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In diesem Band findest du alles, was du zur Vorbereitung auf Referat, Klausur, Abitur oder Matura benötigst.
Alle wichtigen Infos zur Interpretation sowohl kurz (Kapitelzusammenfassungen) als auch ausführlich und klar strukturiert.
Inhalt:
- Schnellübersicht
- Autor: Leben und Werk
- Inhaltsangabe
- Aufbau
- Personenkonstellationen
- Sachliche und sprachliche Erläuterungen
- Stil und Sprache
- Interpretationsansätze
- 3 Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
NEU: Lernskizzen zur schnellen Wiederholung
Layout:
- Randspalten mit Schlüsselbegriffen
- übersichtliche Schaubilder
NEU: vierfarbiges Layout
In Die Verwandlung geht es um ein an den Zwängen seiner Lebensumstände leidendes Individuum.
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Seitenzahl: 118
KÖNIGS ERLÄUTERUNGEN
Band 329
Textanalyse und Interpretation zu
Franz Kafka
Der Trafikant
Volker Krischel
Alle erforderlichen Infos zur Analyse und Interpretation plus Musteraufgaben mit Lösungsansätzen
Zitierte Ausgaben: Kafka, Franz: Die Verwandlung. Erzählung. Husum/Nordsee: Hamburger Lesehefte Verlag, 2023 (Hamburger Leseheft Nr. 187, Heftbearbeitung: Gerd Eversberg, Textverweise sind mit HL gekennzeichnet). Kafka, Franz: Die Verwandlung. Nachwort von Oliver Jahrhaus. Stuttgart: Reclam, 2019 (Universal-Bibliothek Nr. 9900, Textverweise sind mit R gekennzeichnet).
Über den Autor dieser Erläuterung:Volker Krischel, geb. 1954, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Geschichte, katholischen Theologie, Erziehungswissenschaften, klassischen Archäologie, Kunstgeschichte und Geografie mehrere Jahre als wissenschaftlicher Mitarbeiter – besonders im Bereich der Museumspädagogik – am Württembergischen Landesmuseum Stuttgart. Bis zu seiner Pensionierung war er als Oberstudienrat in Gerolstein, Eifel, tätig.
1. Auflage 2023
978-3-8044-7083-5
© 2023 by C. Bange Verlag, 96142 Hollfeld Alle Rechte vorbehalten! Titelbild: Facettenauge eines Rüsselkäfers © picture alliance / imageBROKER | Phil Degginger
Inhaltsverzeichnis Das Inhaltsverzeichnis ist vollständig mit dem Inhalt dieses Buches verknüpft. Tippen Sie auf einen Eintrag und Sie gelangen zum entsprechenden Inhalt.
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1. Das Wichtigste auf einen Blick – Schnellübersicht
2. Franz Kafka: Leben und Werk
2.1 Biografie1
2.2 Zeitgeschichtlicher Hintergrund2
Die „Dreinationenstadt“ Prag
Theodor Herzls Idee eines Judenstaates
2.3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken
3. Textanalyse und -Interpretation
3.1 Entstehung und Quellen
3.2 Inhaltsangabe
Gregor Samsas Verwandlung in einen Käfer (Kapitel I, HL S. 5–19/R. S. 5–23)
Die Veränderungen in der Familie (Kapitel II, HL S. 19–35/R. S. 24–44)
Gregors Isolation und Tod (Kapitel III, HL S. 35–50/R. S. 44–63)
3.3 Aufbau
Die Grundstruktur der Handlung
Übersicht und Chronologie der Kapitel
3.4 Personenkonstellation und Charakteristiken
Gegor Samsa
Gegors Schwester Grete
Gegors Vater
Gegors Mutter
Der Prokurist
Die drei Zimmerherren
3.5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen
3.6 Stil und Sprache
3.7 Interpretationsansätze
3.8 Schlüsselstellenanalysen
4. Rezeptionsgeschichte
5. Materialien
6. Prüfungsaufgaben mit Musterlösungen
Aufgabe 1 **
Aufgabe 2 **
Aufgabe 3 *
Aufgabe 4 *
Aufgabe 5 **
Aufgabe 6 *
Lernskizzen und Schaubilder
Literatur
Zitierte Ausgaben
Lernhilfen, Kommentare, Arbeitsmaterial für Schüler:innen
Sekundärliteratur
Rezensionen
Sonstige Literatur
Materialien im Internet (Stand: Juli 2023)
Verfilmungen
Damit sich alle Leser:innen in diesem Band schnell zurechtfinden und das für sie Interessante gleich entdecken, hier eine Übersicht.
