Ich liebe dieses Gruppenbild von uns!
gesammeltes
Margit Auer • Martin Verg • Nina Dulleck • Jochen Windecker
In diesem Buch ist alles –
wirklich alles – drin,
was ich über 29 Tierarten in
Erfahrung bringen konnte.
Vorwort
Liebe Leserin und lieber Leser,
ich bin's, Mortimer Morrison, Inhaber der magischen Zoohandlung.
Du kennst mich bestimmt: Ich wohne mit Pinkie, meiner Elster, und noch vielen anderen
Tieren unter einem Dach. Wir sind eine fröhliche, plappernde und manchmal etwas chaotische
Wohngemeinschaft. Plappernd? Ja, genau! Alle Tiere sind magisch und können sprechen.
Bei uns ist immer was los: Neue Mitbewohner ziehen ein. Manche, wie das Streifenhörnchen
Leonardo, schauen nur kurz vorbei. Andere ziehen weiter, weil sie ihren menschlichen Gefähr-
ten gefunden haben. Fuchs Rabbat kam zu Ida, Schildkröte Henrietta zu Benni. Die Kinder und
ihre Tiere sind allerbeste Freunde.
Die magischen Tiere habe ich auf meinen Reisen eingesammelt. Mit meinem Omnibus war ich
in vielen Ländern Europas, in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Australien. Überall habe
ich Tiere getroffen: magische und nicht-magische. Es ist wunderschön, durch die Landschaften
zu streifen und zum beobachten, wie Krokodile durch Lagunen tauchen, Schimpansen sich von
einem Baum zum nächsten schwingen und Vögel durch die Lüfte segeln.
Du magst Tiere ebenso gern wie ich? Dann ist dieses Buch genau das Richtige für dich!
Hier habe ich alles aufgeschrieben, was ich über die Artgenossen meiner magischen Tiere weiß:
wo sie leben, was sie fressen, ob ihr Lebensraum bedroht ist, was ihre Besonderheiten sind.
Ich erzähle dir, was Kängurus futtern und wie viele Augen Vogelspinnen haben. Du erfährst,
wer die Verwandten der Erdmännchen sind und wieso Flamingos im Stehen schlafen können.
Manche Sachen sind so verblüffend, dass sogar Eule Muriel staunen würde. Hast du gewusst,
dass ein Chamäleon gleichzeitig nach vorn und nach hinten schauen kann? Dass Erdmännchen
Skorpione fressen? Die Erdmännchen, die bei mir wohnen, mögen allerdings lieber Milchreis.
Magische Tiere sind anders als andere Tiere. Auch über sie verrate ich dir ganz viel Neues
in meinem Buch. Ich hoffe, du kannst mein Gekritzel lesen!
Sehr viel Spaß wünscht dir
Inhaber der magischen Zoohandlung
Mortimer Morrison
PS: Solltest du bei deinen
Streifzügen ein magisches Tier
entdecken, dann weißt du, wo du
es abgeben kannst: bei mir in der
Turmgasse! Pinkie und ich freuen
uns immer über neue Gäste!
der biber
Vor ihren scharfen Zähnen ist kein Baumstamm sicher. Die pelzigen Holzfäller
bauen damit Dämme und errichten Burgen wie die Weltmeister. Kurz gesagt, Biber
sind regelrechte Landschaftsarchitekten! Doch dadurch gewinnen die Nagetiere leider
nicht nur Freunde. Zum Glück stehen sie bei uns unter Naturschutz.
AUF EINEN BLICK
KLASE:
Säugetiere
ORDNUNG:
Nagetiere
GRÖSE:
Bis 1,30 Meter
GEWICHT:
Bis 30 Kilogramm
ALTER:
Bis 30 Jahre
∼
WO KANN MAN IHN FINDEN?
