Dunkelsteig: Böse - B.C. Schiller - E-Book
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Dunkelsteig: Böse E-Book

B. C. Schiller

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Beschreibung

Ich wollte endlich wissen, was wirklich mit Manu geschah … Das mysteriöse Verschwinden ihrer Freundin Manu im Teufelsspalt vor zwanzig Jahren lässt der Journalistin Felicitas Laudon keine Ruhe. Sie beschließt daher, noch länger in ihrem düsteren Heimatort Dunkelsteig zu bleiben. Im Zuge ihrer Recherchen erhält Felicitas während einer Feier von Traudi, der Besitzerin des Hirschenwirts, ein Amulett, das die Form eines Hirschkopfs zeigt. Die Wirtin beschwört sie, eine Serie mysteriöser Todesfälle von jungen Mädchen aufzuklären. Gemeinsam mit dem ehemaligen Bezirksinspektor Grafinger macht Felicitas die Entdeckung, dass bis vor zwanzig Jahren ein lang vergessener Kult in Dunkelsteig existierte, bei dem nicht nur Hirsche geopfert wurden … Hatte ihre Freundin Manu damals etwas über die geheimen kultischen Rituale herausgefunden und musste sie deshalb verschwinden? Als Felicitas der Wahrheit auf die Schliche kommt, beginnt ein gefährliches Psychospiel auf Leben und Tod, denn irgendjemand hat den Hirschkult wiederauferstehen lassen.

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INHALT

Anmerkung

Über die Autoren B.C. Schiller

Bücher von B.C. Schiller

Bücher von B.C. Schiller

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Damals – Kathrin

Kapitel 4

Kapitel 5

Damals – Felicitas

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Damals – Manuela

Kapitel 9

Kapitel 10

Damals – Traudi

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Damals – Manuela

Kapitel 14

Kapitel 15

Damals – Johannes

Kapitel 16

Kapitel 17

Damals – Kathrin

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Damals – Hannah

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Damals – Christoph

Kapitel 24

Kapitel 25

Damals – Adrian

Kapitel 26

Kapitel 27

Damals – Manuela

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Damals – Kathrin

Kapitel 32

Kapitel 33

Damals – Hannah

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Damals – Manuela

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Damals – Resi

Kapitel 40

Kapitel 41

Damals – Karl

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Damals – Johannes

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Damals – Manuela

Kapitel 50

Kapitel 51

Damals – Kathrin

Kapitel 52

Kapitel 53

Damals – Manuela

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Einen Monat später

Kapitel 57

Damals – Manuela

Kapitel 58

Damals – Liesl

Epilog

Danksagung

Sämtliche Figuren und Ereignisse dieses Romans sind der Fantasie entsprungen. Jede Ähnlichkeit mit echten Personen, lebend oder tot, ist zufällig und von den Autoren nicht beabsichtigt.

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustimmung der Blue Velvet Management e.U. urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.

Copyright Blue Velvet Management e.U., Linz, August 2022

Lektorat: bueropia.de

Korrektorat: textwerk-koeln.de

Titelgestaltung: www.afp.at

Foto credits:

gray concrete house near mountain: n2sYTeYZIZk, by Joel & Jasmin Forestbird on Unsplash

green field viewing mountain during daytime: oxz-D5tYDGo, by Florian Weichelt on Unsplash

white bird on brown grass: B9uvQJgPeVI by Tandem X Visuals on Unsplash

Wir haben uns erlaubt, einige Namen und Örtlichkeiten aus Spannungsgründen neu zu erfinden, anders zu benennen und auch zu verlegen. Sie als Leser werden uns diese Freiheiten sicher nachsehen.

ÜBER DIE AUTOREN B.C. SCHILLER

Barbara und Christian Schiller leben und arbeiten in Wien und auf Mallorca mit ihren beiden Ridgebacks Calisto & Emilio. Gemeinsam waren sie über 20 Jahren in der Marketing- und Werbebranche tätig und haben ein totales Faible für packende Thriller.

