Die Helden von Burg Lovat - Elkie Kammer - E-Book

Die Helden von Burg Lovat E-Book

Elkie Kammer

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Beschreibung

Der Schüler Danny hat es schwer in seiner Klasse. "Danny strengte sich sehr an, alles Andere auszublenden und nur darauf zu achten, was die Lehrerin sagte. Er verstand ihre erste Anweisung und auch die zweite, aber als Kyle ihn dann anschubste und ihn um seinen Radiergummi bat, explodierte er. „Schaff dir einen eigenen Radiergummi an!“, rief er und stieß Kyle von sich. Die Sache hätte hiermit erledigt sein können, wenn nicht in diesem Moment die Assistentin der Lehrerin eingegriffen hätte. „Danny, dies ist deine erste Verwarnung. Du weißt, dass Schlagen nicht erlaubt ist“, sagte sie mit ruhiger Stimme, aber für Danny klang es wie das Brüllen eines Tigers. Das gab ihm den Rest. „Halt die Klappe! Ich versuche mich zu konzentrieren!“, schrie er sie an und schlug mit der Faust auf den Tisch." Auch seine Mitschülerin Katie hat es schwer. "Sie stand in der Bücherecke mit einem offenen Buch in der Hand und riss eine Seite heraus. Auf dem Fensterbrett hinter ihr lagen noch mehr ausgerissene Seiten. „Was in aller Welt fällt dir ein, Katie!“, durchbrach die Stimme der Lehrerin die Stille. Sie war genauso schockiert wie alle anderen im Klassenraum. Katie sah verwirrt aus. „Sie haben gesagt, wir sollen Information extrahieren, und extrahieren heißt heraus nehmen“, sagte sie ganz selbstverständlich. „Ich habe mir eben gerade fünf oder sechs Seiten mit nützlichen Informationen für mein Projekt aus diesem Buch genommen.“ Sie drehte sich um und nahm die übrigen Blätter von der Fensterbank. „Willst du dich über mich lustig machen?“, fragte die Lehrerin ärgerlich. „Nein, warum?“ fragte Katie ehrlich verwirrt. Katie und Danny, Außenseiter in ihrer Klasse wegen ihrer autistischen Besonderheiten, erleben während eines Ausflugs auf eine mittelalterliche Burg ihre besonderen Fähigkeiten. Danach ändert sich vieles ...

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Elkie Kammer

Die Helden von Burg Lovat

Ein Abenteuer für Kinder ab 10 Jahren, die sich selbst oder ihre autistischen Altersgenossen besser verstehen möchten. Auch empfehlenswert für Eltern, Erzieher/innen, Integrationshelfer/innen und Lehrpersonen!

Inhaltsverzeichnis

1) Zu laut

2) Missverständnisse

3) Schule schwänzen

4) Gefangen

5) Eine letzte Chance

6) Wahre Freunde

7) Ungewollte Feindschaften

8) Das Wochenende

9) Auf zur Burg

10) Helden vergangener Zeiten

11) Zu weit gegangen

12) Die Rettung

13) Nachspiel

14) Bessere Zeiten

Impressum

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind

im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

ISBN: 978-3-947934-18-8

Umschlag: Elkie Kammer

Grafik: Elkie Kammer

Übersetzung aus dem Englischen: Hildegard Kammer

Satz und Gestaltung: Hedwig v.Knorre

Alle Rechte bei der Autorin

Copyright (2022)

Hergestellt in 35321 Laubach, Hildegard Kammer, Richard-Wagner-Str.25

Dieses Buch ist auch als gedrucktes Buch erhältlich mit der ISBN: 978-3-947934-15-7

Kontakt & Bestellung:

https://die-helden-von-burg-lovat.jimdofree.com/kontakt-und-bestellung/

oder per E-Mail: [email protected]

1) Zu laut

Danny wurde schwindlig. Er bemühte sich, dem Unterricht zu folgen, aber es schwirrten so viele andere Geräusche herum und störten seine Konzentration. Das Scharren von Stuhlbeinen, flüsternde Stimmen, das Schaben eines Bleistiftspitzers und das Schniefen einer Nase. Dazu kamen die schreiend bunten Bilder an den Wänden. Adjektive, dreidimen-sionale Formen, Klassenregeln, Weltreli-gionen, berühmte Autoren, Stundenpläne, Kinderportraits, eine Liste mit häufigen Wörtern und zu allem Überfluss noch Modelle der Planeten, die an einer Wäscheleine quer über den Raum baumelten.

