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Dieser zweite Teil der »Geschichten in Versform« über das Auswandern handelt weniger vom Abschied aus der alten und der Ankunft in der neuen Welt als vielmehr von denjenigen, die sich in der Fremde schon – mehr oder weniger glücklich – eingerichtet haben. Die sprichwörtliche Erfahrung »Andere Länder, andere Sitten«, wie eine der Versgeschichten überschrieben ist, trägt sicher jeder Auswanderer irgendwo im Handgepäck mit sich. Die Probleme sind aber auch in einer anderen Welt im Grunde immer die gleichen. Und das Glück, das man sich erhoffte, hängt nur allzu oft von einem selbst ab. Diesem Hauch von Glück spürt die Autorin in ihren humorvollen Versen nach.
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Seitenzahl: 72
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Heimatsehnsucht
Eine großartige Erfindung
Der große Irrtum
Am Ende wird noch alles gut
Ein schädliches Verhalten
Alter schützt vor Torheit nicht
Das große Experiment
Der vermeintliche Ruhestand
Ein Hoch auf die »Deutsche Welle«
Großvater gerät in Verdacht
Pater Franzens Lebensabend
Stammtischgespräche
Kindersegen
Andere Länder, andere Sitten
Das misslungene Projekt
Gasthaus Germania
Die Notlandung
Die Fehlentscheidung
Ein mühevolles Unternehmen
Unverschämte Mädchenbande
Nach dreißig Jahren in den Tropen ist Heimatrückkehr längst geboten.
Maximilian und Heide
sind schon lange, und zwar beide,
von einer Heimkehr überzeugt.
Schon seit ein paar Jahren äugt
der Max in Richtung Heimatstadt.
Er hat die Tropenhitze satt.
Und auch so im Allgemeinen
will es Max und Heide scheinen,
zu Hause wär’ es doch am Besten.
Sie haben hier zwar einen festen
Platz in Tropenwaldes Nähe,
aber Max, der Gute, sähe
sich lieber auf des Feldbergs Spitze,
weg von Feuchtigkeit und Hitze.
Der Schwarzwald hat ihm oft gefehlt,
aber eben bald schon zählt,
der schönen Heimat zugewandt,
nur noch das lieb Vaterland.
Die Beiden sind schon stark am Räumen,
aber dummerweise zäumen
sie das Pferd von hinten auf.
Alles, was so im Verlauf
von den langen dreißig Jahren
zum Brauchen und zum Aufbewahren
sich in Massen angesammelt,
auf einem Riesentisch gerammelt
voll auf einem Haufen liegt.
Der riesige Verkaufstisch biegt
sich fast vor all den vielen Dingen.
Die sind nun an den Mann zu bringen.
Viel zu schnell der Haufen schwindet.
Besonders Heide überwindet
eine starke Traurigkeit,
aber auch der Max befreit
sich nur schwerlich von der Reue.
Oberstes Gebot: Man freue
sich aufs liebe Vaterland.
Doch wie’s so geht in diesem Leben,
etwas geht bestimmt daneben,
und zwar tüchtig, ganz enorm,
und nebenher in einer Form,
wie’s niemals zu erwarten war.
Gewaltig, unberechenbar,
durch ein Schreiben von der Esther,
Maximilianens Schwester,
schon seit Jahren in den Staaten,
sie völlig aus der Bahn geraten:
»Lieber Bruder«, schreibt die Esther.
»Nach Überlegung hab mit fester
Absicht ich mich durchgerungen,
höchst gewollt und ungezwungen
auf Deine Wünsche einzugehen.
Ich sagte mir, lass es geschehen.
Du hast mir mehrmals schon geschrieben,
lass den ganzen Krempel liegen.
Komm zu uns, hier ist es herrlich.
Leider bin ich nur recht spärlich
auf Deine Briefe eingegangen.
Nun aber kam es zum Verlangen,
endlich einen Flug zu buchen,
um Euch beide zu besuchen.«
Meine Güte! Jetzt wird’s brenzlig.
So kommen Max und Heide gänzlich
in eine höchst verzwickte Lage.
Die liebe Schwester wird zur Plage
statt zum freudigen Ereignis.
Wär’s nicht zum Heulen, wär’s zum Lachen.