B.C. Schiller gehören zu den erfolgreichsten Spannungs-Autoren im deutschsprachigen Raum. Bisher haben sie mit ihren Thrillern über 2.500.000 Leser begeistert.

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BÜCHER VON B.C. SCHILLER

DUNKELSTEIG – Trilogie - Psychothriller:

DUNKELSTEIG – RACHE: der erste Band mit Felicitas Laudon

DUNKELSTEIG – SCHULD –der zweite Band mit Felicitas Laudon

DUNKELSTEIG – BÖSE: der dritte und letzte Band mit Felicitas Laudon

Weitere Psychothriller:

DIE FOTOGRAFIN

DIE SCHWESTER

DIE EINSAME BRAUT

BÜCHER VON B.C. SCHILLER

MALLORCA-CRIME-THRILLER:

MÄDCHENSCHULD – ist der erste Band der neuen spannenden Mallorca-Crime-Reihe mit der Inspectora Ana Ortega und dem Europol-Ermittler Lars Brückner. Die Thriller sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

SCHÖNE TOTE – der zweite Band mit Ana Ortega und Lars Brückner.

FAMILIENBLUT – der dritte Band mit Ana Ortega und Lars Brück

TONY-BRAUN-THRILLER:

TOTES SOMMERMÄDCHEN – der erste Tony-Braun–Thriller –

»Wie alles begann«

TÖTEN IST GANZ EINFACH – der zweite Tony-Braun-Thriller

FREUNDE MÜSSEN TÖTEN – der dritte Tony-Braun-Thriller

ALLE MÜSSEN STERBEN – der vierte Tony-Braun-Thriller

DER STILLE DUFT DES TODES – der fünfte Tony-Braun-Thriller

RATTENKINDER – der sechste Tony-Braun-Thriller

RABENSCHWESTER – der siebte Tony-Braun-Thriller

STILLER BEOBACHTER – der achte Tony-Braun-Thriller

STRANDMÄDCHENTOD – der neunte Tony-Braun-Thriller

STILLES GRABESKIND – der zehnte Tony-Braun-Thriller

Alle Tony-Braun-Thriller waren monatelang Bestseller in den Charts. Die Thriller sind in sich abgeschlossen und können unabhängig voneinander gelesen werden.

Tauchen Sie ein in die B.C. Schiller Thriller-Welt.

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DUNKELSTEIG: BÖSE

Psychothriller

B.C. SCHILLER

KAPITELEINS

In einem alten Buch über alpenländische Mythen steht Folgendes über den Ort Dunkelsteig geschrieben:

Vermenge ebenda einen Humpen Met mit Hirschblut und anderen geheimen Ingredienzien und trinke ihn im Gedenken an den Gott der Wälder, so werden dir unermesslicher Reichtum und ein langes Leben beschert.

KAPITELZWEI

Mein Schicksal war an Dunkelsteig gekettet, dieser düstere Ort in den Salzburger Bergen ließ mich nicht mehr los.

Der Föhn hatte die letzten Wolken verblasen, und über mir wölbte sich ein blauer Himmel. Doch das Dorf lag im Schatten der schroffen Felsen, die ganz nahe gerückt schienen und den lichtlosen Ort wie unüberwindliche Gefängnismauern einkesselten.

Ich stand auf dem kleinen Friedhof und blickte hinab auf die Häuser, die sich geduckt um die barocke Kirche gruppierten, hinter der eine steile Felswand aufragte. Aus dieser Perspektive wirkte das Dorf noch bedrückender und unheimlicher als gewöhnlich. Dunkelsteig war der letzte Ort im Tal und das hohe Gebirge die Endstation. Es gab mehrere steile Pfade, die über zerklüftete Berghänge hinauf ans Licht führten, und auf einem davon gelangte man direkt zum sagenumwobenen Teufelsspalt.

