Die Flüchtlinge - Stefan Konrad - E-Book

Die Flüchtlinge E-Book

Stefan Konrad

4,8

Beschreibung

Die Schwestern Anna, mit ihren drei Töchtern, und Katharina, mit ihren drei Söhnen, flüchten mit Pferdewagen im Jahr 1944 aus Jugoslawien. Die Flucht, die sich 1 1/2 Jahre hinzog, ist überschattet von Hunger, Kälte und Angst. Sie werden vertrieben und von einem Land ins andere abgeschoben. Sie leben vom Betteln. In dieser schlimmen Zeit bekommt Anna ihr vierte Tochter, und Katharina ihren vierten Sohn, der in einem Stall geboren wird. Die sechzehnjährige Tochter von Anna wird als Russenhure verdächtigt und gesteinigt. Der sechsjährige Sohn von Katharina fällt aus dem Zug und ist vermisst.....

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 88

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
4,8 (18 Bewertungen)
15
3
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Schlesien

Sudetenland

Ungarn

Stall in Ungarn

Redl Schloss

Wiener Neustadt

Deutschland

Meine Familie lebte in Jugoslawien in dem Ort Karavukovo vier Kilometer von der Donau und hundert Kilometer nördlich von Belgrad. Die größte Zahl der fünftausend Einwohner sind Deutsche.

Die Vorfahren der Deutschen sind im 18. Jahrhundert mit Floß und Schiffen aus dem Schwabenland und Bayern auf der Donau nach Osteuropa ausgewandert. Diese Auswanderer nannte man auch Donauschwaben.

Das flache Land im Überschwemmungsgebiet der Donau wurde mit Kanälen durchzogen und trocken gelegt. Es wurde ein fruchtbares Ackerland. Die Menschen in dem Ort hatten ein gutes Leben. Die meisten arbeiteten in der Landwirtschaft, auch Vater arbeitete in der Landwirtschaft bei seinen Eltern. Die haben einen großen Bauernhof und sind auch vermögend.

Mutter half oft im Sommer bei der schweren Feldarbeit, und wenn sie davon erzählte, schwärmte sie von den saftigen Wassermelonen. Mit denen stillten sie ihren Hunger und den Durst in der Sommerhitze. Mein Vater Josef Konrad heiratete meine Mutter Katharina geb. Merkel. Sie bekamen drei Söhne, Michael, Josef und Erwin.

Vater hat durch seine Eltern, die finanzielle Möglichkeit, für die Familie mit viel Eigenleistung ein Haus zu bauen, worauf er sehr stolz war. In dem Garten vor dem Haus wurden Paprika, Tomaten, Zwiebel, Kartoffel, und auch Tabak angepflanzt.

Die Geschwister von Vater und Mutter wohnen auch in dem Ort Karavukovo, und leben vorwiegend

auch von der Landwirtschaft. Mutter arbeitet wieder in der Spinnerei, wo sie vor ihrer Hochzeit schon mal gearbeitet hat. Die Schwester von Mutter die Tante Anna Millie hat drei Töchter Marianna, Anna und Monika. Die älteste Tochter Marianna hat auch in der Spinnerei Arbeit gefunden. Marianna hat einen guten Schlaf, und sie würde jeden Morgen verschlafen, Mutter muss meine Cousine Marianna fast jeden Morgen wecken. Marianna aufstehen, wir müssen auf die Arbeit, ruft meine Mutter jeden Morgen, und klopfte an die Haustür bis meine Cousine sich meldete. Ich komme sofort rief Marianna und kommt verschlafen aus der Tür. Dann gingen Sie gemeinsam zur Arbeit. Es war eine glückliche und schöne Zeit in Karavukovo.

1942 der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Das deutsche Militär war in Jugoslawien einmarschiert und das Land Jugoslawien besetzt.

Es wird unruhig im Dorf. Deutsche SS Soldaten suchen nach Juden in den Häusern und verhaften diese.

Nicht weit von unserem Haus, müssen geschätzte zwanzig Leute eine große Grube ausheben.

Wie viele Menschen in dem Massengrab begraben wurden, ob es Juden oder Jugoslawische Partisanen waren, ist uns nicht bekannt.

Das deutsche Militär brauche Soldaten um die Front nach Osten zu verstärken. SS-Offiziere sind im Dorf versuchen junge Männer für den Krieg gegen Russland zu überreden.

Die SS Offiziere machen den Dorfbewohner Angst, und sagen, wenn der Russe die Oberhand gewinnt, dann müsst Ihr Deutschen hier alle weg. Sie redeten auf die jungen Männer ein, das deutsche Volk braucht tapfere Soldaten die Ihre Heimat verteidigen können, sagten sie. Viele der jungen Männer ließen sich zum Militär einziehen, oder meldeten sich sogar freiwillig zum Militär.

