Die fliegende Schule der Abenteurer (Bd. 3) - THiLo - E-Book

Die fliegende Schule der Abenteurer (Bd. 3) E-Book

THiLO

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Beschreibung

Exkursion nach Zagreb mit dem schrulligen Erdkundelehrer McFinnegan – was zunächst wie ein ganz normaler Tag in der fliegenden Schule aussieht, wird bald zum nächsten großen Abenteuer für die ACE Scouts. Die vier begeben sich auf die Spur eines rätselhaften Phantoms, das in den Katakomben unter dem Theater von Zagreb hausen soll. Als sie durch einen Spiegel die Unterwelt betreten, stoßen sie nicht nur auf einen sagenumwobenen Apparat des genialen Erfinders Nicola Tesla, sondern auch auf ein hundert Jahre altes Monster …

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Seitenzahl: 141

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eISBN 978-3-649-64085-1

© 2021 Coppenrath Verlag GmbH & Co. KG,

Hafenweg 30, 48155 Münster

Alle Rechte vorbehalten, auch auszugsweise

Lizenziert durch: Mack Media & Brands GmbH & Co. KG.

Geschäftsführer Michael Mack

Die Figuren um die ACE Scouts und Die Fliegende Schule der Abenteurersowie die Storywelt um den Adventure Club of Europesind urheberrechtlich geschützt und eingetragene Marken der MackMedia& Brands GmbH & Co KG.

In Kooperation mit

Basierend auf einer Idee von:

Michael Mack, Jörg Ihle, Nils Feigenwinter, Tobias Mundinger

Text: THiLO

Entwicklung und Dramaturgie: David Ginnuttis

Illustrationen: Max Meinzold

Layout: Max Meinzold und Helene Hillebrand

Lektorat: Anja Fislage

Satz: Helene Hillebrand, Bielefeld

www.coppenrath.de

Die Print-Ausgabe erscheint unter der

ISBN 978-3-649-63737-0

Inhalt

Alte Heimat

Feueralarm

Alles Aktion!

Noch mehr Geheimnisse

Ein Mann mit Maske

In der Unterwelt

Der Unterschlupf des Phantoms

Ein unknackbares Schloss

Eine unheilvolle Nacht

Ein verschwendetes Leben

Das Ungeheuer aus der Tiefe

Suche nach Teslas Werkstatt

Was damals wirklich geschah

Das Experiment läuft schief

Apparatus Ω

Die vier sind gefordert

Das letzte Rätsel

Dank

Alte Heimat

Connor Blaze hastete durch die engen Gassen von Londons East End. Das Licht der Straßenlaternen spiegelte sich auf dem regennassen Pflaster. Jemand verfolgte ihn, da war Connor sich ganz sicher. BONE? Connor beschleunigte seine Schritte noch mehr. Er drehte sich um, sah aber niemanden, der sich auffällig benahm. Da waren nur junge Menschen in Feierlaune. Keiner von ihnen wirkte, als wäre er vom Weißen Schatten, dem Boss der mächtigen Verbrecherorganisation, angeworben worden. Trotzdem brach Connor der Schweiß aus. Ein klebriger Tropfen lief ihm am Hals herunter. Den Knochenknackern von BONE wollte er im Dunkeln auf keinen Fall begegnen. Weiter!

An der nächsten Kreuzung bog Connor urplötzlich nach links ab, quetschte sich zwischen zwei Häusern hindurch und sprang dann über einen Lattenzaun in den Hinterhof.

Zum Glück kannte Connor dieses Stadtviertel wie seine Westentasche. Kein Versteck war ihm unbekannt, keine Abkürzung fremd. In diesem Labyrinth der Straßen hatte Connor seine Kindheit verbracht. Jedes Mal, wenn er aus einem der vielen Kinderheime geflohen war, in die man ihn gesteckt hatte. Er schlief in Altpapiertonnen, trank Brunnenwasser und aß, was die Leute wegwarfen. Manchmal gab ihm Nihal von der Fish-and-Chips-Bude eine Gratismahlzeit.

Anfangs hatte der kleine Connor noch seine Eltern gesucht. Er weigerte sich einfach zu glauben, dass sie längst „im Himmel“ waren, wie ihm alle erklärten. Später dann wurden die Straßen sein Jagdrevier. Hier hielt er sich mit kleinen Taschendiebstählen über Wasser. Wenn ihn die unbarmherzigen Bobbys erwischten, Londons Polizisten, wanderte Connor zurück ins Heim – nur um kurz darauf wieder auszubrechen.