Mit einem Seufzer drehte ich mich wieder zu den Gräbern, denn ich wollte die letzte Ruhestätte meiner besten Freundin Manuela besuchen. Ich hockte mich vor den verwitterten Grabstein, betrachtete ein verblichenes Foto, das eine junge Frau mit langen blonden Haaren zeigte. Dabei dachte ich an den leeren Sarg, den man in einer bizarren Zeremonie in der Erde versenkt hatte. Manuela war während unserer nächtlichen Maturafeier mit meinen Freunden Adrian und Johannes im Teufelsspalt verschwunden und ihre Leiche bisher nicht gefunden worden. Danach hatte ich mich für zwanzig Jahre nach Berlin geflüchtet und war erst vor einigen Monaten zum Begräbnis meines Vaters wieder zurückgekehrt. Nach wie vor waren die Umstände von Manuelas Verschwinden unklar und aufgrund einiger mysteriöser Vorkommnisse versuchte ich herauszufinden, was damals wirklich geschehen war. Bei meinen Nachforschungen hatte ich festgestellt, dass noch andere Einwohner von Dunkelsteig im Teufelsspalt verschwunden und nie gefunden worden waren. Doch darüber war nur sehr wenig an die Öffentlichkeit gelangt, und die Dunkelsteiger schwiegen beharrlich.

»Ich werde Klarheit in die ganze Angelegenheit bringen«, murmelte ich und strich mit der Fingerspitze zart über Manuelas Foto. »Das verspreche ich dir.«

Seufzend erhob ich mich, betrachtete die Kapelle neben dem Friedhof, die schroffen Berghänge, von denen sich der Föhn wie ein wildes Tier brüllend herabstürzte. Auf dem Weg zum Ausgang kam ich an dem frischen Grab meines Vaters vorbei. Noch immer gab es keinen Grabstein, nur ein gusseisernes Kreuz war in die Erde gerammt worden, und die blauen Veilchen, die ich gepflanzt hatte, wucherten ungezügelt über die Ränder. Beim Anblick dieser blauen Pracht musste ich unwillkürlich lächeln, denn mein Vater hatte diese Blumen gehasst, erinnerten sie ihn doch immer an sein vergeudetes Leben. »Dunkelsteig ist die Endstation für mich«, hatte er oft zu mir und meiner Mutter gesagt.

Während ich an meinen Vater dachte, begann plötzlich alles vor meinen Augen zu verschwimmen. Diese Sehstörungen hatte ich öfter, doch die Ärzte konnten nichts feststellen und meinten, es sei ein psychosomatisches Problem, sobald ich unter Stress stand. Das nervöse Flackern der Augen hing mit einem blonden Mädchen zusammen, das mir manchmal erschien und von dem ich nie wusste, ob es real oder nur Einbildung war. Insgeheim wünschte ich mir, dass es sich bei der Erscheinung um Manuelas Seele handelte. In meinem zitternden Blickfeld tauchte gerade jetzt wieder dieses Mädchen in seinem weißen Kleid auf. Es lehnte sich an einen Grabstein und winkte mir mit trauriger Miene zu.

»Was möchtest du mir zeigen?«, fragte ich, schloss die Augen, öffnete sie wieder, doch die flackernde Vision war immer noch gegenwärtig.

Neugierig schlängelte ich mich zwischen den Denkmälern hindurch auf das Mädchen zu, und als ich nahe genug war, sah ich, dass eine einzelne Träne wie eine glitzernde Perle die Wange hinablief.

Als ich vor einem fremden Grabstein stand, wurde mein Blick wieder klar und ich konnte die Inschrift lesen: Kathrin Langegger. Darunter standen ein Geburts- und ein Sterbedatum. Sie war vor zwanzig Jahren als Fünfzehnjährige nur wenige Wochen vor Manuelas Verschwinden verstorben. Das Grabdenkmal war aus schwarzem Marmor und ich entdeckte in der rechten unteren Ecke die Inschrift ›Gespendet vom Jagdverein Dunkelsteig‹. Daneben befand sich ein in den Marmor gemeißelter Hirschkopf.

