Drei Geister und eine alte Burg - Christine Stutz - E-Book

Drei Geister und eine alte Burg E-Book

Christine Stutz

5,0

Beschreibung

Adelheit Cinserella zu Rousenburg ist verzweifelt. Sie hat eine wunderschöne Burg geerbt, doch es fehlt ihr das Geld um die Burg zu unterhalten. Sie ist hoch verschuldet. Rettung naht aus Amerika. Ein sehr entfernter Verwandter meldet sich und will die Burg retten. Er will daraus ein Hotel machen.. Adelheit, kurz Cindy genannt, stimmt schließlich zu und überlässt dem Mann 50% der Burg. Die drei Schutzgeister der Burg finden das alles andere als lustig. Sie schwören, die Burg und auch Cindy, zu beschützen. Sie wollen den Eindringling mit allen Mitteln vertreiben! Dann reist der neue Mitbesitzer an. Die Ereignisse überschlagen sich. Denn der Ami, wie die Geister den Mann nennen, ist ganz anders, als erwartet!

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Drei Geister und eine alte Burg

TitelseiteImpressum

Drei

Geister

Und eine

Alte Burg

1.Kapitel

Der Anwalt sah lange schweigend die junge Frau an, die vor ihm saß und seufzte. Er kannte die Frau bereits seit ihrer Geburt und konnte erahnen, wie schwer ihr diese Entscheidung fallen musste.

„Bist du dir ganz sicher? Du weißt, dein Vater hat dir die Entscheidung überlassen.“ Der Anwalt sah ernst zu der jungen Frau, die ihm gegenüber saß und sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. Jetzt nickte die Frau. Sie seufzte leise auf, strich sich ihre, etwas altmodische Bluse zu Recht, und reichte dem Mann, ihr gegenüber ihre Hand. „Sehr sicher, Onkel Max. Du kennst das Problem besser als ich. Was nützt mir die großartige Burg, wenn ich kein Geld habe, um sie zu restaurieren oder den Angestellten das nächste Gehalt zu zahlen? Ich musste schon fast alle entlassen. Und es regnet bereits durch! Das Dach muss unbedingt erneuert werden. So geht es nicht weiter! Nein, besser ich füge mich jetzt, als wenn es nachher zu spät ist. Ich kann die Burg nicht mehr halten.“ sagte Adelheid Cinderella Gräfin zu Rousenburg traurig. Seit unzähligen Generationen war die Burg in Besitz ihrer Familie gewesen. Doch dies würde sich nun ändern.

Der Anwalt schob seine Brille zu Recht und nahm noch einmal die vielen Papiere zur Hand. „Also, Adelheid, Cinderella zu Rousenburg. Hiermit erklärst du dich bereit, Burg Rousenburg zu 50% an Henry James Rousenburg- Lewin abzutreten. Er wird Wohnrecht auf der Burg erhalten und sie auch führen. Und umbauen. Nach Absprache mit dir, natürlich.“ Las der Anwalt bedenklich vor. Er hielt Cindy die Papiere hin. Dann überlegte er einen Moment und schmunzelte. „Der Adelstitel bleibt bei dir, richtig?“ fragte er noch einmal streng nach. Cinderella könnte ihn verkaufen, der neue Mitbesitzer hatte Interesse daran angemeldet. Es würde seiner Patentochter eine gute Summe Geld einbringen.

Cindy nickte heftig, den Titel würde sie dem Typen nicht lassen. Wenigstens der würde ihr bleiben, und vielleicht einmal ihrem Kind, wenn sie irgendwann mal eins bekommen sollte. Er hatte vielleicht das Geld und die Burg, aber sie hatte den Titel.

Ohne zu zögern unterschrieb sie und erhob sich schnell. Sie wollte nicht länger über ihre Entscheidung nachdenken. Dann fiel ihr noch etwas Entscheidendes ein.

