Ein hoffnungsvoller Cowboy - Liz Isaacson - E-Book

Ein hoffnungsvoller Cowboy E-Book

Liz Isaacson

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Beschreibung

Er kämpft damit, in seine neue Rolle als alleinerziehender Vater hineinzuwachsen. Sie versucht, ihre Ranch am Laufen und ihr Herz intakt zu halten. Können Nate und Ginger aus Liebeskummer ein „Für immer“ schaffen? Cowboys, die nach einer zweiten Chance im Leben, der Liebe und dem Glück suchen. Nathaniel Mulbury ist vorzeitig aus einer sechsjährigen Haftstrafe entlassen worden, um für den vier Jahre alten Sohn seines Bruders zu sorgen. Gezeichnet vom Schmerz über den Tod seines Bruders und seinem andauernden Schuldgefühl für die Rolle, die er in dem Investmentbetrug gespielt hat, die ihn ins Gefängnis gebracht hat, hat Nate noch ein Problem. Er ist noch nie ein Vater gewesen und er hat keine Ahnung, wie er für Connor sorgen soll. Eigentlich zwei Probleme: Er wird entlassen, aber in die Aufsicht der Ranch Ewige Hoffnung, einer Ranch, auf der er während seiner Bewährung arbeiten soll, die von der schönen und klugen Ginger Talbot geleitet wird. Er hat keine Erfahrung als Cowboy und keinen Platz in seinem Leben für eine Frau. Ginger hat sich schon mit vielen Männern wie Nate befasst, auch wenn die Funken zwischen ihnen nicht nur aufgrund seines Hintergrunds sprühen. Sie wird sich nicht wieder in ein gut geschnittenes Gesicht und einen tollen Bizeps verlieben. Schließlich haben Gefangene sehr viel Zeit, zu trainieren. Aber irgendetwas ist an Nate anders und würde ihre sanfte Seite ansprechen, wenn sie ihn an sich heranlassen würde. Wenn sie nur wüsste, wie sie irgendwen an sich heranlassen sollte… Aber Ginger ist aus guten Gründen zurückhaltend und sie wird nicht riskieren, die Ranch Ewige Hoffnung – oder ihr Herz – noch mal zu verlieren. Können Ginger und Nate ihr Glücklich-bis-ans-Lebensende finden, ihren Pflichten auf der Ranch nachgehen und eine Familie gründen? Oder wird das Risiko für beide zu groß sein?

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EIN HOFFNUNGSVOLLE COWBOY

EIN MULBURY BOYS-LIEBESROMAN,ROMANZE AUF DER RANCH DER EWIGEN HOFFNUNG BUCH 1

LIZ ISAACSON

INHALT

Beschreibung des Buchs

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Vorgeschmack Ein überfürsorglicher Cowboy Kapitel Eins

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Über die Autorin

BESCHREIBUNG DES BUCHS

Er kämpft damit, in seine neue Rolle als alleinerziehender Vater hineinzuwachsen. Sie versucht, ihre Ranch am Laufen und ihr Herz intakt zu halten. Können Nate und Ginger ein aus Liebeskummer ein „Für immer“ schaffen?

Cowboys, die nach einer zweiten Chance im Leben, der Liebe und dem Glück suchen.

Nathaniel Mulbury ist vorzeitig aus einer sechsjährigen Haftstrafe entlassen worden, um für den vier Jahre alten Sohn seines Bruders zu sorgen. Gezeichnet vom Schmerz über den Tod seines Bruders und seinem andauernden Schuldgefühl für die Rolle, die er in dem Investmentbetrug gespielt hat, die ihn ins Gefängnis gebracht hat, hat Nate noch ein Problem. Er ist noch nie ein Vater gewesen und er hat keine Ahnung, wie er für Connor sorgen soll.

Eigentlich zwei Probleme: Er wird entlassen, aber in die Aufsicht der Ranch Ewige Hoffnung, einer Ranch, auf der er während seiner Bewährung arbeiten soll, die von der schönen und klugen Ginger Talbot geleitet wird. Er hat keine Erfahrung als Cowboy und keinen Platz in seinem Leben für eine Frau.

Ginger hat sich schon mit vielen Männern wie Nate befasst, auch wenn die Funken zwischen ihnen nicht nur aufgrund seines Hintergrunds sprühen. Sie wird sich nicht wieder in ein gut geschnittenes Gesicht und einen tollen Bizeps verlieben. Schließlich haben Gefangene sehr viel Zeit, zu trainieren.

Aber irgendetwas ist an Nate anders und würde ihre sanfte Seite ansprechen, wenn sie ihn an sich heranlassen würde. Wenn sie nur wüsste, wie sie irgendwen an sich heranlassen sollte… Aber Ginger ist aus guten Gründen zurückhaltend und sie wird nicht riskieren, die Ranch Ewige Hoffnung – oder ihr Herz – noch mal zu verlieren.