∼
Es gibt zwei Arten von Bibern: Der Kanadische Biber ist in Nordamerika zu Hause,
den Europäischen Biber findet man von Frankreich bis in die Mongolei und in den
Norden Chinas hinein.
Nordamerika
Süd-
amerika
Afrika
Europa
Asien
Australien
Antarktika
Pazifischer
Ozean
Pazifischer
Ozean
Atlantischer
Ozean
Indischer
Ozean
Antarktischer Ozean
Arktischer Ozean
Biber lieben den
Herbst. Dann
finden sie am
Boden leckeres
Fallobst.
Ein magischer Biber
muss auch mal etwas
aushalten können!
Ich hatte mir Biberspuren
anders vorgestellt ...
Äußerst interessant!
VORN
HINTEN
Gut zu wissen
VERWANDTSCHAFT: Biber sind die zweit-
größten Nagetiere der Erde. Nur die süd-
amerikanischen Wasserschweine werden
noch größer. Die nächsten Verwandten der
Biber heißen Taschenratten. Sie sind, wie
der Kanadische Biber, in Nordamerika
beheimatet.
GRÖSSE UND GEWICHT: Von der Nasen-
bis zur Schwanzspitze messen die größten
Exemplare in Nordamerika 1,30 Meter. Sie
bringen etwa so viel auf die Waage wie ein
durchschnittlicher Drittklässler. Europäi-
sche Biber sind etwas kleiner.
NAHRUNG: Ausschließlich Pflanzen! Wenn
Biber einen Baum fällen, futtern sie davon
Blätter, Zweige und Rinde. Ebenso gern
verputzen sie aber auch Gräser, Kräuter
oder Wasserpf lanzen.
LEBENSRAUM: Nahe am Wasser, und zwar
Wasser jeder Art: vom Abflussgraben bis
zum mächtigen Strom, vom Tümpel bis zum
See. Nur Meere und Ozeane zählen in der
Regel nicht dazu. Das zugehörige Ufer muss
sich allerdings eignen, um Baue und Röhren
anzulegen. Und es muss Bäume geben, als
Nahrung und Baumaterial.
NACHWUCHS: Im Frühjahr bringt das
Weibchen bis zu vier Junge auf die Welt.
Erstaunlich: Obwohl der Biberkörper perfekt
an das Leben in Flüssen und Seen angepasst
ist, käme der Nachwuchs von allein nicht
auf die Idee, sich auch nur eine Pfote nass
zu machen. Die Mütter müssen ihre Jungen
buchstäblich ins kalte Wasser werfen,
damit sie auf den Geschmack kommen.
VERHALTEN: Biber sind Familientiere.
Die Eltern leben mit ihren Kindern unter
einem Dach und alle sind füreinander da.
Das reicht bis zur Fellpflege: Jene Stellen
am Rücken, an die ein Biber selbst nicht
rankommt, kratzen und putzen die Mit-
bewohner. Und sie reiben ordentlich
Bibergeil rein. Das ist ein stark riechen-
des, klebriges Zeugs, mit dem die Tiere
auch ihr Revier markieren.
Nicht zu vergessen: Biber besitzen eines
der höchstentwickelten und größten
Gehirne unter allen Nagetieren. Dadurch
sind sie sehr anpassungs- und lernfähig.
ALTER: In der Natur erreichen Biber im
Schnitt acht, in seltenen Fällen auch mal
knapp mehr als 20 Jahre. Zootiere können
bis zu 30 Jahre alt werden.
Und ich weiß
noch mehr:
Sie fressen
nicht nur rein
pflanzlich –
sondern auch
pausenlos.
Maiskolben und
Haselnüsse,
oder was
immer in
meinem Haus
aufzutreiben
ist, schaufelt
mein lieber
Biber in sich
rein.
Mein ver-
fressener
Freund muss
sich nicht
einsam fühlen.
