Die Törtchen des Schreckens - André Hein - E-Book

Die Törtchen des Schreckens E-Book

André Hein

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Beschreibung

Es ist das bislang gefährlichste Abenteuer, welches Kendra, Christian, Trixy, Ben und Frau Milda bestehen müssen. Wohin und vor allem warum ist der Historiy-Club wieder mal verschwunden? Werden die fünf es auch dieses Mal wieder schaffen, Christians Vater und Herr Krause noch rechtzeitig zu retten? Wird die Unterstützung von Frau Burgbauer, Christians Mutter, Frau Gräfin sowie des Herrn Grafen reichen. Wird Christian Otto von Hirschberg bei den Ritterspielen besiegen? Und was ist mit Ben los? Kann er die Wette mit Luca überhaupt gewinnen?

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Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Es ist das bislang gefährlichste Abenteuer, welches Kendra, Christian, Trixy, Ben und Frau Milda bestehen müssen. Wohin und vor allem warum ist der Historiy-Club wieder mal verschwunden? Werden die fünf es auch dieses Mal wieder schaffen, Christians Vater und Herr Krause noch rechtzeitig zu retten?

Wird die Unterstützung von Frau Burgbauer, Christians Mutter, Frau Gräfin sowie des Herrn Grafen reichen. Wird Christian Otto von Hirschberg bei den Ritterspielen besiegen? Und was ist mit Ben los? Kann er die Wette mit Luca überhaupt gewinnen?

Alle Personen in dieser Geschichte sind frei erfunden. Übereinstimmungen oder Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind daher absolut unmöglich!

Kindern wird empfohlen, die hier dargestellten Aktionen auf keinen Fall allein, sondern nur unter Aufsicht von fachkundigen Erwachsenen auszuführen

Ich danke Yvette und Noa für ihre Unterstützung.