Danny strengte sich sehr an, alles Andere auszublenden und nur darauf zu achten, was die Lehrerin sagte. Er verstand ihre erste Anweisung und auch die zweite, aber als Kyle ihn dann anschubste und ihn um seinen Radiergummi bat, explodierte er. „Schaff dir einen eigenen Radiergummi an!“, rief er und stieß Kyle von sich. Die Sache hätte hiermit erledigt sein können, wenn nicht in diesem Moment die Assistentin der Lehrerin eingegriffen hätte. „Danny, dies ist deine erste Verwarnung. Du weißt, dass Schlagen nicht erlaubt ist“, sagte sie mit ruhiger Stimme, aber für Danny klang es wie das Brüllen eines Tigers. Das gab ihm den Rest.

„Halt die Klappe! Ich versuche mich zu konzentrieren!“, schrie er sie an und schlug mit der Faust auf den Tisch.

„Danny!“, ertönte die Stimme der Lehrerin im plötzlich verstummten Klassenraum. „Wie redest du denn mit Frau Cotswold?!“

Er hörte nicht, was sie danach sagte, denn ihre Worte verschwammen auf einmal zu einem Strom von undefinierbaren Geräuschen, die seine Ohren, seinen Kopf und seine gesamte Person attackierten. Er sprang auf, wobei sein Stuhl umfiel, und strebte zur Tür nach draußen. Wäre er dabei nur nicht über Sarahs Turnbeutel gestolpert! Jetzt war alles vorbei. Danny rastete total aus. Mit einem markerschütternden Schrei schleuderte er den Turnbeutel quer durch die Klasse, packte Sarahs Stuhl und schubste sie zu Boden. Hassid, der neben Sarah saß, sprang erschrocken auf und bekam dafür Dannys Faust ins Gesicht. Der wusste nicht mehr, was er tat. Er benahm sich wie ein wildes Tier in Panik, das um sein Leben kämpft. Seine Arme fegten über die Schreibtische und katapultierten Hefte, Bücher und Stifte in alle Richtungen. Stühle wurden getreten, Kinder geboxt, und die Planeten flogen aus ihrer Bahn durch den Weltraum gegen die Wände.

Als Frau Cotswold und die Lehrerin über ihm waren, war Dannys Energie bereits erschöpft. Wie ein Häufchen Elend lag er lag auf dem Boden, die Hände auf den Ohren, wiegte sich und stöhnte leise. Zum Glück machten sie es nicht noch schlimmer, indem sie ihn geschimpft oder berührt hätten. Statt dessen öffnete die Lehrerin die Klassentür und achtete darauf, dass der Weg frei war. Ihre Geste war eindeutig. Er durfte hinaus. Mit letzter Kraft kam Danny auf die Beine und ging hinaus. Seine Beine trugen ihn ganz von selbst zu seinem Versteck in der Garderobe, wo er sich in seine Ecke unter der Bank quetschte.

Dort entdeckte ihn Katie nach einer Weile. Danny hatte sich inzwischen beruhigt, aber er schämte sich zu sehr, um wieder in die Klasse zu gehen.

„Bald ist Pause“, sagte Katie und sah aus dem Fenster. „Du solltest besser verschwinden, bevor es hier von Kindern wimmelt.“ Damit überließ sie ihn sich selbst.

Danny wartete, bis ihre Schritte sich in Richtung Flur entfernt hatten. Dann krabbelte er aus seinem Versteck hervor, nahm seine Jacke vom Haken und sein Frühstück aus der Tasche und ging auf den Schulhof, bevor die Schulglocke seinen Ohren weh tun würde.

2) Missverständnisse

Danny war froh darüber, dass Katie in seine Klasse ging, denn sie hatte ihn immer am besten verstanden. Auch sie hatte es oft nicht leicht und brachte sich selbst mindestens so oft in Schwierigkeiten wie er.

