3,99 €
In diesem Band fasse ich eine Reihe von Erzählungen und Gedichten zusammen, die eine Zeit im psychischen Ausnahmezustand und eine abenteuerlichen Reise nach Skandinavien zum Ende eines Winters dokumentieren. Wenn ich auch keine physischen Kämpfe zu durchstehen hatte, war ich doch im besten Hobbitalter für diese Fahrt ins Ungewisse.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 38
Vorwort
Im vergangenen Winter
MB
Geliebte
Ungeborgen
66 | Wanderschaft
101 | Schattengedanken
Die Taugenichtsin
Die Schatten der Wolken
In diesem Band fasse ich eine Reihe von Erzählungen und Gedichten zusammen, die eine Zeit im psychischen Ausnahmezustand und eine abenteuerlichen Reise nach Skandinavien zum Ende eines Winters dokumentieren. Ohne nennenswertes Budget und per Fahrrad, zu Fuß und als blinde Passagierin, floh ich in den Norden, auf der Suche nach Unmittelbarkeit. Sie bedeuten mir sehr viel und ich bin froh, diese Erlebnisse so detailliert aufgezeichnet zu haben, als sie noch frisch waren. Denn tatsächlich verlieren sich viele Erinnerungen aus solchen Grenzerfahrungen, trotz ihrer Intensität, relativ schnell und doch hinterliessen sie tiefe Eindrücke für mein Leben… Es war ein Ausbruch und Aufbruch aus der Enge – ähnlich unbekümmert und naiv wie Eichendorffs Taugenichts. Eine Befreiung von den Mühen des Alltags und den Fesseln der Zivilisation, wenn sie auch ohne deren stabilen Hintergrund vermutlich letztlich nicht so glimpflich verlaufen wäre. Das Wichtigste, was ich herausfand, ist wohl, dass ein Mensch viel findiger ist, als gemeinhin angenommen wird und er keinesfalls so zerbrechlich und hilfsbedürftig ist, wie vermutet oder gerade einer Frau in ihrer Sozialisation nahegelegt wird. So war diese fantastische und romantische Heldinnenfahrt nicht zuletzt der furiose Anfang einer Emanzipation und der Beginn eines neuen Selbstvertrauens. So unbeholfen und bizarr sie auch aus der Sicht eines Menschen verlaufen sein mag, der nicht annähernd so ungeplant und spontan eine märchenhafte Winterreise unternimmt:
Als meine Psyche auf die Ebene magischen Bewußtseins sank, wo die Intensität eines Traumes in die Wirklichkeit übergreift – ausgelöst durch eine tiefgreifende Erschütterung – durchdrang ich die Wirklichkeit nicht mehr gedanklich – was vielleicht auch sonst nicht meine größte Stärke ist – vielmehr erlebte und erlitt ich sie heftig. Ich setzte mich den Naturgewalten – Regen, Gewitter, Sturm, Frost, Wind und Schnee aus – hatte Visionen von Geistern, suchte vor der Witterung Schutz unter mächtigen, solitären Bäumen, mit denen ich mich magisch verband, und löschte meinen brennenden Durst mit Wasser aus frischen Pfützen. Im neuen, exklusiven Hafenviertel von Kopenhagen, an einem Ufer – an das ich während einer abenteuerlichen Reise, die ich überwiegend per Pedes und mit dem Fahrrad unternahm, gelangt war – übte ich Taiji um warm in der winterlichen Stadt zu bleiben und weisse Energie in die Welt zu senden. Dennoch war die einzige echte Gefahr, der ich in dieser Zeit begegnete, die der völligen Erschöpfung und in einem Motel auf Lolland, dessen Besitzerin mich liebenswürdiger Weise für eine Nacht aufnahm, kehrte ich nach absoluter Verausgabung – schon auf dem Weg aus meinem Körper heraus – zu ihm um. Und wenn ich auch lediglich gegen Naturgewalten und mit Visionen zu kämpfen hatte, war ich doch im besten Hobbitalter für diesen Aufbruch ins Ungewisse.
Im vergangenen Winter war es frostig
und trüb in Dänemark, wo ich auf Entdeckungs-
und Forschungsreise war.
Ich ging bis an die Grenze und hörte,
was ich zu tragen hätte, sei Scham.
Ich tauschte Erinnerungen gegen Devisen.
Stand in Verbindung zu einem schönen Mann.
Was mir half nicht aufzugeben und
womit ich ihn glücklich machte,
als ich unter einer duftenden Kiefer
Schutz vorm Regen fand.
Ich kämpfte gegen einen Quantensturm,
bis ich an die Spitze einer Landzunge kam.
Dort hielt der Wind dann schliesslich inne,
so dass mein Fahrrad einfach rollte
und ich ganz gut voran kam.
Ich lernte viel auf dieser Reise
auf der ich mir vom Glück ganz einfach nahm
und mich in die Sonne stellte,
als ich mir Kopenhagen besah.
Ich nahm dort Zuflucht in einem Gartenhäuschen
in winterklarer Nacht und verstehe besser,
was es heisst, wenn man kein Zuhause hat.
Ich sah Männer herrisch kämpfen.
Sie haben Stahl, Beton und Glas in Stellung gebracht.
Sie rächen sich an dummen Gänsen.
Für sie sitzt Gott auf der Anklagebank.