Die Legende von Amei - Alessia Bernasconi - E-Book

Die Legende von Amei E-Book

Alessia Bernasconi

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Beschreibung

Mein Name ist Amei und das ist meine Geschichte. Ich gehöre dem Stamm der Aleman an und ziehe den Zorn der Götter auf mich, um die Schlacht zwischen den Romanis und meinen Verbündeten zu verhindern. Zusammen mit meinen Freunden gehe ich diesen Weg. Ich nehme dich mit in eine vergessene Zeit und zeige dir meine Kultur, die druidischen Rituale und unsere Heilkunst.

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Ich war immer anders als meine Geschwister oder meine Schulkameraden. Ich verbrachte meine Kindheit den ganzen Tag über in den Wäldern, von morgens bis abends. Ich habe mich mit den Bäumen und den Tieren unterhalten, als würden sie mich verstehen. Es war für mich eine Herausforderung, mich in die Gesellschaft und ihre Regeln einzubringen. Graue und langweilige Schulstunden verbrachte ich am Fenster, sah nach draußen und mir gingen meine Tagträume wie ein Kinofilm durch den Kopf. Meine Mutter erzählte mir von den Kelten und Alemannen, die in unserer Region lebten. Gleichzeitig stellte ich mir vor, dass ich in meinem vorherigen Leben eine Kriegerin dieses Stammes war. Ich habe schon immer gerne Geschichten geschrieben, obwohl ich miserabel im Deutschunterricht war. Dennoch war mein Ehrgeiz für dieses Buch groß und ich ließ nicht locker. Ich habe diese Geschichte für mich geschrieben, für meine zukünftigen Kinder und für alle, die sich auch fehl am Platz fühlen. So wie ich mich damals gefühlt habe. Sei ein Träumer und gib niemals dein inneres Kind in dieser farblosen Gesellschaft auf! Liebe mit Freude, respektiere das Leben, egal in welcher Form, und glaube an dich selbst!

In liebe deine Alessia

Ich werde dir das Wissen über die Heilkunde, die Rituale, den Glauben und die Mentalität der Kelten vermitteln. Tauche ein in meine Geschichte und lies sie, als wäre es deine.

Inhaltsverzeichnis

Meine Geschichte

Mein Stamm

Aufbruch nach Helvetios

Die Romanis

Die Tänzerin des Windes

Die Heiligen Bäume

Die Fremde

Die Geburt

Die Gartenarbeit

Die Reise nach Romani

Die Reise zu mir selbst

Ganz nah an Romania

Das Reich

Das Fest

Die Flucht

zwei Monate später

Das Jagdfest

Yggdrasil

Wieder zurück in Midgard

Aufbruch nach Celtica

Der Umweg

Zu Hause

Meine Geschichte

«Los, Nara!», rief ich mit lauter Stimme und trieb sie noch einmal an. Wir wurden verfolgt und galoppierten in Windeseile durch ein Feld voller Blumen, dabei lösten sich die Samen der Pusteblumen und begaben sich auf ihre Reise.

«Gleich habe ich euch!», schrie eine Frauenstimme hinter mir, daraufhin parierten wir zum Trab durch.

«Hoo»

Nara wurde langsamer. Wir gingen in den Wald und folgten einem Viehpfad. Einen Wimpernschlag später kamen wir auf eine Lichtung. Ich hörte, dass die Fremde direkt hinter uns war, ich trieb Nara noch einmal in den Galopp. Das letzte Stück kam und die Fremde war auf gleicher Höhe.

Wir galoppierten direkt auf ein paar Rehe zu, sie erschraken und ergriffen die Flucht. Die Rehe rannten panisch vor uns, wahrscheinlich dachten sie, wir würden sie jagen.

«Los aus dem Weg!», rief die Fremde und winkte den Rehen mit einer Hand zur Seite. Ein Reh rannte links neben mir, bis es seine Möglichkeit erkannte und verschwand. Ich gab einen lauten Schrei von mir, wobei Nara ihre Ohren zurückzog und noch schneller galoppierte. Es fühlte sich so an, als würden wir fliegen.

«Wir schaffen es!», schrie ich und klopfte stolz auf Naras Hals.

Wir parierten durch und liefen um einen Baum, der auf diesem Feld stand.

Die Nüstern der Pferde waren weit geöffnet und schnappten gierig nach Luft.

«Ich habe gewonnen!», lachte ich laut und streckte meinen Arm in den Himmel.

«Na, aber das war sehr knapp», erwiderte sie und nahm eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

Mein Name ist Amei, die Widerspenstige, und die Fremde ist Irmelin, die Prinzessin unseres Stammes und meine Blutsfreundin.

Plötzlich erklang eine tiefe Stimme hinter uns, ich zuckte zusammen und sah über meine Schulter.

«Was macht ihr hier?» «Birk!», rief ich mit freudiger Stimme und wandte mich ihm zu.

«Möchtest du mitspielen?», fragte ich.