Nach der Frühstückspause rief die Lehrerin Danny zu sich und brachte ihn dazu, sich bei Frau Cotswold, Hassid und Sarah zu entschuldigen. Sie ordnete an, dass er während der Mittagspause 30 Minuten nachsitzen sollte, um den versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen.

Danny machte sich hierüber große Sorgen. Er konnte sich nicht recht erinnern, was die Lehrerin erklärt hatte, bevor er außer sich geraten war. Und was war mit seiner Erholungspause? Nach dem Mittagessen pflegte er am Zaun des Schulhofes entlang zu rennen, mit den Händen zu wedeln und alle möglichen Laute auszustoßen, die ihm in den Sinn kamen. Danny wusste, dass er diese Auszeit brauchte, um den Rest des Tages durchzuhalten.

Die Sorgen nagten an ihm und lenkten ihn ab von dem, was er und die anderen eigentlich gerade in ihren Büchern nachlesen sollten. Er hatte sich fast schon dazu entschieden, einfach weg zu laufen, als es plötzlich ganz still wurde in der Klasse. Alle starrten jetzt auf Katie.

Sie stand in der Bücherecke mit einem offenen Buch in der Hand und riss eine Seite heraus. Auf dem Fensterbrett hinter ihr lagen noch mehr ausgerissene Seiten.

„Was fällt dir ein, Katie!“, durchbrach die Stimme der Lehrerin die Stille. Sie war genauso schockiert wie alle anderen im Klassenraum.

Katie sah verwirrt aus. „Sie haben doch gesagt, wir sollen Information extrahieren, und extrahieren heißt heraus nehmen“, sagte sie ganz selbstverständlich. „Ich habe mir eben gerade fünf oder sechs Seiten mit nützlichen Informationen für mein Projekt aus diesem Buch herausgenommen.“ Sie drehte sich um und nahm die übrigen Blätter von der Fensterbank.

„Willst du dich über mich lustig machen?“, fragte die Lehrerin ärgerlich.

„Nein, warum?“ fragte Katie ehrlich verwirrt.

„Um Himmels Willen, denkst du wirklich, ich hätte euch gebeten, für eure Projekte unsere Schulbücher zu ruinieren?“, fuhr die Lehrerin fort.

Katie dachte einen Moment nach, bevor sie antwortete: „Also, ich dachte schon, es sei verrückt von Ihnen, aber Sie haben extrahieren gesagt, und das heißt heraus nehmen.“ Katie sprach ruhig und sachlich, während die Lehrerin immer wütender wurde.

„Wie kannst du nur so mit mir reden!“, rief sie. „Du bist alt genug, um zu wissen, dass das Extrahieren von Informationen nichts mit dem Zerreißen von brandneuen Büchern zu tun hat!“

Katie sah auf das Buch in ihrer Hand. „Dies ist nicht brandneu“, sagte sie sachlich. Sie schlug das Impressum auf. „Hier steht, es wurde 2005 veröffentlicht.“

Einige Kinder begannen zu kichern, mit den Augen zu rollen und miteinander zu flüstern, was die Lehrerin noch mehr erzürnte.

„Hör auf, so klug zu tun!“, bellte sie Katie an. „Wenn du keinen Respekt vor dieser Schule und deren Eigentum hast, kannst du genauso gut weggehen und woanders um Bildung nachsuchen!“ Hiermit drehte sie sich um und ging zurück zur Tafel.

