Die Rollatoren-Armee - Luggi Schägsbia - E-Book

Die Rollatoren-Armee E-Book

Luggi Schägsbia

4,9

Beschreibung

Unzufriedenheit im ganzen Land, jedoch die brisanten Themen werden nur in Talkshows mehr oder weniger zur Sprache gebracht. Deshalb gründete Erasmus von Gurkenberg die Rollatorenarmee, um auf Missstände in der Bundesrepublik und Europa öffentlich aufmerksam zu machen. Klapprige und behinderte Invaliden im Endzeitalter kämpfen für Gerechtigkeit und scheuen sich nicht Parlamenten, Geldinstitute und den Brüsseler Spitzbuben die Leviten zu lesen. Auch die deutsche Gesetzgebung, mit ihren zweifelhaften Rechtsprechungen, bekommt eine saftige Rüge. Das Thema Flüchtlinge, Migranten und Asylsuchende wird ausgiebig und offen behandelt.

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Inhalt

Die Rollatoren-Armee

Marsch auf Berlin

Kabarettisten-Schelte

Neues aus München

2. Marsch nach Berlin

Marsch auf Brüssel über Frankfurt

Commerzbank

Europäische Zentralbank

DEKA-BANK

Deutsche Bank

Attacke auf das Münchner Rathaus

Besuch bei der VAU in Zürich

Karlsruhe lässt grüßen

Parteigründung ja oder nein

Protestmarsch zum Ratsvorsitzenden

1. CSI-Bundesparteitag

Gegendemo am Tag der Armenien-Resolution

Besuch beim Katholischen Kirchentag in Leipzig

Brief an die Erzdiözese

Antwortschreiben des Kardinals

Muslimenaufmarsch

Das Wort zum Schluss

Die Rollatoren-Armee

»Sollten Sie noch kein Gehwägelchen benutzen, so tut es mir leid, Sie nicht in unsere Rollatoren-Armee aufnehmen zu können. Eine Voraussetzung dazu sind defekte und altersschwache untere Gliedmaßen, ebenso eine lädierte Wirbelsäule und miserable Muskelkraft. Mit Sicherheit schlägt das Alter auch bei Ihnen in einigen Jahren eine Schneise der Instabilität. Ob Sie sich mit sportlichen Übungen missbrauchen oder Ihren bequemen Körper schonen, das spielt keine Rolle, der Zeitpunkt, an dem Sie um Mitgliedschaft in meinem Verein bitten, ist bereits biologisch vorgegeben. Bitte beeilen Sie sich, durch natürliche Auslese bin ich an Ihrem baldigen Beitritt sehr interessiert. Auch wende ich mich an diejenigen, denen die Wartezeit bis zum naturgemäßen Finale unendlich erscheint und die durch selbst produzierte Langeweile bereits Anzeichen geistverlierender Zustände bemerken. Hier bin ich gerne bereit, Sie mit Rat und Tat zu begleiten und zu unterstützen, dass Sie schnellstmöglich in den Genuss eines aktiveren Lebensabschnittes vordringen. Mein von mir selbst prämierter Rat, warten Sie nicht auf die Gefahren der kalten Jahreszeit, geben Sie sich schon jetzt einen Stoß und versuchen Steintreppen im Dreierpack abwärtsführend zu bewältigen. Nach fraglicher Wiedergenesung erwarte ich Sie als weiteren Zugang in unserer humanen Gemeinschaft, in der Sie sich frei und willenlos entfalten dürfen beziehungsweise unterordnen müssen. Die Spielregeln werden Ihnen nach der geforderten Unterschrift des Aufnahmevertrages ausgehändigt, nach 15 Minuten wieder abgenommen, da Sie die zehnseitigen Vertragsklauseln sowieso nicht begreifen und akzeptieren. Dies geschieht, darauf möchte ich Sie ganz besonders nicht hinweisen, zum Wohle Ihrer zukünftigen Zweckgemeinschaft. In Ihnen drängt sich jetzt wohl die Frage der Finanzierung auf, hier darf und muss ich Sie absolut beruhigen. Für Sie und unsere Gesinnungsbrüder und Denkselbenschwestern entfällt jede Art von Zuwendungen in irgendeiner Form von Bei-trägen oder sonstigen Zahlungsaufforderungen. In unseren Verein fließen die Subventionen der ausgeschiedenen, oder ich versuche mich anders auszudrücken, der von uns gegangenen Mitglieder in den Rollatoren-Armee-Fonds ein. In weiser Voraussicht regeln wir das Testamentarische rechtzeitig, so dass der Spendenwille auch in Zukunft nicht versiegen wird. Bitte drängeln Sie nicht, Sie werden noch früh genug zum Beitritt in unsere von Visionen erfüllte Organisation aufgefordert. Zuvor enthülle ich Ihnen den Sinn und Zweck sowie die Vorgehensweise unserer Rollatoren-Armee.

Ich setze voraus, dass Sie sich im letzten Drittel Ihres zukunftslosen Daseins befinden und sich Ihrer gesamten aufgestauten Frustlasten noch vor ihrer unvermeidbaren Stagnation entledigen möchten. Ich erwähne nur einige solcher rumorenden und zum Himmel schreienden Übelstände in Ihrer und unserer Umwelt. Rentenbeschneidung, Steuerfreibetragskastration sowie Zuwanderungssyndrom, Liebesgaben für europäische Renovierungsländer, Tragweiteentscheidungen von kurzsichtigen Volksvertretern, über zwei Billionen Euro Staatsverschuldung, psychiatrische Monster-Klinik-Brüssel.

