Dubrowskij - Alexander Puschkin - E-Book

Dubrowskij E-Book

Alexander Puschkin

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Beschreibung

Zwei gleichaltrige Nachbarn, adelige Gutsherren, die einst im selben Regiment dienten und beide Witwer sind, haben sich auf ihre Güter zurückgezogen. Einer ist reich, einer arm, einer hat eine schöne Tochter, der andere einen Sohn. Was niemand weiß: dieser Sohn ist Anführer einer Räuberbande und führt die schöne Mascha hinters Licht. Der Räuberroman des russischen Nationaldichters Alexander Puschkin blieb unvollendet.

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LUNATA

Dubrowskij

Alexander Puschkin

Dubrowskij

© 1833 Alexander Puschkin

Originaltitel Dubrovskij

Aus dem Russischen von Alexander Eliasberg

Umschlagbild: Carl Spitzweg

© Lunata Berlin 2020

Inhalt

Erstes Kapitel

Zweites Kapitel

Drittes Kapitel

Viertes Kapitel

Fünftes Kapitel

Sechstes Kapitel

Siebentes Kapitel

Achtes Kapitel

Neuntes Kapitel

Zehntes Kapitel

Elftes Kapitel

Zwölftes Kapitel

Dreizehntes Kapitel

Vierzehntes Kapitel

Fünfzehntes Kapitel

Sechzehntes Kapitel

Siebzehntes Kapitel

Achtzehntes Kapitel

Neunzehntes Kapitel

Über den Autor

Erstes Kapitel

Vor mehreren Jahren lebte auf einem seiner Güter der Landedelmann vom alten Schrot und Korn Kirila Petrowitsch Trojekurow. Sein Reichtum, seine vornehme Abstammung und seine Verbindungen verliehen ihm ein großes Gewicht in dem Gouvernement, wo sich sein Gut befand. Von seiner ganzen Umgebung verwöhnt, pflegte er keiner Laune seines heißblütigen Gemüts und keinem Einfall seines recht beschränkten Geistes einen Zaum anzulegen. Die Nachbarn waren froh, wenn sie seine Wünsche erfüllen konnten; die Gouvernementsbeamten zitterten bei der bloßen Erwähnung seines Namens. Kirila Petrowitsch nahm alle Zeichen der Unterwürfigkeit als einen ihm zukommenden Tribut auf. Sein Haus war immer voller Gäste, die stets bereit waren, ihm in seinem Müßiggange Gesellschaft zu leisten und seine geräuschvollen, zuweilen auch tollen Belustigungen zu teilen. Niemand erfrechte sich, eine Einladung zurückzuweisen, oder versäumte es, an bestimmten Tagen im Dorfe Pokrowskoje seine Aufwartung zu machen. Kirila Petrowitsch war ungewöhnlich gastfrei und litt, trotz der ungeheuren Ausdauer seiner Körperkräfte, an die zweimal in der Woche an den Folgen seiner Unmäßigkeit und war jeden Abend angeheitert. Nur wenige leibeigene Mädchen entgingen den Anschlägen des fünfzigjährigen Wollüstlings. Außerdem wohnten in einem Seitenflügel seines Hauses sechzehn Dienstmädchen, die sich mit den ihrem Geschlechte eigenen Handarbeiten beschäftigten. Die Fenster dieses Flügels mit einem Holzgitter versehen, die Türen immer abgeschlossen, und die Schlüssel befanden sich bei Kirila Petrowitsch. Die jungen Gefangenen gingen zu festgesetzten Stunden unter Aufsicht zweier alter Frauen im Garten spazieren. Kirila Petrowitsch verheiratete ab und zu eine von ihnen und nahm dann an ihre Stelle eine neue. Die Bauern und das Hausgesinde behandelte er streng und despotisch; trotzdem waren sie ihm ergeben: sie waren auf den Reichtum und das Ansehen ihres Herrn stolz und erlaubten sich ihrerseits vieles gegen ihre Nachbarn,. da sie auf den mächtigen Schutz ihres Herrn rechnen durften.

