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Kalli Ronners wächst in einer kleinen Stadt auf, die es sich in der Biegung eines Flusses gemütlich macht. Mit seinen Freunden stöbert er in alten Gängen der Stadtmauer und in der alten Burg herum. Schnell merken seine Freunde, dass Kalli einiges mehr kann, als es normal üblich ist. Auf der Schule für Hochbegabte ist Kalli anfangs auch nur ein Zauber Lehrling unter vielen, aber schnell wird er zum Besten. Der erste Kontakt mit der schwarzen Magie ist für ihn und seine Freunde eine heftige Erfahrung. Jetzt reiht sich ein Abenteuer mit der schwarzen Magie an das andere. Mit Hilfe seiner Freunde schafft Kalli Ronners die schwarze Magie zu stoppen.
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Seitenzahl: 438
Veröffentlichungsjahr: 2013
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Klaus Blochwitz
Die unglaublichen Abenteuer von Kalli Ronners mit Zauberei und Magie
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Kapitel 1 Die ersten Jahre
Kapitel 2 Die neue Schule
Kapitel 3 Die Familien Geschichte derer von Ronnersson
Kapitel 4 Spannende Zeiten
Kapitel 5 Der schwarze Magier
Kapitel 6 Es gibt keine Ruhe
Kapitel 7 Die große Magie
Kapitel 8 Die Entscheidung
Impressum neobooks
Kalli saß mit zwei Jungen aus seiner Klasse auf der niedrigen Mauer, die die Straße von der Grünanlage trennte. Die Grünanlage reichte runter bis zum Fluss, in dessen Biegung die kleine Stadt lag. In dieser Stadt wurde Kalli geboren und ist hier bis jetzt aufgewachsen. Die drei Jungen saßen für ihr Alter auffallend still zusammen. Das gemeinsame Schuljahr war zu Ende, die großen Ferien lagen vor ihnen und dennoch kam bei den dreien keine rechte Freude auf. Ihre Wege trennten sich nach den Ferien, Kalli kam auf eine Schule für Hochbegabte, der Junge links neben ihm ging zur Realschule und der andere Junge kam aufs Gymnasium.
Kalli beschwor seine Freunde noch mal, in diesen Ferien stellen wir alles bisher da gewesene auf den Kopf, das haben wir uns verdient! Die zwei Jungens standen auf, hielten Kalli ihre rechte Hand mit der Handfläche nach oben hin und alle drei klatschten ab. Kalli blieb auf der Mauer sitzen, eigentlich wusste er nicht so genau, warum. Er schielte immer mal wieder zum Südtor, aber Litha ließ sich nicht blicken.
Kalli dachte so, ich geh dann noch mal eben zum Baumhaus. Kalli stand unter der riesigen Trauerweide, wie immer roch es unter dem großen Baum leicht modrig. Die Zweige und Blätter des Baumes reichten bis auf dem Boden und blockten so jedes wachsen anderer Pflanzen ab. Kalli gefiel, wie jedes Mal, das dämmrige Licht unter dem Baum, es hatte einfach etwas Geheimnisvolles an sich. Er zupfte an einem dünnen Zweig des Baumes und die Strickleiter fiel herab. Kalli öffnete die Tür von ihrem Baumhaus und eine der Fensterklappen, damit etwas Licht herein kam. Nach einer Weile merkte Kalli, dass er hier eigentlich ziemlich dumm herum saß, ohne seine Freunde war das nichts. Gehen wir nach Haus.
Kalli stand vor dem großen Haus seiner Eltern und fand mal wieder, dass es schon ein tolles Haus ist. Er schob den einen Flügel der Doppeltür auf und stand in der Licht durchfluteten Eingangshalle. Links und rechts gingen die schön geschwungenen Treppen zum ersten Etage. Kalli rief in das Haus: „Ich bin da – a!“ und ging die Treppe hoch zu seinem Zimmer. Er warf seinen Schultoni in Richtung Schreibtisch und setzte sich in seinen Lieblingssessel und zog sich erleichtert die Schuhe aus. Anschließend zog er sich bequeme Hausklamotten an und ging wieder herunter. Wenn er mit Ingeborg und Franz alleine im Haus war, wurde immer in der großen Küche gegessen. Ingeborg drückte Kalli bei ihrer Begrüßung in ihren weichen Busen, Kalli mochte Ingeborg sehr. Sie war rund und lieb und immer freundlich, sie konnte immer helfen, sie kochte leckere Sachen und sie duftete immer herrlich. Kalli saß gerade an dem großen Tisch, da kam Franz in die Küche, er knurrte sein Tach auch und setzte sich neben Kalli. Franz war ein sehr großer, kräftiger Mann, er sah immer wie ein Eisenfresser aus, aber Kalli wusste es viel besser. Franz war ein prima Kumpel, mit dem er super spielen konnte. Es gab bald wirklich nichts, was Franz nicht konnte oder nicht mit machte.
Aber seine ganz große Liebe war das große schwarze Auto von Kallis Vater.
Ingeborg servierte das Essen und Kalli und Franz und Ingeborg ließen es sich schmecken. Nachdem Essen schaute Ingeborg Kalli und Franz prüfend an: „ Kalli, du möchtest bestimmt eine Mousse au Chocolate und Franz einen Pott Kaffee, richtig?“ Die beiden Männer strahlten ihre Ingeborg an, dass war schon eine prima Frau.
Ingeborg stand auf und ging zu dem großen Tisch neben dem großen Herd und goss Kaffee in einen Kaffeepott, nahm eine Schüssel aus dem Schrank und füllte sie mit der dunkelbraunen Mousse. Liebevoll dekorierte Ingeborg den Nachtisch und stellte beides auf den Tisch. Genussvoll schlürfte Franz den heißen Kaffee, genauso mochte er den Kaffee, schwarz und heiß. Er sah zu Kalli herüber, der voller Wonne sein Dessert verputzte. Die Schüssel war natürlich ruck zuck leer und Ingeborg sagte leicht verschmitzt zu Kalli: „ Ich glaube, einen klitzekleinen Rest habe ich noch, schaffst du den noch?“ Klar, eifrig nickte Kalli, so etwas schaffte er immer noch! Franz stand auf und sagte in seiner ruhigen Art aus seiner beachtlichen Höhe artig zu Ingeborg: „ Das war wieder ein sehr schmackhaftes Essen, vielen Dank dafür.“
Ingeborg knickste leicht: „ Mach ich doch gerne.“
Kalli kratzte eifrig die letzten Reste aus der Schüssel. „Tschüss auch, Junior“, kam es noch von Franz. Kalli stand auch auf und sagte artig danke zu Ingeborg und Ingeborg schnappte sich Kalli und er versank wieder in dem weichen Busen von Ingeborg.
Kalli saß an dem Schreibtisch in seinem Zimmer und sortierte einige Dinge. Auf einem Zettel versuchte er zu notieren, was er morgen alles mit seinen Freunden unternehmen wollte. Besonders tolles fiel ihm nicht ein, so nahm er sich ein Buch und setzte sich in seine Kuschelecke im Turmzimmer.
Er sah die leichten Sommerwolken am Himmel und freute sich auf einmal unbändig auf den gemeinsamen Urlaub mit seinen Eltern.
Franz verstaute die vielen Koffer und Taschen in den Kofferraum des großen schwarzen Wagen seines Vaters, Kalli hüpfte aufgeregt um das Auto herum, er hatte seine ersten Sommerferien in seinem ersten Schuljahr und jetzt fuhr er mit seinen Eltern in Urlaub. Franz legte das Verdeck nach hinten und Kalli strahlte, er mochte es sehr, wenn das Auto ohne Dach war. Kalli hopste in den Wagen und machte es sich in den weichen weißen Lederpolstern gemütlich. Seine Mutter setzte sich rechts neben ihn und sein Vater links. Franz schloss die Tür und setzte sich hinter das große Lenkrad, startete den Motor und der Wagen rollte langsam die Auffahrt hoch, bog in die schmale Gasse, die zum Osttor führte und erreichte wenig später die breite Bundesstrasse, auf die Franz nach rechts einbog und der Wagen nahm Fahrt auf.