Entschuldigung, mein Krisenstab fordert Weisungen an.«

Marsch auf Berlin

»Feldmarschall, wie ist die Lage?« »Aha, Bayerische Vierrädler-Division, angeführt von Gebirgsschützen-Veteran Oberst Edelschwarz steht bereits vor Zehlendorf. Schon nennenswerte Ausfälle?« »Oh, die Krückstocktruppe wurde aufgerieben, na ja, ersetzen Sie diese durch die einarmigen Linkshänder. Wo steht die Division von Major Schenkelhals? Was? Bereits Schöneberg eingenommen. Dieser lädierte Fuchs hat mit seinen 90 Jahren noch nichts verlernt. Wie kommt General Tinnitus an der Westfront voran? Was Sie nicht sagen, bereits die Havel durchschwommen und kampieren auf der Jungfernheide. Geben Sie den Befehl aus, sofort den Marsch fortzusetzen, bevor die Greisentruppe entschläft. Feldmarschall Wirbelsteif, ist die Nordflanke ebenso erfolgreich? Hab ich es mir doch gedacht, dieser blutalkoholverdünnte Oberst Professor Lederleber führt die technisch bestausgerüstete Division an und versäumt die motorisierten Rollstühle aufzuladen. Sofort zwei mobile Elektroaggregate an Ort und Stelle. Oberst Leberleder degradieren und durch Generalmayor Milzbrand ersetzen. Hoffentlich haben Sie mir von der Ostflanke Besseres zu verkünden? Nicht zu fassen, da bekommt dieses senile Fallobst eine erstklassige Ausbildung als Luftlandepioniere und dann springen sie ohne Fallschirme ab. Kommt wenigsten die Rollator-Division unter Oberstleutnant Nabelbruch voran? Ausgezeichnet, dann sind Köpenick und Hellersdorf eingenommen. Gab es Verluste? Entsetzlich, sind hoffentlich die Rollatoren noch einsatzbereit? Prima, sofort neu besetzen.«

»So, wo bin ich stehen geblieben, ach ja, bei dem europäischen Syndikat in Brüssel, eine Auffangstelle für arbeitslose Politiker. Dies wird die größte Herausforderung seit unserem Bestehen sein. Um dieses Imperium einzunehmen, müssten wir uns mit den französischen und belgischen Handikap-Desperados verbünden. Doch zuerst versuchen wir den Bundestag in Berlin einzunehmen, um den sofortigen behindertengerechten Ausbau sämtlicher nationaler Bahnhöfe, Kulturstätten und Friedhöfe zu verwirklichen. Auf Herrn Schäuble können wir nicht bauen, da dieser zwar mit einer Behinderung lebt, jedoch sich nicht als Behinderter sieht, sondern als verwurzelten Permanent-Politiker mit fahrbarem Ministerthron. Wie Sie sehen, arbeiten wir nach dem Prinzip Robin Hoods, allerdings unterscheiden wir uns darin, dass wir keine Rauborgien veranstalten, sondern der Allgemeinheit zu ihrem Recht verhelfen. Wie ich bemerke, sind Sie noch nicht willig unserer Armee beizutreten. Es widerspricht mir dafür Bitten oder Kniefälle zu absolvieren, doch durch Ihr kritisches Verhalten ändere ich meine Taktik und biete Ihnen den Posten des Berichterstatters an, so können Sie sich selbst ein ausführliches Bild unserer Aktionen machen. Ihre Ansprechpartner sind die Führer unserer Einsatzkräfte sowie unsere Bürger, denen Sie nicht ihr Gutmenschengehabe, sondern ihr wahres Denken herauskitzeln. Die absolute Problematik erscheint mir jedoch, unsere Plapperpresse und Moralkeulen schwingenden Fernsehanstalten von unseren Ansichten zu überzeugen. Besonders bei den Letzteren ist sehr hohe Bekehrungsarbeit und Propaganda zu leisten, um sie auf unsere Seite zu bekommen. Ich bin überzeugt, dass Sie der absolut richtige Mann für diese Aufgabe sind. Was sind Sie eigentlich von Beruf? Theologe? Das ist ja zweifellos das perfekteste Ressort, was ich mir wünschen konnte. Da sind Sie durch Kanzelpredigt und psychologisch gesteuerte Missionierungsveranstaltungen vortrefflich ausgebildet. Waaas? 4000 Euro Monatseinkommen plus Spesen, sind Sie überhaupt noch lebensnah orientiert? Ach ja, Sie sind Theologe, das sagt alles. Mein Angebot an Sie lautet: Grundgehalt 1000 Euro und pro Bekehrung eines Journalisten 500 Euro und Meinungsveränderung eines Chefjournalisten einer angesehenen Tageszeitung oder eines Journals 1000 weitere. Bedeutet Ihr verschmitztes Lächeln, dass Sie zustimmen? Auf gute Zusammenarbeit und erfolgreiche Medienbekehrung. So, folgen Sie mir nun zur Schuldenhauptstadt Berlin, dort können Sie umgehend dazu beitragen, für die Rollatoren-Armee als revolutionierende Volkstruppe zu werben. Was sagten Sie? Revolution ist nicht Ihr Ding? Und Sie als Vertreter der katholischen Kirche predigen über Jesus Christus, den größten Revolutionär und Gründer des christlichen Glaubens. Er kämpfte ebenfalls auf der Seite der Ausgebeuteten und Armen, so wie wir. Wenn Sie jetzt sagen, Martin Luther wäre ein Revoluzzer gewesen, so halte ich Ihnen dagegen, dieser Mann, Vater von sechs Kindern, war der Erfinder des Eisernen Vorhangs, mit dem er die Kirche spaltete und dadurch Gewalt und Verderben auslöste. Sagten Sie etwas? Und ob ich im Recht bin, Ihr Glück, dass Sie mir zustimmen. Einen Augenblick, informiere mich über den neuesten Lagebericht.«

