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Dies ist der 4. Band der verführerischen, fesselnden "Dark Romance" - Lovestory in vier Teilen. 1. Band: "Du bist gefährlich für mich - Dunkle Geheimnisse" 2. Band: "Du bist gefährlich für mich - Dunkle Begierden" 3. Band: "Du bist gefährlich für mich - Tödliche Bedrohung" "Verboten feuriges Liebesspiel!" "Sündhaft aufregender 4. Teil." Teil 4: Roh und schonungslos kehrt Marc zurück in mein Leben. Ich weiß nicht, warum ich es zulasse, denn er wirkt nach wie vor verändert und scheint unumkehrbar zur dunklen Seite gewechselt zu sein. Jedes Wort aus seinem Mund ist beängstigend und trotzdem (oder vielleicht deswegen) laufe ich Gefahr, mich von seiner Finsternis mitreißen zu lassen. Marcs verdunkelte Seele bereitet mir eine Höllenangst! Also sollte ich vor ihm weglaufen. Doch das tue ich nicht! Sein entfesseltes Verlangen überträgt sich auf mich und irgendwann will ich nur eines: seine dämonischen Begierden erleben! "Hemmungsloser Sinnesrausch!" Zitat zu Teil 4 von "Buchblog Kruemelkeks": "Manchmal sind es die dunkelsten Gefühle, die uns am stärksten fesseln. Und genau das macht Sabine Richlings 'Ungezügeltes Verlangen' zu einem unvergleichlichen Leseerlebnis."
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Seitenzahl: 269
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Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Kapitel 40
Kapitel 41
Kapitel 42
Kapitel 43
Kapitel 44
Kapitel 45
Kapitel 46
Kapitel 47
Kapitel 48
Kapitel 49
Kapitel 50
Kapitel 51
Kapitel 52
Kapitel 53
Kapitel 54
Kapitel 55
Kapitel 56
Kapitel 57
Kapitel 58
Kapitel 59
Kapitel 60
Kapitel 61
Kapitel 62
Kapitel 63
Kapitel 64
Kapitel 65
Kapitel 66
Kapitel 67
Kapitel 68
Kapitel 69
Apathisch sitze ich auf dem ungemütlichen, kalten Metallstuhl in der Notaufnahme und lasse mir von Dr. Krüger die Platzwunde an der Stirn nähen. Ich weiß nicht, wo Steffen ist … ob er noch lebt …! Niemand will mir etwas sagen. Ich werde noch verrückt, wenn ich nicht bald erfahre, was genau passiert ist!
„So, Frau Waldeck, jetzt haben Sie es gleich geschafft“, tut Dr. Krüger so, als wäre mir das wichtig. Dabei kreisen meine Gedanken unaufhörlich um Steffen. „Jetzt kleben wir Ihnen noch ein hübsches buntes Pflaster darauf und dann können Sie gehen.“ Er wendet seinen Kopf zur Seite, da plötzlich jemand an der offenen Tür steht. „Ach, da ist ja schon Ihr Ehemann!“
„Mein Ehemann …?“, frage ich doof und schaue über meine Schulter.
„Kommen Sie ruhig rein, Herr Waldeck“, spricht er Marc mit dem falschen Nachnamen an und winkt ihn heran. Danach sieht er wieder zu mir und wirkt amüsiert. „Ihr Mann hat ja das halbe Krankenhaus in den Ausnahmezustand versetzt vor Sorge um Sie.“
„Ach, hat er das?“, bin ich erstaunt. Immerhin konnte er mich vorhin im Hotel nicht schnell genug loswerden.
Dr. Krüger erhebt sich, nachdem er mir das Pflaster großflächig auf die Stirn geklebt hat, und zieht sich die Handschuhe ab.
„Sie dürfen Ihre hübsche Frau jetzt mitnehmen“, lässt er Marc wissen, mich nun entführen zu können, und sieht ihn nachdenklich an. „An wen erinnern Sie mich nur?“
„Weißt du, wo Steffen ist?“, frage ich Marc und übergehe Dr. Krügers Nachfrage in der Hoffnung, dass ihm nicht einfällt, weshalb ihm Marcs Gesicht so bekannt vorkommt.
Marc antwortet bloß mit einem stummen Nicken. Seine Mimik wirkt steif. So kenne ich ihn überhaupt nicht. Er ist kein Mensch, der nicht spricht. Muss ich mich auf eine schlimme Nachricht einstellen? Als ich ihn fragen will, kommt mir Dr. Krüger dazwischen.
„Den Bericht können Sie am Empfang abholen“, teilt er mit und begleitet uns zur Tür.
„Danke, Doktor“, sage ich und verlasse mit Marc das Behandlungszimmer.
Schweigend laufen wir gemeinsam den Gang runter. Meine Knie sind wackelig und ich habe Angst … Angst vor dem, was ich gleich erfahren werde.
„Ist er tot?“, wage ich mich, diese beängstigende Frage auszusprechen. Das Atmen fällt mir schwer, deshalb bleibe ich stehen und bemühe mich, Ruhe zu bewahren.