Das 2. Kapitel beschreibt Kafkas Leben und stellt den zeitgeschichtlichen Hintergrund vor:
Franz Kafka lebte von 1883 bis 1924, die meiste Zeit in Prag, das damals zum Vielvölkerstaat Österreich gehörte.
Prag ist in dieser Zeit geprägt durch die Konflikte zwischen seinen drei Hauptbevölkerungsgruppen, den Tschechen, den Deutsch-Österreichern und den Juden. Theodor Herzl entwickelt die Idee eines eigenen Judenstaates. Der neue Beruf des Angestellten entsteht.
Die Verwandlung, eine von Kafkas Erzählungen, ist 1912 entstanden und wurde 1915 erstmals veröffentlicht. Neben seinem erzählerischen Werk besteht Kafkas Gesamtwerk auch aus Tagebüchern und Briefen.
Das 3. Kapitel bietet eine Textanalyse und -interpretation:
In Die Verwandlung versucht Kafka, sich von seinem eigenen persönlichen, beruflichen und familiären Frust freizuschreiben.
Die Erzählung umfasst drei Kapitel.
Eines Morgens erwacht der Handlungsreisende Gregor Samsa und findet sich in ein riesiges Insekt verwandelt. Er muss nun erleben, wie seine Familie, für die er durch seinen ungeliebten Beruf gesorgt hatte, immer mehr gezwungen wird, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Nach anfänglicher (scheinbarer) Sorge und „Akzeptanz“ wendet sie sich zunehmend von ihm ab und verleugnet immer mehr seine menschliche Existenz. Gregor muss aber auch seine eigene Lebenslüge erkennen. Er stirbt schließlich allein und abgeschoben und wird als „Unrat“ entsorgt.
Die Erzählung spielt innerhalb nur weniger Monate. Schauplatz ist die Wohnung der Familie Samsa. Lediglich im letzten Abschnitt unternimmt die Familie nach Gregors Tod einen Ausflug ins Grüne.
Die Hauptfiguren:
Gregor Samsa:
ca. 30 Jahre alt, unzufrieden mit seinem Beruf
autoritätsgläubig
unfähig zu kritischer Reflexion
gehemmtes Verhältnis zu Frauen
verantwortungsbewusst, autoritär
Grete (die Schwester):
verwöhntes bürgerliches 17-jähriges Mädchen
musikalisch, fürsorglich
realistisch
Vater:
zunächst: scheinbar schwächlicher älterer Mann
aber: autoritär und patriarchalisch
Mutter:
setzt sich für Gregor ein
aber: schwach und „ohnmächtig“
Die Statisten:
Prokurist:
autoritär und intrigant
„Damenfreund“, Feigling
Die drei Zimmerherren:
selbstherrlich, devot
Die Personen werden ausführlich und in ihrer Beziehung zueinander vorgestellt.
Kafkas Sprache steht im krassen Gegensatz zum geschilderten fantastischen Geschehen. Sie ist:
gehobene Alltagssprache
präzise, nüchtern
sachlich und sprachlich genau
Auch sein Erzählstil ist eigenwillig:
monoperspektivisches Erzählen
innerer Monolog
szenisch
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlichster Deutungsversuche.
Die Verwandlung ist
eine stark autobiografische Erzählung
eine Metapher für das Judentum
eine sozial- und gesellschaftskritische Schrift
eine grotesk-komische Schrift.