„Weggehen?“, fragte Katie ungläubig. „Ja, weggehen wie rausgehen“, sagte ihr Sitznachbar ernsthaft. Katie legte das Buch aus der Hand und ging zur Tür. Die übrigen Kinder begannen mit den Füßen zu scharren und durcheinander zu reden. Die Lehrerin stand immer noch mit dem Rücken zur Klasse und schien unsicher zu sein, was sie nun sagen sollte. Schließlich sah sie auf die Uhr und seufzte. „Also gut, Kinder“, sagte sie schließlich, indem sie sich langsam umdrehte. „Gleich beginnt die Mittagspause. Packt ein und räumt auf.“

Danny starrte auf die leere Seite in seinem Heft. Er war nicht in der Lage gewesen, irgend welche Quellen für sein Lernprojekt heraus zu finden, und die Aussicht, in der Mittagspause nachsitzen zu müssen, lag ihm schwer im Magen. Dann dachte er an Katie, die aus der Klasse geworfen worden war und vielleicht sogar der Schule verwiesen würde. Er bekam eine Idee. Im allgemeinen Durcheinander der aufräumenden Kinder schlüpfte er leise zur Tür hinaus in den Flur und eilte zur Garderobe. Katie war immer noch dort, hatte ihren Mantel und die Straßenschuhe angezogen1, und schloss gerade den Reißverschluss ihrer Schultasche.

„Wohin gehst du?“ fragte Danny. „Nach Hause, denke ich“, antwortete sie, „aber meine Mutter wird noch nicht da sein und ich habe keinen Schlüssel.“ Sie sah unsicher aus.

„Wir könnten in den Wald beim Bürgerhaus gehen“, schlug Danny vor.

„Du und ich?“, fragte Katie.

„Ja“, antwortete Danny. „Ich will in der Mittagspause nicht nachsitzen.“ Rasch nahm er seine Jacke vom Haken und zog seine Schuhe an. Gemeinsam gingen sie den Flur entlang zum Ausgang der Schule, wo sie am Büro der Schulsekretärin vorbei nach draußen schlichen.

3) Schule schwänzen

Zunächst waren beide sehr aufgeregt, so mitten am Tag der Schule entkommen zu sein. Dannys Hände hörten nicht auf zu flattern, und er redete ununterbrochen über alles Mögliche. Katie kicherte nur und wiederholte immer wieder: „Sie hat mir gesagt, ich soll gehen.“

Im Wald waren sie geschützt vor dem kalten Wind und misstrauischen Blicken, aber bald fiel ihnen auf, dass sie das Mittagessen verpasst hatten.

„Ich habe Hunger“, stellte Katie fest, als sie auf eine Lichtung kamen, auf der moosbewachsene Baumstämme herum lagen.

„Ich auch“, stimmte Danny zu. Wir hätten bis zum Essen bleiben sollen.“ Er setzte sich auf einen der Baumstämme und stampfte mit den Füßen auf dem Gras herum.

„Vielleicht könnten wir Beeren pflücken“, schlug Katie vor und sah sich nach Essbarem um.

„Nicht um diese Jahreszeit“, warf Danny ein, „Beeren wachsen nur im Sommer und Herbst.“

„Dann vielleicht Pilze“, sagte Katie hoffnungsvoll.

„Wir können sie nicht kochen“, erwiderte Danny. „Und wir können sie nicht roh essen.“

Katie seufzte. Sie stieß mit dem Fuß nach einem vermoderten Zweig, der vom Stamm gefallen war. „Können wir vielleicht zu dir gehen?“

Danny schüttelte den Kopf. „Mein Vater würde uns sofort wieder in die Schule bringen.“

„Aber ich bin weggeschickt worden!“, rief Katie. „Sie würden mich nicht wieder rein lassen!“

Danny sprang auf. „Mir ist es zu kalt hier!“ Er rieb seine Hände aneinander und stampfte mit den Füßen. „Vielleicht fällt uns was ein.“

Ungefähr eine Stunde lang liefen sie im Wald herum. Es war ein friedvoller Ort, und beide begannen sich wohl zu fühlen. Sie erblickten sogar ein Reh, das ihren Pfad kreuzte.