Wahrscheinlich
hat Joschi
mich und die
anderen
Bewohner der
magischen Zoo-
handlung zu
seiner Familie
erkoren. Ich
bin trotzdem
froh, dass
er mich noch
nicht mit
Bibergeil
einreiben
wollte.
Hm! Eigentlich stelle ich regelmäßig fest, dass die
magischen Tiere ihren Artgenossen in den meisten
Dingen ein paar Nasen-, Schnauzen- oder
Schnabellängen voraus sind. Doch ehrlich gesagt, haben
Muriel und Pinkie recht. Joschi ist vielleicht nicht die
allerhellste Kerze im Leuchter. Fast hätte er meine
Geburtstagsüberraschung ausgeplaudert!
Die fingerlangen ZÄHNE
sind das, im wahrsten Wortsinne,
herausragendste Merkmal. Ihre
Farbe erinnert an rostige Nägel.
Und tatsächlich entsteht sie
durch eine Eisenverbindung,
die die Beißerchen besonders
hart macht. Schließlich sind sie
das wichtigste Werkzeug der
unermüdlichen Baumeister:
Die oberen Zähne rammt der
Biber in die Baumrinde, mit
den unteren wird dann das
Holz weggeraspelt. Reinhauen
und wegraspeln – auf diese
Weise fällen Biber Bäume, die
bis zu einem Meter dick sind!
Das FELL gehört zu den dich-
testen im ganzen Tierreich. Kaum
vorstellbar, seine Haare wachsen
fast 40-mal dichter als die auf
einem menschlichen Kopf ! So
bleibt der Biber selbst beim Bad im
eisigen Bach warm und trocken.
Und er geht auch nicht unter: Der
dichte Pelz erleichtert ihm nämlich
das Schwimmen, weil sich zwischen
So sieht er aus
Ober- und Unterfell eine Luftschicht
bildet, wie eine natürliche Schwimmweste.
Darum bin ich meist mit
Mütze unterwegs ...
Eine weitere wichtige Schwimmhilfe sind
die FÜSSE, vor allem die hinteren. Sie sind
groß wie Kinderhände und mit Schwimm-
häuten bestückt. Die gespaltene Kralle
verwendet der Biber wie einen
Kamm zur Fellpflege.
Der haarlose, mit Hornschuppen
bedeckte SCHWANZ dient beim
Schwimmen und bei den bis zu
20 Minuten langen Tauchgängen als
Steuerruder. Aber damit nicht genug!
Die sogenannte Kelle ist außerdem
ein Lebensretter – und zwar gleich
doppelt: Droht Gefahr, klatscht der
Biber damit laut aufs Wasser. Zack,
schon sind alle Artgenossen gewarnt.
Außerdem können die Tiere in ihrer
Kelle Fettreserven speichern. Sie
dient sozusagen als körpereigene
Speisekammer, sollte es mal länger
nichts zu fressen geben.
Der Biber und wir
Biber sind recht scheu, man bekommt
sie selten zu Gesicht. Das hat sie in der
Vergangenheit leider nicht davor bewahrt,
beinahe ausgerottet zu werden.
Die Menschen hatten es auf drei Dinge
abgesehen: Erstens das dichte und flau-
schige Fell. Das war begehrt, um daraus
wertvolle Mäntel, Mützen oder Pelzkragen
zu fertigen. Vor allem in Nordamerika
blühte zwischen 1600 und 1900 der Handel
mit Biberfellen – in Europa waren die Tiere
zu jener Zeit schon weitgehend verschwun-
den. Hier nämlich landeten die Nagetiere,
zweitens, auf so manchem Teller. Vor allem
in den Klöstern. Der traurige Hintergrund
dieser Geschichte: Die Kirche hatte irgend-
wann mal entschieden, dass Biber zu den
Fischen zählen. Aber nicht etwa, weil Papst
und Bischöfe keine Ahnung von Biologie
hatten – sondern um den Mönchen und
Nonnen in den Klöstern ein Schlupfloch im
Speiseplan zu gewähren: Freitags und in
der Fastenzeit sollten gute Christen kein
Fleisch essen. Wenn Biber aber Fische
wären, dürfte man sie auch an diesen
Tagen getrost verspeisen. Dieser miese
Trick hat tatsächlich dafür gesorgt, viele
europäische Biberbestände beinahe aus-
zurotten!
