Dr. Norden Bestseller 144 – Arztroman - Patricia Vandenberg - E-Book

Dr. Norden Bestseller 144 – Arztroman E-Book

Patricia Vandenberg

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Beschreibung

Dr. Norden ist die erfolgreichste Arztromanserie Deutschlands, und das schon seit Jahrzehnten. Mehr als 1.000 Romane wurden bereits geschrieben. Deutlich über 200 Millionen Exemplare verkauft! Die Serie von Patricia Vandenberg befindet sich inzwischen in der zweiten Autoren- und auch Arztgeneration. Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist. Mit einem Seufzer der Erleichterung entließ Dr. Daniel Norden an diesem Freitagvormittag den letzten Patienten. Es war schon fast ein Uhr, und er hatte sehr viel zu tun gehabt. Auch Loni, seine Sekretärin, schnaufte tief auf. Doch da läutete es noch einmal. »Na, dann«, stöhnte Dr. Norden, aber sein Gesicht hellte sich gleich auf, denn der hochgewachsene junge Mann, der da hereingestürmt kam, machte keinen kranken Eindruck. Es war Jan Jennings, Fußballstar des Jahres, und Dr. Norden bereits wohlbekannt, sogar vertraut. »Ich will nicht lange stören, Doc«, sagte Jan fröhlich, »wollte Ihnen nur ein paar Karten für das Spiel am Sonntag bringen. Wenn das schöne Wetter anhält, gehen Sie vielleicht auch mal gern mit der Familie ins Stadion. Und dann, wenn Sie Lust haben, können Sie mit Ihrer zauberhaften Frau am Abend auch zu meiner Verlobungsparty kommen. Offizielle Einladungen werden nicht verschickt, sonst wird die Eule gestürmt.« Die »Eule« war ein exklusives, nicht zu großes Restaurant, in dem man phantastisch essen konnte. Das hatten die Nordens auch schon herausgefunden, denn ab und zu gingen sie abends doch gern mal allein bummeln, wenn es die Zeit erlaubte. Jan Jennings' Eröffnung rief in Daniel Norden doch einen leichten Zwiespalt hervor. Alles auf einmal, der Erfolg im Sport und auch gleich die Verlobung, war das nicht ein bißchen viel?

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Dr. Norden Bestseller – 144 –

Ein guter Freund in schweren Stunden

Patricia Vandenberg

Mit einem Seufzer der Erleichterung entließ Dr. Daniel Norden an diesem Freitagvormittag den letzten Patienten. Es war schon fast ein Uhr, und er hatte sehr viel zu tun gehabt.

Auch Loni, seine Sekretärin, schnaufte tief auf.

Doch da läutete es noch einmal. »Na, dann«, stöhnte Dr. Norden, aber sein Gesicht hellte sich gleich auf, denn der hochgewachsene junge Mann, der da hereingestürmt kam, machte keinen kranken Eindruck. Es war Jan Jennings, Fußballstar des Jahres, und Dr. Norden bereits wohlbekannt, sogar vertraut.

»Ich will nicht lange stören, Doc«, sagte Jan fröhlich, »wollte Ihnen nur ein paar Karten für das Spiel am Sonntag bringen. Wenn das schöne Wetter anhält, gehen Sie vielleicht auch mal gern mit der Familie ins Stadion. Und dann, wenn Sie Lust haben, können Sie mit Ihrer zauberhaften Frau am Abend auch zu meiner Verlobungsparty kommen. Offizielle Einladungen werden nicht verschickt, sonst wird die Eule gestürmt.«

Die »Eule« war ein exklusives, nicht zu großes Restaurant, in dem man phantastisch essen konnte. Das hatten die Nordens auch schon herausgefunden, denn ab und zu gingen sie abends doch gern mal allein bummeln, wenn es die Zeit erlaubte.

Jan Jennings’ Eröffnung rief in Daniel Norden doch einen leichten Zwiespalt hervor. Alles auf einmal, der Erfolg im Sport und auch gleich die Verlobung, war das nicht ein bißchen viel? Aber der junge Mann machte einen überaus frohen Eindruck.

