Die kürzeste Geschichte allen Lebens - Harald Lesch - E-Book

Die kürzeste Geschichte allen Lebens E-Book

Harald Lesch

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Beschreibung

Vom Urknall bis zum Homo sapiens sapiens: In einer rasanten Zeitreise erzählen Harald Lesch und Harald Zaun die großen Momente der 13,7 Milliarden Jahre alten Geschichte allen Lebens. Sie führen durch die Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten, zur Entfaltung des Lebens und schließlich zur Ausbildung des menschlichen Bewusstseins. Ihre Naturgeschichte ist spektakulär und doch das Gegenteil eines Schöpfungsmärchens: die kürzeste wissenschaftliche Reportage unserer Entwicklung.

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

ISBN 978-3-492-99249-7

© Piper Verlag GmbH, München 2018

© Piper Verlag GmbH, München/ Berlin 2008

Covergestaltung: semper smile, München

Covermotiv: Mauritius Images/ Radius Images

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

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Inhalt

Einleitung

Eine gewaltige Ouvertüre

Vom Urknall zur Planck-Zeit

Inflation und Tanz der Materie

Siegeszug von Raum, Zeit und Materie

Licht- und Materieoasen

Geburt des Lichts und der ersten Galaxien und Sterne

Am Rande der Wirklichkeit

Einzug der Exoten

Planetare Explosion

Entstehung der Sterntrabanten und Exoplaneten

Irdische Genesis

Die Urerde

Der Beginn

Von der Ursuppe zum Einzeller

Biologische Expansion

Kambrische Explosion und das Ende der Dinosaurier

Eroberungszug der Säugetiere

Erster Säuger – letzter Menschenaffe

Projekt Menschwerdung

Vom Frühhominiden zum Homo neanderthalensis

Kreativ-geistige Sprünge

Vom Homo sapiens zur ersten Wissensexplosion

Warum in dieser Welt ?

Danksagung

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die Entdeckung der Evolution schließt die Einsicht ein, dass unsere Gegenwart mit absoluter Sicherheit nicht das Ende oder gar das Ziel der Entwicklung sein kann.

Hoimar von Ditfurth

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft. Eingebettet im Zeitstrom, gefangen im Strudel der Zeit, treibend in seinem Fluss, kann der Mensch der Moderne die von ihm selbst geschaffenen künstlichen drei Grundpfeiler der Zeit bewusst weder er- noch durchleben. Was wissen wir schon vom wahren Wesen der Gegenwart, die für das menschliche Gehirn, wie uns die Hirnforschung lehrt, sage und schreibe nur drei Sekunden währt? Drei Sekunden, um sich die Gegenwart zu vergegenwärtigen, den zarten Atem des Augenblicks einzuhauchen und den Flug des Zeitpfeils zu beobachten – das ist aus irdischer Perspektive ein fürwahr kurzer Zeitraum. Dass die Zeit fließt und ihr ewiger Getreuer – der sich linear fortbewegende, nimmer greifbare oder einholbare Zeitpfeil – seinen Flug mit stoischer Gleichgültigkeit unbeirrbar fortsetzt, ohne etwas von seiner eigenen Existenz zu erahnen, zwingt uns, seiner Spur auf andere Weise zu folgen. Wir müssen tief in die vergangenen »Gegenwarten«blicken, zurück zu den Anfängen von Bewusstsein und Intelligenz gehen, ja sogar zurück bis zum Anfang aller Dinge, dem Urknall, der die Weichen für die Gegenwart und Zukunft unserer Spezies gestellt hat.

