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E-Book 18-23 E-Book

Diverse Autoren

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Beschreibung

Der Liebesroman mit Gänsehauteffekt begeistert alle, die ein Herz für Spannung, Spuk und Liebe haben. Mystik der Extraklasse – das ist das Markenzeichen der beliebten Romanreihe Irrlicht: Werwölfe, Geisterladies, Spukschlösser, Hexen und andere unfassbare Gestalten und Erscheinungen erzeugen wohlige Schaudergefühle. Keine Leseprobe vorhanden. E-Book 1: Wenn Flitterwochen tödlich enden E-Book 2: Tränen der Angst E-Book 3: Tod in Blackhole Forest E-Book 4: Teufelskult auf Manderley E-Book 5: Wenn das Glück dem Tod begegnet… E-Book 6: Das Haus auf dem Hügel

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Inhalt

Wenn Flitterwochen tödlich enden

Tränen der Angst

Tod in Blackhole Forest

Teufelskult auf Manderley

Wenn das Glück dem Tod begegnet…

Das Haus auf dem Hügel

Irrlicht – Jubiläumsbox 4 –

E-Book 18-23

Diverse Autoren

Wenn Flitterwochen tödlich enden

Ein uralter Fluch erschüttert Susi Holden…

Roman von Carol East

Susi Wagner war eine schlanke Blondine, die nicht so viel Wert auf ausgefallene Mode legte – und eigentlich viel zu jung war zum Heiraten, würde es nach ihrem Vater gehen. Gottlob ging es nicht nach ihrem Vater allein, sonst wäre sie jetzt nicht so überaus glücklich gewesen, in den starken Armen ihres Frischangetrauten.

Peter Holden, der eher südländisch wirkende Mann, der Susis Herz im Sturm erobert hatte, hielt sie ganz fest und drückte sie an sich, daß ein wohliger Schauer nach dem anderen ihren ganzen Körper durchrieselte. Dabei hätte sie es laut hinausschreien mögen, damit alle Welt es erfuhr, wie glücklich sie mit ihm war. Aber sicherlich hätten die anderen Passagiere auf dem Luxusliner »Queen Mary« wenig Verständnis für ihre Schreie aufgebracht, denn es war nachtschlafende Zeit, und außer Susi und Peter wollten anscheinend alle ihre Ruhe haben. Schließlich war es die erste Nacht hier an Bord und für viele mithin auch die erste Nacht auf hoher See, so weit draußen, wie das Traumschiff es nach einer Tagesfahrt überhaupt schaffen konnte.

Halt, fiel ihr auf einmal ein: Ich heiße ja gar nicht mehr Susi Wagner, sondern seit zwei Tagen Susi Holden! Sie kicherte unwillkürlich über diese Erkenntnis.

Es war dieses jungmädchenhafte Kichern, zu dem sie neigte und was sicherlich ihren Vater mit dazu bewog, sie als zu jung für die Ehe zu befinden. Aber wahrscheinlich hatte er sowieso nur Vorurteile gegenüber ihrem Peter. Schließlich war der »nur« ein mittelloser Student, der sich sein Studium mit Kellnern verdienen mußte, während Susi aus wohlbetuchtem Hause stammte, wie es der Volksmund so schön umschrieb. Für ihren Vater war Peter eher so eine Art Kuckucksei, das sich selber ins gemachte Nest legte. Das hatte er zwar niemals deutlich ausgesprochen, aber Susi benötigte keine klaren Worte, um zu erkennen, was wirklich in ihrem Vater vorging.

Es war ihr inzwischen ziemlich egal, denn so sehr ihr Vater gegen die Ehe mit Peter gewesen war, so wenig konnte er seiner einzigen Tochter einen Wunsch abschlagen. Kein Wunder, denn sie war für ihn das Wichtigste auf der Welt, seit Susis Mutter nicht mehr lebte – und das war schon so lange her, daß sie sich kaum noch an ihre Mutter erinnern konnte.

Ach was, redete sie sich ein, es ist tatsächlich egal. Das einzige Zugeständnis, das ich ihm machen mußte, das war der Ehevertrag.

Und Peter war sofort damit einverstanden gewesen, denn dieser Vertrag war für ihn der Beweis, daß er seine geliebte Susi nicht des Geldes, sondern der reinen Liebe wegen heiratete. Und tatsächlich: Vater wurde nach Unterzeichnung des Ehevertrages gleich versöhnlicher im Umgang mit Peter.

Nun, vielleicht spielt dabei ja auch eine gehörige Portion väterliche Eifersucht eine gewichtige Rolle?

Das fragte sich Susi nicht zum ersten Mal, während sie sich eng an ihren Peter schmiegte, der sie von hinten umarmt hielt, während sie dicht an der Reling standen, um die würzige Seeluft zu schnuppern und sich den kühlen Wind um die Ohren wehen zu lassen. Ein wenig fröstelte es Susi, was eigentlich verwunderlich war, denn so kühl war der Wind nun auch wieder nicht, und sie hatte sich sowieso einen breiten Schal um die nackten Schultern gelegt, damit ihr der Nachtwind nichts anhaben konnte.

Sie zitterte jetzt sogar.

Peter merkte es und fragte besorgt: »Ist es dir nicht doch zu kühl? Sollen wir lieber wieder unter Deck gehen?«

»Nein, nein, ich zitttere nicht vor Kälte, sondern vor Glück!« beteuerte Susi. Das war nur die halbe Wahrheit, denn ihr wurde zunehmend kälter. Dabei mußte sie erstaunt feststellen, daß diese Kälte keineswegs von außen kam, sondern irgendwie... von innen. Trotz des Glücks, das sie empfand und das es ihr eigentlich heiß wie Lava durch die Adern fließen lassen müßte? Sie konnte es sich nicht erklären und blinzelte verwirrt.

Da sah sie erst die Nebelbank. Vor dem Hintergrund des beinahe brettebenen Meeres ein mehr als seltsamer Anblick. Die Nebelbank war schräg hinter dem riesigen Schiff.

Susi schaute darauf, machte sich aber nicht wirklich Gedanken darüber: Was wußte sie denn schon über die Dinge, die hier draußen, auf hoher See, alle passieren konnten? Eine Nebelbank da hinten: Na und? Wahrscheinlich war das völlig normal. Unnormal erschien ihr lediglich, daß sie ihr nicht vorher aufgefallen war, denn das Schiff mußte sie vor Minuten passiert haben und zwar ziemlich unmittelbar. Sie hätten beide direkt daraufschauen müssen. Dies war jedoch nicht geschehen, als sei die Nebelbank soeben erst wie aus dem Nichts aufgetaucht.

Sie lenkte ihren Blick davon ab und richtete ihn auf die Kuppel aus unzähligen glitzernden Sternen über ihren Häuptern. Welch ein prächtiger Anblick! So einen klaren Sternenhimmel hatte sie noch niemals zuvor gesehen. Aber sie war ja auch noch nie zuvor nachts auf hoher See gewesen.

»Am liebsten würde ich mit dir nach vorn gehen, nach ganz vorn, wo der Bug ist«, bekannte sie mit einem Zittern in der Stimme. »So wie in diesem berühmten Film, du erinnerst dich?«

»Äh, ja«, meinte Peter ein wenig verlegen, »ich habe zwar den Film nicht gesehen, aber ich weiß es vom Hörensagen. Die beiden Hauptdarsteller, ja, die haben so getan, als würden sie fliegen oder so, nicht wahr?«

»Die Liebe breitet ihre Flügel aus und läßt uns über das Meer fliegen, über diese Weite, diese Unendlichkeit – so unendlich wie unsere Liebe!« schwärmte Susi.

Und dann schaute sie wieder auf die Nebelbank. Seltsam, war die größer geworden?

Sie schätzte es unwillkürlich ab, sofern man überhaupt auf hoher See etwas mit den Augen abschätzen konnte.

Nein, die Nebelbank war nicht wirklich größer geworden, sondern... sie kam näher! Sie holte mehr und mehr auf. Langsam zwar, aber dennoch deutlich.

Das ist doch überhaupt nicht möglich! dachte Susi unwillkürlich. Zwar hatte sie eben überhaupt keine Ahnung von der Seefahrt, aber sie hatte noch niemals davon gehört, daß eine Nebelbank quasi aus dem Nichts sich bildete und dann auch noch ein Schiff einholte, das sich in voller Fahrt befand. Was ging da eigentlich vor sich? Und sie schien bisher die einzige zu sein, die es überhaupt bemerkte.

Sie verdrehte den Kopf, um hinauf auf die Brücke zu schauen. Dort wußte sie den Steuermann, doch der hatte anscheinend kein Auge für das Phänomen, sondern hielt stur seinen Kurs.

Vielleicht, weil es halt eben überhaupt kein Phänomen war, sondern hier draußen völlig normal und alltäglich?

»Was ist los?« fragte Peter prompt. »Hat dir meine Antwort nicht gefallen oder was?«

»Nein, das ist es nicht, Peter. Ach, ich bin so glücklich...«

»Aber?«

»Nichts aber, Peter, Liebling: Es ist nur die Nebelbank. Nebel scheint ja ganz normal zu sein hier draußen.«

»Aber wir haben eine völlig sternenklare Nacht. Kein Dunst trübt die Sicht. Ich habe zwar auch keine Ahnung von der christlichen Seefahrt, genauso wie du, aber ich glaube, das ist ziemlich einmalig, daß wirklich nichts die Sicht trübt.«

»Ja, außer halt dieser komischen Nebelbank dort drüben. Ich glaube sogar, wenn mich nicht alles täuscht, die kommt näher. Sie bleibt nicht zurück, sondern holt allmählich auf.«

»Welche Nebelbank?« fragte er verständnislos.