Er schüttelt den Kopf und ich weiß nicht, ob ich erleichtert oder erst recht beunruhigt sein soll.
„Wo ist er?“, will ich aufgeregt wissen und sehe Marc das erste Mal richtig an. Er sieht erschöpft aus, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. „Wie geht es ihm?“
Er erwidert nichts und geht kraftlos erscheinend voran.
Ich folge ihm und beobachte seinen müden Schritt. Steffens Zustand muss besorgniserregend sein, oder weshalb wirkt Marc so niedergeschlagen?
Wir biegen einen Gang weiter ab und kommen in einen ruhigeren Teil des Notaufnahme-Bereichs. Marc öffnet eine Tür und gibt mir ein Zeichen einzutreten. Langsam nähere ich mich dem Eingang und luge hindurch.
„Steffen!“, platzt es jählings aus mir heraus, als ich ihn scheinbar unversehrt in einem Bett liegen sehe. Ein Arzt steht bei ihm und sieht ebenso überrascht aus wie der Sheriff.
Ich kann meine übersprudelnden Emotionen nicht zurückhalten und laufe auf das Krankenbett zu, um mich überglücklich in Steffens Arme zu werfen.
„Hey, hey, hey“, kann er noch sagen, bevor ich in Tränen ausbreche vor Erleichterung. Er lässt seine Hand sachte über mein Haar gleiten und gibt uns diesen Moment der Wiedersehensfreude … der Dankbarkeit, dass wir einen Mordanschlag überlebt haben. Ich sehe, wie sich der Arzt aus dem Zimmer schleicht. Ob Marc noch da ist, kann ich nicht sagen.
„Sie haben sich meinen Vornamen ja doch gemerkt“, scherzt Steffen, als ich etwas Abstand von ihm nehme. Er zieht ein Tuch aus der Papierbox und tupft damit mein Gesicht trocken.
Ich lächle verlegen, da mir diese neue Vertrautheit mit dem Sheriff unangenehm ist. Gleichzeitig möchte ich ihm nicht mehr von der Seite weichen, weil die letzten zwei Stunden ohne einen einzigen Hinweis auf sein Befinden die reinste Hölle für mich war.
„Wie geht es Ihnen?“, frage ich leise und gehe nicht auf seine Bemerkung ein. Natürlich habe ich mir seinen Namen gemerkt. Aber er ist nun mal ein beinharter Ermittler, der den Geheimnissen meiner Familie auf der Spur ist. Ihn mit seinem Vornamen anzusprechen, erscheint mir seltsam und irgendwie respektlos.
„Bis auf ein paar geprellte Rippen geht es mir gut“, antwortet Steffen schmunzelnd. Er streicht mir liebevoll übers Gesicht und sieht danach an mir vorbei. „Und bevor wir uns zu weiteren Intimitäten hinreißen lassen, erkläre ich Ihnen mal die Lage. Sonst befürchte ich noch, von Marc vor Eifersucht angesprungen zu werden.“
Bei seinem letzten Satz kann er sich ein Kichern nicht verkneifen.
Ich drehe mich um und sehe Marc mit verschränkten Armen an der Wand lehnen. Auch jetzt bleibt er stumm und wirkt ungewöhnlich nüchtern. Eifersucht kann ich in seinen Augen nicht erkennen. Eher eisige Kälte! Meine Furcht vor ihm beginnt mit jeder weiteren Minute, die vergeht, zu wachsen. Ich bin froh, dass Steffen hier ist, um mich notfalls zu verteidigen.
„Sie werden mit Marc gehen, Lea“, teilt mir der Sheriff mit, als ich mich ihm wieder zuwende. Mein Herz setzt für einen Augenblick zu schlagen aus und mir wird schwindelig. „Er kann sie beschützen.“
Ich weiß nichts darauf zu sagen. Dass ich mich in Marcs Nähe unwohl fühle, möchte ich lieber für mich behalten. Immerhin steht er direkt hinter mir und wie er meine Ablehnung auffassen würde, kann ich nicht abschätzen. Auch scheint Steffen mit Marc bereits alles geklärt zu haben und mal wieder habe ich kein Mitspracherecht, weil andere die Entscheidungen für mich treffen.
Also ergebe ich mich Steffens Schiedsspruch und nicke zustimmend. Dabei kommt mir der Gedanke, dass der Sheriff die Sache nicht ohne Grund so eingefädelt haben wird. Er hofft vielleicht, ich könnte Marc zum Umdenken bewegen, ihn von dem Hass auf seinen Onkel befreien.
„Sie werden mich nicht enttäuschen, nicht wahr, Lea?“, fügt Steffen mit ernster Miene an und mir wird klar, dass ich richtigliege.
„Nein“, antworte ich, obwohl ich daran zweifle, Marc retten zu können.
Steffen macht eine Geste Richtung seines Freundes – will mich wohl auffordern, mit ihm aufzubrechen, doch ich bleibe auf dem Bettrand sitzen.
„Warum leben wir noch?“, frage ich den Sheriff, da ich es nach wie vor kaum glauben kann. Schließlich war die Situation beinahe aussichtslos.
