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Rick Tylor ist ein Profisportler. Plötzlich sieht er sich der größten Herausforderung seines Lebens gegenüber, denn ein Unfall wirft ihn aus der Bahn. Er droht an seinen inneren und äußeren Schmerzen zu zerbrechen. Wer oder was kann ihm noch helfen? Ohne seine Einwilligung nimmt ihn seine Verlobte Kris mit nach Nebraska. Dort lernt Rick das einfache aber ehrliche Leben der Cowboys und Farmer kennen. Doch nicht nur er macht eine Wandlung durch. Ohne es zu wissen, geschehen Dinge um ihn herum, die nicht nur ihn beeinflussen.
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Seitenzahl: 150
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Anne Woeller
Eine Ahnung von der Ewigkeit
Nebraska 2009
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel
1Roman
2Auf der Bühne des Lebens
3Das Erwachen im Krankenhaus
4Rückblick
5Nach dem Spiel
6Ruhezeit
7In der Zeitung stand
8Alleine und bald werde ich sterben
9Leere, die gefüllt werden möchte
10Die Fahrt in den Westen
11Ankunft
12Ein neuer Tag
13Brief von Kris an Henrik
14Eine kleine Flamme
15Apotheke
16Blickwinkel
17Prügelei mit Marshall
18Zurück nach Hause
19Standpunkt, Bewegung, Geschwindigkeit
20Hunger
21Auf der Ranch
22Brief von Kris an Henrik
23Alleine unterwegs, aber nicht einsam
24Der Tag danach
25Personenbeschreibung
26Danksagung
Impressum neobooks
Eine Ahnung von der
Ewigkeit
Nebraska 2009
Dieses Buch ist dem Menschen gewidmet, der mir bei meinem, diesem ersten Buch, sehr geholfen und an einem kalten Wintertag, eine Tasse Tee angeboten hatte, Gerhard B.
Des Weiteren widme ich dieses Buch den Menschen, die sich in Rick Tylor wiederfinden, oder eine ähnliche Situation erlebt haben.
»Genieße den Augenblick, gestalte ihn für Deine Zukunft.
Der Augenblick gehört Dir und ist das,
was du daraus machst und dir auf ewig bleiben wird.«
Jim B.
Zum Buch
Die Vorlage dieses Romans spielte sich in ähnlicher Weise im Staate Nebraska, USA ab. Die Charaktere sind beibehalten worden, die Handlungen frei erfunden. Es existiert das White Farmhouse, Breeze Point und die weite Landschaft Nebraskas, die in diesem Buch so schön beschrieben wird.
Rick Tylor ist Profisportler und sieht sich der größten Herausforderung seines Lebens gegenüber. Denn nach einem Unfall wird er aus der Liga entlassen und er droht an seinen inneren und äußeren Schmerzen zu zerbrechen. Wer oder was kann ihm jetzt noch helfen? Ohne seine Einwilligung nimmt ihn seine Verlobte Kris mit in die Nebraska Hills, wo er das einfache, aber ehrliche Leben der Cowboys und Farmer kennenlernt. Doch nicht nur er macht eine Wandlung durch. Ohne es zu wissen, geschehen Dinge um ihn herum, die er nicht beeinflussen kann.
