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Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Latinistik - Mittel- und Neulatein, Note: 3, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Sprache: Deutsch, Abstract: Die folgende Arbeit untersucht Tibulls Gedichte 1,8 und 1,9 in Bezug auf Marathus’ Geschlechterrollentausch und seine Inszenierung durch die weiblichen Merkmale der elegischen „puella“. Die Geschlechterrollen in der lateinischen Elegie stehen im Hinblick auf die Konventionen den traditionellen Geschlechterrollen in der römischen Gesellschaft konträr gegenüber, weil der „poeta“/“amator“, die erzählende Stimme, sich seiner geliebten „puella“ oder „domina“ wie ein Sklave („servus amoris“) unterwirft, was im Alltagsleben normalerweise nicht vorkommen würde. Die auf den Knaben („puer“) Marathus bezogenen drei Elegien bilden eine Ausnahme, da sie das Leitmotiv päderastischer Liebe zwischen einem „poeta“/“amator“ und einem jungen Knaben aufweisen, der gleichzeitig ein Mädchen, Pholoe, liebt. Bei diesen Elegien gesteht der „poeta“ weder das „servitium amoris“ einem „puer“ zuliebe, noch wird ein elegischer „puer delicatus“ („zarter, feiner Knabe“), wie Marathus einer ist, irgendwo als „dominus“ bezeichnet. Man könnte vermuten, dass Tibull ursprünglich beabsichtigte, Marathus und Pholoe als die gewöhnlichen elegischen „poeta“/“amator“ und „puella“ darzustellen, aber die Anwesenheit des älteren „poeta“/“amator“ und dessen Liebe zu dem Knaben sowie ein unsichtbarer weißhaariger „amator“, der das Mädchen liebt, Tibull veranlasste, mehrere Liebesabenteuer zu der Elegie hinzuzufügen und sie komplizierter als seine anderen Gedichte zu machen. Man glaubt, dass beide dargestellten Kinder literarische Erzeugnisse sind, die eine spezifische Haltung gegenüber Geschlechterrollen bei Liebesgeschichten repräsentieren. Tibull ändert das Geschlecht von Marathus, sodass der „puer“ leicht mit der „puella“ identifiziert werden kann. Durch dieses besondere päderastische Thema erzielt er auch etwas Innovatives, Humorvolles und Subtiles für das Genre.
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