»Hallo, Feldmarschall Wirbelsteif, ich treffe in zehn Minuten von Süden kommend in der Bundeshauptstadt ein, geben Sie mir die neueste Lageinformation. Grandios, Veteran Oberst Edelschwarz und seine Vierrädler-Division Brandenburger Tor und Platz der Republik fest in unserer Hand, nähern sich Reichstagsgebäude, kein Widerstand. Westflanke verbindet sich in Kürze mit Südflanke. Was tut sich im Norden? Ausgezeichnet, wie geplant bereits zum Invalidenfriedhof vorgedrungen. Gibt es im Osten Schwierigkeiten? Wunderbar, Unter den Linden und Friedrichstraße überschritten, treffen im Süden auf die Division von Oberst Edelschwarz, in acht Minuten Reichstagsgebäude eingekesselt. Alle Achtung, Feldmarschall Wirbelsteif, können Sie mir Ihr Alter verraten? Puh, ich hätte sie höchstens auf 75 geschätzt, da bin ich schon sehr erstaunt, dass sie mit Ihren 92 so eine perfekte Strategie planten. Ich sende Ihnen auf Ihr I-Pod die nächsten Einsätze für die kommenden vier Jahre, so können Sie bereits das Konzept für die weiteren Attacken ausarbeiten.«

»Herr Berichterstatter, Sie haben Ihren Namen noch nicht erwähnt, möchte Sie doch schließlich persönlich ansprechen. Selbstverständlich lache ich nicht darüber, keiner kann etwas für seinen Namen. Weswegen sollte ich mich jetzt über Ihren Namen, Kleiner Willy, amüsieren? Darf ich mich auch vorstellen? Erasmus Egwin Eriwan Graf von Gurkenberg. Ich bitte um mehr Respekt, habe mich über Ihren lächerlichen Namen auch nicht ergötzt. Bitte stellen Sie ab sofort Ihr Lachen ein, wir nähern uns in Kürze den heldenhaften Kämpfern, die ihre letzte Kraft dem Wohle des deutschen Volkes vergeuden. Sehen Sie, Herr Berichterstatter Kleiner Willy, genauso stellte ich mir die Einkesselung des Reichstagsgebäudes vor, was für ein genialer Handstreich meines Feldmarschalls. In Fünfzigerreihen unsere tapferen Rollatoren-Pioniere, dahinter die Krückstock-Division, gefolgt von dem zweihandbetriebenen Rollstuhl-Regiment, und den äußersten Ring bildet unsere motorisierte Rollstuhl-Brigade. Wie bitte, weswegen das Heer und Polizei nicht gegen uns vorgehen? Also, das gibt mir doch zu denken, Herr Berichterstatter Kleiner Willy, Ihr Denkapparat ist wohl auch etwas zu kurz geraten. Sehen Sie sich doch einmal um, an jeder Hauswand Videoüberwachung, bereits der kleinste Versuch eines gewaltsamen Polizeieinsatzes wird als Diskriminierung von Behinderten angesehen und von in- und ausländischen Medien als nationalistische Maßnahme bewertet. Kein Verantwortlicher will sich diesem Ruf aussetzen, lieber wird ein Angriff auf den Staat geduldet. Im Dulden und Tolerieren ist die Bundesrepublik bereits zum Champion aller 198 Länder der Erde gekürt worden, und das viele, viele Jahre in Reihenfolge. So, nun folgen Sie mir mit erhobenem Haupt zu den Stufen des Reichstagsbollwerks, das ich in wenigen Minuten durchschreiten werde, um an das Parlament meine Forderungen zu richten. Jedoch zuvor gebührt mein Dank diesen leidenschaftlich kämpfenden Invaliden und besonders den auf der Wegstrecke dem Martyrium Ausgelieferten.«

»Liebe tapfere Einarmige, Einbeinige, Beinlose, Gelähmte, Vergreiste und sonstig Beschädigte. Dieser Feldzug der Gerechtigkeit wird in die Geschichte Deutschlands eingehen. Auch wenn ihr selbst daraus keinen Vorteil mehr erleben könnt, doch eure gebrechlichen Nachkommen werden die Nutznießer dieser planmäßig ausgeführten Aktion sein. Deren Parole heißt: Auch wenn bald die Kiste naht, wir kämpfen für einen gerechten Staat. Und nun auf ins Parlament zu unseren Volksvertretern.«