Können Ginger und Nate ihr Glücklich-bis-ans-Lebensende finden, ihren Pflichten auf der Ranch nachgehen und eine Familie gründen? Oder wird das Risiko für beide zu groß sein?

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KAPITELEINS

Nathaniel Mulbury konnte etwas in der Luft riechen. Etwas, das ankündigte, dass ein Wandel im Anflug war.

Ein großer Wandel.

Er ging ans Fenster in der Tür seines Schlafsaals und blickte in beide Richtungen den Flur entlang. Er war in dem Flügel am entfernten Ende des Flurs untergebracht, nur ein paar Zentimeter trennten seine Tür von der, die in den Garten führte. Und dahinter warteten die Baseballfelder. Die frische texanische Luft.

Er mochte seinen Schlafsaal, weil er keine der Raufereien aus dem Innenbereich hörte, der sich zu seiner linken und etwa hundert Meter den Flur entlang befand.

Niemand hielt zu dieser unpassenden Zeit dort auf. Eine Zählung war gerade angekündigt worden und es war nicht mal eine zu den normalen Zeiten. Die Männer im River Bay ertrugen fünf tägliche Zählungen, drei davon zwischen Mitternacht und fünf Uhr morgens.

Eine Zählung bedeutete, dass alle Gefangenen in ihren Schlafsälen sein mussten und wenn eine davon außerhalb der normalen Zeit angeordnet wurde, dann fand eine Auszählung statt. Also trat Nate zurück und stand sehr still stramm. Er war noch nie diszipliniert worden in den zweiundfünfzig Monaten, die er jetzt im River Bay FCI war. Er befand sich sechs Monate vor seinem Entlassungsdatum und das war aufgrund seines vorbildlichen Verhaltens im Gefängnis noch aktuell.

„Hörst du etwas?“, fragte Ted.

Nate schaute seinen Freund nicht einmal an. „Kein Wort.“

„Aber du bist ganz schön oft in dem Büro“, sagte er gedehnt.

Nate biss die Zähne zusammen und er wusste, dass Ted sehen würde, wie sein Kiefer sich anspannte. Aber er sagte nichts.

Es war wahr, er arbeitete im Büro mit den Bereichsleitern. Machte ihn nicht zu einem Eingeweihten für das, was sie wussten, und es gab ihm mit Sicherheit kein Insiderwissen, warum sie eine Auszählung um 2:15 Uhr am Nachmittag angeordnet hatten.

Er war die Nacht größtenteils wach gewesen, wie immer. Er half bei der Suizidwache und einer der Frischlinge hatte letzte Nacht schwer zu kämpfen.

Nate konnte sich an den Tag, an dem er nach River Bay gekommen war, so deutlich erinnern, als ob es gestern gewesen wäre. Sein Bruder, Ward, hatte ihn an der Einrichtung abgesetzt, nachdem er die Erlaubnis bekommen hatte, sich selbst in das Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe nur 240 Meilen von White Lake entfernt, wo seine Eltern und seine beiden Geschwister lebten, einzuweisen.

Ward war das Älteste der drei Mulbury Kinder und Nate war ihm mehr als nur dankbar gewesen an dem Tag, an dem er ihn zum FCL gefahren hatte. Er hatte seine Kleider nicht in Kartons packen und zurück zu seiner Mutter schicken müssen. Ward hatte sie mitgenommen.

Ich bewahre sie für dich auf, okay?, hatte er gesagt.

Nate hatte nur genickt, weil er Ward nicht beunruhigen wollte. Nicht noch mehr, als er schon getan hatte, wenn man ehrlich war. Nate war der einzige der Mulburys, der je wegen einer Straftat verurteilt worden war, und sein Herz setzte einen Schlag aus, wenn er daran dachte, aus River Bay entlassen zu werden. Was würde dort draußen auf ihn warten?

Seine Nackenhaare stellten sich auf und Nate schaute zu seiner Linken. Ein paar Bereichswärter kamen den Flur herunter und Nate hoffte, dass diese Auszählung schnell vorbei sein würde. Seine Einheit wurde normalerweise zuletzt gezählt. Er konzentrierte sich auf die Worte seines Bruders, als er Nate abgesetzt hatte.

Wir werden sehen, ob dir diese Kleidernoch passen, wenn du rauskommst. Ward hatte gelächelt, aber alles, woran Nate hatte denken können, waren die vielen Dinge, die er verpassen würde, während er im Gefängnis saß. Wards Frau war schwanger gewesen, als sie im River Bay ankamen.

Er hatte die Geburt seines ersten Neffen verpasst. Er hatte Wards und Janes Scheidung verpasst. Er hatte die Hochzeit seiner Schwester und die Geburt ihrer beiden Kinder verpasst. Er hatte Geburtstagsfeiern und Weihnachten und Picknicks und Tage draußen auf dem Boot am Golf von Mexiko verpasst.

