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Segeltörn im Mittelmeer: auf Spuren der Gondoliere durch die Lagune von Venedig Venedig ist das Traumziel vieler Italienliebhaber und bietet als Stadt der Wasserstraßen ein wahres Paradies für Segler, Motorbootfahrer und andere Wassersportler. Dieser Törn- und Revierführer hat die 18 schönsten Wasserrouten und Törnvorschläge für die Adriaküste rund um Venedig zusammengestellt und gibt Tipps für den perfekten Segelurlaub in der nördlichen Adria. Die vorgeschlagenen Törns umfassen unter anderem: • Vom Porto di Lido bis zum Markusplatz • Frühe Industrie und Glasbläserzentrum • Zu Bauern und Mönchen • Chioggia, die kleine Schwester Venedigs • Zu den Villen der Patrizier bis Padua • Kleine und größere Törns im verzweigten Delta des Po • Mit dem Schiff von Venedig nach Grado: die Binnenwasserstraße Litoranea Veneta Segeln in der Adria vom Po über Venedig bis nach Grado Gemütlich die Adriaküste entlang tuckern oder unter vollen Segeln vor dem Hintergrund venezianischer Prachtbauten in Richtung Lido gleiten – damit geht für viele Segler und Motorbootfahrer ein wahrer Traum in Erfüllung. Für einen möglichst gelungenen Törn bietet Die Lagunen von Venedig bis Grado auch noch viele nützliche Hinweise und Tipps: • Übersichtskarten für jeden Törn • Befahrens- und Navigationshinweise • Mini-Hafenhandbuch mit detaillierten Hafenpläne und Beschreibungen der Marinas und Yachthäfen • Adressen von Bootstankstellen • Tipps und Ideen für Landausflügen zu Sehenswürdigkeiten auf dem Festland So ausgerüstet kann der nächste Törn kommen. Venedig ahoi!
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Seitenzahl: 291
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HEINRICH BREIDENBACH
Lagunen vonVenedig bis Grado
Mit Po-DeltaHäfen • Inseln • Wasserwege
Edition Maritim
Alle in diesem Buch enthaltenen Angaben und Daten wurden von dem Autor nach bestem Wissen erstellt und von ihm sowie vom Verlag mit größtmöglicher Sorgfalt überprüft. Gleichwohl können wir keinerlei Gewähr oder Haftung für die Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität der bereitgestellten Informationen übernehmen. Die hier zur Verfügung gestellten Pläne dienen lediglich zur Orientierung und nicht zur Navigation; sie ersetzen also keine See- bzw. Sportbootkarten oder andere offizielle nautische Unterlagen, deren Mitführung in aktueller Fassung wir dringend empfehlen.
Wir hoffen, dass Ihnen dieses Buch viel Freude bereitet. Falls Sie Anregungen haben sollten, was wir in Zukunft noch besser machen können, schreiben Sie uns bitte an [email protected]. Korrekturen veröffentlichen wir im Interesse aller Leser unter www.delius-klasing.de auf der jeweiligen Produktseite.
Das Titelmotiv zeigt die Benediktinerabtei San Giorgio Maggiore in Venedig.
4., aktualisierte und vollständig überarbeitete Auflage 2018
© Edition Maritim im Verlag Delius Klasing & Co. KG, Bielefeld
Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:
ISBN 978-3-667-11227-9 (Print)
ISBN 978-3-667-11372-6 (Epub)
ISBN 978-3-667-11373-3 (PDF)
Lektorat: Christine Siedle
Fotos: Heinrich Breidenbach
Cover: mauritius images/DE ROCKER/Alamy
Karten und Pläne: Planstelle Jens Rademacher, Hamburg
Einbandgestaltung: Buchholz.Graphiker, Hamburg
Lithografie: scanlitho.teams, Bielefeld
Datenkonvertierung E-Book: HGV Hanseatische Gesellschaft für Verlagsservice, München
Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk, auch Teile daraus, nicht vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.
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Vorwort
Teil I: Die Lagune von Venedig
Übersichtskarte der Lagune von Venedig
Das Wunder der Lagune
Nützliche Venedig-Literatur und Kartenmaterial
Von Baden über Banken bis Zoll
Wind und Wetter in den Lagunen
Fahrbeschränkungen, Geschwindigkeiten und Kennzeichnung
Den Gezeitenstrom beachten und nutzen
Neun goldene Regeln zur Orientierung in der Lagune
Liege- und Ankerplätze, Pfahlboxen, Dalben
Die Lagune: Ein Revier für Segler, Motor- und Hausboote, Paddler und Ausflügler
Viele Kurse führen nach Venedig
Häfen und Marinas für den Törn nach Venedig
Bootstankstellen
28 Marinas in und um Venedig
Übersichtskarte über alle 16 Touren
550 Quadratkilometer Lagune und nahe Flüsse laden ein
Tour 1 – Der Königsweg von der Adria ins Zentrum: Vom Porto di Lido bis zum Markusplatz
Tour 2 – Prunk und Alltag: Vom Markusplatz in den Canale della Giudecca
Tour 3 – Giudecca umrunden: Venedig ganz ohne Fassade erleben
Tour 4 – Die Inseln der Schmerzen: Neue Aufgaben für alte Inseln an den Canali Orfano und Santo Spirito
Tour 5 – Frühe Industrie und Glasbläserzentrum: Zentrum – Arsenal – San Michele – Murano – Zentrum
Tour 6 – Bunte Fischerinsel und ein Geheimnis: Zentrum – Murano – Mazzorbo – Burano – Torcello – Zentrum
Tour 7 – Zu Bauern und Mönchen: Le Vignole – San Erasmo – San Francesco del Deserto
Tour 8 – In die Einsamkeit der nördlichen Lagune: Auf den Kanälen Treporti, San Felice, Bari und Fosso
Tour 9 – Das Lagunenufer des Lido: Hübsche Orte auf der mondänen Strandinsel
Tour 10 – Das hässliche Gesicht der Lagune: Porto di Malamocco – Marghera – Zentrum
Tour 11 – Die »schönste Fischerhütte« im Valle di Zappa: Die Fischteiche der südlichen Lagune
Tour 12 – Chioggia, die kleine Schwester Venedigs: Stützpunkt im Süden der Lagune
Tour 13 – Die Fischerinsel aus dem Krimi: Pellestrina, ein befestigter Streifen Land
Tour 14 – Zu den Villen der Patrizier: Landeinwärts auf dem Naviglio Brenta bis Padua
Tour 15 – Von der Lagune in den Sile: Eine der schönsten Flussfahrten Italiens
Tour 16 – Paddeln: Die Lagune in der Hand: Unterwegs mit Muskelkraft
Teil II: Das Po-Delta
Übersichtskarte Po-Delta
Hunderte Kilometer schiffbare Flüsse und Kanäle
Marinas im Po-Delta
Tour 17 Unterwegs im verzweigten Delta des Po
Teil III: Venedig bis Grado
Übersichtskarte Venedig bis Grado
Adria, Sandstrände, Lagunen Flüsse und Kanäle
Marinas und Adria-Zufahrten zwischen Venedig und Grado
Tour 18 – Auf dem Litoranea Veneta von Venedig nach Grado: Eine große Bootsreise durch Lagunen und Kanäle auf dem historischen Wasserweg
Ortsregister
Venedig auf eigenem Kiel anzulaufen und bis vor den berühmten Markusplatz zu fahren, ist ein großartiges Erlebnis. Nur dem Bootsfahrer ist das langsame Gleiten durch die Kanäle, vorbei am Alltag der Venezianer, an Häusern, Palästen, Kirchen, Geschäften, Restaurants und Passanten, vorbehalten. Die Weite der 550 Quadratkilometer großen Lagune lädt zu spannenden Entdeckungsreisen ein.