«Ich habe keine Zeit für solche Dinge», sagte er und richtete nun seinen Unmut an Irmelin.

Dabei zischte ich mit leiser Stimme.

«Spielverderber.»

«Irmelin, ich suche dich seit Stunden, du musst mit deinem Vater sprechen», sprach er mit einem besorgten Unterton in seiner Stimme.

«Worüber?»

«Ich bin mir nicht sicher, aber ich habe eine Vermutung», er rieb sich nervös über seine Stirn.

«Wir sehen uns später», zwinkerte Irmelin mir zu, darauf zwinkerte ich ihr zurück und fügte hinzu.

«Wir sehen uns, wenn die Götter es so wollen.»

Ich stand mitten auf einer Waldlichtung, neben mir war Nara, ihr Name bedeutet die Glückliche. Nara gab mir einen kleinen Schubs an meine rechte Schulter. Ich sah sie an und fing an zu lachen. Sie scharrte mit den Hufen, streckte mir den Kopf entgegen und schnaubte mich an, dabei blies sie mir eine Haarsträhne mit ihrem Atem aus meinem Gesicht.

«Na gut, Nara, ich weiß, was du willst.»

Mit großer Begeisterung und Vorfreude sprang ich auf, berührte ihre Schulter und rannte los. Sie schüttelte ihren Kopf und folgte mir. Wir machten ein Wettrennen, natürlich besiegte mich Nara um Längen, aber es machte mir Spaß. Ich drehte mich im Kreis und schloss meine Augen, bis ich stehen blieb. Nara sah mich mit einem neugierigen Blick an. Ich ging einige Schritte auf sie zu, streichelte ihr über die Stirn bis hinunter zu den Nüstern und legte meine Stirn an ihre.

«Sei lebensfreudig, stürmisch und einzigartig. Wir werden immer miteinander verbunden sein.»

Ich fand sie als Fohlen angebunden an einem Baum, mitten im Wald. Sie sah verwahrlost aus, darum nahm ich sie mit nach Hause, gab ihr Futter, Wasser und ganz viel Liebe. Es dauerte eine Weile, bis ich ihr Vertrauen gewann. Nachdem unsere wachsende Verbundenheit gefestigt war, bestand nun die Möglichkeit, sie ohne Sattel und Zaum zu reiten. Nara war nicht leicht zu bändigen, sie war ängstlich und eigenwillig, aber Geduld ist eine Tugend und ich wurde mit einer wunderbaren Freundschaft belohnt.

Fasziniert sah ich Nara an, für mich war sie eines der schönsten Pferde, die ich bislang gesehen hatte. Nara war dunkelbraun, mit drei schwarzen Beinen und einem

Weißen. Sie hatte eine schwarze Mähne, die sich an den Spitzen braun färbte. Ihre Augen hatten einen Blick von Vertrautheit, wobei sich ihre Sternzeichnung an der Stirn hervorhob.

Überraschend knirschte es hinter uns, Nara spitzte ihre Ohren nach vorn, erhob ihren Hals und machte sich größer, als sie war.

«Was hörst du?», fragte ich sie leise und legte meine Hand auf ihren Hals.

Plötzlich sprang ein Wolf hervor und Nara erschrak, ließ ein lautes Geräusch von sich und schlug ihre Vorderbeine nach ihm.

«Hoo! Ganz ruhig!», rief ich mit ruhiger Stimme und stellte mich vor Nara.

«Es ist nur Alo!»

Nara stampfte abwechselnd mit den Vorderbeinen vor Nervosität, fing sich aber dann wieder langsam an zu beruhigen. Sie nahm ihren Kopf nach unten, streckte ihn vorsichtig nach vorn und schnaubte Alo an.

Währenddessen kniete ich mich zu Alo, um ihr zu zeigen, dass alles in Ordnung war.

«Jetzt hast du dich aber erschrocken», lachte ich leicht und strich ihr mit meiner Hand über die Stirn. Auf unserem Weg begleitet mich immer Alo, mein Wolfshund. Der Name Alo bedeutet der geistige Führer.

Wir liefen ein wenig durch den Wald, dann hielt ich bei einem Bach an und lehnte mich über ihn. Mein langer, hellbrauner Wollrock schimmerte mit meiner weißen Bluse im Wasser. Ich betrachtete mein Spiegelbild. Meine hellblauen Augen verschmolzen mit dem klaren Bergwasser. Als Andenken an meine Mutter trug ich ihre silbernen Armreifen. Meine aschblonden Haare, die mit ein paar Schmuckperlen verziert sind, umhüllten mein Gesicht. In meiner Stammeskultur ist es üblich, dass wir eine heilende Geburtskette erhielten, die mit einem bestimmten Symbol und einem Stein versehen ist. Mein Stein war der Rosenquarz, er ist der Stein der Liebe und des Herzens. Er kräftigt das Herz und den damit verbundenen Kreislauf. Er gibt viel Kraft bei Liebeskummer und Herzschmerz. Jeder Stein spiegelt dich selbst wider. Es können auch mehrere Steine zu dir passen. Das erkennst du, wenn der Stein sich an deinem Leib erwärmt. Je nach Lebenssituation kann es auch passieren, dass dein Stein sich nicht mehr erwärmt. Meine Kette war aus Silber und mit dem Symbol Triskele verziert.

