Dignity - Gudrun Heller - E-Book

Dignity E-Book

Gudrun Heller

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Beschreibung

Dies ist die Geschichte des fiktiven Sängers Karl van der Valk. Inspiriert von Bob Dylans Leben ist sie eine Liebeserklärung an alle Musiker, die mit ihrer Musik unsere Seele verzaubern und zu uns sprechen, wenn keine menschliche Stimme uns mehr erreichen kann. Die wir, das Publikum und die Medien, gnadenlos unter Druck setzen, die um ihre Würde und ihren Weg kämpfen und ihn trotz aller Widerstände gehen.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Vorwort

Dies ist die Geschichte des fiktiven Sängers Karl van der Valk. Inspiriert von Bob Dylans Leben ist sie eine Liebeserklärung an alle Musiker, die mit ihrer Musik unsere Seele verzaubern und zu uns sprechen, wenn keine menschliche Stimme uns mehr erreichen kann. Die wir, das Publikum und die Medien, gnadenlos unter Druck setzen, die um ihre Würde und ihren Weg kämpfen und ihn trotz aller Widerstände gehen.

1

Es war ein gediegenes Hotel in Hamburg, in der Nähe der Schiffsbegrüßungsanlage. Viel Natur gab es hier und das Stadtzentrum war schnell erreichbar. Der kleine Konferenzraum, in dem das Treffen stattfinden sollte, war urig eingerichtet mit verschnörkelten Holzstühlen und Möbel, gegenüber der Fensterseite brannte ein Feuer im Kamin. Es war Mitte Februar und draußen bedeckte eine weiße Pulverschicht alles Grün.

Er war mit dem Bus angereist und hatte das letzte Stück zu Fuß gehen müssen. Die Kälte war ihm in alle Glieder gekrochen und so genoss er die prasselnde Wärme des Feuers.

Er war jetzt 70 Jahre alt und es war schon über 15 Jahre her, dass er sein letztes Interview gegeben hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre es dabei auch geblieben. Aber vor kurzer Zeit hatte er seine Autobiografie veröffentlicht, einen Rückblick auf 50 Jahre seines Lebens als Liedermacher.

Der Verlag hatte ihm nahe gelegt, zumindest ein Interview zu geben.

Dabei hasste er Presse und Medien.

Wie oft in seiner Karriere hatten sie ihm nicht das Wort im Mund umgedreht? Und dann wollten diese Leute immer etwas über sein Privatleben wissen. Wozu? Sein Privatleben war nicht viel anders als das anderer Leute auch. Die Musik unterschied ihn von anderen Menschen, sonst gar nichts.

Er hatte sich im Lauf der Jahre angewöhnt, den Medienvertretern so viel Unwahres zu erzählen wie eben möglich und sein Privatleben zu schützen so gut wie möglich.

Obwohl er zugeben musste, dass die Berichte über ihn sich in den letzten Jahren gewandelt hatten. Das, was in den 80er Jahren geschehen war, trat immer mehr in den Hintergrund – vielleicht, weil immer und immer wieder darüber berichtet worden war. Jedenfalls interessierte man sich mittlerweile auch für die Musik, die er jetzt spielte. Er schien in der Öffentlichkeit nun so wahrgenommen zu werden, wie er es sich sein Leben lang gewünscht hatte: als ein Musiker, mit dessen Musik man sich auseinandersetzte.

Viel zu viel Zeit war verstrichen, bis er das erreicht hatte. Und nun, wo es endlich so weit war, musste er der Tatsache ins Auge sehen, dass er auf den letzten Abschnitt seines Lebens zuging.

Die üblichen Alterswehwehchen setzten ein, kürzlich hatte sein Arzt bei ihm Herzrhythmusstörungen festgestellt.

Und plötzlich war ihm die Vorstellung unerträglich geworden, dass nach seinem Tod nur diese verlogenen Interviews von ihm übrig bleiben würden. Einmal wollte er der Öffentlichkeit den wahren Karl van der Valk zeigen. Und seine Autobiografie und dieses Interview dienten dazu.

