Die Posaunen von Jericho: TIMETRAVEL - Reisen mit der Zeitkugel  Band 58 - Horst Weymar Hübner - E-Book

Die Posaunen von Jericho: TIMETRAVEL - Reisen mit der Zeitkugel Band 58 E-Book

Horst Weymar Hübner

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von Horst Weymar Hübner Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten. Der Auftrag: Bei seiner fluchtartigen Heimkehr aus Ägypten überrannte der israelitische Stamm des legendären Moses mehrere Stadtkönigreiche und eroberte nach seltsamen Vorbereitungen das unbezwingbare Jericho. Gestützt wird diese biblische Behauptung durch Aufzeichnungen, die der assyrische König Tiglat-Pileser I. auf Tontafeln vornehmen ließ. Darin wird ein kriegerisches Hirtenvolk genannt, das die fünfzigtorige Palmenstadt Jericho, die dem König tributpflichtig war, auf rätselhafte Weise dem Erdboden gleichmachte. Reisen Sie an den Ort des Geschehens und ermitteln Sie, wie Jericho eingenommen wurde. Konsortium der Sieben

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Horst Weymar Hübner

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Inhaltsverzeichnis

Die Posaunen von Jericho: TIMETRAVEL - Reisen mit der Zeitkugel Band 58

Copyright

Prolog

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

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14

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Die Posaunen von Jericho: TIMETRAVEL - Reisen mit der Zeitkugel Band 58

von Horst Weymar Hübner

Der Umfang dieses Buchs entspricht 118 Taschenbuchseiten.

Der Auftrag:

Bei seiner fluchtartigen Heimkehr aus Ägypten überrannte der israelitische Stamm des legendären Moses mehrere Stadtkönigreiche und eroberte nach seltsamen Vorbereitungen das unbezwingbare Jericho. Gestützt wird diese biblische Behauptung durch Aufzeichnungen, die der assyrische König Tiglat-Pileser I. auf Tontafeln vornehmen ließ. Darin wird ein kriegerisches Hirtenvolk genannt, das die fünfzigtorige Palmenstadt Jericho, die dem König tributpflichtig war, auf rätselhafte Weise dem Erdboden gleichmachte. Reisen Sie an den Ort des Geschehens und ermitteln Sie, wie Jericho eingenommen wurde.

Konsortium der Sieben

Copyright

Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books, Alfred Bekker, Alfred Bekker präsentiert, Casssiopeia-XXX-press, Alfredbooks, Uksak Sonder-Edition, Cassiopeiapress Extra Edition, Cassiopeiapress/AlfredBooks und BEKKERpublishing sind Imprints von

Alfred Bekker

© Roman by Author / Cover: Nach einem Motiv von William Hole, 2019

© dieser Ausgabe 2019 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.

Die ausgedachten Personen haben nichts mit tatsächlich lebenden Personen zu tun. Namensgleichheiten sind zufällig und nicht beabsichtigt.

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Prolog

Professor Hallstrom glückte das fantastische Experiment, winzige Substanzteile zu ent- und zu rematerialisieren. Er errechnete, dass diese Substanzteile im Zustand der Körperlosigkeit mit ungeheurer Geschwindigkeit in der 4. Dimension zu reisen vermochten – also nicht nur durch den Raum, sondern auch in die Vergangenheit und in die Zukunft. Mit seinem Assistenten Frank Jaeger und dem Ingenieur Ben Crocker begann er, diese Entdeckung für die Praxis auszuwerten. Er wollte ein Fahrzeug bauen, das sich und seinen Inhalt entmaterialisieren, dann in ferne Räume und Zeiten reisen, sich dort materialisieren und nach dem gleichen Verfahren wieder an den Ursprungsort und in die Ursprungszelt zurückversetzen konnte. Nach vier Jahren musste der Professor seine Versuche aus Geldmangel einstellen.

Die superreichen Mitglieder vom „Konsortium der Sieben“ in London boten ihm aber die fehlenden Millionen unter der Bedingung an, dass sie über den Einsatz der Erfindung bestimmen könnten. Der Professor erklärte sich einverstanden, konnte weiterarbeiten und vollendete sein Werk: die Zeitkugel. Seit diesem Zeitpunkt reisen der Professor, sein Assistent und der Ingenieur im Auftrag des „Konsortiums der Sieben“ durch die 4. Dimension.

Dieser Roman erzählt die Geschichte der Ausführung eines derartigen Auftrags.

1

Spitz und gellend stand der Schrei des Wächters über der ausgeglühten Bergwelt. Kräftige Fäuste stießen den Mann an die Kante des gewaltigen Felsabbruches. Ein Fußtritt warf ihn über die Kante hinaus.