Sie steht für den Kreislauf des Lebens, die Geburt, das Leben, den Tod, die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft, für das Werden, das Sein und das Vergehen. Es ist eine dreierspirale, drei Spiralen, die in der Mitte miteinander verbunden waren. Es ist ein druidisches Symbol und steht für die drei Göttinnen Fotla, Banbu und Eiru, die Schwestern sind. Unsere Amulette bringen uns Glück, schenken uns Kraft und wehren negative Energie ab.

Mit einem verträumten Blick richtete ich meinen Kopf nach vorn und sah dabei Alva auf mich zukommen. Ihre langen hellbraunen Haare umhüllten ihr schmales Gesicht. Sie trug einen dunkelblauen karierten Wollrock mit einem schwarzen Hemd. Ihre Heilkette ist mit dem roten Achat-Stein geschmückt. Er schützt die Haut, hat eine positive Ausstrahlung auf die Verdauungsorgane und kräftigt die Nieren. Der Achat symbolisiert Glück und bewahrt dich vor dem Bösen. Ihre goldene Verzierung war die Spirale.

Zudem trug sie den Achatstein er symbolisiert Glück und bewahrt dich vor dem Bösen. Seine goldene Verzierung ist eine Spirale, die gegen den Uhrzeigersinn verläuft. Die Bedeutung steht für Erkenntnis, Wachstum, Erweiterung und Entwicklung der Seele. Wenn die Spirale gegen den Uhrzeigersinn verläuft, symbolisiert sie Kraft, Bewegung und Energie.

«Hallo Alva, was machst du hier ganz allein?», fragte ich mit verwunderter Stimme.

«Hallo Amei», sah sie mich mit einem besorgten Blick an. Dabei fragte ich mich, was heute nur im Dorf los ist, dass alle so besorgt sind. Vielleicht lag es daran, dass wir momentan so wenig Wild in unseren Wäldern haben.

Alva riss mich aus meinen Gedanken.

«Ich habe ein Gespräch zwischen meiner großen Schwester und meinem Vater belauscht. Sie brauchen deine Hilfe.»

Zu Beginn war ich mir nicht bewusst, worum es sich handelt. Heute Morgen kam Birk besorgt zu uns und nun suchte mich Alva auf?

«Dann lass uns aufbrechen», erwiderte ich, stieg auf mein Pferd und streckte Alva meine Hand entgegen. Ich war so neugierig, dass ich es kaum aushalten konnte, herauszufinden, was vor sich ging.

Mein Stamm

Wir leben in Celtic und wir gehören zu den Aleman.

Unser Stamm ist in drei Klassen unterteilt. Der größte Teil des Stammes wird als die Freien bezeichnet, sie müssen in den Krieg ziehen und haben ein Mitspracherecht in der Politik.

Um Frieden zu schließen, einen Krieg zu beginnen oder Sklaven zu befreien, muss ein einstimmiger Beschluss gefasst werden. In unserer Gesellschaft gibt es keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern, Frauen haben die gleichen Rechte wie Männer. Der König, der bei uns Jarl genannt wird, ist für militärische oder richterliche Aufgaben zuständig.

Jeder hat seine Aufgabe. Es gibt Krieger, die unseren Stamm verteidigen, Jäger, die Wild jagen, Sammler, die im Wald nach nützlichen Dingen suchen, Bauern, die unsere Nahrung anbauen und Vieh halten, Handwerker, die unsere Hütten, Waffen und andere Dinge bauen, und die Druiden. Die Druiden sind in der Lage, die Zukunft zu sehen, sie haben Kenntnisse in der Heilkunst und über Kräuter. Sie sind sowohl mit den Göttern als auch mit der Unterwelt verbunden. Jeder in unserem Stamm hat Respekt vor den Druiden. Gefangene aus Kriegen oder die Freien, die zu viele Schulden haben und diese nicht begleichen können, werden als die Unfreien bezeichnet. Sie sind unsere Sklaven. Kinder von Sklaven sind automatisch ebenfalls Sklaven. Schwere Verstöße gegen die Regeln werden mit dem Tod bestraft oder führen zum Ausschluss aus dem Stamm.

Unsere Stammesregeln sind klar und fair. Wir haben eine größere Körpergröße als andere Stämme. Unser Kampf wird mehr mit den Körpern als mit den Waffen selbst geführt, weil wir stark und furchtlos sind.

Alva und ich ritten durch unser Dorf. Die meisten hier sind miteinander verwandt. Die Hütten waren aus Holz, Lehm und Stroh, was die Kelten isolierte. In jedem Dorf befindet sich ein Lindenbaum. Auch an heiligen Orten kann man die Linde finden. Sie war schon immer ein wichtiger Teil unserer Kultur. Der Baum bietet Wegweisung für Fragende, Heilkraft für Kranke, nimmt das Leid der Trauernden auf und besiegelt Liebesversprechungen. Aus ihnen werden Gottheiten und Madonnen geschnitzt.

