Ein Hauch von Glück ist überall - Christa Frei S. - E-Book

Ein Hauch von Glück ist überall E-Book

Christa Frei S.

0,0

Beschreibung

Dieser zweite Teil der »Geschichten in Versform« über das Auswandern handelt weniger vom Abschied aus der alten und der Ankunft in der neuen Welt als vielmehr von denjenigen, die sich in der Fremde schon – mehr oder weniger glücklich – eingerichtet haben. Die sprichwörtliche Erfahrung »Andere Länder, andere Sitten«, wie eine der Versgeschichten überschrieben ist, trägt sicher jeder Auswanderer irgendwo im Handgepäck mit sich. Die Probleme sind aber auch in einer anderen Welt im Grunde immer die gleichen. Und das Glück, das man sich erhoffte, hängt nur allzu oft von einem selbst ab. Diesem Hauch von Glück spürt die Autorin in ihren humorvollen Versen nach.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 72

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



INHALT

Heimatsehnsucht

Eine großartige Erfindung

Der große Irrtum

Am Ende wird noch alles gut

Ein schädliches Verhalten

Alter schützt vor Torheit nicht

Das große Experiment

Der vermeintliche Ruhestand

Ein Hoch auf die »Deutsche Welle«

Großvater gerät in Verdacht

Pater Franzens Lebensabend

Stammtischgespräche

Kindersegen

Andere Länder, andere Sitten

Das misslungene Projekt

Gasthaus Germania

Die Notlandung

Die Fehlentscheidung

Ein mühevolles Unternehmen

Unverschämte Mädchenbande

HEIMATSEHNSUCHT

Nach dreißig Jahren in den Tropen ist Heimatrückkehr längst geboten.

Maximilian und Heide

sind schon lange, und zwar beide,

von einer Heimkehr überzeugt.

Schon seit ein paar Jahren äugt

der Max in Richtung Heimatstadt.

Er hat die Tropenhitze satt.

Und auch so im Allgemeinen

will es Max und Heide scheinen,

zu Hause wär’ es doch am Besten.

Sie haben hier zwar einen festen

Platz in Tropenwaldes Nähe,

aber Max, der Gute, sähe

sich lieber auf des Feldbergs Spitze,

weg von Feuchtigkeit und Hitze.

Der Schwarzwald hat ihm oft gefehlt,

aber eben bald schon zählt,

der schönen Heimat zugewandt,

nur noch das lieb Vaterland.

Die Beiden sind schon stark am Räumen,

aber dummerweise zäumen

sie das Pferd von hinten auf.

Alles, was so im Verlauf

von den langen dreißig Jahren

zum Brauchen und zum Aufbewahren

sich in Massen angesammelt,

auf einem Riesentisch gerammelt

voll auf einem Haufen liegt.

Der riesige Verkaufstisch biegt

sich fast vor all den vielen Dingen.

Die sind nun an den Mann zu bringen.

Viel zu schnell der Haufen schwindet.

Besonders Heide überwindet

eine starke Traurigkeit,

aber auch der Max befreit

sich nur schwerlich von der Reue.

Oberstes Gebot: Man freue

sich aufs liebe Vaterland.

Doch wie’s so geht in diesem Leben,

etwas geht bestimmt daneben,

und zwar tüchtig, ganz enorm,

und nebenher in einer Form,

wie’s niemals zu erwarten war.

Gewaltig, unberechenbar,

durch ein Schreiben von der Esther,

Maximilianens Schwester,

schon seit Jahren in den Staaten,

sie völlig aus der Bahn geraten:

»Lieber Bruder«, schreibt die Esther.

»Nach Überlegung hab mit fester

Absicht ich mich durchgerungen,

höchst gewollt und ungezwungen

auf Deine Wünsche einzugehen.

Ich sagte mir, lass es geschehen.

Du hast mir mehrmals schon geschrieben,

lass den ganzen Krempel liegen.

Komm zu uns, hier ist es herrlich.

Leider bin ich nur recht spärlich

auf Deine Briefe eingegangen.

Nun aber kam es zum Verlangen,

endlich einen Flug zu buchen,

um Euch beide zu besuchen.«

Meine Güte! Jetzt wird’s brenzlig.

So kommen Max und Heide gänzlich

in eine höchst verzwickte Lage.