Mit ausgebreiteten Armen und Beinen stürzte er der Tiefe entgegen und schrie immer noch.

Sein Körper drehte sich einmal um die Mittelachse und verschwand hinter einer Felszacke, die wie der Reißzahn eines urweltlichen Tieres aus einem tieferliegenden Felsband wuchs.

Dann riss der heulende Schrei ab.

Ein dumpfer Aufschlag drang aus der Tiefe herauf. Klickend und rauschend geriet dort eine Schutthalde in Bewegung und schob sich talwärts.

Weit unter der Felszacke erhob sich rötlich-brauner Staub und verdichtete sich zu einer Wolke. Wie aufquellender Dampf breitete sich der Staub nach oben aus.

Minutenlang toste der Lärm der Gerölllawine durch die Täler und Schluchten des Abarim-Gebirges. Wilde Ziegen flüchteten aufgeschreckt über handbreite Felsleisten, Falken jagten pfeilschnell durch enge Einschnitte, schwangen sich über Sättel und suchten friedlichere Teile des Gebirges auf.

Tief unten in dem canyonartigen Tal, das nach Westen hinüber zum Jordanfluss führte, quoll eine rotbraune Steinzunge aus einer seitlichen Einmündung und schob sich bis zum spärlich rinnenden Wasser vor.

Erst dort kam das Geröll zum Stillstand.

Aus der Tiefe drang noch das Poltern einiger nachfallender Steine herauf. Dann war es wieder still. Jedenfalls drüben auf der Felskuppe, die als Ausblick diente und auf der die Männer aus dem Lager den schlafenden Wächter angetroffen hatten.

Ohne erkennbare Gemütsregung bestimmten die Männer einen neuen Wächter aus ihrer Mitte und verschwanden auf einem Pfad, den die wilden Ziegen des Gebirges angelegt hatten. Sie wandten sich nach Norden. Auf einer Kuppe, in Luftlinie etwa zwei Kilometer entfernt, befand sich der nächste Wächter. Er schlief nicht. Er stand mit wehendem Umhang auf seinem Platz.

Professor Hallstroms Gesicht war noch immer bleich, als die aus dem Lager heraufgestiegenen Männer vorläufig außer Sicht geraten waren.

Ben Crocker starrte in die Staubwolke, die oberhalb des Felsbandes vom Höhenwind zerteilt und davongewirbelt wurde. Langsam wandte er den Kopf und schaute in das sanft gewellte Jordantal mit den Hügelketten hinaus. Das gewaltige Lager, das sie schon vor zwei Tagen gesichtet hatten, erstreckte sich von den Ausläufern des Abarim-Gebirges bis zu den verbrannten Hügeln hin, die vor langer Zeit den Jordan gesäumt haben mochten, jetzt aber nur noch das östliche Ufer des einstigen Urstromes markierten. Der Jordan selbst lag wenigstens fünf Kilometer entfernt im Westen.

Jetzt am frühen Morgen war er noch gut erkennbar. Die Luft war noch klar. Erst um die Mittagszeit begann sich der Verdunstungsdampf zu heben und das gewaltige Tal mit diesigen Bänken zu füllen.

„Mann, die haben vielleicht brutale Sitten“, sagte Ben bedrückt. „Der arme Teufel wurde nicht abgelöst, seit wir hier oben sitzen. Und da erwischen sie ihn gerade in dem Moment, als er eingenickt war.“

Das schreckliche Erlebnis hatte an Hallstroms Nerven gezehrt. Dass er nicht hatte eingreifen können, machte alles doppelt schlimm. Er fuhr herum, als hätte ihn eine Wespe ins Ohr gestochen.

„Sagen Sie kein Wort mehr!“, knurrte er in einem Ton, den Ben und Frank nur selten von ihm gehört hatten.

Ben blickte Frank Jaeger an, hob die Schultern und ging mit einem wachsamen Blick in die Runde zu dem Stein, auf dem er seinen grob wollenen Umhang ausgebreitet hatte. In der Nacht war selbst hier oben viel Tau gefallen. Die Sonne sollte die Feuchtigkeit aus dem Umhang ziehen.

Frank beobachtete den Professor, der unruhig die Hände rieb. Eingedenk der Warnung an Ben sagte er nichts. Er griff nach seinen Ausrüstungsgegenständen, die er der Bequemlichkeit wegen abgelegt hatte, und befestigte sie mit pedantischer Korrektheit an seinem Gürtel. Dann ordnete er den Faltenwurf des Gewandes und überzeugte sich, ob seine Besitztümer sich zu sehr unter dem Stoff abhoben.