„Ich wünschte, ich wäre ein Reh“, sagte Katie, „Dann könnte ich im Wald leben, Gras und Beeren essen, und keiner würde mich anschreien.“

„Aber du könntest erschossen werden“, warnte Danny. „Oder von einem Fuchs gefressen.“

„Und ich könnte keine Bücher lesen“, sagte Katie traurig. Sie las leidenschaftlich gern, und noch mehr liebte sie Mathematik. Im Gegensatz zu Danny ging sie sehr gern zur Schule, obgleich die Lehrer meistens so rätselhaft redeten. Einmal war sie getadelt worden, weil sie sich auf den gepolsterten Bürostuhl der Lehrerin gesetzt hatte, obwohl sie angewiesen worden waren, sich zu setzen, „wohin sie wollten“. Und dann war sie gerügt worden, weil sie einen Radiergummi unter das Bücherregal gekickt hatte. „Sie haben gesagt, ich soll ihn dorthin tun, wo ich ihn gefunden habe“, verteidigte sie sich, „und ich habe ihn genau da drunter gefunden.“

„Sei nicht frech!“, hatte die Lehrerin sie angezischt wie eine Giftschlange.

Einmal konnte Katie sich nicht zurückhalten und sagte der Lehrerin, wie sie sich anhörte, woraufhin diese total wütend wurde. Katie musste sich die Ohren zuhalten, um diesen Lärm auszuhalten. Wie gewöhnlich verstand sie nicht, was sie getan hatte, um die Lehrerin so in Wut zu versetzen. Was war falsch daran, die Wahrheit zu sagen?

Danny blieb plötzlich stehen. Katie lief fast in ihn hinein. „Was ist los?“, fragte sie.

„Schsch!“, flüsterte Danny. „Da kommt jemand.“ Er bedeutete Katie, ihm in ein Gebüsch zu folgen.

„Warum müssen wir uns verstecken?“, wollte sie wissen.

„Weil es ein Drogensüchtiger oder ein Kinderschänder sein könnte“, erklärte Danny.

Sie warteten lautlos ab, während die Schritte näher kamen. Durch Zweige und Fichtennadeln konnten sie einen alten Mann mit einem kleinen Hund sehen. Er wäre wahrscheinlich an ihnen vorbei gegangen, wenn der Hund sie nicht gerochen hätte. Er stellte die Ohren auf und blieb stehen. Dann bellte er das Dickicht an, in dem sie sich versteckten.

„Keine Eichhörnchen jagen!“, sagte der alte Mann streng, aber der Hund blieb stehen, knurrte und bellte. Plötzlich sprang er vorwärts, und Katie sprang vor Schreck auf. Der Mann sah sie und rief seinen Hund bei Fuß.

„Was tust du hier draußen, kleines Fräulein?“, fragte er und leinte den Hund an. Danny entschloss sich, ebenfalls aufzustehen. Er hatte kein Vertrauen in Katies Talent für Ausreden.

„Wir suchen Blätter und Tannenzapfen für ein Schulprojekt“, antwortete er schnell. „Wir haben sogar ein leeres Vogelnest gefunden, aber wir haben es da gelassen, falls die Vögel zurück kommen.“ Danny war sehr gut im Erfinden, so gut, dass er oft selbst daran glaubte, was er erzählte.

„Ah, ein Schulprojekt!“ Der alte Mann nickte. „Ich erinnere mich, dass ich als Junge bunte Blätter gesammelt und gepresst habe, aber um diese Jahreszeit ist alles braun und verrottet.“ Der Hund zerrte an der Leine, winselte und wedelte mit dem Schwanz.

„Ja, das ist noch interessanter“, erklärte Danny und hob ein vermodertes Blatt auf. „Man kann die Adern sehen und wie sie schrumpeln und sich zu Erde verwandeln.“ Er zerrieb das Blatt zwischen seinen Fingern und ließ die Reste zu Boden segeln.

„Da hast du recht“, nickte der alte Mann, „Macht weiter mit eurem Projekt und beeilt euch, zur Schule zurück zu kommen, bevor es klingelt!“ Er drehte sich um, zog den Hund hinter sich her und überließ Katie und Danny die Auswertung ihrer Begegnung.

„Ich hätte den Hund gern gestreichelt“, sagte Katie, als sie sich aus dem Gebüsch wand. „Er sah so niedlich aus.“

Danny war nicht sicher, ob das eine gute Idee gewesen wäre. „Er hätte dich beißen können“, warf er ein, „und der Mann hätte ein Schuft sein können, der dich entführen will. Denk daran: Vertraue niemals einem Fremden.“

Eine Weile liefen sie weiter, doch es wurde langweilig. So friedvoll der Wald war, um diese Jahreszeit war er nicht gerade interessant.

