Die kühle Woge des Glücks - Edith Wharton - E-Book

Die kühle Woge des Glücks E-Book

Edith Wharton

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

»Sie hatte alles, was sie wollte, aber manchmal hatte sie das Gefühl, dass es noch Dinge gab, die sie vielleicht würde haben wollen, wenn sie von ihnen wüsste« Undine Spragg ist genauso skrupellos wie wunderschön. Sie hat nur ein Ziel: den Aufstieg in die bessere Gesellschaft. Als sich Ralph Marvell, der Spross einer der besten New Yorker Familien, in sie verliebt, scheint Undines Traum von Geld, Reichtum und Status in greifbarer Nähe. Doch schon während der Hochzeitsreise fürchtet die junge Frau, noch bessere Gelegenheiten zu verpassen. Bald ist ein neuer Verehrer gefunden, mit dem die schöne Undine auf der sozialen Leiter noch höher hinauf steigt. Ediths Whartons Roman über Reichtum und Schönheit hat auch 100 Jahre nach seinem Erscheinen nichts an Aktualität eingebüßt. »Die kühle Woge des Glücks« – jetzt erstmalig bei Piper Edition erhältlich

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

Übersetzung aus dem Amerikanischen von Karen Lauer

Mit einem Nachwort von Elaine Showalter

ISBN 978-3-492-98504-8

Januar 2017

© Charles Scribner’s Sons 1913. Copyright assigned to William R. Tyler.

Die Originalausgabe erschien 1913 unter dem Titel »A Custom of the Country« bei Charles Scribner’s Sons in New York.

© des Nachworts: Elaine Showalter 1994

Deutsche Ausgabe:

© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 1997

Covergestaltung: zero-media.net, München

Covermotiv: FinePic®, München

Datenkonvertierung: abavo GmbH, Buchloe

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken. Die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ist ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Wir weisen darauf hin, dass sich der Piper Verlag nicht die Inhalte Dritter zu eigen macht.

Erstes Buch

1

»Undine Spragg – was fällt dir ein?« rief Undines Mutter in wehleidigem Ton und hielt abwehrend ihre vorzeitig gealterte, schwer beringte Hand vor einen Brief, den ein gelangweilter Page eben abgegeben hatte.

Doch ihr Widerstand war so schwach wie ihr Protest, und sie lächelte noch ihre Besucherin an, als Miss Spragg mit ihren flinken jungen Fingern das Billett ergriff und sich ans Fenster zurückzog.

»Das ist doch wohl für mich«, warf sie ihrer Mutter über die Schulter zu.

»Haben Sie so was schon gesehen, Mrs. Heeny?« seufzte Mrs. Spragg, stolz den Kopf schüttelnd.

Mrs. Heeny, eine stämmige, kompetent wirkende Person in einem Regenmantel, deren schäbiger Schleier hochgeschlagen war und zu deren Füßen eine alte Krokotasche stand, folgte dem Blick der Mutter mit heiterer, beifälliger Miene.

»Die reizendste Gestalt, die mir je begegnet ist«, stimmte sie ihrer Gastgeberin zu, die Frage eher dem Sinn als dem Wortlaut nach beantwortend.

Mrs. Spragg und ihr Besuch thronten auf zwei schweren vergoldeten Sesseln in einem der privaten Salons im Hotel Stentorian. Die Spragg-Zimmer zählten zu den sogenannten Looey-Suiten, und die Wände des Salons waren oberhalb der polierten Mahagonitäfelung mit lachsrosa Damast bespannt und mit ovalen Bildnissen von Marie Antoinette und der Prinzessin de Lamballe geschmückt. Auf dem bunt gemusterten Teppich stand in der Mitte ein vergoldeter Tisch mit einer Platte aus Onyxmarmor und darauf ein vergoldeter Korb mit einer Palme und einer rosa Schleife. Bis auf dieses Prachtstück und ein Buch, das daneben lag – The Hound of the Baskervilles –, wies das Zimmer keine Spuren menschlicher Benutzung auf, und Mrs. Spragg selbst wirkte so erhaben wie eine Wachspuppe in einem Schaufenster. Von ihrer modischen Kleidung her hätte ihr eine solche Stellung auch durchaus gebührt, und ihr blasses, weiches Gesicht mit den geschwollenen Lidern und den hängenden Mundwinkeln ließ sie aussehen wie eine angeschmolzene Wachsfigur, der das Kinn zu einem Doppelkinn zerronnen ist.

Dagegen nahm sich Mrs. Heeny beruhigend handfest und wirklich aus. Die Art, wie ihr kompakter, dunkel bekleideter Körper in den Sessel gepflanzt war und ihre breiten roten Hände die vergoldeten Lehnen umfassten, zeugte von einer geregelten Betätigung und Selbstvertrauen: Mrs. Heeny war eine Maniküre und Masseuse der »Gesellschaft«. Für Mrs. Spragg und ihre Tochter erfüllte sie eine doppelte Funktion, indem sie beide fachgerecht behandelte und ihre Freundin war; und in der letzteren Eigenschaft war sie jetzt, nach vollbrachtem Tagewerk, auf einen Sprung vorbeigekommen, um die einsamen Damen vom Stentorian ein wenig »aufzumuntern«.

