Die Rose des Paradieses - Howard Pyle - E-Book

Die Rose des Paradieses E-Book

HOWARD PYLE

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Beschreibung

Eine fesselnde Erzählung aus dem Piraten-Umfeld des 18 . Jahrhunderts, teilweise basierend auf historischen Gegebenheiten. Die 'Rose des Paradieses', ein wertvoller Rubin, begleitet Captain John Mackra bei seinem Abenteuer, wo er auch auf den berüchtigten Piraten Edward England trifft. Dabei erlebt er große Gefahren und Verrat vor der Ostküste Afrikas im Indischen Ozean. Diese 'säbelrasselnde' Geschichte wird den Leser bis zum Schluss in Spannung halten. Nach dem Buch 'The Rose of Paradise' von Howard Pyle, erschienen in New York im Jahre 1888.

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INHALT

Kapitel

Anmerkungen des Übersetzers

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

IX.

X.

XI.

XII.

XIII.

XIV.

XV.

XVI.

Anmerkung des Übersetzers:

Die Geschichte im Buch ist zwar fiktiv, hat aber auch historisch wahre Hintergründe.

Captain Edward England (bürgerlicher Name Edward Seegar, geb. um 1685), war ein berüchtigter, aus Irland stammender Seeräuber seiner Zeit.

Seine 'Karriere' als Pirat begann, als ein Schiff, auf dem er fuhr, vom Piratenkapitän Christopher Winter aufgebracht wurde. Er schloss sich (wohl notgedrungen) der Mannschaft an und bekam bald das Kommando über eine eigene Schaluppe.

Im Jahre 1718 verschärfte der neue Gouverneur auf den Bahamas die Gangart im Kampf gegen die Piraten. Viele von ihnen wurden gefangen genommen und meist hingerichtet. Das Zeitalter der Piraten neigte sich nun schnell seinem Ende zu.

Edward England setzte sich mit seiner Mannschaft ab und segelte nach Madagaskar. Er fuhr hinaus, kaperte einige Schiffe und kam 1720 wieder nach Madagaskar zurück. Dort stellte er drei Schiffe, unter anderem das britische Schiff Cassandra der Ostindien-Kompanie. Ein anderer Pirat, John Taylor, kümmerte sich zunächst um zwei Schiffe, die davongesegelt waren, während er selbst in einen Kampf mit der Cassandra verwickelt war.

Der in diesem Buch als Captain John Mackra bezeichnete Widersacher, war Captain James Macrae, der die Casssandra auf Grund laufen ließ und die Besatzung an Land brachte. Der Kampf zuvor endete sehr blutig für den Piraten, der zwar reiche Beute machte, aber auch 90 Männer verlor. Als die Mannschaft der Cassandra einige Tage später aus den Wäldern zurückkehrte, wollte sich Taylor an ihnen rächen. England hatte jedoch Mitleid und ließ sie auf einem anderen Schiff davonsegeln. Daraufhin rebellierte Taylor und ließ England und ein paar seiner Männer auf Mauritius aussetzen.

Es gelang England, ein Floß zu bauen und wieder nach Madagaskar zu gelangen. Dort erging es ihm, sehr schlecht; er musste um Nahrung betteln und starb dort Ende des Jahres 1720, wahrscheinlich an einer tropischen Krankheit.

Captain Edward England

I.

Boot ahoi! rief ich aus; dann hob ich meine Pistole und feuerte.

Dies ist ein ausführlicher Bericht über bestimmte Abenteuer, die Captain John Mackra in Verbindung mit dem berühmten Piraten Edward England im Jahre 1720 vor der Insel Anjouan im Kanal von Mosambik erlebt hat; geschrieben von ihm selbst, und nun zum ersten Mal veröffentlicht von HOWARD PYLE

Dieses Buch widmet der Autor seinem Freund Lewis C. Vandegrift.

