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In einem alten Haus nehmen der Student Arkenholz und der Greis Direktor Hummel an den Gespenstersoirees eines vermeintlich adligen Oberst teil. Im Laufe des Dinners im Kreise einer morbiden Gesellschaft werden sie Zeugen und Protagonisten brisanter Enthüllungen, denn nichts ist wirklich so, wie es auf den ersten Blick scheint. "Die Gespenstersonate" ist ein Kammerspiel, das 1908 in Strindbergs "Intima teatern" uraufgeführt wurde, jedoch beim Publikum durchfiel. Est vier Jahre nach dem Tod Strindbergs, im Jahr 1916, wurde es durch die spektakuläre Berliner Inszenierung von Max Reinhardt zum Erfolg.-
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Seitenzahl: 60
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August Strindberg
Übersezt von Mathilde Mann
Saga
Die Gespenstersonate
Übersezt von Mathilde Mann
Titel der Originalausgabe: Spöksonaten
Originalsprache: Schwedisch
Coverbild/Illustration: Shutterstock
Copyright © 1908, 2021 SAGA Egmont
Alle Rechte vorbehalten
ISBN: 9788728137864
1. E-Book-Ausgabe
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit der Zustimmung vom Verlag gestattet.
Dieses Werk ist als historisches Dokument neu veröffentlicht worden. Die Sprache des Werkes entspricht der Zeit seiner Entstehung.
www.sagaegmont.com
Saga ist Teil der Egmont-Gruppe. Egmont ist Dänemarks größter Medienkonzern und gehört der Egmont-Stiftung, die jährlich Kinder aus schwierigen Verhältnissen mit fast 13,4 Millionen Euro unterstützt.
Erdgeschoß und erstes Stockwerk der Vorderseite eines modernen Hauses, aber nur die Ecke des Hauses, die im Erdgeschoß mit einem runden Salon abschließt, im ersten Stockwerk mit einem Balkon und einer Flaggenstange.
Durch das offene Fenster sieht man, wenn der Vorhang aufgeht, die weiße Marmorstatue einer jungen Frau, von Palmen umgeben, hell beleuchtet von Sonnenstrahlen. Im Fenster links sieht man Hyazinthen in Töpfen, blaue, weiße, rosa.
Auf dem Geländer in der Ecke des Balkons, eine Treppe hoch, eine blauseidene Bettdecke und zwei weiße Kissen. Die Fenster links sind mit weißen Bettüchern verhängt. Es ist ein heller Sonntagmorgen.
Im Vordergrund vor dem Hause steht eine grüne Bank. Rechts im Vordergrund ein Springbrunnen, links eine Anschlagsäule. Im Hintergrund links die Haustür, durch die der Treppenaufgang sichtbar ist, die Stufen aus weißem Marmor, das Geländer aus Mahagoni mit Messing; zu beiden Seiten der Haustür, auf dem Bürgersteig, stehen Lorbeerbäume in Kübeln.
Die Ecke mit dem runden Salon liegt an einer Seitenstraße, die in den Hintergrund hineingehend gedacht ist.
Links von der Haustür im Erdgeschoß ein Fenster mit Straßenspiegel.
Wenn der Vorhang aufgeht, ertönt aus der Ferne das Glockengeläute von mehreren Kirchen.
Die Flügeltür zur Vorderseite des Hauses ist geöffnet, eine dunkelgekleidete weibliche Gestalt steht regungslos auf der Treppe.
Die Pförtnersfrau scheuert den Vorplatz, dann putzt sie das Messing an der Haustür, begießt darauf die Lorbeern.
In einem Rollstuhl neben der Anschlagsäule sitzt der Greis und liest die Zeitung. Er hat weißes Haar, einen weißen Bart und trägt eine Brille.
Das Milchmädchen von rechts mit Flaschen in einem Drahtkorb; sie ist sommerlich gekleidet mit braunen Schuhen, schwarzen Strümpfen und weißem Barett; nimmt das Barett ab und hängt es am Springbrunnen auf, trocknet den Schweiß von der Stirn, tut einen Trunk aus der Schöpfkelle, wäscht sich die Hände, ordnet ihr Haar, spiegelt sich im Wasser.
Man hört eine Dampferglocke läuten, und die Bässe der Orgel in einer nahe gelegenen Kirche dringen hin und wieder durch die Stille.
Nachdem ein paar Minuten Schweigen geherrscht und das Mädchen ihre Toilette beendet hat, kommt der Student von links, übernächtig, unrasiert. Er geht geradeswegs auf den Springbrunnen zu.