André Hein

Kapitel

1 Der Traum

2 Im alten Schulbus

3 Die Explosion

4 Eingesperrt

5 Das Loch in der Höhlendecke

6 Die Handy-Schleuder

7 Die Nachricht

8 Herr Graf und Frau Gräfin

9 Die Turmkapelle

10 Der geheime Zugang

11 Der Irrweg

12 Super-Ben

13 Die Mission

14 Das erste Treffen

15 Herr Buchwalds Gartenhäuschen

16 Der Stick

17 Der Bauplan

18 Das Wettkampftraining

19 Die Trainerin

20 Treffen beim Grafen

21 Bens Überraschung

22 Eine Aufgabe für Kendra

23 Das Wasserloch

24 Die Strömung

25 Die Sage vom Drachen

26 Der Aufzugsschacht

27 Der unterirdische Wasserfall

28 Das Labor

29 Die Bootsfahrt

30 Die Rettung

31 Die neue Wette

32 Der Drachen auf dem Wasser

33 Der Brunnenraum

34 Pferdesatteln für Anfänger

35 Das Tjostieren

36 Die Spur des Drachen

37 Der Aufzug

38 Die starke Strömung

39 Der Durchbruch

40 Die Rettungsaktion

41 Die Klettertour

42 Die Geheimtür

43 Der Geheimgang

44 Die Auswertung

45 Das alte Notizbuch

46 Der Wettkampf

47 Der Drachenschatz

48 Eine Überraschung kommt selten allein

49 Das Kloster

50 Die Schussfahrt

51 Der geheime Zugang

52 Das Versteck des Drachen

53 Das Geheimnis des goldenen Drachens

54 Der Dolch

55 Im Brunnen

56 Die Rettung

57 Ein Fünkchen Hoffnung

58 Der Weg über die Mauer

59 Das Drachenbuch

60 Otto von Hirschberg

61 Das letzt Training

62 Die Ersatzbogenschützin

63 Der Tigersprung

64 Zwei alte Freunde

65 Der fliegende Benito

66 Das Seifenkistenrennen

1 Der Traum

Als Kendra ihre Augen aufschlug, konnte sie nicht gleich erkennen, wo sie sich befand. Da war nur ein flackernder Lichtschein, welcher vermutlich von einem kleinen Feuer erzeugt wurde. So konnte sie aber erkennen, dass es sich um eine Höhle handeln musste, in welcher sie sich befand. Eigenartigerweise fühlte sich der Boden, auf dem sie lag, weich und warm an. Trotzdem hatte sie ein mulmiges Gefühl, denn sie konnte sich nicht daran erinnern, wie sie hierhergekommen war. Da hörte sie auf einmal ein lautes Gebrüll. Etwas Unbekanntes näherte sich mit donnernden Schritten. Sie wollte aufstehen, aber sie konnte sich nicht bewegen. Irgendetwas hielt sie fest. Da strömte plötzlich weißer Rauch durch den Höhleneingang und erfüllte den ganzen Raum. Urplötzlich waren da zwei rot leuchtende Augen. Jetzt kam in ihr doch etwas Panik auf, denn der mit graugrünen Schuppen besetzte Kopf gehörte zu einem Drachen, welcher sich ihr mit messerscharfen Krallen-Füßen Schritt für Schritt näherte. Dieser begann dann auch noch sein riesiges Maul aufzureißen. Der Anblick der großen und spitzen Zähne ließ Kendras Hoffnung auf Rettung schwinden. Sie wollte schon aufgeben. Da ertönte ein Jagdhorn und auf einmal stand da Christian in Ritterrüstung, mit Schild und Schwert vor ihr und rief mit der Stimme ihrer Mutter: „Aufstehen, Kendra, du Schlafmütze. Der Schulbus fährt gleich.“ Hätte ihr Vater nicht ein Geländer am Bettgestell angebracht, wäre sie wohl vor Schreck aus ihrem Hochbett gefallen. Sie sah sich verschlafen um und war sichtlich erleichtert, dass es nur ein Traum war. Sie fühlte etwas Eckiges und stellte fest, dass da ein Buch im Geländer klemmte. Es war auch noch ihr Lieblingsbuch, welches von Drachen, Hexen und Zauberern handelte. Wie sie es hervorzog, sah sie, dass es Knitterfalten hatte. Scheibenkleister, dachte sie, denn schließlich hatte sie es von Christian geschenkt bekommen.

Mit Christian hatte sie sich bereits am ersten Schultag angefreundet. Er war der jüngste Spross der hiesigen Adelsfamilie und hieß mit Familiennamen von Laufenfels. Seine Mutter war Angestellte und Beraterin der Familie von Laufenfels. Sein Vater, der Sohn des Grafen, hatte sich in sie verliebt. Die Grafenfamilie akzeptierte diese Beziehung und überließ ihnen das geräumige Herrenhaus am Rande der Stadt. Zusammen mit Christian hatte sie schon einige Abenteuer erlebt. Je öfter sie mit ihm gemeinsam Zeit verbrachte, desto mehr hatte sie das Gefühl, dass da nicht nur Freundschaft war. Doch jetzt hörte sie, wie ihre Mutter in der Küche mit Tassen und Tellern hantierte. Dies war ein Zeichen, dass sie sich mit dem Anziehen beeilen sollte. Wegen des Buches würde sie wohl ihren jüngeren Bruder Ben um Hilfe bitten müssen. Der weiß bestimmt, wie man die zerknitterten Seiten wieder glatt bekommt.

Kendras Familie war vor mehr als einem Jahr nach Nimmerstadt in die alte Bäckerei der Großeltern gezogen. Diese hatten die Bäckerei ihrer Tochter überlassen und wohnten jetzt im geräumigen Gartenhaus des Grundstückes. Kendras Vater hatte seiner Frau ihren sehnlichsten Wunsch erfüllt und die Bäckerei zu einem Wohnhaus mit Backwarengeschäft umgebaut. Mit dem Umzug in die alte Bäckerei mussten auch Kendra und ihr Bruder ins hiesige Joseph-Gärtner-Gymnasium wechseln. Der Schulstart war für Kendra nicht leicht. Doch mit Christians Hilfe und ihrem Geschick, auf Menschen zuzugehen, hatte sie es geschafft, nicht nur neue Freunde zu gewinnen, sondern auch mit ihnen mehrere Abenteuer zu bestehen. Zusammen mit Frau Milda, Trixy, Christian und Ben gründeten sie Mildas Bücher-Orden, abgekürzt MBO. Es war ein Geheimbund, deren Namen sich die Chemielehrerin und stellvertretende Bibliothekarin Frau Maxi Milda ausgedacht hatte, um nach außen hin ihre Treffen zu legalisieren. Frau Milda war die Erwachsene der Gruppe, besser gesagt, General und gleichzeitig gute Fee, welche aufpasste, dass alles in geordneten Bahnen verlief und in keiner Katastrophe endete. Mit dem zweiten Abenteuer kamen weitere helfende Mitglieder dazu. Da waren Frau Burgbauer, die Leiterin vom Stadtmuseum und Kendras Cousine Imani. Imani ist nicht immer in der Stadt, da ihr Vater eine Geisterbahn besitzt und sie von einem Rummel zum nächsten reist. Jetzt wurde es schon lauter in der Küche, für Kendra der Hinweis, dass es jetzt höchste Eisenbahn war, sich nach unten zu begeben.