›Doch weshalb hat mich meine Vision zu diesem bestimmten Grab geführt? Wie war Kathrin ums Leben gekommen?‹ Ich erinnerte mich wieder, dass in einer Kiste in der Kapelle die Kondolenzbücher archiviert waren, in denen Freunde und Angehörige an den wiederkehrenden Todestagen ihre Empfindungen niederschreiben konnten. Eilig betrat ich das Gotteshaus, in dem es nur ein paar Sitzreihen und einen schlichten Altar gab. Im Inneren war es eisig kalt und ich schlang die Arme um meinen Oberkörper, um mich ein wenig aufzuwärmen. Suchend blickte ich umher und bemerkte ein naiv gemaltes Kreuzigungsbild an der Wand, das mir früher nie aufgefallen war. Der Künstler hatte die Szene vom Heiligen Land in die Salzburger Berge verlegt, mit einem Hochwald und zwei röhrenden Hirschen, die mich ernst aus ihren dunklen Augen anschauten. Aus irgendeinem Grund beunruhigte mich das Gemälde. Langsam schritt ich darauf zu, hatte das Gefühl, als würden mir die Hirsche mit ihren Blicken folgen. Jäh wurde die Stille in der Kapelle von einem lauten Knall durchbrochen, ein Fensterflügel schlug klappernd auf und der stürmische Föhnwind fegte herein. Das Bild schwankte im Luftzug, auch die Hirsche schienen sich zu bewegen, und ich vermeinte ein furchteinflößendes Röhren zu hören.

Hastig schloss ich das Spitzbogenfenster und sofort kehrte wieder Ruhe ein, doch das ungute Gefühl wollte nicht weichen. Nach kurzer Suche entdeckte ich die Truhe mit den Kondolenzbüchern neben dem Altar. Ich öffnete den Deckel und fand mehrere Dutzend in schwarzes Leinen gebundene Bücher. Konzentriert durchforstete ich die Kiste, bis ich endlich die richtige Kladde fand. Ich blätterte die Seiten durch, entdeckte nach einer Weile schließlich einen Eintrag über Kathrin Langegger, der mich stutzig machte:

›Unsere geliebte Kathrin starb bei einem Unfall am Teufelsspalt. Ihr unglücklicher Körper wurde nie gefunden, doch ihre Seele ist bei Gott.‹

Nachdenklich klappte ich das Buch wieder zu. Das blonde Mädchen aus meiner Vision hatte mich zu Kathrin geführt. Die Botschaft war eindeutig. Jetzt gab es kein Zurück mehr, ich musste so lange in Dunkelsteig bleiben, bis ich das Geheimnis der im Teufelsspalt verschwundenen Menschen gelöst hatte.

KAPITELDREI

Damals – Kathrin

Die Sonnensteighütte befand sich auf einer Alm weit oberhalb von Dunkelsteig. Das aus rohen Baumstämmen gezimmerte Häuschen war ein beliebtes Fotomotiv für Wanderer, denn es besaß rot-weiß-rote Fensterläden und auf dem First prangte ein Hirschgeweih. Die Hütte verfügte auch über eine Aussichtsterrasse mit hölzernen Tischen und Bänken, von der man einen Panoramablick bis weit ins Salzburger Land hinein hatte. Im Moment war es bereits dunkel und man konnte nur weit unten in der Finsternis die Straßenlampen von Dunkelsteig wie Irrlichter in einem trügerischen Moor erkennen.

Eine dünne Leuchtspur schlängelte sich den steilen Weg nach oben. Sie stammte von einer Taschenlampe, die Kathrin Langegger in der Hand hielt. Völlig außer Atem und mit glühenden Wangen stieg sie den steilen Pfad zur Hütte hinauf. Sie trug einen Minirock, ein lockeres T-Shirt und hatte sich gegen die Kühle einen bunten Schal um den Hals gewickelt.

Ein wenig plagte Kathrin das schlechte Gewissen, doch je näher sie der Sonnensteighütte kam, desto weniger machte sie sich Gedanken. Für Kathrin war es das erste Mal gewesen, dass sie ihre Mutter belogen hatte, um sich mit einem Mann zu treffen. Es war mit ihren fünfzehn Jahren auch das erste Mal, dass sie sich verliebt hatte.