Die Musterung fiel zufriedenstellend aus.

Sein Seitenblick streifte den Professor.

Die drastische Bestrafung des Wächters hatte Hallstrom geradezu einen Schock versetzt. Frank war von dem Ereignis ebenfalls überrumpelt worden. Zwar hatte er noch blitzschnell erwogen, die heraufgestiegenen Männer mit dem Paralyzer unter Feuer zu nehmen, aber da war der Wächter schon über die Kante hinausgetreten worden.

Er wandte sich ab und ging zu Ben, der den Umhang befühlte und immer noch klamme Feuchtigkeit feststellen musste.

„Warum hat keiner geschossen?“, fragte Ben düster.

„Hättest du sie aufs Korn genommen?“

„Wenn ich geahnt hätte, was sie mit ihm vorhaben – ja.“

„Und dann wären drei oder vier von ihnen von der Kuppe gestürzt“, sagte Frank leise. „Viel Platz ist dort nicht. Ihre Rohheit ist mir ebenfalls auf den Magen geschlagen. Damit muss man erst fertig werden.“

„Dem da unten nützt das nichts mehr.“ Bens Kinn zeigte zum Abgrund hin.

„Er wusste, auf was er sich einließ, als er sich zum Wächteramt bestellen ließ“, hielt Frank dagegen. „Ich weiß zwar nicht, ob er hätte ablehnen können. Aber ich habe gestern dort oben im nördlichen Tal die fremden Streitwagen gesehen. Der Mann muss sie ebenfalls beobachtet haben. Er hätte nicht einschlafen dürfen.“

„Er war übermüdet. Seit wir hier sind, hat ihn niemand abgelöst. Es war auch keiner gekommen, um Proviant zu bringen.“

„Er wird ausreichend Vorräte mitgebracht haben und Wasser dazu. Oder dort drüben gibt es auch eine versteckte Quelle wie jene, die du gefunden hast.“

Ben brummte verhalten. Aus der Sache mit der Quelle machten Frank und Hallstrom für seinen Geschmack zu viel Aufhebens. Eine richtige Quelle war es nicht einmal. In einer höhlenartigen Auswaschung hundert Schritte hinter ihrem gut gedeckten Aussichtsplatz hatte er ein natürliches Steinbecken gefunden, in dem sich Tropfwasser sammelte. Zu wenig, um eine große Familie zu versorgen, ein Feld zu bewässern oder eine Waschprozedur zu veranstalten. Gerade genug, um drei Männer vor dem Austrocknen zu bewahren.

Falken schienen die einzigen Tiere zu sein, die die Tränke kannten. Ihr Kot lag überall in der Halbhöhle. Von den wilden Ziegen waren keine Hinterlassenschaften zu sehen gewesen.

So wundersam, wie Hallstrom und Frank die Auffindung des Wassers fanden, war der Vorgang gar nicht gewesen. Ben hatte ganz einfach die Falken beobachtet, die diese Gebirgsregion souverän beherrschten. Es war ihm aufgefallen, dass sie draußen im Jordantal jagten, dass sie ihre Nistplätze aber hier oben auf unzugänglichen Leisten und Bändern eingerichtet hatten und dort auch stundenlang kreisten. Zwischendurch aber waren sie durch eine Kerbe im Felsabbruch, zwei Steinwürfe weit in südlicher Richtung, pfeilschnell hereingeschossen und hinter einer gewaltigen Felstafel verschwunden.

Das hatte Bens Aufmerksamkeit erfordert, denn dort gab es weder Baum noch Strauch und demzufolge auch kein jagdbares Getier. Hinter der abgerutschten Felstafel hatte er die Aushöhlung mit dem Tropfwasserbeckens gefunden.

Das war der Tränkplatz der Falken.

Jetzt diente er auch den Zeitreisenden zur Erfrischung.

Das Wasser sickerte aus einer gerade fingerbreiten porösen Steinschicht, die sich offensichtlich bergauf in den Fels hineinzog. Demzufolge musste das Wasser vom Gipfelberg Nebo stammen, der mehr als achthundert Meter aufragte. Es war möglich, dass es da oben öfter regnete. Vom tieferliegenden Land war das nicht zu behaupten. Es sah aus, als sei schon vor fünfzig Jahren der letzte Regen niedergegangen. Nicht einmal abgestorbene Sträucher gab es.

Ben schaute vorsichtig hinüber zu dem neuen Wächter und beobachtete, ob der Mann an seinem Platz ausharrte.