Franz Kafka
(1883–1924)© picture alliance / CPA Media Co. Ltd | -
Jahr
Ort
Ereignis
Alter
3. Juli 1883
Prag
Franz Kafka wird als 1. Kind des deutsch-jüdischen Kaufmanns Hermann Kafka (1852–1931) und seiner Frau Julie, geb. Löwy, (1856–1934) geboren.
1889–1893
Prag
Besuch der „Deutschen Knabenschule am Fleischmarkt“; Geburt der Schwestern Gabriele, genannt Elli (1889), Valerie, genannt Valli (1890), Ottilie, genannt Ottla (1892); die jüngeren Brüder Georg (1885) und Heinrich (1887) sterben bereits im Kindesalter.
6–10
1893–1901
Prag
Besuch des humanistischen „K. K. Staatsgymnasiums mit deutscher Unterrichtssprache in Prag-Altstadt“, in dieser Zeit entstehen Frühwerke, die später von Kafka vernichtet werden.
10–18
1896
Prag
Bar-Mizwa.
13
1900
Triesch
Ferien bei seinem Lieblingsonkel, dem Landarzt Siegfried Löwy in Triesch,
17
Roztok bei Prag
Sommerferien mit den Eltern in Roztok bei Prag.
1901
Norderney, Helgoland
Abitur, Ferien mit seinem Onkel Siegfried Löwy auf Norderney und Helgoland; Studienbeginn an der „Deutschen Universität Prag“, zunächst Chemie, dann Jura, nebenbei hört er kunstgeschichtliche Vorlesungen.
18
1902
Prag
Germanistikstudium, ab dem Wintersemester Fortführung des Jurastudiums; erste Begegnung mit Max Brod (1884–1968).
19
1903
Weißer Hirsch bei Dresden
Rechtshistorische Staatsprüfung; Aufenthalt im Naturheilsanatorium in Weißer Hirsch bei Dresden, danach in Südböhmen; Arbeit am verschollenen Roman Das Kind und die Stadt.
20
1904
Prag
Beginn der Arbeit an Beschreibung eines Kampfes, Erzählungen, Skizzen und Prosagedichte.
21
1905
Zuckmantel
Im Sommer: Sanatorium Schweinburg in Zuckmantel, im Winter: Beginn der regelmäßigen Zusammenkünfte mit den Freunden Oskar Baum, Felix Weltsch und Max Brod.
22
1906
Prag
Volontariat in einer Advokatur, Promotion zum Dr. jur., Hochzeitsvorbereitungen auf dem Lande.
23
1906–1907
Prag
„Rechtspraxis“ zunächst beim Landgericht, dann beim Strafgericht.
23–24
1907
Prag
Ab Oktober: Aushilfskraft in der Assicurazioni Generale in Prag.
24
1908
Prag
Erste Veröffentlichung: 8 Prosastücke aus dem späteren Band Betrachtung in der Zeitschrift Hyperion; Eintritt als „Aushilfsbeamter“ in die „Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt“ für das Königreich Böhmen in Prag,
25
Tetschen Cernosic
erste Dienstreise nach Tetschen und Cernosic; Beginn der engen Freundschaft mit Max Brod.
1909
Riva
Ferienreise mit Max und Otto Brod nach Riva am Gardasee;
26
TetschenPilsen
zahlreiche Dienstreisen (Tetschen, Pilsen, Maffersdorff); Aeroplane in Brescia, Beginn der Tagebücher.
1910
Prag
Ernennung zum „Anstaltsconcipisten“; Besuch von Wahlversammlungen und sozialistischen Massenveranstaltungen sowie einer jiddischen Schauspieltruppe;
27
Paris
Ferienreise mit Max und Otto Brod nach Paris.
1911
Friedland
Dienstreisen u.a. nach Friedland, Reichenberg und Grottau;
28
Italien Paris
Ferienreise mit Max Brod an die oberitalienischen Seen und nach Paris;
Erlenbach bei Zürich
Aufenthalt im Naturheilsanatorium Fellenberg in Erlenbach bei Zürich; stiller Teilhaber an einer Asbestfabrik; Leidenschaft für das jiddische Theater, Freundschaft mit dem jiddischen Schauspieler Jizchak Löwy, Beschäftigung mit dem Judentum.
