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Ferdinand Eber hat einen Job, fährt ein schickes Auto, lebt in einer schönen Wohnung, hat viele Freunde, und eines Tages entdeckt er die Sinnlosigkeit seiner Existenz. Von nun an lässt er in selbstquälerischen Gedankenschleifen sein Leben Revue passieren. Entsetzt erkennt er, dass er keine nennenswerten Spuren hinterlassen hat. Mit einem tiefen Gefühl der Ohnmacht und unfähig, das Ruder herumzureißen, steuert er hilflos auf einen Abgrund zu. In großer Verzweiflung zieht er Bilanz und stößt auf fürchterliche Fehler, die nicht wieder gutzumachen sind. Andreas Beer beschreibt in seiner Geschichte den traurigen Weg eines Mannes, der aus einer furchtbaren Angst heraus der Schönheit des Daseins eine Absage erteilt und dessen größte Sorge es ist, dass es ein Leben nach dem Tod gibt. Sensibel und in sich schlüssig zeichnet Andreas Beer das Bild einer depressiven Persönlichkeit. Mit Ferdinands ausführlichen philosophischen Betrachtungen über die Allmacht des Todes und den Selbstmord als Privileg des Humanen, verdeutlicht er eine Lebenseinstellung, die mit Freude und Genuss wenig zu tun hat. In der Interpretation der wahren Natur des Menschen kommen ausschließlich Misstrauen und Angst vor Nähe und Vertrauen zum Vorschein. Einfühlsam schildert der Autor, wie sein Alter Ego Ferdinand mit sich selbst ringt und beschreibt anschaulich dessen Zerrissenheit zwischen Mut und Verzweiflung. Gnadenlos rechnet er mit Kälte und Unfreundlichkeit in zwischenmenschlichen Beziehungen ab und führt am Schicksal seines Protagonisten die Konsequenzen von Lieblosigkeit und mangelnder Fürsorge vor. Die Geschichte fesselt durch den Wechsel von selbstreflexiven Briefen und inneren Dialogen. Ferdinand tritt mit seinem anderen Ich in eine konfliktreiche Auseinandersetzung über Leben und Tod, über das Wesen von Freundschaft und Liebe und die Verantwortlichkeit der Familie. Dabei übersieht der unglückliche Protagonist, dass es das gibt, was er so schmerzlich vermisst! Einen Menschen, der sich sorgt und mit der Frage zurückbleibt: 'Warum hast Du mir nicht vertraut?" Die Erzählung glänzt durch interessante Gedanken und eine straffe Erzählweise, die treffend und berührend die wesentlichen Gedanken auf den Punkt bringt. Mit diesem eindringlichen Plädoyer für mehr Menschlichkeit hat der Autor eine wertvolle Lektüre verfasst, die mit ihrer Nachdenklichkeit viele Menschen anspricht!
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Seitenzahl: 55
Noch sitzt Du, lieber Leser, vor der ersten Seite und weißt nicht, was auf dich zukommt. Wenn Du aber weiterliest, wirst Du merken, dass dieses Buch nichts Besonderes ist. Es ist nur die Abrechnung eines Menschen, der merkt wie sein Leben spurlos an ihm vorbeigeht und er nicht eingreifen kann. Er betrachtet sein Leben; er macht Inventur und kommt auf fürchterliche Fehler in der Bilanz seines Daseins. Es ist dies ein einziges Selbstgespräch eines Verzweifelten, der auf dem Weg zum Selbstmord ist, und dessen größte Sorge darin besteht, dass es ein Leben nach dem Tod geben könnte. Solltest Du, geschätzter Leser, dir jetzt denken, dieses sentimentale Geschreibe interessiert dich nicht, dann bitte ich Dich, das Buch jetzt wegzulegen. Für Dich ist es nicht geschrieben.