»Na, die dort drüben halt!« Sie deutete mit ausgestrecktem Arm.

»Ach, du machst nur einen Ulk mit mir.« Peter lachte herzhaft.

»Ganz und gar nicht, Liebster. Da ist doch die Nebelbank. Ziemlich groß, jetzt, wo sie nähergekommen ist. Kleiner als unser Schiff, viel kleiner, aber immerhin...«

»Moment mal, Susi, du siehst da tatsächlich eine... Nebelbank? Aber da ist... gar nichts! Die Sicht ist völlig frei. Kein Nebel, nichts.«

»Also, jetzt verulkst du mich aber!« warf sie ihm vor.

»Da drüben, wo du hingezeigt hast«, jetzt zeigte er selbst in die ungefähre Richtung, in der er die Nebelbank vermutete, von der Susi sprach, »da sehe ich nichts. Aber wenn du dort eine Nebelbank siehst...«

»Was dann?« rief sie alarmiert.

»Vielleicht was mit den Augen? So eine Art blinder Fleck oder wie man das nennt? Wir sollten schleunigst zum Schiffsarzt und...«

»Ach was, werde nicht albern, Peter. Ich sehe da eine Nebelbank, und wenn ich den Kopf wende, bleibt der Nebel nicht in meinen Augen. Er ist nur dort über dem Meer – und jetzt wird er sogar noch schneller. Er wird uns gleich erreicht haben.«

Kaum hatte sie es ausgesprochen, als die Kälte in ihr schlagartig stärker – und damit unangenehmer – wurde. Sie fröstelte und schmiegte sich enger an ihren Peter, sofern das überhaupt noch möglich war.

Und sie begriff: Diese Kälte stand unmittelbar in Zusammenhang mit der Nebelbank – und konnte nur von ihr empfunden werden, genauso wie nur sie offenbar diese Nebelbank sah.

Wie war das überhaupt möglich? Was ging mit ihr vor? Wurde sie verrückt oder was?

*

Bevor Susi noch weiter an ihrem eigenen geistigen Zustand zweifeln konnte, versank förmlich die Welt um sie herum. Als würde sie sich nur noch zum Teil in dem befinden, was man Wirklichkeit nennt. Der größere Teil von ihr jedoch war zwar immer noch auf dem Schiff, fühlte immer noch die Nähe von Peter, doch in dieser irgendwie anderen Sphäre war die Nebelbank etwas völlig Normales.

Sie hörte, daß Peter noch etwas zu ihr sagte, doch die Worte klangen fremdartig, und alles war sowieso viel zu weit weg, auch wenn es sich gleichzeitig ganz nah anfühlte. Ein Widerspruch in sich, aber einer, über den sich Susi überhaupt nicht wunderte. Sie hatte jetzt nur noch Augen für die herannahende Nebelbank, die immer weiter aufholte, bis sie sich genau neben dem Schiff befand. Dort verharrte sie, jetzt nur noch wenige Meter entfernt.

Susi starrte darauf und fragte sich, was der Nebel eigentlich verbarg.

Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, da lichtete er sich an der Seite ein wenig. Als hätte etwas Unsichtbares ihre Gedanken belauscht und wollte darauf reagieren.

Da war etwas zu erkennen. Noch diffus zwar, aber Susi strengte sich an, weil sie wissen wollte, was es war.

Die Nebel lichteten sich stärker. Als würde sich eine Art Fenster in der Nebelbank öffnen. Und durch dieses Fenster... sah Susi die Reling eines uralten Segelschiffes. Ein verhältnismäßig großes Schiff seiner Art, wenn sie das richtig beurteilen konnte. Unterhalb der Reling begann die Öffnung für ein Kanonenrohr. Susi sah nur den Rand, mehr nicht.

Das Fenster blieb nicht starr, sondern setzte sich in Bewegung. An seinen Rändern wallte der Nebel so stark, als würde er regelrecht gequirlt. Doch seltsam, jenseits des Fensters schien sich gar kein Nebel zu befinden. Er war wie ein Wall, der dieses Segelschiff komplett umschloß und insgesamt als Nebelbank nicht viel größer war als das Schiff selbst.

An der Reling stand jemand. Ein Mann, wahrhaft abenteuerlich gekleidet.

Susis Augen verengten sich zu einem schmalen Spalt. Sie als Kinofan erinnerte sich an jenen Piratenfilm, der vor Jahren Furore gemacht hatte und dem auch noch ein zweiter Teil gefolgt war. Gab es nicht inzwischen sogar einen dritten Teil? Wie immer, wenn ein Kinofilm besonders erfolgreich wurde. Und dieser Mann da auf dem Segler, der sah fast genauso aus wie damals der Hauptdarsteller! Als würde es sich um einen Szenenausschnitt aus dem Film handeln.

Doch das war hier kein Film, sondern das war die Wirklichkeit. Eine andersartige Wirklichkeit zwar, nicht vergleichbar mit dem, was Susi ein Leben lang als solches erfahren hatte, aber es fühlte sich absolut real an. Und das war es sicherlich auch. Genauso real wie dieser Pirat auf einem jahrhundertealten Segelschiff, der jetzt seinen Blick... auf sie richtete.

Er betrachtete sie interessiert. Nein, Susi täuschte sich nicht. Dabei schien eine eiskalte Hand nach ihrer Kehle zu greifen. Sie spürte die Arme von Peter, der sie ganz fest hielt, als wollte er sie vor dem Piraten beschützen, obwohl Peter ihn doch gar nicht sehen konnte. Und sie spürte gleichzeitig den Blick des Piraten auf sich ruhen.

Im nächsten Augenblick verzog sich der Mund in diesem bärtigen Gesicht zu einem Lächeln.

Susis Herz vergaß für einen Moment zu schlagen. Sie vergaß auch, zu atmen. Der Augenblick schien sich zu einer Ewigkeit dehnen zu wollen. Das Lächeln und dieser Blick des Piraten... Es ging ihr gewissermaßen durch und durch, ließ sie erschauern.

Schlagartig schloß sich das Fenster in der Nebelbank.

Susi erinnerte sich wieder daran, daß sie atmen mußte. Sie tat einen besonders tiefen Atemzug und ließ dann die Luft zischend entweichen.

Die Nebelbank setzte sich wieder in Bewegung. Die ganze Zeit über, während sich jenes Fenster geöffnet hatte, war die Nebelbank parallel zum Luxusliner geblieben, auf dem sich Susi mit ihrem frischangetrauten Ehemann befand. Jetzt wurde sie wieder schneller und entfernte sich gleichzeitig von dem Liner.

Susi stierte darauf, bis ihr die Augen tränten und der Anblick verschwamm.

Sie blinzelte kräftig, doch der Anblick blieb. Die Nebelbank gewann an Geschwindigkeit und floh regelrecht vor dem Traumschiff.

»Susi?« fragte Peter, scheinbar äußerst beunruhigt.

»Ja?« Es war nicht viel mehr als nur ein Krächzen.

»Was – was war los mit dir? Du – du warst ja regelrecht... weggetreten. Ich mußte dich festhalten, sonst wärst du glatt zu Boden gestürzt.«

»Ach, es war... gar nichts.« Das war gelogen. Wieso tat sie das? Aber dann beruhigte sie sich selber: Was sollte sie riskieren, endlose Erklärungen abzugeben, wobei Peter nur noch mehr in seiner Meinung bestärkt wurde, sie hätte den Verstand verloren? »Es ist wirklich nichts!« bekräftigte sie deshalb noch. »Irgendwie tut mir die Schifffahrt doch nicht ganz so gut wie ich gedacht habe.«

»Eine Art Seekrankheit?«

»Ja, eine Art!« bestätigte Susi wider besseres Wissen. »Doch keine Bange, mir ist nicht übel dabei. Mir war nur auf einmal furchtbar schwindelig. Gut, daß du mich festgehalten hast.«

»Und ich habe dich was gefragt«, erinnerte Peter.

»Gefragt? Ja, ich habe deine Stimme gehört, aber mir war so schwindelig dabei, daß ich gar nicht richtig begriffen habe, was du wissen willst.«

»Nur, ob du immer noch diesen Nebel siehst, das habe ich gefragt.«

»Nebel? Ach, den meinst du. Irgendwie hat es damit begonnen. Erst wurde es mir irgendwie neblig vor Augen und dann schwindelig... Uff, bin froh, daß es vorbei ist.«

»Hattest...?« Er brach ab. Dann hub er erneut an: »Hattest du das schon öfter?«

Sie lachte, obwohl ihr ganz und gar nicht zu lachen zumute war: »Du meinst, weil wir uns erst ein Vierteljahr kennen, könnte ich da noch das eine oder andere dunkle Geheimnis haben? Zum Beispiel eine Krankheit, von der du noch nichts weißt? Da kann ich dich beruhigen: Ich hatte das vorher noch nie. Ich bin ja auch das erste Mal auf hoher See.«

Ausnahmsweise waren diese beiden Aussagen nicht gelogen: Sie hatte so ein Erlebnis in der Tat noch niemals zuvor. Sie war aber auch noch niemals zuvor auf hoher See gewesen.