»Es wäre wirklich nett, wenn Sie kommen würden. Daisy würde sich auch freuen, Sie kennenzulernen«, sagte Jan eilig. »Und jetzt muß ich weiter. Wendy kriegt heute ihr Baby.«

»Heute schon?« fragte Dr. Norden überrascht.

»Nicht erschrecken, weil heute Freitag der Dreizehnte ist«, lachte Jan, »für Wendy und Toni ist das eine Glückszahl.«

Die Rede war von Jans Schwester Gwendolin, die ebenfalls mit einem Sportler verheiratet war. Toni Lemming war allerdings Tennisprofi und außerdem Mitinhaber einiger lukrativer Unternehmen verschiedener Art.

Jan eilte davon, und Loni sagte: »Diese Familie kann einen in Atem halten.«

»So muß es bei Sportlern ja auch sein, Loni. Ich werde langsam phlegmatisch.«

»So sehen Sie auch aus«, lachte Loni. »Sie werden von den Patienten in Atem gehalten. Hoffentlich bekommt der nette Jan auch eine nette Frau.«

*

In Atem gehalten wurde man auch in der Leitner-Klinik, als Toni Lemming seine Frau Wendy brachte. Sie machte allerdings noch einen recht vergnügten Eindruck.

»Bis drei Uhr muß das Tönchen plärren«, sagte Wendy frohgemut, »dann will ich mir nämlich das Match ansehen. Der Fernseher steht doch hoffentlich schon im Zimmer?«

»Wie gewünscht«, erwiderte Dr. Leitner, der mit Wendys Sprache schon vertraut war. Sie war eine Ulknudel, so jedenfalls wurde sie von ihrem Ehemann und ihrem Bruder bezeichnet.

Sie war aber außerdem eine entzückende Person mit einem herzförmigen Gesicht, riesengroßen Augen und einer kecken Nase. Die paar Sommersprossen, die das Näschen zierten, mochte man nicht wegdenken. Jetzt war sie kugelrund, aber auch das hatte ihr nie die Laune verdorben. Ihr »Tönchen«, wie sie den werdenden Sprößling nannte, mußte eben ein Tönnchen zur Mami haben.

»Haben Sie überhaupt schon Wehen?« fragte die Hebamme Dora skeptisch, denn eine solche Frohnatur war ihr in der sogenannten schweren Stunde noch nicht begegnet.

»Es scheint so«, erwiderte Wendy. »Es wird sicher ganz rasch gehen. Schließlich ist der Papa auch ein ganz Schneller.«

»Meine Frau hat ihren eignen Humor«, sagte Toni Lemming seufzend. Er war weitaus aufgeregter als die werdende Mutter.

»Einer muß ihn ja haben«, murmelte Wendy, die von einer Wehe gepackt wurde und nun doch ganz tief schnaufen mußte, was ihren Mann in noch größere Aufregung versetzte, und da kam auch Jan Jennings angespurtet.

»Lieber Himmel, jetzt kommt der auch noch«, stöhnte Wendy. »Halten Sie mir bloß diese beiden aufgeregten Männer fern, Dr. Leitner.«

Schwester Dora verdrehte nur noch die Augen und zuckte die Schultern, als Wendy schnurstracks zum Kreißsaal marschierte und vor sich hin pfiff.

Dr. Leitner folgte lächelnd. Er konnte nur hoffen, daß sie ihren Frohsinn auch bis zuletzt behielt. An der Tür drehte sie sich noch einmal zu ihrem blassen Mann um. »Ich sage dir, wenn du heute nicht gewinnst, kannst du was erleben. Die Schande kannst du deinem Sohn nicht antun. Diesen Heini mußt du schlagen.«

Dr. Leitner konnte feststellen, daß die Geburt nicht lange auf sich warten lassen würde. Jetzt war sogar Schwester Dora aufgeregter als Wendy.

»Ich bin ein Naturwunder, liebe Schwester Dora«, meinte Wendy nachsichtig. »Das haben schon meine Eltern festgestellt.«

»Sie wird ihr Kind lachend zur Welt bringen«, sagte Dr. Leitner, »und eine Stunde später herumlaufen.«

»Das möchte ich erleben«, sagte Dora.

