Die sinnlichste Versuchung - Fünf süße Sünden - Kate Hoffmann - E-Book

Die sinnlichste Versuchung - Fünf süße Sünden E-Book

Kate Hoffmann

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Beschreibung

DIE SÜßESTE ALLER SÜNDEN von CHRISTINE MERRILL Wenn er der Versuchung nachgibt, wird er die Frau, die er liebt für immer ruinieren! Sam darf Lady Evelyn aufgrund seiner Herkunft niemals den Hof machen. Denkt er zumindest … Am Tage ihrer Verlobung mit einem anderen erfährt Sam jedoch, dass er jahrelang an eine Lüge geglaubt hat. Ist es nun zu spät für ein Happy End? DIESES DELIKATE VERLANGEN von KATE HOFFMANN 435 Nächte ist der One-Night-Stand mit Kel her. Darcy wünscht, sie hätte nicht nachgezählt. Dass sie ausgerechnet ihn im Sinfully Sweet wiedertrifft, kann nur Ironie des Schicksals sein - oder eine Einladung, diesem delikaten Verlangen ein zweites Mal nachzugeben? EXKLUSIV FÜR DICH von LORI WILDE Eine Exklusivstory! Mehr hat der Blogger Nick Greer nicht im Sinn, als er sich mit der Journalistin Olivia bei einer Promihochzeit einschleicht. Bis er anfängt Olivias sinnliche Reize zu recherchieren … LIEBE GEGEN JEDE VERNUNFT von MARION LENNOX Ist es Schicksal? Als sich Kellys Sohn beim Surfen verletzt, sieht sie Dr. Matt Eveldene wieder, den verhassten Bruder ihres Ex. Gegen jede Vernunft sprühen statt Funken der Wut bald die Funken der Leidenschaft. Ist Matt doch nicht so herzlos, wie Kelly immer dachte? MISS MELANIES SINNLICHSTE VERSUCHUNG von AMANDA MCCABE Nach einem skandalösen Fehltritt wird Melanie aufs Land geschickt, bis die Wogen sich geglättet haben. Ausgerechnet hier wartet jedoch die Versuchung auf sie: Der unwiderstehliche Philip Carrington verführt sie nach allen Regeln der Kunst - und er will noch mehr …

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Seitenzahl: 805

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Christine Merrill, Kate Hoffmann, Lori Wilde, Marion Lennox, Amanda Mccabe

Die sinnlichste Versuchung - Fünf süße Sünden

IMPRESSUM

Die süßeste aller Sünden erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Katja Berger, Jürgen WelteLeitung:Miran Bilic (v. i. S. d. P.)Produktion:Christina SeegerGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 2013 by Christine Merrill Originaltitel: „The Greatest Of Sins“ erschienen bei: Mills & Boon Ltd., London Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL SAISONBand 26 - 2015 by CORA Verlag GmbH & Co. KG, Hamburg Übersetzung: Bärbel Hurst

Umschlagsmotive: shutterstock_Inara Prusakova

Veröffentlicht im ePub Format in 11/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783751504614

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY

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1. KAPITEL

Sam kam nach Hause!

Vier schlichte Worte, und doch übten sie eine so starke Wirkung auf sie aus. Evelyn Thorne presste eine Hand auf ihr Herz und fühlte, wie heftig es schlug. Sam! Wie lange hatte sie auf seine Rückkehr gewartet? Beinahe sechs Jahre. Er war nach Edinburgh gegangen, als sie noch ein Schulmädchen gewesen war, und seither hatte sie Pläne für diesen Tag geschmiedet.

Sie war sicher gewesen, dass er zu ihr zurückkehren würde, wenn er seine Ausbildung abgeschlossen hatte. Eines Tages würde sie seine leichten, schnellen Schritte auf den Dielen in der Eingangshalle hören. Er würde Jenks, dem Butler, einen Gruß zurufen und sich heiter nach ihrem Vater erkundigen. Aus dem Arbeitszimmer würde jemand seinen Gruß erwidern, denn zweifellos wäre ihr Vater ebenso begierig wie sie darauf zu hören, wie es seinem Mündel ergangen war.

Danach würde alles wieder so sein wie früher. Sie würden zusammen im Salon sitzen oder im Garten. Sie würden ihn nötigen, sie auf Bälle und Abendgesellschaften zu begleiten, die nicht mehr so langweilig wären, weil Sam dabei war, mit dem sie reden konnte und tanzen, und den sie vor den Heiratsabsichten der anderen Mädchen beschützen konnte.

Am Ende der Saison würde er mit ihnen aufs Land zurückkehren. Dort würden sie zusammen im Obstgarten spazieren gehen und den Pfad zu dem kleinen Teich hinunterlaufen, um den Vögeln und den anderen Tieren zuzusehen, würden auf den Decken liegen, die er mitbrachte, und von dem essen, was sie mit eigenen Händen in den Picknickkorb gepackt hatte, denn sie traute der Köchin nicht zu, die besten Happen für einen Mann aufzuheben, der „kein echter Thorne“ war.

Im Vorübergehen warf sie einen Blick in den Spiegel auf dem Gang, richtete sich das Haar und strich über ihr Kleid. Würde Sam sie hübsch finden, jetzt, da sie erwachsen war? Der Duke of St. Aldric hatte sie zum hübschesten Mädchen bei Almack’s erklärt und zu einem Diamanten reinsten Wassers. Aber Komplimente gingen ihm so leicht von der Zunge, dass sie sich fragte, ob er es tatsächlich ernst meinte. Seine guten Manieren hatten ihn wohl genötigt, das zu sagen, nachdem er sie einmal gesehen hatte.

In derselben Situation hätte Sam ihr nicht geschmeichelt. Allerdings hatte er gar keine Gelegenheit dazu gehabt, denn er war für ihre erste Saison nicht zurückgekommen. Er war vor einigen Jahren von der Universität direkt zur Marine gegangen. Sie hatte die Zeit damit verbracht, in den Zeitungen nach Neuigkeiten über sein Schiff zu suchen, und sich bemüht, die Frau zu werden, die er vielleicht zu finden hoffte, wenn er zurückkehrte. Sie hatte die Tage im Kalender abgestrichen und sich jedes Mal im Dezember gesagt, dass im nächsten Jahr das Warten vorüber sein würde. Er würde nach Hause kommen, und sie würde bereit sein für ihn.

Aber die einzige Nachricht von Sam war ein knapper Brief an ihren Vater gewesen, in dem er seinen Plan dargelegt hatte, einen Posten auf der „Matilda“ anzutreten.

Ihr hingegen hatte er seit dem Tag seiner Abreise nicht ein einziges Wort geschickt. Selbst von seiner Ernennung zum Schiffsarzt hatte sie erst gehört, nachdem er in See gestochen war. Es hatte keine Gelegenheit gegeben, ihn zu einem sichereren Vorhaben zu überreden. Er war fort, und das war alles.

Drei Jahre hatte sie eine Entscheidung hinausgezögert, und so lange war sie auf dem Heiratsmarkt geblieben. Sie konnte keine Verbindung eingehen, ehe sie ihn wiedergesehen hatte. Die Leute fanden es ziemlich seltsam, dass sie noch immer keinen Antrag angenommen hatte. Wenn sie St. Aldric zurückwies, würde sie vermutlich eine alte Jungfer werden. Desinteressiert an jedem Mann. An jedem. Bis auf einen.

Ganz plötzlich klopfte es an der Haustür, kurz und heftig, und sie zuckte auf ihrem Stuhl zusammen. Es klang nicht so, wie sie es erwartet hatte. Allerdings war sie nicht sicher, welche Rückschlüsse auf die Persönlichkeit eines Menschen sich aus der Art des Klopfens ziehen ließen. Trotzdem erschreckte es sie.

Statt ihm entgegenzueilen, zog sie sich in die kleine Nische unterhalb der Treppe zurück. Das war feige von ihr. Aber diese Abgeschiedenheit bedeutete, dass sie den ersten Blick auf ihn werfen konnte, ohne dass er es wusste, und dass sie diesen Moment ganz für sich hatte. Sie musste ihre Gefühle nicht vor den Dienstboten verbergen. Sie konnte seinen Anblick genießen und an Dinge denken, die nichts zu tun hatten mit Spazierengehen im Garten und Picknicken am Bach.

Jenks durchquerte die Halle und öffnete das Portal. Seine große Gestalt verbarg den Mann an der Türschwelle. Die Bitte, eintreten zu dürfen, klang deutlich und ebenso höflich wie freundlich, doch nicht so herzlich und übermütig, wie Evelyn es sich vorgestellt hatte. Sie hatte an den Jungen gedacht, der fortgegangen war, nicht an den Mann, zu dem er geworden war. Natürlich war er immer noch Sam. Aber er hatte sich verändert, genau wie sie.

Der Mann, den sie jetzt an der Tür sah, verkörperte eine seltsame Mischung aus fremd und vertraut. Er hielt sich aufrecht wie ein Soldat, doch sie entdeckte keine der Narben und Verwundungen, die sie bei so vielen Offizieren gesehen hatte, wenn sie zurückkamen. Natürlich hatte er seine Zeit weit genug weg von den Kämpfen verbracht, unter Deck, wo er sich um die Verletzten kümmerte.