Howard Pyle, 1888

Obgleich der offizielle Bericht über das schwere Gefecht zwischen der Cassandra und den beiden Piratenschiffen im Kanal von Mosambik bereits veröffentlicht wurde, sollte die Öffentlichkeit noch über viele weitere kleinere oder bedeutendere Umstände in dieser Angelegenheit informiert werden. Weil der erwähnte Bericht ohnehin zahlreiche Bemerkungen und Kommentare hervorgerufen hat, werde ich es auf mich nehmen, weitere, noch nicht bekannte Vorfälle, zu schildern.

Ich werde mich bemühen, sie weder in anspruchsvoller Rhetorik, noch mit romantischem Flair wiederzugeben, wie es die Roman- und Geschichtenschreiber manchmal tun, um die Aufmerksamkeit der Leute zu erregen, sondern diese Geschichte so direkt und mit so wenig Wortklauberei und Umschreibungen wie möglich zu erzählen.

Eine kurze Schilderung der Seeschlacht zwischen Captain Mackra und den beiden Piratenschiffen findet sich im offiziellen Bericht des Kapitäns, den er in Bombay verfasst hat. Sie wird in der Beschreibung des Lebens des Piraten England in Johnsons Buch: 'A Genuine Account of the Voyages and Plunders of the Most Notorious Pyrates, &c.', London, 1742*, erwähnt.

[* ein wahrer Bericht über die Reisen und Plündereien der berüchtigsten Piraten etc, London, 1742]

Zum Nutzen des Lesers werde ich diese wahre und ehrliche Schilderung in verschiedene Kapiteln aufteilen, die mit I., II., III. usw. gekennzeichnet sind, wie im Inhaltsverzeichnis aufgeführt, was ihm helfen mag, die weniger wichtigen von den wichtigeren Teilen der Erzählung zu trennen.

Laut meinem Logbuch – einem Tagebuch oder Journal der Ereignisse an Bord eines Schiffes – war es der 19. April 1720, als ich als Kapitän des Schiffes Cassandra der Ostindien-Kompanie, das nach Bombay segeln sollte, auf den Befehl zum Auslaufen wartete, als Mr. Evans, der Agent der Gesellschaft, mit einigen versiegelten und wichtigen Befehlen an Bord kam, die er mir in letzter Minute übergeben wollte.

Nachdem wir in meine Kabine gegangen waren und Platz genommen hatten, überreichte mir Mr. Evans zwei Umschläge, von denen einer an mich und der andere an einen Benjamin Longways andressiert war.

Er begann dann, mir zu erklären, dass die Kompanie eine sehr heikle Angelegenheit von größter Wichtigkeit zu regeln habe. Sie beabsichtigen, diese nur einem bewährten und würdigen Diener anzuvertrauen, und sie hätten mich als den geeigneten Mann für diese Aufgabe ausgewählt. Sie sei von solcher Art, dass sie den Transfer im Wert von vielen tausend Pfund beinhalten würde.

Er teilte mir ferner mit, dass die Kompanie vor ein oder zwei Jahren dem König von Anjouan, einer Insel zwischen Madagaskar und der Ostküste Afrikas, gewisse Hilfe geleistet habe, als zwischen ihm und dem König einer benachbarten Insel namens Mohéli Krieg herrschte. Ich sollte auf meiner Reise in Anjouan Halt machen und dort durch Mr. Longways, dem dortigen Agenten der Kompanie, ein Paket von größter Wichtigkeit in Empfang nehmen, das etwas mit der Regelung gewisser Angelegenheiten zwischen der Ostindien-Kompanie und dem König dieser Insel zu tun hatte.

An Ende seiner Rede sagte er noch, dass er nicht zögere, mir mitzuteilen, dass dieses Päckchen, das ich dort von Mr. Longways erhalten würde, bestimmte Zahlungen an die Ostindien-Kompanie betrifft und, wie er bereits gesagt hatte, den Transfer von vielen tausend Pfund mit sich bringe, woraus ich ersehen könne, wie notwendig große Vorsicht und Umsicht bei dieser Transaktion sei.