2 Im alten Schulbus

Jetzt hörte sie, wie ihre Mutter mit strengem Ton laut rief: „Kendra, wo bleibst du nur, du musst gleich los und hast noch nichts gefrühstückt!“ Erschrocken schaute Kendra auf die Uhr. Nun musste sie sich aber wirklich sputen. Normalerweise müsste sie schon im Schulbus sitzen, doch heute ist kein normaler Unterricht, sondern Exkursionstag. Ihr Klassenlehrer Herr Beyer hatte zusammen mit Frau Milda und Frau Burgbauer eine Exkursion zum Besucherbergwerk und zur Drachenhöhle organisiert.

Aus der Küche roch es schon nach Toast und Kakao. Mutter hatte ihre schwarzen langen Haare hochgesteckt und stand am Küchentresen. Dieser war aus rustikalem Eichenholz und befand sich zusammen mit dem Herd in der Mitte des Raumes. Als Kendra die Küche betrat, schaute sie sich um und fragte: „Wo ist eigentlich Ben?“ Mutter zog ihre Stirn in Falten und antwortete: „Er hat sich scheinbar einen Magen-Darm-Infekt eingefangen und wird wohl heute nicht mitkommen können. So wie ich von Trixys Vater erfahren habe, wird er sich wohl bei Trixy angesteckt haben.“ Ach ja, das hatte Kendra ganz vergessen; Bens Klasse wollte heute auch zur Drachenhöhle. Sie bestätigte gleich: „Kein Wunder, so oft wie die beiden letzter Zeit zusammen sind.“ Ihre Mutter antwortete: „Ja, und so wie ihr Vater sagte, wird sie wohl auch nicht am Ausflug teilnehmen können.“

Zum Leid von Kendra war es der alte, gelbe Schulbus, welcher die Klasse zum Parkplatz am Besucherbergwerk brachte. Sie konnte sich einfach nicht an den alten Charme, so wie es ihr Bruder Ben immer nannte, gewöhnen. Für sie waren diese abgewetzten Ledersitzbänke nicht geheuer. Doch Kendra hatte es geahnt und in weißer Voraussicht keine durchlöcherte Jeans angezogen. Außerdem legte sie ihre grüne Bomberjacke auf die Sitzfläche. Christian amüsierte sich heimlich darüber. Kendra wusste trotzdem Bescheid und gab ihm einen kleinen Stoß mit dem Ellenbogen. Sie blickte dabei in Fahrtrichtung und verzog keine Miene. Christian verkniff sich sein Lachen und fragte: „Weißt du, was mit Trixy ist?“ Kendra antwortete: „Sie hat vermutlich den gleichen Infekt wie Ben.“ „Waren sie wieder zusammen?“, fragte Christian mit einem Augenzwinkern. „Was du schon wieder denkst. Du weißt doch, Trixy bringt Ben immer noch das Skateboarden bei“, kam es gleich von Kendra zusammen mit einem weiteren Ellbogenstoß. Er rieb sich seine Rippen, wechselte das Thema und fragte: „Was hältst du von Herrn Boubas Idee mit dem Sommer-Biathlon-Wettkampf? Ob Herr Krause das auch gemacht hätte? Weißt du übrigens, was Herr Krause jetzt so macht?“ Kendra schaute immer noch in Fahrtrichtung und antwortete: „Opa hat gesagt, dass Herr Krause heute auch beim History-Club dabei ist. Ich denke, dass er die Sache mit dem Sommer-Biathlon-Wettkampf auch gemacht hätte. Vermutlich aber nicht nur als Mixstaffel.“ Jetzt drehte sie sich zu Christian und fragte ihn mit einem Augenzwinkern: „Und übrigens hast du schon eine Partnerin für den Wettkampf?“ Er wurde auf einmal etwas rot und fragte schüchtern: „Na ja, wenn du schon so fragst. Willst du, ich meine, würdest du meine Staffelpartnerin sein wollen. Ich meine, wenn es dir nichts ausmacht und du nicht schon jemand anderen hast?“ Kendra setzte eine ernste Miene auf, schaute nachdenkend nach oben und sagte: „Eigentlich wollte ich mit jemand anderen starten. Das muss ich mir nochmals überlegen.“ Christian hatte mit dieser Antwort nicht gerechnet und schaute erschrocken. Da grinste Kendra plötzlich und sie sagte lachend: „Schau nicht so bedeppert. Na klar, bin ich deine Partnerin, du Kuchenprinz.“ Ihm fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Er wollte sie am liebsten gleich umarmen, doch das hätte eventuell bei den einen oder anderen im Bus einen zweideutigen Eindruck hinterlassen und so blieb es bei einem freundlichen: „Danke Kendra, ich meine cool, dass wir zusammen starten.“ Kendra schaute ihm tief in die Augen und sagte mit einem Augenzwinkern: „Ich kann dich doch nicht verlieren lassen.“