Der Beamte knurrte: „Zählung komplett. Wir sind fertig.“

Nate seufzte, als seine Muskeln sich entspannten. Er stieg erschöpft zurück in sein Etagenbett. Er starrte auf die Unterseite der Koje über ihm und vor seinem geistigen Auge formte sich der flachsblonde Junge, zu dem Connor herangewachsen war.

Wards Sohn.

Ward kam Nate jede Woche besuchen, auch nach all den Monaten. Den Jahren. Jede Woche. An den meisten Feiertagen brachte er einige Menschen mit. Freunde von ihm, die Nate kannten, und mindestens einmal im Monat Nates Eltern.

Seine Eltern waren alt geworden, während Nate im Gefängnis gewesen war, und er hatte selbst das verpasst.

„Du bist dran mit Duschen“, sagte jemand, stieß mit dem Fuß gegen den Rahmen von Nates Bett. Er erhob sich von der Matratze, die ohnehin nicht komfortabel war, und ging aus der jetzt offenen Tür.

Er hatte gelernt, wachsam zu sein, wenn er nur schon den Flur hinunterging. Er war in einem Gefängnis mit niedriger Sicherheitsstufe untergebracht, was bedeutete, er konnte jederzeit fast überall und an jeden Ort kommen und gehen, wie er wollte. Es gab Regeln und Grenzen, die er schnell gelernt hatte, und er wollte nicht dabei erwischt werden, wie er in eine Richtung ging, während die anderen 1200 Männer im Camp in die andere liefen.

Er hatte eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren für seine Rolle in dem Investmentbetrug bekommen, aber es gab Männer hier drin, die bei einem Raub eine Waffe benutzt hatten, in Häuser eingebrochen waren, Verbrechen an Kindern verübt hatten und vieles mehr. Alles konnte passieren, wenn er nicht beobachtete, was jederzeit um ihn herum vorging.

Der einzige Moment, in dem er nicht wachsam sein musste, war während der zehnminütigen Dusche, die ihm jeden Tag gewährt wurde.

Was der Grund war, warum er sich vom Bett erhoben hatte und jetzt den Flur hinunter zu dem Badezimmer ging, das er mit den anderen siebenundvierzig Männern in seinem Flügel des Bereichs NF teilte.

Er seifte sich ein und rasierte sich, dann zog er seine Standard-Gefängniskleidung an und meldete sich dem Bereichswärter. Er hatte einen speziellen Pass, um hier zu arbeiten, und er half bei der Aktenführung und einfachen Dateneinträgen nun bereits seit ein paar Monaten. Die Arbeit war nicht stimulierend, aber es war Arbeit.

Jeder im Gefängnis musste arbeiten und die meisten Männer brauchten das Geld. Nate hatte keiner einzigen Seele erzählt, dass er es nicht brauchte. Ward hinterlegte jeden Monat Geld auf seinem Gefängnis-Bankkonto, obwohl er nicht mehr als dreihundertzehn Dollar im Monat ausgeben konnte.

Nate hatte, in all den Monaten, die er im River Bay war, nicht so viel ausgegeben. Er sah keinen Grund, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Tatsächlich war alles, was Nate die letzten zweiundfünfzig Monate getan hatte, jegliche Aufmerksamkeit von sich abzulenken.

Kopf runter. Mund zu. Das war, wie er die Kämpfe vermied, die Meinungsverschiedenheiten und die hohe Anzahl Tickets, die nur so von den Fingerspitzen der Bereichswärter zu fliegen schienen.

Niemand sprach mit ihm, was Nate sehr gut passte. Er kannte all die Männer und Frauen im Bereichsbüro und er fühlte sich sehr glücklich, diesem Bereich zugewiesen worden zu sein.

„Wie geht’s Charles?“, fragte er schlussendlich, als er und die Bereichssekretärin die einzigen zu sein schienen, die noch arbeiteten.

Sie sah von ihrem Computer auf, ihre Augen leicht glasig und Nate wunderte sich, wie es sich anfühlen würde, sich so behaglich zu fühlen, dass er nicht ständig aus den Fenstern genau hinter dem Wärter nach jedem Zeichen von Gefahr suchen würde.

„Oh, äh, ihm geht’s gut“, sagte sie, ihre Gedanken eindeutig ganz woanders. Ellen hatte dünnes, strähniges Haar in der Farbe reicher Erde. Sie steckte es ständig zurück, aber es fiel nur wieder nach vorne, weil es so fein war.

„Denkst du, er wird heute Nacht durchschlafen?“, fragte Nate, als er wieder auf seinen eigenen Computer sah. Der war mindestens fünf Jahre älter als der, an dem Ellen tippte und war nicht mit dem Internet verbunden. Nate hatte dreißig Minuten am Tag, um seine Mails herunter- und hochzuladen und allein wegen der Kommunikation mit seiner Mutter und Ward blieb ihm nicht genug Zeit, um bei allem auf dem Laufenden zu bleiben.