«Amei!»

Rief eine Stimme durch die Menschenmenge, während Irmelin auf uns zulief. Alva und Irmelin ähnelten sich stark. Beide haben dunkelblaue Augen und lange blonde Haare. Irmelin trug jedoch einen roten Wollrock und ein weißes Hemd. Ihr Heilstein war ein roter Jaspis, der die Persönlichkeit fördert und bei der Identitätsfindung hilft. Er löst Blockaden, sorgt für Tatkraft und Ausgeglichenheit. Ihr Symbol steht für Unendlichkeit.

Das runde Knotenmuster besteht aus einem einzigen Band, das nie endet und weder Anfang noch Ende hat. Es symbolisiert eine unsterbliche Seele, Wiedergeburt und das Göttliche. Bei der Geburt wandert die Seele ins Diesseits und nach dem Tod kehrt sie ins Jenseits zurück.

«Amei, du musst mitkommen. Unser Vater beabsichtigt, mit dir zu sprechen.»

Ungeduldig zog sie am Halsring meines Pferdes. Wir ritten Richtung Jarl Conor, dieser Mann ist unser Jarl.

Als wir einige Schritte liefen, trafen wir auf Birk.

«So sehen wir uns wieder, Birk», sprach ich und sprang von meinem Pferd.

Er trug einen knielangen, braun karierten Wollrock mit einem Gürtel, ein schwarzes Hemd und schwarze Stiefel. Sein Amulett lag über seinem Hemd. Er war mit dem Heilstein Feuerachat ausgestattet. Durch diesen Stein wird das Handeln klarer und überlegter. Gleichzeitig wird sein inneres Wachstum gefördert. Die silberne Verzierung ist die Doppelspirale, die Verbindung von Gegensätzen symbolisiert. Zwei miteinander verbundene Spiralen bilden eine Einheit, wobei eine im Uhrzeigersinn und die andere gegen den Uhrzeigersinn verläuft. Die Doppelspirale beschreibt die Geburt, den Tod und das Zwischenleben. Sie symbolisiert die Tag-und-Nacht-Gleiche.

«Ich kann nicht sprechen, ich muss mich konzentrieren.»

«Worauf?», erkundigte ich mich und entfernte mit meiner Hand ein Blatt von Birks Rücken.

«Morgen muss ich die Druidenprüfung absolvieren.»

Eine Blume lag in seiner Hand, er hielt sie fest, als ob ein Sturm sie wegreißen wollte.

«Was ist das für eine Blume?»

«Das ist ein Gänseblümchen, es gehört zum Unkraut, das praktisch auf jedem Feld wächst. Man kann es essen oder als Heilpflanze verwenden. Es hilft bei Erkältungen, Verstauchungen oder Quetschungen und wird bei Wundbehandlungen angewendet.»

Er griff nach einer Blume und hielt sie vor meine Nase.

«Hier haben wir noch Sauerampfer, das schmeckt hervorragend mit Fisch zusammen. Er hilft bei Magen-Darm-Beschwerden, Blutarmut und Juckreiz.»

Ich sah ihn mit einem bemerkenswerten Blick an und legte ihm eine schöne gelbe Blume in seine Handfläche.

«Das ist ein Löwenzahn, man kann sie essen und zugleich hilft sie bei Ekzemen und Rheuma.»

«Und was ist mit dieser Pflanze?»

»Das ist Rotklee, man kann die Sprossen essen. Er hilft bei Menstruationsbeschwerden, Rheuma, Gicht und wird bei Wundbehandlungen verwendet.»

«Großartig, Birk!», begeistert lächelte ich ihn an.

«Und aus welcher Pflanze könnten wir heute Abend einen Salat oder eine Soße zaubern?»

«Das wäre Bärlauch. Wenn man die Blätter zwischen den Fingern reibt, riechen sie stark nach Knoblauch. Man kann ihn auch als Heilmittel verwenden, aber du solltest beachten, dass Bärlauch, sobald er blüht, giftig wird.»

Ich klopfte ihm auf die Schulter und lächelte ihn an.

«Warum machst du dir so viele Gedanken? Du kannst das.»

«Amei, das war nicht schwer.»

«Wie du meinst», erwiderte ich und stieg wieder auf mein Pferd.

«Wir sehen uns», winkte ich ihm zu und ritt weiter durch das Dorf.

Wir gelangten wenige Minuten später zur Hütte des Jarls, der sich auf seinem Stuhl neben der Tür befand und das angenehme Sonnenlicht genoss. Vor ihm lagen drei Wölfe. Ich beobachtete ihn einen Moment lang.