Wie hätte ich einem Seepiraten von früher auch an Land begegnen können? fragte sie sich unwillkürlich. Dabei fiel ihr gar nicht auf, wie seltsam diese Frage eigentlich klang – realistisch betrachtet.

*

»Komm, laß uns jetzt doch unter Deck gehen«, bat Susi ihren Liebsten. »Ich muß zugeben, daß ich es mir hier oben wärmer vorgestellt habe. Wenn man bedenkt, wie heiß es heute mittag noch war...«

»Ja, sicher«, pflichtete Peter ihr bei, »willst du mein Hemd?«

Sie mußte lachen. Es klang ehrlich: »Nein, wir müssen ja nicht gleich übertreiben. Oder macht es dir Spaß, statt meiner zu frieren?«

»Ach, mir ist überhaupt nicht kühl. Ich habe gehört, Frauen frieren eher als Männer.«

»Na, das wüßte ich aber!« tadelte ihn Susi gutmütig. »Obwohl, diesmal trifft es anscheinend tatsächlich zu. Mir ist jedenfalls recht kühl, und ich freue mich auf unsere Kabine, wo vielleicht noch ein letzter Rest der Tageshitze übrig ist.«

»Ich fürchte, da ist es eher so schwül, daß es kaum auszuhalten sein wird«, gab Peter zu bedenken.

»Dann machen wir eben die Klimaanlage an«, meinte Susi leichthin.

Im nächsten Moment hätte sie sich beinahe auf die Zunge gebissen: Da war ihr wieder etwas entschlüpft, worauf Peter in letzter Zeit seltsam reagierte. Sie hatte ihn auch regelrecht überreden müssen zu dieser Seefahrt. Erst hatte sich Vater gesperrt. Nach dem Ehevertrag hatte er sich erweichen lassen. Dann hatte sie damit Peter eine Überraschung bereiten wollen. Die Überraschung war ihr zwar gelungen, aber ganz anders als erhofft: Er hatte sauer reagiert und sich mühsam beherrschen müssen, um nicht regelrecht auszurasten. Das hatte sie ihm deutlich angesehen. Aber später war er dann doch versöhnlicher geworden. Sie hatte ihn natürlich gefragt, was er denn dagegen hätte. Peters Argument war so unverständlich für sie gewesen wie seine ganze Reaktion überhaupt: »Weil ich es mir nie und nimmer selber leisten könnte!«

Was sollte das denn? Sie liebten sich. Er liebte nicht ihr Geld, das hatte sie längst begriffen. Überhaupt hatten sie sich kennengelernt, ohne daß er hatte wissen können, daß sie von daheim so etwas wie reich war. Schließlich war sie kein Modepüppchen, das viel Geld in die Kleidung steckte. Nein, wenn man sah, wie sie am liebsten herumlief, vermutete man alles andere als genügend Geld. Eher das Gegenteil. Und dann war Peter da in ihrem Stamm-Café aufgetaucht. Als der neue Kellner, der sein Studium finanzieren wollte. Seit einiger Zeit verkehrte Susi hier mit ihrer Clique. Alles andere als versnobte junge Frauen aus betuchtem Zuhause. Obwohl keine von ihnen jemals hätte über Geldnot klagen müssen. Aber sie legten halt keinen Wert darauf, es aller Welt auch zu zeigen. Und vor allem redeten sie nicht darüber. Also, woher sollte Peter dann wissen, aus welchem Zuhause sie stammte?

Sie hatten sich auf Anhieb ineinander verliebt. Es war das gewesen, was man Liebe auf den ersten Blick nannte. Sie waren ins Gespräch gekommen, woran Susi natürlich nicht ganz unschuldig gewesen war, und er hatte ihr von sich erzählt, von seinem Studium, daß er noch nicht lange in der Stadt war. Überhaupt sei er nur hergekommen, um zu studieren.

Sie hatte ihm vorläufig eher wenig von sich erzählt, weil sie schon geahnt hatte, daß es ihn unnötig verschrecken würde. Bis sie sich dann so nahe gekommen waren, daß sie nicht mehr länger damit hinter dem Berg halten konnte, was ihre Herkunft betraf.

Er hatte wie schon befürchtet regelrecht erschrocken reagiert und sich sogar von ihr abgewendet. Nicht lange zwar, aber sie hatte ihm angesehen, daß er sich alle Mühe gegeben hatte, von ihr schleunigst wieder loszukommen. Doch es war zu spät gewesen. Für sie beide. Ihre Zuneigung zueinander hatte eine Tiefe erreicht, die eine Trennung nicht mehr möglich machte.

Gottlob! dachte Susi jetzt, da sie auf dem Weg zu ihrer Kabine waren. Einerseits liebte sie den Komfort, der sie dort erwartete, andererseits störte sie das, weil sie wußte, daß es Peter störte.

Die Welt ist wahrlich verrückt, überlegte sie: In der Regel haben Pärchen Konflikte miteinander, weil zu wenig Geld da ist. Bei uns ist es quasi umgekehrt. Geht es denn niemals ohne irgendwelche Probleme?

Aber es waren ihre einzigen Schwierigkeiten. Falls man sie überhaupt so nennen mochte. Peter würde sich daran gewöhnen. Es war wahrscheinlich sein männlicher Stolz, der ihm so sehr im Weg stand. Susi hatte ihn bis jetzt jedesmal damit beruhigen können, daß sie ihm sagte: »Paß auf, wenn du mal fertig bist mit dem Studium, wird es dir finanziell auch prächtig gehen. Dann wird dich dies alles gar nicht mehr stören.« Ja, das hatte seine Wirkung nicht verfehlt. Bis jetzt jedenfalls nicht. Mußte sie sich bald etwas Neues einfallen lassen, um seinen verletzten Stolz zu retten?

Ach, wenn Vater ihn nur so kennen würde wie ich: Er würde niemals wieder dieses Mißtrauen zeigen, von dem er einfach nicht mehr völlig loskommt, trotz des Vertrages!

Sie seufzte unwillkürlich bei dem Gedanken daran.

»Ist noch was?« fragte Peter sofort alarmiert.

»Nein, ich freue mich einfach auf die behagliche Wärme in unserer Kabine.«

»Kabine ist gut: Ich würde es eher eine Luxussuite nennen. Sag mal, Susi – und sei mir bitte nicht böse, wenn ich das frage: Ging es nicht eine Nummer kleiner?«

»Nein, ging es nicht!« antwortete sie ungewohnt heftig – heftiger jedenfalls als beabsichtigt. Sie wollte es sofort wiedergutmachen und lachte ihn an, während sie Hand in Hand nebeneinander herschritten. »Vater wollte es so. Du weißt ja, wie er ist. Und er wollte dich mit Sicherheit damit nicht beschämen, wirklich nicht. Er wollte einfach nur, daß es seiner Tochter gut geht.«

»Tut mir leid!« Er verzog das Gesicht. »Ich bin schon manchmal recht schlimm mit meinem dummen Stolz, nicht wahr?«

»Ja, das bist du!« bekannte Susi frech, reckte sich und küßte ihn auf die Nasenspitze. »Wundert es dich, wenn ich dir sage, daß ich dich trotzdem liebe?«

»Eigentlich schon!«

Sie lachten jetzt beide und gingen beschwingter weiter.

Susi war froh, daß sich Peter diesmal so schnell wieder beruhigt hatte. Er war schließlich nicht dumm. Also würde er diesen dummen Stolz, wie er es selbst nannte, auch irgendwann überwinden können.

»Es macht mir übrigens nichts aus, wenn dein Vater mich so ablehnt«, sagte Peter auf einmal.

Sie blieb unwillkürlich stehen und schaute ihn forschend an: Was war das denn jetzt schon wieder?

Er lächelte. Nicht so wie sonst, wenn er sich Mühe gab, irgendwelchen Ärger nicht zu offensichtlich werden zu lassen, der ihn beseelte.

Er fuhr mit lächelnder Miene fort: »Ich wäre an seiner Stelle genauso, glaube mir. Da kommt so ein hergelaufener Student, ein Habenichts, wie er im Buche steht, und nimmt ihm das Liebste, nämlich seine Tochter. Nein, ich weiß, er hat dir diese Reise hier nicht geschenkt, um mich zu beschämen. Dessen bedurfte es sowieso nicht mehr. Ich bin bereits beschämt, weil ich mich erdreistet habe, seine Tochter zu lieben. Aber was soll ich machen: Sie ist nicht nur für ihn das Liebste auf der Welt, sondern inzwischen auch für mich. Und ich kann nicht mehr leben ohne sie – und ich will es auch nicht mehr. Hörst du, meine Teuerste: Ich kann nicht ohne dich existieren und werde alles tun, um dich zu kriegen, koste es, was es wolle!«

Noch während er gesprochen hatte, war seine Stimme anders geworden. Als würde ein Fremder durch seinen Mund sprechen.

Susis Augen weiteten sich entsetzt. War das überhaupt noch ihr Peter? Um alles in der Welt: Was war auf einmal los mit ihm?

Es war sein Lächeln – und andererseits wiederum nicht. Es war seine Stimme – und andererseits wiederum nicht.

Er hatte ein glattrasiertes Gesicht, doch schimmerte da nicht so etwas wie ein Bart, gleichsam wie ein Schemen, das darüber erschienen war?

Im nächsten Augenblick war alles wieder normal.

Peter blinzelte verwirrt.