Die ständige Beschäftigung Trojekurows bestand darin, daß er seine ausgedehnten Besitztümer besuchte, dauernd Zechgelage veranstaltete und Streiche verübte, die er jeden Tag neu erfand und denen gewöhnlich jemand von seinen neuen Bekannten zum Opfer fiel, obwohl ihnen auch die alten Bekannten nicht immer entgingen, – mit der einzigen Ausnahme von Andrej Gawrilowitsch Dubrowskij. Dieser Dubrowskij, ehemaliger Leutnant der Garde, war sein nächster Nachbar und besaß nur siebzig leibeigene Seelen. Trojekurow, der im Verkehr mit den hochstehenden Personen hochmütig war, hatte vor Dubrowskij trotz dessen bescheidenen Vermögens Respekt. Einst waren sie Dienstkameraden gewesen, und Trojekurow kannte aus Erfahrung sein aufbrausendes Wesen und die Festigkeit seines Charakters. Das denkwürdige Jahr 1762 trennte sie für lange. Trojekurow, der mit der Fürstin Daschkowa verwandt war, machte Karriere; Dubrowskij war aber gezwungen, Abschied zu nehmen und sich mit den Resten seines Vermögens auf das ihm noch verbliebene Gut zurückzuziehen. Als Kirila Petrowitsch davon erfuhr, bot er ihm seine Hilfe an, aber Dubrowskij dankte dafür und blieb arm und unabhängig. Einige Jahre später kam Trojekurow als General en Chef a.D. aus sein Gut zurück; die beiden sahen sich mit großer Freude wieder. Von nun an waren sie jeden Tag zusammen, und Kirila Petrowitsch, der sonst niemand die Ehre seinem Besuches erwies, besuchte oft ohne alle Förmlichkeit das bescheidene Haus seines alten Freundes. Da sie Altersgenossen und vom gleichen Stande waren und die gleiche Erziehung genossen hatten, besaßen sie eine gewisse Ähnlichkeit im Charakter und in den Neigungen; in manchen Beziehungen waren auch ihre Schicksale ähnlich: beide hatten aus Liebe geheiratet, waren früh Witwer geworden, und ein jeder hatte ein Kind. Der Sohn Dubrowskijs wurde in Petersburg erzogen, und die Tochter Kirila Petrowitschs wuchs im väterlichen Hause heran. Trojekurow pflegte zu Dubrowskij zu sagen: »Hör' mal, Bruder Andrej Gawrilowitsch: wenn aus deinem Wolodjka was rechtes wird, will ich ihm meine Mascha geben, und wenn er auch so arm ist wie eine Kirchenmaus.« Andrej Gawrilowitsch schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, Kirila Petrowitsch, mein Wolodjka ist nicht der passende Mann für Marja Kirilowna. Für einen armen Adligen, wie er, ist es besser, eine arme Adlige zu heiraten und der Herr in seinem Hause zu sein, statt der Diener eines verzogenen Weibes zu werden.«

Die Eintracht, die zwischen dem hochmütigen Trojekurow und seinem armen Nachbarn herrschte, erregte in allen Neid, und alle bewunderten die Kühnheit des letzteren, wenn er bei der Tafel Kirila Petrowitsch offen seine Meinung äußerte, ohne sich darum zu kümmern, ob sie den Überzeugungen des Hausherrn entsprach. Manche versuchten es ihm gleichzutun und die Grenzen des gebührenden Gehorsams zu überschreiten; aber Kirila Petrowitsch jagte ihnen dann solche Angst ein, daß sie für immer jede Lust zu solchen Versuchen verloren: nur Dubrowskij allein stand außerhalb dieses Gesetzes. Durch einen Zufall wurde aber dieses Verhältnis getrübt und gestört.