Seine Zeiten in Freiheit wurden immer länger. Mal brauchten sie Tage, um den kleinen Bengel wieder einzufangen, mal Wochen. Später wurden Monate daraus. Connor Blaze wurde einfach immer geschickter als Dieb. Und er war ein Meister darin, sich unsichtbar zu machen und in einem der zahlreichen Verstecke des East Ends unterzutauchen.

Jetzt spähte Connor durch das Loch einer Ziegelsteinmauer auf die Nebenstraße, so wie er es in seiner Kindheit ein Dutzend Male getan hatte. Gegenüber dem Hinterhof war ein Pub mit grölenden Gästen. Das East End hatte sich ziemlich gemacht, seit Connor erstmals von seiner Heimat Schottland aus hier gelandet war. Früher war es die übelste Gegend Londons gewesen. Die Messer saßen locker, und Touristen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit noch hier herumtrieben, waren entweder lebensmüde, stockbetrunken oder hatten sich verirrt. Der kleine Connor brachte sie gerne zur nächsten U-Bahn-Station und behielt dafür ihre Geldbörsen. So erkaufte er sich weitere Tage auf der Straße. Immer verwegener wurden seine Raubzüge. Connor war einfach ein Naturtalent im Klauen – bis er seinen Meister fand. Ein Mann erwischte ihn, obwohl er den Diebstahl perfekt eingeleitet hatte. Damals war Connor sieben Jahre alt gewesen. Von da an war alles anders geworden …

Connor blickte nach links, dann nach rechts. Nichts. Niemand, der aussah, als würde er das ehemalige Phantom suchen, das nun beim ACE in der fliegenden Schule zum Abenteurer ausgebildet wurde.

Connor Blaze zog sich geräuschlos auf den Rand der Mauer und sah in die Tiefe. Drei junge Frauen standen um einen Mann und lachten laut. Der Wirt erschien in der Tür der Gaststätte und forderte sie wütend auf, die Klappe zu halten oder wieder reinzukommen. Schließlich wollten die Nachbarn schlafen. Ja, das East End hatte sich verändert.

Mit einem Sprung landete Connor auf der Straße. Er rutschte kurz aus, fing sich aber im letzten Moment. Noch immer schien sich keiner der Menschen rundherum für ihn zu interessieren. Bildete Connor sich alles nur ein? War er einfach so oft durch diese Gassen gerannt, dass nun das Gefühl zurückkam, wenn er sie betrat?

Connor holte tief Luft und streckte sich. BONE war nicht hier, da war er sich langsam sicher. Und wenn, dann hatten sie seine Spur verloren. Connor konnte also seine Tour wie geplant fortsetzen. Noch eine Stunde. Dann würde er mit dem geborgten SpeedBike von Dr. Martinsberger nach Deep Fog Castle zurückkehren, wo die ACE-Akademie untergebracht war.

Betont locker schlenderte Connor die Straßen entlang. So als müsste er sich selbst überzeugen, dass alles in Ordnung war. Endlich erreichte er sein altes Zuhause. Die Tür war wie immer verschlossen. Doch Connor nahm seinen üblichen Eingang. Er fand die Eibe auch in der Finsternis, kletterte am rissigen Stamm nach oben, hangelte sich den dicksten Ast entlang und ließ sich an seinem Ende fallen.

Connor landete mit einem Fuß auf dem Grab von Henry Esquire.

„Sorry, old Henry“, bat Connor und klopfte beruhigend auf den schiefen Grabstein. Streng genommen war der Mann darunter „very old Henry,“ seinen letzten Schnaufer hatte er 1836 gemacht. In diesem Teil des Tower Hamlets Friedhofs lagen die uralten Familiengräber und die Gruften. Auf dem Grab der Familie Callum Wilson stand sogar eine wuchtige Kapelle. Das alte Metallschloss war vor Jahren durch ein einfaches Zahlenfahrradschloss ersetzt worden – wer brach schon ernsthaft in Gruften ein?

Connor würde die Kombination niemals im Leben vergessen. Es war das erste Schloss gewesen, das er jemals geknackt hatte. Viele Hunderte waren gefolgt, das Phantom kam überall rein. Quietschend schwang die Gittertür auf.

