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Ilona Hofmann-Koehne und Dietmar Koehne entwickeln im Gespräch mit ihren Freunden Biene und Gerd Hallen einen Reigen von Limericks, Kurzgeschichten, Gedichten und Satiren, die unter anderem die schwäbische Mentalität aufs Korn nehmen - ausgesprochen kurzweilig und unterhaltsam.
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Seitenzahl: 71
Vorwort
Bemerkungen zum Limerick
Schwaben Bashing
Ärger mit einem Nachbarn in Esslingen
Sonstiges Schwaben-Bashing
Zum Thema Schwaben-Bashing:
Der Traum von der Rückkehr nach Dortmund
Der alte Küchenschrank
Mit den Möbeln ist es oft zum Göbeln
Wer reisen will, muss leiden
Eine Herbstkomödie – spendiert von der Deutschen Bahn
Eine weitere Episode
Urlaube und andere Vergnügungen
Dortmunder Leben
Eine Einladung aus Schwerte
Maladiöses
Ein Omen, ungelogen, als Steinchen kam es geflogen…
Vom Rücken bis zum Magen muss man viel ertragen
Der Sturz in Altenbeken
Geburtstags- und auch Jahresfeste sind fürwahr das Allerbeste
Ionas 60. Geburtstag im Februar 2017
Volksfeschte in Dortmund und Schwaben
Der französische Markt in Esslingen
Das Zwiebelfescht
Das Weinfest in Dortmund (Sommer 2018)
Der Lottogewinn
Schwabologisches
Ilonas sprachkundliche Forschungen:
Corona und der Abschied von Ilona
Ilonas literarisches Erbe
Die 1957 in Dortmund geborene Autorin Ilona Hofmann- Köhne war im kaufmännischen Bereich tätig. Nach vielen, eher freudlosen Jahren in Büroräumen erwachte ihr Wunsch nach kreativer Arbeit. 1991 heiratete sie Dietmar Köhne und zog nach Süddeutschland, wo sie ihren künstlerischen Ambitionen verstärkt nachgehen und sich dem Schreiben und Malen widmen konnte. Sie kann auf regelmäßige Ausstellungen ihrer bildnerischen Werke und auf diverse Veröffentlichungen von Texten verweisen, darunter in der Zeitschrift „littérage“. 2011 veröffentlichte sie ihren ersten Roman „Blues 4600“ im Frieling Verlag.
Ilona war eine Persönlichkeit, die auf jeden Mitmenschen positiv und offen zuging. Sie verstand es, ein Gespräch zu führen, in dem sich das Gegenüber angenommen und verstanden fühlte. Aufgrund ihrer guten Allgemeinbildung und literarischen Kompetenz hatte sie die Möglichkeit, ein Gespräch auf jedem Niveau zu führen. Von der Kehrwoche über Spätzle bis zu Hegel stand ihr alles zur Verfügung.
Doch war auch sie, wie jeder Mensch, darauf angewiesen, dass ein potentieller Gesprächspartner sich so weit öffnete, dass sie einen Schimmer von dem erfassen konnte, was das Gegenüber tatsächlich bewegte. Es ist Ilona hoch anzurechnen, dass sie in den ersten Jahren ihres ‚schwäbischen Gastspiels‘ neben kleinen Erfolgen im Umgang mit Vertretern dieses Volksstammes auch lernte, mit den weniger aufgeschlossenen Zeitgenossen Geduld zu üben und die Zurückhaltung dieser Menschen in Demut hinzunehmen.
Indes reißt irgendwann einmal jeder Geduldsfaden. Ilona musste nach 20 Jahren reduzierter Kommunikation in Schwaben ihre Verärgerung mit Ironie und Sarkasmus zum Ausdruck bringen.