»Aber Sir«, sagte ich, »die Kompanie begeht sicher einen großen Fehler, wenn sie einem so jungen und unerfahrenen Mann wie mir eine so wichtige Unternehmung anvertraut.«

Mr. Evans lachte nur darüber und sagte, es gehe ihn nichts an, aber nach dem, was er beobachtet habe, sei er der Meinung, die ehrenwerte Kompanie habe in meinem Fall eine gute Wahl getroffen, und zwar die eines 'scharfen' Werkzeugs.

Er sagte auch, dass ich in dem Umschlag, der an mich adressiert war und mir ausgehändigt wurde, so detaillierte Anweisungen finden würde, wie ich sie benötige, und dass der andere Umschlag an Mr. Longways zu übergeben sei und eine Anweisung für den oben erwähnten Transfer darstelle.

Kurz darauf verließ er das Schiff und wurde, nach vielen freundlichen und wohlwollenden Wünschen seinerseits, für eine schnelle und erfolgreiche Reise, an Land gerudert.

Hier, wie auch an anderer Stelle in diesem Bericht, sollte erwähnt werden, dass die schriftlichen Anweisungen der Kompanie an mich nur wenig enthielten, was mir nicht bereits von Mr. Evans mitgeteilt worden war, mit Ausnahme einiger Einzelheiten und der weiteren Anweisung, dass das, was mir der Agent in Anjouan übergeben würde, an den Gouverneur in Bombay auszuliefern sei und dass ich von ihm eine schriftliche Quittung dafür erhalten sollte.

Ich kannte damals auch nicht die Art des Auftrags, den ich zu erfüllen hatte, außer dass er von großer Bedeutung war und dass es eine beträchtliche Summe involviert war.

Die Besatzung der Cassandra bestand aus insgesamt einundfünfzig Personen, Offizieren und einfachen Seeleuten. Daneben gab es sechs Passagiere, deren Auflistung ich nachstehend wiedergebe, wie ich sie aus meinem Logbuch entnommen habe:

Captain Edward Leach (in Diensten der Ostindien-Kompanie).

Mr. Thomas Fellows (der die neu gegründete Vertretung der Kompanie in Cuttapore übernehmen sollte).

Mr. John Williamson (ein junger Kadett).

Mrs. Colonel Evans (eine Schwägerin des oben erwähnten Agenten der Kompanie).

Mistress Pamela Boon (eine Nichte des Gouverneurs in Bombay).

Mistress Ann Hastings (die Zofe der jungen Dame).

Von Mistress Pamela Boon spreche ich nur mit äußerster Zurückhaltung, scheue mich aber nicht, solche Dinge wie unsere späteren Beziehungen zueinander öffentlich zu machen. Ich kann jedoch so viel ohne Indiskretion sagen, dass sie damals eine junge Dame von achtzehn Jahren war. Ihr Vater, ein Geistlicher, war im Jahr zuvor verstorben und sie wollte sich auf dem Weg nach Indien begeben, um zu ihrem Onkel zu gehen, welcher der oben erwähnte Gouverneur in Bombay war und ihr als Vormund bestimmt wurde.

Es ist auch nicht nötig, den Leser mit irgendwelchen Abhandlungen über die anderen Passagiere zu ermüden, mit Ausnahme von Captain Leach, an den ich mich bis zum letzten Tag meines Lebens aus gutem Grund erinnern werde.

Er war ein großer, stattlicher Bursche von etwa achtundzwanzig Jahren, von gutem Körperbau und stammte aus einer alten und ehrbaren Familie aus Hertfordshire. Er war stets überaus freundlich und liebenswürdig zu mir und behandelte mich bei jeder Gelegenheit mit dem größten Wohlwollen, und doch empfand ich vom ersten Augenblick an, als ich ihn gesehen hatte, eine große Abneigung gegen seine Person.

Wie sich später herausstellte, hatten mich meine Instinkte nicht in die Irre geführt, noch hatte ich mich in meinen Gefühlen getäuscht, wie es bei ähnlichen Gelegenheiten so oft der Fall ist.

Nach einer etwas längeren Reise als gewöhnlich und einem Zwischenstopp auf St. Helena, wo sich in letzter Zeit eine unserer Stationen befand, sichteten wir gegen Mitte Juli die Südküste Madagaskars und gingen am 18. in einer kleinen Bucht an der Ostseite der Insel Anjouan vor Anker.