Kalli mochte das sanfte schaukeln und wippen, er legte seinen Kopf auf das Bein seiner Mutter und schlief ein. Ab und zu blinkte ein entgegen kommendes Auto den großen Wagen begeistert an oder der Fahrer zeigte seinen hochgereckten Daumen. Franz saß wie ein Snob hoheitsvoll hinter dem großen Holzlenkrad auf der rechten Seite des Wagens und gab gnädigst den anderen Autofahrern bescheid.
Kallis Vater drückte auf seiner Armlehne einen Knopf und Franz meldete sich, Kallis Vater sagte zu Franz: „ Wenn die Gelegenheit günstig ist, kannst du Gas geben.“ Franz nickte und drückte verschiedene Knöpfe an dem Armaturenbrett, betätigte einige Hebel, drückte den großen Schalthebel in den nächsten Gang. Der große Wagen wurde schnell, schneller und noch schneller.
Kalli rieb sich erstaunt die Augen, als er wach wurde, sie waren schon da! Der Wagen stand schon vor dem Landhaus, in dem sie alle Urlaub machten. Der blaue Himmel, die Palmen hinter dem Haupthaus, das alles kannte Kalli schon. Franz lud die Koffer aus und Pepe mit seiner Frau trugen sie in das Haus. Es war herrlich warm, ein makellos blauer Himmel spannte sich über das Haus, ein leichter Wind strich Kalli angenehm über das Gesicht. „Darf ich schwimmen gehen?“, fragte er seine schöne Mama, „wollen wir nicht erst ins Haus gehen und die Koffer auspacken?“
„Och nö, mach ich später“, Kalli sah seine Mutter flehentlich an. „Na gut, dann geh mal schwimmen“, lachte seine Mutter, „ vielleicht komme ich später nach:“
„Hurra“, schrie Kalli und rannte los, seine Mutter lachte laut: „Zieh deine Badehose an!“ Aber Kalli rannte um das Haus und sah nur noch den großen Pool mit dem blauen Wasser. Seine Mutter
machte eine schnelle, etwas merkwürdige Handbewegung und Kalli sprang in Badehose ins Wasser!
Franz hatte das Gepäck zusammen mit Pepe und seiner Frau Felicitas ins Haus getragen und stellte nun den Wagen neben das Vorratshaus und deckte ihn mit einer großen Plane ab. Das war nötig, weil der Wind oft Wüstensand aus dem nahen Nordafrika mitbrachte und „seinen“ Wagen voll saute.
Das kleine Vorratshaus war links an dem Haupthaus gebaut und der rechten Seitenwand des Haupthauses war ein kleiner Anbau, der nur Kallis Haus hieß. In dem Anbau war eine kleine Wohnung untergebracht und Kalli hatte den Anbau sofort mit Beschlag belegt. Seine Eltern haben daraufhin am Ende des kleinen Flurs eine Tür zum Haupthaus einbauen lassen.
Pepe und seine Frau, die das Landhaus betreuten, hatten eine schöne große Wohnung im Keller des Haupthauses. Die linke Hauswand gab die Kellermauern frei und dadurch hatten die beiden einen separaten Eingang.
Felicitas schlug den Gong zum Abendessen und Kalli wurde von seiner Mutter aus dem Schwimmbecken gerufen. Kalli sah, das jetzt schon die Gartenmöbel am Beckenrand verteilt aufgestellt waren. Das hatte er gar nicht mitbekommen, egal, jetzt hatte er nur noch Hunger! Und erfreute sich auf das völlig andere Essen, Felicitas kochte fantastisch und sie machte, ebenso wie Ingeborg, die tollsten Desserts.
Proppe voll und satt gegessen, saß Kalli mit seinen Eltern gemütlich am Pool und sie genossen den herrlichen Abend. Noch immer war es angenehm warm, der samtig blaue Himmel war voller funkelnder Sterne. Felicitas brachte kalte Getränke und Pepe hatte weiter hinten im Garten Fackeln angezündet, die Flammen hielten die Insekten fern.
Kalli wurde ganz zärtlich von seiner Mutter geweckt, komm, mein kleiner Schatz, wir wollen frühstücken. Kalli war sofort da: „Ich komme sofort.“ Und verschwand im Badezimmer. Felicitas servierte den dampfend heißen Kaffee und Kalli wünschte allen einen guten Morgen. Sein Vater packte ihn und hob ihn hoch, Kalli junkste vor Vergnügen und selbst Franz verzog freundlich minimal seine Mundwinkel. Die frisch gebackenen Brötchen von Felicitas ließen bei allen das Wasser im Mund zusammen laufen, die selbst gekochte Konfitüre dazu, Welt, bist du herrlich!
Vor wilder Freude kreischend tobte Kalli mit seinem Vater im Pool, seine Mutter ging kopfschüttelnd ins Haus, um Felicitas in der Küche zu helfen, sie konnte die Albernheiten ihres Mannes nicht mehr mit ansehen. Manchmal wusste sie wirklich nicht mehr, wer von den beiden der kleine Junge war. Die wilde Balgerei im Pool ging um ein großes grünes Krokodil, in einem Moment saß Kalli triumphierend auf dem Gummitier und im selben Moment eroberte sein Vater den Sitzplatz auf dem Krokodil. Höchst empört schrie Kalli: „Du schummelst.“
„ Nein“, lachte sein Vater, „ ich bin bloß ein wenig stärker als du!“
Endlich hatten beide genug getobt und legten sich in die Sonne. Aber kaum hatte Kalli seine Mutter ins Wasser gehen sehen, sprang er sofort hinterher. Aber mit seiner Mutter schwamm er brav hin und her und dabei erzählten sich die beiden die letzt erlebten Dinge. Der Gong von Felicitas rief die kleine Familie ins Haus. Nach dem herrlichen Essen legten sich die drei zur Siesta in die Liegestühle.
Kalli schreckte hoch, ihm war das Buch während seiner Träumereien aus den Händen gefallen. Unlustig blätterte er in dem Buch herum, er musste über sich selbst den Kopf schütteln, was war bloß los mit ihm? Das Buch war doch prima und auch richtig spannend. Er hatte wohl gerade keinen Bock zum lesen. Franz! Das war es. Kalli ging die Kellertreppe herunter und klopfte an der Tür, die zur Wohnung vom Franz führte. Kalli hörte Franz rufen: „Ich bin in der Garage!“
Kalli grinste und dachte: „Wo sonst wohl.“
Kalli drehte sich um und ging den Gang zur Garage, Franz stand gebeugt über der offenen Motorhaube und arbeitet irgendetwas an den vielen Schläuchen und Kabeln im Motorraum. Unter der langen, sehr langen Motorhaube verbarg sich ein riesiger Motor, Franz hatte Kalli erklärt, dass es sich um einen Reihenzwölfzylinder handelt, eine echte Rarität, werden heutzutage gar nicht mehr gebaut. Anhand mehrerer Explosiv-Zeichnungen, die an der langen Wand hingen, hatte Franz Kalli den Motor genauestens erklärt. Kalli wusste jetzt von Zylindern, Kolben, Ventilen, Pleuelstangen, Kurbelwellen und Kardanwelle. Franz hatte ihm erklärt, wie das Benzin in die Zylinder kam, dort verbrannte und dadurch den Kolben bewegte. Die Auf – und Ab Bewegung der Kolben verwandelte die Kurbelwelle in eine Drehbewegung und die Kardanwelle brachte die Motorkraft über das Getriebe an die Räder. Franz ging um das Auto herum, setzte sich hinter das Lenkrad und startete den Motor. Kalli liebte das Motorengeräusch über alles, diese große Maschine brabbelte und schnurrte so herrlich vor sich hin, er konnte Franz sehr gut verstehen. Franz war zufrieden, er stellte den Motor ab und reinigte jetzt die Weißwandreifen, die mächtigen Pneus auf den großen Rädern, die Kalli immer ein bisschen an Kutschenräder erinnerte, waren ein wenig von der letzten Fahrt verschmutzt. Franz sagte zu Kalli: „ Kutschenräder waren tatsächlich Vorbild für diese Felgen.“
„Aha“, kam es etwas erstaunt von Kalli.