All die guten, schönen Sachen,
die am Vortag weggetragen,
ach herrje, es war zum Klagen,
musst’ durch Borgen man ersetzen.
Max und Heide müssen hetzen
und von einem Ort zum andern
durch die ganze Gegend wandern.
Hier ein Töpfchen, da ’ne Pfanne,
Teller, Löffel, Kaffeekanne,
ein nicht endendes Gewirr
von Bürsten, Besen und Geschirr
sie über Wege, Straßen, Treppen
in eine Notbehausung schleppen.
Denn mit ihrem schönen Haus
ist’s für alle Zeiten aus.
Das wird gerade neu belegt.
Die gute Schwester aber pflegt
sich mit Luxus zu umgeben.
Trotz dem eifrigen Bestreben,
gewissen Wohlstand zu erreichen,
wurd’s zum Chaos ohnegleichen.
Maxels Schwester, arg verpäppelt,
glaubt, man hätte sie veräppelt.
Ohne langes Zeitverlieren
fängt sie an mit lamentieren,
heftig und in einem fort.
Mitnichten kommt der Max zum Wort.
Am Ende lamentieren beide,
zu guter Letzt dann auch die Heide.
Es ist ein Streiten ohne Grenzen.
Maxel zieht die Konsequenzen
und beginnt mit Höchstbeeilung
mit der leidigen Verteilung
von ausgeborgten Hausartikeln.
Schon balde kommt es zum Entwickeln
von diversen Schwierigkeiten,
die im Ganzen und im Breiten
sich aber stets zum Guten wenden,
Diskussionen schnell beenden.
Heides Freundin Marianne
bringt er statt der Kaffeekanne,
es ist ja wirklich kaum zu fassen,
ein paar fremde Untertassen.
Max ist schrecklich durcheinander.
Seinem Landsmann Alexander
will er gänzlich auf die Schnelle
nebst seiner alten Suppenkelle
auch noch Olga-Trudis Tassen
und einen Bratentopf verpassen.
Seiner Nachbarin, der Rose,
bringt er eine Zuckerdose,
die sie schon beim Sepp gesehen.
Durch Vergesslichkeit entstehen
immer wieder kleine Pannen,
doch am End’ auch das Entspannen.
Ruhe hat sich eingefunden.
Esther ist ganz schnell verschwunden.
Es war nicht anders zu erwarten.
Und auch Max und Heide starten,
ohne lange noch zu fackeln,
nach dem leidigen Spektakeln
nun in aller Seelenruh’
in Richtung Feldbergs Spitze zu.
Das Radio ist zur Volksverbindung eine Supermordserfindung.
Obschon man lieber TV sähe
dort in Tropenwaldes Nähe.
Das Radio ist von größtem Wert,
unterhaltsam und beschert
nebenbei den Farmersleut’
von nah und fern und weit verstreut
auch noch einen großen Nutzen.
Mancher Sendung kann man trutzen,
doch wenn’s um Neuigkeiten geht,
ist es stets voll aufgedreht.
Schon früh beim Melken im Corral,
in der Küche und im Stall,
überall bei jedem Werken
hilft es Arbeitslust zu stärken.
Dreimal, manchmal viermal täglich
lauscht gespannt man den unsäglich
verschiedenart’gen Mitteilungen,
die man stets ganz ungezwungen
höchst publik für jedermann
durchs Radio übermitteln kann:
Farmer Constantino Ruiz
meldet seinem Freund Luis
von einer Viehfarm weit im Osten,
er solle morgen früh beim Posten
in der Stadt auch gleich für ihn,
es ginge doch in einem hin,
etwas Käselab besorgen.
Wenn’s Wetter tut, würd’ übermorgen
er sich in den Sattel schwingen,
den langen Weg zu ihm bezwingen.
Stell den Wein schon mal bereit,
übermorgen hab ich Zeit.
So konnte es denn auch geschehen,
dass spontan, im Handumdrehen
auch Farmer Costas sich erdreist
und in Richtung Osten reist.
Tino steht in seiner Schuld.
Mit äußerst stoischer Geduld
wartet er im Hinterhalt
auf Constantino Ruiz’ Gestalt.