Wegen der Untiefen des Wassers und des Fehlens eines sicheren Ankerplatzes, der an einer so tückischen und gefährlichen Küste sehr wichtig ist, konnten wir nicht in den Hafen vor der Stadt des Königs einlaufen.

Wir fanden dort zwei andere Schiffe – die Greenwich, mit Captain Kirby, ein englisches Schiff, und ein 'Ostender' [Schiff der Kaiserlichen Ostendischen Kompanie], ein großes, plumpes, wannenförmiges Schiff.

Ich war sehr verärgert darüber, dass ich der Stadt des Königs nicht näher kommen konnte, als es damals für mich möglich war, da sie etwa sieben oder acht Meilen vom nördlichen Ende der Insel entfernt lag. Noch mehr ärgerte es mich, dass wir nicht mit Booten dorthin gelangen konnten, es sei denn durch eine lange Umrundung des Kaps im Norden, was die Reise auf fast dreißig Meilen verlängern würde.

Abgesehen von all dem war ich noch mehr beunruhigt, als ich von Captain Kirby von der Greenwich erfuhr, dass die Piraten in diesen Gewässern seit einiger Zeit sehr lästig wurden.

Er sagte, dass er, als er kurz nach seiner Ankunft an diesem Ort an Land gegangen war, um eine geeignete Stelle zum Wasserfassen zu suchen, vierzehn Piraten vorgefunden hatte. Sie waren in ihren Kanus von Mayotte gekommen, wo das Piratenschiff, zu dem sie gehörten, nämlich die Indian Queen, ein Zweihundertfünfzig-Tonner, mit achtundzwanzig Kanonen und neunzig Mann Besatzung, kommandiert von Captain Oliver de la Bouche, auf dem Weg von der Küste Guineas nach Ostindien aufgebracht wurde und verlustig gegangen war.

Ich fragte Captain Kirby, was er mit den Schurken gemacht habe. Er sagte mir, 'gar nichts', und dass es umso besser sei, je weniger man mit solchen Burschen zu tun habe.

Darüber war ich sehr erstaunt, und dass er keine Schritte unternommen hatte, um einem solchen Nest von niederträchtigen, bösen und blutrünstigen Schurken ein Ende zu bereiten, wo er es doch so klar in der Hand hatte, vierzehn von ihnen auf einmal zu ergreifen. Er hätte wissen müssen, dass sie, wenn sie sich von diesem Ort entfernten und zu ihresgleichen gelangten, nicht nur den anderen Schwierigkeiten bereiten würden, sondern auch jedem weiteren Schiff, das sich zu dieser Zeit im Hafen befand.

Ich bemerkte etwas in diesem Sinne, worauf er sehr zornig wurde und sagte, wenn ich nur halb so viel erlebt hätte wie er, wäre ich nicht so frei in meinen Drohungen, dies oder jenes mit einer Gruppe von armen Schluckern zu tun, die auch nicht anders sind als so viele Teufel aus der Hölle, die einem Menschen ohne Skrupel die Kehle durchschneiden würden, ohne Angst oder Reue.

Ich erwiderte nichts darauf, denn die Piraten waren inzwischen weit genug weg, und ich war bereit, anzunehmen, dass Captain Kirby das getan hatte, was er in dieser Angelegenheit für das Beste hielt, doch die Flucht dieser bösen Schurken brachte mir mehr Ärger ein als in meinem ganzen bisherigen Leben.

Aber, wie gesagt, ich war in einer ziemlichen Klemme mit all diesen Dingen, denn ich konnte mein Schiff nicht in angemessener Entfernung von der Stadt des Königs vor Anker bringen, noch konnte ich es verlassen und eine Reise antreten, die einen Tag oder mehr dauern würde, falls die Piraten in meiner Abwesenheit vorbeikommen würden.

Ich mochte auch keinen der mir unterstellten Offiziere mit der Ausführung des Auftrags betrauen, da er so überaus heikel und geheim war.