Venedig und seine Lagune haben eine große Geschichte. Sie sind gebaute Schönheit und Ergebnis eines historisch einmaligen Zusammenwirkens von Mensch und Natur. Venedig und das Wasser waren stets untrennbar miteinander verbunden. Die ersten Venezianer flüchteten vor anrückenden Feinden auf die Inseln der Lagune, da das Wasser Schutz bot. Eine gebaute Verbindung zum Festland gibt es erst seit dem Bau der Eisenbahnbrücke im Jahr 1846.
Die Idee Venedigs wird sich aber nur demjenigen erschließen, der sich der Stadt im Wasser auch tatsächlich vom Wasser, vom Meer und der Lagune her nähert. Denn so ist die Stadt gebaut: Venedig schaut auf das Wasser und wartet auf Schiffe.
Darf man mit seinem Boot diese Gewässer befahren? Braucht man eine Genehmigung? Läuft man in der seichten Lagune nicht auf Grund? Viele Fragen werden in diesem Buch beantwortet.
Die Lagune ist ein Revier für Wasserfahrzeuge aller Art. Flachgehende Motorboote und tiefgehende Segelyachten können sie befahren. Reizvoll ist die langsame Entdeckung der Wasserwelt mit einem gemütlichen Hausboot. Einheimische sind oft mit einem Ruderboot anzutreffen. Paddler finden ein Paradies vor. Auch der normale Venedig-Tourist kann mit den öffentlichen Verkehrsbooten, den Vaporetti, zahlreiche Inseln der Lagune erreichen.
Die vorliegende vierte Auflage der »Lagunen von Venedig bis Grado« verdanken Verlag und Autor dem steigenden Interesse an Venedig und den Lagunenlandschaften. Es freut uns, dass schon so viele Tausend Bootsfahrer und Venedig-Freunde in diesem nautischen Führer einen verlässlichen Begleiter gefunden haben. Dafür sprechen auch die zahlreichen freundlichen Rückmeldungen. Vielen Dank dafür!
Es ist nur logisch, dass es in einem so lebendigen und von Menschenhand geprägten Revier laufend zu Veränderungen kommt. Brücken und Schleusen gehen kaputt oder werden saniert, Marinas werden gebaut oder erweitert, Telefonnummern, Öffnungszeiten, Webseiten und E-Mail-Adressen ändern sich usw. Diesen Veränderungen trägt die vorliegende Auflage Rechnung. Wenn Ihnen darüber hinaus eventuell Abweichungen auffallen sollten, freuen sich Autor und Verlag über einen entsprechenden Hinweis.
Das Wesentliche ist gleich geblieben. Venedig und seine Wasserlandschaften sind attraktiv wie eh und je. Je hektischer es an den touristischen Hotspots wird, desto mehr dürfen Bootsfahrer das Erkunden dieser Landschaften im eigenen Tempo und auf eigenen Routen genießen. Das ist unser Privileg. Venedig ist für alle Besucher schön. Bootsfahrer aber erwischen mit Sicherheit den besten Part!
Heinrich Breidenbach,
Salzburg
Ruhige Lagune, gut geschützt vor der offenen Adria.