»Gott, jetzt hat es mich anscheinend auch erwischt. Mir wurde plötzlich schwindelig wie dir oben an der Reling.« Er betrachtete sie mit seltsamen Augen. »Aber jetzt ist es wieder in Ordnung. Wieso schaust du mich denn eigentlich so erschrocken an, Liebes? War es wirklich so schlimm? War ich irgendwie... weggetreten oder was?«

Sie nickte heftig. »Weggetreten? Ja, so kann man es nennen...«

»So wie du oben? Tatsächlich. Hat es mit der See zu tun? Ich hatte das noch nie zuvor in meinem Leben. Das darfst mir glauben. Ich bin kerngesund...«

Natürlich bist du das, denn ich hätte dich niemals heiraten dürfen ohne gründliche ärztliche Untersuchungen, die Vater für dich angeordnet hat! dachte Susi ketzerisch. Dabei kam ihr zum ersten Mal in den Sinn, daß sich Peter nicht zu Unrecht in seiner Ehre gekränkt fühlte, bei dem, was er durch ihren Vater alles hatte ertragen müssen. Einmal abgesehen davon, daß Vater ganz offen vor ihm mit seinem Geld geprotzt hatte. Zwar in der Absicht, Peter zu zeigen, daß er alles für seine geliebte Tochter tun wollte – und auch konnte! –, aber von Peter mußte das ganz und gar anders aufgefaßt worden sein.

Ja, jetzt begann sie tatsächlich, es zu verstehen. Und sie floh regelrecht an seine männliche Brust.

»Bitte, Peter, halte mich ganz fest!«

Er zögerte kurz, aber dann schlossen sich seine Arme um sie.

»Du zitterst ja schon wieder!« stellte er dabei fest.

»Ja, Liebster, aber diesmal nicht vor Kälte.«

»Warum denn sonst?«

»Ich – ich habe Angst!«

»Was denn, Angst? Aber wovor oder vor wem?«

»Halte mich einfach nur fest und verspreche mir, mich niemals zu verlassen, was immer auch geschehen mag.«

»Aber wieso sollte ich jemals dich verlassen wollen?« wunderte er sich.

»Du weißt schon, was ich meine.«

»Ach, wegen deinem Vater? Nun, ich denke mal, es ist die Liebe, die uns verbindet und aus der ich genügend Kraft schöpfe, um dies alles zu ertragen. Und ich werde es auch noch weiterhin schaffen.«

»Bitte, verzeih mir, wenn ich jemals Unverständnis dir gegenüber gezeigt habe. Ich weiß jetzt, wie du dich manchmal gefühlt haben mußt. Wir kennen uns erst seit einem Vierteljahr, aber Vater hat es dir wirklich sehr schwer gemacht, an unserer Liebe festzuhalten.«

Er streichelte ihr zärtlich über das Haar und redete beruhigend auf sie ein: »Aber, Liebes, egal, wie schwer es war und wie schwer es noch sein wird: Nichts wird jemals stärker sein können als meine Liebe zu dir!«

»Doch, es gibt etwas, was stärker ist: Nämlich meine Liebe zu dir!« widersprach sie ihm lächelnd und bot ihm ihren Mund zum Kuß an.

Er preßte nur zu willig seine Lippen darauf, und sie küßten sich heiß und innig.

Und wieso dachte sie dabei... an jenen Piraten auf dem uralten Segelschiff in der unheimlichen Nebelbank?

*

Später in der Kabine gab sich Susi alle Mühe, nicht mehr an das Erlebnis mit dem Piraten zu denken. Wieso wollte ihr dieses bärtige Gesicht, dieses Lächeln, nicht mehr aus dem Kopf gehen? Ein ungehobelter Bursche, ganz gewiß. So ein Pirat, auch noch in einer solch wilden Zeit, damals...

Auf einmal erschrak sie: Was dachte sie denn da? Ein Pirat aus vergangenen Zeiten? Aber wieso hatte sie ihn dann überhaupt sehen können? Wieso war er ihr begegnet?

Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Die ganze Zeit über hatte sie sich mit aller Kraft dagegen gewehrt, doch jetzt konnte sie sich dieser Erkenntnis nicht mehr verschließen: Da ging etwas nicht mit rechten Dingen zu! Es war doch wohl nicht normal, wenn da plötzlich Nebelbänke auf dem Meer auftauchten, in denen sich Schiffe verbargen, wie man sie vor Jahrhunderten gebaut hatte. Es war auch nicht normal, daß es auf einem solchen Schiff diesen Piraten gab, wie einem kitschigen Film entsprungen.

Und Peter hat nichts von alledem gesehen, obwohl es genau vor ihm sich abgespielt hat! dachte sie bestürzt.

Und dann, was unterwegs zur Kabine passiert war... Als sich Peter plötzlich so seltsam verändert hatte. Wie hatte er sich ausgedrückt, er würde alles tun, um sie zu kriegen, so lange er existiere – oder so ähnlich? Aber er hatte sie doch längst: Sie liebten sich und waren sogar verheiratet miteinander.

Nein, das war nicht Peter gewesen, der so gesprochen hat! machte sie sich klar. Das war dieser Pirat. Und wäre Peter anschließend nicht so verwirrt gewesen, hätte sie beinahe annehmen müssen, sie hätte einfach nur Halluzinationen und müßte dringend zu einem Seelenklempner. Aber wenn es Peter jetzt ähnlich erging?

Sie schaute nach ihm. Peter achtete momentan nicht auf sie. Er wühlte in seinem Schrank herum, als würde er dringend etwas suchen. Schon kurz nachdem sie in die Kabine zurückgekehrt waren, hatte er mit der emsigen Suche begonnen, ohne jedoch zu sagen, was es denn war.

Sie schüttelte den Kopf. Dann wandte sie sich von Peter ab und ging hinüber zu dem schmalen Bedienpaneel für die Klimaanlage. Es war tatsächlich sehr schwül in der Kabine. Jetzt, wo alle Kälte von ihr gewichen war, wurde es unangenehm. Die Klimaanlage würde Abhilfe schaffen.

Kurz zögerte sie noch. Vielleicht sollte sie zuerst Peter fragen? Aber nein, der war ja beschäftigt. Sie schaltete das Gerät ein.

Sogleich ging ein kühler Luftstrom durch die Kabine.

Peter hielt plötzlich inne und legte den Kopf schief, als würde er auf etwas lauschen. Dann wirbelte er halb um die eigene Achse. Seine Augen hatten sich schreckgeweitet.

»Da ist es wieder!« murmelte er.

Susi runzelte überrascht die Stirn.

»Was meinst du, Darling?«

»Der kühle Luftzug – ob er das ist?«

»Wer?« Ihre Augen verengten sich. War Peter jetzt völlig durchgedreht oder was? Oder hing es mit dem... Piraten zusammen? Das Erlebnis draußen auf dem Gang, als sie hierher kamen... Eigentlich hätten sie gleich zu Bett gehen sollen, denn es war sicher schon reichlich spät, aber Peter durchwühlte ja lieber seinen Schrank, ohne zu sagen, worum es ging. Und jetzt dieses seltsame Verhalten?

Ihre Blicke kreuzten sich.

»Bitte, Susi, schau mich nicht so an, als sei ich verrückt geworden.«

»Nun, wenn du dich halt so benimmst.« Sie deutete mit dem Daumen auf die Klimaanlage. »Der kühle Luftstrom kommt übrigens von hier. Aber was hast du gemeint, als du sagtest...?«

Er blies die Wangen auf und ließ pfeifend die Luft entweichen. »Wie? Oh, ist nichts. Dummes Gerede. Ich weiß auch nicht...«

Mit wenigen Schritten war sie bei ihm. Sie packte ihn an beiden Schultern, weil er ihr ausweichen wollte.

»Wieso belügst du mich, Peter? Und was suchst du denn eigentlich die ganze Zeit so verzweifelt im Schrank?«

»Das Amulett!« entfuhr es ihm.

»Was für ein Amulett?«

»Ist – ist es dir noch gar nicht aufgefallen? Ich trage es oft.«

»Ach, das, ja, ich weiß. Komisches Ding, wenn du mich fragst, und ziemlich alt, wie ich vermute, weil es so schäbig aussieht. Ein Familienerbstück oder so etwas? Ich wollte dich nicht danach fragen. Wenn es dir halt gefällt...«

»Ich trage es nicht, weil es mir gefällt, Susi, sondern...« Er brach ab.

Sie forschte in seinem Gesicht. Was verheimlichte er vor ihr?

»Also gut, Susi. Das oben an der Reling, als dir plötzlich so seltsam zumute wurde... Ich habe nichts gesehen und nichts gehört. Keine Nebelbank, wie du gemeint hast. Aber es war etwas gewesen. Es war nähergekommen, und als es am nächsten gewesen war, bist du erst recht weggetreten. Was ist passiert? Kannst du dich überhaupt noch an Einzelheiten erinnern?«

»Wieso fragst du das alles?« wunderte sie sich ehrlich.

Jetzt packte er sie seinerseits an beiden Schultern, während ihre Hände niedersanken.

»Au, nicht so fest, du tust mir ja weh!« beschwerte sie sich.

Sofort lockerte er seinen Griff.