»Das werden Sie nicht erleben«, sagte Wendy schon ein bißchen gedämpfter. »Ich werde nämlich vor dem Fernsehapparat sitzen und zuschauen, wie mein Mann spielt.«

»Und darauf können Sie sich verlassen«, sagte Dr. Leitner schmunzelnd. »Alles fertig machen, es geht los.«

»Reg dich nicht so auf«, sagte draußen Jan zu seinem Schwager.

»Reg du dich nicht auf«, konterte der. »Ich habe mehr Grund, ich werde schließlich Vater.«

»Und ich Onkel.«

In dieser Stunde litten sie gemeinsam. Sie verstanden sich prächtig.

Vierzehn Uhr war es, als Tönchen sich lauthals ins Leben schrie. Wendy strahlte. »Grüß dich, Junior«, sagte sie voller Stolz. Schwester Dora hatte aufgehört sich zu wundern, jetzt bewunderte sie diese junge Mutter. Kein Theater, keine Klagen, zwar noch kein Lachen, aber doch ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht.

»Und wenn es nun ein Mädchen wäre?« scherzte Dr. Leitner.

»Kam gar nicht in Frage. Ich bin eine Bubenmutter«, erklärte Wendy, »und nun herein mit dem Papi. Er muß gleich ins Stadion!«

Auch das war selbstverständlich für sie, und sie ermahnte ihren Mann nochmals, sich zusammenzureißen und zu gewinnen.

»Das bist du deinem Sohn schuldig, Toni.«

»Jan kann bei dir bleiben«, maulte er.

»Ich kann doch auch nichts dafür, daß das Turnier heute stattfindet. Aber der Dreizehnte hat uns immer Glück gebracht.«

Sie gab ihrem Mann einen zärtlichen Kuß, der streichelte das Köpfchen des Babys und küßte sie dann nochmals.

»Kriegst auch was ganz Schönes, mein Allerliebstes«, sagte er.

»Es genügt mir, wenn du gewinnst. Ich kann diesen Heini nicht ausstehen.«

Der »Heini«, das war Karlheinz von Delm, und Wendy hatte mehrere Gründe, ihn nicht leiden zu können.

Sie sprach zwar nicht darüber, aber einen Grund kannte auch Toni. Karlheinz von Delm war bei Wendy abgeblitzt und hatte ihr dann in der übelsten Weise nachgeredet. Man konnte ihn darauf nur nicht festnageln. Einen weiteren Grund behielt Wendy für sich, denn sie wollte ihren Bruder Jan nicht kränken, aber sie wußte, daß Daisy Kerdoff recht enge Beziehungen zu dem Playboy von Delm hatte. Wendy war tatsächlich ein Naturwunder. Sie hörte das Gras wachsen, und sie war überaus wachsam, wenn es um ihre »beiden« Männer ging.

Vorerst spielte jetzt der dritte Mann, der kleine Tonio, die Hauptrolle, der auch von Jan bewundert wurde. »So ein Baby ist schon was Niedliches«, stellte er fest. »Du bist als Mutter noch hübscher, Wendy.«

Er liebte seine kleine Schwester. Er war glücklich gewesen, als sie vor einem Jahr Toni Lemmings Frau geworden war, konnte er doch sicher sein, daß es ihr an nichts fehlen würde.

Nicht immer war das Leben der Geschwister Jennings sorglos gewesen. Der frühe Tod des Vaters, der Rennfahrer gewesen und als solcher tödlich verungluckt war, hatte einen Schatten auf ihre Jugend geworfen, denn die zarte, kränkelnde Mutter hatte den Tod des geliebten Mannes nicht verwinden können. Wendy war sechzehn gewesen und Jan achtzehn, als auch die Mutter starb. Und Wendys wegen hatte Jan dann sein Fußballtalent zu Geld machen wollen, anstatt nach einem gutgelungenen Abitur zu studieren. Aus dem Spiel war Sport geworden, aus dem Sport sein Beruf. Und weil er es eben nicht nur in den Beinen hatte, sondern auch im Kopf, wie Dr. Norden sagte, zählte Jan Jennings bald zur Weltklasse.

Jan war jung, und er war clever. Er hatte geschnuppert, wieviel Geld er verdienen konnte, und er wollte genug verdienen, um sich eine solide Existenz aufzubauen.