Er war noch immer blond, obwohl der rötliche Schimmer in seinem Haar dunkler geworden war, beinahe braun. Das Kindlich-Weiche war aus seinem Gesicht verschwunden, sein glatt rasiertes Kinn wirkte energisch. Seine Augen waren noch immer blau, natürlich, und sein Blick so scharf und wachsam wie stets. Aufmerksam sah er sich in der Halle um, bemerkte die Veränderungen und das, was gleich geblieben war. Nachdem er alles in Augenschein genommen hatte, nickte er kurz und erkundigte sich dann, ob ihr Vater Besucher empfing.

Der Junge aus ihren Erinnerungen hatte ein heiteres Wesen gehabt, hatte oft gelächelt und gern eine Hand ausgestreckt, um zu helfen oder zu trösten, aber der Mann, der jetzt in dem marineblauen Rock vor ihr stand, wirkte ernst. Man konnte ihn sogar finster nennen. Sie nahm an, dass das bei seinem Beruf notwendig war. Niemand wollte einen Arzt, der schlechte Nachrichten mit einem Lächeln auf dem Gesicht überbrachte. Obwohl sein Blick mitfühlend wirkte, lag ein düsterer Ausdruck in seinen Augen, als hätte er das Elend der Welt erlebt.

Sie hätte ihn gern gefragt, ob sein Leben bei der Marine so schrecklich gewesen war, wie sie es sich vorstellte. Hatte es ihn traurig gemacht, so viele verwundete Männer zu sehen und so wenig gegen ihr Leid tun zu können? Hatten die Siege, die er gegen den Tod errungen hatte, genügt, um die Schrecken des Krieges auszugleichen?

Hatte ihn das wirklich so verändert? Oder war noch etwas übrig von dem Jungen, der von ihr fortgegangen war?

Nun, da er zurück war, wollte sie ihn so vieles fragen. Wo war er gewesen? Was hatte er dort getan? Und vor allem – warum war er von ihr fortgegangen? Sie hatte geglaubt, dass aus ihnen viel mehr als Spielkameraden werden könnte, wenn sie erwachsen waren.

Unwillkürlich verglich Evelyn ihn mit dem Duke, als Sam an ihr vorbeiging. Seine ernste Ausstrahlung stand in starkem Kontrast zu St. Aldric, der stets zu lächeln schien. Obwohl der Duke große Verantwortung trug, war sein Gesicht nicht so von Sorgen gezeichnet wie das von Sam. Er trat Hindernissen mit Optimismus entgegen. Aber es schien auch kaum etwas zu geben, das er nicht erreichen konnte.

Was das Aussehen anging, so konnte sie viele Ähnlichkeiten zwischen den beiden Männern entdecken. Beide waren blond und hatten blaue Augen. Aber St. Aldric war der größere von beiden, und er sah auch besser aus. In allen körperlichen Dingen war er der Überlegene. Und er besaß mehr Macht, mehr Geld, hatte Rang und Titel.

Und doch – er war nicht Sam. Sie seufzte. Kein noch so gesunder Menschenverstand vermochte ihr Herz von seiner Wahl abzubringen. Wenn sie den unvermeidlichen Antrag annahm, würde sie mit St. Aldric vermutlich einigermaßen glücklich sein, aber sie würde ihn niemals lieben.

Doch wenn der Mensch, den man mehr liebte als jeden anderen, nicht interessiert war, was blieb dann noch zu tun?

Jetzt war er direkt zu ihrem Vater gegangen, ohne sich nach ihr zu erkundigen. Vielleicht interessierte sie ihn nicht. Mit seinem Schweigen während seiner Abwesenheit schien Samuel Hastings ihr sagen zu wollen, dass er nicht auf dieselbe Weise an sie dachte wie sie an ihn. Vielleicht dachte er an sie noch immer wie an eine Jugendfreundin, und nicht wie an eine junge Dame im heiratsfähigen Alter, die ihm Gefühle entgegenbrachte.

Erinnerte er sich nicht an ihren Kuss? Danach war sie sich über ihre Gefühle ganz sicher gewesen.

Er offenbar nicht. Er hatte sich anschließend kühl und distanziert verhalten. Sie konnte einfach nicht glauben, dass er zu den Jungen gehörte, die einem Mädchen einen Kuss raubten, nur um zu beweisen, dass sie es konnten. Hatte sie etwas getan, das ihn kränkte? Vielleicht war sie zu eifrig gewesen. Oder nicht begeistert genug. Aber wie konnte er erwarten, dass sie wusste, was zu tun war? Es war ihr erster Kuss gewesen.

Der alles zwischen ihnen verändert hatte. Über Nacht war sein Lächeln verschwunden. Und kurz danach war er fortgegangen.

Selbst wenn sie ihn missverstanden hatte, so hatte sie doch erwartet, dass er ihr eine Nachricht schrieb oder wenigstens einen Abschiedsgruß. Oder er hätte einen der Briefe beantworten können, die sie ihm pflichtschuldig jede Woche geschrieben hatte. Vielleicht hatte er sie nicht bekommen. Auf einem seiner kurzen Besuche während der Semesterferien hatte sie ihn danach gefragt. Er hatte zugegeben, mit einem kurzen Nicken und einem kühlen Lächeln, dass er sie gelesen hatte. Aber er hatte nichts weiter gesagt, was angedeutet hätte, dass ihre Nachrichten ihm Trost gebracht oder Vergnügen bereitet hätten.

Jetzt spielte das natürlich keine Rolle mehr. Wenn man einmal die Aufmerksamkeit eines Dukes erregt hatte, der nicht nur reich und mächtig war, sondern auch gut aussehend, höflich und charmant, dann sollte man nicht über die Zurückweisung durch einen Arzt von unbedeutender Herkunft jammern.

Evelyn seufzte wieder. Trotzdem hatte sie in der letzten Zeit häufig darüber nachgedacht. Selbst wenn er sie nicht liebte, so war Sam doch ihr Freund gewesen, ihr liebster und engster Gefährte. Sie wollte seine Meinung über St. Aldric hören, über den Mann, über ihre Entscheidung. Ob es einen Grund gab, die Verbindung zu missbilligen …

Natürlich konnte es keinen Grund geben. Er würde sie nicht im letzten Augenblick davon abhalten, indem er ihr selbst einen Antrag machte. Und sie musste sich selbst sagen, dass es nicht gerade ein Todesurteil war, Ihre Gnaden zu werden, die Duchess of St. Aldric.

Aber wenn er sie nicht wollte, dann konnte Dr. Samuel Hastings ihr doch zumindest gratulieren. Und dann wäre es ihr vielleicht möglich, weiterzumachen.

„Ein Schiffsarzt“, sagte Anthony Thorne, der Earl of Grantham, missbilligend. „Ist das nicht eine Arbeit, die jeder Bader verrichten könnte? Gewiss hätte ein Arzt, der an einer Universität studiert hat, es besser treffen können.“

Sam begegnete dem finsteren Blick seines Wohltäters mit einer militärischen Haltung und einer ausdruckslosen Miene. Er konnte sich an eine Zeit erinnern, als das, was er tat, bei diesem Mann stets Beifall gefunden hatte. Als Reaktion darauf hatte er sich stets bemüht, dem Earl zu gefallen, und hatte Angst gehabt, ihn zu enttäuschen. Aber wie es schien, stießen seine besten Bemühungen, etwas aus sich zu machen, wie Grantham es verlangt hatte, bei diesem nur auf Zweifel und Ablehnung

Dann war es eben so. Sein Wunsch, sich zu beweisen, war in demselben Maße abgekühlt wie Granthams Zuneigung zu ihm. „Ganz im Gegenteil, Sir. Auf den meisten Schiffen müssen sie sich mit jedem Mann zufrieden geben, der sich für diese Arbeit hergibt. Da sie oftmals einen Bader für diese Aufgabe anheuern, will keiner der erste Patient sein. Ich bin sicher, dass sowohl der Kapitän als auch die Mannschaft meine Hilfe zu schätzen wussten. Ich habe mehr Gliedmaßen retten können, als ich amputieren musste. Ich habe Erfahrungen gesammelt mit vielen Krankheiten, denen ich an Land nie begegnet wäre. Es gab einige tropische Fieber, die ziemliche Herausforderungen boten. Die Zeit, in der ich nicht arbeiten musste, habe ich mit Studieren verbracht. Im normalen Tagesablauf auf einem Schiff gibt es viele Stunden, in denen man sich bilden kann.“

„Hm.“ Die schlechte Laune seines Vormunds machte Resignation Platz, als er solchen Vernunftgründen begegnete. „Wenn du keinen anderen Weg gefunden hast, Erfahrungen zu sammeln, dann musste es wohl so sein.“

„Und ich war recht weit weg von England“, fügte Sam hinzu und verlieh seinen Worten einen besonderen Unterton. „Als ich fortging, ermutigten Sie mich zu reisen.“

„Das stimmt.“ Jetzt reagierte Grantham zurückhaltend. „Und du hast keine Pläne zu heiraten? Auch dazu habe ich dich ermutigt.“

„Noch nicht, Sir. Es gab wenig Gelegenheit in einer reinen Männergesellschaft. Aber ich habe einiges Geld auf meinem Konto gesammelt und beabsichtige, eine eigene Praxis zu eröffnen.“

„In London?“, gab Grantham mit gerunzelter Stirn zurück.

