Die Fußball-Tornados - 1:0 für Jonas! - THiLO - E-Book

Die Fußball-Tornados - 1:0 für Jonas! E-Book

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Beschreibung

22 Freunde sollt ihr sein!

Jonas geht in die dritte Klasse einer Berliner Grundschule. Hier lebt und lernt eine bunte Mischung der Nationen. Das sorgt für jede Menge Konfliktstoff. Oft gibt es Streit und einmal sogar eine handfeste Prügelei nach Schulschluss. Jonas nervt das total. Er will, dass seine Klasse eine echte Gemeinschaft wird. Ein Thema gibt es, das sie alle verbindet: Fußball. Zusammen mit seinem Freund Kalil gründet Jonas kurzerhand einen eigenen Fußballverein, in dem jeder mitmachen darf. Für ihr erstes Spiel haben Jonas und Kalil sogar schon einen Gegner aufgetrieben, einen richtigen Fußballverein. Und um dort nicht sang- und klanglos unterzugehen, müssen alle Kicker der Klasse wie eine Eins zusammenstehen!

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Seitenzahl: 70

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Zeichnungen von Timo Grubing

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© 2020 cbj Kinder- und Jugendbuchverlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH Neumarkter Straße 28, 81673 München Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Cover- und Innenillustration: Timo Grubing Umschlagfertigstellung: NNCK · Herstellung: AJ

Kapitel 1

Krach im Klassenzimmer

Jonas stand an der Tafel und schwitzte. Ausnahmsweise lag es nicht daran, dass er nicht richtig rechnen konnte. Nein, seine Klassenlehrerin hatte ihn nach vorne geholt, um den Irrsinn, der sich vor seinen Augen abspielte, in den Griff zu kriegen. Aber diese Aufgabe schien Jonas noch unlösbarer als 7545 mal 6646 minus 13.

Egal, was Jonas vorschlug, alle seine Klassenkameraden drehten sofort durch.

Es war Freitag Morgen, Viertel nach zehn. Normalerweise herrschte so kurz vor dem Wochenende absolute Stille in der Klasse 4a der Goethe-Schule in Berlin-Kreuzberg: Die eine Hälfte der Schüler starrte dann aus dem Fenster, die andere auf die Uhr.

Heute jedoch hatte Anette Hülsmann, die Klassenlehrerin, etwas Besonderes vorgeschlagen – und dann war die Hölle losgebrochen. Alle brüllten, einige tippten sich mit dem Finger an die Stirn, andere drohten damit, nach Australien auszuwandern.

Hilfe suchend drehte Jonas sich zu seiner Lehrerin um.

Anette Hülsmann saß an ihrem Pult und las seelenruhig ein Buch. Vielleicht war sie ganz plötzlich taub geworden? Oder ihr Gehirn war von Außerirdischen vom Planeten GZZ12Strich277Positiv herausgeschraubt und in ein Weltraumlabor transportiert worden. Wie in seinem Lieblingsfilm Die Nacht der lebenden Lehrerzombies. Wie auch immer, Jonas schien den Aufstand hier jedenfalls allein durchstehen zu müssen.

Zwei Wochen lang hatten sie im Unterricht über Wahlen geredet: wie toll und wertvoll es ist, dass in den meisten Ländern in Europa jeder erwachsene Mensch wählen gehen kann. Dass sich jeder Bürger in ein Amt wählen lassen kann. Jede Stimme zählt gleich, egal ob von einem Multimilliardär oder einem Bettler. Demokratie nennt man das und die alten Griechen haben es erfunden.

Nachdem sie nun also zwei Wochen darüber geredet hatten, wollte Anette Hülsmann an diesem Freitagmorgen ein praktisches Beispiel für Demokratie geben.

Zum ersten Mal sollte die 4a einen Klassensprecher wählen. Und das war dabei herausgekommen. Nichts als Streit, Krach und Gebrüll.

„Also“, versuchte Jonas noch einmal sein Glück. „Wie wäre es mit Arsim?“

Er schrieb den Namen mit Kreide an die Tafel. Darüber standen bereits Hakim, Alexey und Pedro.

Arsim platzte beinahe vor Stolz, das sah Jonas ihm an. Doch die meisten anderen winkten ab.

„Vergiss es, Alter!“, rief Mustafa. „Wenn Arsim hier Chef wird, macht der auf König. Dann müssen wir ihm den Rucksack tragen!“

Arsim wurde rot. Wütend machte er mit der Hand einen Scheibenwischer vor seinem Gesicht.

„Hast echt n’ Knall, Mustafa!“, pöbelte er zurück. „Bist nur neidisch, weil dich keiner fragt!“ Arsim sah zu Jonas und grinste.

Jonas stieß genervt die Luft aus. Auf diese Herausforderung musste er reagieren. „Okay. Mustafa?“, schlug er deshalb vor.

Mustafa stand auf und verbeugte sich nach allen Seiten. Sein bester Freund Mesut klatschte Beifall.

Hakim, Alexey, Atze und natürlich Arsim buhten ihn aus. Luong verdrehte die Augen und Kalil legte seine Stirn auf den Tisch.

Jonas schrieb Mustafa trotzdem zu den anderen Namen. Dabei fiel ihm auf, dass er bisher nur Jungen vorgeschlagen hatte.

