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Manche Bücher sind so furchtbar, dass man sie nicht alleine lesen sollte.
Die Autoren von Die schlechtesten Bücher aller Zeiten begleiten Sie deshalb mit beißenden Kommentaren auf Ihrem schweren Weg durch die schlimmsten Klassiker der Schund- und Weltliteratur – was verblüffend oft dasselbe ist.
Gregor Samsa wacht eines Morgens auf und stellt fest, dass er ein großer Käfer geworden ist. Das macht ihm nicht viel aus, nur seine Familie reagiert eher reserviert. Und so nimmt das verrückte Grauen seinen Lauf! Eine turbulente Horror-Komödie für die ganze Familie, irgendwo zwischen Ghostbusters, Die Fliege und ALF.
Dieses eBook enthält den kompletten Text des Originals. Leider.
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Die schlechtesten Bücher aller Zeiten
Band 2
Franz Kafka
Die
Verwandlung
kommentiert von
Eva Wunderlich
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© 2017 by Eva Wunderlich, 13597 Berlin
Die schlechtesten Bücher aller Zeiten
Band 1
Edgar Wallace – Der Hexer
Band 2
Franz Kafka – Die Verwandlung
Band 3
Arthur Conan Doyle – Eine Studie in Scharlachrot
Inhalt
Vorwort
Teil 1: Gregor steht aus dem Bett auf
Teil 2: Gregor verlässt das Zimmer
Teil 3: Gregor lungert rum
Nachwort
Manch ein Schlumpf mag sich fragen: Was fällt der denn ein? Wie kann diese Philistesse es wagen, Kafkas weltberühmtes Meisterwerk als eins der schlechtesten Bücher aller Zeiten zu bezeichnen? Sind wir schon so weit? Ist nichts und niemand mehr heilig?
Nö.
Ich weiß, wovon ich rede, so wie jeder in diesem Land, wenn er wirklich ehrlich ist. Jeder deutsche Schüler lernt im Deutsch-Unterricht eine wertvolle Lektion fürs Leben:
Deutsche Literatur ist scheiße.
Kein einziger deutscher Schriftsteller der Hochliteratur konnte je schreiben. Sie waren und sind kapriziöse, kryptische Egomanen. Statt für den Leser zu schreiben, wichsen sie sich einen ab über ihren unlesbaren Stil, den wir für Dichtkunst halten sollen. Deutsche Schriftsteller werden von diesen halbkomatösen Feuilleton-Uhus gerne als „Dichter“ bezeichnet, weil das viel erhabener und kammermusikalischer klingt. „Dichter“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass man als Normalsterblicher nicht die blasseste Ahnung hat, wovon der Autor da eigentlich faselt. Alles muss interpretiert werden, nichts wird klar ausgedrückt, man muss zwischen den 10 Millionen Zeilen lesen. Deutsche Romanschriftsteller kriegen es in der Regel nicht einmal hin, eine vernünftige Handlung zusammenzuklöppeln. Alles passiert zusammenhanglos und ohne jeden Sinn, wenn überhaupt was passiert. Es gibt keine Spannung, keine Unterhaltung, keinen Grund zum Lesen. Deutsche Bücher sind kein Vergnügen, sie sind harte Arbeit. Und sie sind der Hauptgrund, warum immer weniger Menschen lesen: Die Vorstellung, dass es Spaß macht, Bücher zu lesen, wird einem in der Schulzeit gründlich ausgetrieben. Die idiotischste Verirrung besteht wohl darin, Theaterstücke zu lesen. Leute, die soll man sich auf der Bühne ansehen, das ist kein Lesestoff! Wenn man gezwungen wird, Faust oder Woyzeck zu lesen, wird einem die Freude am Theater gleich mit verdorben, es ist ein einziger Aufwasch. Ganze Arbeit, Deutschunterricht.