Dieser Philosophie folgend, schicken wir Sie, lieber Leser, mit diesem Buch auf eine chronologisch ungewöhnliche Zeitreise, bei der wir phantastische Zeitsprünge wagen, die uns zwingen, mal in der Gegenwarts- oder mal in der Vergangenheitsform zu erzählen. Es ist eine Exkursion durch Raum und Zeit, die uns vom Big Bang und dem Anfang der Zeitlichkeit über die Bildung der Materie und Entstehung erster Lebensformen bis hin zur ersten Wissensexplosion der Menschheit führt, wobei wir die Frage, wie Leben und Bewusstsein in die Welt kamen, vorrangig behandeln. Sie bildet nicht von ungefähr den roten Faden dieser Lektüre, die sich vornehmlich an Theorien und Modellen orientiert, die derweil das Gros der Wissenschaftler akzeptiert. Anstatt ein Geflecht einander widersprechender Hypothesen darzulegen, erzählen wir Ihnen »unsere« Version der Vergangenheit – kurz und knapp, ohne Wenn und Aber, so wie sie sich in den Grundzügen dereinst mit großer Wahrscheinlichkeit zugetragen hat. Bei alledem richten wir unseren Fokus ausschließlich auf die Entwicklung des irdischen Lebens. Die fraglos vielen Geschichten des Lebens, die in den Tiefen des Alls geschrieben wurden und in denen außerirdische Lebewesen die Hauptrollen mimten, sind für uns vernachlässigbar, weil kein irdischer Chronist sie kennt.

Gewiss, viele der von uns vorgestellten Fakten und Interpretationen wird mancher Experte naturgemäß anders sehen und deuten. Wo »Fakten« gehobelt werden, fallen Späne der Information. Vereinfachungen waren hie und da unumgänglich, der Mut zur Lücke obligatorisch, bisweilen sogar berechtigt, ist unser Wissen von dieser Welt doch selbst höchst lückenhaft. Denken Sie nur an die Geologen, Mikro- oder Meeresbiologen, die von ihren »Kosmen« bis heute bestenfalls nur kleine Ausschnitte kennen. Oder an die Astrophysiker, die von mehr als drei Vierteln der kosmischen Materie keine Rechenschaft ablegen können. Und nicht zuletzt an die Paläoanthropologen, die bislang nur 0,01 Prozent aller potenziellen fossilen Fundstücke ausgegraben haben. Mag sein, dass solcherlei Wissenslücken der Treibstoff für den Motor Wissenschaft sind. Andererseits durchsetzen sie aber auch die Inseln des Wissens und verwehren uns somit die Sicht auf das Ganze. Für uns Anlass genug, Ihnen mit dieser Lektüre die wichtigsten Gebiete dieser Wissensinseln näher vorzustellen und dabei eine andere wichtige Lücke zu schließen. Denn anders als das Gros der Literatur zur Evolution, das in der Regel Lexikoncharakter hat und vor Informationen und Theorien überquillt, heben wir die Zäsuren der Weltgeschichte hervor, ohne den zuvor angesprochenen roten Faden aus den Augen zu verlieren.

Wer sich weiter in die Thematik vertiefen möchte, möge seine Neugierde mit entsprechenden Nachschlagewerken stillen oder sich die Bücher aus unserem Literaturverzeichnis zu Gemüte führen bzw. den dort aufgeführten Links folgen.

Dass uns dieses Buch besonders am Herzen liegt, hängt unter anderem auch mit den derzeit immer stärker werdenden kreationistischen Strömungen zusammen, deren Anhänger die Bibel beim Wort nehmen und den Anfang der Welt – in Anlehnung an die 1650 von James Ussher (1581 – 1656 ) tradierte Berechnung – mehrheitlich auf den 23. Oktober 4004 v. Chr. datieren. An diesem Tag markierte Gott angeblich in aller Herrgottsfrühe den Beginn der Genesis …

Wenn wir ausdrücklich allen »Intelligent-Design«-Bestrebungen, mit denen Neokreationisten ihren Glauben wissenschaftlich zu untermauern versuchen, eine klare Absage erteilen, richtet sich unsere Kritik gleichwohl nicht gegen die Kirche oder generell gegen Religionen. Nein, Gott steht nicht außerhalb der Evolution. Glauben und Wissenschaft müssen nicht miteinander kollidieren oder einander ausschließen. Wer oder was auch immer dieses Universum geschaffen, welche Energieform oder Nicht-Energieform dem Kosmos dereinst Leben eingehaucht hat, bleibt das größte Geheimnis der 13,7 Milliarden Jahre währenden Geschichte unserer Welt, das auch wir nicht wissenschaftlich wegerklären können oder wollen.