Voller Vorfreude eilte Kathrin über die Alm, und als die Umrisse der Hütte aus dem Dunkel auftauchten, begann ihr Herz heftig zu schlagen. Niemals hätte sie gedacht, dass dieser junge Mann sich für jemanden wie sie interessieren könnte. Ihre Eltern gehörten zu den mittelloseren Bewohnern, die am Rand des Dorfs lebten und sich lange mit diversen Saison- oder Gelegenheitsarbeiten über Wasser gehalten hatten. Erst als ihre Mutter einen fixen Posten im Gemeindeamt erhielt, kehrte ein wenig Ruhe und finanzielle Sicherheit in die Familie ein. Trotzdem fühlte sich Kathrin noch immer wie eine Außenseiterin im Dorf.

Immer wieder ging ihr die Szene durch den Kopf, die sie am Vormittag erlebt hatte. Ihre Schulkameradinnen platzten fast vor Neid, als er sie in der Pause auf dem Schulhof ansprach. Noch jetzt sah Kathrin jedes Detail deutlich vor sich. Mit den anderen Lehrern und Schülern kam er aus dem Gebäude und ging schnurstracks auf sie zu.

»Hübsches Kleid hast du heute an, Kathrin«, machte er ihr ein Kompliment.

»Du kennst meinen Namen?«, fragte sie erstaunt.

»Aber natürlich. Bei schönen Mädchen merke ich mir immer, wie sie heißen.«

»Ach, hör bloß auf. Ich bin doch nicht schön«, antwortete sie und schlug die Augen nieder. ›Er macht mir ein Kompliment, obwohl er sonst immer mit der coolen Manuela abhängt‹, dachte sie voller Stolz. Als er einen Scherz über einen der Lehrer zum Besten gab, lachte Kathrin ein wenig zu laut, und ihre Klassenkameradinnen drehten die Köpfe in ihre Richtung. Aber das war ihr egal. Sollten die anderen ruhig sehen, mit wem sie plauderte. Als die Schulglocke klingelte und sie langsam wieder zurück ins Gebäude schlenderten, stellte er ihr eine letzte Frage.

»Kennst du die Sonnensteighütte?«

»Ja, sicher, da war ich schon oft mit meiner Schwester.«

»Dort treffen wir uns heute Abend. Hast du Zeit? Ich möchte ein paar Fotos von dir schießen. Du bist so hübsch und könntest als Model Geld verdienen.«

»Sehr gern«, erwiderte Kathrin sofort, obwohl sie eigentlich den Tanzkurs besuchen wollte. Aber die Aussicht, sich von ihm fotografieren zu lassen, war einfach unwiderstehlich.

»Gut, dann bis später.«

An dieses Gespräch musste Kathrin denken, als sie mit klopfendem Herzen die Sonnensteighütte erreichte.

»Da bist du ja, mein blonder Engel.« Der junge Mann trat unvermittelt aus dem Schatten der Hütte und Kathrin zuckte erschrocken zusammen. Doch schnell fasste sie sich und gab eine schlagfertige Erwiderung.

»Wenn ich der Engel bin, bist du dann der Teufel?«

»Du bist nicht nur hübsch, sondern auch intelligent«, antwortete der Mann und Kathrin errötete sanft. Noch nie hatte ihr jemand so viele Komplimente gemacht. Weder ihre Eltern noch ihre Schulkameradinnen, für die sie immer das traurige Mädchen vom Dorfrand blieb.

»Möchtest du etwas trinken?«, fragte er höflich, als sie in die Hütte gingen.

»Ja, gern.« Hastig griff Kathrin nach dem Glas Wein. Der Alkohol würde sie lockerer machen und ihre Nervosität dämpfen, denn sie wollte sich cool und aufgeschlossen geben.

»Was soll ich tun?«, fragte Kathrin lachend und warf sich in verwegene Posen.