Danksagung der Autorin
„Liebe Leserinnen und Leser,
ich bedanke mich bei der wunderbaren Gelegenheit, meine Geschichte mit euch zu teilen. Von Herzen möchte ich all den Menschen danken, die in so wunderbarer Weise an meinem Leben teilnehmen und mich täglich inspirieren. Ein ebenso großes Dankeschön geht an euch, liebe Leserinnen und Leser. Eure Begeisterung und Treue machen es möglich, dass dies nun die fünfte Auflage des Buches ist. Es ist mir eine große Freude, Euch auf eine Reise mitzunehmen, auf die Lebensreise von Rick und seiner Verlobten Kris. Ich wünsche Euch eine schöne Zeit beim Lesen dieses Buches.“
Prolog im Innern
Ab und zu bekommt man einen ‚faul ball‘ vom Leben zu geworfen. Ein ‚faul ball‘ ist im Baseball ein ‚fauler Ball‘, der mit seiner falsch geworfenen Richtungsschwankung und dem daraus resultierenden falschen Spielzug, sehr schwierig für den Schlagmann ist. Entweder, man wandelt solch einen ‚faul ball‘ mit einem gekonnten Schlag und etwas Glück dennoch in die richtige Richtung um, oder man hält inne und weicht solch einem Ball aus. Wenn man aber zum Schlag ausholt und diesen verpatzt, ist es ein ‚ball‘ und der Punkt geht an die gegnerische Mannschaft. Die Kunst im Leben ist, Situationen von vornherein richtig einzuschätzen und mit ihnen gut umzugehen. Manchmal überlegt sich ein Schlagmann in letzter Sekunde noch, ob er seinen Schläger durchschwingt, oder dem herankommenden ‚faulen Ball‘ ausweicht. Egal wie man der Situation begegnet, Hauptsache man erkennt die Situation und reagiert.
Wenn etwas im Leben gefährlich sein kann, dann ist es der Stillstand. Denn nichts auf dieser Welt steht still. Alles ist in Bewegung. Das erfuhr auch Rick Tylor. Allerdings erst, als ihm das Schicksal einen ‚fall ball‘ zuwarf.
Was heißt schon Erwachen?
Rick versuchte, seine Augen zu öffnen. Für einen kurzen Augenblick hörte er deutlich, wie jemand seinen Namen rief: »Rick! Rick!« Das Leben kam langsam wieder in seinen Körper zurück. Es schmerzte. Er schmerzte. Alles schmerzte. Seine Augen waren schwer und er konnte sie kaum zum Öffnen zwingen. Er blinzelte. Aber das elektrische Licht war ihm zu grell. Er versuchte sich zu entspannen. Langsam gelang es ihm, wieder etwas zu spüren.
Er lag in einem Bett. In einem sehr schmalen Bett, wie er erschrocken feststellte. Seine Arme berührten die Kanten. Seine Finger ertasteten eine Halterung, die fest an seinem Bett befestigt war. Sie umgab ihn wie eine hohe Mauer.
Ein Gefängnis. Keine Flucht möglich.
Er bewegte seine Arme, um zu spüren, wie hoch die Festung war. Aber seine Arme waren schwer wie Blei. Was war nur los?
Was war passiert? War er denn wirklich hier, oder war es nur ein Traum? Er wollte sich auf die Absturzsicherung stützen, aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Er rutschte wieder zurück ins Bett. Unkoordiniert warf er sich umher.
Leere.
Seine Augen klebten wieder zusammen und er rang nach Luft. Jemand hielt ihn fest und drückte seine Arme schwer auf die Brust.
Stillstand. Rick bemühte sich, seinen Atem wieder zu finden. Was war nur geschehen? Ein leises Rauschen nahm er im Hintergrund wahr. Erst war er sich nicht sicher, ob es in seinem Kopf rauschte, oder ob es tatsächlich von außen kam. Dann aber kam ein leiser Piepton hinzu, der in regelmäßigen Abständen einen schrillen Ton von sich gab. Er erkannte dieses Geräusch. Er hatte es schon einmal gehört, bloß wo?
»Wo bin ich?«, brachte er leise über seine trockenen Lippen. Immer wieder drang eine tiefe Stimme zu ihm durch. Es rief jemand seinen Namen: »Rick! Da bleiben!«
Dann vernahm er nur noch gedämpfte Stimmen. Er kniff die Augen schmerzhaft zusammen und hielt inne. Es war ihm, als befinde er sich tief im Wasser. Über ihm die hellen Strahlen der Sonne, die an der Wasseroberfläche neckisch tanzten. Er konnte sie genau sehen. Sie sahen so schön aus. In allen Farben glitzerten sie und verlockten ihn die Oberfläche zu durchbrechen, um zu ihnen heraufzukommen. Immer wieder beugte sich jemand über diese funkelnde Wasseroberfläche. Mit verzerrter Grimasse versuchte dieser jemand zu ihm vorzudringen.