„Eine Bedingung noch, Onkel Max. Dieser Henry soll nicht erfahren, wer die Besitzerin der anderen 50% ist. Ich möchte, wenn möglich, nicht viel mit ihm zu tun haben. Es kann ihm doch egal sein. Mir ist nur wichtig, dass die Burg weiter im Familienbesitz bleibt. Und dieser Typ soll Geld genug für die Restaurierung haben.“ Cindy lächelte jetzt mild. „Schön, wenn die Burg wieder im alten Glanz erstrahlt. Er will wohl ein Hotel aus der Burg machen. Keine schlechte Idee.“ sagte sie nachdenklich. Es würde Leben in die alten Mauern kommen. Und ihre drei alten Freunde würde sich bestimmt nicht langweilen. Das war gewiss.

„Gut, Cindy. Im Andenken an meinen besten Freund, deinem Vater, bin ich einverstanden. Kein Wort über Adelheid Cinderella Gräfin zu Rousenburg. Lassen wir den Mann erst einmal herkommen und sehen ihn uns an. Mal sehen, was für ein Typ er ist. Amerikaner auf jeden Fall, so viel weiß ich. Hat sein Geld an der Börse gemacht. Mal sehen, was für einen Charakter er hat.“ Der Anwalt erwiderte Cindys Lächeln. Er sah ihr hinterher, als sie sein Büro verließ. Schade um das Mädchen, dachte der Anwalt.

Mit einer anderen Frisur, anderer Kleidung und etwas lockeren Ausdrucksweise, wäre sein Patenkind eine richtige Schönheit. Leider machte Adelheid sich nichts daraus. Sie benutzte nicht einmal Make Up, um ihre wirklich schönen Augen zum Ausdruck zu bringen. Und dann ihre kultivierte Ausdrucksweise manchmal. Es kam ihm vor, als stamme Adelheid aus dem letzten Jahrhundert. Schwer ließ er sich in seinen Sessel fallen und schloss seine Augen. „Ich hoffe, alter Freund, dass dein Plan aufgeht. Ich hoffe es sehr.“. Er goss sich einen Whisky ein. „Auf dich, alter Freund“ sagte er schmunzelnd.

2. Kapitel

Grübelnd saß Cindy auf dem Mauervorsprung und ließ ihre Beine über den tiefen Abgrund der Burg baumeln. Hier hatte sie schon als Kind gesessen und nachgedacht. Das würde sich jetzt wohl ändern. Der neue Besitzer der Burg würde die Zimmer mit dem Vorsprung als Gästezimmer nutzen wollen.

Sie grinste kurz, als ein kalter Lufthauch sie streifte. „Hallo, Sir Rupert. Haben sie mich also gefunden. Wo sind die anderen Beiden denn?“ fragte Cindy liebevoll.

Eine durchsichtige Erscheinung schwebte an Cindy vorbei und setzte sich umständlich neben sie. Seine schwere Kette am rechten Bein behinderte ihn dabei. Fluchend zog der Geist sie hoch und warf sie hinter sich. Er kippte dabei vom Mauervorsprung und fluchte noch lauter. Cindy hielt sich die Ohren zu.

Mühsam erhob der Geist sich und schüttelte sich den Staub aus seiner Kleidung, die Kette rasselte laut. Nur unter Mühe konnte Cindy ihr Lachen unterdrücken.

„Mayor Gerfried ist wie immer im Weinkeller zu Gange. Er hofft halt immer, der Diener hätte vergessen, die Flaschen zu verschließen. Gräfin Helena spukt noch etwas im Dienstmädchen Trakt herum. Das neue Dienstmädchen ist aber auch zu schreckhaft. Ich glaube nicht, dass sie die Woche noch durchhält.“ Der Geist hob die Hand und eine frische Brise wehte durch Cindys Haar. Dankbar genoss sie den kühlen Wind. Es war, trotz Ende September noch immer sehr warm. „Stimmt es, was man hier in der Burg erzählt? Du hast auf die Hälfte der Burg verzichtet? Warum Kind? Es ist doch dein Erbe, Du bist die letzte Rousenburg, die uns sehen und mit uns sprechen kann!“