Der dritte Grund ist das sogenannte Biber-
geil, das die Tiere in einer Art Drüsen
herstellen. Es riecht streng, fühlt sich an
wie Harz – und soll Heil bringende Wirkun-
gen haben. Dachten die Leute früher jeden-
falls. Weshalb Ärzte und Apotheker daraus
allerlei Medizin anrührten. Heute ist das
zum Glück alles Geschichte. Die Nagetiere
stehen sogar unter Naturschutz! Und an
vielen Orten wurden Biber gezielt wieder
angesiedelt, auch in Deutschland. Darüber
freut sich allerdings nicht jeder. Denn Biber
fällen Bäume eben nicht nur, um sie zu
futtern. Sie bauen damit – und zwar nicht
zu knapp. Am liebsten Staudämme, die
dafür sorgen, dass ihre Baue, die sogenann-
ten Biberburgen, stets von Wasser umgeben
sind. Genial! Doch leider folgt daraus, dass
auch mal Äcker überflutet oder Ufer weg-
gespült werden, Straßen absacken oder
ganze Forste absterben. Und dann stehen
tobende Landwirte oder empörte Förste-
rinnen auf der Matte, um sich über die
tierischen Baumeister zu beklagen.
Notizen
Ich verstehe die Aufregung. Aber ist
es nicht so, dass Äcker, Straßen und
Forste deutlich größere Eingriffe
in die Natur sind als der längste
Biberdamm? Der soll übrigens so
lang sein, dass man ihn aus dem
Weltraum erkennen kann. Wir
müssen eben lernen, miteinander
auszukommen. Bei mir in der
Zoohandlung klappt das ja auch!
Allerdings hat mein
magischer Biber da auch
noch keinen Staudamm errichtet …
Joschi liebt
Marys leckeres
Selbstgebackenes.
Das kann meine
Schwester
auch wirklich
besonders
gut.
Urtümliche Echsen mit langen Zungen, scheue Einzelgänger mit Rundumblick:
Mich faszinieren alle Tiere, aber Chamäleons ganz besonders. Und nicht nur mich!
Seit langer Zeit schon befeuern sie die Fantasie vieler Menschen.
AUF EINEN BLICK
KLASE:
Reptilien
ORDNUNG:
Schuppenkriechtiere
GRÖSE:
Bis 70 Zentimeter
GEWICHT:
Bis 2 Kilogramm
ALTER:
Bis 14 Jahre
∼
WO KANN MAN es FINDEN?
∼
Chamäleons leben im westlichen Indien und auf Sri Lanka, im Mittelmeerraum
und auf der Arabischen Halbinsel. Vor allem aber in Afrika. Und da wiederum vor
allem auf Madagaskar: Fast die Hälfte aller bekannten Arten ist dort – und oft nur
dort – zu Hause.
Das
CHAMÄLEON
Pazifischer
Ozean
Nordamerika
Süd-
amerika
Afrika
Europa
Asien
Australien
Antarktika
Pazifischer
Ozean
Atlantischer
Ozean
Indischer
Ozean
Arktischer Ozean
Antarktischer Ozean
Ich hätte wetten können, auf Madagaskar einen
lustigen Affen, einen bunten Frosch, einen
schrägen Vogel zu treffen. Stattdessen fuhr
Caspar mit mir nach Hause.
Caspars Spuren
habe ich am Anfang übersehen,
weil sie so ungewöhnlich sind.
