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Die märchenhafte Handlung und ihre mitreißenden, teils volkstümlichen Gesangsnummern machen Die Zauberflöte bis heute zu einem der populärsten Bühnenwerke weltweit. Schon Mozart selbst war klar, dass diese »grosse Oper« sowohl »kenner« als auch »nichtkenner« begeistern kann. Ulrich Konrad schlüsselt in einem Nachwort auf, vor welch reichem literarischen, musikalischen und weltanschaulichen Horizont Mozart und Schikaneder ihre Märchengeschichte entfalten. Und was über die Entstehung und Uraufführung des Werks im Jahr 1791 bekannt ist. E-Book mit Seitenzählung der gedruckten Ausgabe: Buch und E-Book können parallel benutzt werden.
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Seitenzahl: 89
Wolfgang Amadeus Mozart
KV 620Eine große Oper in zwei AufzügenLibretto von Emanuel Schikaneder
Reclam
1991, 2014, 2022 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Covergestaltung: Cornelia Feyll, Friedrich Forssman
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2022
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-962052-7
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-014066-6
www.reclam.de
Reihenfolge der Musiknummern
Personen
Erster Aufzug
Zweiter Aufzug
Zur Textgestalt
Literaturhinweise
Nachwort
Theaterzettel der Uraufführung der »Zauberflöte« im Theater auf der Wieden
Ouvertüre
Erster Aufzug
1 Nr. Introduktion: Zu Hilfe!
2 Nr. Arie: Der Vogelfänger bin ich ja
3 Nr. Arie: Dies Bildnis ist bezaubernd schön
4 Nr. Rezitativ und Arie: O zittre nicht, mein lieber Sohn!
5 Nr. Quintett: Hm! hm! hm! hm! hm! hm! hm! hm!
6 Nr. Terzett: Du feines Täubchen, nur herein
7 Nr. Duett: Bei Männern, welche Liebe fühlen
8 Nr. Finale: Zum Ziele führt dich diese Bahn
Zweiter Aufzug
9 Nr. Marsch
10 Nr. Arie mit Chor: O Isis und Osiris
11 Nr. Duett: Bewahret euch vor Weibertücken
12 Nr. Quintett: Wie? Wie? Wie?
13 Nr. Arie: Alles fühlt der Liebe Freuden
14 Nr. Arie: Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen
15 Nr. Arie: In diesen heilgen Hallen
16 Nr. Terzett: Seid uns zum zweiten Mal willkommen
17 Nr. Arie: Ach, ich fühl’s, es ist verschwunden!
18 Nr. Chor: O Isis, und Osiris, welche Wonne!
19 Nr. Terzett: Soll ich dich, Teurer, nicht mehr sehn?
20 Nr. Arie: Ein Mädchen oder Weibchen
21 Nr. Finale: Bald prangt, den Morgen zu verkünden
SARASTRO Bass
TAMINO Tenor
SPRECHER Bass
ERSTER PRIESTER Bass
ZWEITER PRIESTER Tenor
DRITTER PRIESTER Sprechrolle
KÖNIGIN DER NACHT Sopran
PAMINA, ihre Tochter Sopran
ERSTE DAME Sopran
ZWEITE DAME Sopran
DRITTE DAME Sopran
ERSTER KNABE Sopran
ZWEITER KNABE Sopran
DRITTER KNABE Sopran
EIN ALTES WEIB (PAPAGENA) Sopran
PAPAGENO Bass
MONOSTATOS, ein Mohr Tenor
ERSTER GEHARNISCHTER MANN Tenor
ZWEITER GEHARNISCHTER MANN Bass
ERSTER SKLAVE Sprechrolle
ZWEITER SKLAVE Sprechrolle
DRITTER SKLAVE Sprechrolle
Chor: Priester, Sklaven, Gefolge
[9]Ouvertüre
Das Theater ist eine felsige Gegend, hie und da mit Bäumen überwachsen; auf beiden Seiten sind gangbare Berge, nebst einem runden Tempel.
Tamino kommt in einem prächtigen javonischen Jagdkleide rechts von einem Felsen herunter, mit einem Bogen, aber ohne Pfeil; eine Schlange verfolgt ihn.
TAMINO. Zu Hilfe! Zu Hilfe! sonst bin ich verloren,
Der listigen Schlange zum Opfer erkoren. –
Barmherzige Götter! Schon nahet sie sich!
Ach rettet mich! Ach schützet mich!
(Er fällt in Ohnmacht; sogleich öffnet sich die Pforte des Tempels; drei verschleierte Damen kommen heraus, jede mit einem silbernen Wurfspieß.)
DIE DREI DAMEN. Stirb, Ungeheur, durch unsre Macht!
Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht,
Die Heldentat! Er ist befreit
Durch unsres Armes Tapferkeit.
ERSTE DAME(ihn betrachtend).
Ein holder Jüngling sanft und schön.