„Im Norden“, beruhigte ihn Sam. „Ich kann eine Frau und Kinder ernähren. Ich bin sicher, dass es irgendwo eine Frau gibt, die nichts dagegen hat, dass …“ Er beendete den Satz nicht, er wollte nicht lügen. Sollte der Earl doch denken, was er wollte. Es würde keine Ehe geben, keine Kinder, keine solche Zukunft.

„Evelyn steht natürlich kurz vor einer ausgezeichneten Verbindung“, sagte Grantham, als wäre er froh, das Thema wechseln zu können. Sein Lächeln verriet, wie stolz er war auf seine einzige Tochter. Die Worte hatte er sehr endgültig formuliert, damit Sam sofort verstand.

Der nickte. „Das habe ich aus Ihren Briefen entnommen. Sie wird einen Duke heiraten?“

Jetzt strahlte Grantham vor Zufriedenheit. „Trotz seines Ranges ist St. Aldric ein äußerst umgänglicher Gentleman. Er ist stets so gut gelaunt und so großzügig, dass seine Freunde ihn oft den heiligen Michael nennen.

Evie hatte sich also einen Heiligen geangelt? Das war genau das, was sie verdiente. Ich sollte mich am besten so weit von ihr fernhalten wie nur möglich, dachte Sam. Seine eigene Natur war weit von der eines Heiligen entfernt. „Evelyn darf sich eine glückliche junge Dame schätzen, dass sie so einen Ehemann bekommen wird.“

„Es ist schade, dass du nicht bleiben kannst, um ihn kennenzulernen. Wir erwarten ihn heute Nachmittag.“

Das war so deutlich, als hätte er mir die Tür vor der Nase zugeschlagen, erkannte Sam. Wie ein Familienmitglied behandelt zu werden war nicht dasselbe wie tatsächliche Verwandtschaft. Nun, da er erwachsen war und einem Beruf nachging, fühlte sein Vormund sich ihm gegenüber nicht mehr verpflichtet.

„Schade, wirklich. Aber natürlich kann ich nicht bleiben“, stimmte er zu. Wie auch immer, er hatte nicht den Wunsch, diesen Heiligen kennenzulernen, der seine Evie heiraten würde, oder auch nur einen Augenblick länger unter Granthams Dach zu verweilen als unbedingt nötig. „Sie werden Lady Evelyn natürlich meine Grüße übermitteln.“ Sorgfältig achtete er darauf, ihren Titel zu benutzen, um jedes Zeichen von Vertraulichkeit zu vermeiden.

„Natürlich“, sagte ihr Vater. „Und nun möchte ich dich nicht länger aufhalten.“

„Natürlich nicht.“ Sam brachte ein Lächeln zustande und erhob sich, als hätte er diesen Besuch ohnehin nur so kurz geplant, und als hätte sein Aufbruch nichts zu tun mit diesem Hinauswurf. „Ich wollte Ihnen nur danken, Sir, und Ihnen noch einmal sagen, wie wichtig Ihre Fürsorge für mein Leben gewesen ist. Ein Brief erschien mir da kaum passend.“ Er verneigte sich förmlich vor dem Mann, der sein Wohltäter gewesen war.

Grantham erhob sich und legte ihm eine Hand auf die Schulter. Dabei lächelte er ihn an, wie er es früher getan hatte. „Ich bin gerührt, mein Junge. Und es tut gut zu wissen, dass es dir gut geht. Werden wir dich noch einmal sehen, während du in London bist? Vielleicht zur Hochzeit?“

Wenn es zu spät ist, als dass ich noch irgendwelchen Schaden anrichten könnte.

„Ich weiß es nicht. Ich habe noch keine genauen Pläne gefasst.“ Wenn er ein Schiff fand, auf dem man seine Dienste gebrauchen konnte, würde er mit der nächsten Flut auslaufen. Und wenn nicht? Vielleicht gab es einen fernen Ort in Schottland oder Irland, wo ein Arzt gebraucht wurde.

„Du bist natürlich willkommen. Wir werden viel zu feiern haben. Die kleine Eve ist nicht mehr so klein. St. Aldric ist seit Beginn der Saison zu dieser Verbindung entschlossen, aber ihre Antwort steht noch aus. Ich habe ihr gesagt, dass es sich nicht schickt, mit der Zuneigung eines Dukes zu spielen. Sie will nicht auf mich hören.“ Grantham lächelte noch immer, als wäre selbst ihr Ungehorsam ein Schatz, den es zu hüten galt, und in seinem Fall stimmte das natürlich.

Wenn er ihr weiterhin jeden Wunsch erfüllt hatte, dann war sie vermutlich ein verwöhnter Dickkopf geworden. Ohne einen starken Mann an ihrer Seite würde sie über die Stränge schlagen. Ich zum Beispiel – doch Sam schob diesen Gedanken beiseite. „Mit der Zeit wird sie zur Vernunft kommen, Sir, davon bin ich überzeugt.“ Mit Glück wäre er fort, ohne dabei zusehen zu müssen. Wenn sie sich noch nicht entschieden hatte, wäre es eine Katastrophe, hier zu bleiben und das Risiko einzugehen, ihre Überlegungen mit seiner Gegenwart zu erschweren.

Er und Grantham verabschiedeten sich höflich. Nur ein paar Schritte noch, dann würde er durch das Portal treten und davonreiten. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass er ohne einen Zwischenfall aus dem Haus gelangen würde, denn als er die Stufen zu Thornes Arbeitszimmer hinaufgegangen war, hatte er gewusst, dass sie in der Nähe der Treppe wartete.

Als er durch die Halle ging, hatte er sehr darauf geachtet, nicht allzu auffallend zu der Stelle zu blicken, an der sie sich versteckt hatte. Er wollte sie nicht sehen. Das würde den Abschied nur noch schwerer machen.

Andererseits hatte ein Teil von ihm gefürchtet, sie würde nicht hier sein, um ihn zu begrüßen. Dieser dumme Narr hatte in jedem Winkel nach ihr suchen, die Arme nach ihr ausstrecken, nach ihr rufen wollen. Die Vergangenheit konnte niemand wiederbringen, vor allem nicht, wenn man feststellte, dass das Glück nur auf Unwissenheit beruht hatte, auf einer Illusion.

Der Butler hatte ihm geöffnet, und er hatte sie nicht gesehen. Hin und her gerissen zwischen Furcht und Erleichterung, hatte er Angst gehabt, nach ihr zu fragen. Aber dann, als er an ihrem Versteck vorbeigekommen war, hatte er ihr Parfüm gerochen.

Das stimmte nicht ganz. Er hatte in der Halle den Duft einer Frau wahrgenommen, stärker werdend, je näher er der Treppe kam. Jedoch konnte er nicht sicher sein, dass sie es war. Das Mädchen, das er verlassen hatte, hatte nach Zitronenseife gerochen und nach Lavendel. Dieser neue Duft erinnerte an Indien, geheimnisvoll, schwer und elegant.

Er hätte sich einfach umdrehen und sie begrüßen sollen, wie ein alter Freund es tat. Sie hätten Höflichkeiten ausgetauscht. Dann hätte er ihr alles Gute wünschen können, und nach ein paar Worten wären sie getrennter Wege gegangen.

Aber der Duft hatte ihn betört, und er hätte all seine Sinne zusammennehmen müssen, um auch nur ein paar Grußworte zustande zu bringen. Doch wenn er es nicht geschafft hätte, sich zusammenzureißen, wie hätten dann diese Worte gelautet? Also hatte er den feigeren Weg gewählt und so getan, als bemerkte er ihre Anwesenheit nicht. Im Stillen hatte er gehofft, dass sie während seines Gesprächs mit ihrem Vater aufgeben und sich in den Salon zurückziehen würde, oder wo immer sie ihre Tage verbringen mochte.

Er konnte sich nicht vorstellen, dass seine Evie wie eine Lady auf einer Chaiselongue oder an einem zierlichen Damenschreibtisch saß, bereit zu einem höflichen, aber kühlen Willkommen und einem banalen Gespräch. Zu viele Jahre hatte er damit verbracht, daran zu denken, wie sie war. Er wollte nicht, dass sie sich veränderte. Er konnte sie sich im Garten vorstellen, laufend, kletternd, auf den unteren Ästen des Baumes sitzend, auf die er ihr geholfen hatte, wenn niemand da gewesen war, um ihn daran zu hindern.

Doch sich wie ein Wildfang zu verhalten, würde sie abgelegt haben, zusammen mit dem Eau de Toilette, das zart nach Lavendel duftete. Sie war eine junge Dame geworden. Sie würde eine Duchess werden. Wenn er dieser Fremden begegnet war, dann würde er vielleicht endlich frei sein von ihr und seinen Frieden finden.

In diesem Augenblick, als er den Fuß der Treppe erreicht hatte, stürmte sie aus ihrem Versteck und auf ihn zu, schmiegte sich an ihn, die Arme um seinen Nacken gelegt, und rief: „Erwischt!“ Sie küsste ihn auf die Wangen, erst auf die eine, dann auf die andere, schwesterliche, aber feste Küsse.

