Die kleine ADHS-Sprechstunde, Aktualisierte und erweiterte Auflage 2020 - Dr. Gerrit Scherf - E-Book

Die kleine ADHS-Sprechstunde, Aktualisierte und erweiterte Auflage 2020 E-Book

Dr. Gerrit Scherf

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Beschreibung

Die Erstausgabe der 2014 erschienenen "kleinen ADHS-Sprechstunde" ist ursprünglich entstanden, um meinen Patienten in der Praxis-Sprechstunde möglichst zusammenfassend einen schnellen Überblick über das breite Feld der ADHS-Symptomatik bei Erwachsenen vermitteln zu können. Hierbei war es mir wichtig, möglichst begleitende Störungsbilder und therapeutische Optionen wie Medikation und Coachingstrategien mit zu integrieren. Nicht selten ist die zugrundeliegende ADHS-Symptomatik durch sich später entwickelnde Störungen (wie z.B. Zwangsgrübeln, Sorgenängste, Panikattacken und Süchte) verdeckt. Lediglich Auffälligkeiten in der Kindheit, wie Verträumtsein oder motorische Unruhe mit Impulsivität, lassen dann noch Rückschlüsse zu. Patienten und Freunde waren so freundlich, dieses Buch mit ihren Beiträgen, Skizzen, Bildern und Gedichten zu verschönern. Die nun deutlich erweiterte 3.Ausgabe der "kleinen ADHS-Sprechstunde" ist dem erhöhten Bedarf und Anspruch meiner Patienten und den neuen Erkenntnissen ADHS betreffend geschuldet. Neue Themengebiete wie Neurofeedback, Medikationsübersicht, neurobiologische Aspekte und autistische Begleitphänomene wie auch Rechtsaspekte und Cannabismedikation hielten Einzug. Ich wünsche Ihnen mit dieser Erweiterung ebenfalls viele A-HA Erlebnisse. Neue Kapitel: Cannabis als Medizin?, ADHS und Recht.

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Die kleine ADHS-Sprechstunde

-AD(H)S bei Erwachsenen-

Einführung und kleiner Ratgeber für Patienten und Interessierte

Aktualisierte und erweiterte 3. Auflage, 2020

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2020 Dr. G. Scherf, Potsdam

Coverbild: Enrico Kosbab

Illustrationen: Enrico Kosbab, Daniela David-Spickermann Gedichte: Andrea Zillmann

Produktion: 1-2-Buch, Ebersdorf ISBN: 978-3-00-063675-2 (print) / 978-3-96799908-2 (Ebook)

„ADHS ist keine Krankheit.Es ist eine Kraft, Dinge auf kreativen Wegen zu erreichen, die für andere Menschen untypisch sind.“ „Du kannst die Wellen nicht stoppen, aber du kannst lernen, sie zu reiten.“

Jon Kabat-Zinn

Besonderer Dank für alle Gedichte und Zeichnungen giltAndrea Zillmann, Daniela David-Spiekermann und Enrico Kosbab.

„Ablenkung und Unruhe“Daniela David-Spickermann, 2015

Die Gedanken sind frei und flüchtig

Ich weiß ja ich sollte, doch kann ich oft nicht wie ich wohl wollte, denn flugs sie sprangen von einer zur andern Synapse, Gedanken die wandern, und nicht wollten bleiben am Punkt- und mich schier in den Wahnsinn treiben!

Andrea Zillmann, 2008

Einleitung

Dieser Ratgeber ist zunächst eine Einführung in das Thema für meine Patienten, soll darüber hinaus aber auch Interessierten und Angehörigen von Betroffenen einen schnellen Einblick in die Welt eines ADHS-Betroffenen geben. Neben der nun mittlerweile breiter werdenden Literatur war es mir wichtig, eine knappe, leicht verdauliche und möglichst finanziell erschwingliche Zusammenfassung des aktuellen Erkenntnisstandes darzustellen.