Die liebe Schwester wird zur Plage

statt zum freudigen Ereignis.

Wär’s nicht zum Heulen, wär’s zum Lachen.

All die guten, schönen Sachen,

die am Vortag weggetragen,

ach herrje, es war zum Klagen,

musst’ durch Borgen man ersetzen.

Max und Heide müssen hetzen

und von einem Ort zum andern

durch die ganze Gegend wandern.

Hier ein Töpfchen, da ’ne Pfanne,

Teller, Löffel, Kaffeekanne,

ein nicht endendes Gewirr

von Bürsten, Besen und Geschirr

sie über Wege, Straßen, Treppen

in eine Notbehausung schleppen.

Denn mit ihrem schönen Haus

ist’s für alle Zeiten aus.

Das wird gerade neu belegt.

Die gute Schwester aber pflegt

sich mit Luxus zu umgeben.

Trotz dem eifrigen Bestreben,

gewissen Wohlstand zu erreichen,

wurd’s zum Chaos ohnegleichen.

Maxels Schwester, arg verpäppelt,

glaubt, man hätte sie veräppelt.

Ohne langes Zeitverlieren

fängt sie an mit lamentieren,

heftig und in einem fort.

Mitnichten kommt der Max zum Wort.

Am Ende lamentieren beide,

zu guter Letzt dann auch die Heide.

Es ist ein Streiten ohne Grenzen.

Maxel zieht die Konsequenzen

und beginnt mit Höchstbeeilung

mit der leidigen Verteilung

von ausgeborgten Hausartikeln.

Schon balde kommt es zum Entwickeln

von diversen Schwierigkeiten,

die im Ganzen und im Breiten

sich aber stets zum Guten wenden,

Diskussionen schnell beenden.

Heides Freundin Marianne

bringt er statt der Kaffeekanne,

es ist ja wirklich kaum zu fassen,

ein paar fremde Untertassen.

Max ist schrecklich durcheinander.

Seinem Landsmann Alexander

will er gänzlich auf die Schnelle

nebst seiner alten Suppenkelle

auch noch Olga-Trudis Tassen

und einen Bratentopf verpassen.

Seiner Nachbarin, der Rose,

bringt er eine Zuckerdose,

die sie schon beim Sepp gesehen.

Durch Vergesslichkeit entstehen

immer wieder kleine Pannen,

doch am End’ auch das Entspannen.

Ruhe hat sich eingefunden.

Esther ist ganz schnell verschwunden.

Es war nicht anders zu erwarten.

Und auch Max und Heide starten,

ohne lange noch zu fackeln,

nach dem leidigen Spektakeln

nun in aller Seelenruh’

in Richtung Feldbergs Spitze zu.

EINE GROSSARTIGE ERFINDUNG

Das Radio ist zur Volksverbindung eine Supermordserfindung.

Obschon man lieber TV sähe

dort in Tropenwaldes Nähe.

Das Radio ist von größtem Wert,

unterhaltsam und beschert

nebenbei den Farmersleut’

von nah und fern und weit verstreut

auch noch einen großen Nutzen.

Mancher Sendung kann man trutzen,

doch wenn’s um Neuigkeiten geht,

ist es stets voll aufgedreht.

Schon früh beim Melken im Corral,

in der Küche und im Stall,

überall bei jedem Werken

hilft es Arbeitslust zu stärken.

Dreimal, manchmal viermal täglich

lauscht gespannt man den unsäglich

verschiedenart’gen Mitteilungen,

die man stets ganz ungezwungen

höchst publik für jedermann

durchs Radio übermitteln kann:

Farmer Constantino Ruiz

meldet seinem Freund Luis

von einer Viehfarm weit im Osten,

er solle morgen früh beim Posten

in der Stadt auch gleich für ihn,

es ginge doch in einem hin,

etwas Käselab besorgen.

Wenn’s Wetter tut, würd’ übermorgen

er sich in den Sattel schwingen,

den langen Weg zu ihm bezwingen.

Stell den Wein schon mal bereit,

übermorgen hab ich Zeit.

So konnte es denn auch geschehen,

dass spontan, im Handumdrehen

auch Farmer Costas sich erdreist

und in Richtung Osten reist.

Tino steht in seiner Schuld.

Mit äußerst stoischer Geduld

wartet er im Hinterhalt

auf Constantino Ruiz’ Gestalt.