1912
Prag
Erste Fassung des Verschollenen;
29
Weimar
Ferienreise mit Max Brod nach Weimar,
Harz
Aufenthalt im Naturheilsanatorium „Just’s Jungborn“ im Harz; Zusammenstellung des ersten Bandes Betrachtung; lernt im Hause Brod Felice Bauer kennen, Beginn der Korrespondenz mit ihr; Das Urteil, Die Verwandlung.
1913
Prag
Ernennung zum „Vice-Sekretär“; verschiedene Treffen mit Felice Bauer, Heiratsantrag an Felice Bauer; Begegnung mit Grete Bloch und Beginn der Korrespondenz;
30
Wien
Dienstreisen mit seinem Vorgesetzten nach Wien; Heirat Max Brods; Der Heizer.
1914
Berlin
Offizielle Verlobung mit Felice Bauer; Verlockung im Dorf, Aussprache mit Felice Bauer im Berliner Hotel „Askanischer Hof“, Lösung der Verlobung; Beginn der Arbeit am Proceß, In der Strafkolonie.
31
1915
Ungarn
Erstes Wiedersehen mit Felice Bauer; Reise nach Ungarn;
32
Frankenstein
Sanatoriumsaufenthalt in Frankenstein bei Rumburg; Carl Sternheim gibt die mit dem Fontanepreis verbundene Geldsumme an Kafka weiter.Die Verwandlung erscheint.
1916
Marienbad München
Ferien mit Felice in Marienbad (inoffizielle Verlobung); öffentliche Lesung in München; Der Gruftwächter, Fragmente von Der Jäger Graccus, mehrere Erzählungen, u.a. Ein Landarzt.
33
1917
Prag
Ein Bericht für eine Akademie, Die Sorge eines Hausvaters, Beim Bau der Chinesischen Mauer; zweite offizielle Verlobung mit Felice; erster Blutsturz, Beginn der Lungentuberkulose; Entlobung von Felice.
34
1918
Prag
Hebräischstudien.
35
1919
Schlesien Prag
Verlobung mit Julie Wohryzek; Brief an den Vater; Felice Bauer heiratet.
36
1920
Prag
Beförderung zum „Anstaltssekretär“; Entlobung mit Julie Wohryzek; erster Entwurf zu Das Schloss;
37
Matliary
Sanatoriumsaufenthalt in Matliary (Hohe Tatra); Freundschaft mit Robert Klopstock; Begegnung mit Milena Jesenská.
1921
Prag
Erstes Leid.
38
1922
Prag
Ein Hungerkünstler, Fürsprecher, Beginn mit der Arbeit am Schloss; Beförderung zum „Obersekretär“, vorzeitige krankheitsbedingte Pensionierung; letzte Begegnung mit Milena Jesensá.
39
1923
Berlin
Hebräischstudien; lernt Tile Rößler und Dora Diamant (Dymant) kennen; Übersiedlung nach Berlin zusammen mit Dora Diamant; Eine kleine Frau, Der Bau.
40
1924
Prag
Im März Rückkehr nach Prag; Josefine, die Sängerin; Diagnose Kehlkopftuberkulose;
40
Kierling
in Begleitung Klopstocks und Dora Diamants ins Sanatorium Hoffmann in Kierling bei Klosterneuburg; Doras Vater verweigert seine Zustimmung zur Eheschließung; Kafka stirbt am 3. Juni, einen Monat vor seinem 41. Geburtstag.
Prag
Der Leichnam wird nach Prag überführt und auf dem neuen jüdischen Friedhof in Prag beigesetzt.
1942
Chelmno
Tod der Schwestern Elli und Valli im Vernichtungslager Chelmno (Kulmhof).
1943
Auschwitz
Tod der Schwester Ottla im Vernichtungslager Auschwitz.
1944
Ravensbrück Auschwitz
Tod Milena Jesenskás im Konzentrationslager Ravensbrück und Grete Blochs in Auschwitz.