Zu diesem Zeitpunkt, als alle meine Passagiere wussten, dass wir diesen Ort nicht verlassen konnten, bevor ich nicht bestimmte Papiere an den Agenten der Gesellschaft in der Stadt des Königs übermittelt hatte, kam Captain Leach zu mir und meldete sich freiwillig, die an Mr. Longways adressierte Sendung zu überbringen.

Zunächst war ich nur wenig geneigt, seine gefällige Bereitschaft anzunehmen. Da ich aber innerlich das Gefühl hatte, dass ich ihm durch mein gegen ihn gehegtes Vorurteil unrecht tun könnte, beschloss ich, die Angelegenheit noch einmal zu überdenken, bevor ich sein Hilfsangebot vorschnell ablehnte.

In der Tat kann ehrlich sagen, dass ich seine Hilfe bei einer höheren Meinung gegenüber seiner Person sogar eher abgelehnt hätte. So aber sah ich keinen Grund, sein Angebot nicht anzunehmen. Er galt überall als ein Mann von Rechtschaffenheit und Ehre, und ich hatte keinen wirklichen Grund, diese Meinung infrage zu stellen, und so endete die Angelegenheit damit, dass ich seine Hilfe mit der besten mir gegebenen Haltung, annahm, wenn auch nicht mit sehr viel Wohlwollen, und ihm erlaubte, zehn Freiwillige als Bootsmannschaft für die Expedition auszuwählen.

II.

(Der Leser wird erfreut sein, festzustellen, dass ich, nach dem vorstehend angedeuteten Plan, hier einen zweiten Teil oder ein zweites Kapitel meiner Erzählung beginne, wobei es sich im ersten Teil von unserer Reise bis nach Anjouan und damit zusammenhängenden Dingen gehandelt hatte, während das folgende sich auf ein ganz anderes Thema bezieht, nämlich auf die Art des mir auferlegten Vertrauens, das bisher nur kurz erwähnt worden ist).

Ich glaube nicht und habe auch nie geglaubt, dass Captain Leach mit seinem Angebot, meinen Auftrag auszuführen, etwas anderes im Sinn hatte, als eine so ausgezeichnete Gelegenheit zu nutzen, um nach einer langen und ermüdenden Seereise ein fremdes Land und Volk zu sehen. Dennoch war es einer der größten Fehler meines Lebens, dass ich ihn gehen ließ, und er kam mir teuer genug zu stehen, bevor ich ihn wieder gutmachen konnte.

Die Expedition unter seiner Leitung war drei Tage lang unterwegs, dann kehrte er zusammen mit einem großen Kanu zurück, das von einer Mannschaft von etwa zwanzig großen, stämmigen Schwarzen bemannt war, und in dessen Heck zwei oder drei mit Federn und Perlen geschmückte Männer saßen, von denen ich wusste, dass sie Häuptlinge und Krieger waren.

Im Boot der Cassandra saß ein Fremder neben Captain Leach, der sich sehr munter unterhielt und von dem ich wusste, dass er kein anderer als Mr. Longways, der Agent der Kompanie, sein konnte.

Sobald das Boot der Cassandra längsseits war, hüpfte er wie ein Affe die Bordwand hinauf und verbeugte sich höflich, sobald seine Füße das Deck berührten, was ich mit aller Ernsthaftigkeit erwiderte, die mir zur Verfügung stand.

Mr. Longways war ein kleiner, hagerer, schlanker Mann, der mit großer Sorgfalt und nach der allerneuesten Mode gekleidet war, die er finden konnte. Daraus und aus seinen höflichen, affektierten Manieren und Grimassen erkannte ich, dass er nur selten die Gelegenheit hatte, an Bord eines Schiffes zu kommen, auf dem sich Damen als Passagiere befanden.

Nach Mr. Longways kam Captain Leach und nach ihm die drei großen, hochgewachsenen Häuptlinge der Eingeborenen. Sie waren halb nackt und ihre Haare waren nach einer höchst merkwürdigen und seltsamen Art frisiert.