»Nur nicht schlafen«, dachte Rick.
Aber im gleichen Augenblick fragte er sich, warum er das eigentlich dachte. Er spürte, wie das Blut durch seinen Körper floss, durch sein Herz gepumpt wurde und wieder durch den gleichen Kreislauf pochte. Der Kreislauf des Lebens.
Bewegung.
Da war noch etwas in ihm, er spürte es. Es war das Leben selbst. Das gefühlte Wasser um ihn herum schien durch seine Poren in seinen Körper zu dringen. Schmerzhaft versuchte sein Blut, den gleichen Weg nach außen zu nehmen.
Alles strebt nach Ausgleich.
Für einen Augenblick konnte sich Rick nicht mehr vom Wasser unterscheiden. Er war es selbst, was ihn dort umgab. Sein Körper verschmolz völlig mit seiner Umgebung und wandelte sich in eine Einheit, die mit allem verbunden schien. Er war nicht mehr getrennt vom Wasser, sondern wurde ein Ganzes mit einer Vereinigung, die ihn zu verzehren drohte. Sein menschlicher Körper wurde identisch und folgte dieser vollkommenen Einigkeit.
Ausgleich.In diesem Gefühl lag eine tiefe Zufriedenheit. Sein Körper entspannte sich. Ein endloses Glücksgefühl durchströmte ihn, in einer nicht greifbaren Geschwindigkeit. Rick versuchte, daran festzuhalten. Aber je mehr er dieses Gefühl zu erzwingen versuchte, desto schmerzhafter wurde es.
»Bleibe hier!«, flehte er und verlangte nach diesem Zustand, so fest, dass es seine Zellen zu zerquetschen drohte. Sein Körper fing an sich zu verkrampfen und es war nicht auszuhalten. Rick versuchte aufzutauchen und schlug wild mit den Armen um sich.
Auftauchen. Bloß auftauchen.
Der Krankenpfleger und die Ärzte waren sichtlich bemüht, ihren Patienten im Bett und ruhig zu halten. Während sie Ricks Arme und Beine festhielten, lächelte einer der Ärzte über seine Schulter zu Kris, die erschrocken am Fenster stand: »Da steckt noch viel Leben drin, wenn einer so zappeln kann.«
Kris nickte nur betroffen.
Zwei Wochen früher
Das Baseballstadium war ausverkauft. Die Zuschauer standen vor Begeisterung von ihren Plätzen auf und klatschten erwartungsvoll ihrem Helden zu, der nun auf das Spielfeld gerufen wurde. »Rick! Rick!«, riefen sie wie aus einem Munde.
Manche grölten dazu und riefen anheizende Sprüche. Rick nahm elegant seinen Baseballschläger auf und trabte auf das beleuchtete Spielfeld. Die Anspannung, die auf ihm lastete, konnte man dem Profibaseballspieler nicht ansehen. Er klopfte sich gelassen den Sand von den Schuhen und wischte sich mit der freien Hand über das Gesicht. Er war am Schlag. Vier Punkte fehlten ihnen zum Sieg. Die Bases waren voll besetzt. Seine Spielkameraden warteten ungeduldig auf den Schlag, um loszurennen und siegen zu können. Ihre Augen fixierten jede seiner Bewegungen. Sie wussten, dass Rick einer der besten war, aber konnte er dem Druck standhalten und wieder einen Homerun schlagen?
‚Drei Läufer im Feld‘, dachte Rick.
‚Mit mir sind das vier Punkte. Damit hätten wir gewonnen. Dieses Mal muss ich den Ball wieder über den Zaun schlagen, dann gewinnen wir. Einfach so weit wie möglich den Ball wegschlagen und wir sind fertig hier.‘
Rick erreichte die Homebase, wo er sich zum Schlag bereit aufstellte. Er visierte den Pitcher an. Mit einem Bein grub er sich für einen sicheren Stand eine Mulde in den Sand.
