Eigenwillig - Lena Kauderer - E-Book

Eigenwillig E-Book

Lena Kauderer

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Beschreibung

Im Gedichtband "Eigenwillig - Chaos, Trauma, Abgrenzung, Liebe?" skizziert die Autorin in 13 Kapiteln, begleitet von Illustrationen, den Prozess der Aufarbeitung ihrer vergangenen Erlebnisse. 20 Jahre bei den Zeugen Jehovas und die ersten 6 Jahre danach - in Poesie. Das Buch ist für einfühlsame Rebellen, Idealisten, Liebende oder solche, die es werden möchten. Für Menschen, die hinterfragen und Verantwortung über ihr Leben übernehmen wollen, indem sie Vergangenes aufarbeiten und immer wieder über sich hinauswachsen. Es ist eine klare Aufforderung, selbstbestimmter zu leben und mit sich selbst Mitgefühl zu haben! Die Gedichte sind überwiegend auf Deutsch verfasst, gefolgt von einigen auf Englisch und einem einzelnen Gedicht auf Spanisch. Auszug aus dem Prolog: "Es geht um sehr viele intensive angestaute und losgelöste Emotionen die meiner Person und die anderer Es ist eine Sammlung von Ausschnitten schenkt Ein- und Ausblicke ...Meine Erziehung war streng religiös in einer Gruppierung von einigen benannt als destruktiv... Das Leben danach war erst hart alles war neu, und ich - ein unbeschriebenes Blatt, identitätslos - raus in die Welt, meine eigenen Fehler zu machen Leere zu füllen, Liebe zu spüren oder erstmal neu für mich zu definieren" Triggerwarnung: Die Texte handeln mitunter von diesen Themen: psychische Gesundheit, religiöses Trauma, seelischer Missbrauch, dysfunktionale Beziehungen, Selbstzerstörung, Suizidgedanken und Suchtverhalten.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Einen Dank an alle, in denen ich ein Stück Heimat tragen darf.

about

prolog

1 pressure

2 reality

3 unsettled

4 thinking

5 anxious

6 numb

7 delaying

8 decisions

9 promise

10 mental

11 alone

12 time

13 loving

epilog

prolog

Jede Person verarbeitet das Leben in

unterschiedlicher Art

Gedichte schreiben ist meine Weise

Den Prozess der letzten Jahre möchte ich

hier mit euch gerne teilen

Es geht um sehr viele intensive

angestaute und losgelöste Emotionen

die meiner Person und die anderer

Es ist eine Sammlung von Ausschnitten

schenkt Ein- und Ausblicke

Meine Kindheit war nicht schlecht

oft schön eigentlich

Meine Familie nicht optimal

eher dysfunktional

Ich habe sie lieb, wir verstehen uns

mittlerweile wieder sehr gut

dafür bin ich sehr dankbar und

generell dankbar bin ich ihnen auch

Meine Erziehung war streng religiös

in einer Gruppierung

von einigen benannt als destruktiv

Erziehung lässt sich jedoch nicht allein

auf eine bestimmte Gruppierung

reduzieren

Es sind Dynamiken, Machtverhältnisse

gesellschaftliche Strukturen

Ich nehme niemandem übel, Teil einer

Organisation zu sein

Gute Beweggründe bringen leider

nicht immer förderliche Ergebnisse

Die Zeit in der Organisation war nicht

nur schlecht, aber für mich

war es nichts – für andere ist es etwas

Es gibt ihnen etwas

Mir hat es viel genommen – für mich

hat sich die Waage nicht gehalten

Mich hat es krank gemacht – andere

macht es gesund?

Das Leben danach war erst hart

alles war neu, und ich –

ein unbeschriebenes Blatt, identitätslos –

raus in die Welt, meine

eigenen Fehler zu machen

Leere zu füllen, Liebe zu spüren

oder erstmal neu für mich zu definieren

Abhängigkeiten zu verstehen

mich darin wiederzufinden

immer wieder auszubrechen und daran

zu wachsen

Vieles zu verarbeiten, und viel Altes

immer wieder aufs Neue loszulassen.

Lies die Gedichte und lasse sie auf dich wirken.

Lies sie in kleinen Happen, überfordere dich nicht

und leg das Buch zur Seite, wenn du merkst,

dass es dir nicht guttut. Vielleicht ist es nicht der

richtige Zeitpunkt. Sollten die Themen für

dich persönlich sehr belastend sein, suche bitte

Unterstützung oder professionelle Hilfe auf.

part 1

pressure

don’t tell me

I am wrong

just because

I don’t fit into

your norm

Druck

Was denkt ihr

was passiert

wenn man ein Kind

in eine kleine Form

reinzwingt?

Wenn Es Glück hat

wird Es überleben

Doch kann Es euch

jemals vergeben?

– under pressure

kraulen

lasst uns den Kindern

die Flügel abschneiden

und uns dann fragen

am Bauch kraulend und

am behaarten Hals auch

wieso sie nichts sagen

sich die Zukunft verbauen

weil ihr ihnen nichts zutraut

und sie sich nichts

zutrauen

Theater

Das Kind, das an der Blume riecht

und überall das Schöne sieht

Am Tag so wach und heiter

in Fantasie geht es dann weiter

Die Schmetterlinge jagen

bis in den nächsten Graben

Einander alles sagen

den ander’n nichts verraten

Der Umstand hat es ernst gemacht

Wo ist das Kind, das ständig lacht?