»Herr Minister Gabriel, Ihre Sprechzeit ist zu Ende, machen Sie mir bitte Platz. Ne, ne, die Saaldiener entfernen nicht mich, sondern Sie, sollten Sie nicht in einer Minute das Podium verlassen. Darf ich Sie bitten, Herr Minister Schäuble, da Sie wie ich ein Rollstuhlpassagier sind, Ihren Kollegen aufzufordern vom Rednerpult zu verschwinden. Ja, ja, das ist mir bekannt, dass Sie eigentlich keinen Rollstuhl benötigen, Sie setzen sich nur hinein, um Mitleid zu erzeugen und deswegen weniger Kritik ausgesetzt zu sein. Herr Bundestagspräsident Lammert, Sie sind in diesem Hause und bei den Bürgern der wohl höchste Sympathieträger, bitte überlassen Sie mir 30 Minuten das Mikrofon, ansonsten erhebe ich den Krückstock und schon befinden sich mehr Rollatoren im Bundestag wie Abgeordnete. Herr Bundestagspräsident, machen Sie mich nicht lächerlich, mein Name ist Graf von Gurkenberg nicht Gurkenzwerg. Ja, ja, ja, schlagt euch nur auf die Schenkel, auch wenn Lachen im Bundestag sehr selten zu hören ist, so freut es mich, dass es heute einstimmig parteiübergreifend im größten Schauspieltheater der Bundesrepublik erfolgt. Herr Trittin, bitte beruhigen Sie sich wieder. Der Einzige, der sich hier das Lachen verkneift, wer könnte es auch anders sein, unser Sozialfachabgeordneter Herr Lauterbach. Also, nachdem Sie mir durch Ihre Heiterkeit das Wort erteilten, trage ich Ihnen meine Anliegen vor und wette, dass keine Lacher Ihren so beflissenen Abgeordnetenmund verlassen.«

»Hohes Haus, liebe Frau Bundeskanzlerin, liebe vom deutschen Volk gewählte und nachgerückte weibliche und männliche Abgeordnete, liebe Ministerinnen und Ministranten, heteroistische und schwullüstige Volksvertreter. Einen Extragruß an die ferngebliebenen Vierjahreskartenbesitzer, deren voluminöse Abwesenheitsanzahl zwar kritische Bedenken erzeugt, jedoch von vornherein einkalkuliert wurde, da sie von 1949, damals saßen 402 Volkvertretungsberechtigte im Parlament, auf inzwischen 631 gewählte Volksvertretungsvertreter aufgestockt wurde, die sich nach Lust und Laune gegenseitig vertreten zum Unwohle des deutschen Volkes. Bitte versetzen Sie Ihren eingenickten Kollegen einen kräftigen Stoß. Stoß habe ich gesagt! Ach so, die Kollegen der eingeschlafenen Kollegen sind ebenfalls eingenickt.«

»Abstimmung zur Diätenerhöhung! Na, geht doch. Herr Gregor, quatschen Sie nicht immer! Ja, Herr Gysi, Sie meinte ich. Also meine lieben Volksfinanzenverschwender, vor Ihnen steht der Vertreter einer Kategorie von Bürgerinnen und Bürgern, die sich zum Teil vor der Ausrentung befinden, jedoch ihre knappbemessene Anwesenheit noch nutzbringend zur Geltung bringen möchten. Ruhe, Frau Grüngelbrothblaulilatürkis, Sie befinden sich nicht in Anatolien. Die Umschreibung unserer Aktion trägt den Titel »Ist das Leben noch so triste, noch liegen wir nicht in der Kiste«. Was so viel heißt, wir kämpfen für unsere Rechte, wobei Parlamentarier eine andere Rechtsauslegung besitzen, was auch kein Wunder ist, weil der größte Teil der Anwesenden hier in diesem Haus des Rechts aus dem Berufsstand der Rechtsverdreher herstammt. Bitte, Herr Ströbele, halten Sie hier kein Plädoyer, das können Sie nachher bei Frau Illner oder Frau Maischberger, oder melden Sie sich zu meinem Verein, bevor Sie sich mit Ihrem Sessel verwurzeln. Da lobe ich unsere alte Lederhaut aus Gleisweiler, der wusste genau, wann er diese heiligen Hallen verlassen musste, um nicht rausgetragen zu werden. Ich bitte mir Ruhe und keine niveaulosen Zwischenrufe aus, das können Sie später in Ihrer anschließenden Kasperltheaterveranstaltung nachholen. Ich komme nun zu meinen Forderungen und Verbesserungsvorschlägen, auf deren Zustimmung ich bei der folgenden Abstimmung eine Hochstimmung bei meinen senilen Streitern erwarte. Bei Nichtgefallen der Stimmenauszählung wird jedem Abgeordneten ein Krückstocktruppenüberwachungs-Personal zur Seite gestellt, um Ihre Wahl zu erleichtern.«

»Punkt 1. Ebenerdige Einstiegsmöglichkeiten bei allen Verkehrsmitteln, wie Bahn, Busse, Straßenbahnen, U- und S-Bahnen. Behindertengerechte Zugänge bei Gebäuden von Kultur und Behörden, stärkere polizeiliche Überprüfung von Behindertenparkplätzen.«

»Abstimmung: Überwältigend. Abgeordneter Ernst, Ihre Aussprache ist unverständlich, Einwand abgelehnt.«

»Punkt 2. Medikamentenzuzahlung ab Erreichen des 65. Lebensjahres abschaffen. Arzneimittelpreise auf das Niveau der übrigen europäischen Länder angleichen. Warum wir hier in der Bundesrepublik für Arzneimittel zwischen 60 und 500 Prozent mehr bezahlen, ist das große Geheimnis, das uns nur unsere Abgeordneten und die Lobbyisten der Pharmaunternehmen erklären können.«