»Oh, verzeih mir, Liebes, das wollte ich nicht. Es ist nur... Ich kann mich nicht erinnern, was mit mir gewesen war, als wir auf dem Weg hierher in die Kabine... Jedenfalls, danach ist mir aufgefallen, daß ich gar nicht mein Amulett am Hals hängen habe. Deshalb habe ich mich auf die Suche danach gemacht. Es muß doch irgendwo hier...«

»Was, um alles in der Welt, hat denn dieses alte, schäbige, geschmacklose Amulett damit zu tun?« regte sich Susi jetzt auf.

»Alt und schäbig? Ja, das ist es, in der Tat, zugegebenermaßen...« Er wagte es gar nicht, ihr in die Augen zu schauen. »Bitte, Susi, diese beiden Male, da ist etwas vorgefallen. Ich weiß es, weil ich mich auf mein Gefühl verlassen kann, was diese Dinge betrifft.«

»Von welchen Dingen redest du denn eigentlich?«

Er schaute sie an. Diesmal wich er ihrem Blick nicht mehr aus.

»Mein Amulett, das ist eine sogenannte gnostische Gemme!«

»Eine... was?«

»Eine Art magisches Amulett, wie es sich innerhalb meiner Familie seit Generationen vererbt.«

»Wie denn? Bist du abergläubisch oder was? Ich hätte nie gedacht, daß – daß...« Ihr fehlten die Worte.

»Nun schau mich nicht so an wie einen Verrückten, bitte, Susi! Was dir oben widerfahren ist und mir unterwegs hierher... Da geht was nicht mit rechten Dingen zu, glaube mir. Aber auch wenn du mir nicht glaubst: Erkläre mir ganz genau, was du erlebt hast, und dann frage dich, wieso es außer dir niemand gesehen hat!«

Diesmal wich sie seinem forschenden Blick aus.

Ihr fröstelte unwillkürlich. Nicht, weil die Klimaanlage zu hoch eingestellt war, sondern wegen dem Erlebnis oben und auch unterwegs. Peter hatte ja völlig recht, aber sie konnte es einfach nicht zugeben, so sehr sie das wollte.

Jetzt wäre die Gelegenheit gewesen, ihm von dem Piraten zu erzählen. Eine völlig absurde Geschichte, doch Peter würde sie verstehen und vor allem sie nicht auslachen. Ganz im Gegenteil. Er mußte tatsächlich auch etwas gespürt haben. Das hatte er zunächst nicht zugeben wollen. Klar, weil er nicht gewußt hatte, wie Susi darauf reagieren würde. Aber nun war das anders. Sie hätte alles haarklein erzählen können – und auch sollen. Und wieso tat sie es nicht? Wieso blieben ihre Lippen versiegelt?

Mehr noch, sie schaute ihn jetzt wieder an und log ihm dreist ins Gesicht: »Bitte, Peter, das ist doch alles Humbug. Du bist ein intelligenter junger Mann, der seriöse Wissenschaften studiert. Wie kommst du zu solch einem Unsinn? Dort oben, an der Reling, da war nichts, gar nichts. Mir ist irgendwie die See doch nicht so gut bekommen. Überhaupt war mir auf einmal ziemlich kalt, wie du dich erinnerst.«

Er schüttelte den Kopf.

»Wieso lügst du mich an, Susi?« fragte er eindringlich. Dann winkte er mit beiden Händen ab. »Schon gut, sage jetzt nichts mehr. Ich verstehe, du glaubst an so einen Humbug nicht, wie du es nennst, und deshalb willst du so tun, als wäre nichts geschehen. Das ist dein gutes Recht, und ich werde auch nicht weiter mit dir darüber diskutieren, weil ich grundsätzlich niemals darüber diskutieren will. Ein jeder sollte nach seinem Willen selig werden. Normalerweise ist es auch niemals nötig, daran zu glauben, weil man nichts damit zu tun bekommt. Doch diesmal liegen die Dinge anders. Das spüre ich in aller Deutlichkeit.«

Er wandte sich von Susi ab und wieder dem Schrank zu. Ein wenig hilflos sah er dabei aus, wie er mit hängenden Schultern hineinstarrte und murmelte: »Ich muß sie doch hier irgendwo haben!«

»Dann schau doch mal sonstwo nach«, meinte Susi und wunderte sich selber darüber, wie ruhig das klang. »Sie muß doch nicht unbedingt im Schrank sein...«

Diese blöde gnostische Gemme. Was immer das auch ist und wieso auch immer man dieses Ding so nennt... Es ist häßlich, kitschig und geschmacklos. Eine Schrulle von Peter. Sonst nichts!

Dachte sie und wandte sich ab. Sie setzte sich auf das Bett und schaute Peter zu, der wieder zu wühlen begann.

Oder ist es vielleicht doch mehr? fragte sie sich. Schützt es vor magischen Kräften oder was? Schützt es vielleicht sogar... vor dem Geist eines Piraten?

Sie begann wieder zu zittern und rang nach Luft, als würde ihr etwas die Kehle zuschnüren.

Ein Geist? Ja, das war er, dieser Pirat! Ein echter Geist. Wie sonst war dies alles denn zu erklären?

Sie streckte sich lang auf das Bett, in voller Kleidung.

Unter dem Kopfkissen war etwas. Ihre Hand fuhr unwillkürlich darunter und berührten das Ding, das ihr ziemlich bekannt vorkam.

Sie zog es zum Vorschein und stierte darauf: Die gnostische Gemme! Was hatte sie unter ihrem Kopfkissen zu suchen?

Und dann erinnerte sie sich: Peter hatte geduscht und dabei sein Amulett abgelegt. Auf seiner Seite des breiten Doppelbettes, auf der Nachtkonsole. Und während er geduscht hatte, war Susi hingegangen und hatte sich die Gemme genauer betrachtet, aus purer Neugierde, weil sie Peter anscheinend besonders wichtig war, obwohl er niemals darüber ein Wort verlor. Dabei hatte sie ein seltsames Gefühl beseelt. Dann hatte sie das Ding unter dem Kissen versteckt.

Deshalb hatte Peter nach dem Duschen das Amulett vergessen. Er hatte es nicht mehr gesehen, und Susi hatte ihn abgelenkt, um ihn dazu zu überreden, noch an Bord zu gehen und die nächtliche Seeluft zu genießen.

Aber wieso hatte sie sich die ganze Zeit über nicht mehr daran erinnern können?

Sie schaute mit der gnostischen Gemme in der Hand zu Peter hinüber.

Vor allem: Wieso sagte sie es ihm jetzt nicht einfach, damit er endlich aufhörte zu suchen?

Statt dessen öffnete sie ihre Nachtkonsole und legte die gnostische Gemme hinein.

Als sie die Schublade zudrückte, dachte sie: Hier wird er nicht suchen, weil er meine Sachen respektiert. Peter würde niemals darin herumschnüffeln.

Gerade rechtzeitig hatte sie das Amulett verschwinden lassen: Peter gab die Suche auf.

»Es ist zum Ausrasten: Mein Amulett ist spurlos verschwunden.«

»So ein Quatsch. Es hat keinen Wert!« versuchte sie ihn zu beruhigen.

Er schaute sie sehr traurig an. »Du hast leider überhaupt keine Ahnung von diesen Dingen, Liebste – und ich umso mehr! Ich hatte so sehr gehofft, daß ich niemals mit dir darüber sprechen müßte, aber wisse, ich stamme aus einer Familie, in der solche Dinge ganz und gar kein Humbug sind. Ich bin von Kindesbeinen an darauf vorbereitet worden, daß es Dinge gibt zwischen Himmel und Erde...«

»Ach, den Spruch kenne ich, Peter. Bitte, ich respektiere es, wenn du abergläubisch bist, aber gleichzeitig möchte ich dich darum bitten, es nicht allzu sehr zu übertreiben.«

Er schüttelte heftig den Kopf.

»Aber ich übertreibe nicht, Darling. Es hat uns heimgesucht, und ich muß alles tun, um dich zu beschützen.«

»Mich beschützen? Vor was oder vor wem?«

»Ich – ich weiß es nicht. Das ist ja das eigentlich Schlimme!« bekannte er niedergeschlagen. »Ohne mein Amulett jedenfalls kann ich wenig machen. Das Fremde hat schon bewiesen, wie mächtig es ist. Auf dem Weg hierher hat es mich regelrecht überwältigt. Mit dem Amulett um den Hals wäre mir das nicht passiert.«

»Und was hast du jetzt vor? Ein Ritual oder was? So richtig mit Räucherkerzen, wilden Tänzen?«

»Ja, Susi, spotte du nur. Es geschieht mir recht. Ich hätte dir von Anfang an sagen müssen, daß ich aus einer Hexenfamilie stamme.«

»Eine Hexenfamilie? Was ist denn das schon wieder?«

Er schaute sie mit seinen traurigen Augen an.

»Das ist etwas sehr, sehr Ernstes, Susi, glaube mir! Aber nur dann, wenn man mit solchen Dingen konfrontiert wird. Wenn nicht, hat man einfach nur Glück gehabt. Ich habe mir bis heute eingebildet, ich sei so ein Glückspilz und müßte niemals anwenden, was ich gelernt habe.«

»Anwenden?« rief Susi alarmiert.

Er lächelte verzerrt. »Nein, nicht, was du jetzt meinst. Kein Ritual wie von dir beschrieben. Du wirst überhaupt nichts davon mitbekommen. Zum größten Teil jedenfalls nicht. Denn es ist in mir drin. Es ist mir angeboren. Meine Mutter ist eine sogenannte Weiße Hexe. Das habe ich von ihr geerbt.«

»Du hast mir erzählt, keinen Kontakt mit deinen Eltern mehr zu haben, seit sie sich getrennt haben«, erinnerte sie ihn.