Er trug ein weißes Hemd, schwarze Stiefel und einen schwarzen knielangen Wollrock. Um seinen Hals hing der Jaspis-Heilstein. Er gibt die nötige Kraft, sich mit der eigenen Seelenwelt auseinanderzusetzen und verbessert das Verarbeiten von Erfahrungen. Sein Silbernes verziertes Amulett nannte man Triquetra, die Dreifaltigkeit. Es handelt sich um drei miteinander verbundene Dreiecksspitzen. Es symbolisiert die Geburt, das Leben und den Tod.

«Ich grüße dich, Conor, der Wolfflüsterer.»

«Guten Tag, Amei, hast du den Weg gefunden?», lachte er sarkastisch.

«Ja, das habe ich. Mir kam zu Ohren, dass ihr mit mir sprechen möchtet?»

«Ja, genau genommen möchte das Oberhaupt mit dir sprechen, du findest sie im Haus», zwinkerte er mir zu und lächelte frech.

Ich stieg vom Pferd, verbeugte mich leicht und ging hinein. Alva und Irmelin folgten mir.

«Ich grüße dich, Fia, der dunkle Frieden.»

Fia war die Mutter von Alva und Irmelin.

Sie wandte sich langsam zu uns und sah mir in die Augen. Ich mag es gar nicht, wenn mir jemand länger in die Augen sieht, aber den Blick abzuwenden zeigt Unsicherheit.

Das Licht der Kerze tanzte in ihrem Gesicht.

Fia trug einen langen grauen Wollrock und das passende Hemd dazu. Um ihren Hals reflektierte eine silberne Heilkette des Mondes im Kerzenlicht.

Der Halbmond, der als Enthüller der heiligen Dinge bekannt ist, beeinflusst die Gezeiten, das Pflanzenwachstum und die weibliche Menstruation. Er symbolisiert Ausgleich und Harmonie. Mit einem Bergkristall eingearbeitet, fördert er eine klare Wahrnehmung und ein Gespür für den richtigen Zeitpunkt.

Aufbruch nach Helvetios

«Amei, setz dich an die Tafel.»

Sie zog mir einen Stuhl vom Tisch und ich setzte mich hin. «Uns hat soeben die Nachricht erreicht, dass die Helvetis in den Krieg ziehen wollen mit den Romanis. Wir haben eine Vereinbarung, dass unsere Stämme sich in schlechten Zeiten unterstützen. Dies wurde festgehalten, indem sich unsere Kinder vermählen.»

Sie zündete noch eine Kerze auf dem Tisch an.

«Und wie soll ich helfen?»

Ich fühlte mich von meinen Gedanken getrieben, weil mir nicht klar war, was ich damit zu tun habe.

«Amei, du bist manchmal kindisch, lebst in deiner eigenen Welt und suchst noch den Weg zu dir selbst.»

Wie heißt es so schön? Wahre Worte verletzen einen.

«Aber du hast einen starken Willen. Keiner kann so schnell reiten wie du, kein Pfeil trifft das Ziel so sicher wie deiner. Es wird Zeit für dich, deinen Weg zu finden. Wir wollen dich als unsere rechte Hand. Es liegt in unserer Absicht, diesen Konflikt zu vermeiden, denn die Druiden unseres Stammes sind davon überzeugt, dass dieser Krieg Unheil bringen wird!»

Fia lief zum Kamin, hielt an und sah mit einem leeren Blick hinein. Ich sah zu Irmelin hinüber, die mich wiederum erwartungsvoll ansah.

«Ich würde mein Leben für den Stamm opfern!», erwiderte ich.

«Aber ich bin nur eine Jägerin und keine Kriegerin. Ich glaube nicht, dass ich dafür bereit bin.»

Fia kam auf mich zu und streichelte liebevoll mein Haar.

«Ich bin überzeugt, dass du die stärksten Krieger hast. Warum möchtest du mich?»

«Ja, das ist wohl wahr, aber die Druiden haben eine Vision von den Göttern erhalten, dass sie Großes mit dir vorhaben. Folge ihrer Vision!»

«Dann werde ich mich von meinem Schicksal treiben lassen», gab ich Fia mein Wort, war jedoch von meinen eigenen Worten nicht überzeugt.

Fia nickte mir zu und pustete mit einem sanften Stoß die Kerzen aus.

«Du wirst als Erstes mit Irmelin die Nachricht überbringen, dass die Aleman den Helvetis zur Seite stehen. Birk wird mit euch reiten, er ist ein guter Druide.»

Sie winkte mich fort, ich erhob mich von der Tafel, verbeugte mich und verließ die Hütte.

Mir gingen unendlich viele Gedanken durch den Kopf.

«Amei, du bringst mich zu Alvar?»

Alvar war der Prinz der Helvetis und Irmelins zukünftiger Mann.

«Ja, aber wir müssen uns zuerst vorbereiten und nicht kopflos aufbrechen.

Packe warme Kleidung ein, wir sehen uns morgen, wenn die ersten Sonnenstrahlen die Wälder berühren.»

Irmelin sprang freudig davon, aber ich sorgte mich um die Zukunft.

Ich pfiff einmal und Nara kam sofort.