Connor machte einen Schritt in die Kapelle hinein. Eiskalte, muffige Luft schlug ihm aus der Tiefe entgegen. Vor dem Altar deutete Connor einen Kniefall an und senkte den Kopf. Dann knipste er seine kleine Taschenlampe an und stieg die Steinstufen hinunter. Ob sein alter Schlafsack noch da war? Connor stieß geräuschvoll die Luft aus. Sicher, es gab gemütlichere Wohnungen, aber das hier war seine gewesen. Unzählige Nächte hatte Klein-Connor in dieser Gruft geschlafen. Mal mit knurrendem Magen, mal mit einer fetten Brieftasche in der Faust.

Connor legte die Taschenlampe auf einen Mauervorsprung und ging weiter. Vor einem mit Moos überwucherten Steinsarkophag blieb Connor stehen. Von insgesamt zwölf Wilsons war diese Gruft die letzte Ruhestätte, doch dieser hier im Zentrum der Felsenkammer war ihr Oberhaupt.

„Hi, Callum“, grüßte Connor ihn und legte die Hand auf den kalten Stein. „Lange nicht hier gewesen, hmm? Hast du unsere Gespräche vermisst? Ich schon!“

Callum antwortete nicht. Er schien eingeschnappt zu sein, weil Connor sich nicht öfter blicken ließ. Connor wollte ihn gerade besänftigen, als er einen feinen Luftzug im Nacken spürte. Langsam hob er den Kopf. Da sah er den Schatten an der Wand. Ein Arm wurde in die Höhe gestreckt, die Finger umklammerten ein Messer! Eine zweite eiskalte Hand legte sich auf Connors Schulter.

Connor fuhr herum. Im Bruchteil einer Sekunde baute sein Gehirn das Bild zusammen, das die Augen ihm schickten. Hinter Connor stand ein Klops von einem Mann, genauso hoch wie breit, seine Haare waren ölig, sein Blick verschlagen. Blutrot unterlaufene Augen lagen tief im Kopf. Mit dem massigen Körper versperrte er den engen Ausgang komplett. Und das Ding in seiner Hand war eindeutig ein Messer …

„Hände weg, Fettsack!“, rief Connor, so laut er konnte.

Der Mann brach in schallendes Gelächter aus. Dann steckte er seinen Kamm wieder in die Tasche. Einen Wimpernschlag später stimmte Connor in das Lachen mit ein.

„Mann, Fatso, du überraschst mich immer wieder!“, musste er feststellen. So gut es bei einem Mann dieser Ausmaße ging, umarmte Connor seinen alten Freund und Lehrer.

„Kommst du mit in den Laden oder findest du es hier unten gemütlicher?“, wollte Fatso wissen.

„Willst du eine ehrliche Antwort?“, fragte Connor grinsend.

Fatso stieß ihm einen dicken Finger zwischen die Rippen.

„Hey!“, beschwerte er sich. „Komm, ich habe extra aufgeräumt.“ Er drehte sich um und stieg schnaufend die Stufen an die Oberfläche zurück.

„Auch eine aufgeräumte Müllkippe bleibt eine Müllkippe“, erwiderte Connor. „Aber du warst sowieso als letzte Station meiner Rückkehr in die alte Heimat eingeplant.“

Bei Fatso durfte er so reden, sein Freund und er hatten diese besondere Beziehung. Manchmal sahen sie sich Monate nicht. Aber wenn sie sich dann trafen, war es so, als wäre der eine nur kurz aus der Tür gegangen und zurückgekehrt.

Connor schloss die Gruft der Wilsons wieder ab und lief Fatso hinterher. Er nahm natürlich den Haupteingang. Fatso hatte ihn mit einem seiner tausend Tricks geöffnet.

Eine Viertelstunde später saßen die beiden sich bei einer Tasse Tee in Fatsos Laden gegenüber. Rundherum war Chaos, wie immer.

Connor blickte durch die Schaufensterscheibe zurück auf den Friedhof gegenüber.

stand in verschnörkelten goldenen Buchstaben auf dem Glas. Connor konnte es auch spiegelverkehrt lesen.

Ausgerechnet diesen König der Zauberkünstler hatte Connor sich im Alter von sieben Jahren als Opfer ausgesucht. War es Zufall gewesen oder Schicksal? Damals hatte Connor sich von den Äußerlichkeiten blenden lassen und den übergewichtigen Mann für plump und sogar dumm gehalten. Auf jeden Fall aber für leichte Beute. Fatso hatte Connor mit der Hand in seiner Manteltasche erwischt. Nur mit Worten hatte er Connor dann davon überzeugt, dass er soeben in eine Mausefalle gefasst hatte. Klein-Connor hatte losgebrüllt, als sich der Schmerz im ganzen Körper verteilte. Doch als er die Hand herauszog war da … nichts!