Den Baseballschläger umfasste er mit lockerem, aber dennoch sicherem Griff. Er schwang ihn, zum Schlag bereit, nach oben. Er hatte den perfekten Stand. Nicht nur im Augenblick auf diesem Spielfeld, sondern bezogen auf sein ganzes Leben.
Er war Profibaseballspieler und auf dem Weg nach ganz oben. Er verdiente jetzt schon eine Menge Geld und sein nächster Profivertrag war ihm sicher. Die Frage war nur, für welches Team er sich entscheiden sollte.
Sich dessen bewusst, lächelte er den Pitcher an. Seine Augen trugen den Ausdruck tiefer Rechtschaffenheit. Er gehörte hierher. Das war er. Rick Tylor. Profibaseballspieler. Held der jungen Sterne an einem sternenklaren Firmament.
Er konzentrierte sich auf den Ball, den der Pitcher in der Hand hielt. Die tobenden Zuschauer nahm er nicht mehr wahr. Er hörte nur noch den Schiedsrichter, der laut ‚play ball‘ rief.
Der Pitcher nickte kurz seinem Catcher zu und versuchte Rick genauso anzuvisieren, wie er es mit ihm tat. Doch das gelassene und dennoch hochkonzentrierte Gesicht von Rick Tylor irritierte den Pitcher deutlich. Nervös schaute dieser zu seinem Coach, der ihm mit Handzeichen versuchte zu beruhigen. Rick konnte sich ein amüsiertes Lächeln nicht verkneifen. Der Pitcher versuchte locker zu wirken und ließ seinen gefürchteten Wurfarm lässig vor sich her baumeln. Es ging um alles in diesem Spiel.
‚Ruhig, ganz ruhig‘, dachte Rick, während er den Ball nicht aus den Augen ließ. Dieser Sieg würde ihn in die Profiliga katapultieren. Schon jetzt wurde Rick Tylor als Profispieler teuer gehandelt. Sämtliche Profiteams setzten ihre Scouts auf ihn an. Er konnte ihre Blicke spüren. Sie saßen irgendwo im Stadion und beobachteten ihn mit einem Block und einem Stift in der Hand, auf dem sie akribisch all seine Bewegungen festhielten.
Alle Augen im Stadion waren nun auf ihn gerichtet und Rick genoss diese Aufmerksamkeit in vollen Zügen. Es ging nicht nur darum, den Ball so weit wie möglich zu schlagen, sondern auch mit dem Druck umzugehen, der auf den Spielern lastete. Die Fans verlangten von ihnen ihre Erwartungen Wirklichkeit werden zu lassen. Die Sponsoren wollten ihre Verträge erfüllt haben und die Trainer forderten stets volle körperliche Leistung und zu jedem Augenblick diese abrufen zu können. Rick hatte diese Spannungen nie negativ genommen. Im Gegenteil, er liebte diesen Leistungsdruck. Es war etwas los auf dem Spielfeld. Genau das Gegenteil von Langeweile. Für ihn war es immer noch ein sportliches Event und er war einer der glücklichen die hochbezahlt wurden, um auf den Sportplatz zu gehen und mit seinen besten Freunden Bälle hin und her zu werfen. Er war schon als Kind einer der besten Spieler und an diesem Tag, war er der Hoffnungsträger für einen glorreichen Sieg. Er genoss dieses Gefühl. Bewusst atmete er ein und aus, ohne den konzentrierten Blick vom Ball zu nehmen.