„Wahrscheinlich“, sagte Ellen. „Wir haben noch zwei weitere auf Abruf. Du warst letzte Nacht schon dran.“

Nate dachte an die Zählung um drei Uhr morgens zurück, und obwohl er dafür nicht strammstehen musste, wachte er jede Nacht auf, wenn die Bereichswärter mit ihren Taschenlampen so hell wie Scheinwerfer durch die Schlafsäle kamen.

Er nickte trotzdem und dachte, dass er es durch einen weiteren Tag geschafft hatte. Ein weiterer Tag in Richtung seiner Entlassung. In Richtung Freiheit.

* * *

Nate wurde geweckt, mitten in der Nacht, aber nicht durch schwere Stiefel auf dem Fußboden und schweifenden Lichtern, die kreuz und quer durch den Schlafsaal schienen.

Nein, jemand redete.

Die Männer in seinem Flügel verursachten die meiste Zeit keinen Ärger. Manchmal konnte Ted ziemlich wütend werden, aber er bellte lauter, als er zubiss. Obwohl Nate vermutete, dass er wahrscheinlich auch einen heftigen lauten Biss zeigen konnte. Er war wegen schwerer Körperverletzung hier. Er war in seiner Anwaltskanzlei in eine Rauferei geraten, hatte seine Fäuste genutzt, um den anderen von sich wegzuschieben, und hatte auf die harte Tour herausgefunden, dass Undercover-Polizisten wortwörtlich überall sein konnten.

Um die Sache noch schlimmer zu machen, hatte Ted auch noch ein Messer in einer Hand gehalten, weil er den Kuchen für eine Büroparty geschnitten hatte.

Folglich wurde er wegen schwerer Körperverletzung gegen einen Polizisten verurteilt. Die Anwaltskanzlei hatte wegen einiger fragwürdiger Aktivitäten mit dem Drogenkartell entlang der südlichen Grenze unter Beobachtung gestanden, und Ted war zum Opferlamm geworden.

Er hatte das Messer nicht benutzt, es aber in Besitz gehabt. Er hatte nicht die falschen Konten bedient, aber er hatte plötzlich eine Zielscheibe auf dem Rücken getragen. Er hatte für die Rechte seiner Klienten gekämpft und am Ende seine eigenen verloren.

Nate dachte, dass das Gesetz manchmal wirklich komisch sein konnte.

„Nate“, flüsterte ein Mann, beugte sich herunter und schien sein Licht direkt in Nates Augen.

Er kannte die Stimme, obwohl er zu geblendet war, um Percys Gesicht zu sehen. „Was?“, fragte er, und versuchte, nicht irritiert zu klingen. Einige Bereichswärter hatten schon für weitaus unschuldigere Fragen Tickets verhängt als die, die Nate gerade gestellt hatte. Er hielt eine Hand hoch, um seine Augen vor dem verdammten Licht zu schützen.

„Komm mit mir.“ Percy stand auf und ging weg. Nate blieb verwirrt zurück, als er versuchte sich aufzusetzen und zu verstehen, warum er mit Percy gehen sollte.

Regel Nummer eins im Gefängnis: Geh nie alleine mit einem Wärter weg.

Nate warf einen Blick auf Ted, der in der unteren Koje nur anderthalb Meter von Nate entfernt schlief. Sie teilten sich den Schreibtisch zwischen den beiden Kojen, aber Nate hatte seinen eigenen Schrank für sein persönliches Hab und Gut.

„Komm schon“, sagte Percy aus dem Flur und Nate stand auf.

„Ich brauche Schuhe“, sagte er.

„Nicht hierfür.“

„Nicht wofür?“, fragte Nate und sein Puls begann, ein bisschen zu schnell zu schlagen. Das Gewicht aller Augen seines Flurs lag auf ihm, aber Nate hatte wortwörtlich noch nie zuvor eine Szene gemacht.

Percy drehte sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck wieder zu ihm um. „Du ziehst besser deine Kleidung und deine Stiefel an.“

Nate nickte und zog sich um, es interessierte ihn nicht, dass jeder zusah. Er hatte sich ausziehen müssen, um in den Suizidbereich zu gehen, demnach war es keine große Sache, seine Schlafhose und sein T-Shirt gegen die offizielle Gefängnisuniform einzu tauschen.

Fertig angezogen trat er auf Percy zu, der immer noch aussah, als wäre er einen Atemzug vom Weinen entfernt.

Ellen erschien im Flur, ein panischer Ausdruck in ihrem Gesicht. Nate runzelte die Stirn und folgte Percy aus dem Raum.

Der andere Wärter sagte: „Legt euch wieder schlafen.“

„Was geht hier vor?“, fragte Ted. „Ihr könnt ihn nicht einfach mitnehmen. Er hat nichts getan.“

Die Tür schloss sich und sperrte alle anderen Insassen ein, während Nate draußen blieb. Er sah durch das unzerbrechliche Glas und seine Augen trafen Teds. Er war schon länger inhaftiert als Nate und hatte gerade Bronzestatus erreicht.

