Die Lügenbrücke - Beatrix Binder - E-Book

Die Lügenbrücke E-Book

Beatrix Binder

4,7

Beschreibung

Als die Rumäniendeutsche Johanna von einer Dienstreise zurückkommt, erhält sie einen überraschenden Anruf - es ist Udo, ihr ehemaliger Verlobter, der sie vor über 20 Jahren verlassen hat. Sie verabreden ein Treffen in Frankfurt, doch er erscheint nicht. Nachdem Johanna erfährt, dass Udo auf dem Weg zu ihr tödlich verunglückte, entschließt sie sich dazu, nach Hermannstadt zu fliegen, um mehr über Udos Vergangenheit sowie sein erneutes Interesse an ihr zu erfahren. Dort stößt sie auf mehrere Verbrechen, die mit seinem Tod zusammenhängen könnten. Sie begegnet einer neuen Liebe, alten Freunden und findet zu sich selbst. Vor allen Dingen als sie erfährt, warum Udo sie damals verlassen hatte. Der vorliegende Roman zeichnet ein Zeitkolorit Rumäniens aus der Sicht der Siebenbürger Sachsen, thematisiert die Verstrickungen der Menschen untereinander und die aktuelle Zerrissenheit des Landes.

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Seitenzahl: 296

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Das Buch

Johanna, Kulturjournalistin bei einem deutschen Radiosender, erhält einen alarmierenden Anruf aus Rumänien. Mit der Stimme Udos, ihrer ehemaligen großen Liebe, kommen ihr Erinnerungen, die sie vergiftet haben und die sie all die Jahre versucht hat zu verdrängen. Sie verabreden sich, aber Udo erscheint nicht und wenige Stunden später ist er tot.

Die Reise in ihre alte Heimat, die auch jene vieler anderer Siebenbürger Sachsen ist, weckt Erinnerungen an altes Leben – an das ihre, an das ihrer Großeltern.

Auf der Suche nach den Hintergründen von Udos Tod, stößt sie auf alte Freunde, Fast-Familie und neue alte Verbrechen. Sie findet sich in einem Sumpf aus Lügen und Verrat, aus Schuld und wenig Sühne wieder und erfährt, warum Udo sie damals wirklich verlassen und was ihn ums Leben gebracht hat.

Die Autorin

Beatrix Binder ist in Hermannstadt (Sibiu/Rumänien) geboren und 1982 zusammen mit ihren Eltern nach Deutschland ausgereist. Um sich selbst auszudrücken, sang, tanzte und malte sie. Schon immer schrieb sie Tagebuch, in dem sie Erlebtes in Kurzgeschichten verpackte und mit Phantasie würzte. Mitte der neunziger Jahre fand ihr literarisches Schreiben, begleitet von der Heidelberger Autorin Elisabeth Alexander, seinen Anfang. Vom Förderkreis Deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg erhielt sie zwei Arbeitsstipendien.

Seit 1998 wurden mehrere ihrer Kurzgeschichten veröffentlicht, 2006 erschien der Debütroman Die gläserne Falle.

Heute lebt und arbeitet Beatrix Binder in Frankfurt am Main und betreibt zusammen mit ihrem Ehemann das KulturGut im Westerwald – eine Symbiose aus Landwirtschaft, Kunst und Kultur.

BEATRIX BINDER

DIE LÜGENBRÜCKE

ROMAN

DER KLEINE BUCH VERLAG

Die Handlung des Romans ist frei erfunden. Jede Ähnlichkeit mit lebenden oder toten Personen sowie realen Geschehnissen ist rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Impressum

Die deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter www.dnb.de abrufbar.

© 2015 Der Kleine Buch Verlag, KarlsruheProjektmanagement: Tatjana Weiß & Julia PrusLektorat: Tatjana WeißKorrektorat, Satz & Layout: Beatrice HildebrandUmschlaggestaltung: Manuela Wirtz, www.manuwirtz.deUmschlagabbildung: David lonut/ShutterstockDruck: Orga-Concept e.K., Filderstadt

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes (auch Fotokopien, Mikroverfilmung und Übersetzung) ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt auch ausdrücklich für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen jeder Art und von jedem Betreiber.

ISBN: 978-3-7650-2126-8

Dieser Titel ist auch als Printausgabe erschienen:

ISBN: 978-3-7650-9105-6

www.derkleinebuchverlag.de

www.facebook.com/DerKleineBuchVerlag

Für meine Familie

I

»Hallo? Johanna? Bist du noch dran?«

Ich ging auf die Sitzgruppe in der Mitte des Foyers unseres Radiosenders zu und flehte in Gedanken den Elefantenbaum, der zwischen zwei Sofas stand, an: Bitte mach, dass er es nicht ist! Aber er war es und ich erkannte sofort seine Stimme, die sich in den dreiundzwanzig Jahren nicht verändert hatte. Ich nahm bei der für ihn typischen Begrüßung Servus Johanna, mit dem rollenden R, jeden Nerv meines Körpers wahr.

Ich setzte mich auf einen der dunkelbraunen Ledersessel. Meine Haut juckte und ich spürte, wie der Schweiß von meinem BHBügel zum Bauch hinunter rann und wie es unter meinen Achseln nass wurde. Hatte ich ein Deo dabei? Übelkeit stieg in mir hoch. Aber nicht wegen des Essensgeruchs, der aus der Kantine kam und sich im Foyer verbreitete. Das Telefonläuten am Empfang nahm ich nur als dumpfen, weit entfernten Ton wahr. Dafür dröhnte es in meinem Kopf: ServusJohannaServusJohannaServusJohanna.

»Ja, mit wem spreche ich bitte?«, versuchte ich so sachlich wie möglich zu klingen.

»Ich bin’s, Udo.« Seine Stimme war unsicherer als damals.

»Wer? Udo? Udo Schwarz?« Ich schenkte mir Wasser in eines der Gläser, die auf dem Beistelltisch standen, trank einen Schluck. Der gallige Geschmack in meinem Mund wollte dennoch nicht verschwinden. Am liebsten hätte ich das Telefon weggelegt und mir die Hände an meiner Hose abgewischt, als hätte es mich schmutzig gemacht.

»Woher hast du meine Nu…«, stammelte ich, bekam jedoch nur weitere Gegenfragen gestellt, auf die ich stotternd, mit einer Stimme, die nicht zu mir gehörte, antwortete: »Gut, danke … Ich verstehe nicht … Eigentlich für Kultur … Das weiß ich schon, aber ich muss nach Paris … Nein, du kannst davon ausgehen, dass jemand anders kommen wird … Ach, du und dein brisantes Material!? Wovor willst du mich denn warnen?« Die Starre in mir löste sich langsam auf.

»Nein, ich sagte doch eben: Ich bin ab morgen in Paris. Udo, ich habe auch heute Abend einen Termin! Sag doch jetzt, worum es … Nein, ich denke, wir haben uns auch sonst nichts mehr zu sagen. Nein, Udo, das geht nicht! Sag mal, bist du taub? Nein, verdammt nochmal!« In meine Stimme presste sich die ganze Wut, Enttäuschung und Angst, die ich all die Jahre mit diesem Namen verbunden hatte. Ich schrie und sah sofort schuldbewusst zur Empfangsdame, die mich erschrocken ansah. Ich hob zur Entschuldigung und als Zeichen, dass alles in Ordnung sei, die Hand und stand auf.

»Udo, ich muss zurück in die Sitzung. Ich gebe deine Nummer einem Kollegen …« Es schien ihn nicht zu interessieren. Er hörte einfach nicht auf zu sprechen. Und ich schaffte es nicht, das Gespräch zu beenden.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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