«Wir müssen uns vorbereiten, wir haben einen weiten Weg vor uns und ungefähr in der Hälfte der Strecke schlägt der Winter ein.»

Ich streichelte Nara über die Stirn und stieg auf. Gemeinsam ritten wir zu meiner morschen Hütte, die mitten im Wald lag.

Sehr wahrscheinlich wird sie zerfallen sein, bis wir zurückkehren. Meine Eltern sind vor einigen Jahren verschwunden, als ich noch jünger war, und nun bin ich allein. Meine Mutter stammte aus dem Volk der Aleman und mein Vater war ein Leponder.

Ich öffnete die Tür und trat ein. Kenna, die wunderschöne Katze, sprang mir entgegen und erfreute sich an meinem Anblick.

«Hallo, meine Freundin», sprach ich freudig und strich ihr über den Rücken bis zum Ende ihres Schwanzes.

Kenna besuchte mich immer wieder.

«Na gut, so allein lebe ich doch nicht», schmunzelte ich über meine eigenen Gedanken.

Es wurde dunkel und ich legte mich schlafen. Hier mitten im Wald hörte man viele Geräusche in der Nacht und das Knarren der Bäume, die vom Wind hin und her schaukelten.

Die Nacht verging schnell und ich erwachte zur Morgendämmerung.

Ich entzündete eine Kerze, stand vom Bett auf und stieg die Leiter hinunter.

Eilig lief ich zur Küche, griff nach einem Trinkbeutel und ein paar Nüssen, die ich in meine Tasche packte. Dann lief ich zur Tür, öffnete sie und streckte meinen Arm aus, sodass eine Eule angeflogen kam und sich auf meinen Arm setzte.

«Grüß dich, Kian, der Weise Mann.»

Mit meinem Finger strich ich ihm über den Kopf. Ich gab ihm eine Nuss und so verschwand er wieder in den Wald.

Müde lief ich zum Schrank und nahm eine dunkelblaue Hose, ein weißes Hemd und hellbraune Stiefel heraus. Ich zog mich um und nahm noch einen Fellmantel und einen Dolch aus dem Schrank, den ich in meine Tasche packte. Dann kletterte ich noch einmal die Leiter hoch und lief zum Bett, duckte mich und zog einen Köcher, gefüllt mit Pfeilen, und einen Bogen hervor. Ich erhob mich, legte mir den Köcher und den Bogen um, kletterte die Leiter wieder hinunter und bewegte mich Richtung Tür. Mit einem letzten Blick verabschiedete ich mich von der morschen Hütte. Ich ließ die Tür offen, damit die Tiere kommen und gehen können, wann sie wollen. Ich stieg auf Nara, drückte meine Unterschenkel leicht zusammen und verlagerte mein Gewicht nach vorne, sodass Nara loslief.

«Los, Nara!»

Eine kurze Zeit später befanden wir uns bei Irmelin.

«Das Morgenlicht grüßt dich, Amei», sprach Irmelin mit einem Strahlen über ihr ganzes Gesicht.

«Guten Morgen, Irmelin», erwiderte ich mit einem lauten Gähnen und hielt mir die Hand vor den Mund.

Sie verabschiedete sich von ihren Eltern und ihrer kleinen Schwester.

Danach band sie ihre Tasche an den Sattel und stieg auf.

«Oraya sieht kräftiger aus als zuvor», sprach ich zu Fia. Denn das Pferd, das Irmelin reiten durfte, gehört Fia.

«Danke, es war ein hartes Stück Arbeit», erwiderte sie mit einem stolzen Lächeln.

Oraya war ein brauner Araber mit vier schwarzen Beinen, einem weißen Fleck auf der Nüster und einem an der Stirn.

«Wir werden unseren Weg finden, und wenn nicht, wird der Weg uns finden.»

Mit diesen Worten verabschiedete ich mich von Fia und Jarl Conor.

«Jetzt holen wir Birk», sprach Irmelin ungeduldig und ritt voraus.

Wir ritten das Tal hinab, bis wir zu einer Höhle ankamen. Nicht nur Fackeln verteilten sich in der Umgebung, sondern auch Speere, die mit Menschenschädeln verziert waren.

«Warum sind die Druiden nur so komisch?», fragte mich Irmelin.

Ich antwortete darauf nur mit einem Schulterzucken.

Birk kam aus der Höhle und holte sich ein Pferd.

«Hallo, Freunde.»

Wir grüßten ihn zurück.

«Seit wann hast du gute Laune?», fragte ich ihn mit einem misstrauischen Blick.

Birk stieg auf sein Pferd.

«Es ist ein wunderschöner Tag, um ein Abenteuer zu beginnen. Endlich komme ich aus dieser Höhle heraus.»

Ich zog eine Augenbraue hoch, und wir ritten los. Irmelin und ich kennen uns schon seit unserer Kindheit. Ich bin sieben Jahre älter als sie, und Birk ist vier Jahre jünger als ich. Wir sind schon seit einiger Zeit Freunde.