Er tat es nicht. Er verschwand nach hinten in den mannshohen Felsblöcken. Ein paar Minuten darauf war er zurück und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.

„Er hat auch eine Wasserstelle, wie ich das sehe“, erklärte Ben.

„Dann wundert es mich, dass auf unserem Platz kein Wächter war“, erklärte Frank. „Oder sie waren mit der einen Quelle zufrieden und suchten nicht erst noch eine andere. Ob sie ihn wegen der Kriegswagen gestern runtergestoßen haben?“

„Schwer zu sagen“, erwiderte Ben. „Sie müssen im Lager die Wagen gesehen haben. Ich denke, deswegen sind die Burschen heute heraufgestiegen.“

Hallstrom kam von vorne aus der Deckung. Er hörte die letzten Worte.

„Ich sehe das im Zusammenhang mit den Texten der Tontafeln“, sagte er. Er sprach wieder ganz ruhig, wie es seiner besonnenen Art entsprach. „Der Jordan ist Grenzgebiet des assyrischen Reiches, und die Städte an der Grenze sind tributpflichtig. Ein Lager von dieser Größe da unten und ein fremdes Volk muss die Assyrer naturgemäß misstrauisch machen.“

„Warum sind sie dann nicht schon früher aufgetaucht?“, erkundigte sich Ben listig. „Das Lager ist nach dem, was ich bisher gesehen habe, nicht erst vor zwei Wochen errichtet worden. Die Assyrer hatten Zeit genug, Streitwagen herzuschicken und nachzusehen, welches fremde Volk sich dicht beim Jordan einzurichten begann.“

„Wer sagt denn, dass sie es nicht wussten?“, stellte Hallstrom eine Gegenfrage. „Ich möchte sogar behaupten, dass die Kunde vom Auftauchen dieses Volkes da unten bis an den Hof von Tiglat-Pileser, gedrungen ist, und dass er den Befehl gab, diesem Volk etwas mehr auf den Zahn zu fühlen und Kriegswagen in der Nähe zusammenzuziehen.“

„Dann allerdings“, meinte Frank bedächtig, „würde ich sagen, dass das Lager wenigstens ein halbes Jahr alt ist.“

Hallstrom nickte. „In dieser Richtung habe ich meine Vermutungen angestellt. Nach den Tontafel-Texten hat Tiglat-Pileser bereits in seinem ersten Regierungsjahr mit der Eroberung Mesopotamiens begonnen. Das war umgerechnet im Jahre elfhundertachtundzwanzig. Er betrieb bereits im selben Jahr regen Handel mit den Phönikern. Das ist ebenfalls in den Texten festgehalten. Erstaunlicherweise aber wird erst im Jahre elfhundertvierundzwanzig ein kriegerisches Hirtenvolk erwähnt, das die Stadt Jericho vom Erdboden getilgt hat. Dort drüben auf den ansteigenden Hügeln liegt Jericho. Es ist unzerstört. Also muss es erst noch erobert werden.“

„Von diesen Leuten da unten?“ Ben machte eine knappe Kopfbewegung auf das Lager hin.

Der Professor nickte. „So ausgeglichen das Klima auch sein mag, im Winter können ordentlich kalte Stürme von den Bergen hinunterblasen. Aber ich sehe nicht eine feste Hütte da unten. Nur Laub- und Asthütten und Schutzwände aus Schilf. Für den Winter ein bisschen dünn, möchte ich meinen. Mir beweist das, dass dieses Volk erst nach dem Abflauen der kalten Stürme und nach dem Abschmelzen der Schneekappen auf den Bergen ringsum zugewandert ist. Das erklärt das Fehlen fester Behausungen. Die Leute könnten im Februar oder März ins Jordantal eingewandert sein.“

„Wir werden sie sehr eingehend befragen, wenn Sie uns erst ins Tal hinabsteigen lassen“, versprach Frank. „Wenn sie uns aus irgendwelchen Gründen hier ertappen und für assyrische Spione oder sonst was halten, werfen sie uns wahrscheinlich ihrem schläfrigen Wächter hinterher.“

Hallstrom schaute ihn durchdringend an. Ben und Frank hatten den Eindruck, es würde unverzüglich wieder ein Donnerwetter setzen.

Aber da trat ein seltsamer Ausdruck in Hallstroms Augen, und ganz friedfertig sagte der Wissenschaftler und Erfinder der Zeitkugel: „Das ist zu befürchten. Sie haben offensichtlich sehr strenge Gesetze. Wir steigen heute hinunter und richten es so ein, dass wir morgen von Süden her auf ihr Lager stoßen.“

„Wenn es unsere Israeliten sind, die wir vor hundert Jahren bei der Flucht aus Ägypten begleiteten, erwarten Sie, dass uns jemand noch kennt?“, fragte Ben mit einem dünnen Lächeln.