Franz reinigte noch die weichen Lederpolster der Sitze im Fahrgastraum und zum Schluss seinen Fahrerplatz. Kalli wusste noch immer nicht, wie Franz bei Wind und Wetter bei dem offenen Fahrerplatz trocken bleiben konnte. Franz hatte ihm zwar auf seine Frage gesagt: „Das liegt an der Bauweise des Autos!“
Franz war mit seiner Arbeit fertig und schaute auf die große Wanduhr: „ Ah, es ist schon wieder Zeit fürs Abendessen.“ Die beiden wuschen sich die Hände und gingen die Treppe hoch und in die Küche, wo sie von Ingeborg freudestrahlend begrüßt wurden.
Ingeborg drückte ihren Kalli sanft an sich, was er sich vergnügt gefallen ließ, vielleicht hat sie Kartoffel Gratin gekocht, Kalli aß das für sein Leben gerne. „Ich habe Kartoffel Gratin für dich“ und an Franz gewandt „für dich habe Bratkartoffeln gemacht. Ich hoffe, das das in Ordnung geht?“
Beide nickten begeistert und setzten sich erwartungsvoll an den Tisch. Franz bekam zu den Bratkartoffeln Sülze mit Remouladensauce und Kalli kleine Putenschnitzel. Eine große Schüssel bunten Salats rundete das Essen ab. Franz trank ein Pils und Kalli einen Orangensaft. Jetzt fehlt nur noch rote Grütze zum Abschluss, schmatzte Kalli innerlich. Ingeborg räumte das Geschirr von Tisch und kam mit einer Schüssel roter Grütze zurück, stellte dazu einen Krug mit Vanillesoße und einen Krug mit flüssiger Sahne dazu. „Hach“, stöhnte Kalli beglückt, „das Leben kann so schön sein.“ Ingeborg freute sich sehr und Franz schmunzelte ganz versteckt ein klein wenig.
Ingeborg räumte die Küche auf und dachte liebevoll an ihrem Kalli, sie liebte dem kleinen Kerl abgöttisch und seit ihm als eines seiner ersten Wörter ihr Namen gelang, war sie hin und weg. Kalli sagte damals ganz süß: „Ingaborg.“ Und diese Aussprache ihres Namens behielt er bei und Ingeborg war darüber so selig.
Wie abgesprochen, trafen sich die drei Jungens an der Mauer gegenüber dem Südtor. Kalli fragte Egon und Simon, ob sie sich etwas ausgedacht haben. Beide Jungs schüttelten ihre Köpfe und Kalli sagte dann: „Dann lasst uns erstmal in unser Baumhaus gehen, vielleicht fällt uns dort etwas ein.“
Die drei Jungs steigen über die niedrige Mauer, die die Straße von der Grünanlage trennte, liefen schräg die Böschung zum Fluss herunter. Egon hielt für seine Freunde höflich die Zweige der Trauerweide zur Seite und Simon zupfte an dem dünnen Ast und die Strickleiter fiel herab. Kalli lehnte sich an die Wand ihres Baumhauses, die zum Fluss zeigte und seine beiden Freunde setzten sich ihm gegenüber. Simon fragte seine Freunde. „Was ist eigentlich aus unserem Boot geworden?“
„Ja“, richtig, was ist eigentlich daraus geworden“, fragte Egon jetzt Kalli direkt.
„ Ich habe null Ahnung“, antwortete Kalli verblüfft, „ an das Boot habe ich schon gar nicht mehr gedacht.“
„Dann lasst uns doch einfach mal nach sehen“, meinte Simon. Die drei Jungens standen auf und Egon sagte zu Kalli: „Nimm deinen Rucksack mit!“
Kalli schaute sich in dem Baumhaus um, richtig, an der Wand lehnte sein Rucksack.
Simon zog die Strickleiter hoch in die Äste des Baumes und dann gingen die drei das kurze Stückchen zu dem Platz, an dem sie ihr Boot versteckt hatten. Kalli versuchte sich vorzustellen, wie weit sie seinerzeit mit ihrem Boot gekommen waren, erwusste nur noch, dass sie ein Indianerkanu nach bauen wollten. Vorsichtig räumten die Jungs die Zweige ab und anschließend die dunkelgrüne Plastikplane. Kalli und seine Freunde schauten total perplex das Boot, besser gesagt das Kanu an.
Egon stotterte verblüfft: „Ich wusste gar nicht, dass wir schon soweit mit dem Boot gekommen waren.“
„Hast du das Kanu so bemalt?“, fragte Simon Kalli.
Der antwortete maßlos überrascht: „Muss wohl, ich bin ja von uns der einzige, der so malen kann!“
Egon lachte lauthals und schlug Kalli dabei auf die schmalen Schultern: „Ein Glück, dass ich nicht das schöne Kanu bemalt habe.“
Die drei Jungs lachten und tobten ausgelassen um das schöne Kanu herum, fast wie echte Indianer. Bis Simon sagte: „Jetzt fehlen nur noch die Paddel, dann könnten wir los!“
Kalli ging zu dem Kanu, hob es vorsichtig ein wenig hoch: „Ich glaube, die Paddel liegen unter dem Kanu.“
Egon bückte sich und griff unter das Kanu und zog ein in Plastikfolie gewickeltes Paket vor. „Jetzt sag bloß, dass das die Paddel sind“, fragte Simon völlig von den Socken.
Es waren die Paddel! „Dann lasst uns lospaddeln“, jubelte Egon ausgelassen, genau, los geht’s, rief Kalli aufgekratzt. Er konnte sich zwar absolut nicht erklären, wie so ihr Kanu auf einmal fix und fertig in seinem Versteck lag, aber was soll es!!
Vorsichtig trugen die drei Jungens das erstaunlich leichte Kanu an das Ufer des kleinen Flusses und setzten es ins Wasser. Sofort drehte es sich in die leichte Strömung und Simon zog das Kanu mit der Leine wieder näher ans Ufer. Kalli griff nach dem Boot und sagte zu seinen Freunden: „Ich glaube, es ist besser, wenn wir unsere Schuhe ausziehen, sonst zertreten wir noch den Boden.“
Die Jungs verstauten ihre Schuhe im Bug und Heck des Kanus, auch Kallis Rucksack fand dort Platz. Äußerst vorsichtig kletterten Egon und Simon ins Kanu und hockten sich auf die Bodenplatten, als Simon saß, winkte er Kalli zu, los, komm rein. Das Kanu schaukelte ein wenig, jeder der Jungs nahm ein Paddel in die Hand und Kalli stieß das Kanu leicht vom Ufer ab. Leicht glitt das Kanu mit der Strömung Richtung Westtor. „Paddeln wir erstmal bis zu der Insel“, schlug Kalli vor, ok, klaro, kam es von seinen Freunden.
Das Westtor glitt langsam vorbei und die kleine Insel mitten im Fluss kam näher. Durch die Verengung wurde die Strömung etwas schneller und das Kanu nahm richtig Tempo auf, es war leicht zu lenken, Kalli hatte es schnell begriffen, wie er mit dem Paddel das Kanu lenken konnte. Ganz vorsichtig näherte sich das Kanu dem Ufer, die kleine Insel hatte zum Glück ganz feine Sandufer und so konnte das Kanu unbeschadet auf den Sand rutschen. Kalli stieg aus dem Kanu und hielt es fest, bis seine Freunde auch ausgestiegen waren. Restlos von dem Kanu begeistert, tobten die drei Jungs auf der kleinen Insel herum. Kalli schlug vor: „Lasst uns bis zu dem Wehr paddeln und dann wieder zurück fahren.“
„ Prima Idee“, kam es sofort als Antwort von Egon und Simon.
Die Jungs kletterten wieder in das Kanu, paddelten um die kleine Insel herum und fuhren den Fluss hoch zum Wehr. Der Fluss machte vor der Bundesstrasse eine langgezogene Linkskurve und wurde danach langsam breiter. Das Wehr staute den Fluss etwas auf, so dass so etwas wie ein kleiner See entstand. Kalli drehte eine Runde auf dem See, die Jungs scheuchten dabei eine Menge Wasservögel auf.