Da man auch im Zorn nicht gern allein ist, suchte und fand sie ein Ehepaar aus dem Städtchen Schwerte (NRW), das sie und ihr Mann in der Pfalz anlässlich eines Kurzurlaubs kennenlernten. Man schloss schnell Freundschaft und stellte fest, dass sie alle über einschlägige Erfahrungen mit dem Schwabentum verfügten. Von Esslingen aus bauten die „Hokoes“, wie sie in der Folge genannt werden, mit den Freunden von 2015 an per Mail einen Limerick-Briefwechsel auf, in dessen Verlauf nicht wenige antischwäbische Sticheleien und Boshaftigkeiten, aber auch viele Pro-Dortmund-Hymnen und andere Erfahrungen ausgetauscht wurden. So ergab sich aus diesem Gedankenaustausch neben den boshaften Sticheleien gegen die Schwaben ein bunter Strauß an literarischen Erzeugnissen.
Mögen die werten Leser*innen daran im Gedenken an die 2020 verstorbene Ilona ihre Freude haben.
Neben den vielen Texten und Limericks enthält dieses Büchlein auch ein paar Abbildungen von Ilonas Bildern und Fotos, die sie in der „schwäbischen Zeit“ angefertigt hat. Viele wurden schon auf Ausstellungen gezeigt.
Bei dieser poetischen Gattung handelt es sich um Fünfzeiler mit dem Reimschema a a b b a. Die Gedichte beginnen mit dem Hinweis auf die oft geographisch bezogene Existenz einer Person (1. Zeile). Diese wird mit einer besonderen Eigenart verbunden (2. Zeile). Es folgen zwei kurze endgereimte Zeilen mit einer scheinbaren oder auch tatsächlich logischen Fortsetzung der ersten beiden Zeilen (3. und 4. Zeile). Die 5. Zeile schließt das Gedicht mit einer Variation der 1. Zeile ab. Oft enthält diese Zeile ein pointiertes Urteil.
Der Rhythmus der ersten beiden und der fünften Zeile ist an den Anapäst angelehnt, während die dritte und die vierte Zeile mit Jambus oder Trochäus den Kontrast zu den anderen Zeilen bilden. Es sind freilich zahllose Variationen des Versmaßes gebräuchlich.
Vor etwa 200 Jahren wurden die ersten Limericks in England veröffentlicht. Es gibt aber schon Jahrhunderte vorher poetische Ergüsse mit ähnlicher Struktur. Die Beziehung zur irischen Stadt Limerick ist nicht ersichtlich. Limericks gibt es in allen Sprachen, so auch im deutschen Sprachraum, in dem sich Ilona – und zwar explizit unter Ausschluss des Schwäbischen – leidenschaftlich gern bewegte.
Die Schwaben leben bekanntlich in einer Region, die schon in grauer Vorzeit ernährungstechnisch wenig effektiv war und damit zu äußerster Sparsamkeit wie auch zu höchst zurückhaltender Gastfreundschaft anleitete.
Menschen, die aus anderen Landesteilen unserer Republik zu den Schwaben stoßen und ihre Arbeitskraft für die Betriebe im „Ländle“ zur Verfügung stellen, werden nicht selten als Zuwanderer betrachtet, die „mer durchfüttere müsse“. Dabei spielt es keine Rolle, dass diese „Durchgefütterten“ einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des heutigen schwäbischen Wohlstandes leisten. So war Dietmar Köhne in einer renommierten Esslinger Firma tätig – von der Leitung sehr geschätzt. Das hinderte die Kollegen*innen aber nicht daran, die Kommunikation 25 Jahre lang auf die Besprechung betrieblicher Abläufe zu beschränken.
Auffällig ist bei vielen Schwaben die nur schwach ausgeprägte Wahrnehmung eigener sprachlicher Besonderheiten. „Sie schtähet im schtarke Gegensatz zu dem, wo da die Fremden schpreche tun.“ Das fördert nicht unbedingt die Kommunikation mit den „andersch Schprechenden“ und lässt so manchen Schwaben auf seine eigenen Belange und die seiner Sprachgenossen*innen zurückfallen.