»Entschuldige«, meinte er, als plötzlich sein Handy klingelte. Er drehte sich zur Seite, sprach leise und steckte das Gerät dann wieder in seine Tasche. Mit einem Mal war seine Leichtigkeit verflogen und er wurde ernst. Er schritt auf Kathrin zu, fasste sie an den Schultern und blickte ihr tief in die Augen. Kathrins Puls raste und sie schloss die Augen, denn gleich würde er sie küssen. Doch er stellte ihr bloß eine eigenartige Frage: »Schwörst du zu Gott, dass dich noch nie ein Mann berührt hat?«

»Natürlich nicht. Ich schwöre!«, antwortete Kathrin etwas verwirrt. ›Was soll bloß dieser abrupte Stimmungswechsel?‹, dachte sie. Doch als sie sein Lächeln sah, verflogen ihre Bedenken.

»Das ist gut.« Er nickte zufrieden und goss ihr noch etwas Wein ein.

Hastig trank Kathrin das Glas leer, fühlte sich ein wenig angetrunken und das Posieren fiel ihr zunehmend leichter.

»Warum hast du wissen wollen, ob ich noch Jungfrau bin?«, fragte sie keck und musste sich ein Kichern verkneifen. ›Mit ihm kann ich mir vorstellen, meine Jungfräulichkeit zu verlieren.‹

»Du wirkst so rein und unberührt. Ich habe dich auf dem Schulhof angesprochen, weil deine Aura leuchtet und die anderen Mädchen überstrahlt. Wenn du auserwählt wirst, dann darfst du dich geehrt fühlen.«

»Was muss ich machen, dass du mich erwählst?« Kathrin spürte, dass er es ernst meinte mit seinen fremdartigen Worten, und wollte ihn auf gar keinen Fall enttäuschen.

KAPITELVIER

Mein Elternhaus lag am Ortsrand von Dunkelsteig und war eines der hässlichsten Häuser des Dorfs. Wie die meisten anderen Gebäude hatte es ein gemauertes Erdgeschoss und einen hölzernen ersten Stock mit Balkon. Da meine Eltern das Haus jedoch nie renoviert hatten, bröckelte der Putz von den Wänden, und das Holz war mit der Zeit grau und verwittert geworden. Das galt auch für die Garage, die mein Vater selbst geplant hatte. Da er jedoch über keinerlei handwerkliches Geschick verfügte, wurde der Anbau zu einem unproportionierten Gebilde und blieb unvollendet. Bizarr ragten Ziegel und Holzplanken in den Himmel und verunstalteten das Haus noch mehr.

Ich hastete den steinigen Weg zum Hauseingang hoch und war noch immer in Gedanken bei dem verunglückten Mädchen, als ich vor einem Baumstumpf stehen blieb. Wie immer strich ich mit der Hand über das vermoderte Holz. Früher stand hier eine Silbertanne, die mein Großvater bei meiner Geburt gepflanzt hatte, und ich erinnerte mich daran, wie ich das erste Mal meine Hand an den Stamm gelegt hatte.

Wie so oft kam ich müde und hungrig zu Fuß von der Volksschule nach Hause und fand die Haustür verschlossen. »Mutter? Mach auf, ich habe Hunger!«, rief ich und rüttelte an der Klinke. Ich sah ihr Gesicht hinter dem Küchenfenster, winkte ihr zu, doch Mutter schüttelte nur den Kopf. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und mein Vater stand vor mir. Seine Miene war finster und er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. »Wir sind kein Restaurant«, sagte er in seinem Wiener Tonfall. »Und du würdigst das Essen nicht, das deine Mutter immer für dich zubereitet. Deshalb wirst du hier draußen warten, bis ich dir erlaube, das Haus zu betreten. Dann wirst du deine Mahlzeit ausreichend schätzen.« Nach diesen Worten schloss Vater die Tür und ließ mich einsam in der klirrenden Kälte zurück. Mein Schulranzen glitt langsam von meinen Schultern zu Boden, und ich kämpfte mühsam gegen die Tränen an. Ich schlich wie ein geprügelter Hund zu der Silbertanne und legte meine Hand an den Stamm, spürte mit einem Mal die Seele meines Großvaters, die mich durchströmte und mir Stärke gab. Von diesem Tag an suchte ich immer Schutz unter diesem Baum, schöpfte Kraft, und die Schikanen meines Vaters prallten an mir ab wie die Regentropfen an dem rauen Stamm der Tanne.