„Diese Frage beantworte ich Ihnen, wenn Sie mir verraten, wo Sie gelernt haben, mit einer Waffe umzugehen“, verwirrt er mich mit dieser Aussage. Er sieht mich mit einem erschreckend strengen Blick an, als hätte ich ein Verbrechen begangen. „Soviel ich weiß besitzen Sie keinen Waffenschein.“
„Aber ich habe keine Ahnung von Waffen!“, mache ich klar, dass hier ein Irrtum vorliegt.
„Sie haben die Pistole, ohne zu überlegen, entsichert, Lea“, lässt sich Steffen nicht überzeugen, „und danach wie ein Profi auf den Kerl gezielt.“
Ich kann nicht fassen, was ich da höre. Meine Arme ließen sich nach dem Unfall nicht bewegen, weil ich wie gelähmt war! Es kann unmöglich sein, dass ich die Waffe auf den Typen gerichtet habe.
„Daran erinnere ich mich nicht“, sage ich zögerlich und versuche, die Bilder dieses furchtbaren Moments noch einmal abzurufen. „Dann habe ich auf ihn geschossen?“, kommt mir plötzlich panisch in den Sinn, jemanden verletzt oder gar getötet zu haben.
„Nein, das habe ich getan!“, gibt Steffen preis, wie die Sache gelaufen ist. „Aus Ihrer Pistole hatte ich das Magazin entfernt, nachdem ich sie Marc abgenommen und später im Handschuhfach verstaut hatte.“
Ich atme erlöst auf und reibe mir durchs Gesicht.
„Damit würde ich nicht klarkommen, Sheriff … einen Menschen getötet zu haben.“
Steffen nickt wissend und wirft einen düsteren Blick auf Marc.
„Es wäre gut, wenn alle hier im Raum so denken würden“, kann er sich diese Spitze nicht verkneifen. „Und ja, er lebt noch!“, bemerkt er nun wieder an mich gerichtet. „Diese Frage ist Ihnen an der Nasenspitze abzulesen.“
Er lächelt und streicht mir ein paar Mal über die Wange. Gleich darauf wechselt seine Mimik und er sieht besorgt aus.
„Aber die Gefahr ist noch nicht gebannt, Lea“, macht er deutlich, wie sehr ich weiterhin auf Schutz angewiesen bin. „Es waren drei Killer! Einer läuft immer noch frei herum.“
„Ja, ist mir klar, Sheriff“, erwidere ich betrübt. „Vielleicht ist es mein Schicksal, immer in Angst leben zu müssen.“
„Nicht, wenn es nach mir geht“, sagt Steffen und kehrt wieder zu seiner Leichtigkeit zurück. „Helfen Sie mir einfach ein wenig mehr bei meiner Arbeit und wir verändern gemeinsam Ihr Schicksal.“
„Falls Sie auf den General anspielen, kann ich Ihnen nicht helfen“, erkläre ich und wünschte, Steffen würde es endlich unterlassen, immer wieder auf meinen Vater zu sprechen zu kommen.
„Sie sind ein wirklich geheimnisumwobenes Mädchen, Lea“, bemerkt er daraufhin und gewährt sich ein amüsiertes Grinsen. „Ihre Verschwiegenheit ist ungeheuer reizvoll und ich habe die Absicht, einige Ihrer gut behüteten Geheimnisse zu lüften.“
Stumm sitzen Marc und ich zusammen in seinem Auto und fahren zurück zum Hotel. Steffens letzte Worte gehen mir die ganze Zeit durch den Kopf und ich kann nicht aufhören, mich zu fragen, was er weiß. Er darf nicht in meiner Vergangenheit wühlen! Es gibt Dinge, die niemals jemand erfahren sollte, weil sie durch das bloße Aussprechen zu einer unkalkulierbaren Gefahr werden können. Mein Vater hat seine Ohren überall und deshalb ist niemand vor ihm sicher. Auch nicht Steffen!
„Warum bist du so still?“, frage ich Marc scheu, weil mir sein seltsames Verhalten in etwa so viel Angst einjagt wie Steffens Scharfsinnigkeit.
Marc reagiert nicht … gibt keinen Ton von sich.
Nervös zupfen meine Finger an den Fransen meines Schals herum. Wenn er vorhat, mich zu verunsichern, ist er damit erfolgreich.
„Seit wir uns wiederbegegnet sind, hast du kein Wort mit mir gesprochen“, versuche ich erneut, ihn zum Reden zu bewegen. „Was ist los mit dir?“
Keine Reaktion! Nicht mal ein Brummen gibt er von sich … so wie es Lenny zu tun pflegt, wenn er nicht in der Stimmung ist zu sprechen.
Ich ziehe an einem Faden, solange, bis er nachgibt und reißt. Jetzt ist mein Schal verwundet und ich warte darauf, dass er blutet. Aber es ist mein Herz, das verletzt ist, und Marc der Attentäter, der es zum Bluten bringt.
