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Die Geschichte von den kleinen Kamelen. Eine Herde kleiner Kamele wandert suchend durch die Wüste, auf der Suche nach Freiheit und Sicherheit. Warum die Tiere klein sind und wohin ihre abenteuerliche Reise sie führt, erfahren alle interessierten Leser in dieser Geschichte.
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Seitenzahl: 37
Die Geschichte von den kleinen Kamelen
Streit ums Wasser
Die Flucht zur mystischen Oase
Auf Wanderschaft
Am Ziel
Eine Herde kleiner Kamele verlor sich eines Tages in den sandigen Wogen der Wüste Sahara in Afrika. Nun ist es nichts Ungewöhnliches, wenn Kamele sich auf eine Wanderung durch die Wüste begeben. Schließlich haben sich diese Tiere dem Leben in der Wüste angepasst und können tagelang ohne Wasser auskommen. Aber bei unseren Kamelen ist etwas anders. Sie sind nämlich klein. Das soll nicht heißen, dass es Kamelfohlen oder etwa kleingewachsene Kamele sind. Nein, es sind wirklich kleine Kamele. Wie klein? Etwa so klein wie ein Hund, wie ein Hirtenhund. Das wirst du sicher nicht glauben wollen, lieber Leser. Das ist auch verständlich, denn es ist nicht normal und du würdest bestimmt lachen, wenn dir diese Kamele über den Weg liefen, so winzig wie sie sind. Aber es ist eine wahre Begebenheit und es hat auch seinen Grund, warum diese Kamele so klein sind.
Nun, es begab sich einmal in einer Oase in der Sahara, dass sich eine Herde Kamele an einem Wasserloch, der Quelle des Lebens mitten in der Wüste, versammelte, um dort ihren Durst zu stillen. Etwa die Hälfte der Kamele gehörte einer Karawane an, die gerade Rast machte in der Wüsteninsel. Die andere Hälfte waren wilde Kamele, die dort lebten und von den ansässigen Menschen geduldet wurden.
So war es also, dass sich die Tiere durch diesen Zufall trafen und nun vor dem Wasserloch standen und trinken wollten. Die wilden Kamele kamen jeden Tag abends zu der Wasserstelle und labten sich am kühlen Wasser. Sie sahen es als ihr Privileg an, ungestört und ohne Eile dort zu verweilen, dem Treiben in der Oase zuzusehen und sich viel Zeit zu lassen, die sie ja ohnehin zur Genüge hatten.
Da kamen aber zu dieser Abendstunde die völlig erschöpften und nach Wasser lechzenden Kamele der Karawane angetrabt und forderten ihr sofortiges Recht, nach getaner schwerer Arbeit ihren Durst zu stillen.
Die wilden Bewohner waren empört, dass diese zahmen, in Gefangenschaft lebenden Tiere es wagten, sie, die stolzen und freien Kamele, in ihrem abendlichen Müßiggang zu stören. Auf keinen Fall konnten sie den Karawanenkamelen gestatten, ihren Status zu brechen. Sie waren der Überzeugung, dass sie als freilebende Kamele in ihrer heimatlichen Umgebung ein Vorrecht gegenüber allen anderen Kamelen hatten. Die Karawanenkamele dagegen konnten es nicht fassen, dass ihre wilden Artgenossen es übers Herz brachten, ihnen das Wasser zu verweigern, das sie so notwendig brauchten.
Es entstand eine heftige Streiterei um das kostbare Gut und alle Kamele redeten und stritten durcheinander, bis keines mehr verstand, was das andere sagte.
Das ging eine gute Zeit lang so weiter, bis plötzlich und gleichzeitig das älteste wilde Kamel und das älteste zahme Kamel laut in das Gezeter riefen:
„Halt, jetzt ist Schluss mit dem Geschrei!“
Verdutzt und erschrocken hielten die Tiere in ihrer Zwietracht inne, während die beiden ältesten Kamele sich mit bewundernden Blicken streiften. Beide würdigten die souveräne Stellung, die sie in ihrer Gruppe einnahmen. Sie näherten sich einander langsam und begrüßten sich.
„Wir müssen eine Lösung finden“, sagte das alte zahme Kamel.
„Ja, du hast recht“, antwortete das alte wilde Kamel.
„Ihr müsst verstehen, dass wir jetzt Wasser brauchen. Wir sind tagelang durch die Wüste gelaufen und nun am Ende unserer Kräfte. Wir respektieren euch, und wir wollen euch bestimmt nicht verdrängen, doch ihr müsst uns nun trinken lassen“, erklärte das zahme Kamel.
„Sicher habt ihr einen Schluck Wasser bitter nötig, das verstehen wir gut“, entgegnete das wilde Tier. „Schließlich habt ihr es euch schwer genug verdient. Trotzdem müsst ihr unser Recht achten und warten, bis wir unseren Durst gestillt haben.“