„Vielleicht sollten wir jetzt heim gehen“, schlug Katie vor.

„Ich glaube nicht“, erwiderte Danny. „Wir sind noch gar nicht lange hier.“

„Ich habe immer noch Hunger“, verkündete Katie.

„Ja, wir hätten in der Schule essen sollen“, stimmte Danny ihr zu. Eine Weile lang redeten sie über ihr liebstes Essen, welches für Danny Nudelauflauf und Vanillepudding war, für Katie hingegen Gemüsesuppe. Als das Thema erschöpft war, verfielen sie in Schweigen und gingen stumm weiter, in Gedanken versunken.

4) Gefangen

Der alte Mann musste sie verraten haben, oder die Polizei hätte sie vielleicht sowieso gefunden. Als Katie und Danny die Polizisten sahen, versteckten sie sich schnell hinter einem Baum. Aber es half nichts, denn sie waren bereits gesehen worden.

„Jetzt kommt ihr besser heraus“, rief der große Mann in befehlendem Ton. Katie und Danny schritten langsam nach Vorne.

„Warum nehmen Sie uns fest?“, wollte Katie wissen. „Wir haben nichts falsch gemacht!“

„Meinst du?“, fragte der Polizist.

„Das meine ich nicht, ich weiß es“, antwortete Katie selbstbewusst.

„Also du denkst, es sei nicht falsch, aus der Schule weg zu laufen?“, fragte der Mann ungläubig.

„Wir sind nicht weggelaufen“, erklärte Katie. „Wir sind einfach durch das Tor hinaus gegangen. Und außerdem hat mir die Lehrerin gesagt, ich solle gehen.“

„Natürlich ist die Lehrerin schuld!“, lachte der Polizist. „Immer sind die Lehrer schuld, nie die Schüler!“

„Glauben Sie das?“ - Katie sah kurz zu ihm hoch.

Das Gesicht des Polizisten verdunkelte sich. „Fang jetzt nicht an, frech zu werden!“, warnte er Katie. „Du hast es mit dem Gesetz zu tun.“

Dannys Hände begannen zu flattern und seine Nase zitterte, wie es oft vorkam, wenn er unter Stress stand. „Sie nehmen uns also fest?“, wollte er wissen.

„Wenn du dich weigerst, mitzukommen, kann ich dir Handschellen anlegen.“ Der Polizist rasselte mit den Handschellen an seinem Gürtel und streckte seine Hand nach Danny aus. Das reichte, um diesen in Panik zu versetzen. Ohne zu überlegen drehte Danny sich um und rannte, so schnell ihn seine Beine trugen. Der Polizeibeamte zögerte nicht. Er sprintete hinterher und hatte Danny mit seinen langen Beinen rasch eingeholt.

„Nein! Fass mich nicht an!“, schrie Danny, als er die Hand auf seiner Schulter spürte. Inzwischen war die zweite Beamte, eine Polizistin, vorgetreten.

„Bitte, lassen Sie ihn gehen“, flehte Katie sie an. „Danny kann es nicht ertragen, angefasst zu werden. Es tut ihm weh!“

Die Frau eilte zu ihrem Kollegen und sagte mit fester Stimme: „Sie sind doch Autisten, hat man gesagt. Lass ihn einfach los. Ich habe die Direktorin schon angerufen, sie kommt so schnell wie möglich.“

Widerstrebend ließ der Mann Danny los und richtete sich auf, während er murmelte: „Autistisch oder nicht, sie haben ihre Lektion verdient.“

Es dauerte nicht lange, bis Frau Macintyre mit Frau Cotswold im Schlepptau ankam.

„Ich bin so froh, dass ihr in Sicherheit seid!“, waren ihre ersten Wort, und sie strahlte vor Erleichterung. „Kommt mit, Katie und Danny! Mein Auto steht vor dem Bürgerhaus. Ich nehme euch mit zur Schule.“

Die Kinder folgten ihr stumm, während die Polizisten Meldung an ihre Zentrale erstatteten.