Zuerst wollten sie sich zu meinen Füßen niederwerfen, aber ich hinderte sie daran. Daraufhin nahmen sie meine Hand und legten sie auf ihre Köpfe, was alles andere als angenehm war, denn ihr Haar war dick mit Gummiharz und Fett eingerieben.

Ich ging sofort auf dem Weg zu meiner Kajüte voran; die Häuptlinge folgten dicht auf unseren Fersen.

Mr. Longways ging neben mir her und schnitt in einer höchst affektierten Weise Grimassen, wie ein kleines altes Äffchen. Ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen, als ich sah, wie er seine Beobachtungen auf die Damen richtete, insbesondere auf Mistress Pamela, die oben an der Reling des Decks stand.

Mr. Longways trug eine starke, eiserne Depeschenkassette, die etwa so groß war wie diejenigen, welche die Boten bei einer Bank benutzen, und sobald wir in meine Kabine gekommen waren, ließ er sie mit großem Getöse auf den Tisch krachen.

»Hier«, sagte er und stieß einen tiefen Seufzer aus; »ich bin jedenfalls froh, dass ich sie los bin.«

»Nun«, sagte ich, »Mr. Longways, steckt denn so viel in dieser kleinen Kassette?«

»In der Tat, ja«, sagte er, »genug, um Sie und mich zu reichen Männern zu machen.«

»Ich wundere mich«, sagte ich lachend, »dass Sie sie mir so einfach bringen, wo Sie sich doch selbst damit hätten davonmachen können, ohne dass jemand eine Ahnung davon gehabt hätte.«

»Nein, nein«, sagte er sehr ernst, ohne auf meinen Scherz einzugehen, und ruckte mit dem Kopf in Richtung der schwarzen Häuptlinge, die sich in der Nähe des Tisches auf ihre Hintern gehockt hatten – »nein, nein. Unsere Freunde dort drüben haben ihre Augen scharf auf mich gerichtet, obwohl sie kein einziges Wort von dem verstehen, was wir einander sagen.«

Während wir uns unterhielten, holte ich eine Karaffe mit Portwein und fünf Gläser und schenkte allen Wein ein, den die schwarzen Männer ebenso genüsslich tranken wie Mr. Longways und ich.

Nachdem Mr. Longways ausgetrunken hatte, spitzte er die Lippen und stellte sein Glas mit großer Geste ab.

»Und nun«, sagte er mit einer komischen Grimasse der Eitelkeit und Selbstgefälligkeit, »lassen Sie uns ohne weiteren Zeitverlust zum Geschäft kommen. Zuallererst muss ich Sie aber fragen, Sir, wissen Sie, wofür dieser ganze Schatz ist?«

Ich bejahte dies und sagte, dass Mr. Evans mir mitgeteilt hatte, dass es sich um die Bezahlung für eine gewisse Hilfe handelte, die die Ostindien-Kompanie dem König dieses Landes geleistet hatte.

»Und wie anders«, sagte er sehr langsam und legte den Kopf auf die Seite, »und wie anders sollte unser 'King Coffee' solche Zahlungen leisten? Mit Wechseln gezogen auf die Bank von Afrika? Nein, nein. Der ganze Schatz befindet sich in dieser Kiste, jeder rote Heller davon, und ich, Sir, bin von der ehrenwerten Ostindien-Kompanie dazu auserwählt worden, für mehr als zwei Wochen die alleinige und vollständige Verantwortung dafür zu tragen.«

Dabei schaute er mich sehr streng an, als ob er dachte, ich würde irgendeine Bemerkung zu dem machen, was er mir mitgeteilt hatte; aber da ich nichts sagte, nahm er seine Rede nach seiner eigenen Art wieder auf.

»Ich sehe«, sagte er, »dass Sie das Ausmaß des Vertrauens, das mir auferlegt wurde, nicht zu schätzen wissen. Ich werde es Ihnen zeigen, Sir.«

Kurzerhand holte er einen Bund mit Schlüsseln aus seiner Tasche. Er betrachtete sie, einen nach dem anderen, bis er einen fand, der etwas kleiner war als der Rest von ihnen und einen sehr seltsam gearbeiteten Anhänger hatte.

