläser Saftbowle und sah sich um. Ihr Hauptquartier, der alte Pferdeschuppen ihrer Eltern, war noch vor einiger Zeit eine Rumpelkammer für allen möglichen Krimskrams gewesen. Es hatte sie einige Mühe gekostet, alles so schön herzurichten. Aber natürlich hatte das gemeinsame Überlegen, Planen und Werkeln auch riesigen Spaß gemacht. Und das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen.
Doch wo war Chrissie? Endlich erspähte Franzi sie. Sie saß in der Ecke neben dem Einspänner und hatte den Kopf in den Händen vergraben.
Franzi ging zu ihrer Schwester und kniete sich neben sie. »Hier«, sagte sie und hielt Chrissie das Glas entgegen. »Trink doch erst mal einen Schluck.«
Chrissie sah zu Franzi auf. Um ihre Augen herum war alles tränennass und wimperntuscheschwarz verschmiert. Sie sah ein bisschen aus wie ein trauriger Pandabär.
»Du musst mir echt nicht sagen, was los ist«, sagte Franzi mit weicher Stimme. »Aber wenn ich etwas für dich tun kann, dann lass es mich bitte wissen, ja?« Chrissie holte ein Taschentuch hervor und fuhr sich über die Augen, was die Sache mit der Wimperntusche nicht unbedingt besser machte.
»Ich brauche keine Hilfe«, sagte Chrissie trotzig. »Und schon gar nicht von dir!« Dann überlegte sie kurz. »Aber sag mal, weißt du eigentlich, wo Mama Oma Lottis Schmuck aufbewahrt?«
Franzi guckte verwundert. Verhielt sich Chrissie wegen Oma Lotti so komisch? Die ganze Familie war nach ihrem plötzlichen Tod in eine Art Schreckstarre gefallen. Aber mittlerweile hatten sie sich ein wenig an das Leben ohne Oma Lotti gewöhnt. Auch wenn es noch immer Tage gab, an denen Franzi ihr Lachen so sehr vermisste, dass ihr ganzer Körper wehtat.
»Ich glaube, Mama hat den Schmuck behalten und ihn zu ihrem eigenen getan. Wahrscheinlich möchte sie ihn gerne tragen«, sagte Franzi.
Chrissie kniff die Augen zusammen und zischte düster: »Sie hat ihn behalten? Und sie will ihn tragen? Das ist ein Fehler. Ein großer Fehler!« Sie stand auf und hechtete aus der Scheune, als würde sie jemand verfolgen. Franzi blieb verwundert zurück. Was meinte Chrissie denn damit? Franzi konnte sich überhaupt keinen Reim darauf machen. Eines war jedenfalls offensichtlich: Ihre Schwester wollte gerade eher in Ruhe gelassen werden und hatte keine Lust auf ein Gespräch.
In diesem Augenblick kamen Marie und Kim auf sie zu.
»Du machst ja ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter«, sagte Kim. »He, das ist unsere Party! Lach mal wieder!«
Franzi rang sich ein gequältes Lächeln ab. Seltsamerweise half es trotzdem. In ihr wurde es tatsächlich ein wenig heller. So, als hätte das Lächeln die Sorgen irgendwie weggepustet.
»Wir wollten Kommissar Peters und dem geheimnisvollen Fremden ›Hallo‹ sagen«, meinte Marie und zwinkerte Franzi zu. »Bist du dabei?«
Franzi nickte.
Kommissar Peters war ihr Mann bei der Polizei. Er kannte das Detektivtrio gut und übernahm die polizeiliche Seite, wenn sie mal wieder einen Fall aufgeklärt hatten. Bis auf ein einziges Mal, als die drei !!! selbst in Verdacht geraten waren, hatten sie immer auf ihn zählen können.
Die drei Mädchen gingen geschlossen auf Kommissar Peters zu. Der hatte es sich auf dem alten Sofa, das Herr Winkler für die Party aus der Garage geholt hatte, gemütlich gemacht. Der junge Mann neben ihm war vielleicht sechzehn oder siebzehn Jahre alt, schätzte Franzi. Und sie musste Marie recht geben: Er war supersüß. Aber offensichtlich auch superschüchtern. Kerzengerade saß er neben dem Kommissar, die Hände artig auf die Knie gelegt. Wie ein Schuljunge von vor hundert Jahren, schoss es Franzi durch den Kopf. Sie musste grinsen. Als der junge Mann bemerkte, dass Franzi, Marie und Kim auf ihn zusteuerten, strich er sich ein paar Mal hektisch durch die blonden, wuscheligen Haare und räusperte sich verlegen.