Doch an diesem Tag dachte er nicht daran, sondern nur an Wendy, an seinen Neffen Tonio und seinen Schwager, dem er von Herzen wünschte, daß er Karlheinz von Delm haushoch schlagen würde.

*

Dr. Daniel Norden hatte am Mittagstisch verkündet, daß er von Jan Karten für das Fußballspiel bekommen hätte. Nur die kleine Anneka zeigte sich nicht sehr begeistert.

»Ich bleibe lieber bei Lenni«, erklärte sie. »Ist doch langweilig, wenn so viel Männer nur mit einem Ball spielen, und dann auch noch raufen.«

»Verstehst ja nichts«, meinte Danny mit der Nachsicht, die ihm als großem Bruder natürlich zustand. Nun, für seine sechs Jahre war er auch schon ganz hübsch groß.

Daniel Norden interessierte sich auch erst richtig für Fußball, seit er Jan Jennings kannte, durch den so ein Spiel erst den richtigen Pfiff bekam. Jan setzte seine Kräfte richtig ein, seine Eleganz war unübertrefflich, und es war reinste Freude, wie er die Gegner raffiniert ausspielte. Und dazu sah er eben blendend aus.

»Ewig wird er das doch nicht machen«, meinte Fee.

»Er macht ein Vermögen, und dann fängt er etwas damit an«, sagte Daniel. »Ich kann es ihm nicht verdenken. Bei den Lemmings stellt sich heute übrigens Nachwuchs ein.«

»Du lieber Himmel, Toni hat doch das Turnier!« rief Fee aus. Sie kannten Toni Lemming vom Tennisclub her, und für Tennis hatten sie insgesamt mehr übrig als für Fußball. Sie spielten selbst gern, wenn ihnen Zeit dazu blieb.

»Ich möchte zu gern wissen, ob er Delm schlägt«, fuhr Fee fort, »aber das Spiel wird natürlich nicht im Fernsehen übertragen.«

»Fahr doch hin und schau es dir an«, meinte Daniel. »Es ist schönes Wetter. Die Kinder können im Garten spielen und werden Lenni nicht auf die Nerven fallen.«

»Das tun sie nie«, erklärte Lenni. Und so faßte Fee Norden dann kurzerhand den Entschluß, das Match an Ort und Stelle mitzuerleben.

»Übrigens wird Jan am Sonntagabend seine Verlobung mit Daisy Kerdoff feiern«, sagte Daniel. Das war ihm gerade noch eingefallen.

»Na, wenn das nur nicht ein Fehlpaß ist«, meinte Fee in der Fußballsprache. »Sie ist ja sehr attraktiv, aber ich schätze sie als eiskalt und berechnend ein.«

»Und ihr Vater ist Jans Manager und macht das große Geld mit ihm«, bemerkte Daniel. »Aber Jan muß das wissen.«

*

Toni Lemming war von ein paar Freunden mit großem Hallo begrüßt worden. Er liebte Trubel eigentlich nicht, aber die Freude über die Geburt seines Sohnes hatte ihn in beste Stimmung versetzt.

Das gab sich allerdings bald, als er Daisy bei Karlheinz von Delm stehen sah, wie sie die Köpfe zusammensteckten und miteinander tuschelten.

Wenn Jan doch hier wäre und das sehen würde, dachte Toni, vielleicht würde es ihn noch abschrecken. Aber natürlich hätte er es selbst nicht fertiggebracht, seinem Schwager diese Verlobung auszureden.

Sein Unmut wäre noch größer geworden, hätte er gehört, was Daisy eben zu Delm sagte.

»Wenn du gewinnst, Karlheinz, überlege ich es mir noch mal. Dann fühle ich mich eben am Sonntag nicht wohl, und wenn Papa den Vertrag mit Amerika unter Dach und Fach hat, kann ich immer noch sagen, daß eine Verlobung zu diesem Zeitpunkt Jans Publicity schaden könnte. Aber du kennst meinen Vater. Er setzt mich aufs trockene, wenn ich seine Pläne durchkreuze.«

»Trennen wir uns jetzt lieber«, zischte von Delm. »Lemming ist gekommen.« Er küßte Daisy die Hand und verschwand.