3 Die Explosion

Als Kendra durch die etwas trüben Fenster des Schulbusses blickte, konnte sie Nadelbäume und Felsen sehen. Sie waren also schon am Schlosspark, dann mussten sie in ein paar Minuten da sein, dachte sie so bei sich. Jetzt sah sie auch schon die Zufahrt zum Parkplatz des Besucherbergwerks. Da Drachenhöhle und Bergwerk miteinander verbunden waren, gab es nur einen Zugang und diese ging über das Bergwerk. Nach Aussage von Frau Burgbauer wurde hier noch bis ins achtzehnte Jahrhundert Silber abgebaut. Im Zweiten Weltkrieg diente es dann für Experimente mit Sprengstoff und zur Waffenentwicklung. Jetzt war es ein Besucherbergwerk mit Zugang zur Drachenhöhle. Kendra mochte Exkursion schon immer lieber als trockener Lehrstoff im Klassenzimmer. Christian dachte da nicht anders. Er hatte nur Probleme mit Höhlen, welche zu eng und zu weit ins Berginnere führten. Da überkam ihn schon mal ein mulmiges Gefühl.

Als sich alle um Klassenlehrer Herrn Beyer versammelt hatten, sagte dieser mit strengem Ton: „Bitte hört mir jetzt aufmerksam zu. Im Besucherbergwerk bleiben wir alle zusammen. Keiner verlässt die Gruppe und bitte, fast nichts an! Denkt daran, hier wurde Munition und Sprengstoff gelagert. Jeder Stein, der scheinbar aus dem Fußboden oder den Wänden herausschaut, könnte auch eine Granate oder Miene sein. Das Bergwerk und die Höhle werden zwar täglich überprüft, aber sicher ist sicher! Da sich Frau Burgbauer im Besucherbergwerk auskennt, übernimmt sie heute die Führung.“ Am Eingang zum Bergwerk empfing sie ein älterer Mann in Bergmannsuniform. Er und Frau Burgbauer waren befreundet und machten oft gemeinsame Führungen. Sein Name war Siegfried Steinhauer, aber alle nannten ihn nur Sigi. Er hatte als junger Mann hier gearbeitet, kannte somit jeden Winkel des Bergwerks und war sozusagen die „Gute Seele“ der Einrichtung. Frau Burgbauer begrüßte ihn mit: „Hallo Sigi, wie geht es dir?“ Er antwortete: „Glück auf, Heidrun. Hab dich lange nicht gesehen. Mir geht es gut und dir?“ „Wenn man das Schlechte wegnimmt, dann könnte es nicht besser sein. Müssen wir irgendetwas beachten?“, fragte Frau Burgbauer sicherheitshalber. Er beugte sich etwas näher zu ihr und sagte leise, aber so, dass sie es hören konnte: „Es wurde neue Munition gefunden. Wir haben erst angenommen, dass es sich hier um reine Sprengfallen handeln würde, aber dem ist nicht so. Da sind auch welche dabei, die bei Berührung Gas ausströmen. Der Kollege, der mit dem Gas in Berührung kam, liegt im Koma. Sie sehen aus wie Törtchen mit einer Kerze. Wir gehen davon aus, dass wir alle gefunden haben. Aber du weißt ja. Am besten, du sagst den Kindern nochmals ausdrücklich, dass sie die Absperrungen nicht überträten dürfen!“ Frau Burgbauer nickte ihm zu und ging zur Gruppe. Sie belehrte alle und betonte nochmals ausdrücklich, nichts anzufassen. Dann sagte sie noch streng: „Jeder bekommt am Eingang noch einen Schutzhelm. Dieser wird, solange wir im Bergwerk sind, nicht abgesetzt. Die Höhle wird zwar regelmäßig geprüft, trotzdem können sich Steine lösen oder ihr euch an Kanten den Kopf stoßen.“