„Du hast mich nicht einmal gefragt, wie es mir geht“, lasse ich meine Worte vorwurfsvoll klingen, obwohl ich das gar nicht wollte. Aber sein Schweigen fühlt sich an wie eine Bestrafung, und das halte ich nicht länger aus!
Urplötzlich drückt Marc aufs Gas, um die auf Gelb umspringende Ampel noch zu schaffen, und biegt mit quietschenden Reifen an der Kreuzung ab. Er fährt vorwärts in eine Parkbucht und stoppt den Wagen so brutal, dass der Gurt meinen nach vorne ausbrechenden Oberkörper einfängt und sich in meine Schulter gräbt.
Ich unterdrücke den Drang vor Schmerz aufzuschreien, ganz so, wie ich es von meinem Vater gelernt habe. Aber ich stöhne leicht auf und reibe über die schmerzende Stelle.
Marc schaltet den Motor aus und wendet sich mir zu. Offenbar will er mich nun auseinandernehmen. Jedenfalls fühlt es sich so an.
„Jetzt hörst du mir gut zu, Lea, denn es wird das letzte Gespräch sein, das ich mit dir führe“, beginnt er in einem bedrohlichen Ton. „Falls du denkst, dass es mich nicht interessiert, wie es dir geht, liegst du falsch. Seitdem wir uns das erste Mal begegnet sind, sorge ich mich um dich. Ich kann überhaupt nicht aufhören, mich um dich zu sorgen, obwohl ich mir verflucht noch mal um andere Sachen Gedanken machen will, wie du weißt! Im Krankenhaus bin ich Amok gelaufen, weil sie mir keine Auskunft geben wollten. Also habe ich mich als dein Ehemann ausgegeben, um irgendetwas zu erfahren. Keine Ahnung, was das mit dir ist! Diese Gefühle für dich machen mich fertig! Deshalb tu mir einen Gefallen und verschwinde einfach aus meinem Leben, damit ich wieder klar denken kann!“
Erschrocken starre ich ihn an und schaffe es nicht, etwas auf sein aggressiv geäußertes Bekenntnis zu erwidern. Ihm scheint überhaupt nicht bewusst zu sein, dass er mir soeben unterschwellig auf raue Weise mitgeteilt hat, mich zu lieben. Offenbar ist er nicht in der Lage, seine Gefühle zu interpretieren. Denn mit der Liebe hat er wohl ebenso wenig Erfahrung wie ich.
Am liebsten würde ich einfach aussteigen und weglaufen. Nach allem, was heute vorgefallen ist, bin ich kaum mehr in der Lage, mich gegen seinen schroffen Umgang mit mir zu wehren. Es war ein Fehler, ihm in diese Stadt nachzureisen. Womöglich ist er gar nicht zu retten! Auch wenn es sich Finja, Lenny oder Steffen noch so sehr wünschen … ich bin nicht die Person, die Marcs vergifteten Geist heilen kann! Niemand kann das, solange er es nicht zulassen will.
Langsam wende ich mich von ihm ab. Ich lehne mich aufgezehrt zurück und blicke nach vorne. Marc sieht mich weiterhin an. Das kann ich im Augenwinkel erkennen. Sicher erwartet er eine Reaktion von mir, irgendeinen Hinweis, dass mich seine Worte erreicht haben. Aber ich bin nicht fähig, mich dazu zu äußern – ihm die Sache schwer zu machen. Ich gebe mich seiner Entscheidung, mich zum wiederholten Mal von sich zu stoßen, einfach hin. Er will sich in Zukunft lieber darüber Gedanken machen, wie er seinen Onkel töten kann? Dann soll er das doch tun! Ich werde ihm dabei nicht im Wege stehen.
„Hast du nichts dazu zu sagen?“, fragt er mich, als hätte ich darum gebeten, so ein taktloses Gespräch mit ihm zu führen.
„Nein“, antworte ich und beobachte das verliebte Pärchen, das gerade händchenhaltend an unserem Auto vorbeiläuft. Sie lachen und haben Spaß. Wie sich Glück anfühlt, würde ich gern einmal erfahren. Doch Marc ist nicht der Mann, der Freude in mein Leben bringt. Ich muss ihn endlich vergessen, sonst gehe ich mit ihm unter.
Als wir Marcs Hotelsuite betreten, verschwindet er in einem der beiden Schlafzimmer und stellt meine Reisetasche auf dem Bett ab. Ich folge ihm und betrachte seine müde Erscheinung.
„Tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereite“, sage ich mit einem schlechten Gewissen, auch wenn ich gar nichts für meine Lage kann. Aber ich bin es gewohnt, die Schuld grundsätzlich bei mir zu suchen. So wurde ich dressiert.
Marc sagt nichts dazu und geht mit gesenktem Kopf an mir vorbei. Ich sehe, wie er sich zum Ausgang bewegt und laufe hinterher. Als er die Türklinke runterdrückt, lege ich meine Hand auf seine und halte ihn auf.
„Wo willst du jetzt noch hin?“, frage ich und klinge wie eine Glucke, die nicht loslassen kann. Dabei wünsche ich mir, dass er sich einfach in Luft auflöst.