Natürlich haben Menschen aller Kulturen zu allen Zeiten die Frage nach Gott aufgeworfen und den Sinn und Zweck unseres Universums und unseres eigenen Daseins hinterfragt. Seit dem Auftauchen des ersten mit Geist und Bewusstsein gesegneten Hominiden hat unser Planet mehr als 82 Milliarden menschenartiger Lebewesen kommen und gehen sehen. Ihr Wirken, ihre Taten und Untaten hat er als stummer Zeitzeuge stillschweigend ertragen. Und er wird mit uns auch weiterhin vorliebnehmen müssen – spätestens bis zum Jahre acht Milliarden nach Christus. Neuesten Berechnungen zufolge bläht sich dann unsere Sonne zu einem Roten Riesen auf und verschluckt die Erde mitsamt ihren »Bewohnern«, sofern unsere Art bis dahin noch existieren und an der interstellaren Raumfahrt keinen Gefallen gefunden haben sollte. Eine andere Schätzung besagt zudem, dass unser Universum irgendwann selbst das Zeitliche segnen wird. In einer Trillion Jahre ( eine Eins mit 18 Nullen ) droht ihm der Hitzetod.

Bis dahin haben wir allerdings noch etwas Zeit. Die Evolution, die in Bezug auf unsere Art ( und einige Tier-und Pflanzenarten ) inzwischen keine biologische mehr ist, sondern zu einer von Menschenhand geschaffenen technisch-elektronischen sowie biotechnologisch-gentechnischen mutiert, geht immer weiter – ob mit oder ohne uns. Gemessen an den Äonen, die das Universum noch durchleben muss, hat die Geschichte des Werdens und Vergehens gerade erst angefangen.

Wir wünschen Ihnen genauso viel Vergnügen beim Lesen, wie wir es beim Schreiben hatten.

Eine gewaltige Ouvertüre

Vom Urknall zur Planck-Zeit

Wir können nicht in große Entfernungen schauen, ohne gleichzeitig in die Vergangenheit zurückzublicken. In der Kosmologie sind Raum-, Zeit- und Objektfragen eng miteinander verflochten.

Hans-Joachim Blome

Das Nichts sucht das Sein heim.

Jean-Paul Sartre

Weshalb macht sich das Universum die Mühe, zu existieren?

Stephen Hawking

Die klassische Urknalltheorie beschreibt die Nachwirkungen der Explosion, doch sie unternimmt keinen Versuch zu erläutern, was »knallte«, wie es »knallte« und weshalb es »knallte«.

Alan Guth

Inflation und Tanz der Materie

Siegeszug von Raum, Zeit und Materie

Unterstellt man die Annahme, dass der Kosmos als Planck-Universum begann, dann ist eine inflationäre Expansion unabdingbar, um die Dimension des heutigen Universums zu erreichen. Derzeit existieren dafür mehr als 50 verschiedene Ansätze; keiner davon kann wirklich definitiv und exakt eine euklidische Geometrie vorhersagen.