1. Marina del Sole (Festland), 45°10,87’N 012°16,27’E, s. Seite 58
2. Marina di Brondolo (Brondolo), 45°10,92’N 012°16,20’E, s. Seite 59
3. Darsena Mosella (Chioggia – Sottomarina), 45°13,42’N 012°17,55’E, s. Seite 59
4. Porto Turistico San Felice (Chioggia – Sottomarina), 45°13,53’N 012°17,52’E, s. Seite 60
5. Darsena le Saline – Sporting Club (Chioggia), 45°13,59’N 012°16,60’E, s. S 61
6. Marina di Chioggia (Festland), 45°13,66’N 012°11,23’E, s. Seite 61
7. Marina Alberoni (Insel Lido), 45°20,89’N 012°18,98’E, s. Seite 62
8. Marina Ven Mar (Insel Lido), 45°22,91’N 012°20,57’E, s. Seite 63
9. Darsena Fusina (Fusina/Festland), 45°25,31’N 012°15,54’E, s. Seite 64
10. Marina Nautica Venezia (Marghera/Festland), 45°25,52’N 012°15,54’E, s. Seite 65
11. Künftige Marina am Porto di Lido, ca. 45°26,20’N 012°25,00’E, s. Seite 66
12. Marina Santelena, ca. 45°25,52’N 012°22,02’E, s. Seite 66
13. Diporto Velico Veneziano (Sant’Elena), 45°25,76’N 012° 21,97’E), s. Seite 67
14. Marina Vento di Venezia (Insel Certosa), 45°25,87’N 012°22,01’E, s. Seite 68
15. Venice Yacht Pier, s. Seite 69
16. Compagnia della Vela San Giorgio (Zentrum), 45°25,81’N 012°20,58’E, s. Seite 69
17. Consorzio Cantieristica Minore Veneziana (Insel Guidecca), 45°25,37’N 012°19,69’E, s. Seite 69
18. Marina di Lio Grando (Halbinsel Cavallino/Festland), 45°27,28’N 012°26,02’E, s. Seite 70
19. Marina Fiorita (Halbinsel Cavallino/Treporti, Festland), 45°28,36’N 012°26,96’E, s. Seite 71
20. Darsena Scafo Club/Marina San Giuliano (Mestre/Festland), 45°28,37’N 012°15,43’E, s. Seite 72
21. Darsena Dec (Mestre/Festland), 45°29,03’N 012°15,21’E, s. Seite 73
22. Marina di Campalto (Campalto/Fest-land) 45°28,69’N 012°18,02’E, s. Seite 74
23. Marina di Portegrandi (Festland), 45°33,28’N 012°26,67’E, s. Seite 75
24. Darsena Faro (Jesolo, Sile-Mündung), 45°28,92’N 012°35,03’E, s. Seite 76
25. Marina del Faro (Cavallino, Sile-Mündung), 45°28,98’N 012°35,05’E, s. Seite 77
26. Marina del Cavallino (Cavallino, Sile-Mündung), 45°28,99’N 012°35,10’E, s. Seite 77
27. Marina Nautica dal Vi (Jesolo, Sile-Mündung), 45°29,13’N 012°35,11’E, s. Seite 78
28. Porto Turistico di Jesolo (Jesolo/Sile-Mündung), 45°29,33’N 012°34,97’E, s. Seite 79
29. Ankerplatz westlich der Insel Poveglia, 45°22,80’N 012°19,83’E, s. Seite 100
30. Canale Le Vignole (Anlegestellen für Kunden von Hausboot-Charterunternehmen), 45°26,47’N 012°22,69’E, s. Seite 114
31. Ankerplätze im Canale San Felice, ca. 45°28,80’N 012°28,41’E, s. Seite 121
32. Burano/Mazzorbo (Anlegestellen für Kunden von Hausboot-Charterunternehmen), 45°29,13’N 012°24,76’E, s. Seite 108
33. Freies Hafenbecken Pellestrina (Insel Pellestrina), 45°15,30’N 012°17,88’E, s. Seite 144
34. Schutzhafenbecken Alberoni (Insel Lido), 45°20,78’N 012°18,78’E, s. Seite 128
Ruhig liegt die Insel Burano in der nördlichen Lagune von Venedig.
Für den Bootsfahrer ist die Lagune von Venedig ein wunderbares Freizeitrevier. Es macht aber den besonderen Reiz der Lagune aus, dass sie vor allem ein Lebens- und Arbeitsraum ist. Sie gehört den Fischern, den Muschelzüchtern, den Gondolieri, den Transportschiffen, den Wassertaxis, den öffentlichen Verkehrsbooten und den vielen Tausend Booten aller Art, die Bewohner und Besucher einer Stadt im Wasser jeden Tag brauchen. Die aufwendige Infrastruktur, die Kanäle, die Pfahlboxen und die Anlegestellen sind also vor allem für die Venezianer gedacht und gebaut.
Der Gast sollte Rücksicht nehmen auf die Netze und Stangen der Muschelzüchter und Fischer. Er sollte sich mit seinem Boot also nicht vor den Vaporetti-Stationen herumtreiben, und kein Fischer lässt sich gern seinen reservierten Anlegeplatz wegnehmen. Man kann aber fragen, bevor man eine vermeintlich »freie« Pfahlbox oder Anlegestelle benutzt: »Darf ich hier für eine Stunde festmachen?«, heißt auf Italienisch: »È possibile ormeggiare qui per un’ora (due ore)?«. Eine spezifische Infrastruktur für Bootstouristen ist in Venedig zwar vorhanden – und wird in diesem Buch auch beschrieben –, aber zu großen Teilen benutzt der Gast in der Lagune eben jene Infrastruktur, die für die Bewohner als Teil ihres Alltags, ihrer Arbeit und ihres Lebensunterhaltes entstanden ist. Wer das berücksichtigt, wird viel Entgegenkommen und Freundlichkeit erfahren.
Venedig und die Lagune sind keine Törnziele, um sportlich segeln oder schnell Motorboot fahren zu können. Venedig bietet viel mehr: die Schönheit der Bauwerke, eine faszinierende Landschaft, die große Geschichte und die enormen menschlichen Anstrengungen, eine sensible Naturlandschaft nutzbar zu machen und zu erhalten.
Die Spuren und Folgen dieser über Jahrhunderte währenden Anstrengungen sind allgegenwärtig. Manche erschließen sich dem interessierten Betrachter von selbst, andere brauchen dazu Hinweise und Informationen.
Nehmen wir als Beispiel den Fluss Sile, der sich träge bei Jesolo in Richtung Adria wälzt. Fischernetze hängen an den verwunschenen Ufern, Vögel flattern aus dem Schilfgürtel. Ewige Natur? Falsch! Wir sehen Natur aus zweiter Hand.
Der Sile, der einst in die Lagune von Venedig mündete, bekam erst im 17. Jahrhundert sein heutiges Bett. Er wurde mit einer gigantischen technischen und wirtschaftlichen Anstrengung um die Lagune herumgeführt, so wie andere Flüsse auch, etwa der Piave oder der Brenta. Die Flüsse, die einst eine natürliche Voraussetzung für das Entstehen der Lagune waren, hätten diese auch wieder zerstört oder zumindest für Menschen unbewohnbar gemacht, wenn die Wasserläufe nicht umgeleitet worden wären. Mit Recht befürchteten die alten Venezianer, dass die Geröll- und Sandfracht der Flüsse die Lagune langsam hätte verlanden lassen. Auch hätte die Zunahme des Süßwasseranteils in der flachen Wasserlandschaft die Ausbreitung von Malaria begünstigt. Keine Kosten, keine Mühen und kein streitbarer Diskurs der besten Wasserbauingenieure wurden gescheut, um diese Bedrohungen abzuwenden.
Die Umleitung und Kanalisierung der Flüsse ist nur ein Teil des eindrucksvollen Ringens der Venezianer um ihre Lagune. Nur das reiche und hochorganisierte Venedig, die Herrscherin der Meere, konnte die 550 Quadratkilometer große Landschaft zwischen Meer und Festland als Lebensraum sichern. Angesichts der Umweltprobleme in jüngerer Zeit mutet es provozierend an, wenn diese Regulierungsmaßnahmen als gelungenes Beispiel eines großflächigen Eingriffs von Menschen in die Natur als »Gestaltung und nachhaltige Nutzung ohne Zerstörung« bezeichnet wird. Historisch gesehen spricht vieles dafür, dass es trotzdem so ist.