«Habt ihr alles dabei? Wasserbeutel, Wollmantel und eine Kappe für die kalten Tage?», fragte ich nach, und im selben Moment, als ich es aussprach, fühlte ich mich wie eine Mutter. Wir stiegen von den Pferden und liefen einen steilen Pfad hinunter, um die Gelenke der Pferde zu schonen. Ich half, die meisten Pferde in unserem Dorf einzureiten, unter einer Bedingung: dass man den Jungpferden genug Zeit lässt, sich zu entwickeln, denn der Rücken der Pferde ist Gold wert. Ich mag keine grausamen Methoden, um den Willen eines Tiers zu brechen. Tiere besitzen, genauso wie wir, eine Seele und spüren den Schmerz. Ein Band aus Vertrauen und Respekt ist stärker als ein Band aus Angst und Unterdrückung. Es nennt sich Freundschaft, und für einen loyalen Freund würde ich mein Leben geben.

Nach einer langen Wanderung kamen wir endlich am Fuß des Berges an und stiegen wieder auf die Pferde. Während wir über ein blumenbedecktes Feld ritten, konnte ich beobachten, wie ein paar Rehe am Rand des Waldes grasten. Ein gelber Schmetterling flatterte an mir vorbei, begleitet vom fröhlichen Gesang der Vögel. Der Wind strich durch meine Haare, und der Duft der Blumen stieg mir in die Nase. Ich legte mich auf den Rücken und betrachtete die Wolken, die wie ein Engel und eine Ente aussahen.

Wir ritten schon einen halben Tag Richtung Westen, und nun war es Zeit für eine Pause.

«Birk und Irmelin, wir rasten hier und schlagen unser Lager auf.»

«Endlich, mein Gesäß tut schon ganz schön weh, und ich habe einen Bärenhunger», erwiderte Irmelin.

«Dann besorge ich etwas zu Essen.» Nachdem wir von den Pferden gestiegen waren, begannen Irmelin und Birk damit, das Lager am Waldrand aufzuschlagen. In der Zwischenzeit machte ich mich auf den Weg, um nach Essen zu suchen. Ich durchstreifte den Wald, passierte einen Felsen und überquerte einen Bach, als plötzlich ein Fuchs vor mir auftauchte. Ich kniete mich hin und beobachtete den Fuchs. Etwas schien mit ihm nicht zu stimmen. Ich holte meinen Bogen und die Pfeile heraus und zielte auf sein Herz. Wir erlegten unser Wild schnell und schmerzlos, und danach sprachen wir ein paar Dankesworte. Als ich bereit war, den Pfeil abzuschießen, trafen sich unsere Blicke, und ich senkte meinen Bogen.

Der Fuchs kam auf mich zu, und erst dann erkannte ich, dass er krank ist und die Nacht wahrscheinlich nicht überleben wird. Er näherte sich bis auf eine Armlänge und blieb dann stehen. Es war ein emotionaler Moment für mich. Wir sahen uns tief in die Augen, und ich konnte den Schmerz in seinen Augen sehen. Nach einem kurzen Moment senkte er seinen Kopf, und mir wurde klar, was er von mir wollte. Mit schwerem Herzen zog ich meinen Dolch heraus, streichelte ihm über den Kopf und stach ihn in sein Herz.

«Eine gute Reise wünsche ich dir, mein kleiner Freund», flüsterte ich.

Ich zog den Dolch heraus und legte ein Blatt auf seinen leblosen Körper.

«Dein Körper ist nur eine Hülle, die du hier zurücklässt. Deine Seele wandert in den Himmel zu deinen Ahnen. Du lässt deinen Körper hier, der zu Erde wird und uns dieses Leben schenkt.»

Eine Träne lief mir über die Wange.

«Diese Träne ist für ein erloschenes Leben, dein Leben, kleiner Fuchs.»

Ich schenkte ihm einen letzten Blick und verschwand dann im Wald. Ich lief den Weg zurück, bis ich im Lager ankam, wo Birk bereits ungeduldig auf mich wartete.

«Amei, ich habe einen Brennnesseltee für dich.»

«Das ist genau das, was ich jetzt brauche, Birk.

Erklär mir doch mal, welche Eigenschaften die Brennnessel hat?», fragte ich ihn, um mich abzulenken.

«Sie enthält viel Eisen, Calcium und Vitamin C.»

«Sehr gut», erwiderte ich und nahm einen großen Schluck.

Ich runzelte die Stirn.

«Das schmeckt ja nach Gras.»

«Es spielt doch keine Rolle, wonach der Tee schmeckt, es kommt auf die Heilwirkung an.»

«Dir vielleicht nicht.»

Ich schüttete den Tee heimlich ins Gebüsch.»

«Und welche Heilwirkung hat er?», fragte ich, um meine Tat zu verbergen.

«Er wirkt blutreinigend, blutbildend und stoffwechselfördernd.»

«Immerhin eine nützliche Pflanze.»