Als sie den Zugang zum Bergwerk-Stollen betraten, drehte sich Kendra nochmals um und sah, dass Bens Klasse hinter ihnen war. Nur er war leider nicht dabei. Hoffentlich sind Trixy und er bald wieder fit, dachte sie so bei sich. Sie musste dabei besonders an Trixy denken. Kennengelernt hatten sie sich am ersten Schultag. Das Mädchen mit den struppigen Haaren im roten Rollstuhl war ihr gleich aufgefallen. Sie war übrigens auch Mitglied vom MBO und als ehemalige Skateboarderin oft mit Ben zusammen. Kendra vermutete, dass da noch mehr ist, denn die beiden waren unzertrennlich. Es war einfach gut, wieder Freunde zu haben. Als ihre Familie in die alte Bäckerei zu Kendras Großeltern nach Nimmerstadt gezogen war, kannten sie hier so gut wie niemand. Da fiel ihr ein, dass Opa und Oma heute früh auch zeitig los sind. Wollten die beiden nicht auch mit dem History-Club zur Höhle oder war es nur zum Schloss? Sie hatte ihre Eltern gestern Abend davon reden hören.

Christian schaute sich die Stützkonstruktion des Stollens genauer an und da fiel ihm ein, wo er so eine schon mal gesehen hatte. Es war bei der ersten Mission. Die Gänge der Mönche wurden mit einer ähnlichen Konstruktion abgestützt. Diese hier schien sogar stabiler und größer zu sein, was ihn beruhigte. Das Sicherheitsgefühl war aber nur von kurzer Dauer. Irgendwie hatte er den Eindruck, dass je tiefer sie in den Berg gingen, der Stollen immer kleiner wurde. Als er Frau Milda darauf ansprach, sagte diese, dass es sich hier nur um eine optische Täuschung handelt. Zum Glück kam sie jetzt in einen großen, höhlenartigen Raum. Dieser war besonders stabil abgestützt. Von Frau Burgbauer erfuhren sie, dass es die Drachenhöhle war, in der sie sich jetzt befanden. Diese wurde im Krieg als Schutzraum umgebaut und auch jetzt noch so genutzt. Frau Burgbauer wollte die Funktionsweise des Verschlussmechanismus der gepanzerten Türen für alle demonstrieren. Sie ging zur Tür, durch welche sie gerade die Höhle betreten hatten. Als sie den Hebel betätigte, gab es plötzlich eine Explosion. Sie war so stark, dass der Boden wackelte und das Licht ausging. Frau Milda rief noch: „Alle auf den Boden!“

4 Eingesperrt

Alle waren instinktiv dem Ruf von Frau Milda gefolgt und hatten sich auf den Boden gelegt. Dass dieser feucht und schlammig war, bemerkte Kendra erst, als das Notlicht anging und sich die Staubwolken verzogen hatten. Doch aufstehen wollte sie noch nicht und so schaute sie nach den anderen. Wie einige ihrer Mitschüler versuchten laut hustend aufzustehen, rief Frau Burgbauer gleich streng: „Legt euch sofort wieder hin! Der Rauch ist schädlich! Wenn die Grubenbelüftung noch funktioniert, müsste dieser innerhalb von zehn Minuten verzogen sein, erst dann könnt ihr aufstehen!“