„An die Bar, um mich zu betrinken“, gibt er kurz angebunden zurück.
„Bitte tu das nicht“, sage ich und kann nicht deutlicher machen, wie sehr ich mich davor fürchte, ihn im berauschten Zustand zu erleben. Der General kam fast jeden Abend angetrunken nach Hause und prügelte auf meine Mutter und mich ohne Gnade ein.
„Geh einfach schlafen, Lea, und lass mich in Ruhe!“
Er schubst mich beiseite, sodass ich gegen den Schrank stoße. Es scheppert gewaltig, weil die Schranktür leicht geöffnet war.
Auch diesmal unterlasse ich es, meinen Schmerz offen zu zeigen, obwohl der Türknauf wie ein Geschoss in mein Kreuz eingeschlagen ist.
Ich starre ihn entsetzt an und fühle mich in die Vergangenheit zurückversetzt.
Auch Marc wirkt bestürzt, als wäre er plötzlich aufgewacht und hätte sich daran erinnert, in seinem tiefsten Inneren ein zivilisierter Mensch zu sein.
„Das wollte ich nicht“, zeigt er sich reumütig und streckt seine Hand nach mir aus.
Ich weiche vor ihm zurück und schaffe einen größeren Abstand zwischen uns.
Marc gibt nicht auf und kommt mir wieder näher.
„Habe ich dir wehgetan?“, fragt er mit einem sichtlich schlechten Gewissen.
„Ja“, antworte ich leise. „Du tust mir weh … immer und immer wieder.“
Bevor Marc nach mir greifen kann, drehe ich mich um und flüchte in mein Zimmer. Schnell schließe ich die Tür und drehe ängstlich den Schlüssel herum.
„Verzeih mir bitte, Lea“, sagt Marc in gedämpftem Ton auf der anderen Seite der Tür. „Ich möchte nicht, dass du mich so in Erinnerung behältst.“
Es gelingt mir nicht, etwas zu erwidern. Plötzlich möchte ich bloß noch, dass er geht – sich von mir aus an der Bar sinnlos betrinkt. Hauptsache, er ist weg und ich kann wieder durchatmen!
„Lea“, versucht er es erneut. „Bitte sag doch etwas.“
Ich halte meine Ohren zu, um sein Gesäusel nicht mehr zu hören. Mit warmen Worten hatte mich Ben nach seinen Gewaltausbrüchen immer kleingekriegt. Stets aufs Neue war ich bereit, ihm zu glauben, er könnte sich ändern. Aber es war ein Trugschluss! Die Gewalt blieb und war so sicher wie die Tatsache, dass sich die Erde um die Sonne dreht.
Als ich erst eine und dann die andere Hand von meinen Ohrmuscheln löse, vernehme ich, wie Marc resigniert aufstöhnt. Er stampft zum Ausgang und reißt die Tür so kraftvoll auf, dass sie lautstark an den Türstopper kracht. Danach fällt sie schallend zu.
Erleichtert atme ich durch. Dass mich Marc mal vor Angst zum Zittern bringen könnte, hätte ich nie gedacht. Er ist wahrhaftig nicht wiederzuerkennen und entwickelt sich für mich zu einer unberechenbaren Gefahr!
In der Nacht werde ich durch ein Wimmern geweckt. Ich richte mich auf und lausche in die Dunkelheit hinein. Es klingt besorgniserregend, als würde jemand großes Leid erfahren.
Marc!, denke ich plötzlich aufgeschreckt.
Ich schlage die Decke zurück und springe aus dem Bett. Auf kalten Füßen sprinte ich in meinem seidigen Nachthemd, das meinen Körper nur unzureichend bedeckt, zur Tür und öffne sie hastig.
Tatsächlich … die Geräusche kommen aus Marcs Schlafzimmer und werden immer lauter. Jetzt hören sie sich beinahe wie furchtsame Schreie an. Mit einem Mal ist alles vergessen: Marcs verletzendes Verhalten und sein jüngster Ausrutscher vorhin, der meine Angst vor ihm erst richtig entfachte. In diesem Moment fürchte ich mich viel mehr davor, ihm könnte etwas passiert sein. Ich laufe quer durch die Suite zur anderen Seite und betrete Marcs dunkles Zimmer. Meine Finger ertasten den Lichtschalter an der Wand und drücken darauf. Ein spärliches Lämpchen an der Wand spendet ein wenig Licht. Die zweite Leuchte ist defekt. Trotzdem kann ich Marcs schweißnasse Stirn aus der Entfernung ausmachen. Er schläft und scheint etwas ganz Furchtbares zu träumen.
Ich begebe mich zu ihm und setze mich auf den Bettrand.
„Marc“, flüstere ich seinen Namen und rüttle vorsichtig an seiner Schulter, um ihn zu wecken.
„Fass mich nicht an!“, ruft er schlagartig aggressiv aus und packt mich an den Schultern. Wie ein wildes Tier knurrt er mich an und zieht mich aufs Bett. Er wirft sich auf mich und drückt meine Hände gewaltsam in die Matratze. „Wag es nie wieder, mich anzufassen, du verfluchtes Schwein!“
Sein Blick wirkt vernebelt, als wäre sein Geist gar nicht anwesend – gefangen in diesem Albtraum, der ihn nicht freigeben will.