Die Lagune war das Zentrum der Weltmacht Venedig. Ende des 14. Jahrhunderts hatte Venedig bereits über 100 000 Einwohner und war damit eine der größten Städte Europas.
Fischerwerkzeug – die Lagune war Nahrungsquelle.
Verfallene Gebäude auf einer Insel.
Die Lagune war Bauplatz, Wegenetz, Stadtmauer und Nahrungsquelle. Fischer, Jäger und Bauern lebten von ihr. Ihre großen Salinen trugen zum Reichtum Venedigs bei. Mit der Kraft von Ebbe und Flut wurden Mühlen angetrieben.
Mit drei »Feinden« der Lagune hatten sich die alten und haben sich die jungen Venezianer ständig zu beschäftigen:
– Mit dem Hinterland und seinen Flüssen. Sie brachten Überschwemmungen, ihr Geschiebe hätte ohne Wasserbaumaßnahmen die Lagune langsam verlanden lassen.
– Mit dem Meer und seinen Stürmen sowie seinen Gezeitenströmen. Diese nagten und nagen ständig an den Ufern der Inseln.
– Mit dem Mensch und seinem Drang zur Übernutzung und damit Zerstörung der Lagune.
Die Adria präsentiert sich in den Sommermonaten den Millionen Touristen vornehmlich als freundliche, sonnige Badewanne. Venedig-Urlauber wundern sich daher über die massiven, festungsähnlichen Bauwerke, die »Murazzi«, auf dem Lido oder auf der Fischerinsel Pellestrina. Sie sind notwendig, denn die Adria kann auch ganz anders: Sturmfluten haben schon mehrmals Teile aus den schmalen Inseln herausgerissen. Jahrhundertelang waren es Bollwerke aus Eichenstämmen, sorgsam kontrolliert, ständig ergänzt und mit großem Aufwand vor Diebstahl bewahrt, mit denen die schmalen Inseln vor der Brandung geschützt wurden. Seit dem 18. Jahrhundert wurden sie durch die Murazzi ersetzt. Heute brechen zusätzlich noch mächtigere, in das Meer hinausragende Steinmolen die Gewalt der Wellen.
Überall nagt das Wasser an den Ufern.
Uferbefestigung – ein Bollwerk gegen die See.
Einem reißenden Strom gleichen manche Kanäle in der Lagune. Die Gezeiten nagen mit Geschwindigkeiten bis zu 8 Knoten an den Inseln. Der Gezeitenstrom sorgt dafür, dass die Kanäle versanden, Sandbänke verschwinden, um an anderer Stelle neu zu entstehen. Wasserbauwerke erfordern ständige Unterhalts- und Instandsetzungsarbeiten.
Uferschutz mit schweren Steinsäcken.
Die Kanäle werden regelmäßig ausgebaggert. Viele Ufer der ausgedehnten Sumpfwiesen, der »Barene«, werden mit Holzpfählen oder neuerdings mit robusten, schweren Steinsäcken befestigt. Gemauerte Uferbefestigungen schützen die bewohnten Inseln. Ebbe und Flut sind aber nicht nur eine Bedrohung, man könnte sie vor allem auch als das Atmen der Lagune bezeichnen. Sie halten Hunderttausende Kubikmeter Wasser täglich in Bewegung. Der gezeitenbedingte Wasseraustausch mit der offenen Adria reinigt die Lagune und hält sie am Leben. Die absolute Notwendigkeit dieses Wasseraustauschs ist auch die Bedingung für das umstrittene milliardenschwere Hochtechnologie-Projekt MOSE, das Venedig vor den immer häufiger eintretenden Hochwassern retten soll. Man will bei drohendem Hochwasser die Lagune an den schmalen Einfahrten (Porti) zur Adria mit riesigen beweglichen Barrieren absperren.
Mächtige Steinmolen.
Der damalige italienische Regierungschef Silvio Berlusconi legte am 14. Mai 2003 persönlich den Grundstein für das viele Milliarden Euro teure Projekt. Ist das die Rettung? Für ein paar Tage im Jahr wird die Lagune diesen Eingriff in ihren Wasseraustausch wohl verzeihen. Wird ihr Atmen jedoch immer länger und immer häufiger unterbrochen, droht ihr der Tod durch Ersticken. Gegen dieses Gesetz der Lagune wird auch die moderne Technik machtlos sein.
Die Lagune als Lebensraum zu erhalten, wurde von der Republik Venedig über Jahrhunderte als ihre zentrale gesellschaftliche Herausforderung verstanden. Mit hoher Staatskunst bewältigte sie diese Herausforderung. Das historische Venedig wird von Historikern als ein Vorbild für den Umgang mit begrenzten Ressourcen angesehen. Von einer vernetzten, ausbalancierten »Umweltpolitik im modernen Sinne« schreibt etwa der deutsche Umwelthistoriker Joachim Radkau: »Nimmt man die umsichtige und vorausschauende Gestaltung der Umwelt als Maßstab, könnte zumindest Venedig in seiner Glanzzeit als Vorbild gelten« (Natur und Macht – Eine Weltgeschichte der Umwelt, München, 2000).
Der italienische Historiker Piero Bevilacqua attestiert den alten Venezianern, sie hätten »wirtschaftliches Wachstum und ökologisches Gleichgewicht auf beispiellose Weise in Einklang zu bringen vermocht« (Venedig und das Wasser, Frankfurt/Main, 1998).
Bevilacqua belegt seine These mit Zitaten aus vielen Quellen. Er schildert etwa die behördlichen Regelungen zum Verkauf von Wild und Fisch, frühe Schutzverordnungen über Schonzeiten für die Fische, strenge Vorschriften für die Maschengröße bei den Fischernetzen, die Verordnungen gegen illegale Landgewinnung oder das Verbot von Dammbauten in der Lagune, welche die notwendige Zirkulation des Wassers in der Lagune behindert hätten.
Festgelegte Mindestgrößen. Frühe Regelungen zum Verkauf von Fisch.