Sam erstarrte, körperlich ebenso wie geistig. Er hatte sich darauf vorbereitet, seine erste Reaktion auf ihre Nähe zu kontrollieren. Aber dieser unerwartete und vollständige Kontakt war einfach zu viel. Er hatte die Arme schon halb erhoben, um sie an sich zu ziehen, doch dann überlegte er es sich anders, scheute sich, sie zu berühren, war unfähig, eine angemessene Reaktion zu zeigen. „Evie!“, stieß er in einem Tonfall hervor, der so abweisend war wie seine Haltung. „Hast du denn in all den sechs Jahren keinen Anstand gelernt?“

„Kein bisschen, Sam“, sagte sie lachend. „Du glaubst doch nicht, dass du mir so leicht entkommen kannst, oder?“

„Natürlich nicht.“ Hatte er es nicht versucht und war dabei fast bis ans Ende der Welt gelangt? Wenn selbst das nicht bewirkt hatte, sie aus seinen Gedanken zu vertreiben, was sollte er dann jetzt tun? „Ich hätte dich anständig begrüßt, wenn du mir die Gelegenheit dazu gegeben hättest“, log er. Er hob die Arme und löste ihre Hände von seinem Nacken, dann trat er von ihr weg.

Sie sah ihn mit gerunzelter Stirn an, wobei sie, davon war er überzeugt, vermutlich seine Miene nachäffte. Dann lachte sie wieder. „Denn wir müssen immer anständig sein, nicht wahr, Dr. Hastings?“

Er trat noch einen weiteren Schritt zurück, um der zweiten Umarmung aus dem Wege zu gehen, von der er wusste, dass sie kommen würde, und ergriff ihre Hände, um zu vermeiden, ihren bebenden Körper an seinem spüren zu müssen. „Wir sind keine Kinder mehr, Evelyn.“

„Das will ich auch nicht hoffen.“ Sie bedachte ihn mit einem Blick, der zeigte, dass sie wenigstens wusste, dass sie zu einer begehrenswerten jungen Frau herangewachsen war. „Ich habe schon drei Saisons hinter mir.“

„Und hast die Hälfte aller Männer in London in deinen Netzen zappeln lassen, wie ich annehme.“ Hübsch genug dafür war sie jedenfalls. Das Haar so schimmernd wie gesponnenes Gold, die Augen so blau wie die ersten Frühlingsblumen, und Lippen, bei deren Anblick ihm das Wasser im Munde zusammenlief, so gern hätte er sie geschmeckt. Und er könnte die Rundungen ihres Körpers kennen, hätte er die Gelegenheit genutzt und sie berührt, als sie ihn küsste.

Bei diesem Gedanken wäre er beinahe in die Knie gegangen.

Sie zuckte die Achseln, als wäre es ihr egal, was die anderen Männer dachten, und warf ihm die Sorte Blick zu, unter gesenkten Lidern und langen Wimpern, die einem Mann sagten, dass die Frau vor ihm sich nur für ihn interessierte. „Und wie lautet Ihre Diagnose, Doktor, jetzt, da Sie die Gelegenheit hatten, mich zu untersuchen?“

„Du siehst gut aus“, sagte er und verfluchte diese Worte, die so wenig angemessen erschienen.

Sie machte einen Schmollmund, und aus der Verführerin wurde wieder seine Jugendfreundin. „Wenn das alles ist, was Sie zu sagen haben, dann bin ich sehr enttäuscht von Ihnen, Sir. Andere Männer haben mir bereits gesagt, dass ich das hübscheste Mädchen der Saison bin.“

„Und deswegen hat St. Aldric um deine Hand angehalten“, sagte er und erinnerte sie damit beide daran, wie viel sich verändert hatte.

Sie runzelte die Stirn, ließ seine Hände aber nicht los. „Bisher habe ich seinen Antrag noch nicht angenommen.

„Das hat dein Vater mir gerade erzählt. Er sagte, du würdest den armen Kerl hinhalten, und er muss auf deine Antwort warten. Das ist nicht fair von dir, Evelyn.“

„Es ist höchst unfair von Vater, mich in dieser Angelegenheit zu drängen“, gab sie zurück und wich damit dem Thema aus. „Und schlimmer noch, es ist höchst unwissenschaftlich von dir, eine Meinung zu äußern, die auf so wenigen Beweisen beruht.“ Sie lächelte wieder. „Mir wäre es lieber, du würdest mir sagen, was du von meiner Heirat hältst, nachdem wir etwas Zeit miteinander verbracht haben.“

„Ich stehe zu meiner früheren Schlussfolgerung“, sagte er. Das klang in seinen Ohren wie einer dieser überheblichen Dummköpfe, die lieber auf einer falschen Diagnose beharrten, als die Möglichkeit eines Irrtums einzuräumen. „Glückwünsche sind angebracht. Dein Vater sagte, St. Aldric sei ein guter Mann, und ich habe keinen Grund, daran zu zweifeln.“

Sie warf ihm einen finsteren, beinahe strafenden Blick zu. Dann lächelte sie. „Gut zu wissen, dass ihr euch über meine Zukunft einig seid. Da du entschlossen bist, mich verheiratet zu sehen, nehme ich an, dass du vorbereitet warst, als du herkamst?“

Er war davon überzeugt, in irgendeine Art von Falle getappt zu sein. Und hier war wieder einmal ein Beweis dafür, dass Evie nicht mehr das leicht zu durchschauende Kind war, als das er sie zurückgelassen hatte. Vor ihm stand eine Frau, die sich offenbar über sein Fehlverhalten ärgerte, ihm aber nicht sagen wollte, was er Falsches gesagt hatte oder wie er das wiedergutmachen konnte. „Vorbereitet?“, fragte er vorsichtig und suchte nach irgendeinem Hinweis in ihrer Reaktion.

„Um meine bevorstehende Verlobung zu feiern“, schloss sie und wartete. Dann stieß sie einen tiefen Seufzer aus, um ihm zu zeigen, dass er ein hoffnungsloser Fall war. „Und mir irgendetwas zu geben, das dieses Ereignis unvergesslich macht.“

„Ein Geschenk?“ Ihre Direktheit entlockte ihm ein Lächeln.

„Mein Geschenk“, sagte sie energisch. „Du kannst nicht so lange weggeblieben sein, Geburtstage und Weihnachtsfeste verpasst haben sowie eine mögliche Verlobung, ohne mir etwas mitzubringen. Muss ich deine Taschen durchsuchen, um es zu finden?“

Er stellte sich vor, wie ihre Hände über seinen Körper strichen, und sagte schnell: „Natürlich nicht. Selbstverständlich habe ich es hier.“

Er hatte gar nichts. Da war die Goldkette gewesen, die er für sie in Spanien gekauft hatte und die zu schicken er sich dann nicht traute. Ein Jahr lang hatte er sie in der Rocktasche mit sich herumgetragen und sich vorgestellt, wie die Kette an ihrem Hals aussehen würde. Dann war ihm bewusst geworden, dass das die Erinnerungen nur noch lebhafter machte, noch intensiver, und er hatte die Kette ins Meer geworfen.

„Nun?“ Sie hatte bemerkt, dass er einen Moment lang verwirrt war, und zupfte an seinen Rockaufschlägen, wieder ganz das ungeduldige Kind.

Er griff in seine Rocktasche und zog das Erste hervor, das er dort fand, ein Etui, das ein kleines Fernrohr aus Messing enthielt. „Das. Ich hatte es fast die ganze Zeit bei mir. Auf See ist so etwas sehr nützlich. Ich dachte, du könntest es auf dem Land vielleicht gebrauchen. Um Vögel zu beobachten.“

Jede andere Frau in London hätte es ihm empört zurückgegeben und sich beklagt, dass er sich nicht einmal die Zeit genommen hatte, um es zu polieren.

Doch nicht seine Evie. Als sie das Etui öffnete, glitt ein Strahlen über ihr Gesicht, als hätte er ihr eine Schmuckschatulle gereicht. Dann nahm sie das Fernrohr heraus, wischte es kurz an ihrem Rock ab, damit es glänzte, und hielt es sich ans Auge. „Oh, Sam. Das ist wundervoll!“ Sie zog ihn zum nächsten Fenster und spähte hindurch. „Die Leute auf der anderen Seite des Platzes sind so deutlich zu erkennen, als würden sie neben mir stehen.“ Sie ließ das Fernrohr sinken und strahlte ihn an. Dabei sah sie genau so aus, wie er sie in Erinnerung gehabt hatte, und es versetzte ihm einen Stich ins Herz. Sie stand wieder neben ihm, so nahe, dass eine zufällige Berührung unvermeidlich war. Rasch trat er zurück, ohne auf die Flut der Erinnerungen zu achten, die ihre Nähe mit sich brachte.

„Ich werde es natürlich mitnehmen aufs Land. Und in den Hyde Park und in die Oper.“

Er lachte. „Wenn du in der Stadt tatsächlich besser sehen willst, dann werde ich dir eine Lorgnette kaufen. Wenn du dieses Ding an dein Auge hältst, wirst du aussehen wie ein Pirat.“

Verächtlich erwiderte sie: „Was interessiert es mich, was die Leute denken? So wird es viel einfacher sein, die Schauspieler auf der Bühne zu erkennen.“ Sie lächelte übermütig. „Und ich werde die anderen Leute im Publikum ausspionieren können. Das ist doch der eigentliche Grund, warum wir ins Theater gehen. Nichts in London wird mir mehr entgehen. Am nächsten Tag werde ich die Neuigkeiten verbreiten und den anderen mein Teleskop zeigen. Innerhalb einer Woche werden alle klugen Mädchen eines haben.“

„Gerissenes Geschöpf.“ Ohne zu überlegen streckte er die Hand aus und zupfte an einer ihrer honigblonden Strähnen. Sie hatte sich in seiner Abwesenheit kein bisschen verändert, war immer noch frisch, neugierig und so lebendig, dass die Luft davon zu vibrieren schien.