Vielleicht hast du dieses Büchlein gekauft, weil du Die Verwandlung für die Schule lesen musst, du armes Kind? In diesem Fall würde es mich freuen, wenn ich dir die Lektüre etwas erträglicher mache. Ich will dich nicht anlügen: Es ist fürchterlich. Im Prinzip ist Die Verwandlung eine Kurzgeschichte, die Kafka aus irgendeinem Grund auf 100 Seiten ausgedehnt hat. Ich vermute fast, da war irgendeine üble Substanz im Spiel, die ihn unendlich über winzigste Details schwadronieren ließ, ohne dass er das merkte. Ihr müsst wissen: Zu Kafkas Lebzeiten waren Heroin und Kokain legal und frei erhältlich. Die wichtigste Lehre, die man aus dem Buch ziehen kann, lautet daher vermutlich: Nehmt keine Drogen! Es sei denn, ihr wollt ein berühmter Dichter werden - dann haut rein.
Eva Wunderlich
Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.
Sehr geiler Anfang, muss man sagen. Anerkanntermaßen einer der besten ersten Sätze überhaupt, absolute Spitzenklasse. Packt den Leser sofort.
Was bedeutet: Von jetzt an kann es nur noch bergab gehen.
Er lag auf seinem panzerartig harten Rücken und sah, wenn er den Kopf ein wenig hob, seinen gewölbten, braunen, von bogenförmigen Versteifungen geteilten Bauch, auf dessen Höhe sich die Bettdecke, zum gänzlichen Niedergleiten bereit, kaum noch erhalten konnte. Seine vielen, im Vergleich zu seinem sonstigen Umfang kläglich dünnen Beine flimmerten ihm hilflos vor den Augen.
»Was ist mit mir geschehen?« dachte er.
Vielleicht was Falsches gegessen?
Es war kein Traum. Sein Zimmer, ein richtiges, nur etwas zu kleines Menschenzimmer, lag ruhig zwischen den vier wohlbekannten Wänden. Über dem Tisch, auf dem eine auseinandergepackte Musterkollektion von Tuchwaren ausgebreitet war – Samsa war Reisender –, hing das Bild, das er vor kurzem aus einer illustrierten Zeitschrift ausgeschnitten und in einem hübschen, vergoldeten Rahmen untergebracht hatte. Es stellte eine Dame dar, die, mit einem Pelzhut und einer Pelzboa versehen, aufrecht dasaß und einen schweren Pelzmuff, in dem ihr ganzer Unterarm verschwunden war, dem Beschauer entgegenhob.
Pure Pornographie. Was für ein Perverser.
Gregors Blick richtete sich dann zum Fenster, und das trübe Wetter – man hörte Regentropfen auf das Fensterblech aufschlagen – machte ihn ganz melancholisch.
Ja, trübes Wetter kann einen schon deprimieren. Aber mal was ganz anderes: Du bist ein Käfer.
»Wie wäre es, wenn ich noch ein wenig weiterschliefe und alle Narrheiten vergäße,« dachte er, aber das war gänzlich undurchführbar, denn er war gewöhnt, auf der rechten Seite zu schlafen, konnte sich aber in seinem gegenwärtigen Zustand nicht in diese Lage bringen. Mit welcher Kraft er sich auch auf die rechte Seite warf, immer wieder schaukelte er in die Rückenlage zurück. Er versuchte es wohl hundertmal, schloß die Augen, um die zappelnden Beine nicht sehen zu müssen, und ließ erst ab, als er in der Seite einen noch nie gefühlten, leichten, dumpfen Schmerz zu fühlen begann.
Ja, so ein kleines Aua hat niemand gern. Du bist übrigens immer noch ein Käfer.