Auch mein Vater Josef Konrad wurde zum Militär eingezogen. Es spielten sich dramatische Szenen ab. Die Frauen wollten die Männer und Väter ihrer Kinder von dem Kriegseinsatz zurückhalten. Aber jeder wusste, es ist gefährlich in dieser Zeit den Wehrdienst zu verweigern. Die Männer wurden dann innerhalb von ein paar Tagen von Fahrzeugen abgeholt. Die Frauen stehen mit Ihren Kindern bei den Militärfahrzeugen, um Abschied zu nehmen. Mein Vater umarmte meine Mutter und meine Geschwister Michael und Josef, alle weinen, auch mein Vater weint. Dann ging alles sehr schnell. Der Befehl kommt, alle auf die Fahrzeuge, und Abmarsch.

Die Fahrzeuge setzen sich in Bewegung, die Kinder und die Frauen liefen den Militärfahrzeugen hinterher und winken noch zum Abschied, bis die Fahrzeuge nicht mehr zu sehen sind.

Die Zeit vergeht Mutter hat von unserem Vater nichts mehr gehört. Meine Geschwister fragen immer wieder, Mutter, wann kommt der Vater wieder? Mutter musste meine Geschwister immer wieder beruhigen, und sagte, ach der kommt bald wieder. Aber Sie wusste auch, dass er vielleicht nicht mehr kommt, und dass das Schicksal gegen ihre Wünsche ist.

Als mein Vater schon eine Weile bei den Soldaten eingezogen war, spürte meine Mutter, dass sie wieder schwanger ist. 1943 kam mein Bruder Erwin auf die Welt.

Damals wurde oft den Kindern der Vorname von den Eltern oder Großeltern gegeben.

So hatte mein Bruder Josef den gleichen Vornamen wie mein Vater.

Ein Jahr vergeht, meine Mutter hat drei Söhne Michael elf Jahre, Josef fünf, Erwin war jetzt schon ein Jahr alt.

Die ältere Schwester meiner Mutter, Anna, hatte drei Töchter. Marianna ist jetzt schon 16 Jahre, Anna und Monika waren im gleichen Alter wie meine Brüder.

Als im Jahr 1944 das deutsche Militär zurückgedrängt wurde, und die Ostfront immer näher kommt, verstärkten sich die Gerüchte, die Russen kommen, vergewaltigen die Frauen erschießen und erschlagen alle Deutschen. Die brutalen Informationen gingen schnell durch das ganze Dorf. Die Einwohner wurden nervös, und es gab nur noch ein Thema im Dorf, was tun, wenn die Russen kommen. Angst verbreitet sich unter den Deutschen. Schnell war jedem klar, wir müssen hier weg, wir müssen die Heimat und den Ort Karavukovo verlassen.

Meine Mutter fing schon langsam an zu packen. Sie hatte drei Kinder und wollte nicht unvorbereitet sein, wenn sie flüchten müssen.

Michael du musst mir helfen, Michael hole mir mal das, oder tue das, mein zwölfjähriger Bruder musste schon die Rolle des Vaters übernehmen, als der zum Militär ging.

Als die Front nur noch sechzig Kilometer entfernt war, die Einschläge der Granaten konnte man schon hören. Auch von Jugoslawischen Partisanen gab es Übergriffe auf die deutsche Zivilbevölkerung. Da kam große Angst auf. Dann heißt es, wir müssen hier schnell weg, wir müssen das Land Jugoslawien verlassen, wir müssen nach Deutschland flüchten. Es kam große Hektik auf. Die Familien mussten sich Pferde und

Wagen besorgen.

Es wurde gesagt wer ein Wagen hat der bekommt auch Pferde oder wird an einen anderen Wagen angehängt.

Es ist Aufbruch Stimmung, Pferdewagen werden durch die Straßen geführt und vor den Häusern abgestellt. Meine Mutter hat einen Planwagen von den Schwiegereltern bekommen.

Meine Tante Anna Milli geht von einem Bauernhaus zum anderen, und versucht einen Wagen zu bekom¬men. Ein Schulfreund von meiner Cousine Marianna sagt leise, Marianna wir haben noch ein Wagen im Schuppen versteckt, aber verrate mich bitte nicht bei meinen Eltern. Meine Tante und Marianna gehen zu dem Bauernhof und fragen, habt ihr noch einen Wagen für uns? Die Bäuerin antwortet abweisend, wir haben keinen Wagen mehr. Meine Tante geht zu dem Schuppen, macht das Tor auf und sagt, da ist doch noch ein Wagen, den holen wir uns gleich ab. Die Bäuerin verschwindet schimpfend im Haus. Meine Tante holt noch Hilfe um den Wagen abzu¬holen. Sie schieben den Wagen aus dem Schuppen und durch die Straßen von Karavukovo bis vor das Haus von meiner Tante. Dann wird angefangen den Wagen zu packen.