Ein leises Klicken riss ihn aus seinen Gedanken.

Die Tür zum Konferenzraum wurde geöffnet und Christian Mertens trat ein, Chefredakteur des Zeitschriftenmagazins Free Time. Er war ein Mann Ende 50, mit bereits grauem Haar und braunen, offenen Augen. Man begrüßte sich und Christian Mertens machte es sich in einem Sessel gegenüber von Karl bequem.

Misstrauisch beäugte Karl ihn. Was würde wohl diesmal bei dem Interview herauskommen? Er konnte sich jedenfalls schon vorstellen, wie eine der ersten Fragen des Journalisten lauten würde: Wie war Ihre Kindheit und wie hat alles angefangen?

Karl seufzte. So oft schon hatte er diese Frage beantworten müssen. Er schloss für einen Moment die Augen und begegnete ihr wieder, der Landschaft seiner Kindheit.

2

Nach Salz und Meer schmeckte diese Landschaft - und natürlich nach Weißkohl.

Zusammen mit seinem jüngeren Bruder Walter wuchs Karl van der Valk alias Karl Hartmann nicht weit vom Deich entfernt auf, in dem kleinen Städtchen Wewelsfleth bei Glückstadt – oder wie man heute auch sagen würde, circa 10 km südöstlich von Brokdorf. Brokdorf war allerdings in seiner Kindheit Ende der 50er und Anfang der 60er Jahre noch kein Begriff.

Seine Eltern Hertha und Georg Hartmann betrieben einen kleinen Bauernhof, so wie es damals noch unzählige in Schleswig-Holstein gab.

Als er geboren wurde, schrieb man das Jahr 1958.

Auf den Eisenbahnstrecken fuhren noch Dampfloks und viele Höfe hatten Plumpsklos und bezogen ihr Wasser aus einem eigenen Brunnen.

Fast alle Bauern hatten zumindest einen kleinen Stall als Anbau an ihrem Haus. Es sei denn, sie waren Kohlbauern, so wie die Hartmanns.

Wewelsfleth gehörte zwar noch nicht oder nicht mehr zum Kreis Dithmarschen, wo die Mehrheit der Bauern von Kohl lebte, aber es grenzte daran.

„Bei uns gibt´s den südlichsten Kohl Schleswig-Holsteins“, pflegte sein Vater voller Stolz zu sagen.

Was höchstwahrscheinlich noch nicht einmal stimmte.

Der Kohlanbau brachte den Hartmanns eine gewisse Unabhängigkeit. Während die Viehbauern sich das ganze Jahr über um ihre Tiere kümmern mussten, ging es bei ihnen zumindest im Winter ruhig zu. Es war die Zeit für Reparaturen und Wartungen an Haus und Maschinen. Später nutzte die Familie sie für ihren Jahresurlaub.

Der Winter war Karls Lieblingszeit. Endlich drehte sich mal nicht alles um den verhassten Kohl.

Seine Eltern ließen ihm freie Hand und er konnte tun und lassen, was er wollte. Er unternahm lange Streifzüge bis hinaus zum Deich und stapfte bei Ebbe in Gummistiefeln durch den Schlick.

Zusammen mit den anderen Kindern lernte er auf der Straße Fahrradfahren und später auch Rollschuhlaufen.

Kein Kind verabredete sich damals zum Spielen.

Man lief nach der Schule einfach auf die Straße hinaus und da die anderen Kinder es genauso machten, gab es immer jemanden zum Toben.

Manchmal war ihm das sogar zu viel und er sehnte sich nach einem Platz, der nur ihm allein gehörte und wo ihn keiner stören konnte.

Auf einem seiner Streifzüge entdeckte er eine kleine Ansammlung von Bäumen, in deren Mitte eine prächtige Eiche thronte. Ihre Stämme waren so breit und ausladend, dass Karl nicht der Versuchung widerstehen konnte, auf sie hinaufzuklettern. Er war begeistert. Von hier aus konnte man weit über das flache Land schauen und, was fast noch wichtiger war, kein Mensch kam auf die Idee, ihn hier zu suchen.