„Lass uns gehen und irgendetwas beobachten.“ Sie nahm seine Hand und zog ihn zu den Türen, die in den Garten führten, in dem sie immer ihr Reich gehabt hatten.

Und er war verloren.

2. KAPITEL

Er hätte es besser wissen müssen. Ehe er hierher kam, hatte er sich gegen die Versuchung gewappnet. Er hatte vorgehabt, jeden Kontakt mit ihr zu vermeiden. Noch vor wenigen Augenblicken hatte er ihrem Vater versichert, dass er jetzt gehen würde. Und doch hatte er bei der ersten Berührung ihrer Hand alles vergessen und war ihr durch das Haus gefolgt wie ein Hund an der Leine.

Jetzt saß er neben ihr auf der kleinen steinernen Bank unter der Ulme, während sie mit ihrem neuen Spielzeug experimentierte. Es war genau wie an den Hunderten anderer glücklicher Nachmittage, die sie hier verbracht hatten, und es erinnerte ihn daran, wie sehr er sein Zuhause vermisst hatte und dass sie ein großer Teil davon war.

Evie hielt das Fernrohr auf den nächsten Baum gerichtet. „Da ist ein Nest. Und es sind drei junge Vögel darin, mit offenen Schnäbeln. Sie warten darauf, gefüttert zu werden. Oh Sam, das ist herrlich!“

Das war es wirklich. Er sah, wie ihre Wangen vor Freude gerötet waren, sah die vertrauten Grübchen, die immer dann entstanden, wenn sie lächelte. So aufgeregt war sie, und über etwas so Kleines wie ein Vogelnest. Aber war sie nicht immer genau so gewesen? Die personifizierte Lebensfreude und Balsam für eine müde Seele.

„Wenn du hier drehst, kannst du es einstellen.“ Er streckte den Arm aus, und einen Moment lang lag seine Hand auf ihrer. Der Schreck über diese Berührung war so heftig wie immer. Er fragte sich – empfand sie es genauso? Wenn ja, dann war sie genauso geschickt darin, das zu verbergen, wie er, denn sie zeigte keine Reaktion.

„So ist es sogar noch besser. Ich kann jede einzelne Feder erkennen.“ Sie wandte den Blick von den Vögeln ab, sah ihn an und lächelte voller Übermut. „Ich habe heute das Beste aus Ihren leeren Taschen bekommen, Sir.“

„Wie bitte?“

„Wenn du in deine Tasche gefasst und eine Schnupftabakdose hervorgezogen hättest, dann hätte ich ein Problem damit gehabt. Aber ein Teleskop gefällt mir gut.“

„War es so offensichtlich, dass ich dir nichts mitgebracht hatte?“, fragte er und seufzte.

„Der erschrockene Ausdruck auf deinem Gesicht war unübersehbar“, gab sie zu und schob das kleine Fernrohr zusammen, um es in sein Etui zurückzulegen. „Aber glaube nicht, dass du mir das hier wieder wegnehmen und mich stattdessen mit einer Halskette trösten könntest. Es gehört jetzt mir, und ich werde es nicht zurückgeben.“

„Das erwarte ich auch nicht von dir.“ Er erwiderte ihr Lächeln, und er spürte, wie die angenehme Vertrautheit ihn wieder überkam, als behagliches Schweigen sich ausbreitete. Nach sechs Jahren, nachdem er Tausende von Meilen zurücklegt hatte und sie beide erwachsen geworden waren, hatten sich die wichtigen Dinge zwischen ihnen nicht verändert. Sie war noch immer seine Seelenverwandte. Zumindest konnte er sagen, dass es nicht nur Lust war, die er für sie empfand.

Sie durchbrach die Stille. „Erzähl mir von deinen Reisen.“

„Es würde zu lange dauern, dir all das zu erzählen, was ich gesehen habe“, sagte er. Aber nun, da sie gefragt hatte, war die Versuchung groß, es zu probieren, und die Worte sprudelten nur so aus ihm heraus. „Vögel und Pflanzen, wie es sie so in ganz England nicht gibt. Und wie der Ozean aussieht – wild oder ruhig, oder der Himmel vor einem Sturm, wenn kein Land in Sicht ist? Das beste Wort, das mir dazu einfällt, ist majestätisch. Himmel und Meer erstrecken sich, so weit das Auge reicht, in alle Richtungen, und wir sind nur ein winziger Fleck in der Mitte.“

„Das würde ich auch gern sehen“, sagte sie voller Sehnsucht.

Er stellte sich vor, wie sie neben ihm auf dem Deck lag und die Sterne betrachtete. Und dann verdrängte er schnell diesen Traum. „So wunderbar es manchmal war, so würde ich doch nicht wünschen, dass du dabei wärest, wenn das bedeutete, dass du auch alles andere siehst. Ein Kriegsschiff ist kein Ort für eine Frau.“

„War das Leben dort wirklich so hart?“

„Während der Schlachten gab es viel für mich zu tun“, gab er ausweichend zu. Das Schlimmste wollte er ihr lieber nicht erzählen.

„Aber du hast den Männern geholfen“, sagte sie, und dabei strahlte ihr Gesicht, als wäre es etwas Heldenhaftes, wenn er seine Arbeit erledigte. „Und das wolltest du doch immer tun. Ich bin sicher, dass sich das gelohnt hat.“

„Das stimmt“, sagte er. Er hatte sich nützlich gefühlt. Und es war eine Erleichterung für ihn, einen Ort zu finden, an den er zu passen schien, nach einer so langen Zeit des Zweifels.

„Wenn es dich glücklich machte, dann hätte ich auch das gern gesehen“, erklärte sie mit fester Stimme.

„Ganz gewiss nicht!“ Er wollte sie sich nicht vorstellen zusammen mit all dem Blut und dem Sterben. Und er wollte auch nicht, dass sie sah, wie hilflos er war, wenn er Dingen gegenüberstand, für die er kein Heilmittel wusste, denn dann würde er ihre Bewunderung verlieren.

Sie sah ihn an. „Hast du so vieles vergessen? War nicht ich es, die dich zum Studium der Medizin überredete? Ich habe zugesehen, wie du dich um jedes verletzte Tier gekümmert und die Gestorbenen seziert hast. Ich sage dir, in jenen Tagen hast du kaum etwas gegessen, sondern lieber die Anatomie eines Koteletts untersucht“, zog sie ihn auf.

„Ich hätte genauso gut Metzger werden können, nach dem, was ich dabei gelernt habe“, sagte er. „Aber an einem Menschen zu arbeiten ist etwas ganz anderes.“ Und manchmal war seine Arbeit der eines Metzgers nicht unähnlich.

„In Edinburgh hast du menschliche Anatomie studiert“, sagte sie. „Beim Sezieren.“

Er unterdrückte ein Lächeln und nickte. Evie war genauso furchtlos wie immer, und trotz ihrer eleganten Erscheinung nicht empfindlich.

„Ich bin sicher, dass du auch noch vieles andere getan hast.“

„Ich habe zugesehen“, korrigierte er sie. „Erst als ich die Universität verließ, konnte ich meine Fähigkeiten einsetzen. Jetzt überlege ich, ob ich nicht nach Schottland zurückkehren sollte“, sagte er, um sie beide daran zu erinnern, dass er nicht bleiben konnte. „Ich habe noch viele Freunde an der Universität. Vielleicht könnte ich Vorlesungen halten.“

Sie schüttelte den Kopf. „Das ist zu weit weg.“

Genau deswegen hatte er es vorgeschlagen. Sie griff nach seinem Ärmel. Als könnte sie es nicht ertragen, dass ich fern von ihr bin, dachte Sam. Er überlegte, ob er ihre Hand wegschieben sollte, aber dann würden sich ihre Hände berühren, also ließ er es dabei. „Du wirst viel zu sehr mit deinem neuen Leben beschäftigt sein, um deine Zeit mit mir zu vergeuden. Ich glaube nicht, dass du mich überhaupt vermissen wirst.“

„Du weißt, dass das nicht stimmt. Habe ich dir in den vergangenen Jahren nicht oft genug geschrieben? Beinahe jede Woche, aber du hast nicht geantwortet.“ Ihre Stimme klang ganz ruhig, und er hörte den Schmerz heraus, den er ihr zugefügt hatte.

„Vermutlich, weil ich deine Briefe nicht bekommen habe“, sagte er, als wäre das nicht wichtig. „Die Postzustellung auf See ist eine schwierige Sache.“ Er hatte die Briefe oft genug bekommen. Und er hatte sie gehütet. In den Jahren, in denen sie getrennt waren, waren ihre Briefe von einem kleinen Bündel, das ordentlich von einem Band zusammengehalten wurde, so angewachsen, dass sie eine kleine Kiste füllten. Der Inhalt ihrer Briefe war ihm so vertraut, dass er ihn auswendig hersagen konnte.

„An der Universität hattest du keine Entschuldigung“, erinnerte sie ihn. „Auch damals habe ich dir geschrieben. Aber du hast auch diese Briefe nicht beantwortet. Mir erschien es, als hättest du mich vergessen.“

„Niemals“, erklärte er energisch. Das zumindest stimmte.