„Ein paar sehr alte Leute mögen sich an uns erinnern, wenn es unser Stamm ist“, gab Hallstrom zurück. „Aber erst möchte ich wissen, ob die Leute wirklich aus Ägypten gekommen sind.“

Frank grinste. „Es gibt überhaupt keine gesicherten Quellen, die etwas über die Dauer der Wanderung dieses Stammes aussagen. Die Wissenschaft nimmt zwischen dreißig und sechzig Jahren an.“

„Alles Spekulation“, urteilte Ben. „Wenn man etwas nicht genau weiß und nicht genau bestimmen kann, dann soll man auch den Mut haben, das zuzugeben.“ Er ergriff seinen Umhang und schwang ihn um die Schulter.

2

Der Abstieg über Ziegenpfade erforderte Nerven wie Drahtseile oder die Sorglosigkeit eines Betrunkenen. Sie konnten aus verständlichen Gründen nicht den Weg nehmen, den die Männer aus dem Lager benützt hatten. Der neue Wächter auf der Kuppe hätte sie sofort entdeckt und das Lager alarmiert.

Sie waren darum weit nach Süden ausgewichen und hatten den Abstieg in einer Region des Gebirges begonnen, in dem sie nach gründlicher Beobachtung keine Wächter hatten entdecken können.

Von einer Scharte in einem quer verlaufenden Bergrücken aus konnten sie das Lager nun schon viel besser sehen.

Sie legten eine Verschnaufpause ein und lagerten zwischen Felsblöcken. Schatten gab es nicht, der Stein war heiß und ausgeglüht, und die Hitze hatte Temperaturen wie in einem Backofen erzeugt.

Hallstrom blickte angestrengt hinunter. Allein diese Tätigkeit trieb ihm den Schweiß aus allen Poren.

„Meine Theorie bekommt Beweise“, sagte er heiser. „Keine festen Bauwerke, nur Schilf und Laubhütten.“

„Kunststück“, meinte Ben. Er leckte sich über die trockenen Lippen. „Ich kann nicht einen einzigen Karren sehen. Die Leute müssen alles auf dem Rücken von Ochsen und Eseln herbeigeschafft haben. Da werden sie kaum unhandliche Balken mitführen.“

„Unsere Israeliten hatten in Ägypten noch eine Menge Pferde“, gab Frank zu bedenken. „Diese Leute da haben keine.“

„Die Gäule sind längst an Altersschwäche eingegangen, was denkst du denn?“, gab Ben zurück.

Irgendwo fiel Gestein in eine Schlucht und löste ein minutenlanges Prasseln aus, das unangenehme Erinnerungen weckte.

Ben wagte sich sehr weit in der Scharte vor und spähte in die Schluchten und tiefen Einschnitte. Nirgendwo bewegte sich ein Mensch. Das Gestein musste auf natürliche Art losgebrochen sein. Ziegen flüchteten auch keine aufgeschreckt davon.

„Nichts“, meinte er, als er sich zurückzog.

„Trotzdem macht es einen verrückt“, gestand Hallstrom. „Können Sie wieder eine Wasserstelle ausfindig machen? Sie müssen eine besondere Nase dafür haben.“

„Augen“, stellte Ben richtig.

Er hielt nach Falken Ausschau. Aber die waren durch den neuerlichen Steinfall vergrämt und hatten sich in ruhigere Gegenden verzogen.

Frank beobachtete Ben eine Weile und witzelte dann: „Wir sollten ihm vielleicht eine Wünschelrute in die Hand drücken.“

„Gute Idee“, lobte Ben. „Wo Büsche wachsen, die du zum Brechen einer Wünschelrute brauchst, gibt es auch Wasser.“ Er zeigte aus der Scharte und deutete abwärts. „Überall am Fuße des Gebirges tritt Wasser hervor. Wenn wir uns dranhalten, sind wir bis zum Abend unten.“ Er erhob sich und wischte sich verstohlen den Schweiß aus dem Gesicht. Ächzend folgten ihm Hallstrom und Frank auf den schmalen Wildpfad, der auf ein Felsband führte.

Die Passage war vom Lager aus einzusehen, aber es hätte schon mit dem Teufel zugehen müssen, wenn ausgerechnet jetzt jemand in die trostlose Bergwildnis geblickt hätte.