Die Sage vom Artus-Hof - Ursula Wolfart - E-Book

Die Sage vom Artus-Hof E-Book

Ursula Wolfart

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Beschreibung

Der Strom immer neuer Menschlichkeit gräbt sein Bett durch Europas Zeitenwenden, und so gibt es Artus seit bald zweitausend Jahren. Im römisch besetzten Britannien amtiert der geistesgegenwärtige Anführer der Kelten als Hilfskönig der Administration, völlig entschlossen kämpft er für das Überleben seiner Völkerschaft. In diesem phänomenal realistischen Meilenstein der Artusgeschichten mit seiner energiegeladenen Konzeption und Ausführung hebt sich das Selbstbewusstsein der Inselbevölkerung Aufsehen erregend vom Weltmachtdenken der Römer ab. Werden die Kelten bestehen?

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Seitenzahl: 36

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„Mein Vater verlor sein Leben, und die Römer halten den Südosten besetzt. Erobern die Kelten nicht jetzt den Boden der Ahnen zurück, enden sie im Tod oder als Sklaven. Wir sind die Lieblinge der Götter, wem wenn nicht uns würde gelingen, die Klans zusammenzuführen! Manche werden aus Einsicht mitgehen, die anderen, weil ihnen keine Wahl bleibt. Keltischer Boden den Kelten!“, rief der Sohn des Gefallenen dem Stammesrat zu.

„Starb unser Oberhaupt nicht im Kampf gegen Legionäre? Ein Zeichen, die Ahnen deuten auf Artus. Die Erscheinung eines Giganten, vor allem aber Mut zeichnen ihn aus“, erkannte man den Nachfolger an.

Die Besatzer plünderten und trieben Steuern ein, was begünstigte, dass der Jugendliche mit seinem Stamm die britischen Gemeinschaften zur Völkerschaft verband. Den Fürsten sagte Artus:

„Kelten kommen nur ebenbürtig miteinander aus. Alle Oberhäupter, auch die unterworfenen, gehören meinem Rat an. Betrachtet mich als Ersten unter Gleichen.“

Bald hatte der Rat der Kelten einen Weg gefunden, die Römer von der Insel zu vertreiben. Man beschloss: „Legionen lassen sich nur mit deren Waffen besiegen, ohnehin fehlt den Kämpfern an Rüstung. Rauben wir Garnisonen aus!“

Im Kriegszug eroberte das Untergrundheer den Hafen der römischen Flotte. Artus überlegte:

„Unsere Schiffe fuhren sie weg, jetzt verfügen wir wieder über Beweglichkeit zu Wasser. Ich führe Truppen nach Gallien, wo niemand mit Inselkelten rechnet.“

Bei ihrem ersten Angriff auf der anderen Seite des Meeres legten die Briten einen Stützpunkt der Römer in Schutt und Asche. Die Beute schleppten sie durch die unüberschaubare Wildnis, wobei Krieger auf einen Ohnmächtigen stießen. Der Verletzte sah sehr jung aus, Würdezeichen an seiner Kleidung wiesen den Mann als Häuptling von gallischen Kelten aus.

„Betrachtet ihn als Bruder, die Stämme widersetzen sich dem Imperium; mitnehmen!“, befahl Artus.

Auf der Überfahrt kam Lanzelot zu Bewusstsein.

„Ein Schiff“, hauchte er aufstöhnend.

Eine Weile hatte es gedauert, bis er leise anfügte: „Falls ihr Auskunft wollt, mein Klan lebt im Untergrund. Ich versuchte mit Kriegern, unser Gebiet vor Übergriffen von Herumziehenden zu schützen, geriet aber in einen Hinterhalt; die Schlacht verloren wir. Der Anführer der Bande ließ mich einen Steilhang hinunterwerfen. Gleich schlug ich mir den Kopf an und verlor das Bewusstsein.

Als schon die Nacht endete, erwachte ich auf dem Grund einer Schlucht. Um mich herum lungerten Flugdrachen, solche die Menschen töten. Sie schliefen jedoch oder ließen mich aus anderen Gründen in Ruhe. Eine Zeitlang hatte ich reglos gelegen, als sich die Tiere aufrichteten, wobei die Scheusale die Schwingen bewegten; unverkennbar stand ihr Abflug bevor. So riss ich mich zusammen, um nicht die Gunst des Augenblicks zu verpassen. Von einem der Drachen bekam ich das Schwanzende zu fassen. Heulend schlug er dieses hin und her, um mich abzuschütteln, zog am Ende aber vor, den anderen zu folgen, die schon verschwunden waren. Oben prellte ich nach dem Loslassen hart auf.“

Während der Überfahrt widmete sich Artus dem Gallier, für den er Zuneigung empfand.

Nach der Ankunft auf der Insel erfuhr Lanzelot von ihm:

„Die Stämme erwägen, Britannien zu verlassen. Eines Tages würde das Imperium siegen wie in Gallien. Wir geben uns aber nicht geschlagen, sondern ziehen gegen die Kaiserstadt. Gemeinsam mit deinem Klan, falls ihr mitkommt, und unterwegs angeworbenen Widerständigen lässt sich Rom einnehmen. Anschließend leben wir alle dort.“

Nach seiner Genesung fuhr man Lanzelot auf das Festland zurück, wo er Vorbereitungen für die Eroberung des Kapitols traf.

Mehr als hunderttausend Krieger gehörten dem Heer der Kelten an. Die Völkerwanderung mit allem Hab und Gut schlug eine Schneise der Verwüstung, deren Ausmaß dem der Märsche der Legionen in nichts nachstand. Die Spur reichte von der Atlantikküste Galliens bis zu einem Tal vor Rom, das die Eindringlinge besetzt hielten.

„Weinbeeren, Korn, Jagdwild im Überfluss!“

„Wer hätte ein Land von solcher Schönheit erwartet!“

„Die Wärme entspannt einem sogar nachts die Glieder“, schwelgten Angehörige der Krieger.

Die Grauen des Wegs betrachteten viele als so gut wie ausgestanden, doch trübte ein Problem die Freude.

Der Rat der Kelten besprach: „Auf der Wanderung haben wir alle, die sich uns in den Weg stellten, besiegt und sichern sogar hier unser Lager. Was aber das Kapitol angeht, so umgibt eine Befestigung die Stadt, wie niemand sie erwartete; dem Heer fehlen Gerüst und Gerät. Ein Teil der Krieger wird mit den Angehörigen bauen, was wir für die Erstürmung benötigen, der andere verteidigt das Tal oder erbeutet Ausrüstung. Vorläufig bleibt uns auch nur, von Raubgut zu leben. Schicken wir Truppen aus!“