Beim abrupten Konfrontieren
galt’s, die Zeit nicht zu verlieren
und schleunigst auf den Punkt zu kommen.
Tino seinerseits mit frommen
Sprüchen aber höchst beleidigt
seine Wesensart verteidigt:
»Ein Halunke bin ich nicht!
Denn ein Tino Ruiz der bricht
nie und nimmer ein Versprechen,
tut keine Kompromisse brechen.
Ich bewahr mir Dignität.
So, lieber Costas, es ist spät.
Ich muss jetzt leider weiterreiten.
Willst du mich ans Ziel begleiten,
so kannst du das auch ruhig machen,
doch ich sag’s, in puncto Sachen
meiner klitzekleinen Schulden
musst’ dich eben noch gedulden.
Ich bezahle wenn ich k a n n.
Alles Gute und bis dann.«
Der Farmer Costas aber lenkt
sein Pferd nach Hause und gedenkt,
sich statt mit Tino anzulegen,
irgendwie auf andern Wegen
und auf andre Art und Weisen
seine Stärke zu beweisen.
Er denkt an Rundfunks Unterstützung.
So geht er ran an die Benützung
jenes Allerweltsgerätes.
Lieber wär’ es ihm, man tät es
auf eine andre Weise regeln
statt mit Zorn herumzuflegeln.
Doch der Tino will’s nicht anders,
denn nach seiner Meinung fand er’s
bis jetzt als eine Bagatelle,
einfach so und auf die Schnelle
ein kleines Kapital zu borgen
und dann, ohne sich zu sorgen,
die Rückerstattung nach Belieben
immer wieder zu verschieben.
So will nun Costas Ordnung schaffen,
geht zielbestrebt und forsch mit straffen
Vorstellungen von der Chose
auf ausgesprochen mitleidslose
Art in Richtung Radiosender.
Costas war noch nie ein Blender
aber auch kein Hasenfuß.
Es galt zu tun, was man so muss.
Schon am nächsten Tag um sieben,
sowie hüben wie auch drüben,
dort, wo man schon emsig waltet,
ist das Radio eingeschaltet.
Auch der Tino lauscht bedächtig
am Küchentisch und höchst einträchtig
im Kreise aller seiner Lieben.
Keiner ist im Bett geblieben.
Nach einem fröhlich munter’m Singen
kommt nun endlich das Beginnen
vom Lesen aller Mitteilungen.
Die vom Costas ganz gelungen,
wortgetreu, wie aufgetragen,
führt zu starkem Unbehagen
beim Tino, und zwar ganz enorm.
Trotz der recht subtilen Form,
wie Costas diese formulierte,
sie dennoch zu Bedenken führte:
»Constantino, hör mir zu.
Sollest du, und zwar im Nu
und ohne weiter auszuweichen,
deine Schulden nicht begleichen,
müsst’ ich mich dazu bekennen
und deinen vollen Namen nennen.
Costas grüßt dich, jetzt noch gütlich.
Später würd’ es ungemütlich
bei Nichtbegleichung deiner Schulden.
Aufschub werd ich nicht mehr dulden.«
Am selben Tag noch gegen Abend
kommt Tinos Cowboy munter trabend
mit dem Ausstand angeritten.
So hat Costas unbestritten
ohne Streit und recht gelungen
sich schnellstens einen Sieg errungen.
Der patente Radiosender
ist nebenher auch Freudespender.
Bei Geburtstag, Hochzeit, Taufen
Glückwünsche übers Radio laufen.
Auch bei irgendetwas suchen
gibt’s Erfolge zu verbuchen.
Wir suchten einst, es war sehr dringend,
intensiv und händeringend
einen Hund. Ein treuer Hüter,
um unsere diversen Güter
um und in den Hausregionen
von Überfällen zu verschonen.
Es kamen dann auch mächtig viele
mit ihren Hunden und dem Ziele,
ohne Anstrengung mit ihnen
einen Batzen zu verdienen.
Ein riesenhaftes Kuddelmuddel
von Dobermann bis hin zum Pudel,
Dackel, Boxer, Terrier.
Bei manchen war es ziemlich schwer,
eine Rasse zu erkennen.
Am Schluss macht Dobermann das Rennen.
Von all den vielen Hergebrachten