‚Schnell durchschwingen. Schnell, aber doch besonnen. Unterscheiden können zwischen einem Strike und einem Ball.‘
Die Anweisungen seines Trainers kannte Rick im Schlaf. »Er wird erst einen fehlerhaften Ball werfen, um dich zu irritieren«, hatte er ihm gesagt, »sei vorsichtig, aber auch mutig! Hau den Ball einfach über den Zaun! Einfach so wie immer!«
Obwohl so viel Druck auf Rick lastete, kam in ihm eine gewisse Gleichgültigkeit auf. Das war seine Geheimwaffe, denn es entspannte ihn und so konnte er seine Gedanken einfach nur auf diesen Moment konzentrieren. Besonnen und entspannt. Die Gleichgültigkeit war kein Desinteresse, sondern erlaubte ihm ein befreiendes Gefühl zu genießen, das ihn beruhigte und seine Bewegungen und Gedanken ohne Nervosität und Herzklopfen beeinflusste. ‚Es gibt nur mich und diesen Moment und es macht mir so viel Spaß hier zu sein. Ich bin genau am richtigen Ort zur richtigen Zeit.‘
Zack! Der Pitcher warf einen Curveball. Dieser flog eine Kurve beschreibend, direkt in die strike zone. Rick zuckte nur ein wenig, führte aber absichtlich keinen Schlag aus.
»Strike One!«, schrie der Schiedsrichter hinter ihm. Rick löste sich aus seiner Schlagstellung und klopfte nochmal den Sand von den Schuhen ab. Eine Bewegung die er immer wieder gerne vollzog. ‚Da hat sich der Coach wohl geirrt. Aber den ersten lass‘ ich fast immer durch.‘
Rick schwang den Baseballschläger bedrohlich vor sich hin und her, hielt den Griff fest in seiner Hand und stellte sich wieder in Schlagposition. Der Pitcher nahm seine Bewegung ebenfalls wieder auf.
Alles zurück auf Anfang. Der Ball wurde geworfen.
Der darauffolgende Moment erschien Rick wie in Zeitlupe. Er sah, wie der Ball die Hand des Pitchers verließ und in gerader Linie auf ihn zukam. Langsam drehte sich der Ball um die eigene Achse, während er an seiner Flugbahn auf Rick stetig zunahm. Der Ball schien den Raum zu durchschneiden. Mit festem Griff holte Rick mit seinem Schläger aus, um ihn gleich darauf dem Ball entgegenzuschwingen. Der Ball prallte daran ab. Der Schläger zwang den Ball unmissverständlich zum Richtungswechsel und katapultierte ihn weit über das Spielfeld hinaus. Er flog ins unerreichbare Nirgendwo.
»Homerun!«, schrien die Schiedsrichter und die ausgelassene Zuschauermenge aus einer Kehle. Eine Feuerwerksrakete wurde am Ende des Stadions gezündet und knallte laut, während sie den Goldregen versprühte. Rick lächelte, seine Augen strahlten. Die Menge tobte. Die Euphorie beherrschte das Stadion.
»Mein Homerun!«, schrie Rick den Schiedsrichtern amüsiert zurück und trabte gelassen, die Bases eines nach dem anderen ab, um an der Homebase mit seinen Mannschaftskameraden zu ausgelassenen Siegesrufen auszuholen. Sie hatten gewonnen.
Die Euphorie war auch noch auf der Siegesfeier ungebremst. Fremde Leute, die Rick nie zuvor gesehen hatte, schüttelten ihm die Hand und beglückwünschten ihn. Der Schampus floss in Strömen. Die Glückwünsche hörten nicht auf. Ricks Karriere als Profispieler stand in diesem Augenblick nichts mehr im Wege.
»Du hast es mal wieder spannend gemacht.«
Rick lächelte und nickte, »den ersten lass‘ ich immer durch.«
»Rick!«, rief einer von der Seite ihn an, »hier meine Karte, ich bin Marketingexperte und würde sie gerne für ihre zukünftigen
Werbeauftritte beraten.«
Ein kurzer Handschlag, mit Übergabe der Visitenkarte und der Mann war auch schon wieder in der Menschenmenge verschwunden, da er von den anderen um Rick herum, weitergeschoben wurde.