Gut zu wissen
VERWANDTSCHAFT: Zur Familie der Chamä-
leons zählen mehr als 200 Arten – zurzeit,
denn Forschende entdecken regelmäßig
neue. Diese große Familie teilt sich in
zwei Unterfamilien, sie heißen Echte
Chamäleons und Stummelschwanz-
Chamäleons. Ihre nächsten Verwandten
sind Echsen wie Leguane und Agamen.
GRÖSSE UND GEWICHT: Sehr unterschied-
lich! Das Riesenchamäleon macht seinem
Namen alle Ehre, es wird rund zwei Kilo
schwer und ist so groß wie eine Katze.
Ganz anders eine erst vor wenigen Jahren
entdeckte Art der Stummelschwänze.
Der Winzling bringt es nicht mal auf
Streichholzlänge!
NAHRUNG: Chamäleons sind Fleischfresser.
Sie erbeuten vor allem Insekten sowie
Gliederfüßer – also Spinnen, Tausendfüßer
und so etwas. Manche größeren Arten ver-
speisen auch ab und zu Vögel und, leider
nicht so schön, manchmal sogar kleinere
Chamäleons!
LEBENSRAUM: Manche Arten sind im
Hochgebirge zu Hause, andere in der Wüste.
Die meisten Chamäleons jedoch wohnen in
Wäldern. Die beiden Unterfamilien begegnen
sich dort übrigens kaum: Echte Chamäleons
leben in den Wipfeln der Bäume, Stummel-
schwanz-Chamäleons lieber nahe am Boden.
NACHWUCHS: Je nach Art legen sie ein- bis
viermal im Jahr zwischen fünf und 35 Eier.
Die brüten sie nicht aus, sondern vergraben
sie in der Erde. Nach drei bis zwölf Monaten
schlüpft der Nachwuchs. Nur ganz wenige
Arten bringen ihre Kinder bereits lebend
zur Welt.
VERHALTEN: Chamäleons sind fast immer
Einzelgänger. Nur zur Paarung treffen sie
sich, danach geht jeder wieder seiner Wege.
Sie lieben ihre Ruhe und sind sehr, sehr
scheu. Doch fühlen sie sich bedroht, laufen
sie nicht weg. Sie fallen stattdessen in eine
regelrechte Schockstarre – in der Hoffnung,
dass der lauernde Raubvogel, die hungrige
Schlange das Interesse verliert oder die
Echsen schlicht übersieht.
ALTER: Im Schnitt um die fünf, in manchen
Fällen bis zu 14 Jahre. Eine Ausnahme stellt
Furcifer labordi
dar. Den seltsamen Namen
verdankt es einem französischen Abenteu-
rer, der Jean Laborde hieß. Diese Art ist
unter den Landwirbeltieren ein Rekord-
halter in Kurzlebigkeit. Sie wird nicht
mal ein halbes Jahr alt, die Arme!
Streichholzkurz
oder katzenlang?
Beides nicht
ideal, um
auf einer
Kinderschulter
spazieren
getragen zu
werden. Wie
schön für Anna-
Lena, dass
Caspar gesundes
Mittelfeld ist.
Natürlich nur,
was seine
Körpermaße
betrifft.
Mit seiner Leib-
speise Spaghetti-
Eis fällt Caspar
ziemlich aus der
Reihe. Anna-Lena
ist ganz froh
darüber, glaube
ich. Sie führt
Caspar tausend-
mal lieber ins Eis-
café Roma aus,
als mit ihm im
Schulgarten nach
Käfern und
anderen Krabblern
zu buddeln.
Genial,
so eine
Schockstarre.
Ich musste
Caspar das
»Versteinern«
gar nicht
beibringen.
Das konnte er
schon!
Mit ihren AUGEN sehen Chamäleons
schärfer als wir Menschen. Viel beeindru-
ckender finde ich aber, dass die Tiere ihre
runden Glupscher unabhängig voneinander
bewegen können. Mir gelingt das nicht, ich
habe es vor dem Spiegel ausprobiert. Chamä-
leons können auf diese Weise gleichzeitig
nach vorn und hinten schauen oder nach
oben und unten. Ganz schön praktisch.