Fünf Jahre.

„Der Aufseher und der Gefängnisdirektor wollen dich sehen“, sagte Percy.

„Warum?“, fragte Nate. Er fühlte sich an diesem Abend mutig.

„Ich lasse es sie erklären.“

Ellen lief ihnen voraus, als sie das Gebäude verließen und den Bürgersteig unter dem wachsamen Auge des Mondes entlangliefen. Nate liebte es eigentlich, draußen zu sein; er hatte all die Wege dieses Ortes auswendig gelernt.

Er hatte den Gefängnisdirektor nur wenige Male getroffen und die Erfahrungen waren alle gut gewesen. Anspannung lag in der Luft, als die vier weitergingen; Ellens Pumps machten den lautesten Lärm auf dem Beton.

Sie führte sie in das Büro des Gefängnisdirektors, wo fünf Männer um den massiven Schreibtisch des Mannes herumstanden. Sie drehten sich alle zu Ellen und dem Rest der Gruppe um, als sie hereinkamen.

Nate hielt im Türrahmen inne und alles in seinem Körper sagte ihm, dass er den Raum nicht betreten sollte. Er scannte die Männer schnell, während er ein Dutzend Beobachtungen anstellte. Das Gefängnis konnte einen Mann lehren, die kleinsten Dinge zu erkennen; so viel stand fest.

Der Gefängnisdirektor sah aus, wie er immer aussah. Gut angezogen, mit einer Krawatte um seinen Hals geknotet. Heute war es eine blaue mit schwarzen Streifen.

Zwei andere Polizisten standen im Büro und sahen aus, als kämen sie gerade aus einem Café, das sie auf ihrer nächtlichen Runde besuchten.

Nates Hände ballten sich zu Fäusten, als er Blicke mit seinem Anwalt kreuzte, und er hob sein Kinn.

„Was geht hier vor?“, fragte er. Anwälte machten normalerweise um 1:30 Uhr morgens keine Hausbesuche, da war er sich verdammt sicher. Vor allem nicht Lawrence Matthews.

Keiner sprach. Die Anwesenden im Raum sahen sich alle gegenseitig an, bevor ihre Blicke am Ende wieder auf ihn fielen.

Der letzte Mann im Raum war Nates Bereichsmanager, Gregory Fellows. Er trug einen finsteren Ausdruck auf seinem Gesicht und nickte Ellen zu.

„Nate, komm, setz dich hin“, sagte er.

Nate konnte seine Beine nicht dazu bringen, sich zu bewegen. „Ellen“, sagte er so gelassen, wie er konnte, aber seine Nerven ließen alles in ihm vibrieren. „Sag es mir einfach.“

Sie setzte sich auf eine schwarze Ledercouch, direkt neben der Tür. Sie räusperte sich, schlug ihre Beine übereinander und hielt einen Ordner in ihrem Schoß, bevor sie mit Tränen in den Augen zu ihm aufsah.

Echten Tränen.

Nate wollte so weit und schnell wegrennen, wie er konnte. Was auch immer sie gleich sagen würde, konnte nichts Gutes sein.

„Nate“, sagte sie wieder. „Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber dein Bruder ist verstorben.“

Eine Grube öffnete sich in seinem Magen, aber er schaffte es noch zu sagen: „Was?“

„Ward ist verstorben“, sagte sie.

Der Name seines Bruders hallte in Nates Kopf wider. Ein Schrei begann in seiner Seele. „Aber er kommt am Freitag“, sagte er dümmlich. „Er bringt Connor mit.“ Ward brachte seinen Sohn nicht jedes Mal mit, aber normalerweise ein paar Mal im Monat. Er schickte E-Mails, um zu erzählen, dass Connor etwas für Nate im Kindergarten gemacht hatte, und sie demnach beide am Wochenende kommen würden.

„Nein, mein Lieber“, sagte Ellen und stand auf. Sie legte ihre Hand auf seinen Arm und Nate starrte sie an. „Es gab einen Unfall auf der Ranch und sie haben alles getan, was sie konnten.“ Sie wischte sich mit ihrer freien Hand übers Gesicht.

„Aber er überprüft die Ranches doch nur“, sagte Nate, nicht verstehend. „Was für eine Art von Unfall?“ Wie starb jemand dabei, ein Klemmbrett und Kugelschreiber herumzutragen?

Lawrence trat vor. „Nate, ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Als das Testament verlesen wurde, haben wir schnell —“

„Wann ist er gestorben?“, fragte Nate, und die Worte fühlten sich an, als gehörten sie zu jemand anderem. Er sah von Lawrence zu Ellen.

„Montagmorgen“, flüsterte Ellen.

„Aber es ist Mittwoch“, sagte Nate und Verwirrung irritierte seine Gedanken. Sie waren so verknotet, dass Nate nicht wusste, wie er klar denken sollte.