»Abstimmung: Angenommen. Herr Bundesminister Gröhe Ruhe und setzen.«

»Punkt 3. Angleichung des Pflegegeldes für zuhause betreute Familienangehörige an die Zahlungen der Pflegedienste.«

»Abstimmung: Mehrheit. Herr Gröhe, Ihr Einwand erreichte mich zu spät. Tut mir sehr herzlich leid.«

»Punkt 4. Ich empfehle Ihnen bei dieser Forderung Ihre Ohren zu verschließen, jedem Lauscher wird die Stimmabgabe verweigert. Abschaffung der Beamtenpensionen, alle zahlen in einen Topf. Gleiches gilt bei der Krankenversicherung. Bravo, Herr Gysi, aber die Abstimmung erfolgt erst, wenn ich Sie dazu auffordere.«

»Abstimmung: Mehrheitlich angenommen. Wieso Einspruch, Herr Bundestagspräsident? Bei diesem Tumult von hysterischen und durchgeknallten Abgeordneten lag die Entscheidungsobhut allein bei mir, dem in diesen Minuten einzig normal Denkenden. Einspruch abgelehnt.«

»Punkt 6. Erhöhung der Grundrente auf 1500 Euro netto monatlich für eine durchgehende Arbeitszeit von 40 Jahren. Abstimmung: Sie glauben, das sei nicht finanzierbar, Frau Bundesministerin Nahles? Aber bitte, Frau Nahles, da hab ich mich besser vorbereitet. Bereits Hieronymus behauptete: Per aspera ad astra, also erst die Arbeit, dann das Vergnügen, oder wörtlich, durch das Raue zu den Sternen. In Ihren Dateien und Karteien und Akteien befinden sich tausende und abertausende, die ohne Umwege zur Arbeit hin sich sofort den Sternen zugewandt haben, mit Einverständnis der Sozialministerien, rechtmäßige Arbeitslose und berechtigte Hartz-IV-Empfänger nicht eingerechnet. Hier müssen Sie und Ihre Mitarbeiter endlich die Dulderei beenden und diesen bestversorgten Abstaubern die Geschenkgeldzahlungen in Frage stellen. Der arbeitende Steuerzahler nimmt diese Ungerechtigkeit nicht länger hin. Liebe Frau Ministerin, sprechen Sie es endlich offen aus, dass 2,7 Millionen geduldete Hartz-IV-Empfänger mit ungefähr monatlich 2,5 Milliarden Euro (nichtbeinhaltend die Wohnungsmiete) nicht dem Staat, sondern der arbeitenden Bevölkerung ihr Einkommen schmälert. Sollte hier nicht in Kürze das Tolerieren von Schmarotzerbonuszahlungen Einhalt geboten werden, unterwirft sich die Bundesrepublik Deutschland diesen Sozialverbrechern unabsehbar. Wobei ich lobend erwähne, dass hier bereits eine Gegensteuerung erfolgte. Weitere zwei Millionen harren bereits in Flüchtlingsunterkünften aus, um an diese Unterstützung zu gelangen.«

»Abstimmung: Knappe Zustimmung. Sehen Sie, Frau Abgeordnete Sahra Lafontaine, Sie lernen es auch noch. Wie, Sie wollen mit Wagenknecht angesprochen werden? Na gut, Frau Sahra Lafontaine-Wagenknecht, verstehe zwar nicht Ihren Einwand, vermute allerdings darin eine zukunftsweisende Absicht, sollte sich Ihr noch gleichgesinnter Gemahl doch wieder zu einem politischen Wendehals oder zum Verflossenen entwickeln.«

»Punkt 7. Wie kam es zu dieser, in der Tat, unbegreiflichen Aussage unserer Frau Bundeskanzlerin? ›Wir schaffen das.‹«

»Eine Kettenreaktion unglücklicher Umstände katapultierte diese drei Wörter um den gesamten Erdball. Dabei stellte sich heraus, dass der Tontechniker während der Pressekonferenz der Kanzlerin das Mikrofon eine Sekunde zu früh abschaltete und das letzte Wort verloren ging. Anstatt einer sofortigen Berichtigung beließ man es im Kanzleramt bei dieser verhängnisvollen inkorrekten Behauptung. War es falscher Stolz oder ein plötzlicher politischer Sinneswandel, das verloren gegangene »kaum« nachzureichen? Das Unheil nahm ab sofort seinen Lauf und die Abgeordneten stolperten hinterher. Nun kurze Rede langer Sinn, diese versalzene Suppe müsst ihr alleine auslöffeln, da ihr der Mehrheit eurer Diäten und Aufwendungsentschädigungen zahlenden Untertanen keinen Glauben schenktet.«

»Deshalb fordere ich, Einquartierung von unqualifizierten Einwanderern bei Abgeordneten und ihren Parteien, die für diese Einbürgerungsinvasion stimmten. Was sagten Sie, Frau Abgeordnete Grüngelbrothblaulilatürkis, oh, entschuldigen Sie diese Bezeichnung, Sie sind ja inzwischen zur Bundestagsvizepräsidentin aufgestiegen und trotzdem haben Sie Ihre pubertäre Phase noch nicht abgeschlossen. Sie bevorzugen türkisch weibliche Zuwanderer und würden Ihr Heim mit ihnen teilen? Ach nein, was Sie nicht sagen, Sie traten aus der katholischen Kirche aus, da Sie kein Priesteramt ausüben durften, und bevorzugen seitdem Islamisten. Muss ich das verstehen?«