Kaum vorstellbar, die ZUNGE kann
anderthalbmal so lang werden wie das ganze
Tier. Das ist Weltrekord – und vor allem ein
geniales Werkzeug, um Beute zu fangen:
Kommt ein unvorsichtiges Insekt dem
reglos lauernden Chamäleon zu nah, schießt
die Schleuderzunge hervor. Die überraschte
Beute bleibt an der klebrigen breiten
Spitze hängen und wird – schlurps! – ins
Chamäleonmaul gesogen. Das Ganze dauert
keinen Wimpernschlag.
Viele Arten tragen sogenannte
OCCIPITALLAPPEN
am Hinterkopf. Die
kann das Chamäleon bei Gefahr aufstellen
und erscheint dadurch größer, als es
eigentlich ist. Ein guter Trick, um Fress-
feinde einzuschüchtern. Möglicherweise
verdanken die Echsen dieser »Mähne«
sogar ihren Namen: Das Wort »Chamäleon«
stammt aus dem Griechischen, es bedeutet
wörtlich übersetzt »Erdlöwe«.
Mal grün, mal gelb, mal rot: Chamäleons
sind berühmt dafür, ihre Farbe zu wechseln.
Das funktioniert mithilfe winziger bewegli-
cher Kristalle unter der HAUT. Je nachdem,
wie diese angeordnet sind, werfen sie das
Sonnenlicht anders zurück – und schon
erscheint das Tier in einem anderen Farb-
ton. Aber wozu? Lange Zeit nahmen For-
scher an, damit würde es sich tarnen wollen,
B
also möglichst unsichtbar machen. Das
stimmt aber nicht. Vor allem, so weiß man
inzwischen, drücken Chamäleons damit
Stimmungen aus. Zum Beispiel das Panther-
chamäleon. Bei dem heißt Blau: Ich bin ganz
entspannt. Naht aber ein Rivale oder kommt
ein hübsches Weibchen des Wegs, wechselt
die Echse einmal durch den ganzen Regen-
bogen, bis sie auf Rot steht!
Echte Chamäleons sind gute Kletterer.
Kein Wunder, sie haben schließlich fünf
Hände. Also, vier echte – und dazu den
langen, beweglichen SCHWANZ, mit dem
sie ebenfalls kräftig zupacken können.
Achtung, für die Stummelschwanz-
chamäleons gilt das natürlich nicht,
deren Schwanz ist, genau: nur ein
Stummel.
So sieht es aus
Das ist
wahnsinnig
beeindruckend,
Caspar hat es
mir mal in
Zeitlupe
vorgeführt. Und
auch andere
Tricks. Er kann
zum Beispiel
schnalzen wie
ein Weltmeister.
Das Geräusch
macht er aber
nur, wenn
niemand zuhört.
Sonst würden
sich noch die
Leute auf der
anderen
Straßenseite
umdrehen!
Aufgestellte Lappen habe ich bei Caspar
noch nie gesehen. Auch das typische
Fauchen, das Chamäleons von sich geben,
wenn sie sich bedroht fühlen, habe ich
noch nie gehört. Caspar lässt nur fröhliche
»Hupsi-pupsis« erklingen. Wahrscheinlich
fühlt er sich einfach nie bedroht.
Das kann Caspar
natürlich auch.
Ist es nicht süß,
wie rot er wird,
wenn Anna-Lena
ihm einen Kuss
auf die Nase
drückt? Aber er
ist auch ein
Meister der
Tarnung. Kein
Muster ist ihm
zu kompliziert, ob
bunt wie eine
lumenwiese oder
rot-weiß wie
Spaghetti-Eis.
Eine meiner ersten Zeichnungen
eines Chamäleons, lange bevor
ich Caspar getroffen hatte.