Kommen indes Humor, Selbstironie und Empathie mit ins Spiel, merkt man schnell, dass „die Schwaben“ nicht nur wendig, weltoffen und witzig sein können, sondern auch großzügig und erfindungsreich – sowohl in technischen und sozialen, wie auch in philosophischen und literarischen Belangen. So brachte dieses „Ländle“ nicht allein große Erfinder*innen und Gründer*innen von Weltfirmen, sondern auch bedeutende Denker*ìnnen und Literaten*innen hervor. Allein, man muss auch das Glück haben, solchen Schwaben zu begegnen. Dieses Glück war Ilona und ihrem Dietmar – wie die folgenden literarischen Erzeugnisse belegen – leider nur selten beschieden.
Als Ruhrgebietskind hatte Ilona die Gewohnheit, durchs offene Fenster zu blicken und die Aussicht auf den Garten zu genießen. Ein Nachbar interpretierte das als einen Angriff auf seine Integrität, denn er fühlte sich beobachtet…
Ilona schreibt dazu:
Es litt mal ein Paar aus Westfalen
in Württemberg unter viel‘ Qualen.
Wann können wir weg
vom schwäbischen Fleck?
Nie dachte man` s so noch vor Jahren.
Der „liebe“ Nachbar von nebenan hat sich wieder einmal einen Ausraster geleistet. Ich habe ganz harmlos am Fenster hantiert und rausgeguckt, da kam er des Weges und war anscheinend genervt, meinen Anblick ertragen zu müssen. Er hat daraufhin ganz laut gerufen: “Do dro kannsch erkenne, wieeeee gschtört die isch!“ Übersetzung ist wahrscheinlich nicht nötig? Also aus dem Fenster sehen ist somit ein Hinweis darauf, dass ich gestört bin. Ab Dienstag bin ich wieder in Dortmund unter Nachbarn, die mich garantiert nicht für gestört halten. Auch nicht, wenn ich aus dem Fenster sehe. Selbst wenn ich zeitweilig starren sollte.
Ilona resümiert:
Da war mal ein Männle im Schwabenland,
das hatte sich selbst nicht ganz in der Hand.
Es schrie nur herum
und war, ach, so dumm,
dass man dafür keine Worte fand.
Die Freunde aus Schwerte erwidern darauf:
Es war einst ein Land voller Mucken.
Da durfte man nicht einmal gucken.
Das war unerhört.
Man galt als gestört.
Das muss man doch erst einmal schlucken.
Vielleicht wollen Eure Nachbarn nur geliebt werden. Wenn man aber auf ihre Forderungen eingeht und damit ihre Herzen erobert, dann hat man sie an der Backe. Wünscht Euch das nicht. Da ist es besser, wenn Sie Euch hassen oder für gestört halten.
Du hast wohl schmerzerfüllt auf diese armen Kreaturen geschaut. Wie wäre es mit einem Schild hinten auf dem Auto: “Ich bremse auch für Schwaben.”
Eine Westfälin saß in Esslingen im Licht,
doch das gefiel dem Nachbarn nicht.
Er blieb im Dunkeln.
Man hörte es munkeln,
er sei vor Neid ganz grün im Gesicht.
Ilona und Dietmar gefällt die Idee mit dem Aufkleber:
Den Aufkleber „Ich bremse auch für Schwaben“ klebe ich lieber erst in Dortmund dran. Die Schwaben sind hier nämlich leider in der Überzahl. Ich habe Angst um meinen kleinen roten Renner. In Dortmund würde der Aufkleber bestimmt mit Applaus bedacht.
Weinetikett mit Ilonas Bild
Wer kann die Schwaben schon leiden?
Kontakte sucht‘ man zu vermeiden.
Das ist durchaus recht.
Die sind einfach schlecht.
Bisweilen kann man deshalb speiben.