Ein kurzes Buch der kleinen Tode - Emily Margaret Walsh - E-Book

Ein kurzes Buch der kleinen Tode E-Book

Emily Margaret Walsh

0,0
3,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei Unsterbliche, die unterschiedlicher nicht sein könnten, laufen sich in den Jahrhunderten immer wieder bei historischen Ereignissen über den Weg. Ihre Liebesgeschichte wird episodenhaft und nichtlinear von Anfang bis Ende anhand prägender Schlüsselereignisse erzählt.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 38

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Index

Prolog

London, 06. November 1541

Paris, 08. Juli 1782

London, 13. Februar 1542

Paris, 09. Juli 1782

Paris, 16. Oktober 1793

Washington, 09. November 1963

Brüssel, 03. August 2018

Dallas, 21. November 1963

Brüssel, 03. August 2018

Montreuil, 04. Februar 2021

Prolog

Blut und Gold und eine Dahlie

Es war ein Schlachtfeld,

rote Stufen, keine Tür,

rote Hände, rote Böden,

keine Wände stehen mehr.

Es war ein Friedhof,

dunkle Gräber, tiefe Schatten,

dunkle Augen, dunkle Hoffnung,

tief begraben, was wir hatten.

Es war ein Mahnmal,

deiner Züge, meiner Schuld,

deine Lippen, deine Lügen,

verewigt in Granit und Gold.

Wir waren Feinde,

geprägt von Lügen und Verrat,

von Hass und Liebe nichts verblieben,

nur die Blume und ein Grab.

London, 06. November 1541

In den Gemächern der Königin brannte der Kamin. Katherine saß am Feuer, tief über einen Brief gebeugt. An ihrer Seite stand ein runder Beistelltisch mit einigen Papieren und einem halbleeren Weinkelch. Als sie fertig gelesen hatte stand sie auf, warf den Brief ins Feuer und widmete sich den anderen Papieren. Dann warf sie auch diese ins Feuer, stocherte noch ein wenig mit dem Schürhaken darin herum und warf einige Holzscheite nach. Die aufsteigende Glut wärmte ihr rosiges Gesicht. Katherine sah jung aus, doch das täuschte. Vieles an ihr täuschte. Von den pompösen, dunkelgrünen Röcken bis zu ihren zarten Händen, die aussahen, als hätte sie in diesem Leben noch keinen Tag Arbeit gesehen.

Sie seufzte schwer, bevor sie sich aufrichtete, zu dem Beistelltisch ging und den Rest Wein in einem Zug leerte. Von den Papieren waren nur noch einige verkohlte Ecken zu erkennen.

Selten noch ging Katherine in die Gemächer ihres Königs, doch heute war so ein Tag. Sie verabscheute ihn. Alles an ihm ekelte sie an. Die Tatsache, dass sie seine fünfte Frau war und das Wissen um das Schicksal ihrer Vorgängerinnen, schürten ihren Hass wie frischer Sommerwind einen Waldbrand.

Als sie das Zimmer ihres Gatten betrat, stand ihre Zofe bei seinem Bett. Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen, als sie die Königin sah. Ihr Name war Eliza. Ihre Haare waren zerzaust und der Saum ihrer Bluse gerissen. Tränen liefen über ihre geröteten Wangen. Als sie mit gesenktem Blick und unzählige Entschuldigungen murmelnd an ihr vorbei huschte, hielt Katherine sie am Arm fest.

„Vergebt mir, meine Königin“, flüsterte das Mädchen, doch Katherine schüttelte den Kopf und drückte ihren Arm fester.

„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen müsstest.“ Dann hob sie vorsichtig Elizas Kinn an, strich ihr die Tränen von der Wange und ließ sie los. „Geh.“ Eliza nickte und rannte aus dem Zimmer.

„Oh mein geliebter Henry.“ Den Blick voll liebevoller Sorge trat Katherine an sein Bett. Er war fett geworden, und alt.

„Meine Rose“, ächzte er, als würde seine Lunge nachgeben und Katherine drückte bei jedem rasselnden Atemzug die Daumen.

Schon bei ihrer Hochzeit war er so krank gewesen, dass er kaum hatte laufen können. Trotzdem hatte er länger durchgehalten als erwartet, länger als geplant. Doch am Ende spielte Zeit keine Rolle. Sie würde ihn überleben und dann war sie am Zug. Henrys Sohn war zu jung, um die Krone zu tragen und die Mutter war tot. Das machte Katherine zur rechtmäßigen Königin-Regentin.

„Versuch etwas zu schlafen“, säuselte sie und versuchte dabei seine Hand auf ihrem Busen zu ignorieren.

„Katherine.“

„Ich bin hier.“

Als er die Augen schloss schob Katherine seine Hand zur Seite und stand auf. Für einen kurzen Moment betrachtete sie ihren Ehegatten, ihren König. Voller Verachtung rümpfte sie die Nase. Dann wandte sie sich ab und ging. Sie hatte Wichtigeres zu tun, Vorbereitungen zu treffen. Pläne mussten geschmiedet und Allianzen geschlossen werden. All das für den Tag, an dem Henry der VIII. seine Augen nicht mehr öffnete.

Ihre Schritte hallten von den steinernen Mauern. Sie hatte ein Ziel: die Gemächer von Thomas Culper.

Paris, 08. Juli 1782

Leonard saß in der Ecke einer schlecht besuchten Kneipe über einen morschen Holztisch gebeugt. Vor ihm stand ein Krug Bier.

„Die Leute verhungern!“ Antoine schlug mit der Faust auf den wackligen Tisch und fuhr wild gestikulierend fort. „Kein Getreide“ Kein-“ Blablabla.

Leonard rieb sich die Augen. Das Alles hatte er schon tausend Mal gehört: Ungerechtigkeit, Widerstand, Revolution, am Ende waren Alle tot und die Ungerechtigkeit lebte weiter.