«Man kann sie auch als Füllung für Pasta verwenden oder als Soße.»

«Bei allen Göttern, ich hoffe, das schmeckt besser als dieser Tee.»

Birk musste schmunzeln, während Irmelin stürmisch auf uns zukam.

«Ich habe Kastanien entdeckt.»

Sprach Irmelin und legte die Kastanien in die heiße Glut des Lagerfeuers.

«Kastanie der Auferstehung. Sie steht für Voraussicht, Erneuerung, Geborgenheit, Hingabe und Sättigung. Die Samen der Kastanie helfen bei Venenerkrankungen, Krampfadern und Wadenkrämpfen. Kastanienbäume werden bis zu 35 Meter hoch.»

«Musst du immer so allwissend sprechen, Birk?»

«Du bist ja nur neidisch, weil ich es kann», erwiderte er und streckte ihr die Zunge wie ein kleines Kind heraus.

Ich konnte es mir nicht verkneifen.

«Die schmecken immerhin.» und lachte.

«Du Verräterin!» rempelte mich Birk mit seiner Schulter an und lachte mit.

Ich setzte mich zu Irmelin an das Feuer und sprach das Thema mit der Kastanie wieder an.

«Die Lebensbäume sind ein Teil unserer Kultur, man ordnet sie dem Geburtsdatum zu. Sie sind unsere Wegbegleiter im Leben und bringen uns Glück.»

Wir saßen alle um das Feuer und ließen die Vergangenheit aufleben.

Irmelin erhob sich und sprach mit ausgestreckten Armen.

«Im Osten geht die Sonne auf, im Süden ist ihr Mittagslauf, im Westen wird sie untergehen, im Norden ist sie nie zu sehen.»

«Das gilt aber nur auf der Nordhalbkugel.»

fügte ich hinzu und Irmelin rollte mit den Augen.

«Ich glaube, ich habe mich geirrt. Du bist ein Klugscheißer!», lachte sie.

Irmelin nahm einen Stock, lief aufs Feld und steckte ihn in die Erde. Irmelin stand in Richtung Norden und der Schatten des Stocks zeigte nach Osten.

«Da es Sommer ist, rechnet man immer eine Stunde hinzu, also ist es etwa drei Uhr.»

Ich kannte die Technik, war aber schwer beeindruckt, dass Irmelin das wusste. Versteht mich nicht falsch, ich denke nicht, dass Irmelin dumm ist, aber als Prinzessin des Stammes hat man andere Aufgaben zu erledigen.

Daher erstaunt es mich, dass sie solche Dinge beherrscht.

«Wir reiten in der Nacht weiter, wenn es für die Pferde kühler ist», sprach ich, woraufhin Birk und Irmelin mir verständnisvoll zustimmten.

«Dann können wir uns noch etwas ausruhen», erwiderte Birk.

«Macht das. Ich werde die Umgebung erkunden.»

Ich lief entlang des Waldrands, bis ich einen Lindenbaum fand. Ich betrachtete die Blätter des Baumes ganz genau. Die herzförmigen Blätter sind etwa fünfzehn Zentimeter lang und Fast so breit. Ihre Krone ist groß und rundlich. Sie wird mehrere Hundert Jahre alt und 40 Meter hoch. Die Winterlinde ist ein heiliger Baum, sie steht für Gemeinschaft und Liebe. In der Heilkunde wirkt sie beruhigend, blutreinigend, entzündungshemmend und schweißtreibend. Ihre Blüten kann man als Tee oder für ein Bad verwenden.

Als ich nach einem ausgedehnten Spaziergang ins Lager zurückkehrte, war die Sonne bereits untergegangen und der Mond erhellte den Himmel.

Wie ein Schatten näherte ich mich Birk und Irmelin.

«Es ist Zeit zu gehen.»

Irmelin schrie auf, woraufhin Birk erschrak und den Wasserbeutel fallen ließ.

«Ach beim Donner von Thor musst du uns so erschrecken!»

«Wovor fürchtest du dich, in der Dunkelheit, Birk?», lächelte ich ihn mit einem schrägen Blick an.

«Nicht einmal Niflheim macht mir so viel Angst wie du.»

«Danke», erwiderte ich mit einem gewinnenden Blick.

«Das war kein Kompliment.»

Ich zwinkerte ihm zu und wir begannen gemeinsam damit, das Lager abzubauen. Anschließend nahm ich mein Pferd, stieg auf und wir machten uns auf den Weg. Der Mond beleuchtete das Land, sodass wir klar sehen konnten, wohin wir ritten.

«Ihr könnt euch am Nordstern orientieren, da er im Laufe der Nacht seine Position nicht verändert. Alle anderen Sterne wandern weiter. Der Nordstern markiert das Ende des Sternbildes Kleiner Bär, das auch als kleiner Wagen bekannt ist. Der kleine Bär besteht aus sieben Sternen.

Richtet euch vom Nordstern aus und betrachtet ihn als die Mitte einer Uhr.

Teilt den Himmel von rechts nach links in zwölf Teile.