„Du hast die Beerdigung nicht verpasst“, sagte Ellen. Ihre dunklen Augen erinnerten Nate an die seines Vaters. Warum er an ihn dachte, wusste er nicht.

„Waren Sie sich bewusst, dass Ihr Bruder Sie als Sorgeberechtigten für seinen Sohn eingetragen hat?“, fragte Lawrence und griff in seine Schickimicki-Aktentasche. Er entnahm einen Stapel Papier und übergab ihn Nate.

Er hatte viel Zeit auf seinem Bett damit verbracht, komplizierte Rechtsdokumente zu lesen. Aber nicht mitten in der Nacht und nicht Minuten, nachdem man ihm gesagt hatte, dass sein Bruder und ältester Freund gestorben war. Ward kümmerte sich um alles – er hatte sich um Nate gekümmert – und Nate wusste nicht, wie er weiteratmen sollte.

„Nein“, sagte er, und starrte auf die schwarzen Buchstaben auf dem weißen Papier.

„Nun, das hat er“, sagte Gregory freundlich. Er führte Nate zu einem Stuhl direkt vor dem Schreibtisch des Gefängnisdirektors. „Und Nate, dein Anwalt hat einen Antrag eingereicht, dass du am Samstag entlassen werden sollst, dem Tag der Beerdigung. Dann kannst du bei deiner Familie und bei Connor sein, und ihr beiden werdet die Möglichkeit haben… ein gemeinsames Leben zu beginnen.“

Nate umklammerte das Stück Papier in seiner Hand, aber seine Augen sahen nichts. Ein gemeinsames Leben beginnen. Was ein Witz. Er konnte kein Leben neu beginnen.

„Da deine Anhörung für die bedingte Haftentlassung noch sechs Monate entfernt ist, haben wir Arrangements für dich und Connor getroffen.“ Greg legte eine weitere Akte in Nates Hand. „Es ist kein Präzedenzfall, aber es handelt sich um mildernde Umstände.“

„Die Richterin hat die Anordnung abgezeichnet, Herr Fellows“, sagte Lawrence.

„Das ist mir bekannt“, spie Greg aus. Er saß in dem Stuhl neben Nates und ihre Augen trafen sich. „Du wirst am Samstag entlassen, Nate. Aber nicht, um in der Welt herumzuwandern. Du wirst der Ranch Ewige Hoffnung zugeteilt, einer unserer Bewährungshilfeanstalten, oder auch RRC. Dort wirst du in den nächsten sechs Monaten deine Strafe absitzen.

„Ich habe mein Entlassungsprogramm noch nicht beendet“, sagte Nate.

„Die Ranch Ewige Hoffnung wird das mit dir beenden“, sagte Greg, seine Augen wurden tatsächlich sanfter, als er sprach. „Du wirst dort mit Connor leben und auf der Ranch arbeiten. Sie sind ein zuverlässiger Partner und sie haben einige unserer Männer in den letzten Jahren aufgenommen. Du wirst dort in sehr guten Händen sein.“

Nate fühlte sich, als ob jemand seinen ganzen Körper fest in ein Tuch gewickelt hätte und ihn mumifizierte. Er wusste nicht, was er sagen oder tun sollte.

Niemand hatte ihn gefragt, ob er entlassen werden und auf dieser Ranch Ewige Hoffnung leben wollte. Niemand hatte ihn gefragt – nicht mal Ward – ob er wollte, ob er dazu fähig war, die Sorge für einen vierjährigen Jungen zu übernehmen.

„Okay“, sagte Lawrence hinter ihm. „Sie ist hier.“

Die Leute im Raum bewegten sich und Nate drehte sich zur Tür, als sie jemand Neuen willkommen hießen. Er konnte sie durch ihre aneinandergedrängten Körper nicht sehen, was seinen Herzschlag nur beschleunigte.

Endlich teilte sich die Menge und die schönste Frau, die Nate je gesehen hatte, stand auf einmal vor ihm. Sie trug ein Paar Jeans, die nicht enden zu schien, da sie locker so groß war wie er und unendlich lange Beine hatte. Sie hatte glänzendes, fast kupferfarbiges Haar, welches ihr bis knapp unter die Schultern fiel. Ihre Augen hätten jede Farbe haben können, denn Nate konnte sie unter dem Schatten ihres Cowboyhutes nicht ganz erkennen.

Sie runzelte bei seinem Anblick die Stirn und sah dann wieder Lawrence an. „Nun? Spricht er? Es war eine lange Fahrt und ich bin schon müde.“

„Nate“, sagte Greg und half Nate, aufzustehen. „Das ist Ginger Talbot. Sie führt die Ranch Ewige Hoffnung und wir übergeben dich am Samstag in ihre Obhut.“

Nate war nicht sicher, ob er die Lotterie gewonnen hatte oder zum Tode verurteilt worden war. Angesichts des Grolls in Gingers Augen und der Art, wie sie ihre Arme verschränkte, anstatt ihm die Hand zu schütteln, hatte Nate genug Vorstellungskraft, um zu denken: Ich schätze, ich habe die Todesstrafe erhalten.