»Abstimmung: Abgelehnt?? Krückstocktruppe antreten, nehmen Sie Körperkontakt zu den Abweichlern auf.«

»Abstimmungswiederholung: 129 Prozent Zustimmung, danke für Ihre Einsicht.«

»Bitte nehmen Sie mir meine berechtigte Kritik an Ihrem Berufsstand oder, lassen Sie es mich mit folgenden Worten formulieren, Ihrem Dienst zum Wohle des deutschen Volkes nicht übel, ich kann sehr gut einschätzen, dass unter euch eine Handvoll gewissenhafter Politiker das Wohlergehen der Bürger im Sinne hat und nicht ihre eigene Wohlversorgung. Danke für Ihr Wohlwollen.«

»Krückstocktruppe abtreten, zur Rollatoren-Armee zurückkehren, baufällige Invaliden verbleiben bis zum Abdanken als Kundschafter hier im Hause.«

»Oberst Edelschwarz, General Tinnitus, Major Schenkelhals, Oberstleutnant Dekubitus, alles hört auf Feldmarschall Milzbrands Kommando.«

»Rollatoren-Armee, stillgestanden, abrücken zum Windelwechsel, marsch, marsch.«

»Wer gibt mir Auskunft über den Aufenthalt unseres Berichterstatters Kleiner Willy, sein Mobil-Laberknochen meldet keinen Empfang? Was, er missioniert bei der taz, dieser linken Denkprothese? Ich sagte ihm, in Zeitungen und Journals und nicht bei diesen Altpapierbeschmutzern. An alle Führungskräfte, Punkt 15 Uhr zum Rapport auf den Zentralfriedhof mit Bestandsaufnahme und Verabschiedung von unseren tapferen Mitstreitern, Spaten und Schaufeln nicht vergessen. Anschließend ziehen wir zu Deutschlands größter Schulungsanlage zur Vermeidung von Bausünden, gesponsert von Bundesländerfinanzministerien, also von euch, ihr armen Würstchen. Und da ich mich schon mit den bundesrepublikanischen Schandmalbauwerken befasse, hänge ich noch die Brückeneinstürze bei Werneck und Augsburg innerhalb eines Monats an, die wieder einer Meisterleistung deutscher Ingenieurskunst entsprechen. Dagegen erlaube ich mir den Kölner Dom zu erwähnen, der seit 1322 seine architektonische Pracht entfaltet.«

»Rollatoren halt, Krückstock zum letzten Gruß aufnehmen, Gruben füllen, Kehlen frei zum Gebet, Freudentränen wischt ab, frei gewordene Quadrigen mit frischen Kämpfern neu besetzen, Abmarsch zum Milliardenmüllberg Brandenburg.«

»Na, Kleiner Willy, auch wieder unter uns? Ihr Ausflug zum Genossenblatt taz dürfte Ihren Horizont etwas verschleiert haben. Wie konnten Sie nur?«

»Herr von Gurkenberg, Sie verstehen was von Strategie und ich von Mission. Der kleine Unterschied liegt in der Auffassung, wie Sie diese beiden Begriffe auslegen. Strategie beinhaltet Berechnung, Taktik oder Raffinesse, also dieselben Kriterien wie Mission. Was noch fehlt, und das ist der besagte kleine Unterschied, ist die Diplomatie und mit dieser bist du imstande, die ganze Alpenkette zu versetzen und die Verlagsleitung von unserem Handeln zu überzeugen, was mir auch gelungen ist.«

»Fantastisch, Kleiner Willy, ich war stets von dieser renommierten und großen deutschen Tageszeitung angetan, auch wenn sie von Gesinnungsfreunden am Überleben erhalten wird. Na, und welchem Medienunternehmen möchten Sie als Nächstes ins Gewissen reden?«

»Schon geplant, Herr von Gurkenberg, morgen bereits steht ein Termin bei der Programmdirektion des Ersten Deutschen Fernsehens in München an, wobei ich jedoch das Bayerische Fernsehen vorziehe. Mir schwebt da eine grandiose Fiktion in meinem Denkspeicher umher, sollte ich diese bayerischen Programm-Designer davon überzeugen, hätten wir das ganze Bayernland an unserer Seite.«

»Jetzt spannen Sie mich nicht auf die Folter und spucken es schon aus, was Ihr Missionsgehirn ausbrütet, ich hoffe, das mit der taz war keine Eintagsfliege.«

»Na gut, doch zuvor schüttle ich mein Haupt über Ihren einfallslosen Plan, das missglückte Denkmal von Willi Brandt anzusteuern, ich hätte Sie für gripsreicher gehalten, wen interessiert jetzt noch diese Flughafenbauruine? Sie ist höchstens noch als Gewächshaus für Tomaten, Champignons oder Gurken zu gebrauchen. Ein dreifaches Hoch auf diese preußischen Ingenieure, die mit diesem Projekt den gesamten Ruf deutscher Ingenieurskunst zunichtemachten. Das musste einmal ausgesprochen werden, Herr von Gurkenberg, ebenso die zerbröckelnden Irrgartenquader des Holocaust-Mahnmals. Das kann doch kein Zufall sein, dass dies alles in unserer größenwahnsinnigen Bundeshauptstadt passiert. Wie kann man nur ein Areal von 19 000 Quadratmetern mit diesen Bröselbetonstelen zupflastern, hätten sie lieber ein Bauwerk in der Art eines Obelisken errichtet und drum herum Grünflächen angelegt, das hätte mehr zum Nachdenken gemahnt. Doch nun wieder zu meinem Vorhaben. Ihnen als verwurzeltem bayerischen Freiheitskämpfer muss ich die Supererfolgsserie Dahoam is Dahoam sicher nicht näher erläutern. Einschaltquote um die eine Million, und das täglich von Montag bis Donnerstag. Wenn es mir gelingt, den Drehbuchautor zu überreden einen paradiesnahen, klapprigen und doch rebellierenden Rollator-Kämpfer in die Serie einzubauen, würde erstens die Quote gewaltig ansteigen und zweitens wäre das für uns eine immense kostenlose Werbung für neue Mitglieder.«