„Nun, ich werde nicht zulassen, dass das noch einmal geschieht. Edinburgh ist zu weit weg. Du musst in der Nähe bleiben. Und wenn du unterrichten willst, dann unterrichte mich.“

Er lachte, um seinen Schrecken zu verbergen. Das war unmöglich, aus den verschiedensten Gründen. Zwar war er nicht unwillig, sein Wissen zu teilen, doch er wagte es nicht. Sie war eine erwachsene Frau und kein neugieriges Mädchen. Mit einer Frau über die intimen Einzelheiten des menschlichen Körpers zu sprechen, wäre schwierig. Und mit Evie wäre es einfach unmöglich.

Zudem würden sie sich nach ihrer Heirat in so verschiedenen Kreisen bewegen, dass selbst ein beiläufiges Gespräch nur selten stattfinden würde. Neben einem Duke wäre er kaum etwas Besseres als ein Krämer.

„Du weißt, dass sich das nicht gehört“, sagte er schließlich. „Dein Vater würde das niemals zulassen. Und dein Ehemann ebenso wenig.“ Sie durften beide nicht vergessen, dass ein anderer Mann zwischen ihnen stehen würde.

Und mehr als das.

Er tätschelte ihre Hand auf eine Weise, die schickliche brüderliche Zuneigung zeigte. „Nein, Evie. Ich kann nicht zulassen, dass du wilde Pläne schmiedest, so, wie du es getan hast, als wir noch Kinder waren. Ich muss in mein Leben zurückkehren und du in deins.“

„Aber du bleibst doch eine Weile in London, oder?“ Sie sah zu ihm auf und blickte ihn aus ihren blauen Augen an, voller Hoffnung, ein Blick, der sein Herz fast zum Schmelzen brachte.

„Das hatte ich nicht vor.“ Warum konnte er das nicht mit festerer Stimme sagen? Das klang so, als wäre er bereit, sich überreden zu lassen.

„Du musst zum Verlobungsball bleiben. Und zur Trauung.“

Wusste sie nicht, welche Folterqual das für ihn wäre? „Ich weiß nicht, ob das möglich ist.“

Sie bewegte die Hand so, dass sie seine Finger drücken konnte. „Ich werde nicht erlauben, dass du gehst. Und wenn ich dich mit Gewalt zurückhalten müsste.“

Sie musste doch wissen, dass ihr dazu die Kraft fehlte. Aber sie hatte es oft genug versucht. Als sie noch Kinder waren, hatte sie mit ihm gerungen, um ihn auf wenig damenhafte Weise zu Boden zu werfen.

Die Vorstellung, dass sie das noch einmal versuchen könnte, löste in seinem Kopf einen Alarm aus.

„Na schön“, sagte er und rückte von ihr ab, damit sie endlich seine Hand losließ. „Aber ich denke, gleich danach werde ich gehen. Vielleicht werde ich, statt nach Schottland zu reisen, wieder zur See fahren.“

„Das darfst du auch nicht“, sagte sie und hielt ihn noch fester, ehe sie sich fasste und den Griff wieder lockerte. „Das würde dich viel zu lange viel zu weit von mir weg führen. Und auch wenn du davon nichts gesagt hast, so gehe ich doch davon aus, dass es sehr gefährlich war. Ich möchte nicht, dass du dich wieder so einer Gefahr aussetzt.“

In der Tat war es ziemlich gefährlich gewesen. Er könnte ihr stundenlang Geschichten erzählen, die sie in Staunen versetzen würden. Stattdessen sagte er: „Eigentlich nicht. Es war meine Arbeit. Nicht mehr als das. Anders als St. Aldric brauche ich eine Anstellung, um leben zu können.“ Diese Worte klangen gereizt. Er sollte nicht neidisch sein auf einen Mann, der in eine Stellung hineingeboren wurde, die er nie erreichen könnte.

Sie achtete nicht auf sein Urteil über den Duke, das kindisch geklungen hatte. „Du musst an Land eine Praxis eröffnen. Ich werde mit Vater darüber sprechen. Oder mit St. Aldric.“

„Ganz sicher nicht! Ich bin durchaus in der Lage, mir selbst eine Aufgabe zu suchen, vielen Dank.“ Bei jeder anderen wäre das Angebot einer zukünftigen Duchess, ihn zu fördern, ihm durchaus willkommen gewesen. Aber nicht von dieser Frau. Von ihr niemals.

„Deine Unabhängigkeit ist dir wichtiger als unsere Freundschaft“, sagte sie und ließ seine Hand los. „Nun gut. Wenn ich nichts sagen kann, um deine Meinung zu ändern, dann werde ich dich nicht mehr mit der Frage nach deiner beruflichen Zukunft belästigen.“

Eine Sache würde natürlich alles ändern. Drei Worte von ihr, und er würde auf die Knie fallen und alles tun, was sie von ihm verlangte.

Aber da keiner von ihnen diese drei Worte jemals sagen durfte, würde er nach Edinburgh gehen oder ans Ende der Welt, sodass er sie niemals hören würde.

3. KAPITEL

Nun gab es wirklich nichts mehr zu sagen. Mit ihrem Versprechen, sich nicht mehr in seine Angelegenheiten zu mischen, hatte sie ihn gewissermaßen entlassen. Doch Sam hatte keine Lust, sich von ihr zu trennen. Wann würde er je wieder die Gelegenheit haben, einfach so neben ihr zu sitzen, wie sie es immer getan hatten? Sie betrachtete das Etui, das das Fernrohr enthielt, als wäre darin die Antwort auf irgendein Rätsel enthalten.

Und er sah zu, wie sie die Schachtel mit den Händen liebkoste. Waren sie schon so anmutig gewesen, als er sie das letzte Mal gesehen hatte? Er erinnerte sich an kurze Finger und abgebrochene Nägel von ihren gemeinsamen wilden Spielen. Heute hatte Evie auf Handschuhe verzichtet, und er sah die elegante Form jeder Fingerspitze. Er hätte für den Rest seines Lebens so dasitzen und zufrieden ihre Finger betrachten können.

„Hier finde ich dich also? Im Garten, während du mit einem anderen flirtest. Ich schwöre, Evelyn, du bist schwerer zu fangen als ein wilder Hase. Ich darf dich wirklich keinen Augenblick allein lassen, denn dann bist du schon fort von mir.“

Sam zuckte zusammen, als er erriet, wer der Eindringling sein musste. Diese Stimme bedeutete das Ende ihres Alleinseins an diesem Nachmittag. Oder vielleicht sogar für immer, wenn er davon ausging, dass der Duke nicht dumm war. Wäre ich Evies Zukünftiger, so würde ich keinen anderen Mann in ihrer Nähe dulden, dachte er zornig. Er stand auf und drehte sich um, um seinen neuen Feind von Angesicht zu Angesicht zu begrüßen.

Wenn er eine professionelle Meinung hätte abgeben müssen über den Mann, der jetzt auf sie zukam, so hätte er ihn für einen der gesündesten Menschen gehalten, die er je gesehen hatte. Die teure, eng anliegende Kleidung betonte St. Aldrics wohlgeformten Körper. Es gab keine Spur von Fett und keine Anzeichen dafür, dass diese Figur durch Polster oder Nähte erreicht wurde. Die Muskeln waren gut ausgebildet – seine Haut, die Augen, Zähne und Haare klar, sauber und schimmernd. Auch entdeckte Sam keine Falten auf der Stirn, weder von Kummer noch von Sorge, und seine Miene zeigte nichts als gute Laune. Der Blick des Herzogs war klug und wohlwollend, sein Gang fest und entschlossen. Hätte man Sam gezwungen, ein Urteil abzugeben über das Aussehen dieses Mannes, dann würde er ihn als außerordentlich attraktiv bezeichnen. Vom Scheitel bis zur Spitze seiner Stiefel stellte dieser Kerl das perfekte Musterbeispiel eines englischen Gentlemans dar.

Dadurch kam es Sam nur noch mehr zu Bewusstsein, wie er daneben aussehen musste. Lord Grantham mochte in ihm eine Bedrohung für Evies Glück sehen. Aber mit seinem abgetragenen Rock, seiner mageren Geldbörse und seinen bescheidenen Zukunftsaussichten würde ein Duke ihn kaum bemerken. Wenn Evelyn nicht inzwischen ebenso dumm wie schön geworden war, dann würde sie keine Schwierigkeiten damit haben, den besseren Mann zu wählen.

Als wollte sie diese Ansicht unterstützen, stand auch Evie auf und streckte die Hände aus, um den Duke zu begrüßen. Sie lächelte herzlich. „St. Aldric.“

„Meine Liebe.“ Er nahm ihre Hände und hielt sie für einen Moment in seinen, und Sam empfand das unangenehme Gefühl von Eifersucht und die Gewissheit, vergessen worden zu sein. Sie zog den anderen Mann an der Hand nach vorn, so wie sie ihn, Sam, in den Garten geführt hatte, damit er neben ihr saß. Das war ein weiterer Beweis dafür, dass sie dem Duke nichts anderes als die Herzlichkeit zeigte, die sie allen lebenden Wesen entgegenbrachte.