Er hatte auch keine Ahnung, wie man ein Vater war.

Und der Schmerz über Wards Tod strahlte weiter von ganz tief aus seinem Innern, schraubte sich nach oben und außen, bis er sich vorbeugte und nach Luft schnappte.

KAPITELZWEI

Ginger Talbot wusste, dass ihre Haltung und ihre kühle Frage sie wie die Eiskönigin erschienen ließen. Vielleicht war sie das auch. Wenn es um Männer wie Nathaniel Mulbury ging, musste sie es sein. Sie hatte mit einigen von ihnen über die Jahre gearbeitet.

Weil die Ranch Ewige Hoffnung eine allein weiblich getragene Institution war, nahm sie nur Gefangene in das RRC Programm auf, die nicht wegen Sexualstraftaten verurteilt worden waren.

Der Mann, der gerade gebeugt vor ihr saß und nach Luft schnappte, war ein Wirtschaftskrimineller. Sie hatte jeden Fall und jede Verurteilung gelesen, bevor sie zustimmte, die Gefangenen auf ihrer Ranch unterzubringen. Nathaniel war in einen Investmentbetrug von der Firma verwickelt, für die er drei Jahre lang gearbeitet hatte. Als dieser aufflog, mussten sich all, vom Manager im Obergeschoss bis hin zu der Sekretärin am Empfang im Haupteingang von Isotope Investments, den Konsequenzen stellen.

Ihr Herz klopfte in ihrer Brust, als sie sah, wie er zu atmen versuchte. Ihr war befohlen worden, ihn nicht anzufassen, aber ihre gutherzige, verständnisvolle Seite drängte Ginger, ein paar Schritte auf ihn zuzugehen. Sie ließ ihre Hände zur Seite fallen, dann hob sie eine und legte sie auf Nathaniels Schulter, im gleichen Moment, als die andere Frau im Raum sagte: „Nate, wir haben einen Drink für dich.“

Sie nahm die Plastikflasche mit Wasser von dem Mann, der losgegangen war, um sie zu holen, entgegen, und trat neben Ginger an Nates Seite. Sie legte ihre Hand auf seinen anderen Arm und die zwei Frauen flankierten ihn.

„Na komm jetzt“, sagte sie ruhig. „Du bist okay. Du bist für fünfzehnhunderteinundachtzig Tage hier drin gewesen.“

Nate setzte sich auf und drehte sich zu der anderen Frau, anstatt zu Ginger. Sie konnte ihn sich in einem Cowboyhut vorstellen, in einem Paar dunkler Jeans, mit Cowboystiefeln an seinen Füßen. Und er würde dann sogar noch besser aussehen, als er es jetzt schon tat.

Ginger verstärkte die Mauern um ihr Herz und ihren Verstand. Als sie ihre Hand von seiner Schulter fallen ließ, die plötzliche Abwesenheit der Hitze seines Körpers erregte sofort eine Art von Reue, die durch sie floss. Sie rollte in ihren Gedanken die Augen über sich selbst und fiel ein paar Schritte zurück.

„Danke, Ellen“, sagte Nate, seine Stimme sanft und leise, aber mit einer in ihr liegenden Kraft, die Ginger nicht benennen konnte. „Aber es sind zweiundachtzig Tage“, sagte Nate und nahm die Flasche entgegen. „Fünfzehnhundertzweiundachtzig.“

Der Schatten eines Lächelns huschte über das Gesicht der anderen Frau und sie trat ebenfalls zurück.

„Ginger“, sagte Lawrence, und sie zog sich den ganzen Weg bis an seine Seite zurück. Sie kannte ihn, weil sie die letzten zwei Tage, nach Ward Mulburys Tod, mit ihm gearbeitet hatte. Sie kannte den Gefängnisdirektor auch, aber dieser hatte sich noch nicht von hinter seinem Schreibtisch bewegt.

James Dickerson war kein kleiner Mann oder einer, der schwieg. Aber er hatte immer noch nicht gesprochen. Ginger beobachtete ihn und es war klar, dass der Mann mit seinen eigenen Gefühlen kämpfte. Sie sah wieder Nate an, der gerade trank und das Bild vor ihren Augen klärte sich. Diese Männer und Frauen hier am s taatlichen Gefängnisinstitut River Bay mochten Nathaniel Mulbury.

Nates Blick kreuzte ihren und die Luft in ihren Lungen gefror sofort. Einige lange Sekunden vergingen, bevor der Mann, der Nate aufstehen geholfen hatte, zwischen sie trat. „Wir stellen sicher, dass er am Samstag bereit ist, Frau Talbot.“ Er bedeutete ihr, den Raum zu verlassen, weil sie noch einiges mit seinem Bereichswärter zu besprechen hatten.