Panik kriecht meinen Nacken hinauf, er könnte meine Handgelenke brechen, wenn er seinen viel zu festen Griff nicht augenblicklich beendet.
„Bitte, Marc, lass mich los!“, flehe ich ihn an und hoffe, dass er mich hören kann – meine Stimme ihn in die reale Welt zurückholt.
„Lea“, sagt er auf einmal … desorientiert … mit glasigem Blick. Er sieht mich verstört an und kann die Situation anscheinend nicht sofort erfassen. Seine Pupillen sind so groß, dass das Blau seiner Augen kaum zu sehen ist. Vielleicht ist er soeben aufgewacht, aber ein Teil seiner Seele scheint in diesem Albtraum zu verweilen, in dem er vermutlich die traumatischen Erlebnisse mit seinem Onkel noch einmal durchleben musste.
Der Schmerz, den seine Hände mir weiterhin zufügen, ist kaum mehr auszuhalten. Ich will ihn erneut darauf aufmerksam machen, ihn bitten, die vermeintliche Folter zu beenden. Doch unerwartet richtet er sich auf und zieht mich schwungvoll in seine Arme. Er drückt mich so kraftvoll an sich, dass ich schon befürchte, das Luftholen gelänge mir nicht mehr. Als ich meine Hände jedoch vorsichtig um seine Taille gleiten lasse und ihn ebenfalls umarme, gibt er mir befreit wirkend etwas mehr Raum.
Eine Weile geschieht nichts … lediglich die Stille ist zu hören und Marcs ruhiger werdender Atem. Ich lasse mich dazu hinreißen, tröstend über seinen Rücken zu streichen. Alarmiert nehme ich jedoch wahr, wie ihn meine zarte Berührung zusammenzucken lässt, als würde sie ihm Angst bereiten.
„Es ist alles gut, Marc“, flüstere ich ihm zu.
„Du bist in Sicherheit.“
Er schmiegt sich weiter an mich und vergräbt sein Gesicht in meinen Haaren.
Meine Hand wandert sachte nach oben und legt sich behütend um seinen Nacken. Mit dem Daumen fahre ich zärtlich über die Stoppeln auf seinem Hinterkopf und hoffe, dass sich die aufwühlenden Bilder seines Traums aufzulösen beginnen.
Ich spüre seine Tränen auf meine Schulter tropfen und kann nicht fassen, wie verletzlich er sich mir zeigt. Da bröckelt sie endlich … die Fassade des stets starken Mannes, dessen unerschütterlich wirkendes Selbstbewusstsein nur ein Blendwerk ist. Vielleicht kann er seine Mitmenschen täuschen, aber nicht sich selbst. Und nun habe auch ich ihn gesehen: den verwundbaren kleinen Jungen von einst, der immer noch ein Teil von Marc ist.
Er schiebt mich geringfügig von sich weg – gerade mal so viel, dass er mir in die Augen sehen kann. Sein Gesicht ist feucht von den Tränen, die er mir ganz offen zeigt.
Ich löse meine Umarmung und wische seine Wangen mit den Händen trocken. Danach hauche ich ihm einen Kuss auf die Stirn. Dafür muss ich mich nach oben recken und werde von ihm aufgehalten, als ich mich langsam in die vorherige Position zurückbegeben möchte. Seine Hände fangen mich an der Taille ein und nehmen mich weiter zu sich heran.
„Wirst du es jemandem erzählen?“, fragt er bang und voller Unsicherheit. „Dass du mich so schwach erlebt hast“, fügt er noch zur Erklärung an, dabei war mir sofort klar, worauf er anspielt.
„Nein“, gebe ich ihm die Gewissheit, dass seine Geheimnisse bei mir sicher sind.
„Warum nicht?“, will er wissen und sieht mich mit nervöser Mimik an. „Ich habe dir keine Gründe geliefert, mich zu respektieren. Du musst mich doch hassen!“
Ich senke betroffen den Kopf. Er hat Recht: Ich war nah dran, ihn zu hassen. Aber das möchte ich ihm nicht sagen. Denn gleichzeitig hindern mich meine vernunftwidrigen Gefühle für ihn, Hass zu empfinden.
Marc glaubt, meine stumme Antwort zu verstehen. Er nickt ein paar Mal, als würde er auf meine Worte reagieren, die ich gar nicht ausgesprochen habe. Kurz darauf drückt er mich von sich weg und deutet zur Tür.