Schmerz, der in der Seele wächst

alles nichtig, alles schlecht?

Die Farben sind heut’ bunter

der Regen scheint recht munter

und unter der Fassade

spiel’ ich euch Maskerade

Um ich zu sein, ein kleines Kind

das mutig auf die Lava springt

eigenwillig

Ihr wollt mich

in eine Form

pressen

Jeden Winkel

meines Lebens

ausmessen

Mir schöne Kleider

nähen

Für’s Auge

bin ich dann

schön anzusehen

Doch im Schritt

da zwickt’s!

Die Strumpfhose

sitzt eng

Das Gesicht

schaut streng

Der Stuhl

ist unbequem

Ich will nur

aufatmen –

in der Sonne

stehen –

anstatt in den

ewig selben

Gedanken darüber

zu vergehen

Raus, draußen

aus mir heraus!

Ablegen

überwinden

Mich nackt

vor euch stellen

schreien, zicken

bellen!

Echt sein

Weder Scham

noch Schuld

spür‘n

Nur Reinheit

in ihrer

höchsten Form

Der Natur

der Haut

Dreck, Blut

und Staub

Rückhalt

Die Grenzen, die du siehst

halten dich in ihren Armen

Du denkst, es ist eine Umarmung

doch es ist purer Wahnsinn

Taufe

Der Ausweg war

nichts selbst zu wagen

Durch die Hand

des anderen

ging ich baden

Reingewaschen

hat’s mich nicht

Wahrheit

Atme tief

und nehme wahr

denn wer denkt, der spürt nicht klar

Atme tief

dein Blick sich klärt

Wie viel ist dir Wahrheit wert?

– truth is the way

Licht an

Mach das Licht aus

Ja sei still!

Lächle einfach vor dich hin

und zum Weinen

geh ins Zimmer

Des anderen Leid will man nicht sehen Nur das eigene, das zählt!

Alles läuft so ab

Jeder spürt es, keiner spricht

Der Letzte löscht im Flur

das Licht

Wieso könnt ihr mich nicht akzeptieren lieben, nehmen, wie ich bin und wie ich bleibe? Es ist nicht einfach!

Ich akzeptiere mich

und akzeptiere euch

versuche es zumindest

jeden Tag von Neuem

In mir drin

kann ich mir selbst

kaum glauben

Alles läuft so ab

diesmal nicht wie immer!

Jeder weiß es, eine spricht

Keiner löscht im Flur

das Licht

Spiegelarbeit

Tagaus, tagein

machst du dich fein

Ein edler Herr

willst du stets sein

Leute hier und Leute da

Zylinder hoch

die Hosen runter

Was steckt wirklich

tief darunter?

Spieglein, Spieglein

sag mir doch

was die and’ren

denken mögen

Spieglein, so verrat mir doch

Worum geht’s

im echten Leben?

Ein zweites Ich

baust du dir auf

Ein Abbild

das ins Leben startet

Ohne Wünsche

Ohne Sorgen

Unbestechlich gutaussehend

sehr gepflegt und rein

Ein Bild von dem

die Leute träumen

Tolles Image, super fine

Hast du schon mal in den Spiegel geschaut und versucht in beide Augen gleichzeitig zu blicken? Mach den Test! Was für Komplexe scheinen dir entgegen? Du wirst wissen du hast dich jahrelang betrogen

Spieglein, Spieglein

sag mir doch

was die and’ren denken mögen

Spieglein, so verrat mir doch

Worum geht’s

im echten Leben?

fy

Ich hasse Dich

dafür, dass Du bist

wie Du bist

dafür, dass Du uns

behandelst

ja misshandelst

Opfer wird Täter

Täter ist Täter

Entschuldigung

gibt es keine

Verantwortung

trage ich nur meine

Ich leide, Du leidest?

Mir tut’s leid

doch tu’ ich Dir

nicht weh

Wenn’s Dir leid tut

tust Du’s trotzdem

Opfer wird Täter

bleibt Opfer

Rotwein

Im Weinglasspiegelbild

da siehst du nichts

außer wie scharf dein Geist wohl ist

Groß und aufgeblasen

eingeengt in jeder Flasche

roten Weins

Du magst die Menschen nicht

stößt alle von dir weg

Ablehnung statt Zuwendung

Selbsthass erster Güte

Du weißt

dass du dich selbst nur hasst

und willst

dass jeder mit dir leidet

Es macht dir fast schon Spaß

weil du nicht weißt

was Spaß

in Wirklichkeit bedeutet

Freude hast du keine

und Freunde auch nicht

darauf bist du scheinbar stolz

Unzufriedenheit für alle

ist deine Art Gerechtigkeit

Es ist nicht deine Schuld

würd’ ich dir gerne sagen könn’n

Willkommen warst du nicht

weshalb auch du niemand

willkommen heißen kannst

Die Wahrheit ist, das stimmt so nicht

denn wie ich meine habe

trägst auch du und jeder andere

die eigene, nicht Schuld

jedoch Verantwortung

Wenn jeder nur sich dieser

nicht entziehen würde

wäre die Welt dann nicht

ein bess’rer Ort?

Im Weinglasspiegelbild

siehst du das nicht

Jedoch wie groß dein Ego ist