Die junge Dame, deren »Gestalt« Mrs. Heenys fachmännische Anerkennung galt, verschob auf einmal ihre reizende Silhouette, indem sie sich den beiden Frauen zuwandte.

»Hier – jetzt kannst du ihn haben«, sagte sie, den Brief zerknüllend, und warf ihn ihrer Mutter verächtlich in den Schoß.

»Wieso – ist er denn nicht von Mr. Popple?« stieß ihre Mutter leichtfertig aus.

»Nein – ist er nicht. Wie kommst du darauf, dass ich das gedacht habe?« gab ihre Tochter schroff zurück; doch dann erklärte sie in einem Ausbruch kindlicher Enttäuschung: »Er ist bloß von Mr. Marvells Schwester – oder sie schreibt zumindest, dass sie seine Schwester ist.«

Mrs. Spragg runzelte verblüfft die Stirn und tastete zwischen den Jett-Fransen an ihrem fest geschnürten Oberteil nach ihrem Monokel.

Mrs. Heenys kleine blaue Augen funkelten vor Neugierde. »Marvell – welcher Marvell ist es denn?«

Lustlos erklärte das junge Mädchen: »So ein Kleiner – Mr. Popple hat, glaube ich, gesagt, er heiße Ralph«; und die Mutter setzte hinzu: »Undine hat die beiden gestern Abend auf dem Fest hier kennengelernt. Und Mr. Popple hat von einem neuen Stück gesprochen, das man sich unbedingt ansehen müsse, und da dachte sie –«

»Woher in aller Welt willst du wissen, was ich gedacht habe?« warf Undine aufbrausend ein, und ihre grauen Augen unter den geraden schwarzen Brauen funkelten drohend.

»Wieso, du hast doch gesagt, du glaubst –«, setzte Mrs. Spragg vorwurfsvoll an; doch Mrs. Heeny achtete nicht auf das Gezänk und ging ihren eigenen Gedanken nach.

»Welcher Popple? Claud Walsingham Popple, der Porträtmaler?«

»Ja, ich glaube. Er meinte, er würde mich gern malen. Mabel Lipscomb hat ihn mir vorgestellt. Meinetwegen kann er mir gestohlen bleiben«, erwiderte das Mädchen, rot vor Ärger.

»Kennen Sie ihn, Mrs. Heeny?« fragte Mrs. Spragg.

»Das will ich meinen. Ich hab ihn für sein erstes Gesellschaftsporträt manikürt – ein Ganzporträt von Mrs. Harmon B. Driscoll.« Mrs. Heeny lächelte ihre Zuhörerinnen nachsichtig an. »Ich kenne jeden. Wer mich nicht kennt, der gehört nicht dazu, und Claud Walsingham Popple gehört sehr wohl dazu. Aber längst nicht so sehr«, fuhr sie abwägend fort, »wie Ralph Marvell – der Kleine, wie Sie ihn nennen.«

Bei den letzten Worten drehte Undine Spragg sich mit einer der schnellen Kehrtwendungen zu ihr um, die ihre jugendliche Beweglichkeit bewiesen. Sie drehte sich ständig hin und her und um sich selbst, und ihre Bewegungen schienen stets von einem Punkt in ihrem Nacken auszugehen, gleich unter der hochgesteckten Rolle ihres rotblonden Haars, und ihren ganzen schlanken Körper bis zu den Spitzen ihrer Finger und ihrer rastlosen schmalen Füße zu durchlaufen.

»Wieso, kennen Sie etwa die Marvells? Sind das denn feine Leute?« fragte sie.

Mrs. Heeny antwortete mit der resignierten Geste eines Pädagogen, der sich vergeblich bemüht hat, in einen aufrührerischen Geist den Keim des Wissens zu pflanzen.

»Aber Undine Spragg, ich hab Ihnen doch immer wieder alles über sie erzählt! Seine Mutter war eine Dagonet. Sie wohnen bei Urban Dagonet unten am Washington Square.«

Mrs. Spragg verstand noch weniger als ihre Tochter. »Was, da unten? Und warum wohnen sie bei jemand anderem? Können sie sich keine eigene Wohnung leisten?«

Undine war schneller von Begriff und sah Mrs. Heeny forschend an.

»Wollen Sie damit sagen, dass Mr. Marvell so vornehm ist wie Mr. Popple?«

»So vornehm? Claud Walsingham Popple gehört nicht mal seiner Klasse an!«

Mit einem Satz war das Mädchen bei der Mutter, schnappte sich den zerknüllten Brief und strich ihn wieder glatt.

»Laura Fairford – heißt so seine Schwester?«

»Mrs. Henley Fairford; ja. Was schreibt sie denn?«

Undines Gesicht leuchtete auf, als wäre durch die drei Vorhänge vor den Fenstern des Stentorian ein abendlicher Sonnenstrahl gedrungen.

»Sie fragt, ob ich am Mittwochabend zu ihr zum Essen komme. Ist das nicht merkwürdig? Warum fragt sie mich denn? Sie hat mich doch noch nie gesehen!« Ihr Tonfall ließ erkennen, dass sie längst daran gewöhnt war, bei Leuten, die sie gesehen hatten, sehr »gefragt« zu sein.

Mrs. Heeny lachte. »Aber er hat Sie gesehen, oder?«

»Wer? Ralph Marvell? Ja, natürlich – Mr. Popple hat ihn gestern zu dem Fest hier mitgebracht.«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!