Christian lag nicht weit von Kendra entfernt und rief ihr fragend zu: „Ist bei dir alles in Ordnung?“ Kendra rief zurück: „Bis auf den ekligen Matsch, in dem ich liege und den Staub in den Haaren. Aber was war das denn jetzt?“ Christian antwortete: „Eine Sprengung. Ich vermute, dass eine alte Mine explodiert ist. Das Schlimme ist, Bens Klasse war doch hinter uns.“ Da sprach Kendra mit Sorge: „Hoffentlich ist denen nichts passiert. Da hat Ben aber Glück gehabt, dass er nicht dabei war.“

Wie es Frau Burgbauer gesagt hatte, war die Staubwolke schnell verschwunden. Christian konnte noch beobachten, in welche Richtung sie abgezogen waren. Mit der Bestimmung von Windrichtungen kannte er sich aus. Sein Vater war, so wie der alte Herr Graf, auch Jäger und zur Grafschaft gehörte ein Stück Wald, welcher gepflegt werden musste. Dorthin hatte er Christian oft mitgenommen und ihm Spurenlesen und das Bestimmen der Windrichtung gelehrt.

Frau Milda übernahm, wie immer, das Kommando und fragte als Erste so laut, dass alle es hören konnten: „Ist jemand verletzt?“ Aus allen Ecken kam es gehustet: „Nein, alles okay.“ Herr Steinhauer versuchte, die Eingangstür zu öffnen. Doch diese hatte sich so verzogen, dass es unmöglich war. Nun ging er an die Notfallkiste und holte aus dieser einen Hammer, ein Stahlrohr und eine Brechstange. Jetzt kamen Herr Bayer und Christian dazu und sie fragten: „Können wir helfen?“ Herr Steinhauer sah die beiden an, überlegte kurz und sagte dann: „Ja, das wäre gut. Ich könnte den Griff betätigen und ihr mit der Brechstange an der Tür rütteln.“ Christian rief dann noch Erik herzu und dieser packte gleich mit an. Urplötzlich wollten auf einmal alle helfen. Da sagte Frau Milda in ihrem militärischen Ton: „Stopp, wir machen hier keinen sinnlosen Aktionismus, sondern ich schlage vor, wir beraten kurz, wie wir weiter vorgehen?“ Als sie das gesagt hatte, blieben alle stehen, nickten und sammelten sich mitten im Raum. Frau Burgbauer hatte sich auch wieder vom Schrecken erholt und fragte Herr Steinhauer: „Sigi, gibt es hier einen Notausgang?“ Der sagte gleich: „Natürlich, doch dieser ist sehr anstrengend und hat auch einige Tücken.“ Herr Beye fragte energisch: „Wo befindet sich dieser?“ Herr Steinhauer zeigte auf eine Stahltür auf der anderen Seite der Höhle. Das über der Tür leuchtende Notausgangsschild war deutlich zu erkennen.