»Sehen Sie diesen hier an«, sagte er, »es gibt nur drei gleiche von ihnen auf der Welt. Ich habe den einen, 'King Coffee' den anderen und der Gouverneur von Bombay den dritten.«

Mit diesen Worten steckte er den Schlüssel in das Schloss der Kassette. »Halten Sie für einen Moment ein, Sir«, sagte ich sehr ernst und legte meine Hand auf seinen Arm.

»Haben Sie sich gut überlegt, was Sie da tun? Mr. Evans, der Vertreter der Kompanie, hat mir nichts weiter über die Art der mir anvertrauten Sache gesagt, außer dass sie von sehr großem Wert ist; und ohne dass Sie die Anweisung erhalten haben, mir mehr über diese Angelegenheit zu sagen, bezweifle ich sehr, dass die Gesellschaft beabsichtigt hat, dass ich mehr darüber erfahre.«

»Sehen Sie, Captain Mackra«, sagte er gereizt, »Tom Evans ist ein Mann und ich bin ein anderer, und ich sage Ihnen außerdem, dass ich ein ebenso wichtiger Agent bin wie er, auch wenn er in London lebt und ich in diesem abscheulichen heidnischen Land. Selbst wenn ich nicht vorgehabt hätte, Ihnen gegenüber diesen Schatz zu enthüllen, würde ich ihn jetzt zeigen, denn ich möchte nicht, dass jemand denkt, Tom Evans sei ein wichtigerer Mann als ich.«

Mit diesen Worten drehte er kurzerhand den Schlüssel um und warf den Deckel der Kassette zurück.

In diesem Moment blickte ich gerade auf die drei Häuptlinge und sah, dass sie uns beobachteten, wie eine Katze ein Mauseloch; aber sobald sie bemerkten, dass ich sie ansah, wandten sie ihre Augen so schnell ab, dass ich kaum sicher sein konnte, in diese geblickt zu haben.

In der Kassette befanden sich eine große Menge getrockneter Palmblattfasern, die um ein Baumwollknäuel gewickelt waren, das Mr. Longways sehr vorsichtig und behutsam anhob. Als er es öffnete, kam er zu einer kleinen Rolle aus gegerbtem Leder, ähnlich dem Sämischleder, das Juweliere und Uhrmacher verwenden, und das sorgfältig mit einer dicken Schnur aus Palmfasern umwickelt war.

Mr. Longways begann mühsam den Knoten in dieser Schnur zu lösen, und obwohl ich nicht sagen kann, warum, hatte die ganze Angelegenheit etwas an sich, das mein Herz in meiner Brust sehr heftig und schwer schlagen ließ.

Mr. Longways schaute mich unter seinen Augenbrauen mit einem sehr neugierigen Blick an. »Haben Sie jemals«, sagte er, »von der 'Rose des Paradieses' gehört?«

Ich schüttelte meinen Kopf.

Mr. Longways schaute mich unter seinen Augenbrauen mit einem sehr neugierigen Blick an.

»Dann werde ich sie Ihnen zeigen«, sagte er und begann, die Schnur von der Rolle aus weichem Leder abzuwickeln, deren Falten er kurz darauf öffnete.

Als ich dann in seine Hand hinunterblickte und sah, was sich auf dem gegerbten Leder befand, war ich so erstaunt, dass ich weder Atem noch Sprache fand, um ein einziges Wort zu sagen.

III.

Es war ein Rubin, der schönste, den ich je gesehen hatte, und etwa so groß wie ein Taubenei.

Beim Anblick dieses wunderbaren Schmuckstücks wurden meine Gedanken so aufgewühlt, dass ich wie bei einem Schüttelfrost durchgerüttelt wurde und mir der Schweiß in großen Tropfen von der Stirn lief.

»Um Gottes willen, packen Sie ihn wieder weg, Mann!« rief ich, sobald ich wieder zu Atem und Verstand gekommen war.

In meiner Stimme lag etwas, das Mr. Longways erschreckt haben muss, denn er sah sehr beunruhigt und verblüfft aus; doch er versuchte gleich, es als Scherz abzutun.