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Der Autor, Wissenschaftsjournalist und Ingenieur Hans Dominik führt im Plauderton durch die neuesten technischen Entwicklungen des jungen 20. Jahrhunderts.
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Seitenzahl: 24
Hans Dominik
Herausgegeben von Ronald Hoppeedition.epilog.de
Für diese Ausgabe wurden die Originaltexte in die aktuelle Rechtschreibung umgesetzt und behutsam redigiert. Längenangaben und andere Maße wurden gegebenenfalls in das metrische System umgerechnet.
In dem Kampf, der seit alten Zeiten geführt wird zwischen den Zöllnern und Sündern einerseits und den Gerechten, die keine Steuern zahlen wollen, anderseits, spielt die Technik eine bedeutsame Rolle. Mit technischen Mitteln sucht man auf der einen Seite der Steuer zu entgehen, und mit technischen Mitteln will man auf der anderen Seite solcher Umgehung begegnen.
So hat man von Seiten der Steuerbehörden schon seit geraumer Zeit die Chemie herangezogen, um Salz und Spiritus, so weit sie nicht als Genussmittel versteuert werden sollen, durch bestimmte Zusätze derartig zu verändern, zu denaturieren, wie der zolltechnische Ausdruck heißt, dass sie auch tatsächlich nicht mehr genossen werden können. Vor eine ganz besonders knifflige Aufgabe wurde die Technik auch durch den letzten Zolltarif gestellt, der für Braugerste einen höheren Zoll vorsieht als für Futtergerste. Für Brauzwecke verwandelt man die Gerste bekanntlich in Malz, indem man sie anfeuchtet und einige Tage keimen lässt. Da man die einzelnen Gerstenposten im Lande selbst nach der Einfuhr kaum noch verfolgen, kaum noch feststellen kann, ob eine Sendung, die irgendwo über die russische Grenze kam, in Pommern verfüttert oder in Bayern verbraut wird, so handelte es sich also darum, die Gerste sofort nach dem Passieren der Grenze, sofern sie nur als Futtergerste verzollt wurde, zu denaturieren. Sie musste für die Brauzwecke unbrauchbar gemacht werden, es musste ihr die Keimfähigkeit genommen werden, aber beileibe durfte ihr Wert als Futtermittel dabei nicht leiden. Die Aufgabe war nicht eben leicht, aber die Technik hat sie in verschiedener Weise gut gelöst. Freilich hat man dazu die neusten Errungenschaften der Elektrochemie, speziell das Ozon, heranziehen müssen, erreicht damit aber auch eine vollkommene Abtötung der Keimfähigkeit, ohne die Stoffe des einzelnen Gerstenkorns sonst irgendwie zu verändern.
Wird hier die Technik zu Hilfe genommen, um die Durchführung bestimmter Steuern überhaupt zu ermöglichen, so muss sie an anderen Stellen wiederum dazu dienen, dem Publikum die Steuerlasten zu erleichtern. Auch das geschieht seit alters her und an tausend Stellen. Man wird dabei legale und illegale Mittel zu unterscheiden haben. Wenn jemand zum Beispiel zur Zeit der friderizianischen Kaffeesteuer sich Gerste brannte und daraus ein kaffeeartiges Getränk herstellte, so war das ein durchaus erlaubtes Vorgehen, denn nur das Brennen von Kaffeebohnen fiel ja unter die Steuer. Wenn dagegen etwa in Irland zur Zeit einer drückenden Alkoholsteuer mit allem technischen Raffinement ganze Brennereien, die sogenannten Mondscheinbrennereien, an verborgener Stelle installiert wurden, so war dies zweifellos illegal.