Er begann, sich in der Eiche ein Baumhaus zu bauen und brachte im Laufe der Zeit immer mehr Sachen zu diesem Platz, die er für seine kleine Flucht aus dem Alltag brauchte.

Der wichtigste Gegenstand war ein kleines Transistorradio mit Batterien, das ihm sein Onkel Hans zu seinem sechsten Geburtstag geschenkt hatte. Es gab nichts Herrlicheres für ihn, als hier oben zu sitzen und den Liedern und Hörspielen zu lauschen. Sie entführten ihn in eine andere Welt, weit weg von der eines Kohlbauern.

Nach dem Winter war es dann leider mit Karls Ruhe vorbei. Genau wie sein Bruder Walter musste er regelmäßig auf dem Feld helfen. Im Frühjahr ging es los mit dem Eggen und Pflügen und der Einsaat und fand seinen krönenden Abschluss im Herbst, wenn Erntezeit war. Dann musste Karl jeden Nachmittag auf dem Acker verbringen, bis endlich alle Kohlköpfe eingebracht waren. Es war in dieser Zeit kaum möglich, den Geruch von Erde und Kohl von den Händen zu bekommen. Noch heute wurde ihm speiübel, wenn er Weißkohl nur irgendwo sah.

Manchmal aber kam er einfach gar nicht von der Schule nach Hause und floh vor der Feldarbeit zu seinem Baumhaus. Zwar mit hungrigem Magen, aber zufrieden mit sich und der Welt lag er dann hier oben, lauschte seinem Radio und träumte, er wäre jemand anderes, mit anderen Eltern an einem anderen Ort.

Der einzige Lichtblick im Herbst war sein Geburtstag am 20. September. Selbst wenn die Ernte in vollem Gange war, an diesem Tag wurde gefeiert. Es gab Karls Lieblingsessen : Frikadellen mit Kartoffelsalat – und nachmittags natürlich Kuchen, Marmorkuchen. Oma und Opa rückten an und, was für Karl am wichtigsten war, sein Onkel Hans aus Hamburg kam.

Hans war Musiker und spielte Geige an der Hamburger Staatsoper. Nach Wewelsfleth brachte er aber immer seine Gitarre mit, auf der er uralte Volkslieder und klassische Musikstücke zum Besten gab. Besonders angetan hatten es Karl die mittelalterlichen Lieder, in denen es um schöne Burgfräulein und tapfere Helden ging. Das war eine herrliche Welt zum Träumen.

Als Karl seinen achten Geburtstag feierte, machte Hans ihm ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk.

„Karl, hättest Du nicht Lust, in den nächsten Sommerferien zu mir nach Hamburg zu kommen?“, fragte er. „Wir könnten jede Menge Musik hören und Du könntest auch einmal das Orchester kennenlernen, in dem ich spiele.“

Karl war sofort Feuer und Flamme.

Aber seine Mutter zog ein skeptisches Gesicht.

„Hans, ich weiß nicht. Karl ist noch so klein.

Außerdem brauchen wir hier auf dem Hof jede Hand.“

„Wenn er groß genug ist, beim Arbeiten mitzuhelfen, dann ist er auch groß genug, um nach Hamburg zu kommen“, erwiderte Hans bestimmt und fügte noch hinzu: „Hertha, der Junge hat doch Ferien. Er muss ja nicht die ganzen Sommerferien bei mir sein, drei Wochen sind auch schon eine lange Zeit.“

Seine Mutter schaute fragend den Vater an. Der zuckte nur mit den Schultern.