„Also, so ist das mit Demokratie nicht gemeint“, sagte Jonas und versuchte, ruhig zu bleiben. „Wer sich zur Wahl stellt, hat Respekt verdient. Sie oder er opfert seine Freizeit oder andere Dinge, um etwas für uns alle zu tun. Ihr müsst die Kandidaten nicht gut finden. Aber niemand hat es verdient ausgelacht oder öffentlich gedisst zu werden. Jeder ist gleich viel wert, Mädchen und Junge. Egal ob die Eltern aus der Türkei hierhergekommen sind, wie bei Mesut, Mustafa und Aishe, oder aus dem Kosovo, wie bei Arsim, oder aus Vietnam, wie bei Luong. Ich will in keine Klasse gehen, die das nicht kapiert und akzeptiert.“

Jonas sah zu seinem besten Freund. Kalil zeigte ihm den Daumen. Trotzdem pustete Jonas noch einmal tief durch. „Ich werde nun weitere Namen vorschlagen“, redete er weiter. „Dazu will ich keinen Kommentar von jemand anderem hören. Nur der Genannte sagt etwas: Ich möchte oder ich möchte nicht. Wenn ich alle durchhabe, machen wir eine geheime Abstimmung. So, und nun weiter.“

Jonas wollte gerade Kalil vorschlagen, als hinten in der Ecke ein Arm gehoben wurde. Demba war groß, bullig und sehr, sehr schweigsam. Niemand hatte ihn jemals aufzeigen sehen. Sogar Frau Hülsmann zuckte kurz zusammen.

„Ja, äh, Demba, du willst etwas sagen?“, stammelte Jonas leicht verwirrt.

Demba nickte. „Genau. Ich will sagen: Spar dir die Mühe. Wir wählen dich.“

Jonas öffnete den Mund. Dann schloss er ihn wieder.

Aishes Arm sauste nach oben. „Bin dafür!“, rief sie. „Äh, durfte ich das jetzt sagen?“

Lena lachte, hob dann auch den Arm. „Ich auch“, sagte sie und grinste dann in Alexeys Richtung. „Ich muss doch meinen Verlobten unterstützen.“

Kalil hob den Arm, Arsim und Luong ebenfalls. Nach und nach gingen alle Hände nach oben. Manche klopften zusätzlich mit der anderen Faust auf den Tisch.

„Jonas, Ehrenmann!“, rief Mustafa.

Jonas biss sich auf die Unterlippe. Es machte ihn stolz, dass ihm alle aus der Klasse das Amt zutrauten.

„Also gut, ich …“ Jonas blickte zu seiner Lehrerin. Frau Hülsmann legte ihr Buch an die Seite. Sie wirkte so zufrieden, als wäre ihr ein lange vorbereiteter Plan perfekt gelungen.

„Darf ich überhaupt?“, erkundigte Jonas sich bei ihr.

Anette Hülsmann nickte. „Jeder kann gewählt werden, da sind Wahlhelfer keine Ausnahme“, erklärte sie. „Wenn es keine Gegenstimmen gibt, bleibt nur eine Frage: Nimmst du die Wahl an?“

Kapitel 2

So kann es nicht weitergehen!

Natürlich nahm Jonas an. Nicht nur, weil es eine große Ehre war, Klassensprecher zu sein. Auch, weil es das erste Mal in fast drei Jahren Schulzeit war, wo sich alle Schüler einig waren.

Frau Hülsmann stand auf und reichte Jonas offiziell die Hand. Es war richtig feierlich. Jonas fühlte sich ungefähr wie Lanzelot, als er zum Ritter geschlagen wurde.

„Darf ich vorstellen“, sagte Anette Hülsmann. „Der erste Klassensprecher der 4a, Jonas!“

Alle klatschten. Auch Lena, das sah Jonas genau.

Mustafa und Mesut riefen: „Ehre!“

Luong und Kalil klopften auf ihre Tische.

Und Atze haute wieder einen seiner Berliner Sprüche raus: „Ick bin jerührt wie Appelmus!“

Jonas fand es großartig. 22 Schüler waren sie in der Klasse und gerade handelten sie wie eine verschworene Gemeinschaft. So stellte er sich eine Klasse vor. Alle unterstützten sich gegenseitig, jeder half jedem, es wurde geteilt und wenn nötig füreinander gekämpft.

Leider hielt diese Einigkeit nur etwa fünf Minuten an. In der nächsten großen Pause gab es wieder Stunk, wie jeden Tag. Mustafa nannte Luong einen Reisfresser, Luong antwortete irgendetwas mit Ramadan, und schon standen sich die beiden gegenüber wie zwei Gangster im Wilden Westen zur Mittagszeit. Die Fäuste waren geballt, aus den Augen sprühten Funken.

Alexey und Dimitri waren sofort da und feuerten Luong an. Achmed aus der 3b hielt natürlich zu Mustafa. Demba, Kofi und Bass hatten sich noch nicht entschieden, wem sie die Daumen drücken sollten. Sie wollten einfach nur dabei sein, wenn hier gleich die Fetzen flogen.

Jonas atmete tief durch. Er hatte keine Lust, den Schulhof-Polizisten zu spielen. Als Klassensprecher wollte er sich die Beschwerden oder Sorgen der Mitschüler anhören und dann darüber mit den Lehrern sprechen. Aber dass es Kloppe gab, gefiel ihm natürlich auch nicht. Also drückte er Kalil sein Schulbrot in die Hand.

Luong starrte auf den Boden, Mustafa trat von einem Fuß auf den anderen. Keiner von ihnen wollte als Erster einknicken, das merkte Jonas. Also nahm er eine Hand von Luong, eine von Mustafa und legte sie ineinander.

Zwei Stunden später, auf dem Nachhauseweg, rempelten Luong und Mustafa sich ein paar Mal an. Immerhin, als sie Jonas bemerkten, hörten sie damit auf.

„Auf Klassen-Sheriff habe ich echt keinen Bock“, sagte Jonas zu Kalil. „Aber so kann es echt nicht weitergehen.“