Jetzt lächelte sie ihm mit schwesterlichem Stolz zu. „Ich habe lange gewartet, um euch einander vorzustellen, und jetzt endlich ist die Gelegenheit gekommen. Eure Gnaden, darf ich Ihnen Dr. Samuel Hastings vorstellen?“

„Der Mann, von dem Sie stets so freundlich sprechen. Und so häufig.“ Zwischen den beiden Sätzen lag eine kleine Pause, als wäre dies ein Hinweis auf Eifersucht oder vielleicht Neid auf die Aufmerksamkeit, die sie ihm schenkte.

„Eure Gnaden.“ Sam verneigte sich und erwies dem Herzog damit den gebotenen Respekt.

„Doktor Hastings.“ Zu einem Händeschütteln kam es nicht, denn dies hätte eine gewisse Ebenbürtigkeit ausgedrückt. Die frostige Miene des Dukes machte einem Lächeln Platz, nun, da er sich von der Unterlegenheit seines Gegenübers überzeugt hatte. Und dieses Lächeln galt Evie. „Ich habe mich darauf gefreut, diesen Ausbund an Tugend kennenzulernen, den du mir beschrieben hast. Ich versichere dir, dass dein Gesicht jedes Mal strahlt, wenn du von ihm sprichst.“

„Weil er mein ältester und liebster Freund ist“, sagte Evie pflichtschuldigst. „Wir sind zusammen aufgewachsen.“

Wie Bruder und Schwester. Warum sagte sie das nie? Das Leben wäre so viel einfacher, wenn sie die Bedeutung dieser Worte verstehen würde.

„Wir waren kaum je getrennt, bis er zur Universität ging“, fügte sie hinzu.

„Um ein Blutsauger zu werden“, erwiderte der Duke. Sam fühlte sich wie ein Parasit.

„Um ein Arzt zu werden“, verbesserte ihn Evie, um seine Würde zu verteidigen. „Er war schon so klug, als wir zusammen unterrichtet wurden. Gut in Mathematik und auch in Sprachen, und fasziniert davon, wie ein Körper funktioniert, überhaupt von allem Natürlichen. Sam ist der geborene Wissenschaftler. Ich bin sicher, dass er in seinem Beruf ganz großartig ist.“

„Und in all den Jahren hast du ihn nie gesehen“, sagte der Duke. „Ich werde versuchen, auf deine offensichtliche Zuneigung zu ihm nicht eifersüchtig zu sein.“ Dann sprach er das Naheliegendste aus, damit es keine Missverständnisse gab. „Da Dr. Hastings nicht früher gekommen ist, um dich mir wegzuschnappen, dann hat er seine Chance wohl verpasst.“

„Ich glaube, das hat er“, erwiderte Evie. Sie wirkte deswegen nicht bekümmert, aber Sam vermutete, dass sie ihn mit diesen Worten zum Handeln treiben wollte.

„Du vermutest?“ St. Aldric lachte wieder und tat so, als wäre das ein Scherz. „Das klingt nicht ganz so sicher, wie es mir lieb wäre. Möchtest du, dass wir uns deinetwegen duellieren? Ich werde ihn fordern, dann sehen wir, wer gewinnt.“ Auch das klang mehr wie ein Scherz als wie eine Drohung.

„Rede keinen Unsinn“, sagte Evie schnell. „Ich würde euch beide für sehr dumm halten, wenn ihr um mich kämpfen würdet.“

„Wenn es dir nicht gefällt, dann werde ich das nicht versuchen. Er war immerhin bei der Kriegsmarine. Alles wäre noch schlimmer, wenn Dr. Hastings geschickt genug wäre, mich mit einer Pistole zu besiegen.“ Der Duke lächelte Sam zu, als wollte er ihn einladen, auf den Scherz einzugehen und damit zeigen, dass er nichts für sie empfand. „Bei meinem Glück habe ich am Ende eine Kugel in der Schulter, die ein Mann herausoperieren muss, der sie da hineingeschossen hat. Er wäre ein zweifacher Held, und ich würde dich doppelt so schnell verlieren.“

„Du hast nichts zu befürchten“, wiederholte Evie.

„Du auch nicht“, erinnerte St. Aldric sie mit leiser Stimme und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

In diesem Kuss lag keine Leidenschaft. Aber Sam erkannte ihn als das, was er war: besitzergreifend. Selbst wenn die Verlobung noch nicht öffentlich gemacht worden war, so war die Frau, die zwischen ihnen stand, doch schon versprochen. Sam nickte daher St. Aldric ganz leicht zu, um ihm zu zeigen, dass die Botschaft angekommen war.

Evelyn schenkte dem Kuss nicht mehr Beachtung, als sie es bei jeder anderen Begrüßung getan hätte. Aber sie sah den Duke mit derselben heiteren Zuneigung an, die sie zuvor Sam gegenüber an den Tag gelegt hatte. „Wie ich sehe, bist du wieder mit leeren Händen gekommen.“

Statt sie wegen ihrer Gier zu schelten, lachte St. Aldric nur, als wäre das ein alter Scherz zwischen ihnen. „Ich kenne dich besser, meine Liebe. Du würdest mich sofort wegschicken, wenn ich ohne irgendein Geschenk käme.“

Wieder verfluchte sich Sam, weil er es nicht geschafft hatte, selbst so etwas zu ihr zu sagen. Aber es würde seine Eifersucht lindern, wenn St. Aldric sich als so oberflächlich erwies, wie Sam es hoffte, und ihr etwas gab, das ihr nicht gefiel.

Es zeigte sich, dass das nicht der Fall sein würde.

„Was ist es?“, fragte Evie und betrachtete neugierig die Ausbuchtung in der Rocktasche, in der sich etwas bewegte. „Gib es mir sofort. Es scheint ihm dort, wo es ist, nicht zu gefallen.“

„Und deswegen habe ich es mitgebracht. Bei dir wird es ihm besser gefallen.“ Mit zwei Fingern griff er in seine Tasche und zog eine winzige orangebraune Katze hervor, die er behutsam in Evies Schoß legte.

„Oh, Michael.“ Sie war sofort verzaubert, legte das Fernrohr beiseite und nahm das kleine Tier hoch, sodass sie sich mit ihm auf Augenhöhe befand. Es blinzelte sie an, ehe es ängstlich miaute und sich dann in ihre Handfläche kuschelte. Sie streichelte ihm den Kopf und schmiegte es an ihre Wange. Lächelnd sagte sie: „Es ist einfach perfekt.“

Und da musste Sam ihr zustimmen. Wie das Teleskop erregte auch dieses Geschenk ihre Aufmerksamkeit in einem Maße, wie es eine Halskette nie gekonnt hätte. Aber im Gegensatz zu ihm, der einfach Glück gehabt hatte, etwas Passendes in seiner Tasche bei sich zu tragen, hatte St. Aldric sich gemerkt, was ihr gefiel, und seine Überraschung im Voraus geplant.

Sie belohnte ihn mit einem so herzlichen Lächeln, dass Sam hätte schwören mögen, dass der Duke vor Freude errötete. Es war einfach schrecklich. Hätte dieser Eindringling sich nicht wie der Aristokrat benehmen können, der er war, sodass ich ihn guten Gewissens hassen könnte, dachte Sam verärgert. Hätte er nicht ein etwas weniger gut aussehender Mann sein können, mit irgendeinem Makel oder Fehler behaftet?

Stattdessen war er weiterhin einfach perfekt. Und er betrachtete Evie und das Kätzchen, als hätte er nie etwas Schöneres gesehen.

„Wie soll ich dich nennen, Kleines?“ Sie hielt das Tier wieder hoch und sah ihm in die grünen Augen. „Etwas, das zu dir passt, denn ich bin sicher, dass du ein großer Jäger wirst, wenn du alt genug dafür bist. Wie wäre es mit Orion?“

St. Aldric räusperte sich. „Ich denke, Diana wäre passender.“

Er war auch noch gebildet? Ein paar Kenntnisse der Mythologie und der Anatomie einer Katze waren noch nicht das Zeichen für ein Genie, aber immerhin bewies es, dass er kein völliger Dummkopf war.

Evie drehte das Kätzchen herum und betrachtete dessen Bauch. „Ich glaube, du hast recht.“ Dann drehte sie das Tierchen wieder zurück und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Damit war es getauft. „Dann soll es Diana heißen. Und gleich kannst du im Garten herumlaufen, bekommst eine Schüssel mit Milch, und wenn du deine richtigen Zähne bekommen hast, darfst du alle Mäuse verspeisen, die du erwischen kannst.“

„Du wirst es schrecklich verwöhnen“, sagte Sam und versuchte, wie ein älterer Bruder zu klingen.

Evie sah ihn abweisend an. „Es ist unmöglich, etwas zu verwöhnen, indem man es zu sehr liebt. Wenn ich sie ein bisschen verhätschle, wird sie nur noch anhänglicher werden und ihre Arbeit umso besser verrichten. Du kannst etwas daraus lernen und aufhören, deine Familie jahrelang zu vernachlässigen.“ Dann lächelte sie wieder das Kätzchen an und den Mann, der es ihr mitgebracht hatte.

Sie bestrafte ihn, indem sie ganz bewusst dem Duke den Vorzug gab. Und obwohl Sam genau die Eifersucht empfand, die sie in ihm wecken wollte, so zeigte er ihr das nicht. Er hätte nicht hierher kommen sollen. Wenn sie einzig St. Aldric anlächelte, so tat sie genau das Richtige. Hier war kein Platz mehr für ihn.