Cindy schloss kurz ihre Augen und unterdrückte die Tränen. Sie hatte genug geweint in den letzten Tagen. Dann sah sie den Geist, der schon viele Jahrhunderte hier in der Burg sein Unwesen trieb, ernst an. „Sie wissen doch, Sir Rupert. Vater war schon älter als er meine Mutter geheiratet hat. Er hat meine Mutter sehr geliebt und ihr jeden, noch so großen Wunsch erfüllt, dass wisst ihr ja. Und leider hat er dabei mehr Geld ausgegeben, als vorhanden war. Jeder Wunsch hate er ihr erfüllt. Ob Auto oder Urlaub! Als das Geld alle war, ist Mutter auf und davon. Das hat Vater das Herz gebrochen. Er war nie wieder der Mann, der er früher war. Er machte Schulden über Schulden, die er mir hinterließ. Jetzt nach seinem Tod, stand ich vor der Entscheidung die Burg komplett zu verkaufen oder sie zu teilen, so dass sie wenigsten im Besitz der Familie Rousenburg bleibt. Der neue Mitbesitzer ist übrigens ein Ur-Ur-Ur-Enkel von Gräfin Helena. Das wird sie bestimmt erfreuen.“

„Na, den Knaben werde ich mir erst einmal genauer ansehen. Da kann ja jeder kommen! Den werde ich genau im Auge behalten. Ich weiß ja, was für ein skandalöses Leben die Gräfin geführt hat. Wer weiß, wie der Knabe geraten ist.“Sagte Sir Rupert. Er räusperte sich, als eine durchsichtige Frauengestalt über die Burg-Zinne schwebte und verächtlich ihre Lippen kräuselte. „Adelheid,meine Liebe. Du sitzt schon wieder sehr ungebührlich hier herum. Das gehört sich nicht für eine Gräfin. Nutze deine Zeit und beschäftige dich, anstatt auf das Gesäusel eines Schwachsinnigen zu hören, der stets über seine eigenen Füße stolpert.“Angewidert schnippte sie einen imaginären Fussel auf Sir Rupert. Dieser sprang erbost auf, verhedderte sich in seiner Fußkette und schlug der Länge nach hin. „Das ist nicht wahr, Gräfin. Die dumme Kette ist daran schuld. Ich bin kein Schwachkopf. Ich bin hier der Dienstälteste Geist und bin somit der Chef. Ich verbiete mir diesen ungehörigen Ton von ihnen!“

Cindy brach jetzt in lautes Lachen aus. Egal wie schlecht sie auch immer gelaunt war, die drei Geister von Burg Rousenburg schafften es immer wieder, sie zu erheitern.

„Habe ich etwas wichtiges versäumt?“Wie aus dem Nichts erschien jetzt Mayor Gerfried und putzte sich umständlich seine ewig rotleuchtende Nase. Er hatte kein Wein stehlen könne, also kam er nun zu Cindy. Vielleicht war sie ja spendabler.

„Nein, nichts neues, mein Lieber. Unser Sir Rupert hat sich nur wieder auf die Nase gelegt. So wie immer.“Die Gräfin deutete ein Gähnen an. Jetzt schob der Mayor seinen dicken Bauch in Form, zwirbelte seinen Bart und kam zu Cindy herüber.

Ernst sah er ihr ins Gesicht und grinste schief. „Keine Angst vor Veränderungen, Mädchen. Wenn der Kerl aus Amerika sich nicht benimmt und dir dumm kommt, hast du ja immer noch uns drei. Wir sind die Beschützer der Burg und auch deine. Wenn er nicht spurt, werden wir ihn einheizen.“Sein Alkoholatem ließ Cindy schnell die Luft anhalten und die Augen schließen. Sie nickte allen drei Geistern dankbar zu. „Ich weiß, dass ich mich auf euch verlassen kann, danke. Ihr seid die Schutzengel der Burg. Ich habe euch ganz doll lieb.“ Alle drei Geister lächelten und hoben ihre Hände. „Wir werden dafür sorgen, dass dir nichts geschieht. Egal was der Kerl aus den Staaten plant. Du bist und bleibst die wahre Besitzerin der Burg Rousenburg.“Sagte Sir Rupert ernst. Er schlug in die Hände der anderen Geister. Dann ging er einen Schritt zurück. Seine Fußkette rutschte über die Burgzinne und riss Sir Rupert über die Burgmauer. Mit einem lauten Aufschrei fiel er in die Tiefe. Sein Aufschrei wurde immer leiser. Ein lauter Fluch folgte. Cindy hielt sich die Ohren zu.