Ich öffnete die Eingangstür meines Elternhauses und betrat den Vorraum, zitterte vor Kälte, denn die Heizung konnte die Räume nur unzureichend erwärmen. Überhaupt wirkte das ganze Haus zurzeit alles andere als wohnlich. Hinter unzähligen Plastikplanen, die von der Decke herabhingen, türmte sich der Bauschutt und ich bereute bereits das Vorhaben, das Gebäude ein wenig umzugestalten. Da meine Mutter zu ihrem Lebensgefährten, dem Gemeindearzt Karl Gmeiner, übergesiedelt war, konnte ich mir hier mein eigenes Refugium schaffen, und mein Jugendfreund Adrian hatte mir seine Hilfe angeboten. Seit Tagen jedoch ließ er sich nicht mehr blicken und so lebte ich gezwungenermaßen auf einer Baustelle.

Ich schaute auf meine Armbanduhr und bemerkte, dass mir nicht mehr viel Zeit zum Umkleiden blieb. Liesl Köstlinger, die Mutter meiner Freundin Manuela, hatte auf der Hochebene beim Teufelsspalt ein Kunstwerk geschaffen, das heute eingeweiht werden sollte.

Deshalb hastete ich die Treppe nach oben in mein ehemaliges Kinderzimmer, das Mutter zu einem anonymen Fremdenzimmer umfunktioniert hatte, als ich vor über zwanzig Jahren ausgezogen war. Im Raum befanden sich ein Doppelbett mit karierter Bettwäsche, flankiert von zwei Nachtkästchen, und ein Schrank in nachgemachtem Bauerndesign. Nichts erinnerte mehr an die verwunschene Höhle, die ich mir mit Lavalampen und bunten Tüchern vor dem Fenster geschaffen hatte. Stundenlang saß ich damals mit Manuela auf den Matratzen am Boden und schmiedete Zukunftspläne. Das war mein Rückzugsort gewesen, um der düsteren Atmosphäre des Hauses zu entfliehen. Wenn ich damals an negativen Tagen die Haustür öffnete, schrien mir Kälte und Verzweiflung entgegen. Ich erblickte meine Mutter stumm am Küchentisch sitzen oder hörte meinen Vater hinter dem Haus wie besessen Holz hacken. Niemals berührten sich meine Eltern oder sprachen zärtlich miteinander. Bei uns herrschte Eiszeit.

Erst jetzt fiel mir das schwarze Dirndlkleid auf, das an einem Haken an der Wand hing. Meine Mutter Erika war gestern hier gewesen und hatte das Kleid aus einer Kiste auf dem Dachboden geholt. Stumm hatte sie das Dirndl auf das Bett gelegt, als wäre ich noch ein kleines Mädchen und könne nicht selbst entscheiden, was ich an diesem besonderen Tag tragen sollte.

»Ob ich mich mit dir heute noch genauso gut verstehen würde wie früher, Manu?«, murmelte ich, während ich ins Badezimmer ging und vor dem Spiegel mein braunes Haar glatt bürstete. Mit einem Mal fühlte ich mich in meine Jugend zurückversetzt, als ich mich wie so oft mit Manuela für die Disco aufhübschte. Plötzlich sah ich meine verschwundene Freundin hinter mir stehen: ›Du solltest dir Zöpfe flechten, Feli. Dann bist du das schönste Mädchen des Abends‹, flüsterte sie lächelnd, schüttelte ihre blonde Mähne und verschwand wieder.

»Du nimmst mich auf den Arm, Manu«, sagte ich laut zu meinem Spiegelbild. »Das schönste Mädchen warst immer nur du und ich stand in deinem Schatten.«

Manuela Köstlinger war meine beste Freundin gewesen und wir hatten unsere ganze Jugend gemeinsam in dem düsteren Ort verbracht.

---ENDE DER LESEPROBE---