Einmal, im Frühherbst, wollte Kirila Petrowitsch zur Jagd. Am Tage vorher erging an die Stallknechte und Pikeure der Befehl, um fünf Uhr früh bereit zu sein. Das Zelt und die Küche wurden schon vorher an den Ort verbracht, wo Kirila Petrowitsch zu Mittag essen sollte. Der Hausherr und seine Gäste besuchten den Hundezwinger, wo mehr als fünfhundert Spür – und Windhunde behaglich und warm lebten, die Freigebigkeit Kirila Petrowitschs in ihrer Hundesprache preisend. Hier befand sich auch das vom »Stabsarzte« Timoschka geleitete Lazarett für die kranken Hunde und eine Abteilung, wo die Hündinnen ihre Jungen warfen und säugten. Kirila Petrowitsch war auf diese herrliche Einrichtung stolz und ließ sich keine Gelegenheit entgehen, mit ihr vor seinen Gästen zu prahlen, von denen jeder diesen Zwinger schon mindestens zwanzigmal gesehen hatte. Von seinen Gästen umgeben und von Timoschka und den Ober-Pikeuren gefolgt, ging er durch den Zwinger und blieb hie und da vor einer Hundehütte stehen, um sich bald nach dem Zustand der Kranken zu erkundigen, bald mehr oder weniger strenge und vernünftige Bemerkungen zu machen und bald die ihm bekannten Hunde herbeizurufen und sich mit ihnen freundlich zu unterhalten. Die Gäste hielten es für ihre Pflicht, ihr Entzücken über den Hundezwinger Kirila Petrowitschs zu äußern; Dubrowskij allein schwieg und machte ein finsteres Gesicht; er war leidenschaftlicher Jäger, aber sein Vermögen erlaubte ihm, sich nur zwei Hetzhunde und eine Windhündin zu halten; darum konnte er beim Anblick dieser großartigen Zucht seinen Neid nicht unterdrücken.

»Was blickst du so finster,« fragte Kirila Petrowitsch, »gefällt dir mein Zwinger nicht?« – »Nein,« antwortete Dubrowskij streng, »der Zwinger ist herrlich, Ihre Leute haben wohl kaum ein so gutes Leben wie Ihre Hunde.« Ein Pikeur fühlte sich beleidigt. »Über unser Leben,« sagte er, »können wir dank Gott und unserm Herrn nicht klagen, aber für manchen Edelmann wäre es gar nicht schlecht, sein Gut mit einer beliebigen Hundehütte zu vertauschen: da gäbe es mehr zu essen und er hätte es auch wärmer.« Kirila Petrowitsch lachte bei der frechen Bemerkung seines Knechtes laut auf, und mit ihm lachten auch alle andern, obgleich sie fühlten, daß der Scherz des Pikeurs sich auch auf sie hätte beziehen können. Dubrowskij erbleichte, sagte aber kein Wort. In diesem Augenblick brachte man Kirila Petrowitsch in einem Körbchen einen Wurf neugeborener Hunde; er widmete sich ihnen, wählte zwei von ihnen aus und ließ die übrigen ertränken. Andrej Gawrilowitsch verschwand indessen, ohne daß es jemand bemerkte.

Mit den Gästen aus dem Hundezwinger zurückgekehrt, setzte sich Kirila Petrowitsch an die Abendtafel und vermißte erst jetzt Dubrowskij. Seine Diener sagten ihm, Andrej Gawrilowitsch sei nach Hause gefahren. Trojekurow befahl, ihm sofort einen Boten nachzuschicken, der ihn zurückbringen sollte. Noch nie war er ohne Dubrowskij, diesen erfahrenen und feinen Kenner der Hunde und den oberster Richter in allen Jagdstreitigkeiten auf die Jagd gefahren. Der Diener, den er Dubrowskij nachgeschickt hatte, kehrte zurück und meldete, als alle noch bei der Tafel saßen, seinem Herrn, Andrej Gawrilowitsch hätte ihm nicht gefolgt und wolle nicht zurückkommen. Kirila Petrowitsch, wie immer durch den genossenen Fruchtschnaps erhitzt, wurde böse und schickte den gleichen Boten nochmals, Andrej Gawrilowitsch zu sagen, daß, wenn er nicht nach Pokrowskoje käme, um da zu übernachten, er, Trojekurow, sich mit ihm für immer verzanke. Der Diener ritt wieder davon. Kirila Petrowitsch stand von der Tafel auf, entließ die Gäste und legte sich schlafen. Seine erste Frage am andern Morgen war: »Ist Andrej Gawrilowitsch hier?« Man überreichte ihm einen zu einem Dreieck zusammengefalteten Brief. Kirila Petrowitsch befahl seinem Schreiber, den Brief laut vorzulesen, und hörte folgendes:

»Mein gnädigster Herr!