»Um dich herum wird es bald ziemlich eng werden.«
»War es das nicht schon immer?«
Rick flüchtete auf einen der Barhocker und versuchte dort Platz zu nehmen. Der Barkeeper klopfte ihn, von hinten auf die Schulter und beglückwünschte ihn.
»Toller Schlag. Genießen sie den Augenblick? Hier reißen sich die Leute um sie.«
Rick ließ sich diese Aufmerksamkeiten wohl gefallen. Dennoch zog es ihn zu seinen Spielkameraden, die an der Bar saßen und Talisker Whiskey tranken.
»Die Saison ist vorbei, jetzt endlich können wir wieder die guten Sachen trinken.«
»Ich habe schon genug. Ich werde mich langsam auf den Heimweg machen.«
»Ach, komm schon. Das ist dein Abend heute. Freu dich doch, wenn sich jeder um dich schlägt.«
»Das tue ich ja.«
»Denke dran, wie schnell können sich Augenblicke verändern. Darum genieße jeden Moment in vollen Zügen.« Rick sah seinen Spielkameraden schräg von der Seite an: »So poetisch, Bradey? Und das schon vor Mitternacht?«
»Ich mein‘ ja nur, Rick. Sportler haben eine steile und oftmals kurze Karriere.«
»Ich weiß.«
Zu später Stunde hatte Rick von den Feierlichkeiten genug. Er wollte nach Hause zu seiner Verlobten.
»Halt! Warte!«, rief einer seiner Spielkameraden. Henrik trat auf Rick zu, der schon in der Türe stand. Er zog einen Baseball aus der Tasche. Bedächtig hielt er ihn Rick entgegen. Während ihn beide ehrfürchtig betrachteten, sagte er: »Das ist dein Homerunball! Der hat dich nach ganz oben katapultiert, mein Freund. Herzlichen Glückwunsch! Tolles Spiel.«
Mit einem gekonnten Wurf und einem ebensolchen Fang wechselte der Ball seine Besitzer. Rick hielt ihn lächelnd in der Hand. Dann steckte er ihn schnell in seine Jackentasche, um sich gleich weiter an ihm festzuhalten.
»Und?«, fragte Henrik, »hat sich etwas in eurer Beziehung verändert, seitdem du und Kris verlobt seid?«
Rick schüttelte den Kopf.
»Wir kennen uns schon mehr als 11 Jahre. Da gibt es meistens auch nach der Verlobung keine bösen Überraschungen mehr.«
Sie lächelten einander an und Rick verabschiedete sich.
Das Taxi fuhr rasant über die Brooklyn Bridge. Der Taxifahrer blickte immer wieder verlegen in den Rückspiegel, bis er schließlich doch noch schüchtern nach einem Autogramm fragte. Rick unterschrieb gerne auf dem alten Pappbecher, der ihm entgegengehalten wurde.
»Darf ich den Stift behalten?«
»Sie dürfen alles, Mr. Tylor.«
Vor einem bescheidenen Reihenhaus hielt das Taxi an und Rick ging hinein. Kris kniete gerade über einer weißgrundierten Leinwand und führte gekonnt erste Pinselstriche darüber. Als sie Rick bemerkte, ließ sie alles fallen und sprang ihm in die Arme.
»Dein Homerun war klasse!«, strahlte sie.
Liebevoll schaute er sie an und sie erwiderte seinen Blick. Wie sehr er dieses Lächeln liebte.
»Warum bist du nach dem Spiel gleich nach Hause gefahren?«
»Damit du ungestört mit deinen Kameraden feiern kannst. War es denn lustig im Clubhouse?«
»Ach, früher war es irgendwie spaßiger. Heutzutage sind viel zu viele andere Leute mit dabei und man kann nicht mehr ausgelassen feiern.«
»Warum nicht?«
»Weil du deinen zukünftigen Managern nicht gerade zeigen willst, wie du in Feierlaune aussiehst.«
Sie strahlte ihn mit ihren blauen Augen an.
»Du siehst immer noch so aus wie damals.«