ZWEITE DAME. So schön, als ich noch nie gesehn.
DRITTE DAME. Ja ja, gewiss! Zum Malen schön.
[10]ALLE DREI. Würd ich mein Herz der Liebe weihn,
So müsst es dieser Jüngling sein.
Lasst uns zu unsrer Fürstin eilen,
Ihr diese Nachricht zu erteilen.
Vielleicht, dass dieser schöne Mann
Die vor’ge Ruh ihr geben kann.
ERSTE DAME. So geht und sagt es ihr,
Ich bleib indessen hier.
ZWEITE DAME. Nein, nein, geht ihr nur hin,
Ich wache hier für ihn!
DRITTE DAME. Nein, nein, das kann nicht sein,
Ich schütze ihn allein.
ERSTE DAME. Ich bleib indessen hier.
ZWEITE DAME. Ich wache hier für ihn!
DRITTE DAME. Ich schütze ihn allein!
ERSTE DAME. Ich bleibe!
ZWEITE DAME. Ich wache!
DRITTE DAME. Ich schütze!
ALLE DREI. Ich!
(Jede für sich.) Ich sollte fort? Ei ei! wie fein!
Sie wären gern bei ihm allein,
Nein, nein, das kann nicht sein!
(Eine nach der andern, dann alle drei zugleich.)
Was wollte ich darum nicht geben,
Könnt ich mit diesem Jüngling leben!
Hätt ich ihn doch so ganz allein!
Doch keine geht, es kann nicht sein.
Am besten ist es nun, ich geh.
Du Jüngling, schön und liebevoll,
Du trauter Jüngling, lebe wohl,
Bis ich dich wieder seh.
[11](Sie gehen alle drei zur Pforte des Tempels ab, die sich selbst öffnet und schließt.)
TAMINO(erwacht, sieht furchtsam umher). Wo bin ich! Ist’s Fantasie, dass ich noch lebe? Oder hat eine höhere Macht mich gerettet?
(Er steht auf, sieht umher.)
Wie? – Die bösartige Schlange liegt tot zu meinen Füßen?
(Man hört von fern ein Waldflötchen, worunter das Orchester piano akkompagniert. Tamino spricht unter dem Ritornell.)
Was hör ich? Wo bin ich? Welch unbekannter Ort? – Ha, eine männliche Figur nähert sich dem Tal.
(Versteckt sich hinter einem Baum.)
Papageno kommt den Fußsteig herunter, hat auf dem Rücken eine große Vogelsteige, die hoch über den Kopf geht, worin verschiedene Vögel sind; auch hält er mit beiden Händen ein Faunen-Flötchen, pfeift und singt.
PAPAGENO. Der Vogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heißa! hopsasa!
Ich Vogelfänger bin bekannt
Bei Alt und Jung im ganzen Land.
Weiß mit dem Locken umzugehn
Und mich aufs Pfeifen zu verstehn.
Drum kann ich froh und lustig sein,
Denn alle Vögel sind ja mein.
(Pfeift.)
[12] Der Vogelfänger bin ich ja,
Stets lustig, heißa! hopsasa!
Ich Vogelfänger bin bekannt
Bei Alt und Jung im ganzen Land.
Ein Netz für Mädchen möchte ich,
Ich fing’ sie dutzendweis für mich.
Dann sperrte ich sie bei mir ein,
Und alle Mädchen wären mein.
(Pfeift.)
Wenn alle Mädchen wären mein,
So tauschte ich brav Zucker ein:
Die, welche mir am liebsten wär,
Der gäb ich gleich den Zucker her.
Und küsste sie mich zärtlich dann,
Wär sie mein Weib und ich ihr Mann.
Sie schlief an meiner Seite ein,
Ich wiegte wie ein Kind sie ein.
(Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte gehen.)
TAMINO(nimmt ihn bei der Hand). He da!
PAPAGENO. Was da!
TAMINO. Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?
PAPAGENO. Wer ich bin? (Für sich.) Dumme Frage! (Laut.)
Ein Mensch, wie du. – Wenn ich dich nun fragte, wer du bist? –
TAMINO. So würde ich dir antworten, dass ich aus fürstlichem Geblüte bin.
PAPAGENO. Das ist mir zu hoch. – Musst dich deutlicher erklären, wenn ich dich verstehen soll!
[13]TAMINO. Mein Vater ist Fürst, der über viele Länder und Menschen herrscht; darum nennt man mich Prinz.
PAPAGENO. Länder? – Menschen? – Prinz? –
TAMINO. Daher frag ich dich! –
PAPAGENO. Langsam! Lass mich fragen. – Sag du mir zuvor: Gibt’s außer diesen Bergen auch noch Länder und Menschen?
TAMINO. Viele Tausende!
PAPAGENO. Da ließ’ sich eine Spekulation mit meinen Vögeln machen.
TAMINO. Nun sag du mir, in welcher Gegend wir sind. –
PAPAGENO. In welcher Gegend?