Ginger hielt Nates Blick für einen weiteren Moment stand, einen Herzschlag lang und dann trat sie aus der Tür, die Lawrence für sie aufhielt. Unten im Flur in einem anderen Raum ging sie zum Fenster und drehte sich um, um die beiden anzusehen, als sie hinter ihr hereinkamen.

„Ginger, das ist Gregory Fellows. Er ist Nates Bereichswärter.“ Lawrence stellte den anderen Mann vor, der eine Uniform trug, die seinen Status in der Vollzugsanstalt preisgab.

„Greg“, sagte der Mann und hielt ihr seine Hand entgegen. Sie schüttelte sie mit kurzem Druck und sah dann wieder zu Lawrence.

„Also?“, fragte der Anwalt. „Ist er akzeptabel für Ihr Programm?“

„Ja.“ Ginger hob ihr Kinn und wunderte sich, ob irgendjemand anderes, der mit der BOP arbeitete, so strenge Regeln dafür hatte, wen er aufnahm. Sie befahl sich selbst, nicht von ihnen abzuweichen. Sie musste ihre Freunde und Kollegen beschützen, genauso wie all die Besucher, die zu Ewige Hoffnung kamen.

Und dich selbst, dachte sie. Sie hasste die Tür, die in ihren Erinnerungen so leicht aufging. Ginger war nicht der Typ Frau, der den gleichen Fehler zweimal machte, und nur weil Nate gut aussah und dankbar für eine Flasche Wasser war, bedeutete das nicht, dass sie sich selbst erlauben würde, in den nächsten sechs Monaten mehr zu sein, als seine Bewährungshelferin.

Sie würde nicht mal das machen müssen. Das Büro der Gefängnisse, das BOP, würde alle paar Wochen jemand rausschicken und sie konnte sie jederzeit anrufen und Nate abholen lassen, wenn die Dinge einfach nicht funktionierten.

Das Bild des blondhaarigen Jungen ging ihr nicht aus dem Kopf. Nates Situation war sicherlich komplex und er war mit drei sehr großen Dingen innerhalb einer Zeitspanne von fünf Minuten konfrontiert worden. Auf einmal war Ginger froh, dass ihre verständnisvolle Seite sie zu ihm hatte treten lassen und ihm eine kleine Geste des Mitgefühls angeboten hatte.

Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, wie sie reagiert hätte, wenn eins ihrer Geschwister gestorben wäre und ihr Herz verkrampfte sich bei dem Gedanken.

„Ich glaube, Sie wollten ein paar Informationen über Nate“, sagte Greg und richtete einen der Stühle neben der Tür für sich aus. Er sank in die harte Rückenlehne des Stuhls und stiess einen langen Seufzer aus. „Er ist der Beste in dem Flügel – im ganzen Bereich. Wahrscheinlich von allen Bereichen hier.“

„Warum ist er dann nicht im Satellitencamp?“, fragte Lawrence. „Das hat sogar noch geringere Sicherheitsvorkehrungen als hier.“

Greg sah Lawrence an und dann Ginger. Er fuhr sich mit der Hand durch sein fast schwarzes Haar und seine Erschöpfung stand ihm direkt ins Gesicht geschrieben. „Er war für eine Weile im Satellitencamp. Neun Monate, vielleicht? Zehn. Aber es ist überbelegt, genauso wie hier, und wir brauchten ihn, um unsere Business- und Finanzklassen zu unterrichten.“ Er stieß einen weiteren langen Seufzer aus. „Also fragten wir ihn, ob er zu River Bay Low herüberkommen würde und er stimmte zu. Er hat zwei Jobs hier gemacht – er ist mein Büroassistent und er arbeitet außerdem halbtags für unsere Suizidwache.“

Überraschung regte sich in Ginger. Dieser Nathaniel Mulbury war wirklich der Beste der Besten. Sie hatte noch nie von einem Insassen gehört, der im Bereichsbüro mit dem Team arbeitete.

„Dank seines guten Benehmens“, sagte Lawrence und tippte auf seinem Handy, „werden wir ihn in fünf Monaten und zweiundzwanzig Tagen aus der Haft rausholen können.“

„Vielleicht sogar noch früher“, sagte Greg. „Er bekommt mehr Tage abgezogen für jeden Monat guten Benehmens. Er war nie in Schwierigkeiten in all der Zeit, die er hier war. Er hat die wenigstens Tickets von allen Insassen, die derzeit im River Bay sind, durch alle Sicherheitslevel und die, die er hat, sind für kleine Dinge wie nicht rechtzeitig in Aufstellung zu stehen oder seine Duschschuhe zu laut auf den Flur fallen zu lassen.“ Er sah zwischen Lawrence und Ginger hin und her.

„Wenn er so toll ist“, begann Ginger. „Warum konnten Sie ihn dann nicht rausboxen, Lawrence? Warum muss er die fünf Monate und zweiundzwanzig Tage überhaupt noch absitzen?“

Sein Bruder war gestorben.

---ENDE DER LESEPROBE---