„Du solltest besser gehen, Lea, denn ich habe getrunken“, erinnert er mich daran, wohin ihn sein Weg vorhin führte, als er das Hotelzimmer aufgebracht verließ. „Ich kann nicht garantieren, dass ich mich morgen noch an irgendetwas hiervon erinnere oder ob ich meine Hände bei mir behalten kann. Du tust recht daran, mich zu hassen, denn ich bin ein Scheusal! Ich bin der Mistkerl, der einen Mord begehen und sich in diesem Augenblick skrupellos auf dich werfen will, weil du so verflucht heiß in diesem Fummel aussiehst.“
Ich erschrecke und rutsche nach hinten. Plötzlich ist der hilflos erscheinende Marc verschwunden und die Seite von ihm, die zurückgeblieben ist, ängstigt mich. Es ist besser, wenn ich auf ihn höre. Womöglich ist er imstande, mich willenlos zu machen. Immerhin ist er trotz allem ein brandgefährlicher Verführer, der sein Handwerk verteufelt gut beherrscht. Er hat es schon einmal geschafft, dass ich mich ihm hingebe, obwohl ich mich auf keinen Mann einlassen wollte. Und es würde ihm wieder gelingen, wenngleich mir bewusst ist, wie heikel dies wäre. Denn der rücksichtsvolle Marc von einst ist fort. Was von ihm übrig blieb, ist rau und seelenlos.
Ich will aufstehen und zurück in mein Zimmer gehen. Aber kaum habe ich den Entschluss gefasst, schnappt Marc nach mir und holt mich zu sich zurück.
„Du kannst jetzt nicht gehen“, sagt er in einem beinahe panisch klingenden Ton. „Ich brauche dich.“
Ich erspare mir, ihn darauf hinzuweisen, mir gerade noch angeraten zu haben, mich vor ihm in Sicherheit zu bringen.
„Du brauchst mich?“, frage ich zaghaft nach und bin verblüfft. Davon war seit seinem Wandel nie etwas zu merken.
Er lässt meine Frage unbeantwortet, als wollte er die Tür sogleich wieder schließen, die er unüberlegt geöffnet hat. Denn erneut ließ er leichtfertig zu, dass ich einen Blick auf seine Verletzlichkeit erhielt.
„Bleib heute Nacht bei mir“, verlangt er von mir, ein Risiko einzugehen. Immerhin befindet er sich in einem bedenkenswerten Zustand. Er schwankt zwischen Gut und Böse. Und ob das Gute in ihm siegt, kann niemand vorhersagen.
„Besser, ich schlafe allein“, sperre ich mich. „Du bist immer noch dieser Fremde, den ich fürchte und der mir zum wiederholten Mal das Herz brechen wird.“
„Ich möchte, dass du bleibst“, gibt er nicht auf und übergeht meine wirklich überzeugenden Argumente, die meinen Rückzugswunsch nur allzu verständlich machen. „Heute Nacht will ich in dir sein und diesen Platz für mich beanspruchen. Ich werde behutsam vorgehen, das verspreche ich.“
Ich starre ihn unsicher an. Seine Direktheit wühlt mich auf und gleichzeitig ist sie mir unangenehm. Da lugt sie wieder hindurch: meine Befangenheit in Marcs Nähe.
„Du sagtest vorhin im Auto, ich solle aus deinem Leben verschwinden“, erinnere ich ihn an seine kränkenden Worte. „Und jetzt willst du plötzlich mit mir schlafen?“
„Ja, das will ich“, flüstert er mir zu und geht nicht weiter auf meine Bemerkung ein, die durchaus als Vorwurf zu verstehen ist.
„Und morgen?“, frage ich weiter, in der Hoffnung, etwas mehr Sicherheit von ihm zu bekommen. „Erinnerst du dich dann noch daran? Immerhin hast du mir gerade deutlich gemacht, getrunken zu haben.“
„Weiß ich nicht, Lea“, erwidert er völlig ehrlich, statt mir mit einer Lüge ein besseres Gefühl zu geben. „Doch im Moment ist ‚Jetzt‘ und was morgen sein wird, spielt für mich gerade keine Rolle.“
„Für mich aber“, sage ich traurig über Marcs Antwort. „Ich möchte nicht schon wieder von dir verletzt werden.“
Ich kämpfe mich aus seiner Umarmung heraus und stehe auf. Er sieht irritiert aus, weil er es wohl nicht gewohnt ist, dass ihm eine Frau widersteht. Aber ich glaube ihm nicht, dass er wirklich in der Lage sein wird, sich zu mäßigen. Hass und Wut bestimmen seinen Alltag, ja, fließen wie zähflüssige Gifte durch seine Blutbahn. Der Adrenalinspiegel in seinem Körper wird nach diesem schlimmen Albtraum bedrohlich hoch sein und der Alkoholpegel womöglich auch.
„Komm wieder her zu mir!“, verlangt er beunruhigt, ich könnte jeden Augenblick das Zimmer verlassen wollen. „Bitte.“
Ich schüttle den Kopf und lasse meine Tränen gewähren, die sich ohnehin nicht aufhalten lassen.
„Verdammt, Lea!“, ruft Marc aus und springt vom Bett, um mich kurz darauf in seine Arme zu reißen. „Es tut mir leid.“ Er presst mich an seine Brust und stöhnt strapaziert auf. „Ich bin so ein Arschloch und merke es nicht mal mehr!“
Umarmt wiegt er mich ein wenig hin und her. Seine Hand bewegt sich dabei langsam nach oben … meinen Rücken entlang … sanft und warm den Nacken hinauf, bis sie meinen Hinterkopf erreicht. Dort nimmt sie ihre Position ein und beginnt zärtlich, mein Haar zu streicheln.