Übeltäter hatten mit strengen Strafen zu rechnen. »Bei Zuwiderhandlung wird der Schuldige zu zwei Jahren Galeere verurteilt, muss in Ketten die Ruder führen und 25 Dukaten Strafe zahlen«, heißt es etwa in einer Verordnung zum Schutz des Fischlaichs aus dem 16. Jahrhundert.
Modern muten die strengen Unvereinbarkeitsbestimmungen im mächtigen »Magistrato alle acque« an, der über alle Belange der Lagune zu wachen hatte. So legt eine Verordnung im Jahre 1505 fest, dass »alle Adligen, die Güter oder anderes in der Lagune von Venedig besitzen, von der Mitgliedschaft ausgeschlossen werden, da sie Gefahr laufen, ihr eigenes Interesse über das öffentliche zu stellen.«
Eine »Ethik des Gemeinwohls«, folgert Piero Bevilacqua, hätte sich in Venedig durch die notwendigen gemeinsamen Anstrengungen zur Erhaltung der Lagune entwickelt und »jahrhundertelang das Wirken der Regierenden ausgezeichnet«.
Mit dem Ende der staatlichen Selbstständigkeit Venedigs im Jahre 1797 erlahmten die strategischen Anstrengungen zur Erhaltung der Lagune. Die Auswüchse und Folgen des Industriezeitalters, wie etwa die Ansiedelung riesiger Chemiefabriken am Rande der Lagune bei Marghera, die tiefen Fahrrinnen für Öltanker und Großschiffe und der Massentourismus belasten Stadt und Lagune zusätzlich.
Die Gesetze der Natur haben die Lagune mit ihren Inseln geschaffen, die Gesetze der Republik Venedig haben sie nutzbar gemacht und erhalten. Die zahlreichen Inseln wiederum haben das soziale Leben geprägt. Die Venezianer haben die Vielfalt ihrer Inselwelt ganz gezielt militärisch, wirtschaftlich sowie macht-, sozial- und gesundheitspolitisch zu nutzen verstanden.
Um die Gefahr von Bränden im Stadtzentrum zu verringern, wurde etwa den Glasbläsern mit Murano eine eigene Insel zugeteilt. Die Toten bekamen ihre Friedhofsinsel San Michele. Es gab oder gibt Inseln für Klöster, für Geisteskranke, für streunende Hunde und Katzen, für renitente Adelige, für Alte, für Kranke, für Gemüse- und Weinbauern, für Fischer oder für Superreiche.
Sinnvolle Arbeitsteilung und problematische Ausgrenzung liegen eng beieinander. Zum Beispiel wurde die grauenhafte »Irrenanstalt« auf der Insel San Servolo erst 1978 vom bekannten Psychiater Franco Basaglia geschlossen.
Die Inseln und ihre Bewohner prägen das soziale Leben bis heute. Es soll Inselbewohner geben, die stolz darauf sind, in ihrem ganzen Leben noch nie in der »Città« gewesen zu sein. Die Bewohner pflegen ihre Identitäten und grenzen sich mit unverdrossen kultivierten Vorurteilen jeweils voneinander ab. Die einen gelten als »beschränkt«, die anderen als »Rauf- und Trunkenbolde«, wieder andere sind »hochnäsig« oder »gerissen«. Alle miteinander aber sind stolze Venezianer.
Wer die Inselwelt heute besucht, wird keine »sterbende Lagune« vorfinden. Erstaunlich standhaft hält sich das Leben auf dem Lido, in Pellestrina, Murano, Burano, Le Vignole oder San Erasmo. Ebenso unbeirrt werden neue Funktionen für verlassene Inseln gesucht und gefunden.
Die Lagune hat viele Probleme, aber sie lebt.
Allgemeine Venedig-Literatur und Reiseführer gibt es bekanntlich in unüberschaubarer Zahl. Ich beschränke mich daher auf wenige Tipps, die sich vornehmlich mit der Lagune und der Beziehung Venedigs mit dem Wasser beschäftigen.
Piero Bevilacqua: Venedig und das Wasser. Campus Verlag, Frankfurt/Main. Eine spannende und kenntnisreiche historische Abhandlung mit aktuellen Bezügen. Der Autor analysiert die Gefährdungen der Lagune durch Flüsse, Meer und Mensch und schildert die faszinierenden Anstrengungen der alten Venezianer zur Erhaltung ihrer Lagune. Nur noch antiquarisch erhältlich.
János Kalmar, Alfred Komarek: Laguna – Venedigs Inselwelten. Haymon-Verlag, Innsbruck. In Text und Fotos gelungener Band über die Inseln und das Leben in der Lagune. Ein guter Begleiter bei jedem Streifzug durch die Lagune.
Dorette Deutsch: Gebrauchsanweisung für Venedig. Piper Verlag, München. Die Autorin schreibt mit Können, Sachkenntnis und Einfühlungsvermögen. Sie wirft unter anderem einen kritischen Blick auf die Umweltsünden in der Lagune und stellt Menschen vor, die sich für die Erhaltung der Lagune engagieren.
Pagine Azzurre, Rom. Ein verlässliches Werk über alle Seegebiete, Marinas und Häfen Italiens. Der Wälzer mit rund 700 Seiten erscheint jährlich neu. Leider nur in italienischer Sprache, aber mit guten Grafiken und insgesamt einer Aufbereitung, aus der auch nicht Italienisch Sprechende wertvolle Informationen beziehen können.
Axel Kramer: Hafenführer Adria Italien. Von Triest bis zur Straße von Messina. Seeverlag, Seekirchen. Ein handliches Nachschlagebuch aus der Praxis.
Hans Schmidt, Irmgard Dafner: Hafenhandbuch Mittelmeer: Teil III A – Adria Nord. Nautik-Verlag, München. Ein Klassiker. Per Nachtrag laufend aktuell zu haltende Informationen über Häfen, Marinas und Ankerplätze in der gesamten nördlichen Adria.
Günter Lengnink: Lagunenträume, Band 5. Verlag virtualStore, München. Ein nautischer Führer speziell für Motorboote, aber auch sonst mit zahlreichen nützlichen Informationen für das Revier von Monfalcone bis Chioggia, mit Venedig-Teil.
Venedig und die Lagune bieten ewigen Stoff zum Schreiben.