„Sollen wir noch mal an der Insel anhalten?“; fragte Simon und Kalli sagte: „Klar, dann machen wir eine kleine Pause und sehen mal nach, was ich alles im Rucksack habe.“
Vergnügt kauend, saßen die drei am Ufer der kleinen Insel, vor sich ihr tolles Kanu und in der Hand gut belegte Brötchen. „Du kannst deiner Köchin einen schönen Gruß von mir bestellen, sie hat dir super Brötchen mitgegeben“, kam es etwas undeutlich aus Egons Richtung.
„ Von mir auch, von mir auch“, schloss sich Simon sofort an. Kalli kaute voller Wonne: „Und sie weiß immer, was uns schmeckt!“
„Stimmt genau“, gab Egon zu.
Die drei saßen äußerst zufrieden in ihrem Baumhaus, das Kanu hatten sie wieder gut bedeckt, die Paddel hatten sie mit ins Baumhaus genommen. Kallis Rucksack war leer und Simon sagte nach einem Blick auf seine Armbanduhr: „ Tut mir leid, Jungs, ich muss los, meine Eltern wollen mit mir in die Neustadt, sie meinen, ich brauche noch ein paar neue Sachen.“
Die Freunde klatschten sich ab und Simon kletterte aus dem Baumhaus. „Wir könnten, bevor ich auch nach Haus muss, noch eben die Fensterklappe reparieren“, schlug Egon vor. „Das ist gut“, Kalli stand auf und kramte in der Holzkiste nach passendem Werkzeug.
Kalli saß ziemlich unschlüssig auf der niedrigen Mauer nahe dem Südtor. Nachdem sich auch Egon verabschiedet hatte, stellte Kalli mit einem Blick auf seine Uhr fest, dass er noch eine Menge Zeit bis zum Abendessen hatte. Er stand auf und schlenderte lässig zum Südtor, die Hände in den Taschen seiner knielangen Hose vergraben. Mit einem Stein spielte er Fußball, als er von einer hellen Stimme angerufen wurde. Er war sofort wie elektrisiert, die Stimme kannte er so gut. Er sah hoch und direkt in das Gesicht von Litha. Kalli strahlte Litha hocherfreut an, er mochte das Mädchen sehr gerne. Sie war nett, konnte den Mund halten und hatte oft ganz erstaunliche Ideen und Vorschläge, die ihn und seine Freunde so oft nur noch staunen ließen. Er kannte Litha von ganz klein auf, ihre Eltern wohnten gegenüber von seinem Elternhaus und so spielten die beiden Kinder zusammen. Mal schlief Kalli bei Litha und oft schlief Litha bei Kalli. „Hei“, sagte Litha zu Kalli, was liegt an?“
„Im Moment habe ich Leerlauf, Egon und Simon mussten weg und ich habe noch etwas Zeit“.
„Gut, ich auch, gehen wir zusammen gemütlich nach Haus.“
Sie sprachen über dies und das, während sie durch die engen Gassen der Altstadt gingen. Sie kamen an ihrer bisherigen Schule vorbei, erreichten den Hauptmarkt mit dem schönen alten Rathaus, daneben die Kirche und ihr Kindergarten. Links schloss sich die zweite Kirche an. Die beiden folgten der Gasse zwischen Kirche und Kindergarten, die Gasse bog sich etwas nach rechts und hier roch es immer nach Pommes, Kalli sah Litha an und sie nickte sofort zustimmend.
Litha tauchte ihre Pommes bei Kalli in die Mayo und Kalli seine Pommes bei Litha in den Ketchup. Litha erzählte Kalli, das sie mit ihren Eltern in der zweiten Hälfte der Sommerferien nach Marokko fliegt, in die Nähe von Agadir und was macht ihr? Kalli antwortete Litha: „Wir fahren wie immer mit dem Auto in unser Landhaus, auch in der zweiten Hälfte der Ferien, genau wie ihr.“
„Fein“, freute sich Litha, „dann können wir vielleicht noch mal etwas gemeinsam unternehmen, was meinst du?“ Strahlend über alle vier Backen, mit Ketchup verschmierten Mund kam die Antwort von Kalli: „Klar, prima, machen wir, ich freu mich drauf.“
Vor Lithas Elternhaus sagte Kalli selig tschüss zu seiner Litha und das Mädchen beugte sich vor und hauchte einen zarten Kuss auf die Wange von Kalli, nahe am Mund, sie lachte ihn schelmisch an, du hattest da Ketchup! Kalli torkelte selig ins Haus und lief Ingeborg in die weichen Arme. „Was ist denn mit dir passiert?“
„Du strahlst ja wie ein Honigkuchenpferd.“
Kalli stotterte irgendwelche Laute und ging die Treppe hoch. Ingeborg sah auf der anderen Straßenseite Litha mit ihrer Mutter stehen und verständnisvoll huschte ein Lächeln über ihr hübsches rundes Gesicht.
Simon trudelte auch endlich ein und Kalli zuckelte Richtung Südtor. Die drei wollten noch mal über die Stadtmauer bis zum Westtor und kurz davor den von ihnen entdeckten Gang erkunden. Sie sahen auf ihren Weg Kinder in den Gassen spielen, Geschrei klang hoch zu ihnen, Egon lachte, man kann merken, dass Ferien sind. „Jau“, kam es trocken von Simon, auf meiner Straße ist der Teufel los, ich wusste gar nicht, dass auf meiner Straße soviel Kinder sind“
Die drei erreichten die versteckte Stelle, zugewachsen mit dichten Büschen, die sich hartnäckig mit ihren Wurzeln in die Trümmer krallten. Kalli bog ein paar Zweige zur Seite und die beiden Jungs schlüpften durch. Kalli drehte sich zur der Öffnung, um ebenfalls durch zu gehen, als er eine Stimme hörte, die für ihn wie Weihnachten und Ostern auf einmal war. Litha fragte freundlich, was sie da vorhaben. Simon steckte seinen Kopf durch die Blätter, grinste Litha freundlich an und sagte zu ihr: „Kalli hat einen Gang entdeckt, den wollen wir jetzt näher erkunden.“
„Ich komm mit“; kam es von Litha.
Schon kletterte das Mädchen geschickt die Trümmer hoch zu den drei Jungs. Egon knurrte: „Pah, Mädchen.“
Litha lachte: „Das hab ich gehört, Egon!“
Egon zuckte nur mit seinen Schultern. Die kleine Gruppe rutschte mehr als sie ging in den schmalen Gang, der tiefer und tiefer nach unten ging und dunkler und dunkler dabei wurde. Litha hielt sich nahe bei Kalli, was ihn ganz stolz machte. „Eine Taschenlampe wäre nicht jetzt schlecht“; kam es von Litha.
„Kalli hat bestimmt eine in seinem Rucksack“, auffordernd schaute Simon Kalli in dem schwachen Schein des kleinen Feuerzeuges an.
„Ich seh mal nach“, Kalli nahm den kleinen Rucksack vom Rücken und öffnete ihn.
Tatsächlich, es war nicht nur eine Taschenlampe in dem Rucksack, nein, es waren tatsächlich gleich vier Stück in dem Rucksack. Simon grinste: „Wusste ich doch, Kalli weiß nie, was er alles einsteckt.“ Kalli verteilte die Taschenlampen, immer noch wie überrumpelt, wie kamen bloß die vier Taschenlampen in seinen Rucksack, drei Taschenlampen hätte er ja noch irgendwie verstanden, nei - in, es waren eben vier. Egal, jetzt war das Vorwärtskommen um einiges einfacher, das Licht von den vier Taschenlampen strahlte den engen Gang hell aus. Es ging immer noch abwärts, jetzt wurde es
feucht in dem Gang, Wasser rann von der Decke und Egon schimpfte giftig: „Jetzt habe ich nasse Füße!“
Kalli leuchtete Egon an und musste lachen, bis an die Knöchel stand Egon in einer Pfütze.