»Ach Gott,« dachte er, »was für einen anstrengenden Beruf habe ich gewählt! Tag aus, Tag ein auf der Reise. Die geschäftlichen Aufregungen sind viel größer, als im eigentlichen Geschäft zu Hause, und außerdem ist mir noch diese Plage des Reisens auferlegt, die Sorgen um die Zuganschlüsse, das unregelmäßige, schlechte Essen, ein immer wechselnder, nie andauernder, nie herzlich werdender menschlicher Verkehr. Der Teufel soll das alles holen!«
Es ist schwer, berufliche Zufriedenheit zu erlangen, das stimmt. Du bist ein Käfer.
Er fühlte ein leichtes Jucken oben auf dem Bauch; schob sich auf dem Rücken langsam näher zum Bettpfosten, um den Kopf besser heben zu können; fand die juckende Stelle, die mit lauter kleinen weißen Pünktchen besetzt war, die er nicht zu beurteilen verstand; und wollte mit einem Bein die Stelle betasten, zog es aber gleich zurück, denn bei der Berührung umwehten ihn Kälteschauer.
Das sollte sich mal ein Arzt ansehen. Oder noch besser ein Koleopterologe, das ist ein Spezialist für Käfer. Du bist nämlich jetzt einer. Du scheinst das irgendwie nicht zu schnallen, Alter.
Er glitt wieder in seine frühere Lage zurück. »Dies frühzeitige Aufstehen«, dachte er, »macht einen ganz blödsinnig. Der Mensch muß seinen Schlaf haben. Andere Reisende leben wie Haremsfrauen. Wenn ich zum Beispiel im Laufe des Vormittags ins Gasthaus zurückgehe, um die erlangten Aufträge zu überschreiben, sitzen diese Herren erst beim Frühstück. Das sollte ich bei meinem Chef versuchen; ich würde auf der Stelle hinausfliegen. Wer weiß übrigens, ob das nicht sehr gut für mich wäre. Wenn ich mich nicht wegen meiner Eltern zurückhielte, ich hätte längst gekündigt, ich wäre vor den Chef hingetreten und hätte ihm meine Meinung von Grund des Herzens aus gesagt. Vom Pult hätte er fallen müssen! Es ist auch eine sonderbare Art, sich auf das Pult zu setzen und von der Höhe herab mit dem Angestellten zu reden, der überdies wegen der Schwerhörigkeit des Chefs ganz nahe herantreten muß. Nun, die Hoffnung ist noch nicht gänzlich aufgegeben, habe ich einmal das Geld beisammen, um die Schuld der Eltern an ihn abzuzahlen – es dürfte noch fünf bis sechs Jahre dauern –, mache ich die Sache unbedingt. Dann wird der große Schnitt gemacht. Vorläufig allerdings muß ich aufstehen, denn mein Zug fährt um fünf.«
Ich weiß ja nicht, ob die riesengroße Käfer in ihre Züge lassen. Da bin ich eher skeptisch.
Und er sah zur Weckuhr hinüber, die auf dem Kasten tickte. »Himmlischer Vater!« dachte er, Es war halb sieben Uhr, und die Zeiger gingen ruhig vorwärts, es war sogar halb vorüber, es näherte sich schon dreiviertel. Sollte der Wecker nicht geläutet haben? Man sah vom Bett aus, daß er auf vier Uhr richtig eingestellt war; gewiß hatte er auch geläutet. Ja, aber war es möglich, dieses möbelerschütternde Läuten ruhig zu verschlafen? Nun, ruhig hatte er ja nicht geschlafen, aber wahrscheinlich desto fester. Was aber sollte er jetzt tun? Der nächste Zug ging um sieben Uhr; um den einzuholen, hätte er sich unsinnig beeilen müssen, und die Kollektion war noch nicht eingepackt, und er selbst fühlte sich durchaus nicht besonders frisch und beweglich. Und selbst wenn er den Zug einholte, ein Donnerwetter des Chefs war nicht zu vermeiden, denn der Geschäftsdiener hatte beim Fünfuhrzug gewartet und die Meldung von seiner Versäumnis längst erstattet. Es war eine Kreatur des Chefs, ohne Rückgrat und Verstand. Wie nun, wenn er sich krank meldete?