„Illusion ist alles!“, war Fatsos Motto noch heute. „Die Leute glauben alles, wenn du es ihnen nur geschickt verkaufst.“

Zu Klein-Connors Erstaunen hatte Fatso ihn aber weder zur Polizei gebracht noch verdroschen. Stattdessen lobte der Mann ihn sogar für seine Geschicklichkeit. Und er machte Connor einen Vorschlag: Fatso benötigte für seine Zaubershows einen Assistenten. Ob Connor vielleicht Lust hätte …?

Connor hatte damals viel zu viel Angst vor dem Fleischberg gehabt, um dieses Angebot abzulehnen. Außerdem hatte ihn das Bestehlen von gutgläubigen Menschen mehr und mehr gelangweilt. Dieses Treffen hatte sein Leben wirklich von Grund auf verändert. Vier Jahre lang brachte der Fantastische Fatso seinem gelehrigen Schüler alles bei, was er selbst konnte. Und Connor übte wie besessen. Zuerst an einer Schaufensterpuppe, dann an Fußgängern. Nur: Ab jetzt hatte er immer die doppelt schwere Aufgabe, die geklauten Sachen auch unbemerkt wieder zurückzustecken.

Fatso machte die Hindernisse für Connor größer und größer: Schlösser knacken, Alarmanlagen ausschalten, reißende Wachhunde überlisten – Connor schaffte alles. Und so war er schließlich zum Phantom geworden, dem dreistesten Meisterdieb. Bis er wieder einmal erwischt worden war und nun beim ACE ganz andere Sachen lernte.

„Wie gefällt es dir auf der Akademie?“, wollte Fatso wissen. Connor hatte ihm vor Wochen einen kurzen Brief geschrieben, damit sein Freund sich keine Sorgen machte.

„Es ist einfach magisch!“, geriet Connor sofort ins Schwärmen. „Die Lehrer bringen uns Sachen bei, die allen anderen Menschen vollkommen unbekannt sind. Und drei Freunde habe ich, Oliver, Oni und Belle. Van Robbemond selbst hat uns zu Hütern des ACE ernannt, wir haben ihn im Tempel des Feuertigers wirklich gesehen!“

Connor schob den Ärmel seines Hoodies nach oben. „Er hat das gleiche Muttermal wie ich, an derselben Stelle“, redete er mit glühenden Wangen weiter. „Und die Münze von meiner Mutter, die war auch von ihm! Bin ich sein Nachfahre oder so was? Weißt du etwas davon?“

Fatso schaufelte beim Zuhören vier gehäufte Esslöffel Zucker in seine Tasse, dann trank er den dickflüssigen Sirup schlürfend.

„Nein“, brummte er und schüttelte den Kopf. Dann stand er hastig auf, so als wäre ihm das Gespräch plötzlich unangenehm. „Komm, ich zeige dir ein paar neue Tricks, die ich entwickelt habe“, wechselte er das Thema.

Er führte Connor drei unglaubliche Täuschungen vor und drückte ihm die Werkzeuge dafür in die Hände. Connor packte alle in seinen Rucksack. Doch er war nicht mehr richtig bei der Sache. Beim Gespräch über van Robbemond hatte ihn eine merkwürdige Unruhe gepackt. Er wollte, er musste zur Burg zurück. Längst zeigte die Uhr über Fatsos Theke Mitternacht.

„Ich danke dir, alter Freund“, sagte Connor. Lange umarmten sich die beiden. „Du hast mich von der Straße geholt und zu einem Menschen gemacht, der sich selbst liebt. Wenn ich früher in den Spiegel sah, verspürte ich Hass und Traurigkeit. Heute lächle ich mir zu.“

Fatsos Mundwinkel zitterten. Und … waren das da Tränen in seinen Augen?