Und so gern er auch einen Fehler bei seinem Rivalen gefunden hätte, so gelang ihm das doch nicht. Der Duke verdiente Evie. Und sie mochte ihn offensichtlich. Er musste einfach beiseitetreten, damit die Dinge ihren Lauf nahmen. Am Ende des Sommers würden diese beiden verheiratet sein.

Ein Grund mehr, nicht mit diesem glücklichen Paar im Garten zu stehen und voller Qual zuzusehen, wie hier die Liebe erblühte. Er suchte nach einer Ausrede, um fliehen zu können.

„Evelyn!“ Lord Grantham eilte auf sie zu. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte Sam eine Unterbrechung durch seinen Pflegevater als eine Verschlechterung der Situation empfunden, doch an diesem Tag bot sie ihm eine willkommene Erleichterung.

„Sie haben sie also gefunden, St. Aldric?“ Der Earl lachte laut auf und beantwortete sich seine Frage selbst. „Natürlich haben Sie das. Sie kann ja nicht verloren gehen. Und Sam?“ Er sah erstaunt aus, war aber tatsächlich vor allem verärgert. „Du bist noch immer hier bei uns? Wenn ich mich recht erinnere, hattest du dich bereits verabschiedet.“

„Ich hatte andere Pläne mit ihm“, erklärte Evelyn triumphierend. „Er hat versucht zu entkommen, ohne mich auch nur zu begrüßen. Aber ich habe ihn aufgehalten.“

„Ich bin sicher, dass er dir hätte entkommen können, wenn er nur gewollt hätte.“ Wieder eine Warnung von Grantham, die ihn auf seinen Platz wies. Sam spürte, wie seine gewöhnlich ausgeprägte Geduld allmählich sehr strapaziert wurde. Nur zu gern hätte er diesem Mann erklärt, dass er sofort gehen würde, und sei es nur deshalb, weil er dann endlich nicht mehr daran erinnert wurde, dass er hier offensichtlich einen untergeordneten Platz einnahm.

„Und er wohnt in einem Gasthaus und nicht bei uns, wie er es eigentlich tun sollte. Das ist wirklich schrecklich von ihm. Ich werde das nicht dulden“, fügte Evie hinzu, in demselben heiter-scheltenden Tonfall, in dem sie auch mit St. Aldric gesprochen hatte.

„Wenn der gute Doktor in einem Gasthaus übernachten möchte, dann steht es uns nicht zu, ihn deswegen zu tadeln“, meinte Grantham und gab die Schuld damit Sam.

„Natürlich tut es das“, sagte Evie unbeeindruckt. „Wir sind seine Familie. Ich bestehe darauf, dass er sein Gepäck holen lässt und für die Dauer seines Aufenthalts in London wieder sein altes Zimmer bezieht. Ich werde es sofort lüften und für ihn herrichten lassen.“ Sie stand auf, setzte das Kätzchen auf die Bank und hakte sich bei ihrem Vater unter.

Sam wusste, sie war zwar seine liebende Tochter, aber sie hatte auch einen eisernen Willen und war daran gewöhnt, ihren Kopf durchzusetzen. Wenn er nicht bald ging, dann würde sie Grantham so gnadenlos behandeln, dass er ihr geben würde, was sie wollte.

„Komm schon, Papa, und unterstütze mich. Ich bin sicher, dass Mrs Abbott mit mir böse sein wird, wenn sich die Pläne so plötzlich ändern.“ Sie erzählte ihm etwas über Gastfreundschaft, während sie im Begriff stand, ihre beiden Gäste sich selbst zu überlassen.

Sie lächelte beiden kurz zu, als würde das ausreichen, damit sie blieben, bis sie wieder zurück war. „Wenn die Gentlemen einen Moment auf unsere Gesellschaft verzichten könnten? Ihr müsst euch besser kennenlernen.“

„Natürlich“, sagte St. Aldric und sprach für beide. „Ich bin sicher, dass Dr. Hastings mich während deiner Abwesenheit unterhalten kann.“

Kühl sah sie Sam an. „Und rühre dich nicht von der Stelle, Samuel Hastings, ohne dich von mir zu verabschieden. Ich habe dir das letzte Mal noch nicht verziehen.“

Das hatte auch er sich noch nicht verziehen. Dieses Mal war ein Abschied das Mindeste, was er ihr schuldete. Widerstrebend nickte er, und sie nahm den Arm ihres Vaters. „Keine Angst. Es wird nicht lange dauern.“

4. KAPITEL

Was hat dieses unhöfliche Verhalten zu bedeuten, Evelyn? Du hast St. Aldric allein gelassen, wo er doch extra gekommen ist, um dich zu sehen.“

Evelyn bemerkte, dass ihr Vater an ihrer Seite vor Empörung nach Luft rang wie ein Fisch auf dem Trockenen. Sie lächelte ihn zärtlich an und drückte liebevoll seinen Arm. Dabei schämte sie sich ein wenig für diese offensichtliche Manipulation. Ihre Tante Jordana hatte ihr beigebracht, dass eine Dame nur mit honigsüßen Worten ihr Ziel erreichte. Aber manchmal konnte sie nicht anders, da beneidete sie die Männer um ihre Fähigkeit, mit einem vernünftigen Argument Erfolg zu haben. „Ich habe St. Aldric nicht allein gelassen, Vater. Sam ist dort.“

„Das zählt nicht“, brummte Grantham.

Evelyn wusste, sein Murren war sein letzter verzweifelter Versuch, sie zurückzuhalten. Aber da ihm das in den letzten einundzwanzig Jahren schon nicht gelungen war, fürchtete sie auch jetzt keine Strafe.

„Ich denke, es zählt sehr wohl“, sagte sie ruhig und immer noch lächelnd, packte ihn aber fester am Arm und führte ihn den Gang hinunter zur Bibliothek. Dort schloss sie die Tür hinter ihnen beiden, damit keiner der Dienstboten hören konnte, was sie zu sagen hatte. Dann ging sie zu der Fenstertür, durch die man in den Garten gelangte, und überzeugte sich davon, dass sie geschlossen war. Die Männer, die draußen miteinander sprachen, durften kein Wort hören, bis sich ihre Befürchtungen bestätigt hatten.

„Ein Arzt und ein Duke?“ Ihr Vater schüttelte den Kopf. „Der einzige Grund, aus dem diese beiden ein Gespräch führen könnten, wäre eine Krankheit St. Aldrics, und du weißt ja sicher, dass dies nicht der Fall ist. Oder … du hast doch da keine Befürchtungen, oder?“ Wie immer dachte ihr Vater bereits über eine Zukunft nach, mit deren Verlauf sie sich noch gar nicht einverstanden erklärt hatte.

„Sorgst du dich, dass ich Witwe werden könnte, noch ehe ich Braut bin?“, fragte sie und zog eine Braue hoch. „Nichts dergleichen ist der Fall. St. Aldric befindet sich bei bester Gesundheit, und das ist offensichtlich für jeden, der ihn sieht. Aber Sam ist ein Mitglied der Familie. Ich halte es für wichtig, dass diese beiden sich kennenlernen. Findest du das etwa nicht?“ Sie sah ihren Vater erwartungsvoll an und hoffte, dass er sie nicht zwingen würde, ihm die Wahrheit zu entlocken.

„Wenn du annimmst, dass Hastings in deiner Zukunft eine Rolle spielen wird, dann irrst du dich. Wir haben darüber gesprochen, und er wird London in Kürze verlassen. Ich bezweifle, dass du ihn wiedersehen wirst.“

Die Endgültigkeit dieser Mitteilung stand im vollkommenen Gegensatz zu ihren Wünschen, daher ging sie nicht weiter darauf ein. „Hastings?“, schalt sie. „Also wirklich, Vater. Jetzt bist du derjenige, der unhöflich ist. Wann hast du aufgehört, ihn Sam zu nennen? Und warum? Wenn es einen Streit gab zwischen euch beiden, dann bitte ich darum, das zu bereinigen, um meinetwillen.“

„Es gab keinen Streit“, erklärte ihr Vater nachdrücklich. „Aber wir haben eine Übereinkunft getroffen, er und ich. Und alles, was getan wurde, geschah nur um deinetwillen, das versichere ich dir.“

Als ob sie vor Sam beschützt werden müsste. Die Vorstellung allein war lächerlich und nicht wert, dass sie darauf einging. „Ich mache mir Sorgen um Sam und seine Zukunft, Vater. Und das solltest du auch tun.“

„Er kommt sehr gut zurecht, auch ohne meine Hilfe“, erklärte ihr Vater.

Ist er etwa gekränkt, dass der Junge, den er groß gezogen hat, auch ohne ihn seinen Weg macht, fragte sich Evelyn.

„Sein Erfolg ist das Ergebnis seiner früheren Erziehung, davon bin ich überzeugt.“ Sie musste das Thema wechseln, denn sie wollte den Bruch kitten und ihn nicht noch größer werden lassen. Die Vorstellung, er hätte etwas beigetragen zu Sams Karriere, schien ihren Vater etwas zu beruhigen. „Und ich sehe keinen Grund, warum er nicht hier bei uns bleiben sollte, während er sich in London aufhält.“

„Dies entspricht nicht seinem Wunsch“, erklärte Grantham nachdrücklich.