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Der Post-Punk-Star Gavin ist wegen gesundheitlicher Probleme größtenteils im Ruhestand und kennt Ainsley Moore schon seit Jahren. Die beiden streiten sich gern über alles Mögliche, auch Musik. Als ihre gemeinsame Bekannte Cassandra ihren Plattenladen in Soho mit einem Crowdfunding retten möchte, schlägt Ainsley ein Benefizkonzert mit Gavins Band The Demonettes vor. Aber werden Ainsley und Gavin jemals über ihre Gefühle füreinander reden?
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Titelei
Playlist
Inhaltswarnungen
Ein Konzert für einen guten Zweck mit den Demonettes
Nachwort
Impressum
Ein Konzert für
einen guten Zweck
mit den Demonettes
Novelle
Amalia Zeichnerin
Playlist
Music – John Miles
Once in a Lifetime – Talking Heads
My Blue Supreme – Interpol
Heaven or Las Vegas – Cocteau Twins
What Difference Does it Make? – The Smiths
O Baby – Siouxie and the Banshees
Pictures of You – The Cure
Temptation – New Order
Stay – Vision Video
Blues in the Night – Woody Herman & His Orchestra
Link zur Playlistauf Spotifyhttps://bit.ly/playlist_D
Zu den InhaltswarnungenDie Inhaltswarnungen überspringen und direkt zur Novelle
Inhaltswarnungen
Sex (erwähnt, keine expliziten Szenen), Drogen (erwähnt), Alkohol (erwähnt), Queerfeindlichkeit (angedeutet), Covid-Infektion (erwähnt)
London, Juli 2023
Gavin
Gavin schlenderte durch die Straßen von Soho. Er kam an der Carnaby Street vorbei, in der es mehrere Boutiquen und andere interessante Läden gab. An ihrem Eingang gab es ein gebogenes Schild mit ausladenden bunten Großbuchstaben, die das Wort »Carnaby« bildeten. Dieses Schild spannte sich über die gesamte Straße, zwischen den beiden sich gegenüberstehenden Häusern.
In den 1980ern hatte Soho den Gothic Club schlechthin, das Batcave, beherbergt, in der Dean Street. Aber Gavin war damals noch zu jung gewesen, um dort aufzuschlagen und leider hatte der Club bereits nach drei Jahren wieder dichtgemacht.
Aber immerhin gab es noch die langjährig aktiven Gothic Clubnächte Slimelight in The Electrowerkz in der Torrens Street, oder Slimes, wie die Einheimischen sie liebevoll nannten. Für Goth- und sonstige alternative Mode, Accessoires und mehr stöberte er gern in den Läden in Camden Town. Darunter das beliebte Geschäft Cyberdog, das am Eingang über zwei hohe passende Figuren in einem futuristischen Look verfügte, die metallisch glänzten. Aber das war eher etwas für die Cyber-Goths, zumindest aus seiner Sicht.
Soho wiederum war ein ganz eigener Stadtteil weiter südlich, mit einem anderen Flair. In einem Schaufenster mit Designermode spiegelte Gavin sich. Er war komplett in Schwarz gekleidet. Es war nun einmal die Farbe der Gothic-Szene. Und wie immer trug er etwas Silberschmuck – einen Ring mit einem Totenschädel, einen Ohrstecker mit einer Fledermaus und noch mehr. Mittlerweile war er mit seinen Anfang Fünfzig ein Musikstar, der sich mehr oder weniger im Ruhestand befand, aber er legte noch immer viel Wert auf Stil. Er hatte sich wie immer die Fingernägel lackiert, an diesem Tag schwarz. Auch sein Haar färbte er noch immer schwarz, genau wie in seinen aktiven Tagen als Sänger und Songwriter der Post-Punk-Band The Demonettes.
Um nicht ständig von Fans umlagert zu werden, trug er seit langem eine Sonnenbrille. Im Sommer fiel das ja nicht weiter auf, außerdem gab es ihm auch ein Gefühl von Privatsphäre und Distanz, was in einer so überfüllten Stadt wie London sehr nützlich war.