„Meinetwegen soll er fahren. Drei Wochen kommen wir schon ohne ihn aus. Es ist schließlich keine Erntezeit. Sonst ist er ja in den Ferien auch den ganzen Tag unterwegs und keiner weiß, wo man ihn suchen soll.“

Stürmisch umarmte Karl seinen Vater. „Danke, Papa, danke.“

„Schon gut, mein Junge. Aber dass ich keine Klagen höre!“, brummte sein Vater.

3

Karl konnte es kaum erwarten, dass es endlich wieder Sommer wurde. Drei Wochen in Hamburg erschienen ihm wie drei Wochen Abenteuerurlaub.

Und dann war es endlich soweit.

Sein Vater hatte sich von einem Nachbarn extra ein Auto geliehen, um ihn zum Bahnhof von Itzehoe zu bringen, denn die Familie hatte damals noch kein eigenes Auto. Von Itzehoe konnte Karl mit dem Zug nach Hamburg-Altona durchfahren.

Dort würde ihn dann sein Onkel vom Bahnsteig abholen.

Als Reisegepäck hatte er nur einen kleinen Koffer und einen Rucksack mit. Seine Mutter hatte ihn extra noch ermahnt, Hans zu bitten, seine Sachen zumindest einmal zu waschen.

Karl setzte sich auf einen freien Platz am Gang und sein Sitznachbar, ein netter älterer Herr, half ihm, den Koffer in der Ablage zu verstauen. Er hoffte, dass nicht noch jemand seinen Platz reserviert hatte, denn die Kosten für eine Reservierung hatten sich seine Eltern gespart.

Gespannt griff Karl nach seinem Rucksack. Seine Mutter hatte versprochen, dass sie ihm noch etwas Reiseproviant mitgeben würde.

Erwartungsvoll öffnete er den Reißverschluss und packte einen Trinkpack, ein paar Kaubonbons und eine Tafel Schokolade aus. Das obligatorische Butterbrot hatte sie ihm auch noch dazu gelegt, aber das beförderte er erst einmal zurück in den Rucksack. Das konnte er schließlich jeden Tag essen. Als alles Leckere verschwunden war, musste er immer noch eine halbe Stunde im Zug sitzen. Er hatte sich zwar ein paar Comics für unterwegs eingepackt, aber jetzt war er zu aufgeregt, um sie zu lesen.

Wie Hamburg wohl aussehen würde? Dauernd reckte er seinen Hals in Richtung Fenster, um die ersten Bilder der großen Stadt nur ja nicht zu verpassen. Der Mann neben ihm schaute ihn schon missmutig an, so dass Karl sich gezwungen fühlte, eine Erklärung für sein Verhalten zu geben.

„Wissen Sie, ich bin nämlich zum ersten Mal in Hamburg“, sagte er, während er schon wieder den Kopf in Richtung Fenster streckte, „und da will ich doch alles mitkriegen!“

„Ja wenn das so ist, min Jung, dann wollen wir mal schnell die Plätze wechseln. Ich bin schon ganz oft nach Hamburg reingefahren, ich kenne das alles schon.“

Vor lauter Aufregung hätte Karl fast vergessen, sich zu bedanken.

Endlich erschien die Skyline des Hafens. Karl bewunderte die vielen Kräne und Containerbrücken, die ihre schweren Lasten beinahe mühelos hin und her zu bewegen schienen. Die ersten Hochhäuser waren zu sehen, ein kurzer Blick auf die Alster, dann dauerte es auch schon gar nicht mehr lange und der Zug fuhr in Hamburg-Altona ein. Karl setzte seinen Rucksack auf und ließ sich noch einmal von seinem Sitznachbarn helfen, seinen Koffer aus der Ablage zu holen.

Mit leicht wackeligen Knien stieg er aus dem Zug und wurde von den nachdrängenden Menschen nach vorne geschubst. Vor Staunen blieb ihm der Mund offen. So einen großen Bahnhof mit so vielen Menschen hatte er noch nie gesehen.

Wie sollte er in dieser Menschenmenge seinen Onkel finden?