»Ah, da sind sie ja, die Heldinnen des Abends«, sagte Kommissar Peters und stand auf, um den Mädchen die Hand zu schütteln. »Was für eine gelungene Feier! Das muss ich neidlos anerkennen. Auch wenn ich in einem Punkt sehr neidisch bin. Bei der Polizei werden wir eine solche Aufklärungsquote wohl nie erreichen.«
Dann schien er sich zu erinnern, dass er nicht alleine gekommen war. »Ich möchte euch gerne Lasse vorstellen. Er ist mit seinen Eltern erst vor Kurzem aus Schweden hierhergezogen. Gerade macht er sein Schulpraktikum bei der Polizei und wird mich deshalb die nächsten Wochen begleiten.« Lasse schnellte nach oben und streckte Franzi die Hand hin. »Tusen tack, äh … ich meine … danke, dass ich hier sein darf. Ich habe schon viel von euch gehört!«, sagte er mit einem leichten schwedischen Akzent. Dabei wurden seine Wangen ein wenig rot, was die Sommersprossen auf seiner Nase erst so richtig zur Geltung brachte. Franzi schmolz dahin. Lasse sah einfach unverschämt gut aus, hatte einen süßen Dialekt und schien überhaupt nicht eingebildet zu sein.
»Sehr gerne«, sagte Franzi und kramte in ihrer kleinen Handtasche. »Hier ist unsere Karte.«
»Die drei !!!«, las Lasse vor. »Detektivinnen. Das klingt echt spannend. Vielleicht darf ich euch – wie sagt man? – kontakten, wenn ich Fragen habe?« Er sah Marie, Franzi und Kim bewundernd an.
»Jederzeit!«, antwortete Marie schnell.
Franzi beobachtete unterdessen etwas unglaublich Romantisches. Herr Grevenbroich schlich sich von hinten an Tessa heran und umarmte sie. Dann legte er ihr ein riesiges Lebkuchenherz um den Hals. 100% dein, stand darauf. Tessa sah ihn verliebt an. Franzi schmolz dahin. Sie freute sich für Tessa und Herrn Grevenbroich. Aber es gab ihr auch einen Stich ins Herz, die beiden so glücklich zu sehen. Franzi genoss ihr Leben und ihre Freiheit. Einfach machen zu können, wonach ihr gerade der Sinn stand. Und doch sehnte sie sich danach, jemanden an der Seite zu haben, dem sie auch ihr Herz schenken könnte. Franzi merkte, wie sich ihr Bauch bei dem Gedanken daran ganz warm anfühlte. So, als wäre gerade in ihrem Inneren die Sonne aufgegangen.
Sie musste wohl ziemlich abwesend gewirkt haben, denn in diesem Moment kam Kim auf sie zu und sagte: »Du guckst, als hättest du gerade einen fliegenden Biber in einem roten Taucheranzug gesehen. Komm, wir können nicht von Luft und Liebe leben wie Tessa und Maries Vater. Wir holen uns jetzt ein großes Stück Kirschkuchen!«
Detektivtagebuch von Kim Jülich
Samstag, 16:00 Uhr
Wow! Das sollten wir wirklich öfter machen. Unsere 100%-Feier war ein echter Knaller! Die Stimmung war super und Franzis Mutter hat sich mit ihrem Kuchen mal wieder selbst übertroffen. Allerdings mussten wir in den letzten Tagen so viel für unsere Party vorbereiten, dass wir uns gar nicht nach einem neuen Fall umsehen konnten. Na ja, eigentlich ist es meist eher umgekehrt. Die Fälle finden uns. Und ich habe das Gefühl, derzeit ist uns wieder einer dicht auf den Fersen. Mein Bauch schlägt nämlich Alarm!! Oder ist es meine feine Nase für Verbrechen? Egal … Obwohl ich nichts beweisen kann und alles so harmlos klingt, wittere ich etwas. Wenn ich nur genau wüsste, was es ist … Aber vielleicht sollte ich von Anfang an erzählen: Heute Morgen haben Franzi, Marie und ich uns zum Aufräumen im Pferdeschuppen getroffen. (Und ich hab noch die Krümelreste vom Kirschkuchen verputzt … aber das tut hier nichts zur Sache.) Marie und ich waren total gut gelaunt, weil die Party so schön war, aber Franzi war richtig mies drauf.
Erst hat sie nur lustlos die Sachen von einer Ecke in die andere geräumt. Aber dann hat sie sich aufs Sofa gesetzt (das wir vielleicht im Pferdeschuppen stehen lassen dürfen! Yeah!) und endlich erzählt, warum es ihr so schlecht geht. Ihre Schwester Chrissie hat sich auf der Party nämlich richtig komisch benommen. Anscheinend wegen Oma Lotti und ihrem Schmuck – dass es ein Fehler war, ihn zu behalten, oder so. Franzi hatte sogar den Eindruck, dass Chrissie vor irgendwas Angst hätte. Gleichzeitig war sie aber total pampig und abweisend und wollte nicht darüber reden. Marie und ich haben das gar nicht so richtig mitbekommen. Klar, ich habe gesehen, wie Chrissie wütend durch den Schuppen gestampft ist. Aber ich habe das nicht so richtig ernst genommen, weil ich weiß (zumindest aus Franzis Erzählungen), wie zickig sie manchmal sein kann. Franzi dagegen hat sich gestern Abend riesige Sorgen gemacht. Sie kennt ihre Schwester natürlich viel besser als Marie und ich. Und sie hatte wohl recht mit ihrer Vermutung, dass Chrissie nicht nur üble Laune hatte. Denn heute Morgen hat sie sich ewig im Badezimmer eingesperrt, und als sie endlich wieder rauskam, hat sie am ganzen Körper gezittert. Franzi sagte, so etwas hätte sie noch nie bei Chrissie erlebt.