Vor zwei Jahrzehnten hatte die Sonnenbrille nicht viel genützt, aber mittlerweile wurde er kaum noch von Fans angesprochen. Einerseits fand er das super. Andererseits verletzte es ein bisschen seinen Stolz, wenn er ganz ehrlich zu sich selbst war. Was er nicht verbergen konnte, war die kleine rote Tätowierung auf seiner rechten Hand, die das Logo seiner Band zeigte: ein »D« mit einem Horn am oberen, und einem dekorativ gebogenem Teufelsschwanz am unteren Ende.
Ein Jugendlicher ging vorbei, mit diesen kleinen Kopfhörern, die direkt in den Ohren verschwanden. So viel hatte sich geändert … Gavin war mittlerweile ziemlich desillusioniert von der Musikindustrie. Seit Beginn des neuen Jahrtausends war alles auf Streaming umgestiegen, erst auf Napster, dann auf Spotify und anderen Anbietern. Entsprechend waren auch die Käufe ihrer Alben eingebrochen und mit Spotify ließ sich nicht viel verdienen.
Als dieses Streamingportal groß geworden war, hatte Gavin sich eine Weile mit ihrem Manager und den anderen Bandmitgliedern herumgestritten, ob sie überhaupt auf dem Portal vertreten sein sollten, aber mittlerweile hatten sie sich geeinigt und waren anderen Post-Punks-Bands wie The Cure, Talking Heads und Cocteau Twins dort hingefolgt.
Und alles in allem konnte er sich nicht beschweren. Mit den Demonettes war er von 1993 bis 2019 aktiv und zunehmend erfolgreich gewesen. Dank der vielen verkauften Alben und ausverkauften Konzerttourneen der vergangenen Jahrzehnte hatte er sich ein Haus in Mayfair leisten können, in dem er allein wohnte.
Ihr Management hatte die Band und ihn Anfang des Jahres gebeten, länger aktiv zu sein, jetzt, da die Corona-Pandemie praktisch vorbei war. Aber Gavin hatte gesundheitliche Probleme bekommen, nachdem er im vergangenen Jahr eine schwere Covid-Infektion überstanden hatte. Long Covid war zwar nicht daraus geworden, ein großes Glück. Aber wochenlange Touren quer durch England, Europa oder USA waren keine Option mehr für Gavin. Zwei Ärzte hatten ihm dringend geraten, weniger zu arbeiten und auf seine Gesundheit zu achten.
Deshalb hatten sich Desirée und Eric inzwischen anderen Musikprojekten angeschlossen, Heath widmete sich einem Soloprojekt und die Band traf sich nur noch zu gelegentlichen Reunion-Konzerten in kleinen ausgewählten Clubs. Diese Konzerte waren stets ausverkauft, was Gavin mit Stolz erfüllte. Er hatte es noch drauf. Sie alle hatten es noch drauf.
Er fasste nach dem kleinen kupferroten Anhänger, dem er sich von einem befreundeten Juwelier hatte anfertigen lassen: Dieser zeigte ebenfalls das Bandlogo.
Gavin schob sich an einigen Passanten vorbei und erreichte die Hindsbury Street, die zu seinen Favoriten in Soho zählte. Dort gab es Cassandras Plattenladen Cassies Rarities, das vegane Café ihrer Lebensgefährtin Bethany und natürlich Ainsley Moores Antiquariat im Eckgebäude. Gavin mochte Ainsley gern. Sie hatten sich vor einigen Jahren im Plattenladen kennengelernt ...
Soho, März 2018
Gavin steckte seine Sonnenbrille weg und öffnete die Tür von Cassies Rarities. Er war hier sozusagen Stammgast, immer auf der Suche nach seltenen Platten. Gavin war mit John Miles einer Meinung, dass Musik seine erste Liebe sei und wohl auch seine letzte sein würde. Er liebte nicht nur Post-Punk, Dark Wave, EBM, Goth Rock und andere Gothic-Musikgenres, sondern auch Musik aus längst vergangenen Zeiten, wie Swing. Oder Oldies aus den Fünfzigern. Außerdem hatte er eine Schwäche für Blues.
Cassandra hatte sich unter anderem auf amerikanischen Blues und verschiedene Jazzströmungen aus den 1940ern bis 1950ern spezialisiert.