Hans-Joachim Blome

Das Nichts und die Intoleranz der Naturgesetze

Das Universum wagt den Schritt aus dem Nichts ins Sein. Der licht- und lautlose Urknall, der sich vor dem Bruchteil des Bruchteils einer Millisekunde »ereignet« hatte, hat die erste Seite im Buch der kosmischen Annalen aufgeschlagen, ist aber bereits jetzt schon Geschichte. Denn circa 0,0000000000000000000000000000000000000000001 Sekunden nach dem Big Bang durchdringt erstmals ein zartes Ticken das All. Es ist das uhrlose Ticken der Zeit, das sich Gehör zu schaffen versucht. Materiell und räumlich gesehen ist noch nichts Angemessenes vorhanden, was unserer Anschauung gemäß als »Etwas« bezeichnet werden könnte. Selbst das kosmische Buch der ungeschriebenen Naturgesetze, das unsichtbar, form- und geräuschlos und urplötzlich mit aller Macht in die Welt drängt, ist immateriell. Die Gesetze der Physik haben fortan das Sagen. Den Bruchteil einer Mikrosekunde zuvor hatte dies noch völlig anders ausgesehen. Die uns heute bekannten Naturgesetze hatten noch keine Gültigkeit; der erste Anfang, der Beginn von allem, das war der Tag ohne Gestern.

Wem bei solchen Gedankengängen das Vorstellungsvermögen einen Strich durch die Rechnung macht, kann sich beruhigt zurücklehnen und auf der sicheren Seite der Erkenntnis fühlen. Denn die Sinnesorgane, die unser Überleben als Homo sapiens sapiens sichern, sind das Ergebnis einer Abfolge von Entwicklungsschritten. Anders als in zeitlichen Folgen wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu denken übersteigt unsere Imaginationskraft. Unser Gehirn kann letzten Endes nicht anders, als nach Ursachen zu fragen, die es aufgrund von Wirkungen in seiner Erfahrungswelt vermuten muss. Schließlich folgt unser Denkapparat konsequent nur einer Devise: Von und aus dem Nichts kommt nichts! Und diesem Wahlspruch gemäß kann unser Universum nicht aus dem Nichts gekommen sein, denn es ist unbestreitbar existent – es ist einfach »da«. Ähnlich wie den Künstlern zu Beginn des 20. Jahrhunderts, etwa den Dadaisten, die sich mit skurrilen Geschichten, Gedichten und Erzählungen dem Druck der Technik und der Moderne zu entziehen versuchten, ergeht es uns bei der Rede vom Anfang des Universums, dem surrealen Anfang von allem. Irgendwie bringt uns die Frage nach der Ursache des Universums, die selbst keine Ursache haben darf, in eine unangenehme Bredouille. In der Logik sprechen wir von einem unendlichen Regress. Die Frage nach der Erstursache lässt sich einfach nicht stellen und schon gar nicht beantworten.

Der Erfolg moderner Naturbeschreibung liegt in einem Satz der vorsokratischen Philosophie begründet, der auf den ersten Blick nichtssagend klingt, beim genaueren Hinschauen jedoch vielsagend ist: Die Natur ist »Eins«! Was bedeutet dies genau? Nun, diese Worte sagen uns, dass die Frage nach dem Ursprung der Materie sowie der sie zusammenhaltenden Kräfte untrennbar mit der Frage nach dem Ursprung des Universums verknüpft ist, denn die Natur ist alles »das«, was existent ist, ob wir dies nun mit unseren Sinnen oder technischen Instrumentarien erfassen können oder nicht. Die Natur ist »Eins«, weil sie keine Inseln der metaphysikalischen Glückseligkeit erlaubt, auf denen beispielsweise Uhren rückwärtslaufen oder Menschen aus eigener Kraft fliegen können. Und die Natur ist »Eins«, weil sie zumindest im Makrokosmos keine Oasen der Surrealität kennt. Nein, eines über das »Eine« ist gewiss: In unserem 13,7 Milliarden Jahre alten Universum gelten alle Naturgesetze immer und überall, hier – heute – gestern – morgen – übermorgen, fernab des Sonnensystems und fernab der Milchstraße. Sie regieren als unsichtbare Diktatoren das Universum mit kühler und eiserner Strenge, fordern von Materie, Raum und Zeit, aber auch von uns allerorts respektive zu allen Zeiten Gehorsam und sind zu keinerlei Kompromiss bereit. Sie beanspruchen von sich, immer recht zu haben, und haben, zum Leidwesen von Science-Fiction-Fans oder esoterisch angehauchten Phantasten, immer recht.

Ende der Leseprobe