Ich bin nicht gewillt, so lange nach Pokrowskoje zurückzukehren, ehe Sie mir den Pikeur Paramoschka mit einer Entschuldigung geschickt haben; es soll dabei in meiner Macht stehen, ihn zu bestrafen oder ihm zu verzeihen; ich habe aber nicht die Absicht, die Späße Ihrer Knechte zu dulden und werde sie mir auch von Ihnen nicht gefallen lassen, denn ich bin kein Narr, sondern ein alter Edelmann. Indessen verbleibe ich Ihr ergebener Diener

Andrej Dubrowskij«

Nach den damaligen Anstandsbegriffen war der Brief im höchsten Grade verletzend; Kirila Petrowitsch wunderte sich aber nicht über den seltsamen Stil, sondern nur über den Inhalt. »Wie?« schrie Trojekurow auf, mit bloßen Füßen aus dem Bette springend. »Ich soll ihm meine Leute mit einer Entschuldigung schicken! Was fällt ihm ein? Weiß er auch, mit wem er es zu tun hat? Ich werde es ihm schon zeigen! Er soll wissen, was es heißt, gegen Trojekurow aufzubegehren.« Kirila Petrowitsch zog sich aber doch an und fuhr mit seinem gewöhnlichen Prunk auf die Jagd. Er hatte kein Glück; den ganzen Tag bekamen sie nur einen einzigen Hasen zu Gesicht, der ihnen obendrein entging; das Mittagessen im Freien unter dem Zelte war gleichfalls mißlungen oder entsprach wenigstens nicht dem Geschmack Kirila Petrowitschs, der den Koch verprügelte, die Gäste grob anfuhr und auf dem Heimwege mit der ganzen Jagdgesellschaft durch die Felder Dubrowskijs ritt.

Zweites Kapitel

Es vergingen einige Tage, und die Feindschaft zwischen den beiden Nachbarn nahm nicht ab. Andrej Gawrilowitsch dachte gar nicht daran, nach Pokrowskoje zurückzukehren; Kirila Petrowitsch langweilte sich aber ohne ihn und machte seinem Ärger in den beleidigendsten Ausdrücken Luft, die dank dem Eifer der damaligen Edelleute Dubrowskij in verbesserter und vervollständigter Fassung erreichten. Ein neuer Zwischenfall vernichtete auch die letzte Hoffnung auf eine Versöhnung. Dubrowskij machte eines Tages eine Runde durch seinen kleinen Besitz; als er sich dem Birkenwäldchen näherte, hörte er Abschläge und gleich darauf das Krachen eines gefällten Baumes; er eilte hin und erwischte mehrere Bauern aus Pokrowskoje, die ruhig sein Holz stahlen. Als sie ihn sahen, wollten sie davonlaufen, aber Dubrowskij fing mit Hilfe seines Kutschers zwei von ihnen ein und brachte sie gefesselt auf seinen Hof; auch drei feindliche Pferde fielen dem Sieger zu. Dubrowskij war außerordentlich erbost; bisher hatten sich die Trojekurowschen Leute, die sonst als Diebe bekannt waren, in den Grenzen seines Besitztums nie etwas erlaubt, da sie die freundschaftlichen Beziehungen zwischen den beiden Besitzern kannten. Dubrowskij sah, daß sie sich den zwischen ihnen ausgebrochenen Zwist zunutze machten, und entschloß sich, entgegen allen Vorschriften des Kriegsrechts, seine Gefangenen mit den Ruten, die sie selbst in seinem Wäldchen gestohlen hatten, zu züchtigen, die Pferde aber dem herrschaftlichen Arbeitsvieh zuzuteilen.