»Ja, das war auch nicht gelogen. Vater hat sie verlassen, weil er nicht weiter mit einer Weißen Hexe zusammenleben wollte, wie er sagte. Aber er hat mich deswegen genauso abgelehnt.«

»Und deine Mutter?«

»Es hat ihr schier das Herz gebrochen – und sie gab mir indirekt die Schuld an dem Debakel. Schließlich hatte es Vater nichts ausgemacht, bevor ich auf der Welt war. Sie hatten sich so sehr geliebt... Aber die Tatsache, daß mich Mutter allmählich immer tiefer in die magischen Lehren einführte...«

Susi erschauerte mal wieder. Magische Lehren? Noch vor Stunden war alles noch einfach gewesen. Das Problem war da gewesen zwischen Peter und ihrem Vater. Aber ansonsten... Und jetzt dies: Erst die Begegnung oben mit dem Piraten – und jetzt das Bekenntnis von Peter, das so unmöglich klang, daß sie ihren eigenen Ohren kaum trauen mochte. War das wirklich ihr Peter, den sie vor zwei Tagen geheiratet hatte?

Es war das erste Mal, daß sie an der Richtigkeit dieser Eheschließung zu zweifeln begann.

Und in diesem Moment lachte Peter schallend wie über einen guten Witz.

Auf seinem glattrasierten Gesicht erschienen die Konturen eines Bartes. Susi konnte es deutlich sehen.

Er brach schlagartig ab mit seinem Gelächter. Seine Augen blitzten.

»Er ist ein Narr, wenn er glaubt, etwas gegen mich tun zu können. Selbst mit der gnostischen Gemme hätte er keine Chance. Weiße Magie ist nur dazu nütze, gegen Schwarze Magie zu bestehen, aber hier ist nichts von beidem im Spiel, nicht wahr, Liebste? Wir zwei wissen das. Denn hier ist die wahre Liebe im Spiel! Du mußtest dich in Peter Holden verlieben, um am Ende mich zu finden. Dies ist dein Schicksal. Und wir sind uns nicht erst oben an der Reling begegnet. Weißt du das denn nicht mehr? Oder wieso, glaubst du, hast du die gnostische Gemme vor ihm versteckt, damit er sie vor der entscheidenden Neubegegnung dort oben vergißt?«

Er lachte mal wieder. Doch Susi erschreckte es ganz und gar nicht. Ganz im Gegenteil. Wohlige Schauer durchrieselten sie. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und hätte ihn umarmt und geküßt, aber er war nur zum Teil materialisiert. Der größte Teil war immer noch... Peter Holden.

Und dann war Peter Holden wieder ganz er selber.

Verwirrt griff er sich an die Stirn.

Susi erwachte wie aus einem Traum. Mit einem spitzen Schrei fuhr sie vom Bett hoch.

»Um alles in der Welt, was war das?« rief sie und lief zu ihrem Peter hin. »Bitte, Peter, glaube mir, meine Liebe ist echt – meine Liebe zu dir. Ich – ich habe noch niemals so geliebt. Ich mußte dich allein aus diesem Grund unbedingt haben. Und wenn Vater nicht eingewilligt hätte, wäre ich ihm davongelaufen. Das wußte er. Deshalb nur hat er am Ende nichts mehr gegen die Hochzeit gehabt. Und ganz egal, mit welchen verrückten Dingen deine Familie sich beschäftigt hat und wieso deine Mutter und dein Vater nichts mehr mit dir zu tun haben wollen: Ich halte zu dir, bis zu meinem Lebensende. Wir müssen zusammenhalten, hörst du? Wir beide gehören ganz einfach zusammen!«

Sie schnatterte ununterbrochen auf ihn ein, gewissermaßen ohne Punkt und Komma, bis er ihren Mund mit einem Kuß verschloß und sie ganz fest in die Arme nahm.

Er war ihr Peter, ganz und gar. Nichts war mehr vorhanden von diesem Geisterpiraten, überhaupt nichts mehr. Und sie liebte ihren Peter, nach wie vor. Das spürte sie nicht nur tief in ihrem Herzen, sondern mit jeder Faser ihres Daseins.

Eng umschlungen landeten sie auf dem Bett. Sie klammerten sich wie Ertrinkende aneinander. Susi, weil sie nicht mehr an diesen Piraten denken wollte, und Peter, weil er für sie da war und weil er sich vor allem unendlich um sie sorgte.

Dabei wäre es vielleicht besser für ihn gewesen, er hätte sich Sorgen um sich selber gemacht.

Bei aller Liebe, die Susi ehrlich für ihn empfand: Wieso gab sie ihm nicht endlich seine gnostische Gemme zurück, wo er doch anscheinend so sehr daran hing?

*

Der Kapitän des Luxusliners »Queen Mary« konnte sich auf seine bewährte Besatzung verlassen. Er mußte nicht unbedingt immer unmittelbar mit anwesend sein und durfte sich durchaus eine ruhige Nacht gönnen. Normalerweise. Diese Nacht jedoch war alles andere als normal. Nicht nur, daß er um seinen wohlverdienten Schlaf gebracht wurde...

Es begann mit einem Alarmsignal, das ihn aus süßen Träumen riß.

Kapitän Arnold Carlson war sofort hellwach. Das wurde von ihm erwartet in besonderen Situationen. Und er war sofort aus der Koje und griff schon automatisch nach seiner Uniform.

Zusätzlich zum Alarmsignal, das man nur in der Kapitänskajüte hören konnte, wurde jetzt gegen die Tür gepocht.

Seine Augenbrauen rutschten unwillig zusammen. Noch bevor er sich angezogen hatte, öffnete er.

Es war einer der Matrosen, der gar nicht richtig wagte, seinen Kapitän anzusehen.

»Sir, ich soll Sie abholen. Sir, es ist etwas geschehen...«

Der Matrose brach ab, weil ihm offenbar die Worte fehlten. Normalerweise hätte ihn jetzt Kapitän Carlson angeschnauzt, wieso er nicht erst seinen Namen genannt hatte. Zwar legte er keinen Wert auf pseudomilitärische Sitten auf seinem Schiff, aber eine gewisse Disziplin schadete nicht, wie er aus Erfahrung wußte. Diesmal verkniff er sich den Anraunzer, denn normal schien in dieser Nacht wirklich gar nichts mehr zu sein. Was, um alles in der Welt, war denn überhaupt passiert?

Und da fiel es ihm auf, und er ärgerte sich maßlos über sich selbst, weil es ihm nicht gleich aufgefallen war: Das Maschinengeräusch fehlte! Es war eigentlich nur ein weit entferntes Wummern. So weit, daß es den Passagieren nicht bewußt wurde. Kaum einer von ihnen würde später überhaupt sagen können, ob er das Maschinengeräusch jemals wahrgenommen hatte. Aber schließlich war er der Kapitän. Da lagen die Dinge wirklich anders. Er hörte und spürte seine »Queen Mary« mit jeder Faser seines Körpers. Das war er sich und seinem Schiff schuldig.

Jedenfalls war so seine Einstellung. Für ihn war die Führung eines solchen Traumschiffes nicht einfach nur ein Job, sondern so eine Art Lebenswerk.

Und wieso hatten die Maschinen gestoppt?

Er hätte gern den Matrosen gefragt, der sich so verlegen gab, wie er es noch nie erlebt hatte. Nein, das konnte er dem Mann nicht antun: Der würde ihm sowieso keine Antwort geben können. Wenn man bedachte, wie der vorhin schon herumgedruckst hatte...

Es war eine wirklich unnatürliche Stille an Bord. Kapitän Arnold Carlson spürte eine gelinde Gänsehaut über seinen Rücken kriechen, während er sich in Windeseile anzog, um endlich dem Matrosen hinauf auf die Brücke zu folgen.

Es war tief in der Nacht, seinem Empfinden nach. Jetzt erst schaute der Kapitän endlich auch einmal auf seine Armbanduhr. Er war erst nach zehn Uhr am Abend in die Koje gekrochen und hatte einige Stunden geschlafen, seinem Gefühl nach. Aber wieso zeigte diese verdammte Armbanduhr erst eine halbe Stunde nach Mitternacht?

Seine Augenbrauen rutschten noch ein weiteres Stückchen zusammen. Er verkniff es sich, den Matrosen nach der Zeit zu fragen.

Wieso führte der ihn überhaupt? Befürchtete der Diensthabende denn, sein Kapitän würde nicht allein den Weg zur Brücke finden oder was?

Diese Frage konnte er sich unterwegs nun doch nicht verkneifen: »Was ist eigentlich los? Sind alle verrückt geworden? Wieso werde ich nicht einfach intern informiert, wenn etwas passiert ist, und man schickt mir Sie als Boten?«

»Ich – ich weiß nicht so recht, Kapitän, Sir«, druckste der arme Matrose herum. »Es – es ist nur... Äh, eigentlich hätte man Sie vielleicht viel früher wecken sollen... Äh, nein, verzeihen Sie. Ich – ich habe das jetzt nicht wirklich gesagt. Wie käme ich dazu, Entscheidungen meines Vorgesetzten...?«

»Halten Sie einfach den Mund!« befahl Kapitän Arnold Carlson ungehalten. Aber er war jetzt nicht wirklich zornig, sondern etwas pochte in seiner Brust, das er unmißverständlich als Angst interpretieren durfte. Und genau die konnte und durfte sich der Kapitän eines solchen Traumschiffes ganz und gar nicht leisten.