Egon blieb in der Pfütze stehen und half seine Kumpels an der Pfütze vorbei: „Jetzt ist es doch egal, nasser kann es nicht werden.“
Jetzt ging der Gang ein gutes Stück gerade aus und knickte dann scharf nach rechts. Das laufen wurde unbequem, weil der Boden voller Geröll war. Wieder knickte der Gang scharf, diesmal nach links und es ging aufwärts.
Kalli meinte: „Jetzt müssten wir schon hinter dem Westtor sein?“
Simon nickte bejahend, Egon schüttelte zweifelnd mit dem Kopf, Litha war auch Kallis Meinung. Die Kinder krabbelten mehr als sie gehen konnten, den doch recht steilen Gang hoch und erreichten so etwas wie ein kleines Zimmer mit zwei winzigen Fenstern, Schießscharten?
Simon schielte durch den schmalen Spalt nach draußen: „Kalli hat recht, ich kann die kleine Insel sehen.“
Aus dem kleinen Zimmer führte nur eine kleine Öffnung, auf allen vieren krochen die Kinder durch den engen und niedrigen Gang, der sich urplötzlich und unerwartet vergrößerte, so das die Kinder wieder bequem stehen konnten. Litha wischte sich ein paar Spinnweben aus dem Haar, das war es, was Kalli so an dem Mädchen mochte, andere Mädchen hätten jetzt geschrien und sich geekelt.
Der Gang in der Mauer oder unter der Mauer, so genau konnte Kalli das nicht feststellen, führte sie jetzt ziemlich gerade weiter, machte dann einen leichten Bogen nach rechts. Kalli war sich jetzt sicher, dass das der Mauerbogen war, der zum Nordtor zeigte. Und jetzt schrie Litha doch ganz leise auf, im Licht der Taschenlampen grinste ein uraltes Skelett die Kinder an. Litha drückte sich für einen Moment nahe an Kalli. Egon machte prompt seinen Spaß, er ergriff die Knochenhand von dem Skelett und fragte vergnügt, wie es denn so geht. Ein paar uralte Kleiderfetzen hingen an den Knochen, etwas weiter lag so etwas wie eine Heugabel? und ein derber Knüppel.
Litha hatte sich erholt und sagte zu den Jungs: „Die Geschichte von dem würde ich gerne hören.“
Und zeigte auf das Skelett. Die könnte sehr interessant sein, meinte auch Kalli dazu. Die Kinder durchsuchten den Raum und fanden unter einem Haufen alter Lumpen noch ein verbogenes Schild und etwas weiter ein verrostetes und verbogenes Schwert.
„Vielleicht sollten wir unseren Fund dem Museum melden?“, fragte Simon in die Runde, Kalli zuckte etwas unsicher mit den Schultern: „Versuchen können wir es ja, vielleicht!“
Egon verabschiedete sich formell von dem Skelett und die Kinder gingen aus dem Raum in den Gang. Der endete dann sehr schnell vor einem großen Trümmerberg und die Kinder standen außen vor der Stadtmauer im hellen Sonnenlicht. Wie Kalli vermutet hatte, waren sie bis in den Bogen der Mauer vorgedrungen, der die Mauer zum Nordtor schloss.
„Nächstes Mal möchte ich versuchen, den Gang zur Burgruine zu finden, macht ihr wieder mit?“
Alle nickten und Litha fragte Kalli: „Kennst du denn den Eingang?“
„Nein, aber der müsste in der Stadtmauer zu finden sein.“ „Irgendwo von hier bis zum Nordtor oder vielleicht sogar hinter dem Nordtor.“
„Na, da, haben wir aber eine Sucherei vor uns“, warf Egon ein, „aber wir haben ja jede Menge Zeit.“
„Stimmt genau“, kam die Antwort von allen. Die Freunde verabredeten sich wieder für morgen und Litha war wie selbstverständlich dabei.
Simon schaute auf seine Armbanduhr, wird Zeit für mich, ich geh gleich mit, schloss sich Egon an: „Dann bis morgen, tschüss!“
Kalli hörte noch, wie Egon Simon nach seiner neuen Uhr fragte, da spürte er Lithas Hand, lasst uns gehen, es wird auch Zeit für mich.
Nachdem Abendessen, bei dem er von Franz erfuhr, dass seine Eltern morgen heim kommen, saß Kalli in seinem Turmzimmer. Seine Hände hielten ein Buch, aber mit seinen Gedanken war er zurück gewandert. Er sah sich auf allen vieren durch das Haus flitzen, verfolgt von Ingeborg mit flatternden Röcken. Bald schon konnte er das lange und sehr glatte Treppengeländer herunterrutschen, sehr zum Entsetzen von Ingeborg. Sein Vater lachte nur: „Richtige Jungens brauchen das!“ Irgendetwas stimmte mit dem Treppengeländer nicht, da war sich Kalli sehr sicher, er wusste bloß immer noch nicht, was es war. Der Handlauf endete am Fuß der Treppe in einem leichten Bogen nach oben in eine ziemlich große Abschlussverzierung, eigentlich müsste er doch beim herunter rutschen dagegen stoßen. Aber keine Spur davon! Er rutschte mit beachtlichem Tempo herunter, hörte das entsetzte Jammern von Ingeborg, spürte wie ihn der Bogen am Ende des Handlaufes anhob und sanft abbremste und genau das ging eigentlich nicht, er müsste doch gegen die dicke Verzierung prallen?!?
Eines Tages kam sein Vater, er musste so um die vier Jahre alt gewesen sein, früher als erwartet nach Haus und brachte ihm eine Spielkonsole mit. Sein Vater spielte mit ihm bis tief in die Nacht, bis selbst seine Mutter genug hatte und beide uns Bett scheuchte. Kalli hörte noch, wie sein Vater seiner Mutter ganz stolz erzählte, wie schnell er die Handhabung von dem Gerät und den Controllern begriffen hatte.
„Du hättest mal sehen sollen, wie schnell die kleinen Finger die vielen Knöpfe und Tasten im Griff hatten.“
„Und wer hat gewonnen?“, fragte seine Mutter jetzt schon wieder versöhnlich zurück.
„Kalli natürlich“, lachte sein Vater stolz und laut. Ein paar Tage später kam Litha mit Kalli aus dem Kindergarten und Kalli zeigte Litha die Spielkonsole – und selbst Ingeborg hatte erhebliche Mühe, die beiden Kinder von der Konsole weg zulocken. Sie schaffte es erst mit frisch gebackenen Waffeln, deren Duft konnten beide nicht wieder stehen! Und jetzt noch mit Vanilleeis seufzte Kalli erwartungsvoll. Ingeborg strahlte die beiden Kinder an und Kalli sah die Waffeln, das Eis und die heißen Kirschen!
Kalli klappte das Buch zu und kroch ins Bett.
Der Mittwoch war für ihn ein ganz besonderer Tag, er feierte seinen ersten Geburtstag im Kindergarten! Alle gratulierten ihm, die Kindergärtnerin setzte ihm die Geburtstagskrone auf und er durfte an der Stirnseite des langen Tisches sitzen. Mit dem Zepter aus roter Pappe klopfte er auf den Tisch und bat um etwas Ruhe. Erwartungsvoll schauten ihm alle Kinder an, Kalli grinste: „Kuchen für alle!!“
Schreiend und kreischend stürmten die Kinder zu dem Kuchenbüfett und da passierte wieder so etwas Ungewöhnliches: Litha kam etwa bedröbbelt zu ihm und fragte ganz traurig: „Hast du keinen Erdbeerkuchen mitgebracht?“
Kalli sah erschreckt zu seiner Mutter, sie schlug etwas übertrieben ihre Hände vors Gesicht: „Entschuldige bitte, den Kuchen habe ich glatt im Auto vergessen!“
Ich hol ihn sofort herein, Litha strahlte wie zu Weihnachten, als seine Mutter mit dem tollen Erdbeerkuchen zurück kam, aber Kalli wusste, dass das Auto leer geräumt war!! Er sah wieder zu seiner Mutter, die lächelte ihn ganz lieb an und zeigte mit dem Daumen nach oben! Ach, er hatte seine Mutter sehr lieb.