Es ist Vorbei
Plädoyer des Verteidigers
Staatsanwalt
Endspiel
Nachwort
„Gut schaust du aus. Unrasiert, die Augen noch von gestern gezeichnet. Aber ansonsten, naja. Schau doch nicht so angefressen. Was willst du eigentlich? Nur wegen der wirst du ja nicht den Kopf verlieren. Sie ist es gar nicht wert. Was erwartest du dir denn von ihr. Nur weil du nicht ihr Traummann bist. Was soll's? Auch andere Mütter haben schöne Töchter.“
„Ach. Halt doch den Mund. Was weißt du überhaupt? Du hast ja keine Ahnung.“
„Nimm dich doch zusammen. Die Welt geht weiter. Und überhaupt. Dir geht es ja eh sehr gut. Du hast ein Auto, einen angenehmen Beruf und so. Finanziell reicht es auch. Du darfst dich einfach nicht gehen lassen. Du bist gut im Austeilen, aber sehr wehleidig beim Einstecken.“
„Du hast ja teilweise Recht. Aber ich will einfach nicht mehr. Ich habe in letzter Zeit ziemlich viel nachgedacht. Über mich, meine Freunde, über alles. Es war furchtbar. Und was habe ich von den Dingen, die man so hoch schätzt? Auto, Wohnung, Geld. Ist das denn das Leben? Nein, wirklich nicht. Leben heißt glücklich sein. Nur manche können das nicht. Unlebenswert. Verdammt noch mal. Ich höre sie die ganze Zeit sagen: Du weißt ja, dass ich dich sehr gern habe, aber… Ich glaube es ist eine schlechte Zeit für Versager. Ja, Versager. Was habe ich denn schon geleistet? Im Beruf so durchgeschwommen, das Studium vertan, ja das ist doch was. And so this is christmas and what have you done?“
„Es gibt nur dieses eine Leben. Es gibt nachher nichts mehr. Bring dich doch um. Du spürst nichts mehr, fühlst nichts mehr, du bist einfach weg. Es gibt kein Leben nach dem Tod. Spring doch, häng dich auf, tu es! Tu es für dich und alle anderen. Verschwinde! Wovor hast du Angst? Es ist wirklich aus nachher. Was willst du denn noch erreichen? Es ist alles vergänglich. Wenn du tot bist gibt es nichts mehr. Es ist dein Recht und deine Pflicht. Du bist alleine. Wer kümmert sich denn um dich, wenn du nicht schlafen kannst, wenn du zu Hause liegst und weinst? Wer fühlt denn mit dir? Wer tut mehr als dir zu sagen: Kopf hoch!? Niemand! In so einer Gesellschaft willst du leben? Mach dir nichts vor. Du bist nur zu feig, zu inkonsequent. Du hast Angst etwas zu versäumen. Aber was, um Himmels willen, könntest du denn schon versäumen? Irgendeinen anderen Tiefschlag, oder so.“
„Muss Liebe schön sein. Ein Scheißspruch!“
„Denk an was Schönes. Kinobesuche, Urlaub oder ähnliches. Da denkst du nie ans Umbringen.“
„Ja ja. Kurz währt der Schmerz, doch ewig währt die Freude. Ich sag dir was. Es ist genau umgekehrt. Liegst du je im Bett und denkst dir beim Einschlafen: das war ein schöner Tag heute?
Nein! Eben. Du kannst nicht. Das Schlechte überwiegt. Gefühle sind vorhanden, die kann ich nicht abschalten wie eine Maschine. Du weißt, dass du körperlich und seelisch kaputt bist. Total verlebt. Kaputt geraucht und kaputt getrunken. Weißt du wie es ist, wenn du dich nicht bewegen kannst, weil dir Schwarz vor den Augen ist, nicht gehen kannst, weil du Herzbeschwerden hast, wenn dir beim Stiegensteigen ein stechender Schmerz durch die Brust zieht, wenn du Angst vorm Einschlafen hast, weil du glaubst, dass du am Blut, das du jeden Tag erspuckst, eines Nachts grausam ersticken könntest? Das musst du einmal fühlen. Dann weißt du, was Leben heißt. Und wenn dir jeder erzählt, wie glücklich und zufrieden du sein musst, weil du eh alles hast. Dann versuche freundlich und oberflächlich zu bleiben. Wenn du das schaffst, dann sage ich: in Ordnung, es tut mir leid. Ich habe nicht gewusst, dass nur ich kein Durchhaltevermögen habe. Wenn die ganze Scheiße, die das Leben dir bieten kann auf einmal kommt, dann muss man sehr hart sein. Es tut so weh, wenn man verliert. Ich würde mir am liebsten meine Grabrede selber schreiben. Ich will, dass alle weinen. Es wäre mir dann zwar egal, aber ich will es halt.
'Unverständlicherweise ist Ferdinand Eber freiwillig aus dem Leben geschieden. Wir haben ihn alle noch frisch im Gedächtnis als lustigen Burschen, dem alle Möglichkeiten offenstanden. Er hat seinen Glauben nicht gefunden. Das Leben, das so schön sein kann, das hat er nicht verstanden. Er hat alle unterhalten wollen, er hat sich zu wenig um sich gekümmert. Er war eben ein Verlierer. Er hat sich an Strohhalme geklammert, die nie bestanden haben. Er war ein Verzweifelter. Er wollte geliebt werden. Das ist ihm zum Verhängnis geworden. Er konnte es nicht ertragen nur Durchschnitt zu sein. Er wollte etwas Höheres, etwas Besseres sein. Als er erkannte, dass auch er nur ein gewöhnlicher Mensch ist, hat er es nicht verkraftet. Er ist unmäßig geworden. Ferdinand Eber. ich verdamme dich. Du brachtest Unglück über deine Eltern und deine Umgebung. Du musst sie alle gehasst haben. Wenn du mir jetzt zuhörst, dann sage ich dir etwas, das du nie überwinden wirst: Alle werden jetzt bedrückt nach Hause gehen, aber einmal wirst du vergessen sein. ‚Eber, ah ja, der hat sich damals umgebracht. War immer schon ein wenig komisch.‘ Aus, Schluss! Wenn du das vorher gewusst hättest.
‚Und so bitten wir den Allmächtigen für deine Seele. R.I.P.'
So ungefähr stelle ich mir das vor. Ich liebe das Leben und ich hasse es. Bin ich zu sensibel oder bin ich nur unfähig zu leben? Ich kann mir nicht vorstellen glücklich zu sein. Ich lebe nur für und im Augenblick. Ich kann nicht für die Zukunft planen. Leben ist Verantwortung. Ich kann ja nicht einmal mich selber verantworten. Ich habe furchtbare Angst.