DIE NAUTISCHE BUCHHANDLUNG MARE DI CARTA
Ein wenig verwunderlich ist es schon, dass es in Venedig nur eine nautische Buchhandlung gibt. In den allgemeinen Buchhandlungen, in Marinas oder in Geschäften mit Wassersportzubehör ist es meist Zufall, dort Seekarten und Ähnliches zu bekommen. Ein Besuch bei Mare di Carta lohnt sich daher. Die Buchhandlung ist sehr gut sortiert und bietet freundliche und kompetente Beratung. Die Besitzer sind selbst Segler und sehr auskunftsfreudig, auch in englischer Sprache. Diese Fachbuchhandlung liegt wenige Gehminuten von Bahnhof und Piazzale Roma entfernt: Fondamenta dei Tolentini, S. Croce 222.
Tel. 0039-041-716304 oder 0039-347-5707749, Fax 0039-041-2756207,
www.maredicarta.com,
E-Mail: [email protected]
www.marinas.it: Die Homepage stellt die in der »Associazione Italiana Porti Turistici« (Assomarinas) organisierten Marinas vor, darunter zahlreiche in den hier vorgestellten Revieren. Vollständig ist die Auflistung allerdings nicht. Die Seite ist trotzdem gut brauchbar. Sie informiert übersichtlich über die Anzahl der Liegeplätze, die maximalen Schiffslängen, die Wassertiefen, Marina-Service, Marina-Ausstattung, nautische Position, Telefonnummer, E-Mail, Homepage usw. Die Sprache ist Italienisch, der Großteil der Informationen und die Servicesymbole sind aber halbwegs gut verständlich.
www.pagineazzurre.com: Das ist die digitale Version des nautischen Standardwerkes »Pagine Azzurre«. Die Homepage stellt in italienischer Sprache die allermeisten italienischen Marinas, darunter auch die in den Revieren von Grado über Venedig bis ins Po-Delta, gut vor. Die grafischen Hafenpläne können zwar am Bildschirm etwas vergrößert werden, sind dann aber leider nicht mehr ausdruckbar. Sehr wohl ausdruckbar sind aber die sonstigen Informationen wie Koordinaten, UKW-Kanal, Telefonnummer, Marina-Service, Liegeplätze und maximale Schiffslänge. Diese Angaben sind auf pagineazurre.com nicht mit Symbolen versehen, daher hier die wichtigsten Begriffe für Marinas und ihren Service auf Deutsch und Italienisch. Sie werden diese ja vielleicht auch sonst einmal gebrauchen können.
Servici nautici – nautischer Service
Posti barca – Schiffsliegeplätze
Lunghezza – Länge
Acqua – Wasser
Energia Elettrica – Strom
Scivolo – einfacher Slip
Scalo di alaggio – Slipanlage mit Kran zum Wassern
Gru – Kran
Gru mobile – mobiler Kran
Gru fissa – fixer Kran
Fondali – Wassertiefe
Carburante – Treibstoff
Servici igienice – Toiletten und Duschen
Servici antincendio – Brandmelder, Feuerschutz
Servizio meteo – Wetternachrichten erhältlich
Servizio ormeggiatori – Hilfe beim Festmachen
Riparazione motori – Motorreparaturen
Riparazione elettriche – Reparaturen an der Elektrik
Raccolta rifiuti – Müllentsorgung
Non disponibile – nicht verfügbar
Disponibile – verfügbar
2,7 Meter, 2,4 Meter, 2 Meter. Warum ist hier eigentlich kein anderes Boot mehr? Verläuft die Fahrrinne vielleicht doch auf der anderen Seite der Dalbenreihe? Das grünliche Lagunenwasser sieht überall gleich tief aus. 1,9 Meter! Unsere Segelyacht hat 1,8 Meter Tiefgang. Jetzt aber schnell zurück. Beim Drehen im engen Kanal wirbeln wir schon ordentlich Schlick auf. Das war knapp und vor vielen Jahren mein erster Törn in die Lagune.
Wir waren in Kroatien gestartet. Spezialkarten der Lagune gab es keine an Bord, wir wollten aber trotzdem Venedig anlaufen. Bis zum Markusplatz und zur Marina Diporto Velico Veneziano auf Sant’Elena schafften wir es auch mit einer Skizze im Hafenhandbuch. Wir hofften, dort Spezialkarten kaufen zu können. Das war ein Irrtum, es gab keine. Frage: Wo kann man welche kaufen? Antwort: Achselzucken. Der Venezianer hat eine, oder er braucht keine.
Und so kam es, wie es kommen musste. Wir versuchten, ohne Spezialkarten innerhalb der Lagune die Kanäle nach Chioggia zu finden – mit oben beschriebenem Ergebnis. Also: Spezialkarten sind für die Navigation innerhalb der Lagune von Venedig und im gesamten oberitalienischen Lagunenrevier unabdingbar! Und man sollte sie schon vor dem Törn besorgen.
Ganz einfach ist die Orientierung in der Lagune nicht. Die Fahrrinnen, Kanäle genannt, werden in der Regel mit »Dalben« gekennzeichnet. Die Dalbenreihen zeigen sich dem Neuankömmling in verwirrender Vielfalt. Hier begrenzen sie eine Untiefe, dort markieren sie beide Seiten der Fahrrinne (des Kanals), an anderer Stelle nur eine Seite. Wo verläuft nun die Fahrrinne? Die Farbe des Lagunenwassers gibt darüber keine Auskunft. Es ist nicht immer zu erkennen, ob die Wassertiefe nun 3 Meter oder nur 1 Meter beträgt.
Außerhalb der Kanäle ist die Lagune seicht.
Lagunen-Spezialkarten.
Außerhalb der Fahrrinnen ist die Lagune seicht. Insbesondere Segelyachten mit ihrem großen Tiefgang laufen abseits der ausgebaggerten Kanäle bzw. Fahrrinnen sofort auf Grund. Selbst Motorboote sieht man gelegentlich im Schlick der Lagune feststecken. Neben der Kenntnis über die Anordnung der Dalben (siehe Kapitel: »Neun goldene Regeln zur Orientierung in der Lagune«, Seite 35) sind Spezialkarten, Aufmerksamkeit und fortlaufendes Navigieren also notwendig. Bei der Vorbereitung von Touren und auch vor Ort leisten Google Maps und Google Earth ebenfalls sehr gute Dienste. Sie sind kein Ersatz für Karten, aber eine wertvolle und oft brauchbare Ergänzung.