»Kleiner Willy, eigentlich sollte ich Sie in Gigantischen Willy umtaufen. Großartig, einfach phänomenal, deutschlandweit würden sämtliche Pflegeheiminsassen täglich diese Sendung verfolgen, den vierten Frühling verspüren und in unseren Verein eintreten. Ich hätte bereits die Besetzung für diese Person parat. Opa Preissinger, ein Mann ohne Furcht und Tadel. Dieser ausdrucksstarke Schauspieler könnte diese Rolle am überzeugendsten darstellen. Los, los, auf was warten Sie noch? Starten Sie Ihre BR-Missionsarbeit und wenn Sie sich schon in der bayerischen Landeshauptstadt aufhalten, pflegen Sie Kontakt zu diesem äußerst linken Mitte-links-Verlag. Na, wie ist der Name gleich wieder?«

»Herr von Gurkenberg, meinten Sie dieses süddeutsche SPD-Hausblatt?«

»Genau, Herr Kleiner! Mich wundert es schon lange, dass die Verlagsleitung den Zeitungsschriftzug nicht rot einfärbte und nach wie vor schwarz bevorzugt.«

»Eine Frage noch, bevor Sie abreisen. Müssen Sie es Ihrem Kardinal gleichtun und mit diesen Dreitagesborsten herumlaufen? Mir kommt es vor, dass die Männer sich von Tag zu Tag hässlicher präsentieren, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich finde dies einen Rückfall in die Steinzeit. Die sind wohl zu faul und bequem morgens ihr Reibeisen zu entfernen.«

»Also bitte, das ist Einmischung in die Privatsphäre.«

»Nichts für ungut, Herr Kleiner, das sehe ich aber anders. Privat bedeutet, nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, intim, oder nicht offiziell. Wenn Sie an Ihrem Arsch Ihre Stoppeln wuchern lassen würden, so ist das Ihre Privatsphäre und Ihre Mitmenschen würden dies akzeptieren.«

»Herr von Gurkenberg, ich kritisiere auch nicht Ihre Schmalzfrisur oder ihre extravagante und narkotisierende Ausdünstung, deswegen lassen Sie mir meine Freiheiten und sorgen dafür, dass Ihre Friedhof-Deserteur-Truppe in Schwung bleibt. Verraten Sie mir lieber Ihren nächsten Feldzug?«

»Sie hatten den richtigen Riecher, als Sie mir vom Marsch auf die Flughafen-Attrappe Berlin-Brandenburg abrieten. Was halten Sie von meinem folgenden Vorschlag? Als Nächstes hätte ich eine bundesweite Offensive gegen Kabarettisten in Planung, die den Begriff Meinungsfreiheit wie ein satirisches Gummiband überdehnen, um damit unter die Gürtellinie des oder der Betroffenen zu zielen. Das johlende Publikum erkennt die Auswirkung und Beschädigung dieser hinterhältigen Diffamierung erst, wenn wieder eine Person beziehungsweise eine ganze Institution diskriminiert wurde.«

»Puh, da trauen Sie sich aber auf dünnes Eis, lieber von Gurkenberg, obwohl einige dieser Schmähprediger eine lebenslängliche Knebelung verdient hätten. Sind denn Ihre betagten Führungsoffiziere damit einverstanden?«

»Und wie. Auf unserer jährlichen Weihnachtsfeier, die wir stets bei den verschiedenen Ausgabestellen der städtischen Tafeln veranstalten, diskutieren wir mit Vorliebe solche brandheiße Themen, um zu prüfen, welche Nervenstärke unsere ergrauten Mitstreiter noch aufbringen. Dass einige davon ermattet über ihrem Vierrädler zusammenbrechen, ist bezweckt, um eine dynamisch auftretende Einsatztruppe zu gewährleisten. Solche brisanten Problemfälle bevorzugen wir immer zu dieser besinnlichen Jahreszeit.«

»Sehr clever, Herr Graf, aber wo befinden sich da Ihr humanes sowie Ihr christliches Denken und Handeln?«

»Wie bitte, Kleiner Willy, ich wäre nicht fürsorglich und klerikal? Da sind mir einige Ihrer zum Priester geweihten Kollegen bekannt, die die Heilige Schrift zum eigenen Vorteil auslegen, denen würde ich sehr gerne die Leviten lesen.«

»Das wäre doch die nächste Aktion, die Sie starten könnten, Herr von Gurkenberg.«