5 Das Loch in der Höhlendecke

Frau Milda blickte in die Runde und sagte: „Okay, wir teilen uns in drei Gruppen auf. Herr Beyer, Herr Steinhauer und Christian, ihr versucht den Haupteingang zu öffnen und Erik, du mit deinen Jungs, ihr macht dasselbe an der Notausgangstür.“ Dann schaute Frau Milda zu den fragenden Gesichtern der Mädchen. Zu denen sagte sie mit einem besonderen Augenzwinkern: „Und wir Mädels schauen mal überall nach, was es noch so gibt. Eventuell finden wir ein paar Hinweise, die uns helfen können.“ Dann ging jeder an seine Aufgabe, außer Kendra, die holte heimlich ihr Telefon heraus und prüfte, ob sie Empfang hatte. Leider stimmte, was Frau Burgbauer gesagt hatte; hier gab es keinen Empfang. Herr Steinhauer sprach: „Allem Anschein nach sind wir von der Außenwelt abgeschnitten, denn das Notfalltelefon geht auch nicht.“ Kendra überlegte, was Ben wohl in solch einer Situation machen würde und da fiel ihr ein heller Fleck auf dem Fußboden auf. Dieser befand sich eigenartigerweise mitten im Raum. Sie ging an diese Stelle und wie sie nach diesem greifen wollte, war er weg. Besser gesagt, auf ihrem Arm. Es war also Licht, das von der Decke kam. Sie schaute nach oben und siehe da, da war ein Loch in der Höhlendecke. Kendra zeigte nach oben und sagte zu Frau Milda: „Eventuell könnten wir darüber mit den da draußen kommunizieren.“ Frau Milda fragte: „Was meinst du, wie sollen wir das anstellen?“ Kendra zwinkerte mit dem rechten Auge und sagte: „Mit meinem Handy.“ Frau Milda machte ihr Lehrergesicht und sagte: „Herr Beyer hatte doch ausdrücklich Handys verboten! Na gut, darüber reden wir später.“ Da kamen auch schon Christian, Frau Burgbauer und Erik. Jeder meldete, dass sie keinen Erfolg hatten. Frau Milda rief daher alle zusammen, um sich erneut zu beraten. Sie sagte: „Kendra hat ein Loch in der Decke gefunden und da sie ohne Erlaubnis ihr Handy mitgenommen hat“, jetzt blickte sie streng zu Kendra, bevor sie weitersprach: „Haben wir eventuell eine Möglichkeit, mit den Hilfskräften in Kontakt zu treten.“ Jetzt wand sie sich nochmals zu Kendra und fragte: „Kendra, wie wäre dein Plan?“ Diese räusperte sich und erklärte: „Leider bin ich nicht so erfinderisch wie mein Bruder. Ich vermute, dass wir dort oben am Deckenloch Handy-Empfang haben werden. Wir schreiben einfach eine SMS und schalten auf Senden. Anschließend muss das Handy so schnell wie möglich in die Nähe der Deckenöffnung gebracht werden. Vielleicht können wir eine lange Stange oder etwas anderes herstellen, mit dem wir es dorthin transportieren können.“ Herr Beyer fragte gleich Herrn Steinhauer: „Herr Steinhauer, ist es möglich, dass wir da oben Empfang haben?“ Dieser überlegte kurz und sagte dann etwas nachdenklich: „Das müsste gehen. Nur was mich stutzig macht, ist, dass da ein Loch ist. Dort dürfte gar keins sein. Vermutlich ist ein Teil der Decke eingefallen. Da haben wir aber Glück gehabt, dass uns nichts Größeres auf den Kopf gefallen ist. Wir sollten uns ab sofort nur am Rand der Höhle aufhalten.“ Frau Milda übernahm gleich das Kommando und sagte streng: „Am besten, wir sammeln uns alle vor dem Notausgang. Dort bauen wir dann auch gleich die Konstruktion zusammen, mit der wir das Handy zur Decke heben.“ In der Rettungskiste waren einige Arbeitsgeräte, welche lange Holzstiele hatten. Doch alle Stangen und Stiele zusammen waren immer noch zu kurz. Die Höhle schien höher zu sein als gedacht.