Aber nachdem der Zug abgefahren war und die meisten Leute den Bahnsteig schon wieder verlassen hatten, entdeckte er Hans in der Nähe des Abfahrtplans. Karl winkte ihm stürmisch zu, erleichtert darüber, dass er nicht länger allein in dieser Großstadt war.

„Na, wie war die Fahrt?“, begrüßte ihn sein Onkel.

„Och, ganz in Ordnung. Am besten war die letzte Strecke vor der Einfahrt in Hamburg. Mit dem Hafen und so“, erwiderte Karl.

„Ja, das Hafenpanorama ist schon beeindruckend“, pflichtete ihm Hans bei. „Was hältst Du davon, wenn wir erst einmal ordentlich Mittag essen? Es ist schließlich schon zwei Uhr und Du hast sicherlich noch nichts Warmes im Bauch, oder?“

„Nein, ich habe einen Riiiiiesenhunger!“, rief Karl begeistert.

Sein Onkel lachte.

„Das habe ich mir schon gedacht.“

Hans nahm seinen Koffer in die rechte Hand und Karl ergriff seine freie linke Hand. An der Seite seines Onkels fühlte er sich sicher und war voller Tatendrang.

„Heute essen wir mal total ungesund“, zwinkerte Hans ihm zu, als er die Tür zu einem Schnellimbiss in der Nähe des Bahnhofs öffnete.

„Magst Du Currywurst mit Pommes?“

Karl nickte heftig.

„Das habe ich mir doch gedacht - zweimal Currywurst Pommes, bitte!“, bestellte Hans.

„Und zwei Glas Cola!“

Er drehte sich verschwörerisch zu Karl um.

„Das mit der Cola erzählst Du zu Hause aber nicht, mmh?“

Karl schüttelte heftig den Kopf. Zu Hause durfte er nie Cola trinken.

Nachdem sie alles aufgegessen hatten, machten sie sich auf den Weg zur Ludwigstraße im Schanzenviertel, wo der Onkel eine kleine 3-Zimmerwohnung in einer der renovierten alten Villen bewohnte. Dahin ging es per U-Bahn.

„Ich hätte Dich ja auch mit dem Auto abholen können“, meinte Hans, „aber ich dachte mir, Du bist sicherlich noch nie U-Bahn gefahren, oder?“

Wieder musste Karl den Kopf schütteln. Mit weit aufgerissenen Augen bestaunte er die Bahnhöfe, die sich zum Teil über mehrere Etagen in die Erde gruben. Die U-Bahnen sausten in einem wahnsinnigen Tempo heran und wenn sich ihre Türen öffneten, schienen sie ganze Menschenmassen zu verschlingen. Kaum hatten sich die Türen geschlossen, verschwanden sie schon im Dunkeln des Tunnels. Der Bahnsteig hatte sich für einen Moment geleert, aber es dauerte gar nicht lange, bis er durch die nachströmenden Menschen wieder genauso voll wie vorher war.

Nach kurzer Wartezeit verschwanden auch Hans und Karl in einem solchen Monstrum und sausten durch den Tunnel.

In der Bahn war es voll. Mit Mühe hatten die beiden noch Sitzplätze ergattert. Karl betrachtete die verschiedenen Menschen, die ein- und ausstiegen. Schüler, die nach Hause fuhren, Arbeiter nach Schichtende, Hausfrauen, die vom Einkaufen kamen. Die Vorstellung, jeden Tag nach der Schule mit der U-Bahn nach Hause zu fahren, hatte etwas Faszinierendes. Er beneidete die Hamburger Kinder darum. Bei ihm zu Hause gab es nur Busse. Bus fahren fand Karl zwar auch toll. Aber das hier war noch um einiges besser.

Nach ein paar Stationen stiegen sie aus und kehrten wieder an die Oberfläche zurück, direkt in den tosenden Straßenlärm.

„Merke Dir den Weg von der Station Sternschanze zur Ludwigstraße. Du wirst sicher auch einmal selbst unterwegs sein wollen“, meinte sein Onkel.