Zusammenfassung
Die Widerspiegelung der „Vielvölkersituation“ der Habsburger Monarchie in Kafkas Heimatstadt Prag
Die identitätslose Situation der Juden
Die Idee eines eigenen jüdischen Staates
Der „Berufstyp“ des Angestellten entsteht
Kafkas Leben und Werk wurde nicht unwesentlich durch seine Heimatstadt Prag und durch seine jüdische Herkunft geprägt.
Prag gehörte bis zu seiner Auflösung 1918 zum Vielvölkerstaat der Habsburger Monarchie und diese „Vielvölkersituation“ spiegelte sich im Kleinen auch in Prag wider. Die Stadt wurde von drei Nationen bewohnt: Seit dem 9./10. Jahrhundert lebten in Prag neben den einheimischen Tschechen die eingewanderten Deutschen und die (tschechisch oder deutsch sprechenden) Juden.
Die ständigen Auseinandersetzungen dieser drei Bevölkerungsgruppen untereinander prägten die Stadt und machten Prag über Jahrhunderte hinweg zum Treffpunkt westlicher und östlicher Kulturen.
Mit etwa 90% bildeten die Tschechen zu Kafkas Lebzeiten die Bevölkerungsmehrheit der Stadt. Die deutsch-österreichische Bevölkerungsgruppe machte ca. 5% der Gesamtbevölkerung aus und die restlichen 5% fielen auf den jüdischen Bevölkerungsteil.[3]
Der Prager Wenzelsplatz im Jahr 1904 © picture-alliance / Leemage | Costa
Infolge der Niederlage des tschechisch-protestantischen Adels im Dreißigjährigen Krieg und der Rekatholisierung war das Tschechische zur Sprache der niederen Schichten abgesunken bei gleichzeitigem Aufstieg des Deutschen (und Französischen) zur Hofsprache.
Und noch im Prag des Habsburgerreiches des 19. Jahrhunderts bildeten die Tschechen hauptsächlich die untere und mittlere Bevölkerungsschicht, während die deutsch-österreichische Bevölkerung die dünne Oberschicht Prags stellte. Deutsch war durch Kaiser Josef II. (1765–1790) zur offiziellen Amtssprache im ganzen Habsburger Reich erhoben worden. Jedoch waren um 1900 nur ca. 10% der Einwohner Prags deutschsprachig.[4]
Durch die unter Josef II. einsetzende Verdeutschung Prags entstand bei der tschechischen Bevölkerungsgruppe als Gegenreaktion ein antideutscher, aber auch antisemitischer tschechischer Nationalismus. Während die deutschsprachige Bevölkerungsgruppe kaisertreu und nach Wien ausgerichtet war, strebte die tschechische Bevölkerung zum Großteil die Befreiung von der österreichischen Herrschaft an.
Die jüdische Bevölkerung Prags stand zwischen der verfeindeten deutschen und tschechischen Bevölkerungsgruppe, neigte sich aber überwiegend der deutschen Bevölkerungsgruppe zu. Das führte dazu, dass sich der Nationalismus der tschechischen Bevölkerung nicht nur gegen die Deutschen, sondern auch gegen die Juden richtete.
Viele Juden besuchten deutsche Schulen und Universitäten, weil sie (wie auch Kafkas Vater) glaubten, sich dadurch ein gutes berufliches Weiterkommen und gesellschaftlichen Aufstieg zu ermöglichen. So waren bei einem Bevölkerungsanteil (in Böhmen) von nur 1,46% 1904 29,8% der Studenten der Prager Deutschen Karls-Universität Juden. Die Juden stellten aber nur 1% der Studenten der tschechischen Universität Prags. 29,2% der Studenten der deutschen Technischen Hochschule waren Juden, aber nur 1,2% der tschechischen Technischen Hochschule. 90% aller jüdischen Kinder gingen auf deutsche Schulen.[5]
Vor allem im literarischen und journalistischen Bereich waren die Juden gerade in der Generation Kafkas besonders erfolgreich. Erwähnt seien hier nur Max Brod, Felix Weltsch, Willy Haas sowie Franz Werfel, Ernst Weiss und schließlich Franz Kafka selbst.