„Typisch Sir Rupert! Er ist und bleibt ein Schwachkopf. Kommen sie, Mayor. Lassen sie uns nachsehen, wo Sir Rupert diesmal gelandet ist. Garantiert benötigt er wieder unsere Hilfe.“Die Gräfin deutete ein gelangweiltes Gähnen an und wies nach unten.

„Ich wette um eine große Flasche Portwein, dass er wieder im Burggraben liegt.“Mayor Gerfried reichte der Gräfin galant seinen Arm. Beide Geister lösten sich auf und ließen eine lachende Cindy zurück. Sie lehnte sich an die Mauerzinne und ließ ihre Gedanken schweifen. Die Burg war ihr Zuhause. Hier war sie geboren und aufgewachsen. Ihr Blick glitt über die wunderschöne Landschaft um die Burg herum. Daran hatte sich seit Generationen nichts verändert. Cindy hoffte, es würde so bleiben.

Sie dachte an ihre Kindheit hier in der Burg. Ihre Mutter war damals schon verschwunden, als sie noch nicht einmal laufen konnte. An sie hatte Cindy überhaupt keine Erinnerung mehr. Doch sie hatte ihre Mutter auch nie vermisst. Immer waren es die drei Geister der alten Burg gewesen, die sich um sie, Adelheid Cinderella Gräfin zu Rousenburg, gekümmert hatten. Nachts, wenn sie aus Angst nicht hatte schlafen können, hatten alle drei an ihrem Bett gesessen, wenn sie krank gewesen war, ebenso. Die Geister hatten mit ihr gespielt und Schularbeiten gemacht. Eigentlich waren es diese drei gewesen, die sie erzogen und ihr Benehmen beigebracht hatten. Wahrscheinlich war das der Grund, weshalb sie sich so altmodisch kleidete und benahm.

Niemand außer sie konnte die drei Geister sehen, konnte mit ihnen reden und lachen. Sie war die Letzte aus dem Geschlecht deren zu Rousenburg mit dieser Gabe, wie Sir Rupert es gerne betonte. Wie sorglos sie hier gelebt hatte, zufrieden, nie ohne Freunde. Denn ihre Geister waren ja hier.

Sorglos bis vor zwei Monaten, als ihr Vater überraschend an einem Herzanfall starb. Erst dort, in den letzten vergangenen Wochen, hatte sie erfahren, wie ihr Vater es geschafft hatte, ihr sorgloses Leben zu finanzieren.

Wie viel Schulden er ihr hinterlassen hatte. Das war ein Schock für sie gewesen. Das konnte sie unmöglich bezahlen. Sie war am Boden verzweifelt gewesen, bis sich dann plötzlich ein Lichtblick ergab. Ein sehr entfernter Verwandter aus den Staaten hatte sich vor drei Wochen bei Onkel Max gemeldet. Er war bereit, die Burg zu übernehmen und daraus ein Hotel zu machen. Nach langen Verhandlungen hatte Cindy schließlich zugestimmt, dem Mann die Hälfte der Burg zu überlassen, in Gegenzug übernahm er sämtliche Schulden ihres Vaters. Morgen wollte dieser Kerl herkommen. Cindy war gespannt, was für ein Mensch es sein würde.

„Ein Fremder Kerl als Burgherr! Wahrscheinlich spricht der nicht einmal Deutsch!“ Sir Rupert hatte sich geschüttelt, seine Kette wütend gerasselt, als Cindy ihm diese Neuigkeit erzählt hatte. „Hier wird es nie wieder sein wie es mal war. Lauter fremde Menschen, die ohne Rücksicht auf dein Erbe hier herum trampeln werden!“hatte der Geist geschimpft.

Seufzend erhob Cindy sich. Sie musste sich umziehen. Um Zehn Uhr war eine große Schulklasse angemeldet, die sich die Burg anschauen wollte. Sie war offizielle Fremdenführerin hier und es machte ihr Spaß, den Kindern die gruseligen Geschichten ihrer Vorfahren zu erzählen. Schließlich kannte sie diese Geschichten aus erster Hand.