ADHS steht allgemein für Aufmerksamkeits-Defizit- Hyperaktivitäts-Syndrom. ADHS bezeichnet also ein Aufmerksamkeitsproblem, welches mit Hyperaktivität (körperlicher und/oder innerer Unruhe) einhergeht.

Es gibt aber auch einen Typus mit einer reinen Aufmerksamkeitsstörung, den so genannten „Träumer-Typ“, welcher als ADS (= Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom) bezeichnet wird. Die Erfahrung zeigt allerdings, dass es fließende Übergänge gibt und mehr oder weniger meistens ein kleines „H“ vorhanden ist. Die hyperaktive Komponente tritt im Laufe der Jahre zunehmend in den Hintergrund. Die meisten Patienten beschreiben eher eine Art „innere Unruhe“.

Ein kleiner Teil stellt die rein hyperaktiv-impulsive Variante dar, bei welcher die Aufmerksamkeitsstörung gänzlich fehlt. Diese ist aber seltener und geht oft in der Diagnose „emotional-instabile Persönlichkeitsstörung vom Impulsivtyp“ auf.

Häufig spielen Selbstwertprobleme bei Betroffenen eine erhebliche Rolle. Betroffene denken oft sehr problemorientiert und sehen hauptsächlich nur die Nachteile, welche möglicherweise eine ADHS-Symptomatik haben könnte. Aus diesem Grund will ich zunächst einmal auf wirklich herausragende positive Eigenschaften bei ADHS-Betroffenen eingehen.

Meiner Erfahrung nach finden sich viele Beispiele, in denen ADHS-Betroffene sehr kreative Fähigkeiten haben, flexibel sind, eine bemerkenswerte Sozialkompetenz zeigen und nicht selten auch eine hohe Empathiefähigkeit (Einfühlungsvermögen) aufweisen. Oft werden diese Leute gerade bei wichtigen Lebensentscheidungen um Rat gefragt und deren Meinung hochgeschätzt, da sie nicht selten brutal ehrlich in ihren Aussagen sind. Grundsätzlich liegt eine (jedoch zeitlich begrenzte) hohe Team- und Anpassungsfähigkeit vor.

Darüber hinaus sind ADHS-Betroffene oft sehr treu, gerechtigkeitsliebend und setzen sich für die Belange von Randgruppen ein. Nicht selten liegt auch eine hohe Sensibilität für innere Prozesse vor, so dass beispielsweise nahezu non-verbal (ohne Worte) gespürt werden kann, was der Andere brauchen könnte. ADHS-Betroffene sind oft auch als kommunikativ, gesellig und kontaktfreudig bekannt.

Viele Betroffene wissen von ihrem Potenzial leider nur recht wenig oder es gelingt ihnen nicht, dieses in richtiger Weise zu nutzen. Sich gerade mit einer möglichen ADHS-Symptomatik und den damit verbundenen Problemfeldern erstmalig auseinanderzusetzen, bietet aber auch die Möglichkeit, sich neu orientieren zu können, Stärken zu nutzen und an Defiziten zu arbeiten. Schluss mit dem Gefühl zu machen, dass „irgendetwas anders mit Einem ist“, ist dann ein großer Wunsch. Oft höre ich den Satz, dass Betroffene eigentlich mit ihrem Potenzial hätten mehr erreichen müssen, aber sie irgendetwas an der Ausführung hemmt. Wie ein Rennwagen mit 500 PS, der aber nur bis zum dritten Gang gefahren werden kann. Es ist so viel mehr drin…

Diese Einführung ist gerade an die Personen gerichtet, die sich erstmalig mit der gesamten ADHS-Symptomatik auseinandersetzen wollen. Es soll ein Versuch sein, einen Überblick über die Komplexität des ADHS zu geben. Betroffene mit vorrangiger ADS-Symptomatik („Träumertyp“) sollen sich hierbei aber nicht herabgestuft fühlen. Auch wenn oft über ADHS geschrieben wird, so ist ein Großteil der Informationen in diesem Buch auch für ADS-Betroffene geschrieben. Bei Abweichungen wird gesondert auf die Unterschiede eingegangen.