Daisy tänzelte auf Tom zu.

»Na, meldet sich der Sprößling schon?« fragte sie mit ihrem charmantesten Lächeln.

»Er ist schon da«, erwiderte Toni gelassen. »Entschuldige, ich muß mich umziehen.«

»Warum ist Jan nicht mitgekommen?« fragte sie.

»Er ist bei Wendy in der Klinik.«

»Herzlichen Glückwunsch erst mal. Ich drücke dir die Daumen!«

»Tatsächlich?« fragte er spöttisch, und da verschwand ihr Lächeln.

Aber er eilte davon.

Wenig später sichtete Daisy Fee Norden. Und wie schick diese wieder aussah. Wie man ihr nachschaute! Daisy konnte es nicht vertragen, wenn einer Frau mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde als ihr. Und es wurmte sie gewaltig, daß man Fee als die Lady des Clubs bezeichnete.

Aber sie zwang sich zu einem Lächeln, als sie auf Fee zuging. »Wie nett, daß Sie auch kommen, Frau Norden«, sagte sie. »Man sieht sich ja so selten.«

Gott sei Dank, dachte Fee, als sie in die kalten Augen der anderen blickte. Es waren richtige Katzenaugen. Aber anscheinend gefiel das den Männern.

Sie wechselte mit Daisy nur ein paar höfliche Worte, dann wurde sie schon wieder von Clubmitgliedern umringt, die ihr weitaus sympathischer waren.

Und zu diesem Zeitpunkt wurde in Wendys Zimmer der Fernsehapparat eingeschaltet. Die Kamera huschte gerade über die Zuschauer und hatte Fee erfaßt.

»Strengt es dich wirklich nicht zu sehr an, Wendy?« fragte Jan in diesem Augenblick.

»Quatsch! Du, da ist Fee Norden, sieht sie nicht phantastisch aus? Und da geht ja auch Daisy. Wolltest du nicht lieber bei ihr sein?«

»Du bist heute viel wichtiger«, erwiderte Jan.

Wendy warf ihm einen schrägen Blick zu.

»Nach großer Liebe klingt das aber nicht, Jan.«

»Ich bin weder romantisch noch sentimental veranlagt, und für schwärmerische Püppchen habe ich mich nie interessiert. In meinem Sport braucht man eine Frau, die dafür Verständnis aufbringt, Wendy. Und ganz ohne Frau wäre es doch witzlos.«

Manchmal hätte Wendy ihren Bruder boxen können, aber dann siegte doch immer die tiefe Zuneigung, die sie für ihn empfand.

»Auch Sportler haben ein Herz«, sagte sie gedankenvoll.

»Toni hat in dir die ideale Frau gefunden. So was gibt es selten, Wendy. Ich mache mir keine Illusionen. Für die nächsten Jahre wird meine Karriere an erster Stelle stehen. Jetzt kann ich das große Geld verdienen.«

»Ist das wirklich so wichtig, Jan?« fragte sie.

»Was ist man denn heutzutage, wenn man kein Geld hat? Ich sehe das ganz nüchtern. Noch fünf Jahre, Wendy, dann ist Schluß, und dann muß ich auf einem festen Fundament stehen. Dann werde ich auch dem Fußball nicht nachtrauern.«

Aber dann kam das große Schweigen, denn das Turnier begann.

»Dieser fiese Heini«, stieß Wendy hervor, als von Delm Toni nur mit einem herablassenden Kopfnicken grüßte. »Mach ihn fertig, Toni!«

Und das hatte Toni Lemming sich vorgenommen. Es sollte das Geschenk für seine Frau sein, die die Geburt so tapfer durchgestanden hatte.

Er hat eine Sternstunde, dachte Fee Norden.

»Er spielt wie ein junger Gott«, sagte jemand hinter ihr, aber Fees Blick schweifte nun zu Daisy Kerdoff, und sie sah, wie deren Miene sich immer mehr verdüsterte. Interessant war das schon. Eigentlich hätte doch auch sie sich freuen müssen, daß ihr zukünftiger Schwager diesen von Delm in Grund und Boden spielte. Der wurde immer nervöser. Nach drei Sätzen war er klar geschlagen, und die Zusehauer jubelten Toni zu.