Laguna Veneta – Carta Nautico Turistica. 1:50 000, Verlag Belletti Editore, Misano-Adriatico. Auf dieser Karte ist die gesamte Lagune und das umgebende Festland abgebildet. Sie ist gespickt mit Informationen. Diese Vielfalt geht ein wenig auf Kosten der Übersichtlichkeit. Die Angaben sind teilweise veraltet, insgesamt ist die Karte trotzdem brauchbar.
Carta della Laguna di Venezia. 1:25 000, Eigenverlag der Buchhandlung »Mare di Carta«. Auch neuere Marinas und die Tankstellen in der Lagune von Venedig wurden aufgenommen. Eingezeichnet ist auch schon die »Isola Nuova«, die Insel, die im Zuge der Arbeiten am Projekt MOSE in den Porto di Lido gebaut wurde.
Navigation Map Nr. 1. 1:35 000, Eigenverlag des Hausboot-Vercharterers Houseboat.it, speziell für die Bedürfnisse von Hausbootfahrern. Die »Map Nr. 1« deckt die gesamte Lagune von Venedig von Chioggia bis Jesolo und den Fluss Sile bis Casier bei Treviso ab. Erhältlich bei www.houseboat.it
Navigar Più Facile – Laguna Veneta. Eine Faltkarte der Lagune von Venedig von Chioggia bis Jesolo und des Flusses Sile bis Treviso. Speziell für die Bedürfnisse von Hausbootfahrern. Herausgegeben vom Hausboot-Vercharterer »Rendez-vous Fantasia«. Erhältlich bei www.rendez-vous-fantasia.com und www.charterboat.it
Adria 1. Delius Klasing-Sportbootkarten, Bielefeld. 1:80 000. Diese Sportbootkarten sind sehr gut geeignet für die Ansteuerung des Reviers aus der Adria, zum Beispiel bei einem Start in Istrien. Gute grafische Darstellung der Einfahrten aus der offenen Adria in die Lagunen. Nicht gedacht für die Navigation in den Lagunen und Binnengewässern selbst.
Die beiden Flüsse können von der Lagune aus angesteuert werden. Der Maßstab der Karten ist 1:50 000:
Idrovia Brenta – Carta Nautico Turistica. Verlag Belletti Editore.
Idrovia Sile – Da Treviso a Venezia – Carta Nautico Turistica. Verlag Belletti Editore.
Navigar Più Facile – Naviglio del Brenta. Eine Faltkarte mit brauchbarer Übersichtsgrafik und mehrsprachigen Informationen zum Befahren des Brenta-Kanals von der venezianischen Lagune bis nach Padua. Speziell für die Bedürfnisse von Hausbootfahrern. Herausgegeben vom Hausboot-Vercharterer »Rendez-vous Fantasia«. Erhältlich bei www.rendez-vous-fantasia.com und www.charterboat.it
Navigation Map Nr. 3. 1:35 000, Eigenverlag des Hausboot-Vercharterers Houseboat.it, speziell für die Bedürfnisse von Hausbootfahrern. Die »Map Nr. 3 « beinhaltet den Brenta-Kanal von der venezianischen Lagune bis nach Padua. Erhältlich bei www.houseboat.it
Kann man sich auf die Tiefenangaben in den Karten verlassen? Diese Frage wird sehr häufig gestellt. Die Antwort ist ein klares Jein. Genauer geht es leider nicht.
Meiner Erfahrung nach, und das sind zahlreiche eigenhändige, persönlich vorgenommene Lotungen, stimmen die Tiefenangaben in den allermeisten Fällen. Ausnahmen gibt es aber auch. Die Gezeitenströme sorgen im gesamten Lagunenrevier für ständige Bewegung. Die Fahrrinnen müssen laufend beobachtet und gebaggert werden, sonst würden sie versanden. Es kommt immer wieder vor, dass man da oder dort mit diesen Arbeiten in Verzug ist. Auf kleineren und weniger befahrenen Wasserstraßen sollte man besonders auf tiefgehenden Segelyachten, aber auch auf Motor- und Hausbooten, jedenfalls die Augen offen und das Echolot im Blick halten. Im Bereich von Flussmündungen gilt sowieso immer Vorsicht, da sie zum Versanden neigen.
Die Tiefenangaben der in diesem Revierführer empfohlenen Karten beziehen sich auf die mittlere Wassertiefe. Sie können bei Ebbe also unterschritten und bei Flut überschritten werden (siehe »Den Gezeitenstrom beachten und nutzen«, Seite 33).
Die Pläne in diesem Buch dienen nur der Orientierung und sind nicht zur Navigation ge eignet. Es werden diese Symbole verwendet:
Baden in der Lagune.
Zum Baden steuert man sicher nicht die Lagunengewässer an, persönlich bin ich allerdings schon mehrmals zur Abkühlung hineingesprungen und fühle mich noch durchaus gesund. Badende sind auch gar nicht so selten zu sehen. Viele Venezianer finden nichts dabei, in der Lagune zu baden. Es gibt sogar viel frequentierte Sandstrände mitten in der Lagune, die fast nur von Einheimischen besucht werden. Einer davon liegt etwa im Südwesten der Insel San Erasmo beim berühmten Torre Massimiliano.
Wie passt das zusammen mit der angeblich giftigsten Brühe der Welt? Nun, man darf die Umweltprobleme Venedigs nicht beschönigen. Schwebstoffe und Ablagerungen, insbesondere der südlichen Lagune, sind mit Schwermetallen belastet. Die Verseuchung der Lagune mit den Abwässern der Industrien von Marghera, der schleppende Ausbau der Kanalisation und die Nutzung der Kanäle als Müllkippen sind ein Skandal. Die Beeinträchtigung der Wassergüte ist sichtbar. Die noch vorhandene Wasserqualität verdankt der Mensch nicht seiner Weitsicht, sondern der Natur.
Die Selbstreinigungskraft der Lagune mit ihren riesigen natürlichen Klärwerken, den Pflanzenflächen, ist hoch. Das größte Glück für die Lagune sind die Gezeiten, denn sie halten das Wasser ständig in Bewegung. Ebbe und Flut sorgen für einen täglichen, reinigenden Wasseraustausch mit der offenen Adria. Bei Ebbe läuft Lagunenwasser durch die drei schmalen Öffnungen zwischen Lagune und Meer – Porto di Lido, Porto di Malamocco und Porto di Chioggia – ab. Bei Flut strömt frisches Adriawasser durch die drei Porti in die Lagune hinein. Das macht die Wasserqualität in der Lagune besser als ihren Ruf. Schöner ist es natürlich, zum Baden in die nahe, offene Adria hinauszufahren – einer der drei Porti ist ja nie weit. An sonnigen, ruhigen Tagen liegen zum Beispiel vor den lang gestreckten Sandstränden zwischen Jesolo und dem Porto di Lido jede Menge Boote vor Anker, während ihre Crews dem Badevergnügen frönen.