Sein Herz pochte mit jedem Schritt, den sie der Brücke näher kamen, heftiger.

Und dann gelangten sie an ihr Ziel.

Sämtliche Offiziere waren versammelt. Nur er, der Kapitän, fehlte jetzt noch.

»Was...?« Er vergaß, was er hatte fragen wollen, sondern schaute erbost in die Runde. Ja, jetzt war er wirklich erbost und spielte es nicht nur. Wie war es denn möglich, daß man ihn als letzten alarmierte, wenn etwas vorgefallen war, was dem Schiff schaden konnte?

Von den versammelten Offizieren sich abwendend, schickte er einen forschenden Blick nach draußen. Alles erschien eigentlich normal.

Ein Rundblick schließlich auf der Kommandobrücke, auf der er sich befand: Ja, normal – bis auf die Uhr. Daran blieb sein Blick kleben. Die Uhr zeigte genauso wie seine Armbanduhr eine halbe Stunde nach Mitternacht.

Der erste Offizier trat vor.

»Ich muß mich entschuldigen, aber wir haben Sie erst alarmiert, als wir völlig sicher waren: Sämtliche Uhren stehen still.«

»Seit wann?« herrschte der Kapitän ihn an.

»Seit einer Stunde!« bekannte sein erster Offizier. »Schätzungsweise. Ja, wir können es nur schätzen, weil eben keine Uhren mehr weiterticken. Genauso steht alles andere still: Die Kühlaggregate für die Lebensmittel einschließlich. Wenn das so weitergeht, haben die Passagiere in den nächsten Tagen nichts mehr zu essen.«

»Was sicher nicht das größte Problem darstellt, wie ich vermuten darf?« schnarrte Kapitän Arnold Carlson. Er würde seinem ersten Offizier niemals verzeihen, daß der ihn so spät erst alarmiert hatte. »Wieso zum Beispiel haben die Maschinen gestoppt?«

Er warf wieder einen Blick hinaus auf das Meer. Dieses war bretteben. Kein Lüftchen schien zu wehen. Die Sicht war ungewöhnlich klar, bis zur fernen Horizontlinie. Der Sternenhimmel strahlte so hell, daß sich Kapitän Arnold Carlson als alter Seebär nicht erinnern konnte, so etwas jemals in seinem Leben gesehen zu haben.

»Weil eben alles stillsteht, stehen auch die Maschinen still.«

»Seit halbeins, oder was?«

»Jawohl, Sir, Kapitän!« berichtete der erste Offizier. »Alle Passagiere waren ungewöhnlich ruhig, wie die Brückenwache berichtet. Nur zwei Passagiere waren an Deck gewesen, so nach Mitternacht. Sie gingen schließlich wieder unter Deck – und ungefähr von da an geschah es.«

»Aber das Licht ist doch gar nicht ausgefallen? Also, wieso brennt das Licht, funktionierte der interne Alarm in meiner Kabine..., obwohl alles andere angeblich ausgefallen ist, sogar die Kühlaggregate?«

Der erste Offizier tauschte einen hilflosen Blick mit den anderen Offizieren.

»Wir – wir wissen es nicht! Wenn die Maschinen stoppen, schaltet die Versorgung automatisch auf Notstrom.«

»Aber dann gibt es keine volle Beleuchtung mehr, und die Kühlaggregate...«

Der erste Offizier wagte es, seinen Kapitän zu unterbrechen. »Das ist ja das Seltsame: Das Licht brennt, obwohl es eigentlich gar keinen Strom mehr geben sollte, denn die Akkumulatoren haben sozusagen ebenfalls ihren Dienst aufgeben, wie alles an Bord.«

»Außer zum Beispiel dem Licht!«

»Ja, Sir, jawohl!«

»Und Sie haben es nicht gewagt, mich zu alarmieren, weil Sie erst überlegen wollten, wie Sie mir etwas beibringen können, was man niemandem beibringen kann, der auch nur halbwegs bei klarem Verstand ist, nicht wahr?« Kapitän Arnold Carlson schöpfte tief Atem, ehe er hinausbrüllte: »Ja, sind denn alle verrückt geworden oder was? Bin ich denn nur noch von Irren umgeben? Ich bin nun schon...«

Jeder wußte, was jetzt folgen würde: Eine endlos erscheinende Erzählung seiner einerseits schlimmsten und andererseits glorreichsten Erlebnisse auf hoher See während der ganzen letzten Jahrzehnte, doch keiner hatte Lust, sich das hier und jetzt anzuhören, deshalb wagte es der erste Offizier erneut, seinen Kapitän zu unterbrechen:

»In der Tat, deshalb hat niemand gewagt, Sie zu alarmieren, Sir, mit Verlaub gesagt. Weil wir eben nicht wie von allen guten Geistern verlassen vor Ihnen stehen wollten. Aber jetzt ging es einfach nicht mehr anders. Schließlich hält dieser unbeschreibliche Zustand seit immerhin schätzungsweise einer Stunde an.«

Der Kapitän beruhigte sich schlagartig.

»Und was haben Sie dagegen unternommen?«

»Alles, was die Vorschriften eben vorschreiben – und darüber hinaus. Einmal abgesehen davon, daß in den Vorschriften eigentlich kein einziges Wort über einen solchen Vorfall steht.«

»Kein Wunder, weil es so etwas eben gar nicht gibt!« murmelte der Kapitän und schaute wieder nach draußen. Von der Kommandobrücke aus hatte er wirklich eine hervorragende Übersicht. Nur nutzte ihm das momentan nichts.

»Ihren Bericht, erster Offizier: Was ist mit den Passagieren, was mit der übrigen Besatzung?«

»Alles friedlich. Erstaunlich friedlich sogar. Alle scheinen zu schlafen. Das habe ich noch niemals erlebt. Es gibt immer, auf jeder Fahrt, genügend Passagiere, die gern die Nacht zum Tag machen. Aber auch alle Bars haben schon kurz nach Mitternacht geschlossen, weil sich die Passagiere zurückgezogen haben. Nur zwei bildeten eine Ausnahme, wie schon erwähnt. Doch diese gingen dann ebenfalls unter Deck und...«

»...und dann hat das Ganze hier angefangen? Ich meine das mit dem Stoppen der Maschinen und so?« vergewisserte sich der Kapitän.

»Genau, Sir!«

»Wer waren die beiden Passagiere?«

Einer der Offiziere trat vor. Es war der Sicherheitsoffizier – hier, an Bord der »Queen Mary«, allerdings mit Wachoffizier bezeichnet. Er hatte in dieser Nacht persönlich als Brückenwache und Aufsicht über die restliche Nachtwache fungiert.

»Bedauere«, sagte er, ohne es zu wagen, seinen Kapitän dabei anzusehen. »Ich kann es leider nicht sagen. Wenn es erst mal gar keinen Vorfall gibt, merke ich mir nicht jeden Passagier, der sich an Deck begibt und dann friedlich wieder zurück in seine Kabine geht.«

Verständlich. Normalerweise. Aber was war denn in dieser Nacht schon noch normal?

Der Kapitän bekräftigte es insgeheim wieder: Gar nichts! Allerdings nur im stillen. Er hätte es niemals laut ausgesprochen, denn er sah in den Gesichtern seiner Offiziere nicht nur eine gewisse Hilflosigkeit, die diesen ganz und gar nicht gut stand, sondern auch ein wenig... Angst! Es war sicherlich dieselbe Angst, die auch ihr Kapitän in seiner Brust pochen spürte und die er niemals zugegeben hätte.

Jetzt schauten ihn alle an, als würden sie von ihm das Wunder einer allumfassenden vernünftigen Erklärung erwarten. Statt dessen schnarrte er den Funkoffizier an: »Wie sieht es aus mit einem Notruf?«

»Nicht möglich! Alle Systeme sind ausgefallen.«

Der Navigationsoffizier mischte sich ein: »Wir sind noch nicht einmal in der Lage, unseren genauen Standort zu bestimmen. Noch nicht einmal mit einem Sextanten. Sir, bitte halten Sie mich nicht für absolut unfähig, aber ich habe wirklich gelernt, mit so einem Instrument umzugehen. Jedes Schiff hat ihn an Bord, falls die elektronischen Systeme einmal ausfallen sollten. Doch die Sternenkonstellationen... Wie soll ich sagen?«

»Als würden wir uns gar nicht mehr auf der Erde befinden!« murmelte der erste Offizier, und in seiner Stimme schwang jetzt genau die Furcht mit, die er so gern vollständig unterdrückt hätte.

Der Kapitän schaute hinaus und wußte deutlich: Das war jetzt wirklich Unsinn. Sie waren hier auf der Erde, nach wie vor, doch auch ihm erschienen die Sterne irgendwie verändert.

Er war ein erfahrener Seemann, und als solcher schaute er jetzt einmal genauer hin.