»Juchhu«, rief auch Wendy aus. »Jetzt ein Glas Champagner, und dann kann ich schlafen. Aber man soll mir meinen Sohn bringen, damit ich ihm erzählen kann, wie stolz er auf seinen Papi sein kann.«

Jan küßte sie zärtlich auf die Stirn. »Toni kann stolz auf dich sein, Wendy«, sagte er zärtlich. »Mit so einer Frau an der Seite muß man doch Erfolg haben.«

»Wenn du das meinst, such dir auch so eine, Jan. Daisy Kerdoff ist nicht die Richtige«, sagte Wendy leise.

Er sah sie nachdenklich an. »Ich werde es mir noch einmal durch den Kopf gehen lassen«, murmelte er.

»Wenn du jetzt noch auskommst«, flüsterte sie müde, und dann sanken auch schon ihre Lider herab.

*

Fee Norden sah, wie Daisy auf Toni zueilte, wie sie ihn umarmen wollte, doch er wich einen Schritt zurück, schaute sich um, und kam dann auf sie zu.

»Wie schön, daß Sie gekommen sind, Fee«, sagte er froh. »Ich bin heute Vater geworden. Das hat mir Glück gebracht.«

»Glück hat nur der Tüchtige, Toni«, sagte Fee. »Ich weiß bereits, daß Sie einen Sohn haben. Ich habe es gerade noch erfahren, bevor ich losfuhr. Meine und auch meines Mannes herzlichste Glückwünsche. Ich werde Wendy in den nächsten Tagen mal besuchen.«

»Ich ziehe mich jetzt um, und dann eile ich zu ihr«, lachte Ton..

»Zuerst kommt die Siegerehrung«, erinnerte sie ihn.

»Na, die werde ich auch noch überstehen. Aber ich habe heute nicht nur einen Sieg errungen, Fee, sondern auch einen Feind.«

»Er wird Ihnen nichts anhaben können, Toni. Sie haben viele Freunde, das zählt mehr.«

Sie sah dann Daisy Kerdoff wegfahren, und schneller, als gedacht, war auch sie zu Hause.

»Das ging aber rasch, Mami«, meinte Danny staunend. »War nichts los?«

»Toni hat glänzend gewonnen«, erwiderte sie, und man konnte ihr ansehen, wie sehr sie sich freute.

*

Als Toni in die Klinik kam, schlief Wendy noch, aber als er an ihr Bett trat, war sie sofort munter.

»Mein Schatz«, flüsterte sie, »du warst großartig.«

»Ich darf mich doch von meiner noch viel großartigeren Frau nicht gar zu sehr in den Schatten stellen lassen, Liebstes. Aber Delm war fertig, überhaupt nicht in Form.«

»Vielleicht zu sehr gedopt«, meinte sie.

»Das wäre doch festzustellen, Wendy.«

»Es gibt Mittel, die man nicht feststellen kann, und es kann ja sein, daß die die gegenteilige Wirkung haben, wenn man sie zu lange nimmt. Aber bei seinem losen Leben wäre es kein Wunder, wenn er restlos fertig ist.«

»Damit wird er allerdings auch finanziell ruiniert sein«, sagte Toni.

»Was geht es uns an! Du hast gewonnen, wir sind stolz auf dich. Schau dir unser Tönchen an. Ist er nicht süß?«

»Wie könnte es anders sein bei so einer Mutter«, sagte Toni. »Was wünschst du dir, mein Liebling?«

»Daß wir immer so glücklich bleiben, Toni, mehr nicht. Wir haben doch alles.«

Ja, sie waren glücklich, und zu dieser Stunde hatte Daisy Kerdoff beschlossen, dem Wunsch ihres Vaters zu folgen und sich mit Jan Jennings zu verloben. Was sollte sie mit einem Karlheinz von Delm, wenn er auch von Adel war, aber eine so beschämende Niederlage hatte einstecken müssen. Ja, sie wäre gern eine Frau von Delm geworden. Aber der Name allein nützte ja nichts. Sie wollte im Rampenlicht stehen.

*