(Sieht sich um.)
Zwischen Tälern und Bergen.
TAMINO. Schon recht! aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? – Wer beherrscht sie? –
PAPAGENO. Das kann ich dir ebenso wenig beantworten, als ich weiß, wie ich auf die Welt gekommen bin.
TAMINO(lacht). Wie? Du wüsstest nicht, wo du geboren oder wer deine Eltern waren? –
PAPAGENO. Kein Wort! – Ich weiß nicht mehr und nicht weniger, als dass mich ein alter, aber sehr lustiger Mann auferzogen und ernährt hat.
TAMINO. Das war vermutlich dein Vater? –
PAPAGENO. Das weiß ich nicht.
TAMINO. Hattest du denn deine Mutter nicht gekannt?
PAPAGENO. Gekannt hab ich sie nicht; erzählen ließ ich mir’s einige Mal, dass meine Mutter einst da in diesem verschlossenen Gebäude bei der nächtlich sternflammenden Königin gedient hätte. – Ob sie noch lebt, oder was aus ihr geworden ist, weiß ich nicht. – Ich weiß nur [14]so viel, dass nicht weit von hier meine Strohhütte steht, die mich vor Regen und Kälte schützt.
TAMINO. Aber wie lebst du?
PAPAGENO. Von Essen und Trinken, wie alle Menschen.
TAMINO. Wodurch erhältst du das?
PAPAGENO. Durch Tausch. – Ich fange für die sternflammende Königin und ihre Jungfrauen verschiedene Vögel; dafür erhalt ich täglich Speis und Trank von ihr.
TAMINO(für sich). Sternflammende Königin? Wenn es etwa gar die mächtige Herrscherin der Nacht wäre! – Sag mir, guter Freund! warst du schon so glücklich, diese Göttin der Nacht zu sehen?
PAPAGENO(der bisher öfters auf seiner Flöte geblasen). Deine letzte alberne Frage überzeugt mich, dass du aus einem fremden Land geboren bist. –
TAMINO. Sei darüber nicht ungehalten, lieber Freund! Ich dachte nur –
PAPAGENO. Sehen? – Die sternflammende Königin sehen? – Wenn du noch mit einer solchen albernen Frage an mich kommst, so sperr ich dich, so wahr ich Papageno heiße, wie einen Gimpel in mein Vogelhaus, verhandle dich dann mit meinen übrigen Vögeln an die nächtliche Königin und ihre Jungfrauen; dann mögen sie dich meinetwegen sieden oder braten.
TAMINO(für sich). Ein wunderlicher Mann!
PAPAGENO. Sehen? – Die sternflammende Königin sehen? – Welcher Sterbliche kann sich rühmen, sie je gesehen zu haben? Welches Menschen Auge würde durch ihren schwarz durchwebten Schleier blicken können?
TAMINO(für sich). Nun ist’s klar; es ist eben diese nächtliche Königin, von der mein Vater mir so oft erzählte. – Aber [15]zu fassen, wie ich mich hierher verirrte, ist außer meiner Macht. Unfehlbar ist auch dieser Mann kein gewöhnlicher Mensch. – Vielleicht einer ihrer dienstbaren Geister.
PAPAGENO(für sich). Wie er mich so starr anblickt! bald fang ich an, mich vor ihm zu fürchten. – Warum siehst du so verdächtig und schelmisch nach mir?
TAMINO. Weil – weil ich zweifle, ob du Mensch bist. –
PAPAGENO. Wie war das?
TAMINO. Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt ich dich –
(Geht auf ihn zu.)
PAPAGENO. Doch für keinen Vogel? – Bleib zurück, sag ich, und traue mir nicht; – denn ich habe Riesenkraft, wenn ich jemand packe. – Wenn er sich nicht bald von mir schrecken lässt, so lauf ich davon.
TAMINO. Riesenkraft?
(Er sieht auf die Schlange.)
Also warst du wohl gar mein Erretter, der diese giftige Schlange bekämpfte?
PAPAGENO. Schlange!
(Sieht sich um, weicht zitternd einige Schritte zurück.)
Was da! ist sie tot, oder lebendig?
TAMINO. Du willst durch deine bescheidene Frage meinen Dank ablehnen – aber ich muss dir sagen, dass ich ewig für deine so tapfere Handlung dankbar sein werde.
PAPAGENO. Schweigen wir davon still – freuen wir uns, dass sie glücklich überwunden ist.
TAMINO. Aber um alles in der Welt, Freund! wie hast du dieses Ungeheuer bekämpft? – Du bist ohne Waffen.
PAPAGENO. Brauch keine! – Bei mir ist ein starker Druck mit der Hand mehr als Waffen.
[16]TAMINO. Du hast sie also erdrosselt?
PAPAGENO. Erdrosselt! (Für sich.) Bin in meinem Leben nicht so stark gewesen als heute.
Die Vorigen, die drei Damen.