Da gerade ADHS-Betroffene nicht mit Geduld gesegnet sind, habe ich versucht, mich auf das Wesentliche zu beschränken, damit Betroffene einen schnellen Überblick bekommen können.

Bewusst habe ich auf umfangreiche Referenzen und Fußnoten verzichtet. Am Schluss habe ich einige Kontaktmöglichkeiten, Referenzliteratur und Bezugsquellen zur weiteren Recherche aufgeführt. Ich empfehle sehr, sich breit und tief mit der gesamten Thematik vertraut zu machen.

Nur der, der das Problem kennt und benennen kann, kann auch eine Lösung finden!

Historisches über ADHS

Wer meint, dass es sich bei ADHS um eine neuartige Modediagnose handelt, kennt vermutlich nicht den historischen Hintergrund um diese Erkrankung. Im Folgenden werden einzelne Persönlichkeiten skizziert, die sich mit dem Beschwerdebild auseinandergesetzt haben.

Bereits 1775 wurde durch den deutschen Arzt Melchior Adam Weikard eine Beschreibung über eine hyperkinetische Störung in seinem Buch „Der philosophische Arzt“ veröffentlicht. Er widmete der „Attentio Volubilis“ (Mangel der Aufmerksamkeit) ein ganzes Kapitel.

Interessanterweise decken sich die beschriebenen Symptome weitestgehend mit den diagnostischen Richtlinien heutiger internationaler Systeme.

Die beschriebene „unaufmerksame Person“ nach Weikard sei „…nur oberflächlich wahrnehmend und ungeduldig, wenig sorgfältig. Es mangele ihr an der Fähigkeit, aufmerksam zuzuhören. Meist könne sie sich nur an die Hälfte des Gehörten erinnern. Im Allgemeinen bestehe ihr Wissen aus „ein wenig von allem, aber nichts vom Ganzen““1.

Typisch für den von Weikards beschriebenen unaufmerksamen Menschen sei im Weiteren „…eine ausgeprägte Motivation, Dinge anzugehen, dies aber nur mit mangelhaftem Durchhaltevermögen“.

Für die damalige Zeit waren Weikards Empfehlungen gar nicht so schlecht. Er empfahl bei übermäßiger Aktivität die Reizabschirmung in einem dunklen Raum sowie kalte Bäder. Darüber hinaus sportliche Aktivitäten (Reiten und Gymnastik) sowie Verabreichen von Mineralwasser. Sicherlich können wir über so manche Empfehlung von ihm heute streiten…

Ein Zeitgenosse Weikkards war der schottische Arzt Sir Alexander Chrichton, der 1798 eine Aufmerksamkeitsstörung beschrieb, die dem heutigen „Träumer-Typ“ sehr nahekommt. Er ging von einer Art Gedächtniskrankheit mit Übersensibilität der Nerven im Gehirn aus, die Betroffene in einen unnatürlichen, unruhigen Zustand versetzen würden.

Der amerkanische Psychologe William James beschrieb 1890 in seinem Werk „The Principles of Psychology“ Menschen mit Störungen der Impulskontrolle und Selbstreflektion. Aus seiner Sicht waren die daraus resultierenden Eigenschaften wie Schlagfertigkeit und schnelle Reaktionen von Vorteil.

Der englische Kinderarzt George Frederick Still beschrieb 1902 Kinder, die bei vollkommener normaler Intelligenzentwicklung Probleme mit der Daueraufmerksamkeit und Selbstregulation hatten. Er beschrieb ferner Kinder, die erhebliche Schulprobleme und Schwierigkeiten beim Rechnen aufwiesen. Sie seien stark erregbar und empfänglich für kleinste Provokationen.

In Deutschland ist der Frankfurter Nervenarzt und Autor Heinrich Hoffmann hinlänglich bekannt, der 1844 bis 1846 die Urfassung des „Struwwelpeters“ schrieb. Er gilt als der Begründer der modernen Kinder- und Jugendpsychiatrie.