»Nicht mehr auf der Erde?« fragte er. Dann wandte er sich ruckartig an den Navigationsoffizier. »Das sind wir nach wie vor, mein Lieber, aber wir scheinen nicht mehr... in unserer Zeit zu sein. Schauen Sie sich doch einmal die Sternkonstellationen genauer an. Alles ist irgendwie verschoben. Teils mehr, teils weniger, teils sogar so wenig, daß man eigentlich keinen Unterschied feststellen kann.«

Der Navigationsoffizier blinzelte verwirrt. »Sie haben recht. Ich habe es auch zunächst bemerkt, aber ich wollte es nicht wahrhaben, weil es für mich noch fantastischer klingt.«

Der Kapitän deutete auf das Meer hinaus. »Schauen Sie sich das doch einmal an, die Herren Offiziere. Haben Sie schon jemals das Meer so gesehen wie heute nacht? Sieht es nicht aus wie eine Art Kulisse? Und der Sternenhimmel, der so hell strahlt wie noch nie zuvor: Das kann nicht nur an der zunehmenden Luftverschmutzung liegen, die seit damals entstand. Es ist wie eine Kulisse. Als würden wir uns mitsamt unserem Schiff in einer Szene für irgendeinen Kitschfilm befinden.«

Alle schauten jetzt hinaus und anschließend auf ihren Kapitän. Jeder wußte in diesem Moment, daß dieser recht hatte. Aber das beantwortete noch lange nicht die Frage, wie dies alles überhaupt erst hatte entstehen können.

Welche Macht konnte ein ganzes Traumschiff wie die »Queen Mary« einfach so entführen und es abschotten gegen die ganze Welt, um es gefangenzuhalten in einer Art eigenen Sphäre, in der noch nicht einmal die Zeit funktionierte, wie sie eigentlich sollte?

Was, um alles in der Welt, war ihnen widerfahren – und warum?

*

Susi und Peter liebten sich wie noch nie zuvor, seit sie sich kannten, und tatsächlich gelang es Susi vorübergehend, den Piraten zu vergessen, der die ganze Zeit über noch in ihrem Kopf herumgespukt war.

Als sie wieder zu sich kamen, war das wie das Erwachen aus einem wunderschönen Traum, von dem man sich wünschte, er möge bitte niemals enden.

Peters Blick fiel eher zufällig auf die Uhr.

»Seltsam, sie steht immer noch auf halbeins. Genauso wie meine Armbanduhr.«

Susi hatte die ganze Zeit überhaupt nicht auf die Uhr geachtet. Deshalb wunderte sie sich nicht über diesen Umstand. Aber auch Peter maß dem keine weitere Bedeutung zu.

Susi lauschte in sich hinein. Das langsam abklingende Glücksgefühl berauschte sie immer noch. Sie kuschelte sich eng an ihren geliebten Peter und genoß seine Nähe und seine Männlichkeit, die jetzt nicht mehr so ungestüm und wild war, sondern sanft und zärtlich.

Und sie dachte zum ersten Mal wieder an den Piraten, an diese Begegnung oben an der Reling. Aber hatte der Pirat nicht behauptet, sie wären sich schon früher begegnet? Wie und wo? Sie konnte sich wirklich nicht erinnern. Oder war das nur eine Lüge gewesen?

Die gnostische Gemme fiel ihr ein. Schon machte sie Anstalten, die Schublade ihrer Nachtkonsole zu öffnen und ihrem Peter das Ding endlich wieder zurückzugeben, doch nichts dergleichen tat sie schließlich. Irgendwie schaffte sie es nicht. Zwar hätte sie Peter erklären können, sich einfach nur einen dummen Scherz damit erlaubt zu haben, und Peter würde sicher nicht allzu lange böse sein darüber, aber das war nicht der Grund, wieso sie es nicht fertigbrachte. Da war etwas anderes in ihr, das es verhinderte.

Im nächsten Augenblick bildete sie sich ein, eine ferne Stimme zu hören: »Du gehörst mir! Und ich bin eifersüchtig auf Peter Holden, hörst du? Ich bin sogar sehr, sehr eifersüchtig!«

Das war die Stimme des Geisterpiraten gewesen. Da war sie sich völlig sicher. Obwohl sie so weit entfernt geklungen hatte. Aber sie hatte jedes einzelne Wort ganz deutlich verstanden.

Peter ließ sie nichts von alledem spüren. Für ihn benahm sie sich völlig normal.

»Es war wunderschön!« sagte sie, und das war die volle Wahrheit.

»Für mich auch.« Er knabberte zärtlich an ihrem Ohr. »Und jetzt scheint es so, als würde keine Gefahr der Welt uns mehr etwas anhaben können.«

»Scheint?«

»Ja, denn ich bin mir nicht sicher, ob es nicht so etwas wie die Ruhe vor einem Sturm ist, wie auch immer dieser aussehen mag.«

»Wie kommst du darauf, Liebster? Sollten wir nicht lieber den Augenblick genießen, anstatt uns so dumme Gedanken über eine Zukunft zu machen, die vielleicht gar nicht so wird, wie du befürchtest?«

»Es wäre zu schön, wenn du recht hättest und wir uns das erlauben könnten. Aber bist du mal so lieb und schaust auf deine eigene Uhr?«

»Wieso sollte ich? Meinst du, es wäre jetzt so spät, daß es wirklich an der Zeit wäre, zu schlafen?«

»Nein, ich bin überhaupt noch nicht müde.«

»Ich auch nicht. Ich war eigentlich noch nie so wach, so widersinnig es klingen mag.«

»Schaust du jetzt mal auf deine Uhr? Tust du mir den Gefallen?«

»Aber dann muß ich deine Arme verlassen!« drohte sie scherzhaft.

»Ich werde es gerade noch überleben, schätze ich.«

Sie lachten beide. Aber nur ganz kurz. Susi löste sich von ihm und griff nach der Armbanduhr auf ihrer Nachtkonsole.

Sie hatte die Uhr auf das Glas des Ziffernblattes gelegt, obwohl ihr Vater mindestens tausend Mal schon gepredigt hatte, dies besser niemals zu tun. Einfach eine dumme Angewohnheit von ihr, von der sie nicht lassen konnte. Sie dachte sich nichts dabei.

Ein einziger Blick genügte.

»Die dritte Uhr, die stehengeblieben ist«, meinte Susi leichthin.

»Wie bitte?«

Sie schaute ihm ins Gesicht und sah darin das blanke Entsetzen. Mit einem einzigen Sprung hechtete er aus dem Bett und an das Bullauge, um einen Blick auf das Meer hinauszuwerfen.

»Nichts hat sich verändert, überhaupt nicht das Geringste!«

»Warum sollte es denn?« erkundigte sich Susi unschuldig.

»Ja, begreifst du denn nicht, Susi: Die Sterne stehen für gewöhnlich niemals still am Himmel. Sie bewegen sich wie die Sonne, bilden auf ihrer Bahn mehr oder weniger eine Art Halbkreis über das Firmament. Da muß man kein bewährter Seemann sein, um das zu wissen.«

»Ich jedenfalls weiß nichts davon!« bekannte Susi ungerührt.

»Die Sterne haben sich keinen Millimeter bewegt, seit wir das Deck verlassen haben. Das Schiff wahrscheinlich auch nicht.« Peter lauschte. Susi wollte etwas sagen, aber er winkte ab, und sie hielt den Mund. Mindestens eine Minute lang ging das so. Bis er seufzte: »Kein Laut! Nichts! Als sei das ganze Schiff... wie ausgestorben.«

Jetzt erschrak auch Susi. »Wie bitte? Das Schiff hat keine Fahrt mehr?«

»Nichts geht mehr, im wahrsten Sinne des Wortes. Nicht einmal mehr die Uhren.«

»Aber das Licht brennt normal. Also kein Notstrom oder so. Das ist doch ein gutes Zeichen, nicht wahr?« Es klang ziemlich bang aus ihrem Mund.

»Keine Ahnung. Ich wundere mich vor allem über die Tatsache, daß es keinerlei Mitteilung von der Brücke gibt bis jetzt. Wenn etwas mit dem Schiff nicht stimmt, dann haben doch die Passagiere das Recht, darüber informiert zu werden, nicht wahr?«

»Ja, das haben sie!« bekräftigte Susi, obwohl sie mit den Gedanken gar nicht mehr dabei war. Sie dachte nicht zufällig wieder an den Geisterpiraten. War es denn möglich, daß dieser eine solche Macht hatte, das Schiff festzuhalten und sogar... die Zeit?

»Siehst du jetzt ein, daß deinem Peter auch eine gnostische Gemme nichts hilft?« hörte sie die Stimme wie aus weiter Ferne. Peter hörte indessen gar nichts. Sonst hätte er gewiß reagiert. Die Stimme fuhr fort: »Keine Angst, Liebste, niemand wird Schaden erleiden. Jedenfalls nicht durch mich und meine Männer. Die Zeiten sind vorbei, in denen wir Schiffe überfielen und alle abmurksten – so übel, daß wir damit schließlich unseren Fluch heraufbeschworen – einen Fluch, der seit Jahrhunderten wirkt!«

Seit Jahrhunderten?

Susi konnte sich nicht vorstellen, daß der Geisterpirat hier und heute zum ersten Mal in Erscheinung trat. Aber wieso hatte man noch nie etwas von ihm gehört?

Peter schaute sie just in diesem Moment an und murmelte: »Der Fliegende Holländer!«

»Wie?« entfuhr es Susi.

»Hast du denn noch niemals von dem gehört?«

»Natürlich habe ich das. Reines Seemannsgarn. Gruselige Geschichten werden von einem schwebenden Schiff oder so erzählt, das Lebende heimsucht, als schlechtes Omen, wenn der Untergang droht oder so ähnlich.«