6 Die Handy-Schleuder

Die Enttäuschung war in allen Gesichtern deutlich zu erkennen. Doch Frau Milda wollte keine negative Stimmung aufkommen lassen und sagte kämpferisch: „Wir werden jetzt noch nicht aufgeben. Gibt es noch andere Vorschläge oder Lösungen, wie wir das Handy zur Deckenöffnung bringen können?“ Da meldete sich Christian und sagte: „Wir könnten eine Art Steinschleuder herstellen.“ Frau Milda fragte gleich: „Hast du denn eine dabei?“ Er antwortete: „Nein, ich meine auch keine mit Gummi, sondern eine aus Stoff. Wir wickeln das Handy in den Stoff und schleudern es so an die Decke. Der Stoff mit dem Handy sollte sich im zackigen Gestein verfangen und da oben hängen bleiben.“ „Und wie holen wir es dann wieder herunter?“, kam es gleich von Herrn Beyer. Christian antwortete: „Mit einer Schnur.“ Frau Milda verschränkte ihre Arme und fragte: „Haben wir denn etwas zum Schleudern und eine Schnur?“ Frau Burgbauer blickte fragend zu Herrn Steinhauer. Der antwortete: „Nur eine Art Abschleppseil und das ist zu schwer und nicht lang genug.“ Da meldete sich Kendra zu Wort und fragte in die Runde: „Wer hat etwas Gestricktes an?“ Da meldete sich Jasmin: „Ich habe eine Strickjacke. Diese hat meine Oma für mich gestrickt.“ Kendra sagte mitfühlend: „Wir müssten sie allerdings für den Rückholfaden auftrennen. Du weißt, wir können sonst das Handy nicht wieder von der Decke holen.“ Jasmin überlegte nicht lange und sagte mit einem Augenzwinkern: „Ich weiß, was du meinst. Oma wird mir bestimmt eine Neue stricken.“ Sie übergab Kendra ihre Jacke. Diese war sogar so groß, dass sie auch gleich als Schleuder-Vorrichtung genommen werden konnte. Alle waren sich einig, dass Christian werfen sollte, denn er war darin der Beste in der Schule. Doch diesmal ging es nicht nur um Weite, sondern um Treffsicherheit, damit die Nachricht auch gesandt werden würde. Das Bündel musste dazu so weit wie möglich im Deckenloch landen und sich dort verhaken. Kendra fragte noch: „Und wie fangen wir es wieder auf?“ Da meldete sich Herr Steinhauer zu Word: „Ich habe eine Rettungsdecke. Wenn wir diese ausgebreitet darunter halten, müssten die Chancen gut stehen, dass es sicher aufgefangen wird.“ Erik und ein anderer Mitschüler erklärten sich bereit, dies zu übernehmen. Jetzt sagte Herr Beyer: „Okay, lasst uns anfangen!“ Kendra gab die Nachricht mit den Hinweisen und Koordinaten ein. Währenddessen trennte Frau Burgbauer die Jacke auf, bis ausreichend Schnur zur Verfügung stand. Allerdings aber auch nur so viel, dass noch genügend Stoff zum Einwickeln und Schleudern des Handys übrigblieb. Dann wurde dieses im Jackenstoff befestigt, der Sendeknopf gedrückt und Christian übergeben. Dieser schleuderte das Bündel dann auch gleich gezielt in das Deckenloch. Sie hatten Glück, er traf gleich beim ersten Versuch und es blieb auch hängen. Nach einer viertel Stunde zog Kendra vorsichtig an der Schnur, um das Bündel zurückzuholen, aber es lockerte sich nicht. Sie versuchte dann auch gleich mit ruckartigen Zugbewegungen, doch diese brachten auch keinen Erfolg. Herr Beyer fragte in die Runde: „Was machen wir nun?“ Christian meinte: „Ich könnte einen Stein werfen. Doch dabei besteht die Gefahr, dass ich versehentlich das Handy treffe.“ Kendra argumentierte: „Wenn wir das Handy nicht aufgefangen bekommen, haben wir das gleiche Problem.“ Frau Milda überlegte nicht lange und entschied: „Okay, einen Versuch ist es wert.“ Christian suchte einen geeigneten Stein und zielte auf eine Gesteinsecke. Doch da meldete sich Herr Steinhauer: „Stopp, du darfst auf keinem Fall vom Gestein etwas abschlagen. Dabei könnte sich ein noch größerer Teil von der Decke lösen. Du musst also nur das Bündel treffen!“ Da warf Herr Beyer sofort ein: „Dann lassen wir es vorsichtshalber ganz sein, das Risiko ist zu groß.“ „Okay, was machen wir dann?“, kam die Frage von Kendra. Frau Milda sagte versöhnlich: „Na gut, dann versuchen wir es erst einmal weiter mit ruckartigem Ziehen.“ Frau Burgbauer ergänzte beruhigend: „Die Rettungskräfte werden bestimmt schon zu uns unterwegs sein. Am besten versuchen wir, Ruhe zu bewahren und abzuwarten.“ Da gab es plötzlich noch eine Art Erschütterung. Obwohl einige vor Angst quiekten, liefen alle wie abgestimmt sofort zum Notausgang. Vermutlich hatten dies zwei größere, von der Decke gefallene Steinbrocken verursacht. Das Positive daran war, dass mit Ihnen auch das Bündel mit dem Handy herunterkam. Die um das Handy gewickelte Jacke hatte es geschützt und so blieb es unversehrt. Christian hob es gleich auf und gab es Kendra. Diese schaute nach und sagte begeistert: „Es hat funktioniert. Ich habe die Nachricht an Trixy und an Ben gesandt und beide haben geantwortet.“

7 Die Nachricht