Connor drehte sich um und lief aus dem Laden. Zwei Straßen weiter hatte er hinter einem Blumenladen das SpeedBike versteckt. Er warf den Motor an, legte sich auf den Sitz und jagte mit 300 Kilometern pro Stunde zur Akademie. Als er die lange Allee auf die Burg zuraste, tauchte plötzlich ein Wagen aus dem dichten Nebel auf. Im letzten Moment gelang es Connor, das Steuer herumzureißen. Fluchend kam er im Graben zum Stehen und sah dem Wagen hinterher. Connor drehte sich genau in dem Augenblick zurück zur Burg, als der Donner loskrachte. Beinahe zeitgleich zuckte ein Blitz über den wolkenlosen Nachthimmel. Connors Herz setzte vor Schreck einen Schlag lang aus. Der Dachstuhl von Deep Fog Castle brannte, genau dort, wo alle Schüler ihre Schlafzimmer hatten!

Feueralarm

Connor rannte die Flure von Deep Fog Castle entlang. Die Sorge um Belle und die anderen machte ihn fast wahnsinnig. Die Umgebung eines Blitzes wurde 30 000 Grad Celsius heiß, so hatte er es einmal gelesen. Oliver wüsste jetzt sicher bessere Zahlen, aber Oliver war vielleicht schon …

„Alarm!“, brüllte Connor, doch die dicken alten Mauern schluckten seine Worte. „Alarm!“ Es klang, als würde er in einen Eimer voll Watte brüllen. „Alarm!“

Niemand hörte ihn.

Connor sprang die Treppe zum Wohnbereich nach oben. Hier war endlich der Kasten, den er suchte. Mit dem Ellenbogen schlug Connor die Glasscheibe ein und drückte auf den Knopf. Augenblicklich plärrte der Feueralarm los. Doch bis alle auf den Beinen waren, konnte es zu spät sein. Sicher hielten es die meisten auch für einen Probealarm, wie er zweimal im Jahr durchgeführt wurde.

Connor wollte die Tür zum Internatsbereich aufreißen, aber die eiserne Klinke glühte bereits. Connor hastete zurück zum Feuermelder und riss die Axt von der Wand. Nach zwei, drei Hieben schwang die Tür auf. Flammen schlugen ihm entgegen, schwarzer Rauch nahm ihm den Atem. Connor zog sich den Kragen seines Hoodies über die Nase. Mit seiner Taschenlampe leuchtete er in den finsteren heißen Flur. Die Decke über ihm war eindeutig vom Blitz gespalten worden. Auch auf dem Dachboden brannte es. Hoffentlich hielt die Decke, bis alle Schüler in Sicherheit waren!

Weiter jedoch hatte sich der Brand noch nicht ausgebreitet, soweit Connor das beurteilen konnte. Es bestand also noch Hoffnung, einen Großteil der Schüler unverletzt herauszubekommen.

Connor klemmte die Axt in den Rahmen der Tür, damit sie offen blieb. Links und rechts vom Gang flogen jetzt die Zimmertüren auf. Schülerinnen und Schüler aus allen Klassen irrten den stickigen Flur entlang.

„Hierher!“, rief Connor ihnen hustend entgegen. Aus dem Nichts tauchte plötzlich Harold McFinnegan hinter ihm auf. Der Lehrer köpfte einen Feuerlöscher und verteilte den Schaum zischend auf dem kokelnden Holz. Warum war Connor nicht selbst auf die Idee gekommen?

Klar denken, klar denken!, ermahnte er sich selbst. Hier ging es nicht um den Diebstahl eines wertvollen Gemäldes für einen stinkreichen Auftraggeber, das hier war ernst. Es ging um etwas wirklich Wichtiges: um Menschenleben.

Der Schaum reichte aus, um das Feuer im Flur vollständig zu löschen. Aber Connor wusste: Bei einem Brand forderte der Rauch oft mehr Opfer als die eigentlichen Flammen. Und der Gang war voller Qualm.

Zack Zackowski zog Pocahontas stolpernd an ihnen vorbei in Sicherheit. Connor packte Mary-Jay und Akono am Arm und brachte sie zur Treppe. Sie hatten Rauch in die Augen bekommen und waren im Moment so gut wie blind. Connor konnte die vier nicht leiden, doch dies war absolut keine Situation, wo das eine Rolle spielte.

„Bleibt hier stehen, hier seid ihr außer Gefahr“, bläute Connor ihnen ein. Er hoffte, dass das auch stimmte. McFinnegan versuchte, die Schüler zu zählen, die an ihm vorbeikamen, aber in dem Chaos kam er immer wieder durcheinander.

„In den Hof mit euch!“, rief er den Gang entlang. „Nehmt den großen Treppenaufgang! Der ist sicher! Helft einander.“

Connor sah, wie drei Lehrer mit