»Um Gottes willen, die katholische Kirche musste in der Vergangenheit genug Prügel einstecken, aber eigenartigerweise vorwiegend nur in Deutschland. Vieles wurde zu Recht, doch mehr zu Unrecht angeprangert. Wie kürzlich, als der Heilige Vater sich über die Kindererziehung ausließ. Wer von uns bekam von seinen Eltern noch nie einen Klaps auf den Hintern, ohne dass wir im Erwachsenenalter einen Psychiater benötigten? Über diese Nebensächlichkeit zerreißen sich die Medien hier im Lande ihre Mäuler und verschwenden damit Zeitungspapier und Sendezeiten. Und dann das Höchste, beim Kölner Faschingszug verweigerten demutsvolle Verantwortliche zwei islamkritischen Karnevalswägen die Teilnahme. Aber unseren Papst diskriminieren sie als prügelnden Erzieher. Ich zitiere einen Auszug des Buches, Schreckensszenarien einer völlig entgleisten Gesellschaft, das zehn Universitätswissenschaftler aus unterschiedlichen Fachgebieten als Weckruf verfassten. Dass mittlerweile in Mitteleuropa offen gelebte Religiosität eher ein Verdachtsmoment als ein Tugendausweis ist.«

»Gut, gut, gut, Herr Graf, Sie haben mich überzeugt.«

»Na, auf was warten Sie noch, los ab an die Front, Herr Berichterstatter, und erfolgreiche Mission in Bayerns Hauptstadt.«

Kabarettisten-Schelte

»Alle Kompanieführer zur Planung unserer Vorgehensweise gegen diese unerzogenen Kabarettisten im Rapportsaal antreten. Platziert euch! Wurde das gesamte Kartenkontingent der Veranstaltungen der betroffenen Schmähredner aufgekauft? Bravo! Kompanieführer heraustreten! Veranstaltungsorte und die agierenden Künstler bekannt geben!«

12. Kompanie nach München, Lästerbühne Schlachthof, Darsteller: Sigi Schandmaul, Agül Boshaft, Luise Labergoschen, Michael Alteisen, Christian Heuschrecke.

19. Kompanie besucht Mainz, ZDF (Zynisch Dreist Flegelhaft), Akteure: Max Lümmel, Claus von Frechheit, Stefan Atheist, Oliver Schamlos.

34. Kompanie reist nach Nürnberg und stürmt das Franken-Arena-Studio des BR. Auftretende: Helmut Unsinn, Ingo Impertinenz, Urban Respektlos.

»Meine Herren, lasst uns noch einmal die Vorgehensweise proben. Bei Beginn der Veranstaltung stürmischer Beifall. Während des Vortrags Grabesstille, kein Lachen, kein Kichern, keine Mimik. Sollte jemanden während der Darbietung Heiterkeit überfallen, sofortige Knebelung. Der Schlussapplaus besteht aus ohrenbetäubendem Pfeifen und abfälligen Buhrufen. Vergesst bitte nicht, bei den Betroffenen handelt es sich um eine Brut, die sich durch diese antiautoritäre Erziehung in den 60er und 70er Jahren zu aufsässigen, unerzogenen und disziplinlosen Subjekten entwickelte. Orientierungslos stolperten sie durchs Leben, bis sie in das Sammelbecken des Spotts fielen. Und nun parodieren diese Giftprediger, umjubelt von hysterisch klatschenden Ihresgleichen, bundesweit auf schlüpfrigen Bühnen und Zwangsgebührenbeitrag verschwendenden Fernsehanstalten. Die Letzteren müssen sich über diese Betitelung nicht empören. Zur Aufrechterhaltung ihrer undurchsichtigen Kostenauflistung erhalten die ausgebeuteten Zuschauer von diesen größten Konservenfabriken im Lande aufgewärmte und lauwarme Kost serviert. Haben Sie noch Fragen? Ja bitte! Sie können nichts Negatives über das Fernsehprogramm sagen? Natürlich nicht, Sie schauen sich nur lehrreiche und werbungsfreie Unterhaltungsprogramme an? Nennen Sie mir doch einen Titel. Sie möchten aus dem riesigen Angebot keinen bevorzugen? Machen Sie doch kein Geheimnis daraus, präsentieren Sie mir Ihre sogenannten Bildungsfavoriten.«

»Wie Sie wünschen, Herr von Gurkenberg. Lanz kocht, ARD-Buffet, Kochkunst, Volle Kanne, Das perfekte Dinner, Lafer! Lichter! Lecker!, Kochen mit Martina und Moritz, Grill den Henssler, Herzhaft & süß, Hessen à la carte, Polettos Kochschule, Küchenchefs.« »Schluss!« »Jamie at Home, iss was?, Die Kochprofis – Einsatz am Herd.«

»Aus, Ende, stopp!«

»Das Wunschmenü, Topfgeldjäger, 2 Mann für alle Gänge, Kuchenkönigin, Kaffee oder Tee, Schuhbecks, Frisch gekocht und ...«

»Schweigen Sie endlich, Sie, Sie, Sie geistesgestörter Instantsuppenschlürfer. Das bezeichnen Sie als schöpferische Unterhaltungssendung, wenn Gastronomieclowns in Küchenstudios Typs fürs Fischentgräten geben, Knoblauch zerkleinern und anschließend mit ihren Fingern die Nachspeisen garnieren. Diese Kochkittelbeschmutzer sollten sich lieber um ihre überteuerten Gourmettempel kümmern, als durch sämtliche Programme zu tingeln. Und die Besucher dieser Miniportionslokalitäten bewundern die abstrakten Kunstobjekte auf ihren verödeten Tellern und steuern anschließend einen Currywurststand an. Ja geht’s noch! Jetzt begreife ich auch, dass die Wahlbeteiligung auf Talfahrt geht bei diesem Volk