Die drei Freunde und Litha trafen sich diesmal am Westtor, sie saßen in der warmen Sonne auf der niedrigen Mauer und sprachen über die Möglichkeiten ihrer Unternehmungen. Simon schlug vor: „Wir könnten den Gang zur Burgruine suchen.“
Egon murmelte etwas von einem faulen und bequemen Tag und Kalli fand den Vorschlag von Egon auch gut: „Wir könnten doch mit unserem Kanu den Fluss herauf paddeln, bis zu dem Badesee hinter der Neustadt.“
Die Idee fanden alle prima, bis auf Litha: „Ich habe keinen Badeanzug dabei.“
Die drei Jungs guckten verdutzt, für sie war das kein Problem. „Wenn ihr auf mich einen Moment wartet, hol ich mir schnell das Badezeug.“
Simon und Egon wollten sich auch ihre Badehosen holen und du, wurde Kalli gefragt. Kalli hatte seinen Rucksack geöffnet und seine Badehose und ein Badetuch in der Hand. „Manchmal bist du mir direkt unheimlich“, lachte Simon über das blöde Gesicht von Kalli.
Treffen wir uns gegenüber von der Trauerweide an der Mauer.
Kalli machte es sich auf der niedrigen Mauer bequem und sah, wie seine zwei Freund und Litha im Westtor verschwanden. Kalli hoffte es sehr und Litha drehte sich kurz, bevor das Tor sie verschluckte, kurz zu ihm um und strahlte in mit ihren schönen Augen an.
Kalli mochte Litha schon solange er denken kann, man konnte mit ihr prima spielen, sie war nicht zickig und sie konnte an den richtigen Stellen den Mund halten. Litha erinnerte ihn immer ein wenig an eine geschmeidige, elegante Katze. Diese Geschmeidigkeit kam bei Litha besonders bei einer für sie typischen Handbewegung zum Ausdruck und Kalli wartete immer auf diese Handbewegung, mit der Litha ihre Haare nach hinten strich. Das Katzenhafte hatte mehr mit ihrer Art, sich zu bewegen zu tun, als mit ihrem aussehen. Obwohl ihre tollen grünen Augen und ihre Kastanien braunen
Haare, die ihr in einer prachtvollen Mähne bis zum Po reichte, schon eine Augenweide waren!
Überrascht schaute Kalli auf seine Armbanduhr, seine Freunde kamen schon mit Hallo wieder zurück und gemeinsam gingen sie zur der Trauerweide.
Litha sah sich bewundernd das Kanu an, es war aber auch wirklich ein tolles Boot geworden. Simon hatte die Paddel aus dem Baumhaus geholt und die Jungs hatten das Kanu ins Wasser gesetzt. Egon und Litha gingen als erste ins Boot, dann stieg Simon vorsichtig dazu und als letzter setzte sich Kalli ins Boot und stieß es vorsichtig vom Ufer ab ins Wasser.
Mit den vier Paddeln kam das Kanu auch gut gegen die Strömung des kleinen Flusses voran. Litha war von dem Kanu restlos begeistert und hörte gar nicht mehr auf, die drei Jungs zu loben: „Da habt ihr wirklich mal was ganz tolles gemacht, wunderschön und wie leicht es durch das Wasser fährt.“ Schon ziemlich stolz schauten sich die drei Freunde an.
Das Kanu glitt an dem Südtor vorbei und die vier hörten erstauntes Rufen von der Strasse. Eine Gruppe Kinder hatten sie auf dem Fluss entdeckt und riefen laut ihr Erstaunen zu den vieren herüber. Freundlich winkten die vier zurück und die Kinder auf der Rundstrasse liefen parallel zum Boot ein Stück mit.
Die Bootsfahrer passierten das Osttor und folgten der Rechtsbiegung des Flusses. Sie sahen die Burgruine durch das Gebüsch und paddelten jetzt ein Stück neben der Bundesstrasse lang. Sie erreichten die Brücke, die sich über den kleinen Fluss spannte, der sich kurz darauf zu dem kleinen Badesee verbreiterte.
„Wo wollen wir anlegen? fragte Kalli ins Boot und Litha antwortete sofort: „Ich kenne einen schönen Platz am linken Seeufer.“
„Gut“, sagte Kalli und steuerte das Kanu nach links. „ Ein Stückchen noch gerade aus und dann nach links“, gab Litha ihre Anweisung an Kalli. Sie hatte recht, es war ein schöner und ungestörter Platz, eine kleine Bucht mit einem Grasstreifen am Ufer und mit Schatten von ein paar Bäumen. Ein dichter Schilfgürtel schützte die kleine Bucht vor neugierigen Blicken. Litha nahm ihre Badesachen und verschwand in den Büschen. Die drei Jungs schlugen sich nach rechts in die Büsche und dann rannten sie alle zusammen mit Hurragebrüll in das kühle Wasser.
Die kleine Badesee war bei groß und klein gleichermaßen beliebt, weil er flach war und sauber, mit angenehmen Temperaturen. Der See war selbst für die kleinsten ungefährlich. Lautes Kinderlachen, Geschrei von den herum tobenden Kindern hing über dem Wasser. Kalli schwamm mit seiner Clique eine Runde um den See und sahen dabei eine Menge Kinder aus der Nachbarschaft und aus der Schule.
Mit lautem Geschrei begrüßten sich die Kinder. Blau war der Himmel über dem See, die Sonne knallte auf das Wasser, dass durch die Hitze kleine Dampfwolken entstanden. Faul lümmelten sich die vier auf ihren Badelaken und fanden die Welt einfach herrlich.
Um die Mittagszeit packte jeder sein mitgebrachtes Essen aus und legte es in die Mitte auf ein von Litha ausgelegtes Plastiktuch. Jeder aß von allem und schnell war das Essen verputzt, etwas ungläubig schaute Egon auf die leeren Behälter: „Schon alles weg?
Litha lachte laut: „Das musst gerade du fragen.“
„Ich muss viel essen, weil ich ein großer Junge bin“, jammerte Egon entsetzt.
Kalli kramte in seinem Rucksack herum und holte zwei Päckchen Mini-Salamis heraus und gab sie Egon. „Du bist mein Retter“, kam es von Egon und griff erleichtert zu.
„Jetzt habe ich nur noch ein paar Schokoriegel“, verkündete Kalli, aber Litha und Simon winkten dankend ab und selbst Egon war jetzt zufrieden.
Nach einer ausgedehnten Mittagspause sprangen die vier wieder ins erfrischende Wasser und überquerten den kleinen See gerade hinüber zum anderen Ufer. Sie setzten sich zu den Nachbarskindern, quatschten und tobten mit ihnen, bis die ersten aufbrachen.
Auch Litha sagte, das sie jetzt langsam nach Hause müsste. Die vier schwammen zu ihrer Bucht zurück und verschwanden in den Büschen, um sich umzuziehen. Sie verstauten ihre Sachen im Kanu und paddelten rechts zur Brücke. Nach der Brücke lenkte Kalli dem Kanu nach rechts und mit der Strömung des Flusses glitt das Kanu leicht durch das Wasser. Die vier saßen ziemlich ruhig in dem Kanu, dass jetzt die Biegung des Flusses erreichte, der er um ihre kleine Stadt machte. Rechts war wieder die Burgruine zu sehen und die Paddel wurden immer langsamer ins Wasser getaucht.
„Mensch, ich bin knatschkaputt“, brachte Egon es für alle auf einen Nenner.
Kalli schreckte aus seiner vor sich hin Döserei richtig hoch: „Du sagst es“; kam es leise von ihm.
Das große Haus hallte von Kindergeschrei wieder und er hatte an seinem Geburtstag seine helle Freude. Seine ganze Schulklasse ist gekommen und tobte jetzt durch das große Haus. Ingeborg brachte unentwegt Kuchen, Kekse, Waffeln und Getränke und jeder Wunsch eines Kindes wurde prompt erfüllt. Ein kleiner Junge kam auf Kalli zu gerannt, bremste schwer atmend vor ihm und sagte laut japsend: „Bei dir ist es irre, meine Eltern würden schon alles zusammen schreien.“ Und weg war er wieder.
Litha kam mit einem Teller in der Hand auf ihm zu, auf dem Teller war natürlich ein Stück Erdbeerkuchen, strahlte Kali in ihrer unvergleichlichen Art an: „ Tolle Geburtstagsparty, einfach Klasse!“ Darüber freute sich Kalli besonders.