Pause.
Der Student. Kann ich die Schöpfkelle bekommen?
Das Mädchenzieht die Schöpfkelle zu sich heran .
Der Student. Bist du nicht bald fertig?
Das Mädchensieht ihn voller Grauen an.
Der Greisvor sich hin . Mit wem spricht er eigentlich? – Ich sehe niemand! – Ist er verrückt? Betrachtet die beiden fortdauernd mit größtem Erstaunen.
Der Student. Wonach siehst du? Sehe ich so sonderbar aus? – Ja, ich hab über Nacht nicht geschlafen, und du glaubst natürlich, ich bin auf dem Bummel gewesen ...
Das Mädchen wie oben.
Der Student. Hab Punsch getrunken, was? – Rieche ich nach Punsch?
Das Mädchenwie oben.
Der Student. Ich bin unrasiert, das weiß ich ... Gib mir einen Trunk Wasser, Mädchen, denn ich verdiene es! Pause. Nun! da muß ich wohl erzählen, daß ich diese ganze Nacht Verwundete verbunden und bei Kranken gewacht habe; ich war nämlich bei dem Hauseinsturz gestern abend ... Jetzt weißt du es!
Das Mädchenspült die Schöpfkelle und reicht ihm einen Trunk.
Der Student. Danke!
Das Mädchenregungslos.
Der Studentlangsam. Willst du mir einen großen Gefallen tun? Pause. Die Sache ist die, daß meine Augen entzündet sind, wie du siehst, aber meine Hände haben Verwundete und Leichen berührt; ich kann daher nicht ohne Gefahr an meine Augen kommen ... Willst du nun mein reines Taschentuch nehmen, es in frischem Wasser anfeuchten und meine armen Augen baden? – Willst du das? – Willst du die barmherzige Samariterin sein?
Das Mädchenzögert, tut aber, wie er begehrt.
Der Student. Danke, mein Kind! Zieht sein Portemonnaie heraus.
Das Mädchenmacht eine abweisende Bewegung.
Der Student. Verzeih mir meine Gedankenlosigkeit, aber ich bin nur halbwach ...
Der Greiszu dem Studenten. Entschuldigen Sie, daß ich Sie anrede, aber ich hörte, daß Sie bei dem Unglücksfall gestern abend zugegen waren ... Ich sitze hier gerade und lese in der Zeitung davon ...
Der Student. Steht das schon da?
Der Greis. Ja, alles; und Ihr Bild ist auch da, aber man bedauert, daß man den Namen des tüchtigen Studenten nicht erfuhr...
Der Studentguckt in die Zeitung. So? Ja, das bin ich! Na!
Der Greis. Mit wem sprachen Sie vorhin?
Der Student. Sahen Sie das nicht?
Pause.
Der Greis. Ist es unbescheiden – wenn ich bitte – Ihren werten Namen – erfahren zu dürfen?
Der Student. Zu welchem Zweck? Ich bin nicht für die Öffentlichkeit – wird einem Lob zuteil, so ist der Tadel auch gleich da – die Kunst, schlecht zu machen, ist zu einem solchen Grade entwickelt – übrigens, ich begehre keinen Lohn...
Der Greis. Vielleicht vermögend?
Der Student. Ganz und gar nicht ... Im Gegenteil! Ich bin blutarm.
Der Greis. Hören Sie einmal ... es ist mir, als hätte ich die Stimme schon einmal gehört ... ich hatte einen Jugendfreund, der nicht Fenster sagen konnte, sondern immer Finster sagte – mir ist nur ein Mensch mit dieser Aussprache vorgekommen, und das war er; der zweite sind Sie – ist es möglich, daß Sie ein Verwandter von Großhändler Arkenholz sind?
Der Student. Er war mein Vater.
Der Greis. Wunderlich sind die Wege des Schicksals ... ich habe Sie als kleines Kind unter sehr schwierigen Verhältnissen gesehen ...
Der Student. Freilich, ich bin wohl mitten in einem Bankrott zur Welt gekommen ...
Der Greis. Das stimmt.
Der Student. Dürfte ich um Ihren Namen bitten?
Der Greis. Ich bin Direktor Hummel.
Der Student. Sind Sie ... Da entsinne ich mich ...
Der Greis. Sie haben meinen Namen oft in Ihrer Familie nennen hören?
Der Student. Ja.
Der Greis. Und vielleicht mit einem gewissen Unwillen nennen hören?
Der Studentschweigt.
Der Greis