„Ich weiß, was du von mir erwartest“, raunt er mir zu und drückt mich leicht von sich weg, um mich anzusehen. „Aber ich kann dir nichts versprechen – dir nicht versichern, dass ich morgen der Mann bin, der ich sein sollte: verantwortungsbewusst, verlässlich. Alles in mir ist ein Chaos und ich habe keine Ahnung, ob ich einen Weg aus dieser Finsternis finden werde. Aber in einer Sache kannst du dir bei mir absolut sicher sein: dass ich dich niemals belügen würde. Ja, ich habe vorhin ein paar Drinks zu viel zu mir genommen. Vielleicht bin ich deshalb eine Spur zu sentimental. Doch ich bin durchaus in der Lage zu erkennen, was richtig und was falsch ist. Ich will dich, Lea … aber nicht grenzüberschreitend.“
Meine Hände platzieren sich auf seiner Brust und drücken ihn von mir weg.
„Dann bin ich dir also für ‚dunklen oder harten Sex‘ nicht gut genug? Für diese Praktiken ist Larissa wohl die Geeignetste“, lasse ich durchblicken, wie sehr es mich immer noch trifft, dass er nach mir Sex mit ihr hatte.
„Nein, um Larissa geht es hier doch gar nicht“, widerspricht er und lässt es nicht zu, dass ich Abstand zwischen uns schaffen will. Seine starken Finger verankern sich in meiner Hüfte und ziehen mich wieder näher zu sich heran. „In den letzten Tagen und Stunden hast du Brutales erlebt. Da kannst du sicher keinen Kerl gebrauchen, der dich hart rannimmt.“
„Na ja … stimmt … kann ich nicht“, pflichte ich ihm beklommen bei, weil ich es hasse, zu schwach für Marcs sexuelle Vorlieben zu sein. „Dann reiche ich an Larissa wohl niemals heran.“
„Sie reicht nicht an dich heran, Lea!“, erklärt er leicht verärgert wirkend.
„Und trotzdem ist sie diejenige, mit der du diese Sachen machst“, sage ich zweifelnd.
„Erstens wird das nie wieder vorkommen“, macht er deutlich, dass Larissa Vergangenheit ist, „und zweitens weißt du genau, wie sehr ich mir seit unserer allerersten Begegnung wünsche, dich vollständig in meine Welt einzuführen. Ich will dich willenlos machen … zügellos sein … jeden Zentimeter deines Körpers erobern. Verflucht noch mal, Lea, so ein wildes Verlangen hatte ich bisher bei keiner anderen Frau.“ Er nimmt mein Gesicht in seine großen Hände und blickt mir mit weicher werdenden Gesichtszügen in die Augen. „Aber jetzt sehne ich mich danach, in dir zu sein und dabei diesen ganzen Mist, der uns voneinander entfernt hat, zu vergessen. Und du kannst darauf vertrauen, dass ich dir nichts zumuten werde.“
Ich starre ihn schwer beeindruckt an und würde gerne auf der Stelle alles Verletzende vergessen, für das er verantwortlich war. Immerhin habe ich ihn seit Langem nicht mehr so zugänglich, ja, feinfühlig erlebt. Alles in mir verzehrt sich nach ihm … nach seinen Berührungen. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mit ihm zu verschmelzen, möchte seine Hände überall spüren. Doch gleichzeitig muss ich befürchten, dass er morgen wieder auf Abstand geht und mich kaltherzig von sich stößt.
„Ich habe Angst“, drücke ich in einem einzigen Satz aus, wie viel dagegen spricht, mich heute Nacht auf ihn einzulassen.
„Das verstehe ich“, zeigt er sich einfühlsam und fährt mit seinem Zeigefinger zärtlich über meine Wange. „Und es gibt nichts, was ich sagen könnte, um dir diese Angst zu nehmen. Denn sie ist absolut berechtigt.“ Er senkt seinen Kopf und küsst sachte meine Schläfe. „Ich habe vergessen, wer ich bin. Vielleicht ist der Mensch, den du damals kennengelernt hast, ausgelöscht oder es hat ihn in Wahrheit nie gegeben. Aber dieser Mann, der hier vor dir steht, würde niemals etwas tun, was dir schadet, und wäre bereit, sein Leben für dich zu geben. Was auch immer morgen sein wird, Lea … daran ändert sich nie etwas.“
Er hebt mein Kinn an und lächelt. Ich möchte gern zurücklächeln, doch mir ist nur nach Weinen zumute, weil mich seine Worte tief berühren. Einerseits hat er mir gerade gestanden, wie viel ich ihm bedeute, andererseits mir auf dramatische Weise etwas vor Augen geführt: nämlich dass er womöglich verloren ist und es kein Zurück für ihn gibt.
„Marc, du weißt ja gar nicht, was du mir gerade gesagt hast“, zweifle ich sein Urteilsvermögen an.