Die Nachricht von diesem Ereignis erreichte am gleichen Tage Kirila Petrowitsch. Er geriet ganz außer sich und wollte schon im ersten Ausbruch des Zornes mit allen seinen Leibeigenen einen Angriff auf Kistenjowka (so hieß das Gut seines Nachbarn) unternehmen, es vollkommen verwüsten und den Besitzer selbst im Herrenhause belagern; solche Heldentaten waren für ihn nichts Neues; aber seine Gedanken nahmen eine andere Richtung. Während er mit schweren Schritten im Saal auf und ab ging, blickte er zufällig durchs Fenster und sah vor dem Tore eine Troika halten; ein kleines Männchen in Ledermütze und Friesmantel entstieg dem Wagen und begab sich in den Seitenflügel zum Verwalter. Trojekurow erkannte den Assessor Schabaschkin und ließ ihn zu sich rufen. Nach einer Minute stand Schabaschkin schon vor Kirila Petrowitsch, machte eine Verbeugung nach der anderen und wartete mit Andacht auf seine Befehle.

»Guten Tag, ... wie heißt du noch?« sagte Trojekurow. »Wozu bist du hergekommen?«

»Ich fuhr zur Stadt, Euer Exzellenz,« antwortete Schabaschkin, »und wollte bei Iwan Demjanow nachfragen, ob Euer Exzellenz keinen Befehl für mich hätten.«

»Du kommst mir gerade gelegen ... wie heißt du noch? ... Ich will von dir was. Trink ein Glas Schnaps und Höre mich an.«

Dieser freundliche Empfang überraschte den Assessor auf die angenehmste Weise; er verzichtete auf den Schnaps und begann den Worten Kirila Petrowitschs mit der größten Aufmerksamkeit zu lauschen.

»Ich habe einen Nachbarn,« sagte Trojekurow, »einen landarmen Gutsbesitzer, einen Grobian, und ich will ihm sein Gut nehmen ... was denkst du darüber?«

»Euer Exzellenz, wenn Sie vielleicht irgendwelche Dokumente haben ...«

»Unsinn, Bruder, was brauchst du Dokumente? Dafür gibt es Ukase. Das ist eben der Witz, daß ich ihm das Gut ohne jedes Recht nehme. Wart' aber! Dieses Gut hat einmal uns gehört, es war irgendeinem Spizyn abgekauft und dann dem Vater Dubrowskijs verkauft worden. Kann man sich das irgendwie zunutze machen?«

»Es ist schwierig, Exzellenz; der Verkauf war wohl unter Beobachtung der gesetzlichen Vorschriften abgeschlossen worden.«

»Denk' mal nach, Bruder, überlege dir die Sache.«

»Wenn Euer Exzellenz zum Beispiel von Ihrem Nachbarn die Urkunde bekommen könnten, auf der sein Besitzrecht beruht, dann natürlich ...«

»Ich verstehe, aber denke dir nur das Pech: alle seine Papiere sind bei einer Feuersbrunst verbrannt.«

»Wie, Euer Exzellenz, seine Papiere sind verbrannt? Was wollen Sie dann noch? In diesem Falle belieben Sie auf dem gesetzlichen Wege vorzugehen, und Sie können überzeugt sein, daß die Sache zu Ihrer vollsten Zufriedenheit erledigt werden wird.«

»Du glaubst so? Also pass' auf, ich verlasse mich aus deinen Eifer, und meiner Dankbarkeit darfst du versichert sein.«

Schabaschkin verbeugte sich fast bis zur Erde und ging hinaus; am gleichen Tage machte er sich an die beschlossene Sache, und Dubrowskij bekam dank Schabaschkins Geschicklichkeit schon nach zwei Wochen aus der Stadt die Aufforderung, sich unverzüglich zu der beim Gericht vom General en Chef Trojekurow eingelaufenen Klage, daß er das Gut Kistenjowka zu Unrecht besitze, zu äußern.

Andrej Gawrilowitsch, über die unerwartete Anfrage erstaunt, antwortete am gleichen Tage mit einem recht groben Briefe, in dem er erklärte, daß er das Gut Kistenjowka von seinem seligen Vater geerbt hätte, daß er es auf Grund des Erbrechtes besitze, daß Trojekurow die Sache nichts anginge und daß jeder Versuch, ihm sein Eigentumsrecht streitig zu machen, nichts als Betrug und Gaunerei sei. Dubrowskij hatte keine Erfahrung in Prozeßsachen und ließ sich meistenteils vom gesunden Menschenverstand leiten, dessen Führung selten die richtige und fast immer eine ungenügende ist.