Zwischen zwei Gruppen entbrannte ein Wettstreit im Treppengeländerutschen, noch führte die Gruppe, die das linke Geländer herunter rutschte, aber dann sah Kalli, wie sein Vater mit einem Jungen aus der anderen Gruppe flüsterte, der sah mit leuchtenden Augen seinen Vater an und rannte zu seinen Kumpels und flüsterte mit ihnen.
Und schon der erste Junge gewann das Herunterrutschen! Etwas giftig guckten jetzt die Kinder der anderen Gruppe und es entbrannte ein heftiger Wettstreit. Kalli sah, wie sein Vater die Streitereien schlichtete und er drehte sich zu einer Gruppe Jungens um, die ihn anriefen: „ Dürfen wir mit deiner Spielkonsole spielen?“
„Klar“, rief Kalli des Jungens zu, mein Zimmer ist offen.“ Blitzschnell waren die Jungens nach oben verschwunden.
Ingeborg brachte eine neue Ladung Kuchen und Gebäck und nahm auf den Rückweg in die Küche jede Menge Geschirr mit.
Seine Mutter tröstete ein kleines Mädchen, das bitterlich weinte, es hatte sich beim herum Toben weh getan.
Zum Abendessen brachte Ingeborg und seine Mutter Schüssel voll mit goldgelben Pommes, Majo und Ketchup dazu, Platten mit Hähnchenfleisch und jede Menge Würstchen. Egon stöhnte maßlos enttäuscht: „Ich habe soviel Kuchen gegessen, jetzt schaffe ich keine Pommes mehr!“
Alles lachte lauthals über das traurige Gesicht von Egon. Litha kam kurz darauf zu Kalli: „Ich muss jetzt gehen, es war ganz toll bei dir, wir sehen uns sicher morgen.“
Sie drückte Kalli zum Abschied ganz leicht und Kalli wurde es unwahrscheinlich wohl.
Die Kinder wurden nach und nach von ihren Eltern abgeholt und das Haus wurde langsam still.
Kalli schreckte hoch, da jammerte doch wer, es war natürlich Egon: „Ich glaube bald, dass wir heute gar nicht mehr nach Hause kommen.“
Kalli sah sich um, sie waren gerade mal am Osttor, was war denn bloß los? So müde konnten sie doch von dem herum toben im Wasser wirklich nicht sein! Aber auch Simon und Litha sahen wirklich geschafft aus.
Lasst doch für einen Moment das Kanu nur mit der Strömung fahren und wir ruhen uns etwas aus. Im Kanu blieb es weiterhin sehr still, Litha hatte ihre rechte Hand ins Wasser gehängt und versonnen schaute Kalli auf die Hand. Nach einer Weile stutzte er, irgendetwas stimmte hier nicht! Er sah genauer auf das Wasser des Flusses, sah zum Ufer, das Kanu trieb langsam wieder zurück! Kalli rief etwas aufgeregt seine Freunde an: „Wir fahren zurück, wir fahren zurück.“
Simon sah sich jetzt ebenfalls um, tatsächlich, das Kanu trieb flussaufwärts!
Egon stöhnte furchtbar: „Ich habe es doch gesagt, wir kommen heute nie nach Haus und ich habe einen Hunger wie ein Wolf.“
Litha lachte den Jungen an: „Du hast doch immer Hunger wie ein Wolf.“
„Stimmt“, bestätigte Egon die Feststellung von Litha.
Bei Kalli kam die Erkenntnis wie ein Lichtblitz, die haben oben das Wehr geöffnet!! „Mensch, klar, das ist die Lösung“, kam es von erleichtert von Simon.
„Aber wir kommen trotzdem nicht nach hause.“ Jammerte Egon weiter.
Kalli rief Egon an: „ Guck mal in meinem Rucksack nach, vielleicht findest du noch etwas essbares!“
Damit war Egon erstmal zufrieden gestellt und Kalli und Simon besprachen ihre Situation: „Wir könnten hier ans Ufer gehen“, schlug Simon vor und das Kanu, fragte Kalli unsicher. Litha meinte: „Das Ablassen des Wassers dauert doch eigentlich nie lange oder?“
„Nein, eigentlich nicht“, antworteten die beiden Jungs.
„Lasst uns doch einfach langsam weiter paddeln, das Wasser wird schon wieder abfließen.“
Damit konnten die Jungs leben und tauchten ihre Paddel ins Wasser.
Kalli dachte so bei sich, langsam habe ich auch genug, was gebe ich darum, jetzt an dem Baumhaus zu sein. Kalli spürte eine Berührung: „ Komm, du Träumer, wir sind da.“ Litha lachte ihn freundlich an. Verblüfft stieg Kalli aus dem Kanu, dass ging ja mit einem Mal sehr schnell.
Das Kanu wurde abgedeckt und mit Zweigen bedeckt, Simon brachte die Paddel in ihr Baumhaus und dann gingen die vier nach Haus.
„Bis morgen“, verabschiedeten sich Egon und Simon und Kalli ging mit Litha das letzte Stück Weg. Wieder drückte Litha beim tschüss sagen ihre Wange an Kallis Gesicht und sagte leise: „Tschüss, Kalli, bis morgen, schlaf gut.“ „Danke, du auch.“ Kalli wollte gerade ins Bett gehen, als sein Handy den Eingang einer SMS meldete: Gute Nacht, schlaf gut! Kalli antwortete sofort: Ich dir auch! (
Kalli saß quietsch vergnügt in der Küche am Tisch und aß sein Frühstück. Von Franz hatte er so eben erfahren, dass seine Eltern heute nach Haus kommen! Das war eigentlich das einzige, was Kalli ein wenig schade fand, seine Eltern waren leider oft und lange geschäftlich unterwegs, aber das ging wohl nicht anders.
Ingeborg goss noch mal seinen Becher voll mit warmen Kakao und Kalli biss herzhaft in das knusprige Brötchen.
Ingeborg und Franz unterhielten sich über das bevor stehende Sommerfest. Das Sommerfest bei den Ronners war schon zu einem festen Bestandteil der kleinen Stadt geworden. Alle freuten sich darauf und alle kamen.
Kalli sagte den beiden tschüss, schnappte sich seinen Rucksack und öffnete die Haustür. Er sah Litha sofort, sie kam auch gerade aus dem Haus. Zusammen gingen sie zum Westtor, sie waren gerade durch das Tor, als Simon und Egon auch eintrafen. Heute wollten sie sich einen faulen Tag auf der kleinen Insel im Fluss machen. Voraus gesetzt, andere Kinder hatten nicht dieselbe Idee.
Aber die vier hatten Glück, die anderen sind wohl wieder alle zum Badesee gegangen. „Sollen wir mit dem Kanu zur Insel fahren“; fragte Kalli. Ne, wir gehen so durch den Fluss, kam es einstimmig von den dreien. In einer Reihe hinter einander durch wateten sie den Fluss, das Wasser reichte ihnen gerade bis über die Knie. Sie suchten ihren Lagerplatz auf, auf dem sie sich immer legten. Sie breiteten ihre Decken und Badetücher aus und die drei Jungens verschwanden nach rechts in die Büsche zum umziehen und Litha nach links.
Fast gleichzeitig erschienen sie wieder alle in Badeklamotten und machten es sich auf den Decken und Badetüchern bequem. „So halte ich das Leben prima aus“, stöhnte Egon erleichtert und rekelte sich auf der Decke.