Banken sind von Montag bis Freitag geöffnet, und zwar in der Regel von 8.30 bis 13.00 Uhr. Am Nachmittag ist eine Öffnung nicht sicher. Wenn geöffnet wird, dann in der Regel von 15.00 bis 16.00 Uhr. Visa-, Mastercard- und American-Express-Kreditkarten werden weithin akzeptiert. Abhebungen von Bargeld mit Euroscheck-Karten sind normal und verbreitet. Ausreichend Bargeld ist für Bootsfahrer trotzdem notwendig, zum Beispiel für kleine Agriturismo-Betriebe, in kleinen Geschäften oder für abgelegene Inselgasthäuser.
Vorgeschrieben ist das offizielle Einklarieren bei der Einreise aus Nicht-EU-Ländern bzw. aus EU-Ländern, die noch nicht dem Schengen-Abkommen beigetreten sind, bzw. wenn Sie auf der Fahrt von einem zum an deren Hoheitsgewässer in internationalen Gewässern unterwegs waren. Zum Einklarieren benötigt man Schiffspapiere, Crewliste und die Reisedokumente der Crewmitglieder. Das an Italien angrenzende Slowenien ist Teil des Schengen-Raumes. Kroatien ist 2017 zwar dem Schengen-Informationssystem beigetreten, ist bei Redaktionsschluss dieser Auflage aber nicht vollständiges Mitglied des grenzkontrollfreien Schengen-Raumes. Für Bootsfahrer zählt, dass Slowenen und Kroaten davon ausgehen, dass Sie bei der Fahrt von einem ins andere Land auch in internationalen Gewässern unterwegs sind oder sein können. Sie verlangen daher ein offizielles Ein- und Ausklarieren.
In Venedig sind in der Praxis Sport- und Freizeitboote für die Behörden wenig interessant. Darf man daher in einem nautischen Reiseführer empfehlen, sich nicht um Einreise- und Zollvorschriften in Venedig zu kümmern? Natürlich nicht! Das wäre unseriös und ein rechtliches Problem. Trotzdem möchte ich Ihnen meine Erfahrungen mit dem Einklarieren in Venedig mitteilen – nur damit Sie nicht überrascht sind, wenn es Ihnen auch so geht: Ich habe Venedig häufig vom früheren Nicht-EU-Staat Kroatien angelaufen. Als pflichtbewusster Bürger wollte ich anfangs natürlich korrekt und offiziell einklarieren – ich habe es noch nie geschafft.
Im schmucken, beflaggten Gebäude der Capitaneria di Porto nahe dem Markusplatz wurde ich weggeschickt. Wo sollte ich hin? Zuständig für Sportboote, erklärte der Beamte, sei ein zweites Büro bei der Stazione Marittima am Canale della Giudecca. Das stimmte theoretisch auch. Allerdings liegen dort nur große Handels- und Passagierschiffe. Es ist für kleinere Boote fast unmöglich, einen Anleger vor der Stazione Marittima zu finden. Zudem ist dies im Schwell des viel befahrenen Canale della Giudecca eine Zumutung. Niemand legt dort an. Es gibt keine für kleinere Yachten geeignete Zollmole. Und dann zeigte man auch dort kein Interesse an mir und nahm sich keine Zeit für einen kleinen Freizeitskipper. Ich zog unverrichteter Dinge wieder ab. In der Marina lächelte das italienische Personal nachsichtig über meine Bemühungen und Fragen. Ganz offensichtlich sucht ein Italiener den Staat nicht. Er lässt ihn kommen.
Die Aufmerksamkeit der Behörden gehört den größeren Schiffen.
Eine Umfrage bei Segelfreunden ergab das gleiche Bild: Niemand klariert offiziell ein oder aus. Es ist natürlich gut möglich, dass sich das in Zukunft ändert und strenger gehandhabt wird.
Gegenwärtig ist offiziell für das Einklarieren (italienisch: »dichiarazione di arrivo«) in Venedig die »Polizia di Frontiera Marittima« zuständig. Sie hat ihr Büro nahe der Piazzale Roma in Sestiere Santa Croce 491. Die Telefonnummer ist 0039-041-2723211. Ein eigener Anlegesteg für einklarierende Yachten existiert nicht, man muss also zu Fuß oder mit dem Vaporetto hinkommen. Das mir vorliegende auszufüllende Formblatt von 2016 ist in italienischer und englischer Sprache verfasst. Verlangt werden Daten zum Boot, zum Eigner, zum Skipper und zur Crew. In Häfen, in denen es kein Büro der »Polizia Frontiera« gibt, wendet man sich an eine vorhandene Dienststelle der Polizei oder der Carabienieri.
Ganz anders ist die Situation in Slowenien und Kroatien. Dort sind die Behörden streng. Slowenien und Kroatien verlangen, wenn Sie einen Törn nach oder von Italien unternehmen, ein vorschriftsmäßiges Aus- und Einklarieren mit allen Schiffspapieren, vollständiger Crewliste und den Reisepässen aller Crewmitglieder. Und dies immer beim nächstgelegenen Port of Entry.
An den folgenden Tagen sind Büros, Geschäfte und Schulen überall in Italien geschlossen: 1. und 6. Januar, Ostermontag, 25. April (Tag der Befreiung), 1. Mai, 2. Juni (Tag der Republik), 15. August (Mariä Himmelfahrt), 1. November (Allerheiligen), 8. Dezember (Mariä Empfängnis), 25. und 26. Dezember.
In Venedig wird außerdem am 25. April der Schutzheilige Sankt Markus gefeiert.
Neben dem üblichen UKW-Kanal 16 für Notmeldungen auf See gibt es in Italien die sogenannte »numero blu« der Küstenwache (Guardia Costiera): 1530.
Bei ernsthaften Verletzungen und Erkrankungen kann man außerdem über folgende Rufnummern Hilfe anfordern:
Europäische Notrufnummer: Tel. 112