Die Beschreibungen des Zappelphilipps und Hans Guck-in-die-Luft werden auch heute noch als volkstümliche Beschreibungen bzw. Symbole für Spielarten der Aufmerksamkeitsstörungen herangezogen. Das „Zappelphilipp-Syndrom“ ist hinlänglich als hyperaktive Variante bekannt, Hans-Guck-in-die-Luft hingegen wird als „Träumer-Typ“ für eine Aufmerksamkeitsstörung ohne Hyperaktivität, aber mit deutlich reduzierter Aufmerksamkeit gedeutet. Ergänzend kann der böse Friederich als Beispiel für eine Störung des Sozialverhaltens mit Problemen der Impulssteuerung, der Suppen-Kaspar als komorbide Essstörung gesehen werden2.

Der fliegende Robert wäre das Pendant zu einem „Adrenalin-Junkie“ mit Sucht nach Nervenkitzel. Die Geschichte beschreibt Roberts Ungeduld und der Suche nach „action“. Während auf den Straßen ein heftiger Sturm tobt und alle anderen Menschen schnell nach Hause flüchten, hält er es aufgrund seines inneren Drangs nicht länger in der Stube aus.

Die traurige Geschichte der Pauline mit dem Feuerzeug könnte demnach auch Hinweise auf die Neugier und Impulsivität von ADHSlern bei vermindertem Gefährdungsbewusstsein enthalten. Pauline entzündete in dieser Geschichte neugierig die Streichhölzer, die die Eltern auf dem Tisch liegen ließen. Pauline geriet hierbei bis auf ihre Schuhe in Brand.

1 Barkley/Peters, Journal of Attention Disorders, 16 (2012), 623-630

2 E. Seidler, „Zappelphilipp“ und AHDS, Dtsch Arztebl 2004; 101(5)

Störungen der Aufmerksamkeit

Die Wahrscheinlichkeit AD(H)S zu haben, liegt je nach Studie zwischen 3-7%. Problematisch ist allerdings, dass leichtbis mittelgradig Betroffene dies aufgrund ihrer Intelligenzlage und Sozialkompetenz zeitweise gut kompensieren und gar nicht so schnell bemerken. Lange kann dann sogar eine zugrundeliegende ADHS-Symptomatik verborgen bleiben oder versteckt sich hinter anderen Krankheitsbildern. Es muss von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen werden. Die Häufigkeit der Diagnosestellung bei Betroffenen im Erwachsenenalter nimmt mittlerweile etwas zu, was vermutlich mit einer Sensibilisierung der Ärzte zu tun hat. Allerdings ist dann wiederum die qualitative Behandlung im Vergleich zum Kindes- und Jugendalter schlechter wie Studien gezeigt haben3.

Wie Patienten zu ihrer Diagnose gelangen, ist sehr unterschiedlich. Die einen interessieren sich nur für die Diagnose, da sie aus unterschiedlichen Quellen davon gehört haben und überprüfen wollen, ob sie es auch haben. Die anderen haben Kinder mit der Diagnose ADHS und fragen sich, ob sie hinsichtlich der zugrundeliegenden genetischen Ähnlichkeiten selbst betroffen sein könnten. Oft werden sie sogar von ihren Kindern zum Facharzt geschickt, da diese bei ihren Eltern die gleichen Symptome wie bei sich selbst festgestellt haben. Hierbei sei bemerkt, dass die Wahrscheinlichkeit, AD(H)S zu vererben, bei über 60% liegt.