Auch meine Mutter fängt an ihren Wagen zu pa-cken, der vor Ihrem Haus abgestellt ist. Auf den Wa¬gen ist nicht viel Platz, es wurde nur das nötigste mit-genommen Decken, Windel für den kleinen Erwin, Ersatzkleidung, Kochgeschirr und Proviant für ein paar Tage, Schinken, Speck, Wurst, Käse und Brot wurden auf den Wagen gepackt. Meine Mutter hatte einen Wagen aber keine Pferde, so wurde ihr Wagen hinter einem anderen Wagen befestigt, der mit zwei Pferden eingespannt war. Das gefällt meiner Mutter gut, so kann Sie sich mehr um Ihre drei Kinder kümmern, und muss nicht noch Pferde versorgen. Sie setzte sich mit unserem ein Jahr alten Bruder Erwin auf den Wagen, Michael und Josef saßen schon auf dem Wagen. Für die Kinder war das alles sehr abenteuerlich und spannend. Sie konnten den Ernst der plötzlichen Flucht nicht begreifen. Viele Frauen mussten selbst das Gespann fahren. Die Frauen sind mit der Landwirtschaft aufgewachsen Sie hatten Erfahrung mit Pferdewagen und konnten damit gut umgehen. Der Fahrer von unserem Doppel-Wagen setzte das Gespann in Bewegung und reite sich in die Wagenkolonne ein. Immer wieder treffen Flüchtlinge mit Ihren Pferde und Ochsenwagen auf die Kolonne. Vor der schmalen Brücke, die über den Kanal der Mostung führt, kommt es zum Stau. Als meine Tante nochmals das Gepäck auf ihrem Wagen überprüft sagt sie wir haben die Windeln vergessen. Marian- na ruft sie, lauf noch mal schnell Heim und hole die Windeln. Marianna rennt los, geht ins Haus, sucht die Windeln. Als sie in den Schrank schaut sieht sie ihren blauen Faltenrock, schnell zieht sie sich um, eine weiße Bluse, den Faltenrock und Lacksandalen. Dann schnappt sie die Windeln und geht in den Keller und dreht alle Weinfässer auf. Wenn wir den Wein nicht haben können, sollen die Russen den auch nicht haben, denkt sie. Schnell läuft sie mit den Windeln zu den Wagen zurück. Als ihre Mutter und die Oma Merkel Marianna mit ihrer feschen Kleidung sehen sagt die Oma, Marianna wir gehen doch nicht zum Tanzen, wir müssen flüchten. Oma fährt mit dem Wagen meiner hoch schwangeren Tante Anna und ihren drei Töchtern mit.

Mein Großvater Merkel lebte nicht mehr, und die Eltern von meinem Vater sind schon alt, sie wollten

Ihr kleines Vermögen und die Heimat nicht mehr verlassen, Sie sind in dem Ort Karavukovo zurückgeblieben. Später haben meine Eltern erfahren, dass Sie in einem Lager verhungert sind. So ist es vielen ergangen die zurückgeblieben sind.

Ein Mann übernahm die Führung und gab das Signal zum Losfahren. Eine Kolonne mit fast fünfzig Pferde- und Ochsenwagen setzte sich in Bewegung. Das Ziel ist Deutschland. Die Kolonne kam nur langsam voran. Als die Flüchtlinge mit Ihren Wagen, am nächsten Tag unterwegs sind, hören sie Flugzeuge, die immer näher kommen. Die Flüchtlinge schreien Fliegerangriff, Fliegerangriff, meine Mutter schnappte sich den kleinen Erwin und nahm in auf den Arm, und Josef an die Hand sprang vom Wagen und rannte mit den drei Kindern in das angrenzende Feld. Alle hatten große Angst. Die Kinder weinen. Mutter schrie den Sohn Michael an, hinlegen, hinlegen, und warf sich selbst mit den beiden kleinen Kindern auf die Erde, drückte den beiden die Köpfe auf den Boden und schrie immer wieder, seit ruhig seit ruhig. In ihrer Panik hatte Sie ganz vergessen, dass die Piloten der Militärflugzeuge die Kinder gar nicht hören können.