DAS CHAMÄLEON und wir
Chamäleons sind außergewöhnliche Tiere,
das finde nicht nur ich. Daher haben
Menschen ihnen zu allen Zeiten die son-
derbarsten Fähigkeiten angedichtet. In
vielen Gegenden Afrikas ist die Echse
sprichwörtlich wie bei uns der schlaue
Fuchs oder die angeblich so diebische
Elster. Unter anderem sollen Chamäleons
besondere Heilkräfte besitzen. Wie man
sich diese zunutze macht, ist allerdings
unklar. Manche sagen zum Beispiel, man
müsse einem kranken Menschen nur ein
Chamäleon auf den Kopf setzen und auf
Heilung warten. Das klingt sogar für
Perfekt
getarnt
mich ein bisschen verrückt. Ich gehe lieber
weiterhin zum Arzt, wenn mir etwas fehlt.
Was Chamäleons übrigens immer häufiger
fehlt, ist ausreichend Lebensraum. Und
wer ist schuld? Natürlich wieder wir
Menschen. Da können wir sie noch so sehr
für Wunderheiler oder sonst etwas halten,
es hält uns nicht davon ab, dort immer
mehr Siedlungen und Straßen zu bauen,
wo die Tiere eigentlich in Ruhe ihre Eier
ablegen wollen. Fast alle Arten gelten
inzwischen als gefährdet, manche sind
sogar vom Aussterben bedroht.
Notizen
Die erste Begegnung von
Anna-Lena und Caspar
Ist so ein scheuer Einzelgänger die ideale
Besetzung als magischer Gefährte? Na klar!
Caspar ist anders, das ist mir gleich bei unserer
ersten Begegnung aufgefallen: Da musste er
mich erst auf sich aufmerksam machen, ich
hätte ihn sonst glatt übersehen. Allein das
ist natürlich total … unnatürlich. Total
praktisch ist dagegen, dass er schon von
Kindesbeinen an »versteinern« konnte.
Zusammen mit seinem großen Talent
im Farbenwechseln hatte ich noch nie
Sorge, er könnte von irgendwem
entdeckt werden, der ihn nicht
entdecken soll. Und Anna-Lena? Sie
hat wirklich sehr, sehr dringend
einen Gefährten gebraucht. Zwar
kann sie nicht so schöne
Blumenmuster hervorzaubern wie
er. Aber dass man im Leben mehr
als eine Rolle spielen kann, hat
sie dank Caspars Hilfe gut
verstanden. Knips die Sterne an,
Prinzessin!
Caspar liebt es, mit Bällen
zu jonglieren. Seine
Freunde auch ...
Der Eisbär
Sie gehören zu den größten Raubtieren der Erde, sind tolle Schwimmer und mit ihrem
dichten Fell und der dicken Fettschicht allerbestens für ein Leben in den eisigen Weiten
der Arktis gerüstet. Für die weißen Riesen könnte die Welt rosig aussehen, würde ihnen
nicht durch den Klimawandel langsam der Lebensraum unter den Tatzen wegschmelzen.
AUF EINEN BLICK
KLASE:
Säugetiere
ORDNUNG:
Raubtiere
GRÖSE:
Bis 3 Meter
GEWICHT:
Bis 700 Kilogramm
ALTER:
Bis 40 Jahre
∼
WO KANN MAN IHN FINDEN?
∼
Eisbären sind rund um den Nordpol zu Hause. Man findet sie von Alaska und
Kanada über Grönland bis nach Sibirien. Und dort vor allem in Wassernähe, wo
sie auf Jagd gehen.
Pazifischer
Ozean
Nordamerika
Süd-
amerika
Afrika
Europa
Asien
Australien
Antarktika
Pazifischer
Ozean
Atlantischer
Ozean
Indischer
Ozean
Arktischer Ozean
Antarktischer Ozean
Murphy habe ich damals in Kanada getroffen.