Es tauchen zu Beginn immer verschiedene Fragen auf: „Kann ich das vielleicht auch haben?“, „Wie äußert sich das bei mir?“, „Bin ich dafür nicht schon zu alt?“. Viele Patienten sind auch durchaus kritisch mit der Diagnose, haben sie nicht allzu oft in den Medien Schlechtes über eine Behandlung mit Stimulanzien bei ADHS gehört und befürchten diesbezüglich eine mögliche Abhängigkeit. Aus Erfahrung kann ich nicht zustimmen, dass sich generell durch die Stimulanziengabe Abhängigkeit entwickeln. Einzelne Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Wer manipulieren will, der manipuliert sowieso. Viele Betroffene wollen aber wirklich behandelt werden und nicht einfach nur in den Genuss von Methylphenidat oder Amfetaminen kommen. Vielmehr wollen sie sich mehr an Vorgaben halten, um endlich eine Verbesserung ihrer gesamten (und oft leidbringenden) Situation zu erreichen.

Nach meiner Erfahrung ist fast immer eine Aufmerksamkeitsstörung bei den Betroffenen vorhanden. Hiermit ist die Fähigkeit gemeint, fokussiert an einer Sache oder einem Problem anhaltend arbeiten zu können, ohne sich dauernd von anderen, scheinbar wichtigeren Dingen ablenken zu lassen.

Problematisch ist in diesem Zusammenhang, dass Arbeitsprozesse nicht geplant und geordnet zu Ende gebracht werden können. Alles wird irgendwie angefangen, aber nur selten zu Ende geführt.

Betroffene haben mir in diesem Zusammenhang immer wieder berichtet, dass sie die „Meister der Planung“ seien, es aber dann ordentlich an der Umsetzung hapere. Informationen können nur schwer „gefiltert“ werden, die verschiedenen ankommenden Reize führen dann immer wieder zur Ablenkung.

Wichtig hierbei ist, dass eine Aufmerksamkeitsstörung von einer Konzentrationsstörung unterschieden werden muss. An dieser Stelle helfe ich meinen Patienten mit dem Beispiel eines Fotoapparates. Die Aufmerksamkeit gleicht hierbei der Blende eines Fotoapparates, die zu weit oder zu eng eingestellt sein kann. Liegt allerdings eine Konzentrationsstörung vor, so gleicht diese einer Störung im Prozessor des Fotoapparates, der die eingefangenen Informationen nicht adäquat verarbeiten kann. Es handelt sich also um verschiedene Abschnitte der Informationsverarbeitung.

Die Konzentrationsfähigkeit vieler Betroffener ist allerdings in der Regel normal. Verschiedene Reize stoßen quasi immer neue Gedankenketten an, die verbunden mit hoher Kreativität dann ganz andere Aktivitäten auslösen und damit umgangssprachlich „unkonzentriert“ sind.

Zum besseren Verständnis gebe ich meinen Patienten ein zweites bildhaftes Beispiel an die Hand. Die Aufmerksamkeit eines Menschen ist auch vergleichbar mit dem Scheinwerferkegel eines Autos. Viele Gegenstände tauchen beim Fahren darin kurz auf, verschwinden dann aber schnell wieder in der Dunkelheit.

Bei einer Aufmerksamkeitsstörung ist der Scheinwerferkegel viel zu groß und zu breit, wie bei Fernlicht. Zu viele Dinge tauchen auf und verschwinden wieder. Alles Auftauchende erscheint gleich wichtig und lenkt wieder von dem zuvor fokussierten Objekt ab. Der Filter der Wahrnehmung ist gestört.

Im Alltag geht es den Betroffenen dann ähnlich: Das Gesichtsfeld (Scheinwerferkegel) fängt alles ein. Erblickte Sachen produzieren immer wieder neue Ideen, die vom Vorherigen ablenken. Routinearbeiten, wie Haushalt machen, Aufräumen oder Schriftkram erledigen (wie beispielsweise die wenig geschätzte Steuererklärung), können dann ständig von „Nebensächlichkeiten“ unterbrochen werden. Hierbei verzetteln sich viele Patienten. Es ist dann fast unmöglich, dass geordnet und sorgfältig geplant und abgearbeitet werden kann.

Selbst geplante „Holzfällerarbeiten“ können dann durch kreative Gedanken anders laufen…