Die Sonne schien warm durch das Blättertuch der Bäume und die vier lagen faul wie hingebettet auf den Decken und Tüchern. Nach einer langen, ruhigen Weile, sagte Litha leise zu Kalli, um die beiden Jungs nicht zu stören: „Ich freu mich schon sehr auf euer Sommerfest.“
„Ingeborg und Franz haben heute Morgen beim Frühstück auch davon gesprochen.“
Kalli freute sich sehr, dass Litha auch kam, mit ihren Eltern natürlich. Da nahm er gerne den Luft abschnürenden Kragen und den Anzug in Kauf. „Meine Mutter ist schon ganz verrückt auf das Fest, sie wühlt nur noch in Ihren Schränken herum.“
Kalli lachte und sagte zu Litha: „Meine Eltern kommen heute nach Haus und dann ist meine Mutter auch nur noch völlig jeck!“
„Ja“, sinnierte Litha halblaut vor sich hin, „so sind wir Frauen eben.“
Kalli philosophierte. „Vielleicht ist es genau das, was die Männer an euch Frauen mögen, sie wissen es bloß nicht!“ Litha lachte sich kaputt: „Damit du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!“
„Mensch“, mault Egon die beiden Schwätzer an: „Könnt ihr nicht einfach mal still sein?“
Litha verzog etwas spöttisch ihr Gesichtchen und legte sich wieder, wie Kalli, auf ihr Badetuch. Es ging auf Mittag zu und Egon wurde munter: „Ich glaube, es wird langsam Zeit, mein Bauch sagte mir, es ist Mittag.“
Kalli kam durch die Wärme der Sonne sehr träge hoch und schaute auf die Uhr: „Man kann die Uhr nach deinem Magen stellen“; knurrte er.
Litha kramte schon in ihrem Rucksack und holte einen Behälter nach dem anderen heraus. Egons Augen wurden groß und größer und selig, als er die tollen Sachen sah, die Simon und Kalli aus ihren Rucksäcken holten. Litha stellte die Behälter mit den Leckereien auf eine Decke, legte Plastikbestecke dazu und Servietten und Egon war schon ganz zappelig. Litha öffnete die Behälter Und alle griffen herzhaft zu. Kalli ließ sich vollgegessen nach hinten auf die Decke fallen und stöhnte: „Ich hab zu viel gegessen, viel zu viel.“
„Ich kann euch überhaupt nicht verstehen“; kaute Egon mit vollen Backen und schaute mit leuchtenden Augen in die noch immer halbvollen Behälter. Auch Simon und Litha haben inzwischen auch aufgegeben.
Litha stupste Kalli an und zeigte hoch zum Himmel, Kalli sah jetzt auch die dicken, dunklen Wolken. „Wir sollten wohl langsam zusammen packen, sonst bekommen wir einen ordentlichen Guss ab.“ Simon und Egon nickten und die vier räumten ihre Siebensachen zusammen, Egon hielt eine größere Plastiktüte auf und darin verschwand der ganze Abfall. Kalli schaute noch mal prüfend hoch zum Himmel: „Das muss doch jetzt nicht sein.“ Die vier durchwateten den Fluss und gingen zum Westtor hoch, der Himmel wurde dunkler und dunkler, dicke schwarze Wolken wälzten sich auf die kleine Stadt zu. „Das wird ein prächtiges Gewitter geben“, orakelte Simon, „damit könntest du sehr recht haben“, kam es von den anderen. Gehen wir, vielleicht kommen wir noch trocken nach Haus. Auf halben Weg sagten Egon und Simon tschüss zu Litha und Kalli und verschwanden in der schmalen Gasse, bis Morgen tönte es noch nach.
Mit flottem Schritt strebten Kalli und Litha ihr zu Hause an. Litha verschwand schnell im Haus, Gewitter mochte sie nicht so sehr, bis Morgen, Kalli und weg war sie. Kalli schloss die Tür hinter sich und da krachte der erste Blitz mit einem gewaltigen Donner über die Stadt.
Kalli sah die Koffer vor der Treppe stehen und voller Freude rannte er in die Küche und warf sich seinen Eltern in die Arme. Kalli wurde von seiner Mutter durch geknudelt und von seinem Vater kurz, aber heftig gedrückt.
Dann wurde Kalli von seinen Eltern gefragt: „Was hast du am Wochenende geplant?“
„Für das Wochenende noch nichts, aber morgen wollten wir eine Tour mit den Fahrrädern machen“; gab Kalli seinen Eltern zur Antwort.
„Das trifft sich gut“, antwortete sein Vater, „den morgigen Tag brauchte ich sowieso noch, um ein paar Sachen zu erledigen.“
„ Sehr gut“, kam es auch von seiner Mutter, „dann kann ich mich morgen nach einem Kleid für unser Sommerfest umsehen!“
„Wenn es dir recht ist“, wandte sich sein Vater an ihm, „ starten wir Freitagabend dann ins Wochenende?“
„Was habt ihr denn vor“, fragte Kalli neugierig, aber seine Eltern grinsten ihn nur spitzbübisch an. In Kalli stieg schon eine gewaltige Vorfreude hoch, er kannte diese etwas geheimnisvollen Andeutungen von seinen Eltern, die immer in einem Riesenspaß endeten.
Nach dem Essen wurde Kalli von seinen Eltern in die Mitte genommen und gemeinsam gingen sie ins Wohnzimmer. Seine Eltern machten es sich in den großen Ledersesseln bequem und Kalli hockte sich auf dem Boden zwischen seinen Eltern.
„Sieh mal auf dem Tisch, dort haben wir dir etwas hingelegt“, sagten seine Eltern wie aus einem Mund. Kalli schoss hoch und war an dem Tisch. Ein kleines Päckchen war es, - Kalli ahnte sofort, was es sein könnte. Und richtig, es war das so lang gewünschte Handy! Mit einem Jubelschrei warf sich Kalli in die Arme seiner Mutter und drückte anschließend seinen Vater heftig.
Kalli musste das neue Handy natürlich sofort ausprobieren und schickte eine schnelle, aber kurze SMS an Litha: die erste Nachricht von meinem neuen Handy für dich!
Die vier trafen sich auf dem Hauptmarkt vor dem alten Rathaus. Kalli kam zusammen mit Litha und Simon trudelte nach Egon ein. Sie wollten ein Stück auf dem Radweg an der Bundesstrasse fahren und anschließend nach links abbiegen und auf einen Wirtschaftsweg weiter zu dem Aussichtsturm fahren. Der Aussichtsturm befand sich fast exakt dem Südtor gegenüber, nur eben ein paar km davon entfernt.
Nach der Mittagspause an dem Turm wollten sie weiter dem Rundweg folgen, der sie wieder auf die Bundesstrasse brachte, ungefähr auf der Höhe des kleinen Badesees. Sie brauchten dann
nur noch das Stück bis zur Burgruine fahren und bogen dann auf den Feldweg ein, der zum Nordtor führte. Die vier verstauten ihre Sachen in die Packtaschen und nachdem alle Kallis neues Handy bewundert hatten und es mit ihren Geräten verglichen hatten, schwangen sie sich auf die Räder und fuhren los.
Da alle vier den Weg gut kannten, radelten sie aufgekratzt und sorglos auf dem Radweg an der Bundesstrasse und bogen wenig später in den Wirtschaftsweg ein. Der Wirtschaftsweg schlängelte sich durch Felder, Wiesen und Waldstück und urplötzlich bremste Simon stark und überraschend, dass die folgenden fast in ihm herein gefahren wären.
Egon wollte gerade losmeckern, da sah er, dass Simon den Zeigefinger auf seinen Mund legte und dann nach vorne deutete. Jetzt sahen alle die Rotte Wildschweine, zwei, drei der älteren Wildschweine sperrten den Weg und guckten die vier Jungens ziemlich grimmig an. Als die Rotte den Weg gequert hatten, verschwanden die zwei großen Wildschweine laut grunzend im Gebüsch auf der anderen Seite des Weges.
„ Huuh“, machte Litha, „so nah habe ich Wildschweine ja noch nie gesehen.“
„Da brauchst du bloß mit uns kommen, da passiert so etwas regelmäßig:“
Simon sah grinsend zu Kalli. „Ich“, tat der entrüstet“, habe damit überhaupt nichts zu tun.“
Lachend fuhren sie weiter und genau passend zur Mittagszeit trafen sie am Aussichtsturm ein und setzten sich an einem der rustikalen Holztische. Litha legte wieder ganz Frau Platzdeckchen für jeden aus, Besteck, Serviette und einen Becher dazu.
„Wie meine Mutter“; staunte Egon, „irgendwie habt ihr Mädchen die Gene für so etwas schon von Geburt an.“