Meine Güte, war das vielleicht kalt dort oben!
Aber einem Eisbären macht das natürlich nichts aus.
Den Umzug in die magische Zoohandlung hat Murphy
übrigens locker bewältigt, denn magische Tiere
sind sehr anpassungsfähig.
Spuren – entdeckt in
Spitzbergen
Gut zu wissen
VERWANDTSCHAFT: Eisbären gehören zur
Familie der Bären, so wie der Große Panda
oder der südamerikanische Brillenbär. Ihre
engsten Verwandten sind aber die Braun-
bären. Mit denen können sie sogar gemein-
samen Nachwuchs haben. Den nennt man
dann Pizzlys, ein Mischwort aus
polar bear
–
das ist englisch für Eisbär – und Grizzlys.
GRÖSSE UND GEWICHT: Drei Meter lang
und schwer wie zwei Klaviere, Donner-
wetter! Ausgewachsene Eisbärmännchen
zählen zu den größten Landraubtieren der
Welt. Weibchen sind zwar etwas zierlicher,
aber mit bis zu 300 Kilogramm immer noch
sehr beeindruckend.
NAHRUNG: An sich sind die weißen Riesen
Allesfresser und können zur Not sogar eine
Weile von rein pflanzlicher Nahrung leben.
Dann brauchen sie aber wieder, was sie am
liebsten futtern: Fleisch, vorzugsweise das
von Robben.
LEBENSRAUM: Fast immer in Wassernähe.
Das kann an der Küste oder weit draußen
auf dem Meereis sein, wo sie den Robben an
deren Atemlöchern auflauern. Selbst im
tiefsten Winter sind Eisbären unermüdlich
unterwegs. Anders als viele ihrer Verwand-
ten halten sie nämlich keine Winterruhe.
NACHWUCHS: Sagte ich eben, keine
Winterruhe? Eine Ausnahme gibt es, das
sind trächtige Weibchen. Die ziehen sich
ab Herbst für einige Monate in Höhlen
zurück und bringen dort ihren Nachwuchs
zur Welt. Meist sind es zwei Junge. Und
die sind bei ihrer Geburt blind, taub, fast
nackt und wiegen nur wenig mehr als ein
Fußball. Kaum zu glauben, doch dank der
reichhaltigen Muttermilch verzwanzig-
fachen sie ihr Gewicht im Laufe von nur
zwei Monaten.
VERHALTEN: Eisbären brauchen Auslauf!
Das Jagdgebiet eines einzigen Tieres ist
mitunter so groß wie die Schweiz. Obwohl
sie Einzelgänger sind, dulden Eisbären
Artgenossen in ihrer Nähe.
ALTER: In der Wildnis um die 20 Jahre.
Die ältesten Exemplare in Zoos haben
etwa das Doppelte auf dem flauschigen
Buckel.
Kein Wunder,
dass mein
Omnibus jedes
Mal Schlagseite
bekommt, wenn
Murphy einsteigt.
Der Gute
wiegt mehr als
Marys halbe
Schulklasse!
Wie gut, dass sich magische Tiere von ihren
wilden Kollegen unterscheiden. Murphy hätte mir
sonst schon die Zoohandlung leer gefressen.
So ist es nur die Tiefkühltruhe. Wer weiß, vielleicht
mache ich ja mit Marys Hilfe doch noch einen
Vegetarier aus ihm. Kuchen futtert er
schon ziemlich gerne!
Da sieht
man mal
wieder, was
so ein
bisschen
Magie
ausmacht!
Murphy
duldet nicht
nur Art-
genossen –
er duldet so
ziemlich alles:
Der Gute hat
ein GROSSES
HERZ.
Zum Beispiel
für kleine
Erdmännchen.
Und selbst
beim
Busfahren
lässt er sich
nicht aus der
Ruhe bringen.