Als sie beim Schultor waren, blieb Katie unvermittelt stehen.

„Was ist los?“, fragte Frau Cotswold. Katie zögerte. Dann fragte sie mit zitternder Stimme: „Sind Sie sicher, dass ich zurückkommen darf?“

Frau Cotswold sah verwirrt aus. „Natürlich darfst du! Du hättest die Schule erst gar nicht verlassen dürfen!“

„Aber die Lehrerin hat mich weggeschickt!“, wiederholte Katie. „Sie hat gesagt, ich soll woanders um Bildung nachsuchen!“

Frau Cotswold seufzte. „Mach dich nicht lächerlich! Du bist klug genug, um zu verstehen, was sie damit gemeint hat.“

Das war also wieder eines dieser Rätsel der Lehrerin. Wenn die Leute doch sagen würden, was sie meinten, dann wäre es so viel einfacher, miteinander auszukommen, dachte Katie.

5) Eine letzte Chance

Danny war erstaunt, als sein Vater im Büro der Direktorin auf ihn wartete. Er sah nicht gerade glücklich aus.

„Also echt, Danny, was hast du dir dabei gedacht, einfach so wegzulaufen!“, donnerte seine laute Feuerwehrmann-Stimme durch den Raum. „Da draußen hätte dir alles mögliche passieren können!“

Danny steckte seine Hände in die Taschen, um sie am Flattern zu hindern. Seine zuckende Nase aber bekam er nicht unter Kontrolle, sodass er zu Boden sah.

„Was ihr getan habt, war gefährlich, und ich hoffe, ihr tut es nie wieder“, fügte Frau Macintyre mit ruhigerer Stimme hinzu. Als Danny nicht antwortete, fragte sie: „Verstehst du mich?“ Danny nickte, aber das war anscheinend nicht gut genug.

„Sieh mich an!“, verlangte Frau Macintyre. Danny hob den Kopf, konnte ihr aber nicht in die Augen sehen. Er konnte anderen Menschen nicht in die Augen sehen. Blicke fühlten sich unangenehm an und machten ihm das Zuhören unmöglich.

„Um Himmels Willen, Danny!“, brach sein Vater die unangenehme Stille. „Du könntest dich wenigstens entschuldigen! Und hör mit diesem dummen Nasenzucken auf! Du siehst aus wie ein verrücktes Kaninchen!“

„Er kann nichts dafür“, verteidigte ihn die Direktorin, „aber dein Vater hat recht, du könntest dich zumindest entschuldigen und versprechen, die Regeln unserer Schule einzuhalten.“

Danny hätte das gerne getan, aber die Worte wollten sich nicht in seinem Mund formen. Er schwankte von einer Seite zur anderen, wobei seine Hände an den Hosentaschen zerrten und sein Gesicht zu schmerzen begann, so sehr zitterte seine Nase.

Sein Vater seufzte. „Also gut, kein Taschengeld diese Woche und kein Computer. Du hast es so gewollt!“

Danny blieb gleichgültig. Er hörte gar nicht so genau, was sein Vater sagte. Er nahm die Stimme wahr, aber es klang wie Bellen oder Hammerschläge. Er wusste, dass er das Stehen nicht mehr lange aushalten konnte und alles tun würde, um von hier fort zu dürfen.

„Komm mit, nimm deine Schultasche, wir reden zu Hause darüber.“ Sein Vater schubste ihn zur Tür. Vor der Tür stieß Danny fast mit Katie zusammen, die dort mit Frau Cotswold wartete.

„Bin ich dran?“, fragte sie aufgeregt.

„An deiner Stelle wäre ich etwas zurückhaltender“, sagte Dannys Vater zu ihr. Frau Cotswold nickte zustimmend. Dann bedeutete sie Katie, ihr zu folgen.

„Was hast du für dich selbst vorzubringen?“ fragte Frau Macintyre, als Katie sich gesetzt hatte.

„Was meinen Sie damit?“ Katie versuchte sich zu erinnern, was diese Redewendung bedeutete, konnte aber nicht die richtige Kategorie in ihrem Gehirn finden.

---ENDE DER LESEPROBE---