Beim abrupten Konfrontieren

galt’s, die Zeit nicht zu verlieren

und schleunigst auf den Punkt zu kommen.

Tino seinerseits mit frommen

Sprüchen aber höchst beleidigt

seine Wesensart verteidigt:

»Ein Halunke bin ich nicht!

Denn ein Tino Ruiz der bricht

nie und nimmer ein Versprechen,

tut keine Kompromisse brechen.

Ich bewahr mir Dignität.

So, lieber Costas, es ist spät.

Ich muss jetzt leider weiterreiten.

Willst du mich ans Ziel begleiten,

so kannst du das auch ruhig machen,

doch ich sag’s, in puncto Sachen

meiner klitzekleinen Schulden

musst’ dich eben noch gedulden.

Ich bezahle wenn ich k a n n.

Alles Gute und bis dann.«

Der Farmer Costas aber lenkt

sein Pferd nach Hause und gedenkt,

sich statt mit Tino anzulegen,

irgendwie auf andern Wegen

und auf andre Art und Weisen

seine Stärke zu beweisen.

Er denkt an Rundfunks Unterstützung.

So geht er ran an die Benützung

jenes Allerweltsgerätes.

Lieber wär’ es ihm, man tät es

auf eine andre Weise regeln

statt mit Zorn herumzuflegeln.

Doch der Tino will’s nicht anders,

denn nach seiner Meinung fand er’s

bis jetzt als eine Bagatelle,

einfach so und auf die Schnelle

ein kleines Kapital zu borgen

und dann, ohne sich zu sorgen,

die Rückerstattung nach Belieben

immer wieder zu verschieben.

So will nun Costas Ordnung schaffen,

geht zielbestrebt und forsch mit straffen

Vorstellungen von der Chose

auf ausgesprochen mitleidslose

Art in Richtung Radiosender.

Costas war noch nie ein Blender

aber auch kein Hasenfuß.

Es galt zu tun, was man so muss.

Schon am nächsten Tag um sieben,

sowie hüben wie auch drüben,

dort, wo man schon emsig waltet,

ist das Radio eingeschaltet.

Auch der Tino lauscht bedächtig

am Küchentisch und höchst einträchtig

im Kreise aller seiner Lieben.

Keiner ist im Bett geblieben.

Nach einem fröhlich munter’m Singen

kommt nun endlich das Beginnen

vom Lesen aller Mitteilungen.

Die vom Costas ganz gelungen,

wortgetreu, wie aufgetragen,

führt zu starkem Unbehagen

beim Tino, und zwar ganz enorm.

Trotz der recht subtilen Form,

wie Costas diese formulierte,

sie dennoch zu Bedenken führte:

»Constantino, hör mir zu.

Sollest du, und zwar im Nu

und ohne weiter auszuweichen,

deine Schulden nicht begleichen,

müsst’ ich mich dazu bekennen

und deinen vollen Namen nennen.

Costas grüßt dich, jetzt noch gütlich.

Später würd’ es ungemütlich

bei Nichtbegleichung deiner Schulden.

Aufschub werd ich nicht mehr dulden.«

Am selben Tag noch gegen Abend

kommt Tinos Cowboy munter trabend

mit dem Ausstand angeritten.

So hat Costas unbestritten

ohne Streit und recht gelungen

sich schnellstens einen Sieg errungen.

Der patente Radiosender

ist nebenher auch Freudespender.

Bei Geburtstag, Hochzeit, Taufen

Glückwünsche übers Radio laufen.

Auch bei irgendetwas suchen

gibt’s Erfolge zu verbuchen.

Wir suchten einst, es war sehr dringend,

intensiv und händeringend

einen Hund. Ein treuer Hüter,

um unsere diversen Güter

um und in den Hausregionen

von Überfällen zu verschonen.

Es kamen dann auch mächtig viele

mit ihren Hunden und dem Ziele,

ohne Anstrengung mit ihnen

einen Batzen zu verdienen.

Ein riesenhaftes Kuddelmuddel

von Dobermann bis hin zum Pudel,

Dackel, Boxer, Terrier.

Bei manchen war es ziemlich schwer,

eine Rasse zu erkennen.

Am Schluss macht Dobermann das Rennen.

Von all den vielen Hergebrachten