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Aus den Geschichten Stephen Vincent Benéts spricht stets die Ehrfurcht vor dem Menschen und eine verstehende Güte, ob in einer fantastischen Zukunftsvision, durch das abenteuerliche Leben eines Piraten oder die innere Wandlung eines Helden wider Willen. Bewundernswert sind die heitere Gelassenheit, mit der er sich die Welt von allen Seiten besieht, und die Art, wie er das Komische und Fantastische sah, das im bitteren Ernst steckt. Stephen Vincent Benét zählt zu den Autoren, die der amerikanischen Literatur Weltgeltung verschafft haben
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Seitenzahl: 190
Stephen Vincent Benét
Die Geschichte vom Ameisenbär
6 Stories
Storybooks
LangenMüller
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www.langen-mueller-verlag.de
Herausgegeben erstmals 1959 von Paridam von dem Knesebeck in der Nymphenburger Verlagshandlung GmbH, München.
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von P. v. d. Knesebeck und Ulrike Piper (»An den Wassern von Babylon« und »Die Geschichte vom Ameisenbär«).
© 2014 LangenMüller in der F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
Alle Rechte vorbehalten
eBook-Produktion: F. A. Herbig Verlagsbuchhandlung GmbH, München
ISBN 978-3-7844-8220-0
INHALT
Die gute Wahl
Good Picket
Die drei Schicksalsgöttinnen
The Three Fates
Das Blut der Märtyrer
The Blood of the Martyrs
Der Schatz des Vasco Gomez
The Treasure of Vasco Gomez
Die Geschichte vom Ameisenbär
The Story About the Anteater
An den Wassern von Babylon
By the Waters of Babylon
Nachwort
DIE GUTE WAHL
Welchen Geräuschen lauschen die jungen Leute wohl heutzutage in den kleinen Städten, die inmitten unseres Landes ganz in Weizen eingebettet liegen – ich meine die Jungen und Ehrgeizigen, die im Herzen bereits den Wunsch tragen fortzugehen? Vielleicht dem Dröhnen des Postflugzeuges, aber sicher einem ganz anderen Laut als zu unserer Zeit. Damals war es der langhin gellende Pfiff des Express, der nicht einmal um Wasser zu tanken in Sapepas anhielt. Tom Allin lehrte uns, ihm nachzulauschen – vielleicht war es auch Edie Foster, aber Edie war eigentlich schon immer unabhängig von solchen Dingen. Bis Tom kam, war ich in Sapepas ganz zufrieden gewesen. Natürlich wollte ich Arzt werden wie mein Vater, aber eigentlich nur, weil ich meinen Vater liebte. Ich wage heute zu behaupten, dass ich einen ganz passablen Arzt abgegeben und auch nicht mehr als die durchschnittliche Zahl an Patienten getötet hätte. Aber mit Tom Allin wurde alles anders.
Wir hörten, ein neuer Junge sei im Ort – ein Junge mit städtischer Kleidung und einem Spazierstock –, und wir waren gespannt, was Butch Malone wohl mit ihm anstellen würde. Wir brauchten nicht lange zu warten, denn gleich am ersten Tage nahm Butch ihn sich nach Schulschluss in einer Ecke bei der Fabrik vor. Wir machten uns alle auf die Strümpfe, um die Prügelei mitzuerleben, ich mitten zwischen den anderen. Das saubere, frische Aussehen des fremden Jungen hatte mir eigentlich gut gefallen, er hatte Bud White mit einem gut gezielten Papiergeschoss genau am Ohr getroffen, als Vater Watson uns gerade den Rücken zukehrte; offensichtlich war er trotz seiner städtischen Kleider kein Spielverderber. Aber das half ihm alles gar nichts – in den Flegeljahren gibt es kein Pardon. Er war fremd – und Butch würde ihn verdreschen, das ergab sich schon aus den Größenverhältnissen. Und wenn er weglief, würden wir alle ihn bis nach Hause jagen. Ich gestehe, dass ich einen Augenblick, als sie sich gegenüberstanden, in seinem Gesicht einen Zug sah, der die Möglichkeit andeutete, dass Butch die Prügel beziehen würde, denn Tom hatte einen merkwürdig interessierten und gespannten Blick, der gar nichts mit Wut oder Angst zu tun hatte. Aber so geht es im Leben nicht zu – nur in Büchern manchmal. Butch schlug ihn zweimal nieder und stieß seinen Kopf in den Straßendreck, derweil wir die beiden umtanzten und anfeuerten. Das war ganz einfach gewesen – so einfach, dass Butch von ihm abließ und verachtungsvoll darauf wartete, dass Tom rennen würde. Aber Tom lief nicht davon. Er warf den Kopf zurück und war still. Und dann sagte er mit äußerst freundlicher, fast überlegener Stimme zu Butch: »Du kämpfst ganz gut, aber du nutzt deine Körperkraft nicht aus, du musst dein ganzes Gewicht in den Schlag legen – sieh mal, so.« Dabei drehte er sich von Butch weg und machte einen Lufthieb. Wir standen sprachlos daneben. Der war ganz offensichtlich verrückt, und wir warteten darauf, dass Butch ihm den Rest geben würde. Stattdessen aber ging Tom auf Butch zu: »Stell den rechten Fuß zurück – so – und nun gib mir einen Schlag«, dabei ließ er seine beiden Arme sinken.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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